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Die Kleidung mochte noch so elegant, die Manieren noch so geschliffen, die Worte noch so fein gewählt sein, für Janus gab es keinen Zweifel: Dies war ein Ort, an dem sich Raubtiere versammelt hatten – oder zumindest solche, die sich dafür hielten oder so gesehen wurden. Eine so große Anzahl an Sith, gemischt mit den oberen Zehntausend des Imperiums, musste ohne Zweifel die größte Ballung von Skrupellosigkeit, Ehrgeiz und Stolz sein, und mit einem schmalen Lächeln erinnerte sich der blasse Graf daran, dass es keinen Platz in der Galaxis gab, an dem er in diesem Augenblick lieber gewesen wäre. Er gehörte hierher, ins Herz der Finsternis, die Schaltzentrale weltlicher Macht, und elegant wie ein Firaxa-Hai auf Manaan bewegte sich Janus durch die Reihen der Würdenträger, Speichelleckern, Lords und Ladies, jene, die Einfluss besaßen, und jene, die nach ihm strebten. Stets hatte der aalglatte Sith ein charmantes Wort, ein gewinnendes Lächeln, eine geistreiche Bemerkung oder ein adrettes Kompliment zur Hand, aber wer wirklich sorgfältig hinsah, wer einen Blick hinter diese Maske riskieren wollte und konnte, dem war es vielleicht möglich, zu erkennen, dass das Lächeln des Aristokraten niemals seine Augen erreichten.
Es war ihm einerlei, ob er für seine Ziele Hände schütteln oder Hälse zudrücken musste, für Janus existierten andere Lebewesen nicht auf der selben Ebene wie er. Ihr Leben oder Sterben, Glück oder Unglück, war für den ehrgeizigen Lord nur insofern relevant, als es seinen Ambitionen dienlich war, und würde einer dieser Gäste just in diesem Moment durch sein Wirken oder das eines anderen tot zu Boden stürzen, würde dies ihn emotional nur so sehr tangieren wie ein verschüttetes Glas Wein – vermutlich sogar bedeutend weniger. Waren diese Kreaturen, die ihn umgaben, denn wirklich real im klassischen Sinne? Für einen Augenblick wurde das Lächeln des weißhaarigen Fastmenschen ein wenig schmaler, und er entschied, sich eine kleine Ruhepause zu gönnen, bevor er sich wieder unters Volk mischen würde. Es war bisweilen doch etwas anstrengend, diesen leeren Hüllen das Gefühl zu vermitteln, er wäre in irgendeiner Form einer von ihnen. Subtile mentale Beeinflussung und sein natürliches Charisma teilten die Menge, wie Wasser, das zur Seite gedrückt wurde, und Janus fand sich in angenehmer Ruhe wieder, ein Glas in der Hand und den Blick auf die tanzenden Marionetten gerichtet. Manchmal war es schwer, zu verbergen, wie sehr sie ihn anwiderten – aber ein wahrer Sith verlor niemals die Beherrschung, es war eine Frage des Stolzes.
Allzu lange währte die relative Isolation des Grafen nicht, ein subtiles Kräuseln in der Macht verriet, dass sich jemand näherte, und Janus spürte neugierige Augen auf sich ruhen. Der vortrefflich in Schwarz und Rot gekleidete Dunkle Lord verzog keine Miene, sein glattes Lächeln blieb an Ort und Stelle, und er verschränkte lediglich einen Arm hinter dem Rücken, als er sich einen Schluck seines erlesenen Getränks gönnte und abwartete. Natürlich streckte er vorsichtig seine Machtsinne aus, um ein Bild von dem Lebewesen (Thatawaya)zu bekommen, das ihn schon geraumer Zeit beobachtete und sich nun offenbar entschieden hatte, sich vorzustellen. Als sich die Kreatur auf die letzten Meter genähert und das Wort an ihn gerichtet hatte, schenkte auch Janus ihr schließlich huldvoll seine Aufmerksamkeit. In tadelloser Haltung, den Kopf leicht erhoben und von den Zehen bis zum Haupt ganz der generös-charmante Herrscher, als der er sich präsentierte, quittierte er die Begrüßung und Frage der Unbekannten mit einem huldvollen Nicken und nahm sich kurz die Zeit, um diese neue Bekanntschaft diskret zu mustern. Eine vage humanoide Gestalt, zwei Beine, zwei Arme, ein Kopf, eher klein, die Federn und der Kamm auf dem Kopf legten eine evolutionäre Verwandtschaft mit Vögeln nah. Janus versuchte, die Spezies genauer einzugrenzen. Eine Fosh vielleicht? Über diese Art war wenig bekannt und sie waren ein seltener Anblick in der Galaxis, die Beschreibung passte allerdings hervorragend. Nach allem, was dem Grafen bekannt war, wurde diese Spezies als intelligent eingestuft, und das Wesen vor ihm schien zu verbaler Kommunikation auf Basic fähig. Damit war es schon einigen weit voraus und nahm in der Hierarchie der Arten immerhin einen Platz nicht ganz unten ein. Allerdings konnte Janus sich selbst gegenüber so ehrlich sein, dass er den kulturell gewachsenen Speziesmus seiner Heimatwelt Taris und des Imperiums zwar verinnerlicht hatte und als überaus nützlich empfand, es schlussendlich aber nicht so sehr eine Frage der Abstammung war, ob jemand höherwertig oder minderwertig war. Die Frage war vielmehr: Handelte es sich bei der Person um Janus Sturn oder nicht?
Angesichts der Kleidung der Unbekannten und des Funkens Macht in ihrer Aura kam der Dunkle Lord zu dem Schluss, dass es sich um eine Sith handeln musste, eine Schülerin vielleicht. Was natürlich das Rätsel aufwarf, zu wem genau sie gehörte, aber das ließ sich ja herausfinden. Janus ließ noch einen Atemzug verstreichen, suchte dann Augenkontakt und deutete eine höfliche Verneigung an, sein Lächeln einladend und seine Stimme glatt und ruhig, als er antwortete.
„Ich grüße Euch und bin erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Ihr habt die Ehre, das Wort an Graf Janus Sturn, Dunkler Lord der Sith und Inquisitor Seiner Majestät Darth Allegious, möge Seine Herrschaft ewig währen, zu richten. Diese Feierlichkeiten finden nicht exklusiv zu meinen Ehren statt, sondern um die heroischen Taten und Erfolge von Darth Zion zu feiern und all jene zu würdigen, die unserem Imperium mit Mut und Hingabe dienen.“
Janus machte eine Kunstpause und sein Lächeln wurde ein Spur breiter, weiße Zähne blitzten auf, als er in einer eleganten Geste den Raum umfasste und sich dann wieder gänzlich auf die Person vor ihm konzentrierte.
„Zu meinem Bedauern ist mir nicht bekannt, mit wem ich das Vergnügen habe. Bitte, seid so freundlich, das zu ändern. Es zählt zu meinen liebsten Tätigkeiten, neue Gesichter kennenzulernen. Ganz besonders, wenn sie Teil des Ordens sind.“
Für einen Moment dehnte der Dunkle Lord seine Präsenz in der Macht etwas aus, ließ seine Gegenüber Zeuge der Macht und der Herrlichkeit werden, über die er mit solcher Leichtigkeit gebot. Sie wollte wissen, mit was sie es zu tun hatte. Das war schließlich nur...gerecht.
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