Bastion - unterirdischer Laborkomplex im Sithorden, Sektion A ? eigenes Quartier ? Lidia
Ziemlich lange hatte sie wach gelegen. Mindestens vier Mal hatte sie die Einwegspritze aus dem kleinen Etui unter der Bettdecke in die Hand genommen und wieder weg gelegt. Mindestens zehn mal war sie in Gedanken den Plan durchgegangen, den sie nach dem Besuch von Lord Allegious gefasst hatte. Und wiederum mindestens einhundert Mal spukte ihr das Gesicht dieses ehemaligen Sturmtrupplers durch den Kopf.
Immer wieder wälzte sie sich von der einen Seite auf die andere, rastlos, ruhelos und öffnete dann endlich zum fünften Mal das Etui mit dem kostbaren Inhalt. Erst jetzt, kurz bevor die Flüssigkeit durch ihre Venen fließen sollte, ebbte ihre Rastlosigkeit ab und machte Platz für die Vorfreude auf die erlösende Wirkung der Droge. Mit den für einen Junkie typisch zittrigen Fingern entnahm sie eine Ampulle, zog eine Spritze auf und fand nach einigen Schwierigkeiten endlich doch eine geeignete Stelle zwischen ihren Zehen des rechten Fusses und setzte sich einen Schuss.
Die Zeit reichte gerade noch aus, um die Spritze wieder herauszuziehen, um etwaigen Verletzungen im Drogenrausch vorzubeugen, bevor sie ins Reich der Träume drifftete.
Bunte Spiralen, wirre Gedankenknäuel und schemenhaft verwischte Bilder überschwemmten Lidias Gehirn und überforderten ihre Wahrnehmung. Hilflos ihren Körper ausgeliefert, musste sie fassungslos mit ansehen, wie sich die erhoffte Erleichterung zunehmend in einen Alptraum verwandelte. Ein Gesicht, überzogen mit glänzendem Metall blickte mit glühenden Augen auf sie herab, während ihr allmählich die Kehle zugeschnürt wurde. Panisch begann sie um sich zu schlagen, glaubte sich schreien zu hören, bis ihr aufgrund der ausbleibenden Luftzufuhr die Stimme versagte. Dann wurde alles schwarz um sie herum ....
Wie lange sie so gelegen und geschrieen hatte, wusste sie nicht. Es konnte sich um Minuten oder gar um Stunden gehandelt haben. Es konnte auch sein, dass sie äußerlich vollkommen ruhig geblieben und kein Laut über ihre Lippen gekommen war. Lidia hoffte letzteres, als sie schweißgebadet aufwachte. Doch schon im nächsten Moment erkannte sie, dass ihre Hoffnung vergeblich gewesen war. Im dämmrigen Licht der auf Nachtruhe gedimmten Beleuchtung fand sie sich zusammen gekrümmt auf dem Boden liegend wieder. Das Bett neben ihr war vollkommen zerwühlt und das gesamte Zimmer einigermaßen durcheinander und verwüstet. Dass sie um sich geschlagen hatte, war kein Traum gewesen und dass ihr die Luft weggeblieben war, wohl auch nicht, denn ihr Hals war wie ausgetrocknet und schmerzte. Schließlich fiel ihr das unkontrollierte Zittern auf, welches ihren Körper inzwischen befallen hatte. Nur unter größten Anstrengungen war es ihr möglich aufzustehen. Immer wieder musste sie sich irgendwo abstützen, damit ihr die Beine nicht einknickten. Wimmernd rollte sie sich wieder in ihrem Bett zusammen und versuchte die Bettdecke um sich herum zu schlingen, um den Tremor wenigstens ein wenig einzudämmen, aber es wollte ihr nicht gelingen. Erst eine gute halbe Stunden später, kurz nachdem das Zittern in schmerzhafte Krämpfe übergegangen war, war der Spuk vorüber und Lidia wieder uneingeschränkte Bewegungsmöglichkeit gegeben.
Aber nur, um etwas anderem Platz zu machen: Furcht und beklemmende Angstzustände legten sich wie kalte, unbarmherzig zudrückende Finger um ihren Leib und beraubten sie erneut ihrer Handlungsmöglichkeiten. Kalter Schweiß rann ihr den Rücken herunter und bildete sich auf ihrer Stirn. Das war der Zeitpunkt, an dem die sonst so starke Wissenschaftlerin kapitulierte. Stummes Entsetzen ergriff Besitz von ihr und ihre Lippen formten einen Ruf nach Hilfe, den sie wieder runterschluckte, bevor ein hörbarer Laut nach außen dringen konnte. Sie war gerade noch klar genug, um zu begreifen, dass sie dann womöglich Alarm ausgelöst hätte und das wollte sie unter allen Umständen vermeiden.
Irgendwie hatte sie es dann geschafft, ihren vor Furcht gelähmten Körper in die Senkrechte zu stemmen und sich zur Tür zu schleppen. Mit zittrigen Händen entriegelte sie den Zugang zu ihrem Quartier und irrte schwankend durch den Flur des kleinen Gesamtkomplexes. Sie war auf der Suche nach etwas, nach jemanden ? aber das wurde ihr erst bewusst, nachdem sie denjenigen gefunden hatte. Weder in seinem Quartier, noch in den restlichen Räumlichkeiten der abgeschlossenen Einheit hatte sie ihn gefunden. Fündig wurde sie ausgerechnet in dem Raum, der ihm allerwenigsten zugesprochen hatte und der ihn so schmerzlich an sie erinnert hatte. Dort nun hatte sie ihn angetroffen ? Sheldon, eingeschlummert auf dem zerbeulten Stuhl, den der Sith durch die Gegend geschleudert hatte. So friedlich wirkte er, so vollkommen rein und gut ? und sie so schmutzig....
?Hilf mir!?
flüsterte sie zaghaft, während sie sich ihm torkelnd näherte. Zu schön erschien ihr sein junges Gesicht, geradezu heilig sein Antlitz. Vorsichtig tastend fand sie einen Platz vor dem Stuhl, zu seinen Füßen rollte sie sich zusammen und war dankbar für die Nähe, die sein warmer Körper neben ihr ausstrahlte. Doch das wohlige Gefühl, welches sie auf der Stelle durchströmte, währte nur kurz. Ihr Körper machte sich bereit für ein neue Welle, mit der die Droge ihren Körper überspülte - doch diesmal war es nur eine tiefe Dunkelheit, die sie mit offenen Armen empfing. Aufgrund der nachlassenden Konzentration des Wirkstoffes in ihrem Blut, waren es jetzt nur wenige Krämpfe, die ihren geschwächten Körper durchzuckten, bevor sie dann endlich zur Ruhe kam und in einen traumlosen, einer Ohnmacht nicht unähnlichen,tiefen Schlaf überging....
Bastion - unterirdischer Laborkomplex im Sithorden, Sektion A ? Freizeitraum ? Lidia mit Cris