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[Bastion | Sith-Orden | Gänge | Janus, Leto Fel und Chiffith, Cyrus und einige Jünger

Zu Janus Zufriedenheit stimmte ihm sein Schüler was die Vorteile einer unorthodoxen Sichtweise auf die Galaxis anging. Im Unterschied zu den gewöhnlichen Wesen, die Fel passend als Banthaherde bezeichnete verfügten sie über die Gabe ihre Umgebung wahrhaft grundlegend zu verändern, und auch über den dafür notwendigen besonderen Blickwinkel. Höflich lächelte der Graf dem Rothaarigen zu und nickte leicht.

„Ganz genau. Wir sind in der Lage das große Ganze zu überblicken und uns nicht von der Masse niederdrücken zu lassen.“

Auf das Lob des Sith-Kriegers für Fels passende Beleidigung für die Jedi reagierte der Würger mit einem dünnen Lächeln und schien geschmeichelt. Janus Lächeln und glatter Gesichtsausdruck blieben unverändert, aber seine grünen Augen wurden fast unmerklich eine Spur schmaler. Sein Schüler schien aufgrund seines Lobes zu glauben das er etwas besonderes war und gesagt hatte.

Innerlich lächelte der blasse Halb-Echani angesichts dieser Täuschung. Der Würger von Taris hatte eben nichts neues oder revolutionäres über den Jedi-Orden verkündet, aber der Graf hatte ihm dieses Gefühl gegeben und jetzt sonnte sich Fel sicherlich in seiner Weisheit. Bestimmt war sich der rothaarige Mensch auch bewusst das er niemals ein Jünger gewesen war und hielt sich daher für besonders wertvoll. In gewisser Weise stimmte das auch, aber nicht alles war so wie Janus Schüler glaubte.

Wenn es etwas gab das dem schlanken Fastmenschen besonders viel Freude bereitete dann war es andere Lebewesen zu manipulieren. Es war so einfach und doch so komplex, Fel beispielsweise würde er mit Lob und Wohlwollen überhäufen bis der Würger glaubte weit über anderen Schülern und selbst seinem Meister zu stehen. Es war nützlich seine Untergebenen in dem Glauben zu lassen das ihm etwas an ihnen lag und sie besonders waren. Und die mit Janus Hilfe wachsende Arroganz des Würgers würde ihn davon abhalten eine echte Bedrohung für ihn zu werden.

Kurz glitt der Blick des Sith-Kriegers hinüber zu Chiffith. Auch für den grauen Wurm hatte er Pläne. Er würde mit Gefälligkeiten wie der Hilfe beim Bau des Lichtschwerts dafür sorgen das der Lamproid ihm verpflichtet war und den riesigen Jäger dazu nutzen seine Faust zu sein, sein Helfer fürs Grobe. Wenn er dem anderem Sith nur genügend Leckerbissen in Form von Aufmerksamkeit, Hilfe und Ausbildung zukommen ließ würde Chiffith daran Geschmack finden und diese Unterstützung nicht mehr missen wollen.

Versonnen lächelte der in einen eleganten dunkelblauen Anzug gekleidete Sith vor sich hin. Wenn er seine Position im Orden festigen und ausbauen wollte, dann brauchte er dafür Helfer und Diener mit besonderen Fähigkeiten. Natürlich würde er auch versuchen Pakte mit gleichrangigen und höher stehenden Sith zu vereinbaren und darauf achten das auch seine Ressourcen außerhalb des Ordens nicht versiegten, aber jetzt galt es die beiden Sith neben ihm in seine Pläne einzubinden. Was war ein König ohne Hof, was ein General ohne Armee ? Leise flüsterte der Graf vor sich hin als die durch die düsteren Gänge liefen.


„Und so fängt es an…“

Murmelte er an sich selbst gerichtet und lächelte wie über einen stummen Scherz. Erst die nächsten Worte seines Schülers rissen ihn aus seinen Überlegungen, der Würger schien über Janus Warnung bezüglich der Jünger nachgedacht zu haben und war zu dem Schluss gekommen das es vielleicht eine gute Idee war sich präventiv um die besonders gefährlichen Exemplare zu kümmern. Janus lächelte vor sich hin und starrte in den dunklen Gang, seine Stimme leise und selbstsicher.

„Das ist eine gute Strategie, Fel. Je früher man weiß wer einem gefährlich werden kann, desto früher kann man diese ausschalten und so das Risiko minimieren. Achtet darauf, Euch nicht zu viele Feinde gleichzeitig zu machen und denkt daran, dass der Feind Eures Feindes nicht Euer Freund ist, aber zumindest ein nützliches und entbehrliches Werkzeug.“

Erwiderte der Graf auf die Überlegungen des Würgers, der sich auch weiterhin Gedanken über die theoretische Natur der Macht machte und seinen Wissensdurst kaum verbarg, er versprach allerdings das er allein schon aufgrund der Umstände ja dazu gezwungen sein würde die Macht auch praktisch anzuwenden. Bestätigend nickte der Sith-Krieger dem rothaarigen Mörder zu.

„Solange Ihr mir treu dient werdet Ihr alles Wissen bekommen das Ihr wollt, Fel. Und Ihr werdet noch viel, viel mehr lernen, das verspreche ich Euch. Die Macht ist nicht das einzige worin ich Euch unterrichten kann. Ich freue mich schon darauf zu sehen wie Ihr die Macht zum ersten Mal bewusst einsetzt. Es ist ein ganz besonderer Moment.“

Versprach Janus und sein Lächeln wurde eine Spur breiter. Er wusste recht wofür sein Schüler die Macht einsetzen wollte, aber solange er sich an die Regeln hielt und sich auf die Jünger konzentrierte war er gewillt dem Würger gewisse Freiräume zu gewähren. Ein Diener war meist dann besonders loyal wenn er glaubte bestimmte Freiheiten zu besitzen oder sich verdienen zu können.

Im Gegensatz zu seiner Begeisterung für die Macht schien der rothaarige Würger von Lichtschwertern nicht viel zu halten, er meinte dass diese Energieklingen kitschig seien und ihre Opfer viel zu leicht und schnell töteten, wohingegen Fel kalten Stahl bevorzugte. Amüsiert lachte Janus auf und sein Lachen hatte wie seine Stimme einen gewissen düsteren Nebenton, wie auch sein schiefes Grinsen.


„Nun, jedem das seine, mein Schüler. Aber glaubt mir eins: Ein Lichtschwert tötet nicht zwingend schnell und leicht. Wenn Ihr am Ende Eurer Ausbildung selbst eins besitzen werdet, dann werdet Ihr mir das glauben. Wenn Ihr Pech habt vielleicht schon früher. Ihr könnt von Glück reden das ich Euch davon abgehalten habe Euch mit Brianna anzulegen. Sie hätte Euch in Stücke geschnitten und das sogar noch ohne böse Absicht. Was glaubt, was ein Sith mit einem Lichtschwert alles tun kann ?“

Janus merkte sich die Aversion seines Schülers gegenüber Lichtschwertern. Wer eine derart mächtige Waffe aus purem Sadismus ablehnte und stattdessen lieber ein Messer nutzte unterschätzte die Möglichkeiten eines geübten Lichtschwertkämpfers ganz erheblich. Sicher, mit der Energieklinge gab man sich automatisch als Jedi oder Sith zu erkennen, aber das konnte Vorteil wie Nachteil sein. Als pragmatisch veranlagter Mensch konnte der Graf ebenso mit einem Blaster oder einem Stahlschwert umgehen, mit letzterem sogar sehr virtuos. Aber wirklich faszinierend war nur das Lichtschwert, es öffnete im wahrsten Sinne des Wortes neue Türen.

Als sie vor dem fremden Jünger (Cyrus) standen und ihn neugierig betrachteten fragte sich der Graf woher dieser blasse Arkanianer wohl kam und warum er hier war. Die Hände des Fremden waren angespannt, er war also klug genug vorsichtig zu sein. Nach Janus höflicher Begrüßung rechnete der Graf zumindest mit einer Verbeugung, eigentlich sollte der Jünger jedoch auf die Knie sein und vor Dankbarkeit zittern das sich ein höherrangiger Sith für ihn interessierte.

Stattdessen verharrte der leichenblasse Jünger in seiner Haltung und stellte sich lediglich knapp als Cyrus vor und bestätigte das er neu hier. Höflich lächelte Janus und rechnete spätestens nun mit einer unterwürfigen Geste, aber es gab lediglich eine gewisse unangenehme Pause, dann zuckte der Akanianer mit den Schultern und meinte lässig das er keine Ahnung habe wie das hier ablief, er sprach Janus mit du an und fragte nicht sonderlich eloquent ob der Graf einer dieser Sith-Krieger sein. Die Stimme des Grafen war eine Spur kälter geworden und sein Lächeln wirkte plötzlich deutlich weniger höflich.


„Das Ihr keine Ahnung habt wie es hier im Orden abläuft ist recht offensichtlich.“

Tadelte der schlanke Fastmensch und schüttelte missbilligend den Kopf. Noch bevor der Sith-Krieger etwas weiteres sagen konnte kroch Chiffith an Cyrus heran und begutachtete den weißhaarigen Jünger aus der Nähe, stellte dann zischend sich selbst und die beiden anderen Sith vor und begann Cyrus zu umkreisen. Janus Stimme hatte einen gewissen amüsierten Klang, aber sein Gesichtsausdruck verriet davon nichts.

„Nun, damit hätten wir die gegenseitige Vorstellung hinter uns gebracht. Nicht so wie es mir beigebracht wurde, aber es scheint auch zu funktionieren. Wer hätte das gedacht.“

Meinte Janus trocken und funkelte Cyrus mit seinen grünen Augen als wäre der Jünger ein Jedi-Meister der es gewagt hatte den Sith-Krieger zu beleidigen. Chiffith war erstaunlich gesprächig, der Lamproid erklärte dem Jünger knapp, aber dank zwei anderer bedauernswerten Gestalten recht anschaulich wie man sich als Neuling bei den Sith zu verhalten hatte. Lobend nickte der Graf dem Wurm zu.

„Das hätte ich nicht besser ausdrücken können, Chiffith. Nun, in mehr Worten vielleicht, aber die Fakten bleiben gleich.“

Der schlanke Halb-Echani mit dem rabenschwarzen Haar ging davon aus das Cyrus diese Erklärung brav akzeptieren würde, aber da hatte er sich offenbar getäuscht. Ganz offensichtlich hatte der Arkanianer ein Autoritätsproblem, er wagte es Chiffith als Wurm anzusprechen und verkündete arrogant das er niemanden diente und er sich nicht für derartige Arbeiten hergeben würde, ihn interessiere nur was andere ihm beibringen konnten. Geradezu herausfordernd meinte Cyrus das ihn der Lamproid eher töten und fressen sollte und schloss diese Tirade mit der saloppen Frage ab wie es denn nun weiterging.

Janus lag bereits eine angemessene Erwiderung auf der Zunge, aber Chiffith war schneller, der Lamproid schlängelte sich hinter Cyrus und knurrte drohend das Cyrus dienen würde, denn er war schwach, und die Schwachen dienten den Starken. Für seine Verhältnisse in vielen Worten verkündete der graue Wurm das Cyrus einer der Schwachen war und ohne Berechtigung verlangte das ihm ein Starker helfen sollte. Der Graf war angesichts der Unverfrorenheit dieses Jüngers noch immer irritiert und fragte sich ob Cyrus einfach nur unglaublich dumm war oder noch etwas in der Hinterhand hatte.

Der weißhaarige Arkanianer schien nicht allzu sehr an seinem Leben zu hängen, denn anstelle auf Chiffiths Belehrungen angemessen dankbar zu reagieren meinte er das es ihm egal sei ob ihn andere für stark oder schwach hielten, ihm ging es offenbar nur seine Freiheit und schien der Meinung zu sein das er für Aufgaben wie das Herumtragen von Geräten zu wertvoll war, ihm ging es nur darum Wissen zu erwerben. Janus fragte sich ob des dem Jünger auch einerlei war wenn der Lamproid ihn für diese Worte und das Ausspucken tötete und dieser Gedanke erheiterte den Grafen etwas, auch wenn er sich vor allem über die Arroganz dieses Jünger ärgerte.


„Und mein Therapeut meinte, ich wäre größenwahnsinnig. Eindeutig eine Fehldiagnose. So langsam glaube ich das es berechtig war ihn aus seinem Büro im 15. Stock zu werfen. Bei diesem Jünger hier wäre er vermutlich sogar von alleine gesprungen. Was meint Ihr, Fel ?“

Kommentierte Janus die Tirade des blassen Jüngers Cyrus und ließ offen ob er scherzte, drohte oder eine tatsächliche Begebenheit erwähnte, sein Lächeln und seine Stimme ließen alle drei möglich erscheinen. Der Würger war seinen Worten zuvorgekommen und trat nahe an Cyrus heran, der Graf konnte den Zorn seines Schülers in der Macht deutlich spüren. Fel machte unmissverständlich deutlich das das Dasein eines Jüngers aus Unterwerfung bestand und sich Cyrus seine Einstellung schleunigst abschminken sollte, der Rothaarige verwies auf die dünne Spur Blut an der weißen Robe von Cyrus und machte klar wie dumm es war einen Sith-Krieger derart respektlos anzusprechen.

Zufrieden verschränkte Janus die Arme hinter dem Rücken, sein Schüler hatte diese Lektion bereits verstanden. Fel drohte Cyrus noch einmal und wandte sich dann ab, nur um unvermittelt sein Knie zwischen die Beine des blassen Jüngers zu rammen und ihm einen donnernden Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, was Cyrus zu Boden schickte. Überrascht und dennoch amüsiert verfolgte der Sith-Krieger wie sich Fel aufrichtete, seine Mordlust war unverkennbar und er zischte das das Cyrus durch die Hand des Würgers von Taris sterben würde und machte sich auch gleich daran dies in die Tat umzusetzen.

Demonstrativ unbeteiligt lächelte Janus kurz zu Chiffith hinüber und warf dann einen Blick auf sein Chrono, ganz so als würde er im Stau stecken und darauf warten das der Verkehr wieder fahren durfte. Er fragte sich wie lange Cyrus noch leben würde, die Aura des Jüngers wurde in Fels unerbittlichem Würgegriff schwächer und schwächer. Doch dann geschah etwas interessantes, seine letzten Reserven nutzend bäumte sich der Arkanianer wieder auf, versuchte Fel wegzudrücken und schaffte es dann mit schier übermenschlicher Kraft den Würger über sich zu werfen und so dem Würgegriff zu entkommen. Der Rothaarige hatte allerdings kaum Schaden genommen und rollte sich gelenkig und agil ab, bereit dem Jünger den Rest zu geben der einige stolze Worte hervorkrächzte und sich keuchend und zitternd an der Wand abstützte.

Der Würger jedenfalls hatte noch nicht genug, geschickt sprang er los und schlug dem blutenden Cyrus in die Magengrube, diesmal jedoch schlug der Jünger zurück und traf Fel mit dem Kopf an der verletzten Stelle des Gesichts. Schmerz waberte durch die Macht als Janus Schüler aufschrie. Cyrus setzte nach und traf den Würger in die Brust, zornig setzte sich Fel zur Wehr und riss den Arkanianer an seinen weißen Haaren zu Boden.

Der Sith-Krieger spürte eine gewisse Besorgnis, er wollte nicht das sein Schüler sein Leben und seine Gesundheit unnötig aufs Spiel setzte. Dafür hatte er zuviel in den Würger investiert. Gebieterisch hob der die Hand, sein Gesichtsausdruck wurde schlagartig ernst und er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die Arme demonstrativ selbstbewusst hinter dem Rücken verschränkt erklang seine autoritäre Stimme mit dem unverwechselbaren Akzent der tarisanischen Oberschicht.


„Genug.“

Seine Anweisung bestand aus einem einzigen, unmissverständlichen Wort. Ruhig, aber mit Stahl in der Stimme und laut genug um sich der Aufmerksamkeit der beiden sicher zu sein sprach Janus weiter, seine grünen Augen fest auf die beiden gerichtet.

„Beeindruckend. Sehr beeindruckend. Ein unerwarteter und geschickter Angriff, Fel, und eine Rettung in letzter Sekunde unter Einsatz der Macht durch Euren Gegner, mein Schüler. Aber das reicht jetzt. Lasst Euch dies eine Lehre sein, Cyrus. Mein Schüler könnte Euch mit Leichtigkeit töten, und er besitzt nur einen Bruchteil meiner Macht. Chiffith hier könnte Euch selbst ohne die Macht in Stücke reißen. Wenn Ihr leben wollt und eines Tages selbst mächtig sein wollt, dann werdet Ihr Euch den Regeln des Ordens unterwerfen. Wir Sith verzeihen weder Schwäche noch Aufmüpfigkeit. Und jetzt habe ich genug meiner wertvollen Zeit mit einem Jünger verschwendet, der zwar Potenzial hat und gut kämpfen kann, aber vermutlich morgen schon tot sein wird weil er sich für etwas besseres hält. Kommt, Chiffith. Und für Euch, Fel, suchen wir später eine bessere Beute. Im Moment solltet Ihr Euch schonen. Ihr seid zu wertvoll um bei einer Prügelei mit einem Jünger Hals- und Beinbruch zu riskieren.“

Mit einem überheblichen Lächeln machte der elegant gekleidete Graf auf dem Absatz kehrt nachdem er Cyrus einen letzen Blick zugeworfen hatte und setzte sich dann in Bewegung. Der Jünger würde nun entweder endlich begreifen wie die Dinge hier liefen, oder er würde wohl noch vor morgen tot sein. Egal was, dem Sith-Krieger war es herzlich gleichgültig. Seine Pläne duldeten keine Trödelei oder Verschwendung.

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Cryus konnte es in dem einen Auge sehen, dass Fels Wut und Hass auf seine Person nur gewachsen war. Seine Empörung und vor allem Mordlust sprangen ihm förmlich aus den Augen. >>Würder von Taris<<, dachte der Arkanianer, dessen Sinne mit jeder verstrichenen Sekunde wieder zurückkehrten und er sich ein klareres Bild von all dem machte, was um ihn herum geschah. Es war davon auszugehen, dass Fel einen weiteren Angriff starten würde und auch die Beistehenden machten nicht gerade den Anschien, als wollten sie eingreifen. Cryus sah ein, dass er einen solchen Kampf nicht lange durchhalten würde. Er war geschwächt und eine weitere effektive Aktion seines Gegners konnte ihm das Leben kosten. Hinzu kam, dass er nur instinktiv kämpfte. Zwar hatte man ihm auf Arkania die Grundlagen des Kampfes beigebracht, doch das war nichts. In einem echten Kampf, so wie dieser einer war, kam man damit nicht weiter. Hier half einem nur Überraschung, Kraft, Schnelligkeit und Gerissenheit. Da Fel unglücklicherweise die Initiative ergriffen hatte und diese auch vorzüglich zu nutzen verstand, blieb ihm selber nicht viel mehr übrig, als auf seine Chance zu lauern und einfach möglichst lang durchzuhalten. Was schließlich auch sein Plan war. Schließlich startete der Rotschopf einen weiteren wütenden Angriff. Eine Faust versank in seiner Magengrube, von mehrere Male zuvor an diesem Tag und auch wenn der Schmerz diesmal nicht weniger unangenehm war, so war der Arkanianer diesmal zu Mindest vorbereitet. Geistesgegenwärtig verpasste er Fel eine Kopfnuss auf seine verhüllte Gesichtshälfte in der Hoffnung dass das, was er darunter verbarg schmerzen verursachen würde. Glücklicherweise tat es das und auch wenn noch immer seltsame Muster sein Blickfeld trübten, Cryus nutzte die Gunst der Stunde und versuchte seinen verzweifelten Angriff fortzusetzen. Ein ungenauer, doch harter Schlag sollte sich bei seinem Gegenüber revanchieren, doch im Gegensatz zu ihm, verstand Leto anscheinend etwas vom Kämpfen, wenngleich er abgelenkt von der Kopfnuss nicht gänzlich imstande war den Schlag abzulenken. Etwas abgedämpft traf der Arkanianer sein Gegenüber an der Brust, was so frontal leider kein gutes Ziel abgab. Durch die neuerliche Anstrengung begann sich Cryus Welt jetzt auch noch zu drehen und als wäre das noch nicht genug, packte Fel seine Haare und zog ihn zu Boden. Unglücklich schlug der Arkanianer mit dem Kopf auf dem Steinboden auf, dass er für einen Moment das Gefühl verspürte das Bewusstsein zu verlieren. Dies setzte jedoch nicht ein... unglücklicherweise, dachte er, denn so müsste er mit ansehen, wie dieser jämmerliche Mensch sein Leben auslöschte. So kam es aber nicht. Ein Wort, dass für Cryus nur in weiter Ferne erschallte unterbrach den Kampf und zu seinem Glück fügte sich sein Gegner und entfernte sich von ihm.

"Beeindruckend. Sehr beeindruckend. Ein unerwarteter und geschickter Angriff, Fel, und eine Rettung in letzter Sekunde unter Einsatz der Macht durch Euren Gegner, mein Schüler. Aber das reicht jetzt. Lasst Euch dies eine Lehre sein, Cyrus. Mein Schüler könnte Euch mit Leichtigkeit töten, und er besitzt nur einen Bruchteil meiner Macht. Chiffith hier könnte Euch selbst ohne die Macht in Stücke reißen. Wenn Ihr leben wollt und eines Tages selbst mächtig sein wollt, dann werdet Ihr Euch den Regeln des Ordens unterwerfen. Wir Sith verzeihen weder Schwäche noch Aufmüpfigkeit. Und jetzt habe ich genug meiner wertvollen Zeit mit einem Jünger verschwendet, der zwar Potenzial tat und gut kämpfen kann, aber vermutlich morgen schon tot sein wird weil er sich für etwas besseres hält. Kommt, Chiffith. Und für Euch, Fel, suchen wir später eine bessere Beute. Im Moment solltet Ihr Euch schonen. Ihr seid zu wertvoll um bei einer Prügelei mit einem Jünger Hals- und Beinbruch zu riskieren."

Während Janus sprach, verharrte Cryus auf dem Boden. Keuchend senkte sich sein Brustkorb auf und ab, während der Blutstrom aus seiner Nase durch die erhöhte Regenrationsfähigkeit langsam verebbte. An seiner Stelle hatte sich jedoch ein ebenso blutende Platzwunde an seiner Stirn aufgetan, die beruhigend pulsierte, während sich der Akranianer von den Strapazen sammelte. Fel war stark, erfahren und das hätte Cryus von einem Menschen nicht erwartet. Wenn das nur ein Bruchteil der Macht Janus' war, dann hatte er diese Lektion durchaus verstanden. Noch etwas zittrig wischte sich Cryus ein wenig Blut aus dem Gesicht und massierte sich kurz die Nasenwurzel, ehe er sich umständlich erhob. Mit seinen leeren Augen blickte er den dreien hinterher. >>Macht<<, dachte er, langte nach seinem Beutel und schickte sich an ihnen zu folgen.

Was Cryus jetzt tat kostete ihn weit mehr als nur viel Überwindung. Es war förmlich ein Krieg, den Verstand und Stolz ausfochten und so sehr es an ihm nagte versagt zu haben, gab er noch lange nicht auf. Wenn es nun einmal so war, dass man sich unter den Sith mit Förmlichkeiten aufzuhalten pflegte, dann würde sich der Arkanianer eben fügen... denn sterben war keine Option. Nicht nach all dem. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, ging Cryus an den beistehenden Jüngern vorbei, die ihn mit großen Augen anstarrten. Für sie interessierte er sich nicht, nur für Janus. Schließlich war er nicht dumm und weiter diesen Kurs zu fahren, nachdem er seinen Standpunkt offengelegt hatte, würde ihm nur noch mehr Schwierigkeiten einbringen. Folglich war eine Änderung der Strategie angebracht. Eine etwas subtilere Methode, um Gunst zu gewinnen. Sollte man doch von ihm glauben, man hätte ihn unter Kontrolle, er hätte sich unterworfen und würde dienen. So lange Cryus nur von diesem Verhalten profitierte, solange sollte es sein Geheimnis bleiben, was er wirklich von diesen Leuten bisher hielt. Sicherlich, der Arkanianer maß sich nicht an alle Sith zu kennen, doch sie waren bisher alle gierig darauf anderen zu zeigen, wer hier die Macht besaß und sie waren zufrieden, wenn man diese Macht nur gebührend würdigte... Ob von oben ... oder von unten... von seinem Standpunkt. Solange Cryus noch die Kontrolle über seine Umgebung behielt und im weitesten Sinne für sich entscheiden konnte, solange würde er dieses Spiel spielen. Doch das sollte sein Geheimnis bleiben. Mit einem schiefen, verstohlenen Grinsen näherte er sich erneut der Gruppe, in dessen Nähe es plötzlich verschwand. Stattdessen setzte der Arkanianer eine neutrale Miene auf, aus der man nichts herauslesen konnte.


"Entschuldigt das ungebührliche Verhalten.", begann er räuspernd und in seiner Stimme lag ein etwas weniger durchdringender Klang als zuvor, was ihn nicht mehr so sicher wirken ließ... eher ein wenig mehr unterwürfig, "Mir ist nun bewusst, dass ihr mehr Macht besitzt, als ich zunächst angenommen hatte. Dennoch bin ich auf der Suche nach einem Mentor, einem Lehrer, der mir etwas beibringen kann. Wäre es möglich euch zu begleiten. Ich bin mir sicher, es würde mir gut tun im Bezug auf Wissen und Fähigkeiten, wenn ich euch begleite."

Cryus machte einen aufrichtigen Eindruck. Sein Auftreten zeigte nicht zu übermäßig Unterwürfigkeit, doch zeigte sie, dass er augenscheinlich sich die Worte des Sith-Kriegers zu Herzen genommen hatte.


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Nachdem er Cryus gesagt hatte, was er zu sagen hatte, war für Chiffith die Sache erledigt. Er hatte dem Humanoiden klarzumachen versucht, wie die Dinge hier liefen. Der Rest war sein eigenes Problem. Man lebte nicht lange im Tempel, wenn man sich nicht seinem Rang entsprechend benahm, und der Lamproid hatte nicht das geringste persönliche Interesse daran, dass dieser Fremde überlebte und die Chance erhielt, ein Sith zu werden. Ebenso wenig hatte er allerdings einen Grund, ihn anzugreifen und zu töten. Das versprach keine Befriedigung. Und im Widerspruch zu dem, was Janus seinem Schüler gesagt hatte, hatte er eher die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer toleriert wurde, vielversprechende Kandidaten und nützliche Diener ohne triftigen Grund umzubringen. Zu seiner Zeit als Jünger hatte ein wütender Aufseher ihm diese Lektion schmerzlich beigebracht, als sein Jagdverhalten offenkundig geworden war. Auf der Basis dieser Erfahrungen und der Tatsache, dass er Besseres zu tun hatte als sich weiter mit diesem Fremden auseinanderzusetzen, wollte er sich bereits abwenden. Doch die Lage wurde auch ohne sein Zutun interessanter.

Leto Fel teilte offenbar Chiffiths Ansicht nicht. Weder was das Töten von Anwärtern anging, noch in Bezug darauf, dass das Schicksal dieses Wesens eigentlich völlig unbedeutend war. Der Würger schien es sich zur persönlichen Aufgabe machen zu wollen, dem Weißhäutigen die nötige Demut beizubringen - eine Lektion, die er selbst erst kürzlich und noch lange nicht vollständig gelernt hatte. Ein Widerspruch, den Lamproid mit innerlichem Kopfschütteln zur Kenntnis nahm. Aber Cryus konnte ja nicht wissen, wie leer die Worte des rothaarigen Menschen waren, der es an Arroganz und Größenwahnsinn sicherlich mit ihm aufnehmen konnte und selbst erst noch zeigen musste, dass er zum Dienen in der Lage war. Dass er den Anwärter angriff, schien eher der Befriedigung seiner eigenen Gelüste zu dienen als dem Nutzen seines Meisters oder dem Wohl des Ordens.

Die Attacke erfolgte schnell und präzise - gemessen an den Möglichkeiten eines Humanoiden. Chiffith glaubte, dass er in der Lage gewesen wäre, den Schlag kommen zu sehen und rechtzeitig darauf zu reagieren, doch der Arkanier hatte diese Möglichkeit nicht. Zudem stellten die außenliegenden Genitalien eine der größten Schwachstellen männlicher Humanoider dar, und Fel machte sich diese Schwäche zunutze. Schon nach dem ersten Angriff sah es so aus, als wäre der Fremde bereits besiegt, doch dann wendete sich das Blatt. Nachdem die Überraschung und der erste Schlag verdaut waren, setzte Cryus sich mit beachtlicher Stärke zur Wehr. Im Verlauf des kurzen Gefechtes zeigte sich, dass der Weißhäutige nicht zum ersten Mal kämpfte und dass seine Kräfte und Reflexe für einen Humanoiden recht hoch waren. Dennoch stand der Sieger bereits fest. Schon mit seiner ersten Attacke hatte der Würger den Kampf für sich entschieden. Wäre Janus nicht eingeschritten, hätte Leto Fel sicherlich gewonnen, und man sah ihm an, dass er es auch zu Ende gebracht hätte. Wenn es ein Wesen im Tempel gab, das noch blut- und mordgieriger war als der zum Jäger geborene und von rohem Fleisch lebende Lamproid, dann war es dieser unscheinbare, doch nicht zu unterschätzende Rotschopf.

Aber der Graf pfiff seinen Schüler zurück. Chiffith wunderte sich darüber, dass es diesem gelang seinen Blutrausch zu bezähmen, um seinem Herrn zu gehorchen. Es war definitiv das Glück von Cryus. Doch wahrscheinlich wusste dieser das Geschenk des Lebens gar nicht angemessen zu schätzen. Ob er die Lektion verstanden hatte und sich künftig seinem Rang entsprechend verhalten würde, war fraglich, doch die Antwort interessierte den Lamproiden auch nicht. Als Janus sich abwandte, begleitete er diesen sofort.


»Wann erfüllt Ihr Euer Versprechen?« zischelte er. »Jetzt gleich?«

Doch bevor der Graf zu einer Antwort ansetzen konnte, zog Cryus wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Er war schnell wieder auf die Beine gekommen. Sein Gewand war mit Blut besudelt und sein Gesicht wirkte nicht mehr so edel wie vor der harten Schlägerei gegen Fel. Zu Chiffiths Überraschung wirkte er nun aber wesentlich demütiger als zuvor und entschuldigte sich für seine Anmaßung. Wie aufrichtig die Beteuerung war, spielte keine Rolle - niemand war gern und aus voller Überzeugung Jünger. wichtig war nur, dass diesen Platz akzeptierte und dementsprechend verhielt, bis er sich die nächste Stufe der Rangordnung erstritten hatte. Dafür war es immerhin ein guter Anfang. Ob die Beteuerung Janus gnädig stimmte und Leto mit dem Lernfortschritt seines unfreiwilligen Studenten zufrieden war, würden sie wohl in Kürze zeigen.

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Wie eine Peitsche aus Eis fuhr Janus‘ Stimme durch den erhitzen Geist Fels. Schlagartig war alle Kampfeslust gekühlt, der Würger unterworfen durch die unterstütze Macht des Denkers, der die ganze Zeit Sturm gegen die mentale Mauer seines Wirtes gerannt war. Wie eine Salzsäule stand Fel über seinem bleichen Kontrahenten, bereit ihm die jämmerliche kleine Kehle einzutreten, doch mit einem winzigen Aufbäumen von Autorität hatte Janus gesprochen und Fel wie mit einem verbalen Eimer kalten Wassers übergossen.

DU VERDAMMTER IDIOT! Du hast uns blamiert!

Wir hätten ihn besiegt!

In einer schlichten Rauferei! Wir haben uns auf das Niveau dieses Jüngers begeben und haben ihn NICHT binnen Sekunden vernichtet!

Aber wir hätten…

Das spielt keine Rolle! Wir haben den Versuch unternommen und wurden zurückgepfiffen. Wir haben uns eine verdammte Blöße gegeben!

Fel hatte den Denker noch nie so wütend erlebt. Normalerweise war er die rationale Stimme, die selbst in einer ausweglosen Situation die Ruhe bewahrte. Doch jetzt war es anders. Wie eine Furie peitschte Fels geistiger Untermieter durch seinen Kopf und schasste den Würger, der sich mit fadenscheinigen Argumenten zu rechtfertigen suchte. Und er hatte Recht! Fel hatte genau das getan, was der Graf und er vorhin noch besprochen hatten. Unkontrolliert hatte er sich seiner Leidenschaft hingegeben. Ohne nachzudenken hatte er etwas Dummes getan.

Die einzige Möglichkeit, wie ein Angriff unter diesen Umständen hätte vorteilhaft sein können, wäre, wenn er Cyrus beim ersten, oder zumindest zweiten Schlag hätte töten können. Doch so hatte er sich auf die Ebene des Bleichgesichts und somit aller anderen Jünger begeben. Er war nicht unnahbar wie er als Schüler des Grafen sein sollte. Er hatte allen Umstehenden gezeigt, dass er genauso wie sie war und damit angreifbar. Es stand außer Frage, dass der eine oder andere darin seine Chance sehen würde. Alleine oder in der Gruppe würde man ihn angreifen und mit ein klein wenig Glück töten.

Fel hatte den einzigen Vorteil verspielt, den er an diesem Ort hatte haben können. Den Vorteil unnahbar zu sein, die anderen nicht wissen zu lassen woran sie waren und damit Angst zu schüren. Doch jetzt wussten sie es, oder glaubten zumindest es zu wissen. Noch dazu nach dieser Freivorstellung seiner Fähigkeiten, Kampfkünste und Vorlieben würden sich sicher einige finden, die dies nutzen würden. Es gab nur einen Weg, wie er sich jetzt noch würde retten können. Er musste die Jünger glauben lassen, ein falsches Bild von sich gezeichnet zu haben. Vielleicht um sie in eine Falle zu locken, oder aus anderen Gründen, es spielte keine Rolle. Was er brauchte, war ein neues Image. Doch dafür musste er die nächsten Tage überleben und alle potentiellen Angreifer auf möglichst schnelle und möglichst stilvoll-mühelose Art umbringen. Doch dafür musste er lernen. Wissen über die Macht, wie man sie beherrschte, wie man mit ihr tötete.

Mit durchgedrücktem Rücken und möglichst unberührtem Gesicht - wenn schon etwas, dann durfte niemand seinen jetzigen geistigen Zustand bemerken - folgte er dem Grafen und Chiffith, die sich abgewandt hatten und den Ort des Geschehens schnellen Schrittes, beziehungsweise Schlängelns verließen. Der Wurm hatte sich bereits anderen Thematiken zugewandt und fragte den Grafen grade, ob er sein Versprechen in Bezug auf den Lichtschwertbau erfüllen würde.


„Ich denke es wäre ganz gut ein wenig wirkliches Training einzulegen. Diskussionen über die Natur der Macht und die Jedi sind ja ganz nett, aber ich denke nicht, dass du mich nur wegen der Theorie an deine Seite geholt hast. Wenn ich dir von Nutzen sein soll, dann muss ich etwas Praktisches über die Macht lernen. Vor allem wie man mit ihr tötet“

So kaltschnäuzig wie irgend möglich war stellte Fel die Frage nach sofortigem Training. Er hoffte den Grafen damit zu täuschen, dass er dies lediglich aus Loyalität ihm gegenüber forderte, statt eigenem Überlebenswillen. Janus sollte ruhig glauben in ihm einem perfekten Diener gefunden zu haben, den er. Irgendwie hatte er das ja auch – zumindest bis seine Ausbildung beendet wäre.

Dem Mörder blieb fast die Luft weg, als er die inzwischen Vertraute Cyrus‘ wieder neben sich hörte. Hatte das Bleichgesicht immer noch nicht genug?! Wie dumm war dieses Wesen? Es hatte grade nicht schlecht Prügel bezogen – auch wenn Fel imagetechnisch eine schallende Niederlage erlitten hatte – und wagte es trotzdem wieder aufzutauchen?! Dass Cyrus jetzt um einiges demütiger klang, spielte dabei überhaupt keine Rolle. Angestrengt unterdrückte Fel den kurzen, aber bestimmten Drang sich wieder auf ihn zu stürzen, beschränkte sich dann jedoch darauf ihm einen tödlichen Blick zuzuwerfen.


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Der Sith-Orden war ein gefährlicher Ort und kein Platz für Narren oder Schwache, dass machte diese Konfrontation wieder einmal deutlich. In gewisser Weise hatte sich Janus sorgen gemacht das sein wertvoller Schüler durch Pech, Überheblichkeit oder einen Fehler verletzt oder getötet werden könnte. Fel stand noch ganz am Anfang seiner Ausbildung und wie der Graf schon vorhin so deutlich gesagt hatte, er hatte schon jetzt einiges in den rothaarigen Menschen investiert. Zu viel, um bei einer dummen Prügelei mit einem Jünger alles zu riskieren.

Dieser Gedanke hatte ihn dazu bewogen den Kampf zu beenden. Die Mordlust des Würgers störte ihn nicht, wohl aber das er ohne seine Anweisung gehandelt hatte und zudem seinen Gegner offensichtlich unterschätzt hatte. Wenn Fel diesen Cyrus sofort ausgeschaltet hätte, dann wäre der Sith-Krieger wohl zufrieden gewesen, so aber blieb aus dieser unergiebigen Situation nur ein gewisser Ärger. Der blasse Halb-Echani nahm sich vor Fel beizubringen sich mehr zu konzentrieren und keine unnötigen Kämpfe anzufangen.

Immerhin konnte Janus erfreut feststellen das Fel seinem Befehl sofort gehorchte und von dem leichenblassen Arkanier abließ. Zumindest eine positive Sache. Allerdings hatte der Rothaarige bei den umstehenden Jüngern, die den Kampf interessiert verfolgten hatten wohl einiges an Prestige eingebüßt. Jünger respektierten und fürchteten sich vor Macht und denen die sie problemlos töten konnten. Fel aber hatte sich von einem von ihnen provozieren lassen und den Kampf nicht schnell und effektiv beendet. Der Graf lächelte einem besonders neugierigen Jünger, einem großen, kräftig aussehenden Zabrak zu und sorgte so dafür das er und die anderen Jünger sich respektvoll wieder etwas zurückzogen.

Für einen Moment dachte der schlanke Sith-Krieger darüber nach Cyrus selbst zu töten, aber das wäre wohl Verschwendung und würde Fel nur noch schlechter aussehen lassen. Der weißhaarige Jünger besaß durchaus Potenzial und auch wenn Verluste unter den Jüngern vollkommen akzeptabel waren, so war es doch keine gute Idee die besten und fähigsten unter ihnen alle zu töten. Den ein oder anderen würde der Orden nicht vermissen, aber zu viele Morde beraubten die Sith um ihren Nachwuchs und waren damit Schnitte ins eigene Fleisch.

Bestrebt die verlorene Zeit wieder aufzuholen drehte sich Janus um und machte sich auf den Weg, gefolgt von Chiffith und dem in der Macht deutlich spürbar verärgerten und mit sich ringenden Würger von Taris. Die grünen Augen des dunkelhaarigen Fastmenschen ruhten einen Augenblick auf seinem Schüler, aber Fel schien sich einigermaßen im Griff zu haben. Erfreulicherweise beendete der Lamproid an Janus Seite das unangenehme Schweigen und fragte wann der Sith-Krieger vorhatte sein Versprechen zu erfüllen.

Höflich nickte Janus dem grauen Wurm zu und dachte kurz nach. Er wollte die Angelegenheit mit Chiffith möglichst bald klären und den Lamproiden so zufrieden stellen, denn er hatte seine Nützlichkeit eindeutig bewiesen und zählte nicht zu den geduldigsten Lebewesen. Der elegant gekleidete Graf wollte es sich ungern mit seinem Jagdbegleiter verscherzen, immerhin hatte er große Pläne für den gefährlichen Sith-Schüler.

Allerdings gab es noch einige andere Dinge, die seine Aufmerksamkeit verlangten. Dazu gehörte in erster Linie Leto Fel, sein Schüler machte recht deutlich das er nun glaubte vorerst genügend Theorie gehört zu haben, der Rothaarige wollte den praktischen Umgang mit der Macht so schnell wie möglich lernen, besonders ihre tödlichen Anwendungen. Nachdenklich blickte Janus in den dunklen Gang vor sich. Es war in der Tat Zeit dafür zu sorgen das Fel für ihn nützlicher wurde, aber der große Sith-Krieger musste auch darauf achten das der Würger nicht zu schnell zu viel lernte und zu einer Gefahr wurde. Die Balance war entscheidend.

So in Überlegungen vertieft bemerkte Janus erst recht spät wie sich Cyrus der Dreiergruppe näherte. Nach außen hin ruhig und davon unberührt ging Janus weiter, war aber wachsam für den Fall das der Arkanier einen Angriff plante. Sollte der Jünger dumm genug sein den Kampf wieder aufzunehmen oder seine respektlosen Tiraden fortzusetzen würde der in einen dunkelblauen Anzug gekleidete Sith nicht zögern ihm und Fel zu demonstrieren wie gefährlich ein Lichtschwert wirklich sein konnte.

Doch nichts dergleichen geschah, denn der weißhaarige Jünger in seiner weißen Robe entschuldigte sich mit angemessen demütiger Stimme für sein unangemessenes Verhalten und erklärte das er einen Mentor suchte, Cyrus wirkte aufrichtig verändert und bat darum Janus begleiten zu dürfen. Dünn lächelte der Graf vor sich hin, drehte sich aber nicht zu dem Jünger um sondern lief in gelassenem Tempo weiter. Erst nach einigen Augenblicken erklang seine feste Stimme, ein leicht amüsierter Unterton klang mit.


„Ihr habt also erkannt das ich mehr Macht besitze als Ihr ursprünglich dachtet. Wie aufmerksam. Und Ihr habt auch nicht wirklich lange für diese brillante Schlussfolgerung gebraucht.“

Ein gewisses Maß an höflich formulierten Spott war wohl das mindeste was der Arkanier für seine Respektlosigkeit verdient hatte. Der schlanke Fastmensch ließ den Jünger noch einen Moment zappeln, dann hob er in einer gebieterischen Geste seine linke Hand und bedeutete Cyrus ihm zu folgen. Janus Stimme war nun ernster und ruhig, aber nicht unbedingt unfreundlich.

„Eure Entschuldigung kommt spät, Cyrus, aber immerhin scheint Ihr bereit Euch nun an die Regeln des Ordens zu halten. Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass ich in guter Stimmung bin. Die meisten anderen Sith hätten Euch längst…nun, sagen wir einfach die Reinigungsdroiden hätten viel Arbeit gehabt. Es ist Euch gestattet mich für eine Weile zu begleiten, aber ich möchte eins deutlich machen: Keine Respektlosigkeit mehr, oder Euer Leben ist verwirkt.“

Stolz richtete sich Janus auf und lief weiter, nun wieder in Überlegungen vertieft wie er weiter vorgehen sollte. Wenn Cyrus bereit war zu lernen und sich zu benehmen, dann konnte der Arkanier von ihm aus vorerst in seiner Nähe bleiben. Der Arkanier besaß durchaus Potenzial und der Graf war geneigt den etwas ruppigen Start zu übersehen. Vielleicht war der Jünger morgen schon tot, oder aber er überlebte und wurde stärker. Dann wäre es von Vorteil wenn Janus ihn ebenfalls als Helfer gewinnen konnte. Ein Herrscher konnte nie genug Diener haben. Die Stimme des Halb-Echani klang nun wieder höflich und gelassen als er Cyrus einen kurzen Blick zuwarf und ihn zunickte.

„Wie ich vorhin bereits sagen wollte: Willkommen im Orden der Sith, Cyrus. Ihr habt heute den ersten Schritt aus der Bedeutungslosigkeit getan und wenn Ihr bereit seid Euch anzupassen werden noch viele Schritte folgen. Ach, und es ist übrigen Graf Janus Sturn. Ihr habt also gleich zwei Gründe mich als Mylord zu bezeichnen.“

Meinte Janus der Klang seiner Stimme ließ offen ob er scherzte oder dem Jünger subtil drohte. Mit einem innerlichen Ruck brachte sich der Graf dazu an die Zeit zu denken und sich wieder auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Er blickte erst kurz zu Fel und dann zu Chiffith und lachte dann kurz auf.

„Nun, es scheint als hätte ich einen vollen Terminkalender. Aber ich denke ich weiß wie ich alles unter einen Hut bekomme. Sagt mir, Chiffith, seid Ihr bereit jetzt gleich in die Werkräume zu gehen ? Wenn ja, dann sollten wir keine Zeit verlieren. Die notwendigen Materialien liegen dort bereit und ich kann Euch alle notwendigen Schritte zeigen, allerdings wüsste ich gerne was für Details Ihr für Eure Waffe im Sinn habt. Und während wir das Lichtschwert bauen werdet Ihr, Fel, auch gleich Eure erste Lektion in der praktischen Anwendung der Macht erhalten.“

Selbstsicher lächelte der schlanke Graf und nickte seinen Begleitern gönnerhaft zu. Er würde Chiffith alle notwendigen Schritte zeigen und helfend eingreifen, aber er war sich sicher das er dem Lamproiden nicht die ganze Zeit über die Schulter würde schauen müssen und er dem Würger in dieser Zeit schon einige kleinere Dinge beibringen konnte. Die Levitation war wohl ein guter Anfang, immerhin hatte der Würger diese schon in Aktion gesehen und konnte sich darunter etwas vorstellen.

[Bastion | Sith-Orden | Gänge | Janus, Leto Fel und Chiffith, Cyrus und einige Jünger
 
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[Bastion | Sithtempel | Eingangshalle] Sliff Quori

Sliff Quori wählte seinen Weg so, dass er ihn durch die wenigen hellen Lichtkegel führte, die durch das breite Portal und die schmalen, schießschartenartigen Öffnungen weit oben in den Wänden in die Empfangshalle fielen. Dieser größte und höchste Raum der unteren Gefilde verschluckte das meiste Licht: Fenster, Fackeln und künstliche Beleuchtung waren so aufeinander abgestimmt, dass sie es niemals zu hell werden ließen, um den finsteren, bedrohlichen Eindruck auszuräumen, den schwarzes Mauerwerk, Säulen, ein fernes, aber doch erdrückendes Gewölbe und die mächtigen Statuen noch mächtigerer Individuen auf jeden machten, der die Halle betrat. Sliff konnte sich schon lange nicht mehr daran erinnern, was genau er gefühlt hatte, als er zum ersten Mal hierher gekommen war. Dafür lag es mittlerweile zu viele Jahre zurück. Doch auch jetzt spürte er die Last der steinernen Decke und die schweren Schatten noch. Dass er sich an die gleichermaßen großartige und sinistre Atmosphäre gewöhnt hatte, dass sie zu seinem Zuhause und zu einem Teil seines Wesens geworden war, bedeutete noch lange nicht, dass sie ihren Eindruck auf ihn komplett verfehlte.

Dass er dennoch bestrebt war, sich im Licht zu halten, war kein Versuch, sich der allgegenwärtigen Präsenz der dunklen Seite der Macht zu entziehen. Das wäre ohnehin vergeblich gewesen. Nein, er freute sich einfach, das natürliche Licht der Sonne wiederzusehen, denn in den letzten drei Wochen hatte er dieses Vergnügen nicht gehabt. Es war sein Glück, dass Rizzoan in Ungnade gefallen und auf unbestimmte Zeit, vielleicht bis zum Ende seiner Tage, zum Reinigungsdienst in den Katakomben beordert worden war. Dadurch war eine Änderung des Wachplans notwendig geworden und überraschend hatte man Sliff vor weniger als einer Stunde mitgeteilt, dass er zur Torwache eingeteilt worden war. Früher als erwartet. Das war eine gute Nachricht für den Jünger, denn er schätzte diese Arbeit sehr. Irgendwo im inneren des Tempels Wache zu stehen, zum Beispiel vor den Waffenkammern neben den Trainingsräumen oder an den Zugängen der Bibliothek oder der technischen Versorgungsräume, war häufig nichts weiter als langweilige Routine. Dort begegnete man selten interessanten Wesen, und wenn doch, kam man nicht mit ihnen ins Gespräch. Überhaupt passierte im Inneren des Ordensgebäudes weit weniger Spektakuläres, als manch unbedarfter Bastioner Bürger im Vorübergehen mutmaßte. Die Schichten am Tor waren jedoch ganz anders. Dort wurde das Leben, das sich vor dem Tempel obenso verteilte wie in seinem Innern, auf engen Raum kanalisiert. In der Eingangshalle und auf dem Vorplatz herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Dienern, Jüngern, Besuchern... und natürlich Sith aller Ränge vom frisch erkorenen Schüler bis zu den Vertrauten des Imperators selbst. Hier kam niemals Langeweile auf. Und hier, im Gegensatz zu allen anderen Posten, konnte man das Sonnenlicht genießen.

Als er in den ersten Lichtkegel trat, schloss er unwillkürlich die Lider über den roten Facettenaugen. Doch dann zwang sich der Kobok, sie wieder zu öffnen und in das weiße Gleißen von Bastions Sonne zu blinzeln. Nach der langen Zeit im Halbdunkel musste er sich rasch wieder an das Licht gewöhnen, wenn er draußen den Überblick behalten wollte. Kurz blieb er in dem Kegel stehen, wodurch seine kleine, skelettartig schmale Gestalt illuminiert wurde wie ein heiliges Standbild. Doch abgesehen davon, dass er ein Insektoid und damit für viele ein ungewohnter Anblick war, gab es eigentlich nicht viel an ihm zu sehen. Dass er über der dunklen, kapuzenlosen Kutte aus grobem Stoff, wie sie von zahllösen Jüngern getragen wurde, ein Pistolenholster geschnallt hatte, war außer der Spezieszugehörigkeit eigentlich noch das Auffälligste an seiner Erscheinung. Er blieb lange genug stehen, um auch die Wärme der Sonnenstrahlen zu spüren, die nicht sofort durch die dunkle Kleidung und seinen gelben Chitinpanzer drangen, genoss sie für zwei oder drei Atemzüge und ging dann weiter. Noch drei weitere Lichtkegel konnte er auf dem Weg durch die mächtige Halle durchqueren, doch diesmal gönnte er sich kein Innehalten mehr, denn er war nicht zum Vergnügen hier, sondern in Ausübung seiner Pflicht. Und Sonne bekam er gleich genug.

Er trat zum Tor hinaus auf den Vorplatz des Tempels. Hier, oberhalb der Stufen, hatte man einen Blick über die gesamte riesige Freifläche, in deren mitte der Tempelbau stand, und auf die Skyline der Hauptstadt mit ihren modernen Turmbauten und dem intensiven Flugverkehr. Quori gönnte sich nur einen kurzen Blick, dann sah er nach seinen Kollegen. Vier Jünger waren es, die außer ihm hier Wache hielten. Und außerdem ein Sith, ein junger Mensch, vielleicht gerade zwanzig Jahre alt. Vor ihm verneigte sich der Kobok tief und ehrerbietig.


»Sliff Quori, Herr«, stellte er sich vor, obwohl der Mensch ihn schon oft gesehen, seinen Namen aber ebenso oft wieder vergessen hatte. »Ich wurde zur Torwache versetzt, als Ersatz für den Jünger Rizzoan

»Du bist zu spät!« schnauzte der kahlköpfige, spitzbärtige Sith ihn an.

Das war Unsinn. Quori war pünktlich - er lag sogar etwas vor der Zeit. Aber was brachte es, darüber mit einem Sith zu diskutieren? Wenn der Anführer der Wache sagte, dass er zu spät war, dann war es auch so, punktum. Es gab nur eine passende Reaktion darauf. Er verneigte sich noch etwas tiefer und streckte als Zeichen der Wehrlosigkeit die leeren Handflächen vor sich aus.

»Ich bin untröstlich, Herr«, sagte er, beinahe flüsternd. »Seid gnädig mit mir!«

Ein Schnauben war die Antwort, dann wandte der Schwarzberobte namens Darth Victorius sich ab und Sliff richtete sich wieder auf. Unter den bewaffneten Jüngern war einer seiner näheren Bekannten, ein hoch gewachsener Humanoider, der eine altertümlich anmutene Partisane trug. An ihn wandte der Insektoid sich:

»Was ist heute mit ihm los, Harold fragte er leise.

»Du hättest Rizzoan nicht erwähnen sollen. Auf ihn ist er nicht gut zu sprechen. Und das ist kein Wunder. Der Idiot hat einen der Lords beleidigt - eines von den ganz hohen Tieren. Er kann von Glück reden, dass er überhaupt noch lebt, um seinen Fehler zu bedauern. Fast hätte der Lord ihn hinrichten lassen, und uns alle mit ihm - einschließlich des Herrn Victorius. Wir hatten einfach nur Glück, dass er Wichtigeres zu tun hatte.«

›Des einen Leid, des anderen Freud‹, dachte der Kobok sich. Das Versagen des Rodianers, das fast sechs Personen in den Untergang gerissen hätte, hatte ihm einen weiteren Tag als Wächter vor einem Serverraum erspart.

»Was ist hier passiert?« fragte er. Er hatte mittlerweile bemerkt, dass eine hagere Jüngerin dabei war, eine kleine Menge Blut von den Steinfliesen zu bürsten. Droidenarbeit eigentlich, selbst im Sithtempel - wahrscheinlich hatte auch sie jemanden verärgert und musste auf diese Weise büßen. Aber ihr Schicksal interssierte den Kobok nicht besonders. Wie Blut auf die Steine kam, hingegen schon. Es war zu frisch, um etwas mit Rizzoan zu tun zu haben.

»Das ist das Werk von Karkk'oh, dem Schüler von Darth Halberd. Ein Neuling hat ihn herausgefordert, da hat er ihm eine verpasst - aber der Neue hat ihm fast die Hand gebrochen. Sein Herr ist aber dazwischengegangen, bevor es wirklich interessant werden konnte.«

Sliff hatte ein überaus gutes Personengedächtnis und merkte sich viele der Leute, die hier ein und aus gingen. Daher war ihm Darth Halberd ein Begriff, und auch an Karkk'oh, seinen Apprentice, konnte er sich erinnern. Er war ein ziemlich grobschlächtiger Zabrak, dem jede Art von Zivilisation fehlte. Er versicherte sich, dass Victorius nicht zuhörte, bevor er sagte:

»Er hat dem Zabrak-Barbaren wehgetan? Das hätte ich zu gern gesehen. Wo ist er jetzt?«

»Im Tempel. Halberd hat ihn eingelassen, nachdem er ein Empfehlungsschreiben vorgelegt hat. Du musst ihm eigentlich begegnet sein. Ein großer, schlanker Kerl mit langem Haar, von Kopf bis Fuß in Weiß.«

Ja, den hatte der Insektoid tatsächlich gesehen.

»Hör mal, mir wäre es ganz recht, wenn den einer im Auge behielte. Er hat hier draußen schon Ärger gemacht und wird es vielleicht wieder tun. Darth Halberd hat ihn zwar reingeschickt, aber sich nicht darum gekümmert, was weiter mit ihm passiert, und mit Darth Victorius scheint heute nicht viel anzufangen zu sein.«

Mit seinem dritten Auge hatte Sliff Quori den jungen Menschen permanent gut im Sichtfeld und auch Harold warf einen verstohlenen Blick hinüber. Doch der Sith hatte nichts gehört.

»Schon recht. Ich kümmere mich darum.«

Sliff wandte sich wieder dem Portal zu und ging nach drinnen. Im ersten Moment wirkte es besonders düster, doch seine Facettenaugen stellten sich schnell wieder darauf ein. Er bedauerte, dass er nach so kurzer Zeit schon wieder aus der angenehm warmen Sonne musste, aber was sollte man tun, wenn die Pflicht rief...

Mit seinen drei Augen konnte er im 360°-Winkel Ausschau nach dem Mann in Weiß halten. Er sollte im Halbdunkel eigentlich leicht zu entdecken sein, sofern er nicht gerade hinter einer Säule stand. Doch er war nicht zu sehen. Der Kobok erinnerte sich daran, dass er ihn in Richtung eines der Ausgänge der Halle hatte gehen sehen, wo Gänge in die inneren Bereiche des Tempels führten, fernab allen Sonnenlichts. Dorthin folgte er ihm.

Zwei Männer - ein Rattataki und ein Twi'lek - kamen aus der entsprechenden Richtung und schleppten ein schweres Maschinenteil an Sliff vorbei.


»Habt ihr einen großen Fastmenschen in Weiß gesehen?« fragte er sie.

Doch nicht jeder kam mit einem langen Aufenthalt im Ordensgebäude so gut zurecht wie Sliff Quori. Mit den beiden stumpfsinnigen Kerlen war nicht viel anzufangen, sie waren kaum intelligenter als die ausgemusterte Ventilationseinheit, die sie schleppten. Während der eine seine Frage gar nicht zu bemerken schien, schaffte es der andere zumindest, etwas Unverständliches zu murmeln und mit dem Tentakelkopf in den Gang zu winken, aus dem sie kamen.

Sliff ging weiter und brauchte nicht weit zu laufen, bis er den Gesuchten fand. Er traf ihn mit drei anderen Wesen an: Der eine war Janus Sturn, ein Sith-Krieger; der Kobok hatte ihn früher schon gesehen, bezweifelte aber, dass dieser ihn zur Kenntnis genommen hatte. Der zweite war ein wurmähnliches Wesen. Der Jünger kannte weder den Namen der Spezies noch den des Individuums, erinnerte sich aber, ihn schon zusammen mit Darth Draconis gesehen zu haben. Und der dritte war ein Mensch - von dessen Gesicht wenig zu sehen war, weil er sich gerade in hektischer Bewegung befand. Harold hatte Recht gehabt: Nachdem der Neuankömmling sich draußen mit Darth Halberds persönlichem Schläger angelegt hatte, hatte er rasch weiteren Ärger gefunden. Dem Kobok fiel auf, dass sein Kollege nichts darüber gesagt hatte, ob man den Weißen wie vorgeschrieben nach Waffen durchsucht oder nach der Freigabe des Sith einfach durchgewunken hatte...

Vorsichtig behielt er die Szene im Blick, die rechte Hand am Schockstab, die linke am Pistolenholster. Es war unwahrscheinlich, dass er hier einschreiten musste, denn er zweifelte nicht daran, dass Janus Sturn und seine Begleiter die Lage voll im Griff hatten. Möglich, dass sie den Fremden einfach umbrachten, und Sliff würde nichts unternehmen, um sie daran zu hindern. Er stellte sich keinen Sith in den Weg, wenn diese gerade dabei waren, ihre persönlichen Todesurteile zu vollstrecken. Doch es war seine Aufgabe als Wächter, auf alles vorbereitet zu sein und sich in dem Fall, dass von dem Weißen doch eine Gefahr ausging, gegebenenfalls zum Schutz der Höhergestellten einzumischen, beziehungsweise sich zu deren Verfügung zu stellen. Doch bis es soweit war, bemühte er sich um Unauffälligkeit. Die meisten Jünger, die sich länger hier aufhielten, verstanden es sehr gut, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und auch Sliff blieb dezent in den Schatten. Es war nicht in seinem Interesse, als Störfaktor, Zaungucker oder unwillkommener Zeuge wahrgenommen zu werden.

Sturn beendete den Kampf, bevor jemand starb. Das war natürlich gut für den Neuen. Doch ob er seine Lektion nun gelernt hatte oder noch ein drittes Mal verprügelt werden musste, bevor er begriff wo sein Platz war, das war noch unklar. Obwohl er offenkundig nicht zur Gruppe des Grafen gehörte, folgte er dieser. Und dasselbe tat auch Sliff Quori, wenn auch ungleich unauffälliger. Er ahnte, dass er hier noch zu tun bekam. Entweder musste sich bald jemand darum kümmern, dass eine Leiche entsorgt wurde, oder jemand musste diesem ungeschickten Fremden helfen, sich in die Strukturen des Ordens einzufinden.


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[ Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Kantine | Chett, Sakura & Samin ]

Einen Schluck aus ihrem mit Caff gefüllten Becher nehmend, beobachtete Samin die Reaktionen ihres Gesprächspartners, Chett Nectu. Der dunkelhäutige Mensch schien überrascht über die unerwartet lobenden Worte gewesen zu sein. Seine Stirn lag in runzeligen Falten, während er sich milde murmelnd bedankte. Offenbar wusste er nicht so ganz wie er die Bemerkung der Chiss einzuordnen hatte. Sie hingegen kannte den Piloten kaum genug, um sich ein vollständiges Bild über seinen Charakter machen zu können. Nach außen schien er kalt wie ein Eisberg ihres Heimatplaneten zu sein, doch was mochte sich in seinem Inneren abspielen? War er wirklich dieser emotionslose Elite-Flieger, der sich mit der erbarmungslosen Härte des Lebens und des Universums abgefunden hatte? Beruhte seine Ausstrahlung vielleicht auch einfach auf einem übertriebenen Pflichtbewusstsein eines imperialen Offiziers, der wusste, oder sich einredete, dass seine Aufgabe keinen Spaß an der Freude zuließ?

Samin vermutete, dass die Zeit es zeigen würde. Ein Indiz brachten jedoch die nächsten Worte Nectus. Er berichtete auf Samins vorherige Nachfrage, dass er in der 689. TIE-Staffel an der Front eingesetzt wurde, ehe der Einfall der rebellischen sogenannten Neuen Republik die Champion, einen Kreuzer der Vindicator-Klasse, attackierten und damit ihn und seine Besatzung in Sternenstaub verwandelten. Er sei der einzige Überlebende seiner Einheit, berichtete er weiter.

Die Art und Weise in der Nectu von dieser schrecklichen Tragödie berichtete, versetzte Samin in einen Zustand des Unbehagens. Sein Ton und nicht das kleinste Zucken seiner Gesichtsmuskeln deuteten darauf hin, dass diese Begebenheit für den Piloten mehr bedeutete als eine simple Anekdote des letzten Arbeitstages. Völlig unbeeindruckt widmete er sich seinem Essen. Ihren vor Staunen geöffneten Mund schloss die Chiss so schnell es ihr möglich war wieder, jedoch nicht ohne Sakura einen vielsagenden Blick zuzuwerfen. Hatte dieses Unglück etwas mit dem Betragen des Officers zu tun? Bei vielen anderen Piloten war ein solcher Schicksalsschlag gleichbedeutend mit einem völligen Verlust der Selbstbeherrschung, nicht wenige verwandelten sich danach in ein emotionales Wrack. Sie hoffte inständig, dass sich Chett Nectu nicht als ein solches herausstellte, und stattdessen einfach durch diese kalte Verschlossenheit einen eigenen Weg gefunden hatte damit umzugehen.


„Das tut mir leid“, sagte die Chiss in sanftem Ton. Ob der Anwärter nun etwas mit diesen Worten anzufangen wusste oder nicht, es war für Samin jedenfalls die richtige Reaktion auf seine Worte. Dann schwieg sie und widmete sich ebenfalls ihrem Essen. Samin hatte selbst immer mal wieder Kameraden an der Front verloren, als imperialer Pilot im Kriegseinsatz gab es keinerlei Garantien, dass es nicht so kam. Jeder kannte das Risiko und musste sich damit arrangieren. Für sie bedeutete dies allerdings nicht, dass sie emotional abstumpfte. Ganz im Gegenteil, sie trauerte angemessen um die Verluste.
Trost spendete ihr, dass es für einen Chiss doch eine gewisse Ehrhaftigkeit hatte, im Kampf für das Wohl seines Volkes zu sterben. Sie musste diesen Gedanken nur auf das Galaktische Imperium übertragen und wusste so, dass der Tod für eine Sache einen ehrwürdigen Sinn ergab.

Gedankenverloren zerschnitt die Nuruodo Stücke des Fleisches und führte sie zum Mund. Richtigen Hunger hatte sie nach dieser Offenbarung nicht mehr. Nachdem sie also entschied ausreichend gegessen zu haben, spürte sie wie die Müdigkeit sich in ihren Knochen breitmachte. Langsam erhob sie sich.


„Wenn Sie mich entschuldigen würden, Officer Nectu, ich werde mir etwas Ruhe gönnen“, an Sakura gewandt fuhr sie mit freundlich-entschuldigendem Ton fort, „Wir sehen uns sicher später.“

Dann klaubte sie ihr Tablett auf und drehte sich zum Gehen, ehe sie inne hielt und sich vorher nochmal an Nectu wandte.

„Viel Erfolg in den nächsten Tests. Ich hoffe, ich sehe Sie in der Staffel wieder.“


[ Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Kantine | Chett, Sakura & Samin ]
 
[Bastions Mond | Last Defense | Ebene 5 | Kantine] Chett Nectu, Sakura Mitsumo, Hess'amin'nuruodo

»Es tut mir leid«, sagte die Chiss. Chett Nectu blickte kurz auf und sah ihr ins Gesicht.

»Und mir erst!« sagte er grimmig.

Während er den nächsten Bissen kaute, fragte er sich, ob ihre Beileidsbekundung ernst gemeint war oder nur eine leere Floskel. Aber wieviel konnten die Worte schon bedeuten? Es war leicht, ›es tut mir leid‹ zu sagen, wenn man die Toten, um die es ging, überhaupt nicht kannte. Hess'amin'nuruodo war vermutlich keiner der Personen, die auf der Champion gedient hatten, jemals begegnet. Sie konnte also keinen echten Schmerz über deren Tod empfinden. Und auch Chett kannte sie kaum. Sofern sie nicht ein extrem mitfühlendes Wesen war, konnte es sie auch um seinetwillen nicht persönlich betroffen machen. Vermutlich hatte sie nur gesagt, was alle in solchen Situationen sagten, wenn ihnen nichts anderes einfiel. Bedeutungslose Worte für eine Reihe bedeutungsloser Tode. Die Toten von der Champion und die gefallenen Staffelkameraden waren doch für die allermeisten Militärangehörigen und auch für die Streitkräfte an sich nur anonyme Namen oder Nummern auf einer Liste, in der sie nur wenige unter Millionen waren. Wenn die Chiss sagte, es täte ihr leid, dann meinte sie damit nicht diese Lebewesen. Sie bedauerte dann das allgemeine Sterben dort draußen, unabhängig davon wen es traf, oder sie erinnerte sich an den Verlust eigener Freunde und Verwandter. Aber ob da draußen das eine Schiff auseinandergebrochen war oder die andere Staffel ausgelöscht, interessierte sie wohl nicht mehr als den Tod selbst. Im Gegensatz zu Samin hatte Chett viele von ihnen gekannt. Er hatte Gesichter zu ihren Namen, konnte sich an Charakterzüge oder an bestimmte Ereignisse erinnern. Aber was nützte das? Änderte es irgend etwas an der Art oder Sinnhaftigkeit ihres Todes? Brachte es sie zurück? Natürlich nicht.

Aber über so etwas sprach er nicht gern. Der Schmerz war erträglicher, wenn man sich einredete, es gab gar keinen.

Es dauerte nicht lange, bis Samin aufgegessen hatte und sich freundlich verabschiedete. Der dunkelhäutige Yaga-Minoer nickte ihr zu.


»Sicher«, antwortete er auf ihre Ankündigung, dass sie sich später wiedersehen würden. Und als sie sagte, sie hoffte, ihn in der Staffel wiederzusehen, erwiderte er: »Wäre mir eine Freude.«

Das war nicht ganz das richtige Wort dafür. Eigentlich wusste er gar nicht, wie er sich fühlen würde, wenn er tatsächlich in die Elitestaffel aufgenommen wurde. Er wollte auch gar nicht darüber nachdenken. Dank seiner grundlegend pessimistischen Einstellung, die er - wie die meisten Pessimisten - für eine realistische hielt, ging er sowieso von seinem Scheitern aus.

Sakura Mitsumo war noch nicht gegangen. Ein Teil von Chett hoffte, dass sie ihn bald alleine ließ. Doch der andere Teil erinnerte ihn daran, dass von ihm erwartet wurde und es ihm sicher nutzte, sich einem Wolf gegenüber einigermaßen freundlich zu verhalten. Nach seinem knappen Bericht vom Schicksal der Champion hatte überwiegend betretenes Schweigen geherrscht, dass er eine Zeit lang genossen hatte, doch blieb ihm kaum eine andere Wahl als einen halbherzigen Versuch zu wagen, das Gespräch wieder aufzunehmen:


»Der Defender bietet dem Piloten doch um einiges mehr Schutz als ein TIE/Ln, das merkt man im Simulator schon deutlich. Erleiden die Wolves denn weniger Verluste als der Durchschnitt, oder wird dieser Vorteil dadurch wieder zunichte gemacht, dass man Sie in die mörderischsten Situationen schickt?«

Eine Frage nach den Verlusten ihrer Staffel war natürlich auch nicht gerade das, was man unter einem netten Tischgespräch verstand, und es war möglich, dass er Sakura vollends die Lust an einer Unterhaltung mit ihm verdarb. Aber es gab nunmal kein Thema, das ihn mehr beschäftigte als der Tod, der ihnen allen im Nacken saß.

[Bastions Mond | Last Defense | Ebene 5 | Kantine] Chett Nectu, Sakura Mitsumo
 
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[Bastion | Hauptstadt | Sith-Tempel | Gänge | Unterwegs zu den Werkräumen] Chiffith, Janus Sturn, Leto Fel, Cryus; Sliff Quori in der Nähe

Dass Cryus die Erlaubnis behielt, die kleine Gruppe vorläufig zu begleiten, nahm Chiffith ohne Murren, aber auch ohne Freude zur Kenntnis. Seit der hellhäutige Humanoide Bereitschaft zeigte, sich zusammenzureißen, gab es zumindest nichts mehr einzuwenden. Doch der Lamproid versprach sich auch keinen Vorteil davon. Er war niemand, der gerne Freundschaften schloss. Und solange er selbst noch Apprentice war und somit keinen eigenen Schüler ausbilden konnte, brachte es nichts, Jünger näher in Augenschein zu nehmen. Sie waren allesamt nur Diener in seinen Augen, und manche von ihnen womöglich zukünftige Konkurrenten - doch auch wenn Cryus eben bewiesen hatte, dass er ein passabler Kämpfer war, stufte Chiffith ihn nicht so gut ein, dass er für ihn eine Gefahr darstellen könnte. Er war im Moment also nur ein weiteres Anhängsel von Janus Sturn. So wie Leto Fel. Oder auch Chiffith selbst, wenn man so wollte.

Doch er war der mit dem konkretesten Anliegen. Zu seiner Zufriedenheit erklärte sich Sturn bereit, jetzt sofort in die Werkräume zu gehen und dort den Lichtschwertbau zu beginnen. Chiffith hätte nicht zu hoffen gewagt, dass dieser Wunsch sich so schnell erfüllen würde. Vorfreude machte sich in ihm breit und spornte ihn an, sich schneller vorwärtszuschlängeln. Er kannte den Weg zu den nächstgelegenen Werkstätten: Sein kurzer Besuch dort mit Torryn lag noch nicht lange zurück.


»Ja, lasst uns gleich anfangen«, knurrte er freudig erregt. Während sie durch lange Korridore und über mehrere Treppen gingen beziehungsweise krochen, beschrieb er die Waffe, die ihm vorschwebte: »Ein kurzes Schwert bringt mir nichts. Zu wenig... Länge«, sagte er, weil ihm das Wort für ›Reichweite‹ nicht einfiel. »Ich will eine Waffe mit langem Griff. Einen Spieß. Ein harter, schwerer Stab, auch zum schlagen. Länger als mein Hals. Damit ich ihn vor mich halten kann. Vorne dran die Klinge.«

Das waren die Gedanken, die er sich bereits zum Aussehen der Lichtwaffe gemacht hatte, und um zu erklären was er sich dabei gedacht hatte, fügte er hinzu:

»Es muss so lang sein, sonst muss ich den Hals und den Schwanz einziehen. Die brauch' ich aber zum Töten. Ihr Menschen braucht vor allem die Beine und die Arme. Aber bei uns Lamproiden ist's der ganze lange Körper. Also muss die Waffe auch so lang sein. Sonst kann ich mich beim Kämpfen nicht so bewegen wie ich will.«

Natürlich brachte er diese nach seinen Verhältnissen recht lange Rede nicht an einem Stück heraus - er musste immer wieder kurz unterbrechen, um nach den geeigneten Worten zu suchen, die seinen wesentlich Präziseren Gedanken Ausdruck verliehen. Mit dem Ergebnis war er nur teilweise zufrieden, weil seine Sätze nicht ganz das besagten, was er gerne ausgedrückt hätte, aber da niemand hier seine Muttersprache verstand und verbale Verständigung nur auf Basic möglich war, musste es eben so gehen. Jedenfalls dauerte die kurze Ansprache weit länger, als es bei einem reibungsloseren Redefluss der Fall gewesen wäre, so dass sie pünktlich mit dem letzten Wort um die Ecke bogen, hinter der die Werkstätten des Ordens sichtbar wurden.

Vor den Zugängen standen, wie an allen wichtigen Bereichen des Tempels, Wächter, die unberechtigten Zutritt verhindern sollten. Viele der technischen Geräte und Arbeitsmaterialien hatten einen nicht unerheblichen Wert, und was noch gefährlicher war: Sie konnten gebraucht werden, um heimlich Waffen zu bauen. Es gab so schon zu viele Jünger, die unerlaubt bewaffnet waren, da musste man ihnen nicht noch die Mittel an die Hand geben, sich am Eigenbau von Blastern, Granaten, Vibroklingen und Lichtschwertern zu versuchen. Chiffith wusste gar nicht, ob er berechtigt war, diese Räume zu betreten, oder ob man es ihm verbieten würde, wenn er alleine käme. Doch in der Begleitung von einem Sith-Krieger war das natürlich kein Problem.

Hinter dieser Tür lagen die Materialien und Werkzeuge, die Chiffith benötigte, um sich die Waffe zu bauen, die es ihm ermöglichen würde, gegen Jedi oder andere Sith zu kämpfen. Einer der wichtigsten Schritte dazu, die nächste Stufe in der Rangordnung des Ordens zu erklimmen. Und damit seine Freiheit von Darth Draconis zurückzuerlangen.


[Bastion | Hauptstadt | Sith-Tempel | Werkräume] Chiffith, Janus Sturn, Leto Fel, Cryus; Sliff Quori in der Nähe
 
[Bastion | Sith-Orden | Gänge | Janus, Leto Fel und Chiffith, Cryus und einige Jünger

Die dank Janus Großzügigkeit nun etwas größere Gruppe ging in gemessenem Tempo durch die düsteren Gänge des Sith-Ordens, der blasse Graf an der Spitze. In seinem eleganten dunkelblauen Maßanzug wirkte er zwischen dem grauen Lamproiden und den überwiegend in schlichte dunkle Roben gekleideten Jüngern so fehl am Platz wie ein Tauntaun auf Tatooine. Sein selbstsicheres, höflich-herablassendes Lächeln und die scharf geschnittenen Gesichtszügen machte dies nur noch deutlicher, seine ganze Haltung strahlte Macht und Stärke aus.

Der dunkelhaarige Halb-Echani lächelte erfreut in sich hinein. Seit seiner Ernennung zum Krieger fühlte er sich freier und stärker als je zuvor, es war als wäre ihm eine riesige Last von den Schultern gefallen. Jemand wie er unterwarf sich ungern anderen, schon gar nicht solchen von niederer Geburt, und seine Schülerzeit war voller Gefahren und Belastungen gewesen. Die Rolle des Dieners lag ihm nicht, daran konnte und wollte der Sith-Krieger nichts ändern. Er war dazu geboren zu herrschen und zu befehlen, und genau das tat er jetzt. Es fühlte sich geradezu körperlich wohltuend an.

Angesichts dieser erfreulichen Entwicklung und seines Erfolgs auf Taris war er in wirklich guter Stimmung und spürte neuen Schwung, neue Energie in seinen Adern. Vor ihm lagen große Aufgaben, es galt Pläne zu schmieden, Verbündete und Helfer zu gewinnen, seinen Schüler auszubilden und sein eigenes Training nicht zu vernachlässigen, doch in diesem Moment fühlte sich Janus all diesen Herausforderungen gewachsen. Ein Wesen wie er konnte nicht stillstehen, er musste sich weiterentwickeln und stärker werden.

In der Macht konnte er deutlich spüren wie sich Chiffith angesichts der raschen Zusage des schlanken Fastmenschen freute, der Lamproide strahlte Tatendrang aus und kroch schneller vorwärts. Zufrieden lächelte Janus in sich hinein. Er hatte dem Wurm einen Leckerbissen hingeworfen und schon sprang er, wenn doch nur alle Lebewesen so einfach zu kontrollieren wären. Auch die zischende Stimme des grauen Kolosses klang erstaunlich freundlich, er beschrieb detailliert was für eine Waffe er im Sinn hatte während sie zu den Werkräumen gingen.

Die Überlegungen des Lamproiden klangen logisch und gut, erneut bewies Chiffith das er weitaus intelligenter war als man vielleicht ursprünglich glaubte. Das Basic des Wurms ließ zwar zu wünschen übrig, aber er besaß den Verstand eines Jägers und wusste genau wie er ein für ihn optimal abgestimmtes Lichtschwert haben wollte. Sein Jagdbegleiter erklärte sogar anhand seiner Anatomie warum die Waffe so sein sollte. Lobend und in der Macht und Mimik seine Anerkennung demonstrierend nickte der Graf dem Wurm zu und lächelte dünn.


„Ausgezeichnete Idee, Chiffith. Jeder Kämpfer braucht eine Waffe, die zu ihm passt, eine schlecht gewählte Waffe ist so gut wie nutzlos. Dank Eurer Erklärungen weiß ich nun was Ihr im Sinn habt. Wir werden das Lichtschwert zusammen bauen und ich werde Euch die Grundlagen des Umgangs damit beibringen. Schon bald werdet Ihr selbst für Jedi ein noch tödlicher Gegner sein als jetzt.“

Versprach Janus und lächelte dem Wurm zu, seine strahlend weißen Zähne in einer Geste des Respekts von einem Jäger zum anderen enthüllt. Der Graf mochte zivilisierter sein und die Blutdurst des Lamproiden nicht unbedingt teilen, aber er konnte den Reiz des Jagens und Tötens gut nachempfinden.

Wie auf Stichwort erreichte die Gruppe in diesem Moment die Werkräume. Bewaffnete Jünger bewachten diesen wichtigen Bereich und sorgten so dafür das nichts in falsche Hände fiel oder gestohlen wurde. Angesichts eines zwar höflich lächelnden und freundlich sprechenden Sith-Kriegers, der allerdings deutlich machte das er keine Zeit verschwenden sollte machten die Wächter rasch ehrerbietig Platz und ließen den Grafen und seine Begleiter passieren.


„Macht bringt Privilegien, meine Freunde. Noch ein Grund mehr nach ihr zu streben.“

Meinte der schwarzhaarige Adlige an seine Begleiter gewandt und lächelte ihnen zu. Zischend öffnete sich eine schwere Sicherheitstür und gab den Weg ins Innere eines der Werkräume frei. Sorgfältig sortiert und verstaut lagen dort Teile für den Griff, Energiekristalle und weitere notwendige Bauteile. Janus winkte Chiffith zu sich und deutete auf einen großen Arbeitstisch. Mit der Macht ließ er einen besonders großen blutroten Energiekristall heranschweben und legte ihn dort ab. Die Suche nach einem für den Lamproiden passenden Griff gestaltete sich schwieriger, aber schlussendlich fand er vier Griffe die ursprünglich für Doppellichtschwerter gedacht waren.

Janus trat an den Arbeitstisch und Chiffith kroch neugierig neben ihn. Ruhig und so verständlich erklärte der Graf dem Lamproiden die einzelnen Schritte des Lichtschwertbaus und die dafür notwendigen Teile und Werkzeuge. Mit einem Schneidegerät bearbeitete er die langen Griffe und fügte sie zusammen, dann öffnete er den nun angemessen langen Griff und legte so den Bereich für den Energiekristall frei. Feierlich nickte er dem Wurm zu, seine Stimme klang würdevoll und angemessen respektvoll.


„Nun wisst Ihr alles um die letzten Arbeitsschritte auszuführen. Die Ehre den Energiekristall einzusetzen liegt bei dem zukünftigen Besitzer der Waffe. Bei Euch, Chiffith. Das eigene Lichtschwert ist mehr als nur eine Waffe, es ist ein Symbol. Durch diese Klinge werdet Ihr nach innen wie nach außen zu einem wahren Sith, zu einem vollen Mitglied unseres Ordens. Dies ist ein feierlicher Moment, und er gehört ganz Euch. Genießt ihn, mein Freund. Ihr habt es Euch verdient.“

Ehrlich erfreut lächelte er dem Wurm zu und nickte noch einmal, dann drehte er sich zu Fel und Cryus um. Chiffith sollte nun ungestört die letzten Arbeitsschritte durchführen können, die Waffenteile endgültig verbinden und den Kristall einsetzen. Janus hatte ihm alles so gut er konnte und sehr ausführlich erklärt, er rechnete damit das der Lamproid keine Probleme haben würde. Diesen Moment konnte der Graf nutzen um seinen Schüler in die Macht einzuweisen. Seine grünen Augen fixierten Fel, seine Stimme war ruhig und gelassen, die Stimme eines Lehrmeisters.

„Während Chiffith die Waffe zusammenbaut können wir mit Eurer praktischen Unterweisung beginnen, mein Schüler, und Ihr, Cryus habt die Ehre dabei zusehen zu dürfen. Passt gut auf, es wird nützlich sein.“

Mit einer eleganten Handbewegung ließ Janus einen nicht gebrauchten Lichtschwertgriff zwischen sich und den rothaarigen Würger schweben und dort verharren, etwa auf Höhe von Fels Augen.

„Ihr habt nun bereits mehrmals gesehen wie ich Gegenstände mit der Macht habe schweben lassen. Nun möchte ich das Ihr es versucht. Richtet Eure Augen auf diesen Griff und konzentriert Euch nur darauf, blendet alles andere aus. Streckt Eure Hand aus und stellt Euch vor wie Ihr den Griff in die Höhe hebt, wie Ihr ihn schweben lasst. Lasst das Bild in Eurem Kopf entstehen und stellt es Euch so echt wie möglich vor, so als würdet Ihr eine unsichtbare Hand ausstrecken. Die Macht wird es Euch ermöglichen, Fel. Vielleicht nicht auf Anhieb, aber wenn Ihr erst einmal die Grundlagen beherrscht, dann werdet Ihr rasch lernen. Und jetzt, mein Schüler…zeigt mir, was Ihr könnt.“

Gespannt blickte Janus den noch immer schwebenden Griff. Sobald er spüren konnte wie Fel ihn bewegte würde er ihn in der Macht loslassen und sehen was geschah. Es war ein Test und eine Lehrstunde zugleich, für den Würger und für den weißhaarigen Jünger.

[Bastion | Sith-Orden | Werkräume | Janus, Leto Fel, Chiffith, Cryus, und Sliff Quori in der Nähe
 
[Bastions Mond | Last Defense | Ebene 5 | Kantine] Chett Nectu, Sakura Mitsumo, Hess'amin'nuruodo

Ein wenig enttäuschend war es schon das Mister Schoko bei ihrem Witz nicht wirklich lachte. Aber irgendwie hätte dies Sakura auch verwundert. Nectu war zu steif, zu sehr in sich selbst zurückgezogen um auch nur irgendwelche Emotionen zu zeigen. Wenn es ihm auch gut tun würde von seiner Düsternis zu verlieren, so glaubte die junge Pilotin nicht, dass er dies hier und heute tun würde. Dies war wohl der Unterschied zwischen Vollmilchschokolade und Bitterschokolade. Allerdings war die Bitterschokolade die gesündere von beiden, ob dies allerdings auch auf Nectu zutraf…, ähm nun ja dies bezweifelte Sakura ein wenig. Gut, dann würde man ihm eben ein wenig Süße verleihen müssen. Wie wusste sie zwar noch nicht, aber ihr würde sicherlich was einfallen.

Samin hatte ihr dunkleres Gegenüber gelobt und Nectu blieb auch hier ziemlich eigen. Ein trockenes Danke ohne jegliche Emotionen. Wollte er abschreckend wirken? Jedenfalls hatte Sakura das Gefühl als ob Chett versuchte seine Gesprächspartnerinnen auf Distanz zu halten. Freundschaft, nein danke! Also entweder empfand nur sie es so oder Samin ließ sich nichts anmerken. Sakura fragte sich was in diesem Mann vorgehen musste, dass er so kühl und distanziert war. Sie glaubte nicht das er schon immer so gewesen war sondern eher daran, dass irgendetwas in seinem Leben ihn dazu gemacht hatte. Vom Alter her war er vielleicht ein wenig älter als Sakura selbst und damit hatte er wohl auch ein wenig mehr Erfahrung. Dies bedeutete natürlich wiederum, dass er mehr erlebt hatte und dennoch verstand die Exotin noch nicht so ganz was es war. Schade das sie kein Studium zur Psychologin absolviert hatte! Manchmal wäre dies wirklich praktisch. Samin führte das Gespräch weiter und wollte wissen wo er zuletzt geflogen sei und kaum hatte sie dies ausgesprochen, als sich etwas im Gesicht des dunkelhäutigen veränderte. War es Trauer die da durchkam? Dieser Blick, von jetzt auf gleich eine Spur ernster, seine Augen jedoch glasig. Ehe Sakura sich jedoch weitere Gedanken machen konnte begann er zu sprechen und erzählte, dass er bei der 689. TIE-Jägerstaffel gewesen war und es sich dabei um schildlose TIE/Lns gehandelte hatten. Er war auf der Champion stationiert gewesen. Das schlimmste jedoch war, dass sowohl die Staffel wie auch der Zerstörer zerstört worden waren. Chett war der einzige überlebende gewesen und nun verstand Sakura auch warum er so war wie er war. Jedenfalls verstand sie einen Teil dessen.

Für jeden Piloten war es schmerzlich seine Kameraden zu verlieren und meist verlor man auch irgendjemanden. Mit ansehen zu müssen wie man seine ganze Staffel verlor war das schlimmste überhaupt. Welche Qualen Nectu durchgemacht haben musste, welches seelischen Qualen, dies konnte keiner von ihnen gänzlich verstehen der nicht schon einmal so etwas durchgemacht hatte. Sakura verwunderte es somit nicht mehr, dass Chett auf Distanz ging und versuchte keine Freundschaften aufkommen zu lassen. Eines war jedoch sicher, wenn er weiterhin in einer Staffel fliegen wollte, dann würde er sich mit seinen Kameraden auseinandersetzen müssen. Er würde keinen für ewig auf Distanz halten können und zum anderen würden sie nur einbandfrei funktionieren wenn das gesamte Team eingespielt war. Es tat Sakura in der Seele weh, dass Chett versuchte so etwas zu verarbeiten was er wohl nicht verarbeiten konnte. Auch wenn sie keine Psychologin war, so war ihr dennoch bewusst welche Konsequenzen ein solch desolater Zustand haben konnte. Sie konnte nachempfinden wie sich Chett fühlen mochte und natürlich wurde ihr Helfersyndrom geweckt.


Samin sagte nicht viel dazu, außer dass es ihr Leid täte, wobei sie einen sanften Tonfall wählte, sich ihrem Essen widmete und dann wohl entschied, dass sie genug zu sich genommen hatte. Einige Minuten später entschuldigte sie sich bei ihren beiden Tischgesellen und erklärte, dass sie sich hinlegen wolle. Sakura nickte verständnisvoll.

„Sicher, wir sehen uns später!“

Die Chiss wünschte dem dunkelhäutigen noch viel Glück bei den weiteren Testes und verabschiedete sich dann. Chett’s grimmige Antwort auf die von Samin jagten Sakura einen kurzen Schauer über den Rücken.

„Was sie erlebt haben ist niemals leicht. Meine erste Staffel wurde nicht gänzlich ausgelöscht. Ich war eine von drei überlebenden. Aber allein die Tatsache es mit ansehen zu müssen ist furchtbar. Es brennt sich ein“, erklärte die junge Exotin ruhig.

Dann seufzte sie kurz und lauschte seinen Worten. Seine Frage allerdings war etwas was Sakura beim besten Willen nicht zu hundert Prozent beantworten konnte.

„Nun, sicherlich sind die Defender weit aus effizienter als die TIE/LN’s. Was jedoch die Verluste innerhalb der Wolve’s angeht, Chett, wir mögen zwar eine Elitestaffel sein, dies bedeutete aber nicht, dass wir nicht auch Verluste hinnehmen müssen. Zwar mögen diese geringer sein als bei Schildlosen Modellen, aber ich könnte jetzt nicht sagen wie es mit anderen Staffeln aussieht, die ebenfalls Schilde besitzen. Dafür bin ich noch nicht lange genug ein Wolve.“

Sie nippte kurz an ihrem Glas und schob dann ihren Teller zur Seite.

„Sagen sie, ich möchte ihnen zwar nicht zu nahe treten, aber wie war es für sie als einziger Überlebender? Ich kann versuchen es mir vorzustellen, denke aber nicht das es der Wahrheit nahe kommt. Ist dieser Verlust und das was sie erlebt haben ein Grund dessen warum sie so distanziert sind und es vermeiden eine freundschaftliche Basis zu beginnen?“

Diesmal sah Sakura ihn fragend an. Ihr Tonfall war sanft und zugleich besaß er auch etwas aufmunterndes. Es interessierte sie wirklich und dies offenbarte ihr Tonfall zusätzlich.

[Bastions Mond | Last Defense | Ebene 5 | Kantine] Chett Nectu, Sakura Mitsumo
 
[ Bastion / Sith-Tempel / Gänge ] Chiffith, Janus, Fel, Cyrus, und einige Jünger, sowie Sliff Quori in der Nähe

Ungläubig hörte Fel, wie Janus dem bleichen Arkanier trotz aller Anmaßung erlaubte ein wenig Zeit an seiner Seite zu verbringen, um zu lernen. Das konnte doch nicht wahr sein?! Cyrus hatte sich erdreistet Janus zu beleidigen, Chiffith zu beleidigen und er kam mit wenig mehr als einer gebrochenen Nase davon, die Fel ihm in purer Eigeninitiative beigebracht hatte?! Zuvor hatte Fel gedacht, den Grafen durch seine Fähigkeiten und Talente beeindruckt zu haben und sich dadurch ein Recht auf Respektlosigkeit erworben zu haben. Doch offenbar brauchte nicht einmal frisch angekommener Bodensatz des Tempels höflich zu Graf Janus Sturn zu sein.

Definitiv ein Zeichen der Schwäche. Wenn Janus nicht gewillt war seine vielgelobte Würde gegen das niedrigste Geschöpf im Tempel zu verteidigen, wie schwach musste er sein? Wie verhielt er sich erst gegenüber Gleich- oder sogar Höhergestellten? Auf einmal schien Fel der Platz an Janus‘ Seite gar nicht mehr so privilegiert wie zu Beginn. Selbst das Ziel den Grafen zu töten wirkte nur noch wie ein kleinerer Meilenstein auf dem Weg zu etwas Größeren, dass er selbst noch nicht benennen konnte, denn das ultimative Ziel. Für den Mörder stand jetzt schon, nach kürzester Zeit im Tempel, fest, dass er sich möglichst zeitnah an andere Sith wenden würde, um sich Fähigkeiten anzueignen, von denen Janus nicht einmal zu träumen wagte. Herrscher über die Galaxis? Gott? Pah! Janus würde dieses Ziel nicht erreichen. Stattdessen würde er blind in sein Verderben rennen, berauscht vom eigenen Größenwahn.

In Fel brodelte es, doch gab er sich alle Mühe das wahre Ziel von Verachtung und Wut zu verschleiern. Janus sollte ruhig denken, dass sich all sein Denken auf seinen bleichen Noch-Nicht-Rivalen fokussierte und so warf er dem Arkanier weiterhin eisige Blicke zu, während er darüber sinnierte, wie er andere Sith dazu bringen konnte ihm mehr über das Wesen der Macht beizubringen. Janus Vorschlag die Höheren nach einer wissenschaftlichen Erklärung der Macht zu fragen war sicher ein Anfang.

Doch neben allen Mordgedanken an Janus gab es noch andere interessante Dinge zu beachten. Während sie gingen, hatte Janus an Chiffith gewandt zugestimmt, mit ihm zusammen sein Lichtschwert zu konstruieren. Der Wurm hatte nun damit begonnen zu beschreiben, wie seine Wunschwaffe auszusehen hatte. Offenbar hatte der Sith-Schüler sich schon im Vorfeld einige Gedanken darüber gemacht, denn langsam und in gebrochenem Basic, aber dennoch sehr präzise zeichnete er das verbale Bild von etwas, dass Fel vom Hören her an eine Lanze erinnerte. Zweifelsohne würde solch ein Gerät den Wurm noch um einiges tödlicher machen, als er sowieso schon war.

Fast wie berechnet schloss Chiffith seine Erklärung just in dem Augenblick ab, als die kleine Gruppe eine gesicherte Tür erreichte, die von zwei bewaffneten Jüngern bewacht wurde. Es handelte sich um zwei Nichtmenschen, die Janus und seine Begleiter mit verstohlenen Blicken interessiert beobachteten. Ein wenig verwundert betrachtete Fel den rechten Jünger, einen Ithorianer. Noch auf Taris war er einigen Vertretern dieser Spezies begegnet, doch hatten diese stets, ohne Ausnahme Frieden und Verständnis gepredigt. Auf keinen Fall Tugenden wie die Sith sie guthießen. Bestätigte hier die berüchtigte Ausnahme die Regel, oder war er grade deshalb nur ein Jünger?

Gerne hätte Fel mehr erfahren, doch war dafür jetzt grade keine Zeit. Mit gemessenen Schritten folgte er dem Grafen an dem ithorianischen Jünger und seinem abyssinischen Kollegen vorbei und bedachte den absolut leeren Kommentar Janus‘ über die Macht mit einem zustimmenden Nicken. Der Graf sollte nicht zu früh merken wie Fels Meinung sich ihm gegenüber gewandelt hatte.

Der Raum den sie betraten war angefüllt mit allerlei Geräten, die offenbar zur Herstellung von Waffen dienten. Mehrere Griffe, die dem des Leuchtestabs des Grafen glichen, wurden dem Anschein nach zur Herstellung von Lichtschwertern benutzt. Interessiert beobachtete Fel, wie Janus mehrere besonders lange Griffe aus einem Regal nahm und diese Chiffith zusammen mit einem großen, roten Kristall übergab, während er dem Wurm ausführlich Erklärte was zu tun sei.

Wie ein Schwamm sog Fel das zusätzliche Wissen über den Lichtschwertbau auf. Er gedachte zwar immer noch nicht sich später eine solche Waffe zuzulegen, doch zusätzliches Wissen über die Materie war konnte nicht verkehrt sein.

Schließlich war alles erklärt und Janus überließ es Chiffith die letzten Arbeitsschritte auszuführen. Mit nicht unzufriedenem Gesichtsausdruck wandte er sich nun Fel zu und kündigte mit ruhiger Stimme an, dass Fels Unterweisung nun beginnen würde. Erwartungsvoll versteifte sich der Mörder. Auch wenn der Krieger schwach war, er war dennoch stärker als sein Schüler und konnte ihm noch viel beibringen, bevor er unnütz wurde.

Mit gemessenen Worten erklärte der Graf was zutun sei und ließ einen unbenutzten Lichtschwertgriff vor Fels Augen schweben. Fast sofort zog sich der Denker mit einem schmerzhaften Stich von Kopfschmerz in Fels Hinterkopf zurück, doch der Mörder ignorierte das Gefühl. Stattdessen gehorchte er dem Würger, der ihm mit herrischer Stimme gebot ihm die Kontrolle zu übergeben:


Na los. Wir können es schaffen…

Ein gelber Schleier schob sich vor Fels grüne Iris, als der Würger die Kontrolle übernahm und den schwebenden Griff mit den Augen fixierte. Wie der Graf geboten hatte blendete der Mörder alles um ihn herum aus und konzentrierte sich. Vor seinem inneren Auge stellte er sich vor, wie der Griff sich in die Lüfte erhob und…nichts passierte.

Verdammt!

Enttäuschung erfüllte Fel. Was beim Grafen so einfach ausgesehen hatte, erwies sich hier nun als zu schwer. Er hatte Janus‘ Anweisungen wortgetreu befolgt und es hatte einfach gar keinen Effekt gehabt. Es war ein weiteres Zeichen dafür, wie viel er noch zu lernen hatte, bevor er den Grafen konfrontieren konnte. Doch das war nur der erste Versuch gewesen. Fest entschlossen diesmal alles besser zu machen blendete er wieder alles aus.

Naja, nicht alles. Abseits von allem verspürte er dennoch die Enttäuschung des ersten Mals. Im Hinterkopf befand sich jetzt der Zorn auf den Grafen und machte sich mit einem heißen Pochen bemerkbar. Leidenschaft füllte sein Herz. Leidenschaft besser zu sein. Er stellte sich vor geistige Hände nach dem Griff auszustrecken und ihn mit ihnen emporzuheben.

Mit einem überraschten Keuchen bemerkte er plötzlich ein Gefühl wie von einer zusätzlichen Gliedmaße, die etwas gepackt hielt. Das war zwar keine wirklich adäquate Beschreibung für das genau er fühlte, doch Triumph erfüllte ihn dennoch. Irgendwas sagte ihm, dass nicht mehr der Graf es war, der den Griff auf der Höhe hielt. Schwer atmend stellte Fel sich vor, wie sich der Griff nach oben bewegte. Ein Schweißtropfen lief an seiner Stirn hinab, als der Griff ruckte und sich langsam nach oben bewegte.

Wilde Freude durchfuhr ihn und addierte sich zu dem dumpfen Cocktail aus Wut auf den Grafen und Enttäuschung ob des letzten Versuches dazu. Leidenschaft durchflutete ihn, der Griff begann immer schneller zu werden. Es fühlte sich an, als würde er einen zusätzlichen Arm verwenden, den er noch nie benutzt hatte und dessen Muskeln noch nicht richtig ausgebildet waren. Ein leiser, aber bohrender Schmerz in seiner Schläfe machte sich bemerkbar, je länger der Griff in der Luft gehalten wurde. Auch das Wimmern des Denkers war lauter geworden und drängte ihn mit der unmöglichen Tat aufzuhören und das Metall fallen zu lassen.

Fest entschlossen grade dies nicht zu tun konzentrierte er sich umso mehr und ignorierte die Schweißströme die ihm das Gesicht hinabtröpfelten und in seiner Wunde brannten. Doch unaufhaltsam begann der Griff abzusinken, kontinuierlich schneller werdend. Ein weiterer Schub Wut durchflutete seinen Geist und mit aller Macht versuchte er den Griff nach oben zu drücken. Ein Schrei entrang sich seinen Lippen, als Fel den Griff nach oben drückte und das Metall, plötzlich beschleunigt, zur Decke hinaufflog und mit zerstörerischer Kraft dagegen prallte. Ein Regen aus Einzelteilen und Putz regnete auf die Anwesenden nieder, als der Lichtschwertgriff zerschellte und Fel den geistigen Kontakt dazu verlor.

Keuchend sackte er gegen die Wand hinter ihm und sah Janus triumphierend an


„Na, Gräflein, zufrieden?“

Stieß er aus und wischte sich die Schweißbäche von der Stirn.


[ Bastion / Sith-Tempel / Werkräume ] Chiffith, Janus, Fel, Cyrus, sowie Sliff Quori in der Nähe
 
[Bastion | Sith-Orden | Werkräume | Janus, Leto Fel, Chiffith, Cryus, Sliff Quori in der Nähe

Janus war nicht entgangen das sein Schüler den Umgang des Grafen mit dem Arkanier missbilligte, die telepathischen Fähigkeiten des schlanken Fastmenschen waren zwar nicht perfekt, aber so einfache und grundlegende Emotionen wie Ärger und Überraschung konnte er recht deutlich wahrnehmen. Es war von Vorteil das Fel noch keine Techniken zur Abschirmung seines Geistes kannte, der Sith-Krieger machte sich die mentale Notiz das Training des Würgers in diesem Bereich bewusst zu vernachlässigen.

Zwar war der Großteil von Fels Wut wohl auf den weißhaarigen Cyrus gerichtet, was seine unverhohlen zornigen Blicke auch bestätigten. Aber Der Graf gab sich keinen Illusionen hin das er und Fel einander jemals vertrauen konnten oder der Würger nicht versuchen würde ihn zu töten. Vertrauen war ein Luxus, den man sich als Sith nicht leisten konnte, und im Umgang mit einem wahnsinnigen Serienmörder der allen Grund hatte ihn zu hassen war es noch weniger angebracht.

Undeutbar lächelte der schwarzhaarige Sith-Krieger in sich hinein. Er war Cryus gegenüber vergleichsweise gnädig gewesen, aber er hatte die Dreistigkeit des Jüngers nicht vergessen. Sollte Fel ruhig glauben, dass man Janus ungestraft beleidigen konnte. Er würde den Würger noch eine Weile in dem Glauben lassen und dann umso überraschender ihm und dem respektlosen Jünger eine Lektion erteilen.

Im Gegensatz zu dem Würger und Cryus war Chiffith geradezu angenehm pflegeleicht und geradlinig. Wenn man dem Lamproiden gab was er wollte und ihn einigermaßen höflich behandelte war er schon zufrieden, und gab man ihm die Gelegenheit zur Jagd dann wurde er geradezu enthusiastisch. Erneut wünschte sich der Halb-Echani das alle Lebewesen so simpel gestrickt wären. Es würde seine Arbeit um einiges erleichtern, so viel stand fest. Kurz sah der elegant gekleidete Sith dem Wurm noch über die Schulter, der graue Koloss schien alles verstanden zu haben und führte die Arbeitsschritte mustergültig aus.

Als Janus sich Fel zuwandte und die erste Unterweisung in der Macht ankündigte war die Neugier des Rothaarigen unübersehbar. Verschlagen lächelte der Graf ihm zu, seine grünen Augen funkelten mit einem Glanz, der alles mögliche bedeuten konnte. Auch der Mörder veränderte sich nachdem er den schwebenden Griff entdeckt hatte und die Anweisung seines Meisters hörte, in seine Augen trat dasselbe Funkeln das auch der blasse Fastmensch kannte. Äußerlich entspannt und ruhig, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und einem nur mäßig interessiert wirkenden dünnen Lächeln sah Janus zu, aber in der Macht war er angespannt und voller Neugier was passieren würde.

Deutlich konnte er spüren wie Fel seine Anleitung befolgte und mit seinen noch schwachen und rudimentären Machtkräften versuchte den Griff zu heben. Janus lockerte seinen Machtgriff um den Gegenstand etwas und suchte in der Macht nach Fels unsichtbarer Hand, wurde aber enttäuscht. Nur die Machtkräfte des Grafen hielten den Griff in der Schwebe, sein Schüler hatte zumindest auf Anhieb nichts erreicht.

Missbilligend kniff der Sith-Krieger mit dem nachtschwarzen Haar seine grünen Augen zusammen und ließ den Würger so seine Enttäuschung spüren. Dieses Gefühl konnte er auch bei seinem Schüler fühlen, verbunden mit Zorn und dem Willen es erneut zu versuchen. Das war gut, Fel gab nicht einfach auf. Mit sichtlicher körperlicher und geistiger Anstrengung versuchte es der rothaarige Mensch erneut und Janus entließ den Griff aus seiner Kontrolle, interessiert ob Fel es schaffen würde.

Und tatsächlich, trotz der Schweißtropfen die von Fels Stirn rannen und der sichtbaren Belastung schaffte es der Würger den Gegenstand in der Schwebe zu halten, aber nicht gut genug, der Griff begann schneller und schneller abzusinken. Würde der Mörder erneut versagen ? Doch zur Überraschung wohl aller Anwesenden brüllte der Rothaarige auf und schleuderte den Griff in einer Entladung seiner Kräfte gegen die Decke, wo er in tausend Stücke zersprang, die wie Regentropfen auf die Sith herabregneten.

Erschöpft, aber mit sicher zufrieden und geradezu triumphierend sackte der Würger gegen die Wand und versuchte den Schweiß von seiner Stirn zu wischen. Zwischen keuchenden Atemzügen presste er die Frage hervor ob Janus zufrieden war. Der Graf legte nachdenklich, aber lächelnd den Kopf schief und ließ den Würger erstmal zu Atem kommen. Zumindest hatte dies zunächst den Anschein, aber selbst als Fel sich einigermaßen erholt hatte sagte der dunkelhaarige Halb-Echani zunächst nichts, seine grünen Augen wanderten kurz zu Cryus, dann wieder auf Fel.


„Es ist ein Anfang.“

Antwortete der Graf schließlich und beendete so das unangenehme Schweigen, doch seine Stimme war kühl und wirkte beinah abwesend, sie strafte sein dünnes, maskenhaftes Lächeln Lügen und klang fast schon zu ruhig. In einer lässigen Bewegung streckte Janus erst seine rechte, dann seine linke Hand aus. Jemand mit guten Telepathiefähigkeiten spürte wohl das die dunkle Seite in dem äußerlich ruhig wirkenden Sith-Krieger brodelte wie ein kurz vor dem Ausbruch stehender Vulkan. Einzig und allein die grünen Augen des Fastmenschen verrieten etwas, ein unheimlicher goldener Glanz erfüllte sie als würde in Janus Innern ein Feuer brennen.

Einem aufmerksamen Beobachter würden in diesem Moment nicht nur die Augen des Grafen gefährlich vorkommen, sondern auch das leichte Zittern mehrer Griffe, Werkzeuge, Kristalle und Materialien in den fein säuberlich eingeräumten Regalen, langsam aber stetig wurde das Zittern stärker und stärker als würde ein Erdbeben beginnen. Erste kleinere Gegenstände flogen aus dem Regal und begannen in der Luft zu schweben und den Sith-Krieger zu umkreisen, schließlich gefolgt von größeren Gegenständen. Wie ein Wirbelsturm umkreisten sie Janus Körper, der inmitten des Durcheinanders vollkommen ruhig da stand, im Auge des Orkans.

Die dunkle Seite tobte in Janus wie ein Waldbrand und er fachte das Feuer noch zusätzlich an, ließ seinen Ärger über Cryus Respektlosigkeit, Janus Zorn angesichts vergangener Fehlschläge, seinen Ehrgeiz, seinen Hunger nach Macht, seine Sorge angesichts von Fels Plänen, all diese Emotionen und ihre Aspekte Teil des Feuers werden wie trockenes Holz in einem Waldbrand. Spektakulär begannen die Gegenstände sich schneller zu drehen und wild umherzuwirbeln, Kleinteile flogen schon in Richtung von Fel und Cryus. Und dann, mit einem Lachen das klang aus käme es aus den Alpträumen von Generationen entfesselte Janus den Sturm und ließ einen Hagel von kleineren Gegenständen auf seinen Schüler und den Arkanier einprasseln. Er behielt noch genügend Kontrolle bei um dafür zu sorgen das die größeren an der Wand neben oder hinten einschlugen, aber genügend kleine Teile trafen ihr Ziel, prallten schmerzhaft auf weiches Fleisch und bereiteten Qualen, ohne wirklich ernsthafte Verletzungen anzurichten.

Mit einem Ruck beendete Janus den Hagel und die größeren Gegenstände die ihn noch umkreisten fielen polternd zu Boden und bedeckten die Erde mit Bruchstücken. Breit lächelnd holte der Graf Luft und betrachtete sein Werk. Fel und Cryus hatten den Großteil der kleinen Wurfgeschosse an den Beinen und am Oberkörper abbekommen, ihre Gesichter waren unversehrt. Die weiße Robe des Arkaniers war schmutzig und hier und da konnte man kleine Blutflecken entdecken, der Großteil der Verletzungen der beiden durfte jedoch aus zwar lästigen, aber ungefährlichen Prellungen bestehen. Zweifellos würden beide in nächster Zeit einige blaue Flecken bekommen.

Stolz richtete sich Janus zu seiner vollen Größe aus, sein breites Grinsen enthüllte seine strahlend weißen Zähne und ein Rest des goldenen Schimmerns in seinen Augen blieb. Seine Stimme war lauter als sonst, aber er schrie nicht, sein Zorn und seine Autorität war mit dem eisenharten Donnern seiner Stimme bereits deutlich genug..


„DAS ist MACHT, Fel. Ihr steht noch ganz am Anfang Eures Weges und glaubt schon ich wäre mit Kleinigkeiten zufrieden ? Jeder halbwegs talentierte Jünger hätte auch geschafft, was Ihr gerade geschafft habt. Was also macht Euch besonders, Würger ? Vergesst niemals Euren Platz. Ihr werdet lernen, Ihr werdet trainieren, und Ihr werdet bluten…und dann, eines Tages, werdet Ihr vielleicht meinen Respekt genießen. Aber nicht heute. Heute habt Ihr mich bereit zweimal enttäuscht. Einmal, als Ihr wegen Eurer mangelnden Selbstkontrolle diesen lächerlichen kleinen Jünger ohne meine Anweisung angegriffen habt wegen ein paar dummer Worte, und ein zweites Mal, als Ihr offensichtlich davon ausgingt ich würde mir solches Verhalten von irgendjemanden bieten lassen. Ihr habt keine Ahnung, wer oder was ich wirklich bin, mein Schüler. Und das werdet Ihr auch niemals herausfinden.“

Der Blick von Janus golden schimmernden grünen Augen wanderte hinüber zu Cryus. Seine Stimme wurde nun sogar eine Spur schärfer.

„Und Ihr, Cryus…Ihr seid sogar noch verblendeter als mein Schüler. Für Eure Respektlosigkeit habt Ihr mindestens den Tod verdient, aber ich mache mir nicht die Hände schmutzig um Insekten zu zerquetschen. Wisset also, dass Ihr nur aus einem Grund noch lebt: Ihr seid nicht einmal meinen Zorn wert. Und jetzt geht mir aus den Augen, bevor ich es mir anders überlege. Seid dankbar das Ihr noch lebt…Jünger.“

Ohne den Arkanier oder Fel eines weiteren Blickes zu würdigen drehte sich Janus um, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wandte sich Chiffith zu. Vielleicht würde wenigstens der Lamproid seinem brodelnden Zorn keinen Grund zu explodieren. Normalerweise war er ein kontrollierter Mensch der seine Fassade von Höflichkeit und Respekt nutzte, aber bei manchen Wesen funktionierte dies offensichtlich nicht und andere, rohere Methoden waren notwendig.

[Bastion | Sith-Orden | Werkräume | Janus, Leto Fel, Chiffith, Cryus, Sliff Quori in der Nähe

OP: Sliff, das wäre doch ein guter Zeitpunkt um den guten Cryus zu übernehmen.^^
 
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Cryus hatte nichts anderes erwartet. Die Worte des Sith-Kriegers (Janus) waren alles andere als freundlich, wenn auch in höflichem Ton. Sie prallten an einer demütigen Fassade ab, welche sich der Arkanianer aufgesetzt hatte, da es anders einfach keinen Sinn machte. Diese eklige Arroganz des Sith widerte Cryus, gelinde gesagt, mächtig an. Allerdings schien hier jeder jeden zu hassen und zu fürchten, was es recht einfach machte sich in dieses, wenn auch nervige, Gefüge von Heuchelei, Angst und Demut einzufügen. Der Arkanianer konnte aber nicht leugnen, dass eine gewisse Flamme in ihm loderte, die ihn dazu verleiten wollte einfach allen Anwesenden den Hals umzudrehen. Sicherlich hätte dieses Unterfangen mit seinem Tod ein schnelles Ende gefunden, doch irgendwie war es nur dieser Umstand, der ihm einfallen wollte, um sich erneut völlig wohl zu fühlen. So nickte und verbeugte sich der neue Sith-Jünger ehrfürchtig, während er offensichtlich mit den Augen rollte. Für Arkanianer zumindest offensichtlich, denn seine leeren Augen gaben darauf keinerlei Hinweis. Cryus erwiderte nichts, er war kein Freund überflüssiger Worte, eine solche Verbeugung schien alles zu sagen was nötig war.


Im Hintergrund folgte Cryus seinen neuen, widerwillig gewählten Gefährten, immer den Blick auf die Wesen vor ihm gerichtet. Noch einmal würde er sich sicherlich nicht überraschend angreifen lassen. Schon bei der kleinsten Bewegung würde der Arkanianer reagieren. Sein Körper begann schon mit der Regeneration seiner Wunden und die zittrige Schwäche durch den Sauerstoffmangel und das abflauen des Adrenalins legte sich weitaus schneller, als es dies für gewöhnlich bei anderen Humanoiden tat. Das markante Kribbeln und Kitzeln an den Wunden wies schon jetzt, lediglich wenige Minuten nach ihrem auftreten auf Heilung hin und begannen sich zu schließen. In spätestens zwei Tagen würde man von all dem nichts mehr sehen, was seine blasse Haut verunreinigte. Dies zog allerdings auch einen ungeheuren Energieaufwand mit sich. Cryus sah es schon, spürte es schon, wie seine Konzentrationsfähigkeit leicht nachließ und Hunger in ihm aufkam. Großer Hunger. Würde sich die Gelegenheit bieten, würde der Arkanianer bald speisen müssen. Es war Nachmittag und er hatte an diesem Tage erst drei volle Mahlzeiten zu sich genommen. Eine zu wenig, für ein Wesen mit seinem Energieverbrauch, doch über einen kürzeren Zeitraum war dies kein Problem. Das Problem würde erst auftreten, wenn er am darauf folgenden Tag weiterhin nichts zu sich nehmen würde. Ein signifikanter Nachteil seines experimentellen Organismus, dass ihm erst so richtig vor Augen geführt wurde, als er aus der Forschungsanlage auf Arkania geflohen und auf sich allein gestellt war. Cryus hasste dieses Gefühl, dass ganz sanft anfangs auftrat und innerhalb von Stunden seine gesamte Konzentrationsfähigkeit lahmlegte und alle anderen Körperfunktionen bis auf das nötigste herunterfuhr.

Die ungleichen Wesen betraten eine Art Werkstatt, wie der Arkanianer fand, nachdem seine leeren Augen akribisch durch den Raum gefahren waren. Werkbänke und Werkzeuge waren vertreten und Janus, sowie der Lamproid machten sich sogleich ans Werk. Chiffith schien besondere Vorstellungen von einem Lichtschwert zu haben und Cryus beobachtete aufmerksam, doch nachdem der Graf mit seinen Anweisungen an den Adepten geendet hatte, drehte er sich zu seinem Schüler und ihm. Praktische Übungen standen nun auf dem Plan und Cryus fragte sich, wie die wohl aussehen würden. Sein Mund öffnete sich leicht, als Janus plötzlich einen Gegenstand wie von Geisterhand zum schweben brachte. Nach kurzer Anleitung wies er seinen Schüler an, diesen Gegenstand selber durch die Macht in seiner Bewegung zu beeinflussen und der Arkanianer beobachtete Fel gespannt.

Man konnte die Anstrengung in seinen Gesichtszügen sehen, als der Mensch versuchte mit aller Macht seine Kontrolle auf den schwebenden Lichtschwertgriff auszudehnen. Einige Zeit tat sich nichts und die Muskeln auf Fels Zügen beschrieben ein Blid größter Konzentration, welche er schließlich doch erfolgreich aufbrachte. Der Rotschopf hatte es tatsächlich geschafft und verwundert zog Cryus die Augenbrauen in die Höhe. Es juckte ihm in den Fingern es ebenfalls zu probieren, doch dazu sollte es nicht kommen. Die übermäßig spöttische Reaktion auf den Erfolg des Schülers schien in dem Grafen ein Fass zum überlaufen zu bringen, wenngleich er doch seine Fassung wahrte. Zumindest äußerlich. Allerhand Gegenstände begannen im Raum zu schweben und wie ein Sturm um Janus herumzuwirbeln, ehe sich eine Flut aus Werkzeugen und Materialien auf die beiden ungleichen jungen Männer ergoss. Schmerzhaft trafen Cryus allerhand Dinge. Lediglich sein Gesicht blieb von dieser Macht, welche über sie hinenbrach verschont. Der Arkanianer fühlte sich hilflos. Er konnte nichts tun, als auf ein baldiges Ende der Schmerzen zu hoffen, die er mit Fassung ertrug. Gequält verzog er das Gesicht.


"„Und Ihr, Cryus…Ihr seid sogar noch verblendeter als mein Schüler. Für Eure Respektlosigkeit habt Ihr mindestens den Tod verdient, aber ich mache mir nicht die Hände schmutzig um Insekten zu zerquetschen. Wisset also, dass Ihr nur aus einem Grund noch lebt: Ihr seid nicht einmal meinen Zorn wert. Und jetzt geht mir aus den Augen, bevor ich es mir anders überlege. Seid dankbar das Ihr noch lebt…Jünger.“

Der Schmerz verebbte langsam und Cryus seufzte auf. Er verstand den Grund dieser STrafe nicht wirklich. Er verstand die Sith nicht wirklich, doch das war kein Grund jetzt aufzugeben. DIese Demonstration von Macht spornte den Arkanianer in gewisser Weise nur noch mehr an, sich den Herausforderungen zu stellen. Widerwillig verbeugte er sich und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Für ihn war sein Auftreten nicht verblendet gewesen. Keine Sekunde hatte Cryus an der Macht dieses Mannes gezweifelt, darüber hinaus sein Auftreten nicht als respektlos angesehen. Er war einfach so gewesen, wie er zu jedem war. Er konnte nicht verstehen, wo es ihm an Respekt gemangelt hatte und das man ihn für bloße Worte sogar töten sollte... Es gab noch einiges zu lernen.

[Bastion | Sith-Orden | Gänge vor den Werkräumen | Cryus, Sliff Quori in der Nähe
 
[Bastion | Hauptstadt | Sith-Tempel | Werkstätten] Chiffith, Janus Sturn, Leto Fel, Cryus; Sliff Quori auf dem Gang

Schneller als Chiffith gedacht hatte begann der Lichtschwertbau, und schneller als er gedacht hatte schritt er auch voran. Janus Sturn erklärte ihm in verständlichen Worten, wozu die einzelnen Komponenten dienten. Zwar würde er vermutlich niemals verstehen, wie sie funktionierten: Er verstand ja nicht einmal, wie es sein konnte, dass eine Leuchtstoffröhre auf Knopfdruck Licht spendete. Aber was spielte das schon für eine Rolle, solange er wusste, was der Zweck der Bauteile war und wie man sie zusammenfügen musste. Es war keineswegs so, dass man die Waffe komplett selbst bauen musste, indem man jeden Schaltkreis einzeln zusammenlötete: Alles was benötigt wurde, war auf Lager und musste nur kombiniert werden. Janus traf die Auswahl für Chiffith, der nicht imstande gewesen wäre, die passenden Leitungen zur Energiequelle und die passenden Schalter zu den elektronischen Bauteilen auszusuchen. Der Graf half ihm außerem dabei, das Gehäuse anzufertigen. Die Gerätschaften, die dazu dienten, Metallteile zu zerteilen oder zu verbinden, waren gar nicht so schwer zu bedienen. Seinen Mangel an Fingern machte der Lamproid durch die schiere Zahl an Manipulationsorganen wett: Sechs - nein, mittlerweile nur noch fünf Klauen und ein Greifschwanz waren da hilfreich. Natürlich arbeitete er weit weniger genau als manch anderer es getan hätte, die Schnittkanten waren nicht ganz gerade, die Bohrungen ungleichmäßig und hier und da platzten Späne ab, doch es war ihm nicht wichtig, wie professionell seine Waffe aussah. Sie musste haltbar und tödlich sein, mehr nicht.

Als das Gehäuse fertiggestellt war, erklärte ihm der Graf, wie er die einzelnen Bestandteile endgültig zu verbinden hatte. Der Knackpunkt war hierbei das Herzstück der Waffe, der Kristall. Sturn erklärte ihm, dass dieser nur mit Hilfe der Macht richtig eingepasst werden konnte und dass sich bei diesem entscheidenden Schritt zeigen würde, ob er bereits würdig war, ein Lichtschwert zu tragen. Mit dieser schwierigen Aufgabe überließ er den Apprentice sich selbst und wandte sich seinem eigenen Schüler und dem weißhäutigen Jünger zu. Chiffith glaubte, genug zu wissen, um die begonnene Arbeit nun allein zu Ende bringen zu können.

Levitation hatte er geübt. Es war kein Problem für ihn, nicht nur ein Bauteil anzuheben, sondern mehrere, und sie in die passenden Positionen zu bringen, um sie zusammenzufügen. Das Skelett, das die elektronischen Bauteile trug, glitt in den langen Schaft. Die Energiezelle ebenfalls, und ein Bajonettverschluss koppelte die Metallrohre aneinander, bis sie sich mit leisem Klicken fest verbanden. Soweit, so gut, doch das war der Teil, bei dem er noch nicht viel falsch machen konnte. Der letzte Schritt war der schwierigste. Der große rote Kristall hatte eine asymmetrische Form, und wie bei Torryns Lichtschwert, das Chiffith auseinandergebaut und fehlerhaft wieder zusammengesetzt hatte, gab es keinen Hinweis darauf, wie herum er in die Waffe eingebaut werden musste. Der Lamproid reckte zwei Klauenhände nach dem durchsichtigen Stein und taxierte ihn mit Hilfe der Macht vorsichtig über die Halterung. Was dann folgte, war schwieriger als alles, das er jemals probiert hatte. Mit Ausnahme von Torryns Übungswaffe war es noch nie auf eine so feine Manipulation eines Gegenstandes angekommen. Im Gegensatz zu den Übungen genügte es diesmal nicht, einen Gegenstand anzuheben, irgendwo hin zu transportieren oder an die Wand zu werfen, der Kristall musste hauchfein justiert werden, wobei jeder Mikrometer eine Rolle spielte.

Angestrengt konzentrierte sich der Lamproid auf seine Waffe. Es erforderte seine volle Aufmerksamkeit, dem Kristall die kleinen Impulse zu geben, um seine Position minimal zu korrigieren. Dabei folgte er ganz seinen Instinkten. Rein gefühlsmäßig musste er sich entscheiden, ob eine bestimmte Ausrichtung besser oder schlechter war als die vorangegangene und oft war er unschlüssig. Je tiefer er sich in diese Aufgabe versenkte, um so deutlicher spürte er jedoch die Macht. Sie bot ihm eine Möglichkeit. Er wusste, dass er innerlich nur vollends zur Ruhe kommen musste, um sich ihrer Leitung anzuvertrauen. Sie würde ihm sagen und zeigen können, wie er es machen musste. Sie würde ihm die Waffe geben, die er wollte.

Aber das kam überhaupt nicht in Frage! Die Macht war da, beherrscht zu werden, nicht um sich von ihr beherrschen zu lassen! Chiffith wollte ein Sith sein, also jemand, der Stärke aus seinen Leidenschaften zog, nicht aus der Leugnung seiner Natur, wie die Jedi es taten!

Der Schüler hörte auf, behutsam nach der richtigen Position zu tasten. Stattdessen sagte er sich, als Sith müsse er in der Lage sein, eine Entscheidung zu fällen und diese kraft seines Willens durchzusetzen. Er entschied sich dafür, wie er den Kristall haben wollte. Und dann schloss er seinen geistigen Griff um den Kristall sowie um die Macht selbst. Die Macht hatte ihm zu willlen zu sein, der Kristall hatte zu gehorchen! Mit sanfter Gewalt rückte er den roten Stein zurecht und ließ die Verankerung zugreifen, um ihn in dieser erzwungenen Position zu halten. Dann verschloss er das Gehäuse. Mit dem Schwanz und den Armen griff er zu.

Kalt und hart lag die Waffe in seinen Klauen. Ein schwerer Stab mit purpurrot gummierten Griffen - eine Farbe, die der seines Blutes ähnelte. Ein kegelförmiger Dorn am unteren Ende, ein verdickter Kopf mit einem Stachelkranz am anderen. Ein Werkzeug, das auch ohne Energie und Kristall zum Töten geeignet wäre, doch diese waren das Herz und machten es nicht nur zur tödlichen Waffe, sondern zum Insignium der Sith. Er spürte ein Prickeln in seinen Gliedmaßen. Die geballte Kraft, die der Lichtlanze innewohnte, beinhaltete einen Teil seiner eigenen Essenz - seinen unbeugsamen Willen, mit dem er sie gezwungen hatte, zu entstehen. Sie fühlte sich ›richtig‹ an, denn sie bewies seine Stärke. Zum ersten Mal fühlte er sich tatsächlich als Sith. Und bald würden andere anerkennen müssen, dass er genau das war. Kein Schüler oder Diener, sondern ein Darth!

Ein erregtes Grollen entwich seiner Kehle und die schwarzen Fänge glänzten von gierigem Speichel. Begierig, seine Waffe zu erproben, wandte er sich um.

Das Bild, das sich ihm bot, überraschte und erschütterte ihn. Die andere Hälfte des Werkraums war verwüstet! Wie war es dazu gekommen? Und was noch wichtiger war: Wie hatte er es verpassen können? War er etwa so auf seine Arbeit konzentriert gewesen, dass ihm der Lärm und die Aufregung, die mit dieser Zerstörung einhergegangen war, komplett entgangen waren? Irritiert blickte er sich um. Die Verwüstung schien sich in einem Halbkreis um Graf Sturn ausgebreitet zu haben. Mehrere Gegenstände lagen in Scherben und Trümmern auf dem Boden oder an den Wänden, wo sie den Spuren nach hart aufgeprallt waren. Und auch Leto Fel wirkte etwas ramponiert. Cryus war nicht mehr im Raum. Und in der Luft hing eine leise Note von frischem Menschenblut. Chiffith fragte sich, was er wohl verpasst hatte, und wollte danach fragen. Doch er spürte den erwartungsvollen Blick von Janus auf sich. Wie lange der Graf ihn wohl schon ansah?


»Ich bin fertig«, beantwortete er die unausgesprochene Frage. »Meine Waffe. Die Waffe eines Sith!«

Mit zwei Klauenhänden reckte er den Schaft der Waffe vor sich, mit einer dritten tastete er nach dem Aktivierungsknopf. Er dachte nicht darüber nach, welche Folgen eine Fehlkonstruktion haben könnte: Er war sich seiner Sache sicher. Mit einem zornigen Fauchen, das dem eines angreifenden Lamproiden nicht unähnlich war, schoss ein Strahl weiß greißender Energie aus der Spitze des Stabs und verwandelte ihn in die Lichtlanze, die Chiffith sich gewünscht hatte. Eine flackernde und summende, menschenblutrote Aura umgab die Speerspitze und tauchte den verwüsteten Werkraum in unwirkliches Licht.

[Bastion | Hauptstadt | Sith-Tempel | Werkstätten] Chiffith, Janus Sturn, Leto Fel; Sliff Quori und Cryus auf dem Gang
 
[Bastion | Sithtempel | Gänge] Sliff Quori, Janus Sturn, Leto Fel, Chiffith, Cryus

Es gelang Sliff Quori, der kleinen Gruppe aus drei Humanoiden und dem wurmartigen Apprentice unauffällig zu folgen. Er legte dabei keine übermäßige Heimlichkeit an den Tag, sondern bemühte sich einfach, ihnen nicht zu nahe zu kommen und sie weder körperlich noch in Gedanken irgendwie zu bedrängen. Seine Aktivitäten waren nicht von persönlicher Neugier motiviert, sondern vor allem vom Pflichtbewusstsein, so dass es ihm nicht schwer fiel, sich dezent im Hintergrund zu halten. Dass man als Jünger von den Oberen oft sowieso nicht beachtet wurde und dass drei der vier Personen nicht oder unvollständig ausgebildet waren, kam ihm zusätzlich gelegen.

Der Kobok merkte bald, dass sie zu den Werkstätten unterwegs waren. Dafür konnte es verschiedene Gründe geben, doch häufig hielten sich Sith dort auf, um an ihren Lichtschwertern zu arbeiten: Sie herzustellen, zu reparieren oder zu verbessern. Mit stummem Seufzen schüttelte er den Gedanken ab, dass er wohl niemals eine solche Waffe besitzen würde, wie er es sich einst erträumt hatte. Es brachte nichts, über verpasste Chancen zu jammern, die eigentlich nie wirklich existiert hatten.

Er hatte richtig vermutet: Die Werkstatt, auf die Janus Sturn und sein Anhang zusteuerten, war zum Bau von Lichtschwertern ausgestattet. Dementsprechend war sie ein Sicherheitsbereich und wurde auch so behandelt. Zwei bewaffnete Jünger standen vor der Tür. Wie die meisten Mitglieder des ordensinternen Wachdienstes kannte Sliff sie zumindest vom Sehen. Der eine war ein bärtiger Abyssiner mit nur einem Auge - im Vergleich zu den drei Sehorganen eines Kobok hatte die Natur ihn sehr nachteilig ausgestattet. Sein Name war Sen-Nur. Wie der andere hieß, wusste Sliff Quori nicht, und das lag vor allem daran, dass der Ithorianer keine funktionierenden Sprechwerkzeuge hatte. Nicht nur keine, mit denen er sich verständlich auf Basic ausdrücken konnte, wie es vielen seiner Artgenossen ging: Er war komplett stumm. Ob das ein angeborener Defekt oder die Folge eines Unfalls war, vielleicht sogar eine Bestrafung für ein zu loses Mundwerk, war dem Kobok nicht bekannt. Jedenfalls waren seine Aufstiegschancen durch dieses massive Handicap sehr gering und niemand machte sich die Mühe, ein körperliches Gebrechen eines Jüngers durch moderne Chirurgie oder Bionik zu kurieren, wenn es seine Arbeitsleistung nicht signifikant einschränkte. Und auch dann dachte man womöglich lieber darüber nach, ihn eher zu verstoßen oder verenden zu lassen, als in ihn zu investieren. Ja, sie hatten kein leichtes Los als der Bodensatz des Ordens. Aber immer noch besser als die zahllosen normalsterblichen Bediensteten ohne Machtsensitivität, die sogar noch unter den Jüngern standen und überhaupt nicht auf einen Aufstieg hoffen durften.

Der Graf und seine Begleiter wurden ohne lange Diskussion eingelassen. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, trat Sliff zu den beiden Kollegen. Er blieb zwei Meter von ihnen entfernt stehen und zeigte die waffenlosen Hände, um keinen aggressiven Eindruck zu machen, denn die Tempelwachen nahmen ihre Arbeit meist ernst und fackelten nicht lange, wenn sie sich oder den ihnen anvertrauten Bereich irgendwie bedroht sahen. Wie erwartet reagierten sie auf seine Ankunft mit offensichtlichem Misstrauen, obwohl sie ihn kannten.


»Quori. Was willst du? Du bist doch für den Serverraum drei eingeteilt!« stellte der Abyssiner fest.

»Mittlerweile fürs Tor«, korrigierte Sliff. »Aber Harold hat mich geschickt, um den Weißen im Blick zu behalten.«

»Den Arkanier?« fragte Sen-Nur weiter und klärte den Kobok damit über die Spezieszugehörigkeit des Neuankömmlings auf. »Hat er was auf dem Kerbholz?«

Sowohl er als auch der stumme Ithorianer wirkten nun noch nervöser. Das war kein Wunder, denn wenn hier irgend etwas schiefging, war es gut möglich, dass man sie zur Verantwortung zog.

»Bisher nicht wirklich«, erklärte der Insektoid. »Aber er hat sich seit seiner Ankunft schon zweimal Streit gesucht oder ihn zumindest gefunden. Mit einem von Graf Sturns Leuten und zuvor mit dem Apprentice von Darth Halberd. Ich soll sicherheitshalber auf ihn aufpassen.«

Sliff Quori gesellte sich zu den beiden Kollegen und wartete ab. Mit dem Ithorianer war natürlich sowieso keine Konversation möglich, aber auch mit dem Abyssiner kam kein Gespräch mehr zustande. Schweigend verrichteten die beiden Türwächter ihre Arbeit und der Kobok wartete darauf, dass die kleine Gruppe den Raum wieder verließ. Doch das dauerte. Wenn sie da drin wirklich an einem Lichtschwert bauten, konnte es sein, dass sie stunden- oder tagelang nicht wieder herauskamen. So lange würde er natürlich nicht warten. Wenn es in der nächsten Stunde keinen Zwischenfall gab, war davon auszugehen, dass es auch keinen weiteren Vorfall mit dem Neuling geben würde und das Problem sich von allein in Wohlgefallen aufgelöst hatte.

Der Zeitpunkt, an dem er einfach zu seinem eigentlichen Posten am Tor zurückkehren wollte, rückte näher, als sich drinnen etwas tat. Alle drei Jünger zuckten zusammen, als sie einen Ausbruch der Macht ganz in ihrer Nähe spürten. Keiner von ihnen war ausgebildet genug, um Art und Stärke zu analysieren, aber sie merkten doch, dass das allgegenwärtige emotionale Dunkel um sie herum etwas dichter wurde. Kurz darauf hörten sie etwas poltern. Wände und Tür waren gut gedämmt, so dass die normalen Arbeitsgeräusche nicht bis auf dem Gang drangen, doch dort drin ging etwas vor sich, das man auch draußen hören konnte. Sen-Nur hob die Blasterpistole und wandte sich zur Tür, doch bevor er in den Werkraum stürmen konnte, hielt sein ithorianischer Kollege ihn zurück.


»Misch dich da nicht ein, wenn dir dein Leben lieb ist!« warnte Sliff mit den Worten, die dem Sohn von Ithor nicht möglich waren. »Das ist eine Angelegenheit der Herrschaften. Ihr müsst nur die Tür bewachen.«

Natürlich wusste er selbst, wie schwierig es war, sich in so einer Situation zurückzuhalten. Griff er ein, konnte er sich zum Ziel für den entfesselten Zorn eines Sithkriegers machen. Hielt er sich zurück, konnte man ihm Pflichtvernachlässigung vorwerfen. Hier gab es keine richtige Entscheidung. Am Ende waren die Jünger immer nur die Fußabtreter. Aber aus Sliffs Erfahrung fiel die Strafe für eine vermeintliche Unzuverlässigkeit geringer aus als der Schaden, den man auf sich ziehen konnte, wenn man sich unüberlegt in Dinge einmischte, die einen nichts angingen. Das war vermutlich auch Sen-Nur klar und er riss sich zusammen. Doch alle drei - auch Quori - hatten ihre Waffen in den Händen und waren darauf eingestellt, einzugreifen, sobald man es ihnen befahl.

Schließlich verstummte das Poltern so abrupt wie es eingesetzt hatte und auch die Macht beruhigte sich wieder. Die Tür öffnete sich und aus der Werkstatt heraus trat Cryus. Er machte einen etwas zerschundeneren Eindruck als zuvor und wirkte auch überhaupt nicht glücklich. Alles sah danach aus, als hätte er sich abermals Ärger eingehandelt. Er wollte sich entfernen, doch Sliff trat zu ihm, die Hände nach wie vor am Griff des Schockstabs und am Pistolenholster.


»He, Neuer«, sprach er ihn an. »Ich bin Sliff Quori. Gab's da drin Probleme?«

[Bastion | Sithtempel | vor den Werkstätten] Sliff Quori, Cryus
 
[Bastions Mond | Last Defense | Ebene 5 | Kantine] Chett Nectu, Sakura Mitsumo

Selbstverständlich hatten die Wolves auch Verluste. Wäre dem nicht so, gäbe es keine Suche nach neuen Mitgliedern und kein Ausscheidungsverfahren auf Bastions Mond. Und natürlich waren die Schilde keine Überlebensgarantie. Nicht einmal die Schilde und Panzerung eines Schlachtschiffes boten ausreichend Schutz, wenn man beschossen wurde. Insofern machte Chett Nectu sich auch keine Illusionen darüber, dass ihn der Tod in der Elitestaffel ebenso rasch ereilen könnte wie in jeder anderen Situation auch. Doch erhoffte er sich von einer unwahrscheinlichen, aber unter Umständen möglichen Aufnahme bei den Wolves vor allem eines: Das Gefühl, mehr zu sein als bloßes Kanonenfutter. Auch wenn man sich vielleicht eher um den teuren Jäger sorgte als um den Piloten. Aus Sakura Mitsumos Worten ging hervor, dass die Überlebensaussichten statistisch gesehen etwas besser waren. Aber für den Einzelnen musste das natürlich nichts bedeuten.

Die Pilotin stellte nun ebenfalls eine Frage und drang damit in Bereiche vor, die so persönlich waren, dass Chett sich sofort in die Defensive gedrängt fühlte. Er legte das Besteck weg und blickte die junge Frau misstrauisch an. Er wollte gerne wissen, was der Grund für ihre Frage war. Interessierte sie sich für ihn auf einer persönlichen Ebene, vielleicht sogar in der Absicht, eine Freundschaft zu schließen? Oder war diese ganze scheinbar zufällige Begegnung in der Kantine vielleicht eine subtilere Art eines psychologischen Eignungstests, bei dem seine Antworten hinterher ausgewertet wurden, um seine Tauglichkeit zu prüfen?

Beides gefiel ihm nicht. Vorsichtig antwortete er:


Natürlich treten Sie mir nicht zu nahe, Officer Mitsumo. Das war eine Lüge.

»Wie soll es schon für mich sein? Sie sind tot, ich lebe. Natürlich fragt man sich warum das so ist.

Aber ich glaube nicht an Vorsehung. Dass ich übrig geblieben bin, bedeutet nicht, dass ich für irgendetwas bestimmt bin, eine Art Auserwählter oder so. Es macht mich auch nicht immun dagegen, im nächsten Gefecht genauso elend draufzugehen wie alle anderen vor mir. Manche Staffeln sind aus der gleichen Schlacht ohne Verluste nach hause geflogen. Andere wurden vollständig vernichtet. Einen Grund dafür gibt es nicht. Der unfähigste Neuling kann durchkommen, der beste Pilot kann abgeschossen werden. Wer lebt und wer stirbt, ist einzig und allein Zufall. Der Tod fliegt ständig mit. Wir tun gut daran, das zu akzeptieren.«


Während er sprach, wischte er sich den Mund ab und legte dann die zerknüllte Papierserviette zusammen mit dem Besteck auf den Teller: Der Appetit war ihm nun endgültig vergangen.

»Nein, diese Schlacht hat mit meinem Verhalten nicht viel zu tun. Denn die wichtigsten Lektionen habe ich schon viel früher gelernt. Die Zerstörung der Champion hat sie mir nur wieder einmal ins Gedächtnis gerufen. Nun hoffe ich, dass ich Ihnen nicht zu nahe trete, wenn ich sage: Freundschaften zu schließen und Pläne zu machen ist unter diesen Umständen Wahnsinn. Jeder einzelne, dem Sie erlauben, Ihnen emotional nahe zu kommen, wird Ihnen Schmerzen zufügen, wenn Sie seinen Namen auf einer Verlustliste lesen, und Sie tun ihnen das Gleiche an, wenn Sie draufgehen. Was früher oder später der Fall sein wird.

Unsereins ist besser beraten, allein zu sein.«


[Bastions Mond | Last Defense | Ebene 5 | Kantine] Chett Nectu, Sakura Mitsumo
 
[ Bastion / Sith-Tempel / Werkräume ] Chiffith, Janus, Fel, Cyrus, sowie Sliff Quori in der Nähe

Triumph sprühte förmlich aus Fels Augen, als er langsam wieder zu Atem kam und auf die Anerkennung des Grafen wartete, der ihn versonnen Lächelnd betrachtete. Nach und nach beruhigte sich der Herzschlag des Mörders und schon brauchte er die Wand nicht mehr als Stütze, doch noch immer hatte Janus nicht geantwortet. Lediglich ein schwaches, von Chiffith ausgehendes Klicken und Klacken erfüllte den Raum, während er an seinem Lichtschwert arbeitete.

Schließlich, Fel war schon fast soweit, das sich wie Kaugummi ziehende Schweigen zu unterbrechen, öffnete Janus den schmalen Mund und vier Worte entwichen seinen Lippen. Der Satz klang kalt, weder abweisend noch ermutigend, sondern eher abwesend…so als ob ihn irgendetwas ablenkte.

Ein Stich von Wut durchstieß Fel. Er hatte grade, beim zweiten Versuch (!) eine schier unglaubliche Leistung vollbracht! Er hatte bewiesen, dass er wirklich das Potenzial hatte Magie zu nutzen. Er hatte mit bloßen Willen einen Lichtschwertgriff levitiert und Kraft seiner Gedanken zerschmettert! Und der Graf hatte nicht mal ein Wort der Anerkennung für ihn übrig?! ‚Es ist ein Anfang‘ war schwerlich Lob zu nennen. Der Graf hatte es zur Kenntnis genommen und jetzt stand er da, abgelenkt, das alabasterne Gesicht ausdruckslos und verträumt auf seinen Schüler gerichtet und die Augen…

Die Augen schienen nicht so recht ins Bild zu passen. Statt ausdrucks- und blicklos in eine Richtung zu starren, waren sie auf Fel fixiert. Ein blassgoldener Schimmer hatte sich über die Iris gelegt, das royale grün veredelnd und in etwas Wunderschönes verwandelnd, einen Fokus suggestierend, eine unergründliche Tiefe in der sich der Betrachter verlieren konnte. Es schien fast wie der Wiederschein eines inneren Feuers, das den Grafen ausfüllte.

Irgendetwas war falsch an diesen Augen. Nervös versuchte Fel Luft zu holen, doch seine Zunge klebte an seinem Gaumen und die Atmosphäre im Raum schien mit einem Mal stickig und unfreundlich. Als herrsche akuter Sauerstoffmangel wurde die Flamme der Wut in seiner Brust niedergedrückt und wich einem Gefühl von Nervosität, von ängstlicher Erwartung was als nächstes geschehen mochte.

Auch nach den Worten des Grafen war es bedrückend ruhig. Noch immer war nur das Klappern des beschäftigten Chiffith zu hören…doch Moment! Da war noch etwas anderes. Aus den umliegenden Regalen drangen ebenfalls Geräusche. Als würde einer der Wohntürme auf Taris Anstalten machen einzustürzen, begannen kleinere Gegenstände zu zittern und zu klappern. Dann, mit einem metallischen Klirren, verließ eine stahlumrandete Linse ihren Ruheort und flog auf den Grafen zu, nur um eine Umlaufbahn um diesen einzuschlagen. Doch sie blieb nicht alleine. In rascher Folge gesellten sich andere Objekte, teils um einiges größer als eine schnöde Linse, und fingen an wild um den Grafen zu kreisen.

Wie eine respekteinflößende Statue aus weißem und schwarzem Marmor stand er im Auge des Orkans aus Einzelteilen. Eine kalte Faust schloss sich bei diesem Anblick um das Herz des sonst so beherrschten Serienmörders und ein starkes Gefühl der Angst suchte ihn zur Flucht zu bewegen, oder zumindest zum zurückzuweichen zu überreden. Doch in seinem Rücken war die Wand und so konnte er nichts weiter tun als die Hände schützend vor sein Gesicht zu reißen, als Janus, ein dämonischen Lachen ausstoßend, das klang als hätte man den Belial höchstpersönlich aus seinem Gefängnis befreit, einen wütenden Hagel aus Gegenständen auf Fel und Cyrus niedergehen ließ.

Wie Nadelstiche stachen scharfe Ecken und Kanten auf seine Arme, Beine und den Oberkörper ein. Die einzelnen Schmerzen waren nicht schlimm, doch zusammen verursachten sie ein heftiges Brennen auf seinem Leib.

Schließlich war es vorbei und der Graf begann zu sprechen. Lauter als sonst, doch ohne zu schreien brachte er mit eisernen Dornen von Worten zum Ausdruck, wie niedrig er von Fel und seinen Fähigkeiten dachte. Wie gering er die Abilität des Mörders einschätzte die wahre Natur des Grafen zu erkennen.

Wie ein Feuer, von einem Luftstrom kleingehalten, doch nun mit genug Sauerstoff versorgt in Ruhe gelassen, flammte die Wut erneut auf, viel heller und heißer als zuvor. Wie rasend brach der Würger sich in Kopf des Mörders bahn. Ein Feuersturm aus Hass erfüllte ihn ganz und gar und so hörte er nicht die Worte des Grafen an Cyrus, wie dieser den Raum verließ, oder Chiffith, der sein frisch gebautes Lichtschwert aktivierte. All seine Gedanken fokussierten sich darauf dem Grafen den bleichen Hals umzudrehen und das arrogante Gesicht zu zerfetzen. Wie eine Marionette, an unsichtbaren Fäden emporgezogen erhob sich Fel, nur den Grafen im Blick.

Mit leisem Klicken erhoben sich einige der am Boden liegenden Gegenstände in die Luft und begannen nun ihrerseits um Fel zu kreisen. Es sah bei weitem nicht so beeindruckend aus wie vorher bei Janus, doch das war dem Mörder egal. Im Gegenteil. Genaugenommen nahm er nicht einmal bewusst wahr was geschah, all seine Gedanken drehten sich um die entblößte Kehle des Grafen.


Was geht hier vor?!

Wie der Stich einer Mücke, klein, doch um nichts weniger störend meldete sich die Stimme des Denkers, irgendwo aus den Tiefen seines Hinterkopfes zu Wort.

Wir drehen eine hübsche, kleine Kehle um. Warum fragst du?

Weil es sich rein zufällig um die Kehle unseres Meisters handelt?!

Na und? Kehle ist Kehle und das Ar.schloch hat‘s verdient…

Er wird uns umbringen!

Nicht wenn wir ihm vorher den Lebenshahn abdrehen...

Er ist zu stark!

Das…ist uns SCH.EIßEGAL! Wir bringen ihn um! BASTA!

Wenn wir das versuchen, sind wir schneller tot, als wir ‚warte‘ sagen können

Während seine geistigen Untermieter stritten machte Fel einen drohenden Schritt nach vorne und die Gegenstände begannen schneller zu kreisen. Gleich war es soweit, er wäre von sein Joch abwerfen. Langsam entblößte er die weißen Zähne zu einem fürchterlichen Grinsen, während sich unbändige Wut und tödlicher Hass weiter bahn brachen.

HAAAAALT!

Mit einem Mal war die Stimme des Denkers viel lauter als vorher. Im geistigen Streit war der Würger unterlegen und mit einem Reißen übernahm er die Kontrolle. Als seien unsichtbare Fäden abgeschnitten worden, polterten die Gegenstände zu Boden, die zuvor noch wild durch die Luft geflogen waren. Als sei nichts gewesen wich der gelbe Glanz aus den Augen des Mörders und er kniete nieder als er leise und ausdruckslos sagte:

„Ja, Meister“

[ Bastion / Sith-Tempel / Werkräume ] Chiffith, Janus, Fel, sowie Sliff Quori und Cyrus in der Nähe
 
[Bastion | Sith-Orden | Werkräume | Janus, Leto Fel, Chiffith, Cryus, Sliff Quori in der Nähe

Die dunkle Seite der Macht zu entfesseln war wie einen Waldbrand zu entfachen und dann fasziniert zuzusehen wie das Feuer alles verschlang was sich ihm in den Weg stellte. Es war ein berauschendes Gefühl, und nur zu leicht konnte man sich darin verlieren, selbst wenn man so vorsichtig und pragmatisch war wie Janus. Die grünen Augen des dunkelhaarigen Fastmenschen verloren langsam ihren goldenen Glanz, aber er konnte die Macht noch immer deutlich spüren und war sich ihr deutlich bewusst.

Die Demonstration hatte ihren Zweck erfüllt und Fel und Cryus gezeigt zu was der Halb-Echani fähig war, der Arkanier hatte wie befohlen den Raum verlassen und der anfängliche Stolz des Würgers war verflogen. In der Macht hatte Janus deutlich gespürt wie der Rothaarige zuerst triumphiert hatte und dies dann angesichts von Janus Verhalten erst in Wut und dann in Furcht umgeschlagen war. Es war gut das Fel nun wusste das seine Taten und Worte Konsequenzen hatte und seine Freiheit nicht unumschränkt war.

Zufrieden lächelte der elegant gekleidete Sith-Krieger vor sich hin und drehte sich zu Chiffith um, demonstrativ wandte er Fel den Rücken zu, blieb aber in der Macht wachsam und alarmiert. Sein neugieriger Blick ruhte auf dem Lamproiden, der Sith-Schüler war offenbar so auf seine Arbeit fixiert gewesen das er von dem Zwischenfall nichts mitbekommen hatte. Sorgfältig begutachtete Janus aus höflichem Abstand die nun fertige Waffe des grauen Wurms. Sonderlich elegant war sie nicht ausgefallen, aber es wäre wohl auch falsch das Chiffith zum Vorwurf zu machen, der stolz verkündete das er fertig war und nun die Waffe eines Sith besaß.

Lobend nickte der Graf dem Lamproiden zu und lächelte schief. Als Chiffith sich daran machte die Lichtlanze zu aktivieren war Janus froh das er einen gewissen Sicherheitsabstand eingehalten hatte, man konnte nie wissen was passierte falls der Wurm einen Fehler gemacht hatte. Gespannt wartete Janus und sah genau hin. Als Chiffith den Aktivierungsknopf drückte schoss ein Strahl rötlich-weißer Energie aus dem langen Griff und forme eine Lanze aus purer Energie, die den Raum in unheimliches rotes Licht tauchte.

Auf dem von dem gleißenden Licht erhellten Gesicht des Sith-Kriegers bildete sich ein Grinsen, das seine weißen Zähne enthüllte und er lachte leise. Anerkennend nickte er Chiffith zu und betrachtete die Energielanze. Mit dieser Waffe würde der Lamproid noch tödlicher sein, eine echte Bedrohung selbst für mächtige Machtnutzer. Aber noch war der Wurm nicht mit dem Umgang mit ihr vertraut. Dennoch, allein die Tatsache das er ein Lichtschwert besaß hob ihn von den anderen Schülern ab und machte ihn besonders. Janus Stimme war ruhig und höflich als er sich an Chiffith wandte.


„Gratulation, Chiffith. Ihr habt es geschafft und seid nun einen Schritt weiter auf Eurem Pfad zu größerer Macht. Nun solltet Ihr Euch ein wenig mit Eurer neuen Waffe vertraut machen, und sobald Ihr Euch sicher genug fühlt werde ich Euch einige fortgeschrittene Kampftechniken beibringen. Bis dahin solltet Ihr wissen welchen Stil Ihr anwenden wollt. Ich freue mich schon darauf Euch zu unterweisen, mein Freund.“

Nach diesen freundlichen Worten verschränkte der Graf die Arme hinter dem Rücken und drehte sich wieder zu Fel um. Wie auf Stichwort erhob sich der Würger und nun war sein Hass, sein Zorn, seine schiere Wut so deutlich zu spüren als wäre es Janus eigene Gefühle. Ein mysteriöses Lächeln zupfte an dem rechten Mundwinkel des Grafen, aber abgesehen davon blieb er ruhig und unbewegt. Man musste nicht die Macht konsultieren um sich denken zu können das Fel ihn in diesem Moment töten wollte. Die grünen Augen des Halb-Echani fixierten seinen Schüler. Würde er es wirklich versuchen ?

Einige der am Boden liegende Gegenstände begannen zu rasseln und für einen Moment glaubte Janus das er versehentlich dafür verantwortlich war, aber dann entdeckte er die wahre Quelle dafür. Leto Fel schaffte es tatsächlich ein paar der Bruchstücke zum Schweben zu bringen und um sich kreisen zu lassen wie es Janus zuvor getan hatte, der Würger kontrollierte zwar nicht so viele Gegenstände wie der Graf, aber es war dennoch beeindruckend. Neugierig wölbte Janus eine Augenbraue und bereitete sich innerlich auf einen Angriff seines hasserfüllten Schülers vor. Würde Fel so dumm ihn tatsächlich anzugreifen, dann würde Janus ihn vernichten. Es würde lästig sein sich einen neuen Schüler suchen zu müssen. Vielleicht war ja Chiffith ein Kandidat, aber der Lamproid hatte bereits einen Meister.

Bedrohlich trat Fel einen Schritt vor, das Gesicht des rothaarigen Menschen eine mörderische Grimasse. Wachsam kniff Janus die Augen zusammen und machte sich bereit, die Anspannung in dem Werkraum war mit den Händen zu greifen. Und dann, als hätte man dem Würger mit einem Mal alle Energie ausgesaugt, verschwand das gelbe Leuchten aus Fels Augen und die Bruchstücke fielen polternd zu Boden. Langsam kniete der Würger nieder und antwortete mit einem ausdrucklosen „Ja, Meister“ auf Janus Zurechtweisung.

Dünn lächelnd entspannte sich der Graf etwas und sah Fel für einen Moment in die Augen, dann nickte er leicht. Seine Stimme klang so ruhig und glatt als wäre nichts geschehen.


„Gut. Dann habt Ihr heute doch etwas gelernt. Wir werden Eurer Training übermorgen fortsetzen, die Grundlagen sind da. Bis dahin werdet Ihr in Euer Quartier gehen, über die heutige Lektion nachdenken und üben. Die Levitation wird vorerst das Kernstück Eurer Ausbildung sein. Ihr dürft nun gehen….mein Schüler.“

Mit einem höflichen Nicken verabschiedete sich Janus und wandte sich an Chiffith, während sich Fel erhob und den Werkraum verließ.

„Nun, Ihr wisst wo Ihr mich findet sobald Ihr bereit für Eure Einweisung in den Lichtschwertkampf seid, Chiffith. Ich wünsche viel Erfolg mit Eurer neuen Waffe. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich muss mich um einige unerledigte Dinge kümmern. Es war mir wie immer ein Vergnügen.“

Mit einer leichten eleganten Verbeugung verabschiedete sich der Graf von dem Lamproiden, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und verließ den Werkraum. Vor der Tür hielten zwei bewaffnete Jünger Wache, ein einäugiger Abyssiner und ein Ithorianer, wenn sich Janus nicht täuschte waren diese beiden auch schon vorhin auf diesem Posten gewesen. Höflich nickte er den beiden Wächtern zu und lächelte, seine Stimme war glatt und verriet jede Sekunde seiner guten Kinderstube.

„Ich habe eine Aufgabe für euch beide. Der Werkraum ist etwas….in Anspruch genommen worden. Es wäre begrüßenswert wenn ihr dafür sorgen könntet das ihn jemand aufräumt, ich bin mir sicher es gibt genügend Jünger dafür. Einen schönen Tag noch, meine Herren.“

Ordnete Janus so höflich an als befände er sich auf einem Ball, dann nickte er den beiden etwas verdutzt wirkenden Wächtern zu und machte sich auf den Weg. Zufrieden damit das Fel doch eine richtige Entscheidung war ging er in gemäßigtem Tempo erst zur Bibliothek des Orden, besorgte sich dort einige Datenpads und Schriftstücke und ging dann zu seinem Quartier. Dort angekommen zog er seinen Anzug aus, lockerte seinen Hemdkragen und setzte sich auf sein Bett. Er hatte einige interessante Quellen über fortgeschrittene Machttechniken entdeckt, insbesondere die offensive Anwendung des Machtgriffs als Würgegriff interessierte ihn, aber auch die Technik der Gedankenmanipulation. Es war an der Zeit die theoretische Grundlagen dieser Techniken zu erlernen um sie dann später anwenden zu können.

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Janus Macht war einschüchternd gewesen. Sehr einschüchternd sogar. Diese verdammte Geltungssucht der höher gestellten Sith brachte Cryus zum kochen. In ihm brannte kein Wunsch mit seiner Macht Andere zu vernichten, oder sie lediglich einzuschüchtern. Solche Macht war aber ein Teil von Vollkommenheit, eine Inkarnation von wahrer Freiheit in seinen Augen. Der Arkanianer knirschte mit den Zähnen, während die Wut in ihm kochte und winzige schwarze Ästchen seiner Adern unter der leichenblassen Haut hervortraten. Seine Hände waren zu Fäusten verkrampft und sogar auf dieser Haut konnte man noch hellere Verfärbungen an den zum äußersten angespannten Knöcheln erkennen. Cryus wollte schreien, seiner gesamten Wut ausdruck verleihen, sie in Freiheit ausleben, auf nichts achten, doch eine kleine säuselnde Stimme in seinem Geist hielt ihn zurück. Vielleicht war es so etwas, was die bisherigen Sith die er traf nicht hatten, verwarf aber sogleich den Gedanken. Der Arkanianer hatte den Fehler gemacht, sich als etwas besonderes zu sehen in dieser breiten Masse an Anwärtern. So war es auch bisher immer gewesen. In beinahe jeder Situation in Cryus Leben stand der bleiche Mann bisher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der ihn Umgebenden. Diesmal jedoch war er nichts. Nicht mehr als ein fallendes Blatt im Wind, um am Ende seines Falls reglos am Boden zu bleiben und in der Bedeutungslosigkeit zu vergehen. Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht. Soweit durfte es nicht kommen. Jedoch fehlende Aufmerksamkeit schien gleichzeitig das Leben an diesem Ort erheblich zu verlängern. Bedeutungslosigkeit jedoch machte eben dieses wertlos, ein Umstand mit dem sich Cryus mit Nichten zufrieden gab. Es war nun an ihm einen Mittelweg zu finden, den rechten Weg von neuem einzuschlagen und gänzlich anders an diese Sache heranzugehen.

Leise seufzend blieb der Arkanianer einige Schritte hinter dem verschlossenen Eingang des Werkraumes stehen und schloss für einen Moment die Augen. Er zitterte leicht, sein Körper schrie nach Energie und die im ersten Moment noch klaren Gedanken verschwommen zu Unkenntlichkeit im Strom seines Geistes. Cryus war ungehalten. Ungehalten über sein Versagen, ungehalten über den verdammten Hochmut und die noch schlimmere Geltungssucht. Sein Eintreffen hatte sich der Arkanianer gänzlich anders vorgestellt. Langsam hob er eine zittrige Hand, die aus der verkrampften Faust eine geöffnete Haltung eingenommen hatte und strich sich eine seiner langen, edlen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wie sollte er anfangen? Cryus war ratlos. Es war mit Sicherheit ein Zeichen der Schwäche sich an einen Ansässigen zu wenden und würde ihn nur noch mehr in die Schiene der Bedeutungslosigkeit stecken. Wieder brodelten die Flammen des Zorns in seinem Herzen, doch eine Stimme aus dem Hintergrund riss ihn aus den schwammigen Gedanken.


"He, Neuer! Ich bin Sliff Quori. Gab's da drin Probleme?"

Gemächlich drehte sich der Angesprochene herum. Langsam durchsuchten seine leeren Augen das Dämmerlicht nach dem Ursprung der Worte. Wie sich feststellen ließ, gehörte zu der eigenartigen Stimme gleichwohl auch eine ebenso merkwürdige Erscheinung. Eine Art Insekt schien vor dem Arkanianer zu stehen. Ein Wesen, welches er noch nie zuvor gesehen hatte. Die ultravioletten Strahlen der Lichtquellen, wiesen aufgrund der besonderen Lumineszenz seine Haut als Chitinschicht aus, was laut Cryus' Wissen ausschließlich bei insektoiden Lebensformen auftrat. Aufgrund der Erscheinung und der Situation, mit der der hungrige Arkanianer einen Moment zu arbeiten hatte, zögerte sich seine Antwort ein wenig hinaus. Auch wusste er nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. Auzuschließen war jedoch, dass sich vor ihm ein Krieger der Sith befand. Dieser hätte ihn ganz gewiss nicht nach seinen Problemen gefragt, da war Cryus sich mehr als sicher. Leicht hob sich seine Augenbraue, während der Arkanianer langsam den Kopf zu schütteln begann. Ihm war nicht entgangen, dass der Insektoid kampfbereit vor ihm stand und die Hände demonstrativ an den Waffengürtel platziert hatte. Cryus dagegen versuchte einen möglichst entspannten Eindruck zu machen, doch ein ganz leichtes Zittern aufgrund des immer stärker werdenden Hungers konnte er nicht unterdrücken.

"Essen und Schlafen. Kann man das hier irgendwo?"

Mehr bekam er im ersten Moment nicht heraus. Zu sehr hatte Cryus noch mit sich zu kämpfen, als das er jetzt sofort hätte in irgendeiner Weise ehrfürchtig reagieren können. Auch wenn kein Krieger vor ihm stand, so zweifelte der Arkanianer nicht im geringsten am Temperament eines jeden einzelnen hier im Tempel... und ganz besonders nicht mehr an der Gefahr, die von jedem hier ausgehen könnte. So blieb ihm nicht viel mehr übrig, als diesmal auf sein Glück zu vertrauen.


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