Umeas
Abtrünniger Sith Darth Hybris, Twink von Vorn Meri
[Bastion - Center - Sith Orden - Domäne der Lernenden - Trainingsraum - Saphenus und Hybris]
Die Ausführungen des Apprentice waren wohl durchdacht und intelligent genug vorgebracht, das Hybris sogar für einen Moment lang vergessen konnte das er vor sich jemanden hatte der ihn bei der erstbesten Gelegenheit einen Dolch in den Hals rammen würde. Wie immer wenn er anderen zuhörte, hatte sich ein schwarzer Schleier der Paranoia um ein jedes Wort seines Gesprächspartners gelegt. Egal wie klug vorgetragen und wie schmeichelhaft die Wortwahl und Grammatik auch waren, der Sith konnte sich nicht des Gedankens erwehren das man ihn betrog. Lediglich sein rational denkender Verstand, der nur noch mit Hilfe der Macht in der Lage war nicht in Wahnsinn zu verfallen, bewahrte Saphenus und auch sonst irgendwen in Hybris Nähe vor einem qualvollen Tod. Also zuckte etwas in Hybris hintersten Gehirnwindungen, wie ein Juckreiz den man nicht bekämpfen konnte, doch weil ihm die Worte des Apprentice gefielen, konnte er ihn ignorieren.
Das führte schließlich dazu das er aufstand und seinen Kopf leicht wippen ließ, was bedeutete das er dem Zabrak zustimmte. Er blieb jedoch nicht vor ihm stehen, sondern ging langsam durch den Raum, wobei sein Schüler ihm auf der selben Höhe folgen sollte. Hybris kopierte gerne, wenn er nachdachte oder länger reden musste, das rastlose umherstreifen eines in einem kleinen Käfig gefangenen Raubtieres.
„Egal was ich auch zu dem Thema Gehorsam sage, du kannst dir wie die Sache mit dem Meister jedweden Kommentar darüber, das du ja alles nur tust um mir besser dienen zu können, sparen. Hättest du nicht selber was davon, es gäbe wohl kaum einen Grund dein Leben an meiner Seite zu riskieren. Nur in Anwesenheit anderer Lords solltest du das beibehalten, es dürfte dein Leben verlängern.“
Er pausierte kurz und sah dabei auf seine Stiefel, wobei er bemerkte das sich dort doch tatsächlich dunkler Staub angesammelt hatte. Staub bestand vor allem in solchen Räumen oft aus abgestorbenen Hautschuppen der hier trainierenden Jünger und Schüler und das widerte den pedantischen und reinlichen Wissenschaftler in ihm an. Mit einem Zucken seines rechten Auges wurden sie hinweg gefegt.
„Was den Rest angeht, so stimme ich dir zu. Du siehst die Sache ähnlich wie ich, was dir zugute kommen wird. Doch noch ein paar Worte zu deiner angesprochenen „perfekten“ Verteidigung. Kämpfst du gegen einen mächtigeren Widersacher, so wird er die sowieso irgendwann durchbrechen und dann hast du vermutlich deine komplette Energie nur dafür verschwendet und was dann? Sterben, Folter, Sklaverei? Wenn du clever genug bist zu erkennen das du keine Chance hast, dann greifst du kurzzeitig an. Überrasche deinen Gegner mit Finten und wohl platzierten Attacken und flüchte dann, doch verstecke dich nicht hinter irgendwelchen Schilden oder provisorischen Barrieren. Und solltest du gegen einen schwächeren Gegner antreten, ist es sowieso unlogisch sich zu verteidigen. Jemanden hin zu halten, aus welchen Gründen auch immer, kannst du auch immer durch eine offensive Vorgehensweise. So viel nur dazu.“
Wieder eine Pause, nur dieses mal um seine Mundhöhle künstlich anzufeuchten. Mundschleimhäute besaß er nämlich noch keine.
„Levitation und Machtgriff. Letztere Technik ist die spezialisierte Weiterentwicklung ersterer und du wirst sie dir dank deines hellen Verstandes selber beibringen können. Zermalmen gehört ebenfalls dazu. Über die Machtblitze wirst du später anders denken, doch auch sie sind jetzt nicht Gegenstand deines Trainings. Was die Manipulation des Geistes betrifft, so ist sie natürlich nützlich, ja ich würde fast sagen für einen Sith essenziell, doch um solcherlei Techniken wirst du dich erst in der zweiten Phase deiner Ausbildung kümmern können. Zuerst die Grundlagen. Levitation, Machtsprünge- und Stöße, das beschleunigen und verlangsamen deines Körpers, passive Schilde und den Machtsinn. Sobald du all das so weit beherrscht, das meine Anwesenheit und Hilfestellungen nicht mehr von Nöten sind, bist du soweit um in den Verstand eines anderen Wesens einzudringen.“
Nicht ganz zufällig waren sie nun in der Mitte des Raumes angelangt.
„Setz dich auf den Boden. Zieh deine Robe aus und leg sie vor dich.“
Während Saphenus dem nach kam, nahm Hybris seinen schwarzen breitkrempigen Designerhut vom Rücken und legte diesen aus der Sicht seines Schülers links von ihm auf den Boden. Das inzwischen voll funktionsfähige Lichtschwert des Executors wurde rechts platziert. Er selber ging ein paar Schritte zurück und stand nun rund drei Meter vom Apprentice entfernt.
„ Die Levitation. Mit ihr kannst du Gegenstände schweben, von dir wegstoßen oder abbremsen lassen. Eine aus gutem Grund oft von den Machtnutzern verwendete Technik. Doch es gibt drei Faktoren die gegen dich arbeiten. Erstens: Die Größe des Gegenstandes. Wenn du etwas mit der Macht greifst und es anhebst, ist das Gewicht im Prinzip unerheblich, da die Macht ja kein Muskel ist der erlahmen kann. Doch je größer das Objekt, desto größer muss das Energiefeld sein das du um es legen musst, damit du es bewegen kannst. Das verbraucht natürlich mehr Energie von deinem stehts gleich groß bleibenden Machtpool. Zweitens: Äußere Einflüsse. Willst du ein Objekt anheben, musst du gegen die Schwerkraft, Wetter oder von anderen Objekten oder Subjekten ausgehende Kräfte ausgleichen. Bedenke das du mit der Levitation nicht dafür sorgst das ein Gegenstand wie im Vakuum schwebt. Drittens: Innere Einflüsse, sprich Kräfte die von dem ausgehen was du da grade bewegen willst. Ein ruhendes Objekt wie einen Stein anzuheben ist leicht. Einen Menschen, der wild mit den Armen rudert ist schon schwieriger, da sich ständig sein Schwerpunkt ändert oder die Schwerkraft anders wirkt. Hast du das so weit verstanden?“
Der Zabrak nickte und Hybris konnte in seinen Augen nichts als Verständnis und dem Hunger nach mehr Wissen und Macht erkennen. Ausgezeichnet.
„Gut. In der ersten Phase wirst du einen jeden der drei Gegenstände anheben und um dich kreisen lassen. Der Hut ist leicht, bietet aber eine größere Angriffsfläche für die Schwerkraft. Die Robe ist zusammengelegt keine große Herausforderung, doch levitierst du zum Beispiel nur an der Kapuze und ziehst den Rest davon mit, wirst du den Unterschied merken. Experimentiere also. Das Lichtschwert ist für seine Größe relativ schwer, bietet aber im Gegensatz zum Hut weniger Fläche und ist auch noch anderweitig nutzbar. Versuche das Schwert nicht nur zu levitieren, sondern auch zu aktivieren. Aber halt die Klinge von dir fern, es ist mein Lichtschwert. Danach wirst du eine Pause brauchen. Falls du jedoch noch talentierter bist als ich bisher annehmen durfte, kannst du gleich mit dem zweiten Teil beginnen und mich levitieren. Auf welche Schwierigkeiten du dann treffen wirst, das besprechen wir im Detail wenn du so weit gekommen bist.“
Hybris schloss für ein zwei Sekunden die Augen, atmete einmal bewusst ein und aus und starrte dann wieder wie ein Raubtier auf seinen Schüler herab.
„Man kann Machttechniken rein instinktiv erlernen, ohne jede Anleitung oder Hilfe von Meistern. Doch geht es schneller wenn du jemanden mit deinen Machtsinnen beobachtest, während er die Techniken anwendet. Ich werde daher meine Tarnung fallen lassen und du wirst mich mit deinen Sinnen beobachten. Wenn deine Sinne weit genug entwickelt sind und davon gehe ich aus, dann dürftest du dieser Technik ein ganz spezifisches Gefühl zuordnen können. Es ist wie eine Signatur und ähnlich wie bei der Machtfindung in deinem Inneren, musst du dieses Gefühl nur finden und dann kopieren. Es ist nicht ganz so leicht wie es grade klingt, es gehört schließlich viel Gefühl und dein Instinkt dazu, doch du weißt nun wie du in etwa vorgehen musst. Wenn du mich jedoch mit deinen Sinnen erfasst, grabe nicht zu tief. Was du dort finden wirst, wird dein Verstand nicht ohne Schaden überstehen. Verstanden? Gut.“
Kurz glitten Hybris Gedanken noch zu Ares und Rake ab. Sollte er Saphenus tatsächlich alleine etwas beibringen oder nicht vielleicht doch lieber auf den Menschen warten? Und damit Zeit sparen?
Die Unentschlossenheit währte jedoch nicht lange. Die beiden Apprentice unterschieden sich voneinander und es war daher sowieso wenig sinnvoll sie auf die selbe Weise auszubilden. Außerdem musste er sie voneinander trennen. Nun ja, bis auf den hirnlosen Rake. Den konnte er bei Ares lassen. Also kein Warten auf seine beiden Lieferjungen. Fünf Sekunden nachdem ihm die Zweifel gekommen waren, hatte er sich schon wieder im Griff und begann die Tarnung aufzuheben.
Wenn man verstand wie der Machtsinn funktionierte, konnte man diesen auch austricksen. Die eigene Aura zu verschleiern, ohne sich jedoch seiner eigenen Macht zu berauben, war da schon schwerer, aber machbar. Hybris beherrschte dieses Spiel von Illusion und Täuschung, auch wenn sein kaleidoskopartigen Spiegel keiner näheren Sondierung durch einen mächtigeren Sith oder Jedi stand hielt. Arica und Anakin auf Thearterra hatten seine Verdorbenheit durch seinen Schleier hindurch spüren können und auch ähnlich versierte Sith Lords im Orden dürften ihn entdecken, sollten sie gezielt nach ihm suchen.
Jetzt aber konnte jeder ihn spüren. Der Nebel lichtete sich und all seine Taten, die man ohne weiteres als unnatürlich, amoralisch und grausam bezeichnen konnte, wurden in Form der pervertierten Signatur seiner Seele sichtbar. Seine Lebensessenz fühlte sich nicht rein und frisch an, sondern rau, verzogen und ganz im Allgemeinen abstoßend. Wer sie berührte, wollte seine Machtfühler instinktiv zurück ziehen. Nur wenn zum Beispiel Saphenus so wagemutig wäre diese Warnung zu ignorieren und weiter gehen würde, würde er feststellen müssen das es eine nicht sichtbare Linie gab die man nicht überschreiten konnte ohne sich selber Schaden zuzufügen. Es verletzte einen unberührten, ja sogar schon einen weniger verdorbenen Verstand wenn er auf solch eine Verzerrung traf. Die Macht hatte sich unerbittlich gerächt und Hybris Innerstes, seinen Verstand, seine Präsenz und auch seinen Körper in dem Maße verändert wie Hybris seine Umwelt Schaden zugefügt hatte. Jeder Mord, jede unnatürliche Zerstörung und Machtanwendung war als Echo zurückgekehrt und hatte Narben hinterlassen. Besäße Hybris Seele also tatsächlich einen sichtbaren Körper, so wäre sie wohl am ehesten so etwas wie ein blind um sich schlagendes, bis zur Unkenntlichkeit vernarbtes Raubtier, das alles und jeden angriff oder zumindest misstraute. Ironischerweise bediente sich Hybris dieser Kreatur um noch mächtiger zu werden, was im Endeffekt nur dazu führte, dass die metaphorische Bestie weiter litt.
Saphenus hatte gut eine Minute Zeit gehabt um sich an die Präsenz seines Meister zu gewöhnen. Nun richtete dieser seinen Fokus auf den Hut und erzeugte ein machtbarsiertes Interferenzfeld um diesen. Da in Hybris Erinnerung, wenn auch nicht bewusst abrufbar, die Informationen verborgen waren wie stark genau die Schwerkraft auf Bastion auf alles und jeden einwirkte, konnte er die exakte Menge Energie aufbringen um diese zu überwinden und die Kopfbedeckung anzuheben. Für ihn war es um ein vielfaches leichter als es für Saphenus sein würde, daher konnte er nicht nur den Hut anheben, schweben und um den Apprentice kreisen lassen, sondern seinen Fokus bereits wieder auf andere Dinge legen. Beziehungsweise könnte. Eine Minute später lag der Hut wieder an seinem Platz und der Executor war in der Macht verschwunden.
„Fang an. Solltest du eine Pause brauchen, mach sie ohne zu fragen.“
[Bastion - Center - Sith Orden - Domäne der Lernenden - Trainingsraum - Saphenus und Hybris]