[Bastion, Tempel der Sith, kleiner Trainingsraum, Deira und Rake(NPC)]
Deira verließ den Trainingsraum mit schnellen, aber ruhigen Schritten. Rake erneut in die Weichteile zu treten würde garantiert noch eine Strafe nach sich ziehen, dessen war sich die junge Togruta absolut sicher. Er hatte es auch das letzte Mal nicht ungesühnt gelassen. Unbewusst fasste sie an ihren Hals, während sie zurück zu ihrem Quartier ging. Es war spät und doch herrschte noch etwas Betrieb in einigen der Laboren, das konnte sie gut hören. Doch Deira hatte keine große Lust, herauszufinden, wer da mitten in der Nacht noch arbeitete und ging lautlos, da barfuß, zu ihrem Quartier hinauf. Der große, maskierte Wächter war fort und das war ihr eigentlich auch ganz lieb. Er war zwar nur da gewesen um auf sie aufzupassen, doch ihr war es lieber, Rake um sich zu haben oder auch den Wolf als diesen gesichtslosen Riesen. Unbewusst fühlte die Togruta, dass sie müde war und morgen sicherlich Muskelkater haben würde, doch sie legte sich nicht schlafen, noch nicht. Sie wühlte in ihrem Schrank in ihre Tasche nach ihrem Datapad. Als sie das Teil endlich fand, setzte sie sich im Schneidersitz aufs Bett und vollführte einige Gesten und Aktionen bis sie das Profil von Anomander Rake gefunden hatte. Viel stand darin nicht zu lesen. Er war ein Feeorin und um einiges älter als Deira geschätzt hätte. Allerdings war sie nicht gut darin, das Alter anderer Spezies einzuschätzen. Viele wussten auch nicht, wie alt sie war und das war ihr eigentlich ganz recht. Außerdem war Anomander Schüler von Darth Hybris, dem Mann mit dem unangenehm schwarzen Umhang, den Deira bereits getroffen hatte. Sie konnte sich bei bestem Willen nicht mehr an besonders viel von dem erinnern, was er ihr erzählt hatte. Vielleicht hätte sie ihm besser zuhören sollen, doch eigentlich war ihr das auch egal. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie das alles noch mehrmals irgendwo lesen oder hören würde, war hoch genug. Rake hatte gesagt, er würde sie als neue Schülerin für den Meister sehen und irgendwo hoffte Deira, dass das auch geschehen würde. Sicher, sie hatte immer gehofft, der der sie herbrachte, würde ihr Meister werden, doch sie hatte ihn erstens noch immer nicht gefunden und war sich zweitens nicht einmal sicher, dass er noch lebte. Innerhalb der Wochen, die sie nun hier war, konnte viel passiert sein. Und vielleicht hatte er sie auch nie als Schülerin nehmen wollen und wäre ganz zufrieden damit, wenn es wer anders tat, wer wusste das schon, die Togruta sicher nicht. Unbewusst spielte ihre linke Hand mit der Spitze ihres blau-weißen Lekku während sie las. Rake hatte das letzte Jahr außerhalb des Tempels verbracht, einige seiner Narben stammten sicherlich aus dieser Zeit, sie wirkten nicht alle absonderlich alt. Er hatte ihr zwei Aufgaben gegeben, denen sie sich die nächsten zwei Tage widmen konnte. Doch einen Plan über das wann und wie würde sie nach dem Aufstehen machen, Deira brauchte definitiv noch etwas Schlaf, soviel stand fest. Also schaltete sie das Datapad ab und legte es auf das Regal, auf dem auch die Uhr stand. Diese zeigte 01:30. Die Togruta löschte das Licht und drehte sich auf die Seite, dann schloss sie die Augen.
Die Kette an ihrem Hals klirrte unangenehm in ihren Montrals. Der Lederriemen um ihren Hals saß eng und schürte ihr bei jedem Zug, den der Houk darauf ausübte die Luft ab. Ihr Peiniger sah sie nicht an, er ging stur geradeaus durch die engen Straßen über den staubigen Boden. Hinter ihr klirrten die Ketten ihrer Begleiterinnen, drei Twi’lek, eine grüne, eine rote und eine blaue. Ihre Namen wusste Deira kaum, nur die grüne hatte sich ihr vorgestellt, dennoch hatte sie sich den Namen nicht gemerkt, er hatte für sie mehr wie unaussprechliches Buchstabenchaos geklungen. Das kurze, blaue Kleid, das sie trug, war zerrissen und schmutzig. Es offenbarte mit jedem Schritt die schwarzen Narben auf ihren Oberschenkeln, Deira hasste diese Narben. Wütend zog sie mit den Händen an der Kette und wurde als Strafe grob nach vorne gerissen, sodass es ihr die Luft abschnürte. Unsanft landete sie auf ihren nackten Knien. Hustend kam sie wieder auf die Füße und warf dem Houk einen vernichtenden Blick zu, den er nicht sah. Deira kannte diesen Planeten nicht, sie hatte keinen der Planeten gekannt auf die man sie gebracht hatte. Sie warf einen Blick gen Himmel, irgendwo dort lag ihre Freiheit, nicht auf Shili, nicht hier, irgendwo anders dort draußen, in den Tiefen der Galaxis.
Deira schlug die Augen auf, als hätte sie jemand geohrfeigt. Ihr Blick fokussierte die Uhr im Regal, 06:30. Deira setzte sich auf und rieb sich den Nacken.
„Wann wird das endlich aufhören?“
Schoss es der Togruta durch den Kopf während sie aufstand und sich frisch machte. Auf den wenigen Schritten, die ihre Schlafstatt von der Waschzelle trennten, merkte sie, dass sie Muskelkater in Armen und Beinen hatte. Also würde sie eindeutig zuerst in die Bibliothek gehen und erst heute Nachmittag trainieren. Brummelnd streckte sie ihre schmalen Arme in die Höhe. Sie war zwar stärker als sie aussah, doch sie musste noch stärker werden, wenn sie hier überleben wollte, soviel stand fest. Wenn sie allerdings so viel trainierte, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, wenn sie den Feeorin wiedersah, dann war das auch nicht richtig. Langsam lenkte sie ihre Schritte zum Ausgang der Pyramide, den sie schon des Öfteren in den vergangenen vierundzwanzig Stunden passiert hatte. Wieder standen Wächter davor, doch diesmal schwiegen sie und ließen die Togruta wortlos passieren. Mit ihren lautlosen Schritten ging sie die dunklen nur schwach erleuchteten Gänge entlang. Doch sie fühlte keine Angst dabei. Ihre Augen waren gut genug, dass sie auch durch die Schatten sehen konnte und sie verließ sich auf ihr Gespür als Krieger, ob eine Gefahr drohte. Rake hatte gesagt, mit dem Machtsinn wäre das auch möglich, darüber wollte sie nun dringend etwas nachlesen gehen. Doch zuvor, so sehr es ihr auch wiederstrebte, würde sie die Kantine aufsuchen, sie hatte Hunger. Also lenkte sie ihre Schritte in die Richtung der Domäne der Wissenden, dorthin wohin sie nun die Erlaubnis hatte zu gehen, irgendwie machte sie das Stolz, dass sie etwas dürfte, was nicht alle dürften. Ihre alten Zimmergenossen dürften das nicht, soviel stand fest. Sie erreichte die Treppe an deren oberen Ende wieder zwei der maskierten Wächter standen, letztes Mal hatten sie sie durchgelassen, doch da war sie in Begleitung von Rake gewesen, nun kam sie allein. Und es kam, wie es kommen musste.
„Halt, was willst du hier?“
Sprach der rechte Wächter sie an, während der linke keine Regung zeigte, zumindest keine sichtbare. Was sein Gesicht hinter der Maske tat, das konnte nur er selber sagen. Deira blieb auf der vorletzten Stufe stehen, ihre Hand unbewusst am Griff ihres Lichtschwertes. Ihr Gesicht war ausdruckslos und ihre Stimme ruhig, wie immer.
„Ich habe eine Erlaubnis diese Domäne zu betreten, Anomander Rake hat mir dies mitgeteilt“
Antwortete sie ruhig und sah zu dem Wächter auf. Der war verdammt groß, aber gegen sie waren die meisten groß, soviel stand fest. Der Wächter schien zu überlegen oder irgendwas nachzusehen, genau konnte die Togruta das nicht sagen und es war ihr, ehrlich gesagt, auch recht egal.
„Du sagst die Wahrheit, du darfst passieren“
Deira nickte nur und ging an den Wächtern vorbei. Den Weg zur Kantine fand sie wieder ohne sich zu vertun, doch auch der Geruch hätte sie dahinleiten können. Wonach auch immer es schmeckte, schlimmer, als es hier auf dem Flur roch, konnte es kaum sein. Die Togruta rümpfte die Nase und betrat die Kantine. Es war um einiges voller als zu der Zeit, wo sie zuletzt mit Rake hier gewesen war. An den Tischen saßen einzelne Gruppen jüngerer und älterer Mitglieder des Ordens, Deira ignorierte sie alle. Der Kerl hinter der Scheibe war noch derselbe, höflich war er immer noch nicht, also auch sie nicht. Die Violette machte sich nicht einmal die Mühe zu lesen, was es geben sollte, sie bestellte einfach das Tagesgericht und verzog sich damit an einen Tisch in der Ecke, an dem niemand saß. Dort begutachtete sie das auf ihrem Teller kurz und stocherte forschend mit der Gabel darin herum. Prüfend führte sie den ersten Löffel zum Mund. Irgendwas mit Fleisch und einer Beilage, die der Farbe und Konsistenz nach alles hätte sein können.
„Rakes Ratschlag war gar nicht mal so schlecht. Nicht kauen, nur schlucken“
Fuhr es ihr durch den Kopf, während sie schweigend ihren Teller leerte. Das Essen schmeckte nicht, aber es machte satt und damit, dass etwas nicht schmeckte, hatte sie sich schon lange arrangiert. Sie beobachtete die anderen während des Essens und die beobachteten sie. Ja, sie fiel auf, und das ließ sich auch nicht ändern. Eigentlich wollte sie das auch nicht, sie war stolz auf ihr Andersein. Den leeren Teller verfrachtete sie durch den Abgabeschacht, dann machte sie sich auf den Weg zur Bibliothek. Dort war sie bisher nur ein einziges Mal gewesen um für irgendwen etwas abzuholen, doch sie fand den Weg durch die sich alle ähnlich sehenden dunklen Gänge wieder. Hier und da begegnete sie der ein oder anderen dunkel gewandeten Kreatur, doch sie beachtete keine einzige davon. Die Türen der Bibliothek standen offen und so trat sie unbehelligt hinein. Wieder erschlug sie der Eindruck der riesigen Regalreihen, deren Ende man auf Anhieb nicht erkennen konnte. Dazwischen standen vereinzelt Schreibtische, der ein oder andere war besetzt, die meisten leer. Es war nicht die Uhrzeit zu der viele sich hier einfanden. Nicht jeder stand früh auf. Ein Scriptor kam auf sie zu. Es war kein Mensch, er war nicht einmal menschlich, es war mehr eine Art Echse mit rötlichen Schuppen und schwarzer Kutte unter der der Schwanz hervorlugte.
„Wassss willsssst du?“
Zischte sie und starrte sie aus gelben Lid losen Augen an.
„Ich suche Literatur über Machtfertigkeiten, die Machtsinne im Besonderen“
Sagte Deira ruhig und sah die Echse an. Sie stand gebückt und war daher kaum größer als Deira selbst.
„Folge mir. Ich führe dich hin“
Sagte die Echse und wandte sich um. Die Togruta folgte ihr mit einigem Abstand, sie wollte nicht von dem hin und her wippenden Schwanz getroffen werden.
„Hier. Tob dich aussss“
Zischte die Echse an einem Regal weiter hinten angekommen und drückte ihr einen Stapel Bücher in die Hand. Deira nickte dankbar und suchte sich einen freien Tisch. Sie wurde schnell fündig und ließ die Bücher auf den Tisch plumpsen. Dann setzte sie sich hin und schlug aufs geradewohl das oberste auf.
Mehrere Stunden verbrachte sie hinter den Büchern. Aus Morgen wurde Mittag als sie das letzte Buch durchgesehen hatte. Sie lehnte sich zurück und streckte ihre dünnen Finger gen Himmel. Dann rollte sie einmal ihren Kopf durch den Nacken und hörte es leise knacken. Sie hatte über Kampffertigkeiten, den Sith-Codex und große Schlachten der Sith gelesen, alles interessant und lernenswert. In einem der Bücher, einem alten Kompendium über die Machtfertigkeiten, war sie schließlich fündig geworden. Mit dem Machtsinn konnte man seine Gegner spüren ohne sie zu sehen, konnte Gefahr spüren bevor sie kam, und die Züge des Gegners im Kampf vorausahnen. Alles in allem klang das recht praktisch. Doch mit keinem verdammten Wort erwähnte auch nur eines der Bücher, wie man diese Fähigkeit erlernte und das machte die Togruta wütend.
„Dumme, widerliche, alte, unnütze Literatur!“
Fluchte sie in Lekku während sie die Bücher an ihren angestammten Platz zurückbrachte. Wie sollte sie etwas lernen, wenn ihr keiner sagte, wie das ging? Vielleicht einfach probieren? Das klang für Deira nach etwas, das den Versuch wert war. Sie wollte ja sowieso noch das mit den Blaster-Schüssen üben, vielleicht ließ sich das ja eher praktisch als theoretisch erlernen. Was wusste die junge Togruta schon von der Macht, mal abgesehen von dem, was sie heute Morgen gelesen hatte und dem was ihr der Sith damals auf Nar Shaddaa erzählt hatte? Nicht viel, wenn sie ehrlich war und sie wollte doch so gerne mehr wissen, wollte lernen, wollte stark sein, nicht mehr schwach. Deiras Griff um das Buch in ihrer Hand verstärkte sich und es knirschte leise.
„Beruhige dich. Gefühle zeigen heißt Schwäche. Ich. Bin. Nicht. Schwach!“
Sie atmete zwei, drei Mal tief durch und stellte dann das Buch zurück. Dann verließ sie die Bibliothek mit raschen, ruhigen Schritten und lenkte diese zu den Trainingsräumen hinauf. Einige waren belegt, an denen ging sie sofort vorbei. Sie wollte lieber alleine sein, wenn sie das erste Mal versuchte Blaster-Schüsse abzuwehren und vielleicht den Machtsinn zu entdecken. Ziemlich am Ende des Ganges entdeckte sie einen leeren Trainingsraum in dessen hinterster Ecke ein abgeschalteter Droide stand. Deira schloss die Tür hinter sich. Der Raum war klein, rechteckig und zweckmäßig. Es gab zwei Bänke, einen Schrank und den Droiden. Deira ging langsam zu ihm hinüber. Er war etwas größer als die Togruta und sah ziemlich lädiert aus. Seine metallene Haut glänzte nicht mehr, war verschrammt und eingedellt. Anstatt Händen hatte er einen Blaster und etwas, das wohl aussah wie ein Lichtschwertgriff. Auf seiner Brust war ein großes Bedienfeld auf dem man die verschiedenen Programme auswählen konnte. Selbst jemand wie sie, der nicht so versiert mit Technik war, fand schnell heraus wie das Teil funktionierte und wenn nicht, hätte sie es schon zum Funktionieren gebracht. Sie wählte ein Programm zum Üben mit dem Lichtschwert, zum Aufwärmen und stellte es auf zehn Minuten und auf leicht ein, sie wollte ihre Muskeln erstmal wieder darauf einstimmen sich im Kampf zu bewegen. Der Droide erwachte zum Leben und stellte sich auf seine metallenen Füße. Einige Lampen blinkten und das Lichtschwert leuchtete auf, auch dessen Klinge war rot. Diesmal war es der Droide der angriff und Deira war diejenige, die sich wehrte. Doch auch das machte ihr nichts. Allerdings merkte sie schnell, dass „leicht“ wirklich nur zum Aufwärmen taugte. Der Droide griff immer auf die gleiche Art an, das machte den Kampf recht vorhersehbar, doch als Aufwärmübung ganz passabel. Nach zehn Minuten blieb der Droide stehen und Deira schaltete ihr Lichtschwert ab.
„Dann versuchen wir mal das mit den Schüssen“
Sie wählte das passende Programm und ging wieder in Stellung. Der Droide hob seinen Blaster und gab den ersten Schuss ab. Anstatt den zu blocken, duckte sich die Togruta allerdings darunter weg. Das war nicht ganz Sinn und Zweck der Übung. Nach etwa einer Stunde klappte das mit dem Blocken auf leichtester Stufe ganz gut und sie beschloss die Schwierigkeit zu erhöhen. Schon kamen die Schüsse schneller und Deira merkte, dass der Droide sich wie ein echter Gegner verhielt, er würde sie verletzen, wenn sie nicht aufpasste. Kaum war ihr das aufgefallen, traf sie einer der Schüsse in der Seite. Die Blaster waren nicht so stark, dass sie einen umbringen würden, allerdings weh taten die Treffer deshalb nicht weniger. Fluchend blockte die Togruta die nächsten drei Schüsse mit ihrem Lichtschwert. Den Schuss danach bekam sie auf die Finger und sie ließ fast ihr Lichtschwert fallen. Brummelnd tadelte sie sich dafür selber.
„Lass niemals deine Waffe fallen! Niemals!“
Sie hatte lange kein Togruti mehr gesprochen, doch es fühlte sich vertraut an, solche Worte in dieser Sprache zu sagen und es weckte ihren Ansporn nun doch noch einmal zu versuchen, ob sie das mit dem Machtsinn hinbekam.
Am Ende des Tages war sie sich sicher, nein, sie konnte das mit dem Machtsinn nicht. Unzählige Treffer des Blasters, die unschöne dunkle Flecken auf ihrer violetten Haut hinterlassen hatten, bewiesen ihr dass dem so war. Die Flecken pochten unangenehm, doch Deira hatte keine Lust, schon wieder das Spray zu benutzen. Das hielt sie auch so aus und immerhin merkte sie so ihren Muskelkater nicht. Das war doch immerhin auch mal was. Es war nach zweiundzwanzig Uhr, das verriet ihre kleine Uhr. Deira lag auf ihrem Bett auf dem Rücken und starrte wütend an die Decke.
„Das kann doch eigentlich nicht so schwer sein! Rake hat gesagt, viele Jünger lernen das alleine. Wenn ich das nicht lernen kann, heißt das ich bin schwach, was sollte es sonst heißen?“
Eine Träne der Wut rann über ihr blass gezeichnetes Gesicht. Wütend griff Deira nach ihrem Kissen und warf es durch den Raum. Lautlos klatschte es gegen die Wand und fiel zu Boden. Ihrem Ärger machte das keine Luft. Sie ließ sich nach hinten fallen, rollte sich auf die Seite und machte sich klein. Dabei beachtete sie die wütenden Tränen nicht, die auf ihrem Bett landeten.
Der Raum war dunkel und es stank. Sie wollte nicht wissen, wonach es hier roch, allein schon der Geruch an sich verursachte Übelkeit. Ihre Hände waren über ihrem Kopf gefesselt und ihre Arme wurden langsam taub. Sie wusste nicht, wie lange sie hier schon so in dieser knienden Stellung verharrte, es gab hier keine Uhr und ohne Fenster, die Licht hereinließen, konnte sie nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, seit er den Raum verlassen hatte. Sie hatte Schreie aus einem Raum weiter entfernt gehört, sie wusste er käme wieder um das auch mit ihr zu tun, sie wusste es würde wieder wehtun. Er kam nicht zum ersten Mal, tat ihr nicht zum ersten Mal weh. Ihr verletzter Rücken war der beste Beweis dafür auch wenn sie ihn selbst gerade nicht sah. Die Schmerzen ließen sich nicht leugnen, die kreischenden Stimmen hallten unschön durch ihre Montrals und verursachten ihr eine Gänsehaut. Deira schloss die Augen und wünschte sich ganz weit weg, doch wenn sie die Augen öffnete, würde sie immer noch hier sein. Hier in dem Lagerraum dieses Raumschiffs, nicht mehr wert als ein Stück Vieh, angekettet und schwach.
Die Togruta erwachte so ruckartig, dass sie aus dem Bett fiel. Unsanft landete sie auf dem harten, kalten Boden. Ihre Muskeln dankten es ihr mit einem schmerzhaften Ziehen. Deira rappelte sich auf und kniete nun auf dem kalten Boden. Ihr schmaler Körper zitterte ob der Schatten des gerade vergangenen Traumes. Wütend schlug sie ihre Faust auf den glatten Boden, wieder und wieder bis sie das Bild des Mannes mit den gelben Zähnen nicht mehr hinter ihren Augen sah. Dann stand sie auf und ging unter die Dusche. Das kalte Wasser wusch die Traumbilder fort, doch es konnte weder die Erinnerungen noch die Narben verschwinden lassen. Irgendwann, eines fernen Tages, würde sie ihren Peiniger wiedersehen und sie würde nicht mehr schwach sein und das würde er dann zu spüren bekommen. Sie stieg aus der Dusche und kleidete sich wieder an. Ihre Handgriffe waren flink und ihre Hände wieder ruhig. Sie legte den Gürtel mit dem Schwert an und fühlte sich wieder stärker. Niemand außerhalb dieses Raumes würde etwas davon sehen, was in ihr vorging. Wieder ging sie den Weg zur Domäne der Wissenden, doch diesmal ließ sie die Kantine aus, sie hatte keinen Hunger. Stattdessen ging sie direkt in den Trainingsraum, den sie schon am Vortag für sich beansprucht hatte und aktivierte den Droiden erneut. Lichtschwerttraining, mittel, fünfzehn Minuten. Keine zehn Sekunden später flog ihre sirrende rote Klinge durch die Luft, Funken stoben, wenn sie die Klinge des Droiden traf. Treffer auf den Droiden wurden mit einem schiefen „Pling“ quittiert ohne das der Droide langsamer wurde. Deira legte all ihre Wut in ihre Angriffe und stellte die Schwierigkeit danach sogar noch einmal hoch. Sie fühlte sich dabei, wie bei einem Kampf mit Rake, es war anstrengend doch nicht unmöglich. Erst nach drei Stunden Lichtschwerttraining gönnte sie sich eine Pause und ging hinaus in den Flur. Dort gab es einen Automaten, an dem man umsonst etwas zu trinken erhalten konnte und nach etwas anderem stand der Togruta der Sinn nach wie vor nicht. Sie trank die Flasche Wasser in zwei Zügen leer und schmiss sie dann schwungvoll in den Eimer, der neben dem Automaten stand. Niemand war auf dem Flur, niemand beachtete sie. Also ging sie zurück zu ihrem zerbeulten Droiden und versuchte sich erneut an der Blaster-Abwehr. Nach weiteren drei Stunden stellte sie auf mittelschwer um und schloss konzentriert die Augen. Der erste Schuss traf ihren Arm und sie fluchte wütend in Togruti. Die Treffer brannten auf der nackten Haut ihrer Arme und Beine. Dort, wo sie bekleidet war, fühlte es sich an, wie Treffer mit der harten Faust. Deira öffnete die Augen und wehrte die Schüsse mit ihrer Klinge ab. Nach über einer Stunde gelang ihr das bei jedem zweiten und das machte ihr Mut. Sie war sich nicht sicher, ob sie langsam verstand wie das mit dem Machtsinn funktionierte oder ob der Droide nach einer gewissen Zeit seine Schussfolge wiederholte, aber je länger sie trainierte desto besser wurde sie. Obgleich sie immer noch besser darin war, den Schüssen auszuweichen statt sie abzuwehren, aber das war ihr jetzt erstmal egal.
Sie verließ den Trainingsraum mit schmerzenden Armen und Beinen, lenkte ihre Schritte jedoch nicht zur Krankenstation. Stattdessen ging sie etwas essen. Die Kantine war fast leer und das war der Togruta nur recht. Je weniger Leute sahen, was sie heute mit sich angestellt hatten, desto weniger konnte Schlüsse daraus ziehen, die sie nicht hören wollte. Deira war müde und sie verwendete keine Sekunde lang auch nur einen Gedanken auf das, was sie da auf ihrem Teller hatte, sondern schlang es einfach irgendwie hinunter. Nicht weil sie Hunger hatte, sondern weil sie nicht einen ganzen Tag lang nichts essen konnte, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte. Es würden noch genug Zeiten kommen, in denen sie ohne Essen auskommen musste, dessen war sie sich sicher. Langsam trat sie den Weg zurück in ihr Quartier an, innerlich war sie immer noch wütend und fluchte den ganzen Weg in Lekku über das Buch und den Droiden und über alles und jeden, das ihr gerade einfiel. Dann fiel sie in ihr Bett und machte sich nicht einmal mehr Gedanken darüber, sich zu duschen.
Ausnahmsweise mal nach einer traumlosen Nacht, erwachte sie am nächsten Morgen. Die Uhr im Regal zeigte 08:30. Rake hatte ihr keine Uhrzeit gesagt, wann sie sich wieder treffen wollten, doch es konnte nicht schaden, wenn sie gleich nachdem sie geduscht hatte, mal einen Blick in den Raum unten warf. Also stieg sie unter die Dusche und wusch sich rasch ab. Als sie das Handtuch weghängte, erhaschte sie einen Blick auf ihren nackten Körper im Spiegel. Ihre Arme und Beine waren übersäht von den dunklen Flecken, die die Blasterschüsse hinterlassen hatten und die wohl noch eine Weile zu sehen sein würden. Auch auf ihren Lekku fanden sich zwei oder drei.
„Unnütze Bücher, verdammter Droide, dummes, dummes, schwaches, unnützes Kind!“
Formten ihre Lekku wieder und wieder während sie sich anzog. Ihre Schimpftriade auf sich und die Welt verstummte erst, als sie die Tür zu ihrem Quartier öffnete. In einer Hand hielt sie ihr Datapad. Sie hatte beschlossen unten auf Rake zu warten, dabei könnte sie ruhig noch ein bisschen lesen. Auf dem Gang war niemand und auch auf dem Weg nach unten traf sie niemanden, das war ihr nur Recht. Rakes Blicke auf ihre Flecken würden ihr sicherlich schon genügen. Als sie den Trainingsraum betrat, den sie zuletzt vor zwei Tagen betreten hatte, stellte sie fest, dass die Waffe, mit der Rake sie zum Schluss beinahe aus dem Raum gescheucht hatte, noch auf der Bank lag. Deira scannte sie kurz mit ihrem Blick, beschloss dann aber, dass es besser war, sie an ihrem Platz zu belassen und auf Rake zu warten. So setzte sie sich im Schneidersitz an die Wand der Tür gegenüber und schaltete ihr Datapad ein. Dann begann sie einige Dateien über Machtfertigkeiten zu lesen, während sie darauf wartete, dass der Feeorin zu ihr kam.
[Bastion, Sith-Tempel, Pyramide der Alchemisten, kleiner Trainingsraum, Deira]