[Outer Rim | Braxant-Sektor | Sartinaynian-System | Bastion| Center | Café Kaveri | Séparée] Janus, Saphenus, Zoey
Es war folgerichtig, dass sich die drei Sith im Séparée versammelten, um unter dem Deckmantel einer Feier über ihre weitreichenden Pläne zu diskutieren. Janus hatte das Café Kaveri ganz bewusst als Treffpunkt ausgewählt, sowohl aus symbolischen als auch aus praktischen Gründen. Die Einladung an diesen Ort, an dem sich die Elite Bastions traf, signalisierte zum einen den weit über den Orden der Sith hinausreichenden Einfluss des Grafen, sie war ein Zeichen, dass er in der politischen Schlangengrube der imperialen Hauptwelt nicht überlebt hatte, sondern auch aufgestiegen war und nun auf einer Stufe mit ranghohen Verwaltern, Militärs und Unternehmern stand. Damit lag der praktische Grund für Entscheidung für das Café gleich mit auf der Hand, gerade weil es als Treffpunkt für die Reichen und Mächtigen bekannt war, rühmte es sich seiner Diskretion und Professionalität. Hier konnte man sich versammeln, ohne befürchten zu müssen, gestört oder abgehört zu werden, es war neutraler, sicherer Boden, eine Rarität auf Bastion und deshalb umso wertvoller. Natürlich verließ sich Janus nicht auf den guten Ruf allein, unter der Hand hatte er Erkundigungen eingeholt und die ein oder andere Transaktion getätigt, um sicherzustellen, dass man ihn hier mit der gebotenen Wertschätzung behandelte und seinen Wünschen entsprach. Sorgfältig platzierte Diener des vorsichtigen Vollstreckers kümmerten sich selbst in diesem Augenblick darum, die Umgebung des Cafés im Auge zu behalten und mit modernster Technik mögliche Überwacher zu entlarven. Janus hatte schmerzhaft lernen müssen, wie hoch der Preis für mangelnde Wachsamkeit war, und er würde diesen Fehler nicht wiederholen. Seine Allianz mit den Krath war nichts anderes als Hochverrat und sollte dies bekannt werden, machte er sich im Besten Fall erpressbar und im schlimmsten Fall exekutierte der Imperator ihn persönlich. Auf beides konnte der schlanke Halb-Echani dankend verzichten, neben all dem Schmerz und dem Ende seines Lebens wäre es vor allem hochnotpeinlich, wie ein Amateur ertappt und verurteilt zu werden. Das war das Schicksal geringerer Lebewesen, die nicht über seine Intelligenz und seinen Ehrgeiz verfügten und deshalb immer Figuren im Spiel anderer bleiben würden. Schon bald würde sich zeigen, ob die Krath ihre Versprechungen auch einhalten konnten, die Gelegenheit für einen Machtwechsel war günstig und Janus war fest entschlossen, auf der Gewinnerseite zu stehen. Bei diesem Coup handelte es sich nicht um den plumpen, offenen Griff nach der Macht, wie Menari es praktiziert hatte, und der blasse Sith musste zugeben, dass ihm das subtile, geduldige Vorgehen seiner neuen Partner bedeutend mehr zusagte. Mit ein wenig Geschick würde es ihm heute vielleicht gelingen, mit Saphenus einen weiteren Akteur in das Netzwerk der Verschwörer einzubinden. Und auch seine ehemalige Schülerin würde ihre Rolle spielen, nicht auf der selben Ebene wie der Zabrak, aber auch sie konnte ohne Zweifel von Nutzen sein. Eine Verschwörung war ein delikater Balanceakt, band man zu viele Lebewesen ein, lief man Gefahr, verraten zu werden, hielt man den Kreis der Eingeweihten zu klein, fehlten möglicherweise im entscheidenden Moment wichtige Ressourcen. Und Ressourcen würden sie brauchen, hier ging es schließlich um den Sturz des Imperators, eines der mächtigsten Männer in der ganzen Galaxis. Einen solchen Giganten brachte man nicht mit minimalen Mitteln zu Fall. Für den Moment aber begnügte sich der elegant gekleidete Fastmensch damit, seine Gäste angemessen respektvoll und im Fall Zoeys mit dem unerlässlichen Charme zu begrüßen, er wollte wohl kaum mit der Tür ins Haus fallen und sozusagen noch vor der Vorspeise über Staatsstreiche und Revolten diskutieren. Solche Dinge sprach man, wenn überhaupt, erst beim Dessert an.
Mit der gebotenen Dankbarkeit und Bewunderung drückte Zoey ihre Anerkennung dafür aus, dass es dem Grafen gelungen war, in diesem exklusiven Café einen Platz zu ergattern, und das auch noch so kurzfristig. Janus lächelte verbindlich, ganz der Mann von Welt, für den solche Dinge eine Kleinigkeit waren, und er wölbte amüsiert eine Augenbraue, als die frisch beförderte Kriegerin die Verantwortung für den verbesserten Kleidungsstil ihres ehemaligen Meisters von sich wies. Zugregenbemaßen war es angesichts der Geringschätzung von Saphenus für elegante Kleidung und Auftritte wohl schon ein kleines Wunder, dass er sich so in Schale geworfen und an die Konventionen angepasst hatte. Das war dem Zabrak gewiss nicht leichtgefallen, aber dass er es dennoch tat, sprach dafür, dass er sich weiterhin seiner Rollen in der Allianz mit dem schlanken Aristokraten bewusst war. Sein neuer Rang war ihm wohl noch nicht zu Kopf gestiegen.
„Es freut mich, dass es Euch hier gefällt, Lady Liviana, auch wenn ich darauf bestehen muss, die Details dieses Arrangements für mich zu behalten. Ein Mann in meiner Position muss Geheimnisse haben, sonst wird er uninteressant. Lasst mich daher einfach sagen, dass ich immer schon ein gutes Café zu schätzen wusste und diese Wertschätzung auf vielen Wegen zeige. Aber dieses Wunder verblasst neben dem, dass Gouverneur Saphenus offenbar ganz allein bewirkt hat. Irre ich mich oder ist das corellianische Baumwolle? Eine ganz hervorragende Wahl, mein Freund.“
Der Graf lächelte höflich, beließ es aber bei dieser kleinen Spitze. Und so widmete sich Janus mit Gusto seiner Rolle als großzügiger Gastgeber, half Zoey galant, sich zu setzen, und nahm dann selbst Platz. In seinem maßgeschneiderten schwarzen Anzug machte der blasse, schlanke Graf mit dem weißen Haar einen ebenso würdevollen wie autoritären Eindruck, seine tadellose Haltung unterstrich das noch zusätzlich. Man konnte ihn sich in diesem Moment zweifellos ganz hervorragend auf dem Thron des Imperators vorstellen, ein schmeichelhafter, derzeit aber noch weit entfernter Gedanke, auch wenn Janus es sich nicht nehmen ließ, seine dunkle Aura den Raum dominieren zu lassen. Saphenus wiederum gefiel sich weiterhin in der Rolle des unkonventionellen Gouverneurs, der kein Blatt vor den Mund nahm, mit einem breiten Grinsen in seinem tätowierten Gesicht versicherte der Gehörnte ihm, dass er es keineswegs darauf anlegte, dass sie getrennte Wege gingen, trocken verwies er auf die Rolle des Inquisitors bei seiner Rettung auf Korriban. Als der schmächtige Mann erklärte, dass sie nun zumindest formell auf der gleichen Ebene standen, neigte der Graf höflich den Kopf, als Zeichen der Zustimmung, und bei dem Zusatz, dass der Janus sich gewiss nicht damit begnügen würde, wölbte er eine Augenbraue und die Andeutung eines schmalen Lächelns zupfte an seinen Mundwinkeln, die Stimme des Grafen war ruhig und aalglatt, einem kühlen, klaren Bach gleich.
„Es wäre für mich und den Orden eine furchtbare Verschwendung gewesen, den wohl am Besten für den Posten des Gouverneurs von Korriban geeigneten Sith bei so etwas banalem wie einem Luftangriff sterben zu lassen. Auch wenn die Erinnerung, dass selbst wir sterblich sind, dem ein oder anderen unserer Brüder und Schwestern vielleicht doch zuträglich wäre. Ihr werdet in Eurem neuen Rang bald feststellen, mein Freund, dass sich bei einigen der höherstehenden Sith ein gefährliches Gefühl der....Unersetzbarkeit breit gemacht hat. Eine sehr bedenkliche Entwicklung. Man sollte nie aufhören, nach höherem zu streben. Ganz besonders nicht jetzt. Der Aufstieg ist, was uns Sith ausmacht.“
Für einen Moment schimmerten die grünen Augen des Fastmenschen heller und sein Lächeln gab den Blick auf seine weißen Zähne frei, ähnlich wie bei einem Nexu, das ein wehrloses Bantha erspäht hatte und nun überlegte, ob es mit ihm spielen oder es gleich verspeisen sollte. Als er sich Zoey zuwandte, wurde sein Lächeln wieder sanfter und nahm einen gönnerhaften Zug an, als er der attraktiven Forscherin schmeichelte und sie umgarnte, was ihr ehemaliger Meister mit ausdrucksloser Miene verfolgte, bevor er spitzzüngig anmerkte, dass doch landläufig verbreitet wurde, die sogenannten inneren Werte seien von größerer Bedeutung als die äußere Erscheinung. Janus reagierte mit einem dezenten Lachen und schmunzelte amüsiert.
„Gewiss, das tut sie. Eine bequeme Lüge, um die Massen zu besänftigen, denn natürlich werden Lebewesen oft nach ihrem Aussehen beurteilt. Auch wenn wir, die über die Macht gebieten, natürlich wissen, dass das Fleisch nur sekundär ist. Unsere Augen sind geöffnet für das, was wirklich ist. Dennoch werdet Ihr uns unsere kleinen Eitelkeiten doch hoffentlich nicht missgönnen, Gouverneur? Sie sind so ein amüsanter Teil von dem, was wir waren, bevor wir uns der Dunklen Seite verschrieben haben.“
Der ehrgeizige Vollstrecker warf Zoey einen bedeutungsschweren Seitenblick zu und konzentrierte sich dann wieder gänzlich auf den Herrscher Korribans. Als die beiden optisch so ungleichen Seite an Seite vor dem Aussichtsfenster standen und auf die Umrisse des Sith-Tempels blickten, konnte Janus in der Macht deutlich die Bedeutung dieses Moments spüren, und umso bedächtiger wählte er seine Worte, denen Saphenus angespannt und mit höchster Konzentration lauschte, bis ein leichtes Kräuseln in der Macht das Kommen einer Kellnerin ankündigte, und so beließ es Janus erst einmal bei diesen verheißungsvollen Ankündigungen und setzte sich wieder. Ihre Bedienung entsprach den hohen Standards des Café Kaveri, auch wenn der ein oder andere Hardliner wohl an der Tatsache, dass es sich um eine Twi´lek handelte, Anstoß nehmen würde. Für viele Imperiale, Janus eingeschlossen, waren Nichtmenschen in dienender, untergeordneter Position hingegen kein Problem. Tatsächlich ging der Graf sogar noch einen Schritt weiter, für ihn alle waren ohnehin alle Lebewesen, ob nun Menschen oder Nichtmenschen, insofern unterlegen, als dass sie nicht er waren. Nur er allein zählte, nur er allein existierte wirklich, alle anderen Kreaturen in der Galaxis waren im Grunde bloße Mittel zum Zweck, um die Realität nach seinen Vorstellungen zu formen. Das Höchstmaß an Wertschätzung, das jemand von ihm erfahren konnte, glich wohl am ehesten dem, das man einem geliebten Haustier oder einem verlässlichen Diener entgegenbrachte. Der Vollstrecker respektierte Saphenus, er hatte die Qualitäten eines wahren Sith bewiesen, war intelligent und ehrgeizig und besaß genügend Weisheit, um die Misere des Imperiums zu erkennen, und, was wohl am wichtigsten war, er war für die Pläne von Janus nützlich und wertvoll. Würde es notwendig werden, ihn zu opfern, würde der Halb-Echani dennoch keine Sekunde zögern, aber dabei wohl tatsächlich so etwas wie einen winzigen Anflug von Bedauern empfinden. Ähnlich verhielt es sich mit Zoey, die frisch beförderte Kriegerin war ein amüsanter Zeitvertreib und hatte ihren Wert als Informationsquelle, diese Eigenschaften machten sie interessant. Für den Moment jedenfalls. Diese Gedanken behielt Janus sorgfältig für sich, als er höflich der Kellnerin zunickte, geschickt servierte die hübsche, gepflegte Nichtmenschin eine Flasche teuren Champagners und wies auf die Anwesenheit einer überaus bekannten Gruppe Unterhalter hin. Der Graf präsentierte ein charmantes Lächeln und berührte subtil den Geist der Kellnerin, um das Gefühl von Wertschätzung und Stolz zu vermitteln und so dafür zu sorgen, dass sie bald beschwingt und eifrig wieder verschwinden würde.
„Eine ausgezeichnete Wahl. Bitte übermittelt meinen Dank und lasst Eure Vorgesetzten wissen, dass ich mit Euren Diensten höchst zufrieden bin.“
Eine Kleinigkeit, nichts weiter, aber mit solchen Gesten sicherte sich der Sith Loyalität und gute Arbeit, eine weitere Lektion, die er gelernt hatte. Die meisten Lebewesen hungerte nach Anerkennung und Bestätigung und hofften, ihre Position zu bewahren oder zu verbessern, und indem er diese Gefühle nutzte, band er seine Diener an sich. Ein zufriedener Diener war ein guter Diener und zudem weniger anfälliger für Versuchungen von Verrat und Nachlässigkeit. Sobald die drei Sith wieder allein waren, stimmte Zoey auf ihre Beförderungen an, was Janus mit einem zustimmenden Nicken quittierte, dann ergriff Saphenus das Wort, nachdem er den Janus zugeprostet und sein Glas in einem Schluck geleert hatte. Die milde formuliert verbesserungsbedürftigen Manieren des Gehörnten bereiten dem stilbewussten Aristokraten ein wenig Magenschmerzen, er ließ das Geschehen aber unkommentiert, hob seinerseits dezent sein Glas in Richtung des Gouverneurs und seiner ehemaligen Schülerin und trank einen kleinen Schluck. Als angenehmer Nebeneffekt entstand ein bedeutungsschwerer Moment des Schweigens, in dem die Spitze des Herrschers von Korriban über das enge Verhältnis des Vollstreckers und Zoeys in der Luft hing. Auch das ignorierte Janus beflissen und reagierte lediglich mit einem kühlen, souveränen Lächeln. Viel interessanter als diese Trivialitäten war das, was Saphenus nun zu berichten wusste, er gab preis, dass Darth Hybris ihn in der Tat auf Korriban besucht hatte, um die Bemühungen seines ehemaligen Schülers zu unterstützen. Ein weiterer Seitenhieb Richtung Zoey folgte, die Archäologin und der Meister der Alchemisten verbanden alles andere als schöne Erinnerungen, so viel stand fest, und sie rollte mit den Augen, bevor sie sich dem Champagner widmete.
„Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.“
Meinte Janus knapp und ließ dabei offen, auf welche Aussage er sich genau bezog. Nachdenklich legte er die Fingerspitzen aneinander, als der tätowierte Zabrak erzählte, dass der Name des Inquisitors bei diesem Gespräch ebenfalls gefallen war und der Halb-Echani offenbar die Aufmerksamkeit der Mächtigen im Orden genoss. Ein zweifelhaftes Vergnügen, wie er nur zu gut wusste, doch der Vollstrecker blieb ruhig und lächelte verbindlich, als Saphenus die Frage aufwarf, ob dieses Interesse nun Fluch oder Segen war, sich selbst schloss der Gehörnte dabei nicht aus. Janus lehnte sich ein wenig zurück und betrachtete seinen Verbündeten prüfend, sein blasses Gesicht eine glatte, kühle Maske.
„Schlussendlich war es nur eine Frage der Zeit, bis uns diese zweifelhafte Ehre zuteil werden würde. Ich hoffe doch, dass Darth Hybris bei guter Gesundheit ist? Die Aufgaben eines Zirkelgroßmeisters sind notorisch anstrengend. Ja, wie man mir zugetragen hat, wurden sie seinem Vorgänger in diesem Amt sogar schlicht...zu viel. Wie Ihr seht, Gouverneur, beobachten nicht diejenigen, die an der Spitze stehen, sie werden auch beobachtet. Von ihresgleichen und von denen, die ihnen...nun, sagen wir, eines Tages auf Augenhöhe begegnen könnten. Erweist denen, die über Euch stehen, den angemessenen Respekt, aber begeht nicht den Fehler, sie für allmächtig oder allwissend zu halten. Für mich, mein Freund, gilt schließlich das gleiche.“
Die grünen Augen des Vollstreckers schimmerten, als er ebenso selbstbewusst wie beherrscht gab und ein ironisches Lächeln präsentierte, der Implikationen seiner Wort vollauf bewusst. Natürlich unterschätzte er das Risiko nicht, aber hier vor seinem Verbündeten Angst oder Unsicherheit zu zeigen wäre fatal gewesen. Nicht zuletzt besaß Janus mächtige Partner, von denen Saphenus und höchstwahrscheinlich auch sein ehemaliger Meister nichts wussten, diese Trumpfkarte konnte wenn nötig sein Überleben sichern. Interessiert hörte er zu, als der Zabrak einen weiteren Namen ins Spiel brachte, er hatte einen Vertrag mit Gouverneur Agustin Prada geschlossen und mit dem berüchtigten „Schlächter des Südens“ eine Übereinkunft für die Bereitstellung von unfreiwilligen Arbeitskräften für den Aufbau Korribans getroffen. Anerkennend lächelte Janus und trank einen Schluck, er starrte kurz nachdenklich in die Ferne, bevor er Saphenus fixierte.
„Ich muss gestehen, ich bin überrascht, dass nach Gouverneur Pradas Kampagne im Süden von Dubrillion überhaupt noch jemand am Leben ist, der als...Diener zum Einsatz kommt. Oder ist eine andere Welt die Quelle für diese Arbeitskräfte und Prada dient lediglich als Vermittler? So oder so, ich gratuliere Euch zu dem Abkommen mit diesem Mann, er gilt nicht umsonst als jemand, der seine Ziele erreicht, koste es, was es wolle. Ihr habt dieses Abkommen nicht zufällig während des Stapellaufs auf Fondor geschlossen, mein Freund? Eine meiner Dienerinnen verweilt just in diesem Moment dort.“
Tatsächlich hatte er schon vor geraumer Zeit einen Bericht über das Holonet von besagter Jüngerin erhalten, in dem sie ihre Begegnung mit den beiden Gouverneuren schilderte. Janus hatte sie angewiesen, weiterhin den Kontakt zu Prada zu suchen, wenn die Gelegenheit günstig war, eine Chance auf eine Allianz mit diesem skrupellosen Imperialen wollte er sich nicht entgehen lassen. In Zeiten wie diesen brauchte er Partner,Verbündete, die mehr waren als schlichte Diener. Zudem wollte er sich nur ungern allein auf seinen Pakt mit den Krath verlassen, seine vorsichtige Natur riet ihm dazu, sich abzusichern und sich alle Optionen offen zu halten. Umso gespannter war er auf Saphenus´ Reaktion und der Zabrak enttäuschte ihn nicht, verschwörerisch senkte er die Stimme und berichtete von Gerüchten und Mutmaßungen, einer vagen Stimmung in den Hallen der imperialen Verwaltung und Bürokratie, auf den Straßen und selbst im Orden der Sith. Bedächtig schloss Janus die Augen und lächelte, er schwieg eine ganze Weile, bevor er antwortete, er hatte die Stimme gesenkt, sprach aber klar und deutlich, mit ruhiger, analytischer Kälte und Sicherheit.
„Dann spürt Ihr es also auch. Es ist überall, in allem, was gesagt wird...und ganz besonders in dem, was nicht gesagt wird. Unverständnis und Zorn angesichts des Vertrags von Umbara. Düstere Vermutungen über die wahre Natur der Seuche, die Coruscant und auch einige imperiale Welten befallen hat. Trauer und Enttäuschung über den Verlust so wichtiger Planeten wie Corellia. Und dann ist da auch noch der Aufstand der Yevethaner, die der ganzen Galaxis vor Augen geführt haben, wie verwundbar das Imperium ist. Das Reich schreit nach Führung, nach Hoffnung, nach einem sichtbaren Imperator, der wieder für Sicherheit und Stabilität sorgt, für klare Verhältnisse. Aber wo ist er, unser Herrscher? Er bleibt unsichtbar, verborgen. Umgibt sich nur noch mit den wenigen, die sein Vertrauen genießen, jedenfalls macht alles diesen Eindruck. Das Imperium entgleitet ihm, zerrinnt ihm wie Sand zwischen den Fingern. Seine Position ist geschwächt, mein Freund...und wir wissen beide, wie Sith auf Schwäche reagieren. Es ist Blut im Wasser. Nur noch eine Frage der Zeit, bis die Haie kommen. In solchen Situationen muss man abwägen, wem die eigene Loyalität gilt.“
Der Graf machte eine kurze Pause und lächelte, er vollführte eine wegwerfende Handbewegung, bevor er wieder die Fingerspitzen aneinander legte.
„In einer ähnlichen Situation griff einst Darth Menari mit offener Waffengewalt nach dem Thron. Er scheiterte spektakulär und bis heute trägt das Imperium die Narben dieses Bürgerkriegs. Besonders für die Streitkräfte ist die Vorstellung, erneut in einem Konflikt zwischen Sith auf die eigenen Kameraden schießen zu müssen, ein Alptraum. Die Verwaltung sieht es ähnlich, und auch wenn die Rivalität zwischen IGD und ISB offenkundig ist, würden auch sie einen blutigen Schlagabtausch lieber vermeiden. Auch die Repräsentanten der Wirtschaft wollen keine interne Auseinandersetzung, ihnen ist das Schicksal der Handelsföderation, die für ihre Unterstützung für den fehlgeschlagenen Putsch teuer bezahlen musste, nur allzu deutlich vor Augen. Wer auch immer also versuchen würde, in der derzeitigen Lage einen offenen Staatsstreich anzuzetteln, würde ohne Verbündete dastehen und rasch vernichtet werden, trotz der grassierenden Unzufriedenheit mit dem Imperator. Eine Gruppierung, die hingegen subtil und diskret die Unzufriedenheit ausnutzen würde und einen glatten, reibungslosen Machtwechsel garantieren könnte, der das Imperium wieder stärkt, hätte gute Aussichten auf breite Unterstützung und Erfolg.“
Eine weitere Pause und jetzt öffnete der Vollstrecker seine Augen wieder, sie schimmerten sie in unheimlichen goldenen Glanz und bedächtig lehnte er sich etwas nach vorne, fixierte Saphenus und griff in der Macht hinaus, legte seine ganze Autorität und Stärke in der Dunklen Seite in seine Worte und ließ seine Aura den ganzen Raum erfüllen.
„Ich bin Teil einer solchen Gruppierung.“
Die ruhige, beinah nonchalante Art, wie der Sith diese verdammenden Worte aussprach, strafte ihre Tragweite Lügen und machte dennoch deutlich, was auf dem Spiel stand. Nun hing alles davon ab, wie Saphenus reagieren würde. Janus ließ sich seine Anspannung nicht anmerken, er trug weiter Lächeln zur Schau und sein Gesicht blieb eine kühle, glatte Maske. Die Bombe war geplatzt. Und obwohl sie trotz aller Bemühungen wohl kein Wort von dem verstanden hatte, was die beiden höherrangigen Sith so verstohlen besprochen hatten, schien Zoey zu ahnen, dass etwas großes im Gange war, nachdem sie ein wenig beleidigt darauf hingewiesen hatte, dass sie auch noch da war, brachte sie etwas vor, das ihr offenkundig am Herzen lag und drohte, ihr den Appetit zu verderben. Gönnerhaft nickte Janus ihr zu, seine grünen Augen ruhten auf der Forscherin, als er charmant lächelte
„Bitte, sprecht Eure Sorgen aus, Lady Liviana. Ich wäre untröstlich, wenn Ihr dieses Abendessen nicht genießen könntet. Was auch immer es ist, gewiss können wir Euch gemeinsam Eure...Befürchtungen nehmen.“
Oder das Leben, fügte der Vollstrecker in Gedanken mit amüsierter Grausamkeit hinzu, aber er ließ sich nichts anmerken, sondern vermittelte der Kriegerin stattdessen durch die Macht und über seine Mimik das Gefühl, ganz im Zentrum seiner Aufmerksamkeit zu stehen und auf seine Hilfe zählen zu können. Zoey verwies darauf, dass ihr die Bedeutung der Sith-Artefakte bewusst war, ihre Befreiung aus den Händen der Jedi aber höchst gefährlich war, ganz besonders, wenn sie damit rechnen musste, als Verräterin abgestempelt und zu Tode gefoltert zu werden. Janus nickte verständnisvoll und hörte aufmerksam zu, als die Archäologin verriet, dass sie noch eine Unterkunft in der Jedi-Basis auf Lianna hatte, sie war sehr beunruhigt, weil sie befürchtete, im Falle des Scheiterns ins Visier der Inquisitoren zu geraten, aufgeregt verwies sie darauf, dass selbst Darth Hybris erfolglos gewesen war, wie konnte man also an sie so hohe Ansprüche stellen und ihr mit garstigen Bildern von Folter und Tod Angst machen und sie ablenken? Janus schwieg einen bedeutungsschweren Moment und verzichtete darauf, Saphenus einen Seitenblick zuzuwerfen, stattdessen konzentrierte er sich ganz auf Zoey, lehnte sich ein Stück vorwärts und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, während er gleichzeitig mit der Macht ihren Geist berührte und subtil das Gefühl von Sicherheit und Stärke vermittelte. Seine glatte, ruhige Stimme klang verbindlich und ernst, aber auch freundlich, ganz so, als würde er sie schon ihr ganzes Leben lang kennen.
„Ich kann Eure Bedenken nachvollziehen und verstehe, dass Ihr beunruhigt seid. Eine Sith zu sein bedeutet, sich Gefahren und Hindernissen zu stellen und sie zu überwinden, aber nicht, unnötige Risiken einzugehen. Lasst mich Euch zuerst sagen, dass Euer Quartier auf Lianna kein Nachteil ist, im Gegenteil, das ist eine günstige Gelegenheit, um Euch Zutritt zu verschaffen. Kein Inquisitor wird Euch allein deshalb Schwierigkeiten machen. Ich fürchte, ich trage eine Mitschuld an Euren...Sorgen, dafür möchte ich mich entschuldigen. Offenbar habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Wir Inquisitoren bestrafen nicht Scheitern, sondern Schuld. Solltet Ihr bei Eurer Mission erfolglos sein, aber alles versucht haben und unserem Orden treu geblieben sein, so wird Euch kein Leid zugefügt werden, ganz besonders nicht durch mich. Ich kenne den Unterschied zwischen einem Fehler und schuldhaftem Versagen, Lady Liviana. Ohnehin würde ich Euch raten, mit Eurer Mission zu warten, bis Ihr tatsächlich dazu bereit seid und einen Schüler und weitere Helfer rekrutiert habt, um Euch zu unterstützen. Macht nicht den Fehler, in Hast zu verfallen.“
Janus machte eine kurze Pause und nickte Zoey dann aufmunternd zu.
„Konnte ich Eure Bedenken zerstreuen? Sicher steht auch Euer Meister in dieser Angelegenheit hinter Euch, nicht wahr, Gouverneur Saphenus? Mit unserer Unterstützung stehen Euch alle Toren offen. Lasst nicht zu, dass Eure Ängste Euch diese Gelegenheiten rauben. Und, bitte...seht es uns nach, dass wir bestimmte Angelegenheiten unter uns erörtern. Das dient auch Eurem Schutz.“
Damit schloss der elegante Sith sein Plädoyer und hoffte, seinen Gast beruhigt zu haben. In diesen kritischen Zeiten konnte er es sich nicht leisten, dass sie aus der Bahn geriet. Oder irgendjemand sonst. Die Geschichte war in Bewegung, und er musste mit ihr Schritt halten, wenn er die Zukunft gestalten wollte, statt als bloßer Spielball der Mächtigen zu enden.
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