[Weltraum (Imperium) | Am Rande des Bastion-System | Yacht „Birthright“ | Konferenzraum ] Janus, Brianna
Zu fallen war so eine stille Sache. Weitaus schwieriger war es hingegen, zuzugeben, dass man sich der Dunkelheit geöffnet hatte, die in jedem Lebewesen schlummerte. Gegen die wahre Natur der Macht anzukämpfen war nicht nur närrisch, sondern auch hoffnungslos, und so war Janus mit seiner Position nah am Herzen der Finsternis vollauf zufrieden. Der pragmatische Graf führte keine Kämpfe, die unnötig waren oder die er nicht gewinnen konnte. Seine Ambitionen erreichte er am Besten, indem der die gegebenen Verhältnisse so effizient wie möglich zu seinem Vorteil nutzte und Gelegenheiten am Schopf packte. Brianna war so eine Gelegenheit, die ihm auf Alderaan unerwartet in den Schoß gefallen war. Janus hatte nicht zwingend damit gerechnet, die strauchelnde Jedi so bald wieder zu sehen, aber als sie sich begegnet waren, hatte er nicht gezögert, sein Netz zu spinnen. Es gab viel Potential in der Echani, Ehrgeiz, Zorn, Neugier, Eitelkeit, und tatsächlich war es dem Vollstrecker ein Rätsel, wie sie so lange unter der Fuchtel des Jedi-Ordens verblieben war, ohne, dass ihr der Kragen platzte. Eine interessante Frage, aber schlussendlich irrelevant, denn die aufgestaute Wut und Frustration waren ein fruchtbarer Nährboden für seine Lektionen und den Einfluss der Dunklen Seite. In gewisser Weise musste er den Jedi im allgemeinen und dem Rat im speziellen wohl sogar dankbar sein, dass sie für ihn eine so bereitwillige Rekrutin herangezogen hatten. Dieser Gedanke verlieh jedem Kuss, den er mit Brianna teilte, eine angenehm süffisant-ironische Note und ließ den Sith entgegen seiner sonstigen Natur ab und an fast schon diebisch grinsen. Das Schwert, das man schärfte, konnte auch gegen einen selbst verwendet werden, eine Lektion, die sein Orden schon vor langer Zeit gelernt hatte. Und dennoch, ein Meister ohne Schüler war ein Meister von nichts. Der Moment war günstig, Brianna weiter auf den dunklen Pfad zu führen und ihr zu zeigen, was sie erreichen konnte, wenn sie sich darauf einließ. Wie jede gute Lehrstunde würde dafür ein Preis zu bezahlen sein, aber die Dunkle Seite belohnte diejenigen, die bereit waren, für das Versprechen von Macht Opfer zu bringen.
Und so begann der Kampf der beiden Nahmenschen, der auf geistiger wie auf körperlicher Ebene ausgefochten wurde. Janus wusste recht gut, welche Knöpfe er drücken musste, um Zorn in Brianna aufwallen zu lassen. Die junge Frau war schön – außergewöhnlich schön sogar – und mit Recht stolz darauf, aber dieser Stolz machte sie angreifbar für Attacken, die ihr Erscheinungsbild tangierten. Ein brachialer Schlag mitten in ihr Gesicht war eine Beleidigung von etwas, das ihr heilig war, und damit eine Sache, die sie nicht einfach stehen lassen konnte. Ärger und der Wunsch nach Rache, das waren mächtige Emotionen, die nur wenige einfach ignorieren konnten. Janus tat sein übriges, um diese Empfindungen zu stärken, provozierend ruhig lächelte er und verschränkte für einige Momente die Hände hinter dem Rücken, als Brianna verkündete, dass er keine Ahnung hätte, zu was sie fähig sie. Der elegante Vollstrecker ließ zu, dass sein Lächeln ein wenig breiter wurde, und legte leicht den Kopf schief, als er seine Gegenüber aus golden schimmernden Augen taxierte.
„Ist das so?“
Gab er aalglatt zurück, im Tonfall eines Lehrers, der gerade von einem Schüler vernommen hatte, dass dieser die Abschlussprüfung ohne Lernen bestehen wollte. Die skeptisch gewölbten Augenbrauen vervollständigten diesen Eindruck, sorgfältig darauf abgestimmt, Gefühle von Unzulänglichkeit und Zweifel zu erzeugen. Noch war Brianna zu unsicher, wusste nicht genau, wie weit sie gehen konnte, wollte und sollte. Es war eine Unsicherheit, die Janus mit voller Absicht geschaffen schaffen hatte und der er seine eigene Selbstkontrolle und Autorität gegenüberstellte, eine Studie in Gegensätzen. Das war das Ziel, das er der Echani vor Augen führte, einmal so beherrscht und doch voller Energie zu kämpfen wie er. Alles an dem blassen Aristokraten vermittelte das Gefühl, dass er mit sich und der Macht – spezifisch der Dunklen Seite – im Reinen war. Seine Schläge und Tritte waren wuchtig, aber nicht grobschlächtig, wenn er Treffer einsteckte, flammte Schmerz auf und trieb ihn voran, ohne ihn im blinden Toben nach Vergeltung zurückschlagen zu lassen. Janus zeigte keine Furcht, auch etwas einstecken zu müssen, und schien besonders gute Konter von Brianna regelrecht willkommen zu heißen, solange er selbst im Gegenzug attackieren konnte. Die Initiative lag bei ihm, er wusste genau, was er erreichen wollte und wie das passieren sollte. In technischer Natur konnte er Briannas Eleganz und Erfahrung nicht das Wasser reichen, aber er kämpfte mit klarem Kopf und gestärkt durch die unerschöpfliche Energie der Dunklen Seite. Angriff, Konter, neuer Angriff, die beiden Machtnutzer etablierten eine Art Muster, das jedoch immer wieder aufbrach, wenn Janus besonders energisch angriff. Er wollte Brianna keine Ruhe und keinen Raum lassen, sie unter Druck halten. Als sie selbstbewusst meinte, dass sie noch eine ganze Weile so weitermachen konnte, ließ der Graf ein gefährliches Lächeln aufblitzen und strich sich über die Wange, an der bereits Blut klebte.
„Hm, Versprechungen, Versprechungen...“
Dieser Kampf war eine Prüfung, eine Initiation. Er war aber auch etwas, das dem Halb-Echani schlicht Spaß machte. Sich mit einer erfahrenen und talentierten Kämpferin wie Brianna zu messen hatte seinen ganz eigenen Reiz, sie war eine mehr als würdige Gegnerin und hielt ihn auf Trab. Übungsdroiden und Jünger mochten nützlich sein, aber das hier war...besser. Roher, natürlicher, herausfordernder. Mit jedem Schlag, jedem Tritt, jeder Parade, jedem Konter und jedem Ausweichen musste der hochrangige Sith in Sekundenbruchteilen abwägen, entscheiden und handeln. Die Macht flüsterte ihm zu, ein warnendes Säuseln, eine hilfreiche Vorahnung, ein Hinweis auf Schwachstellen und Gelegenheiten, und sie stärkte seine Angriffe, aber schlussendlich kämpfte noch immer er selbst. Nein, Janus empfand nicht bloß Vergnügen. Er genoss diese Auseinandersetzung, zelebrierte sie regelrecht. Selbst die Treffer, die er einsteckte, das Knacken von Knochen, das Spritzen von Blut, das feurige Aufheulen von Nerven, fühlten sich an wie Applaus angesichts dieses Spektakels. Brianna griff an, ein zweiter Tritt...da! Eine Gelegenheit eröffnete sich und Janus handelte ohne Zögern oder Zweifel, schob den auf ihn zu rasenden Fuß elegant zur Seite und drückte mit seinem Oberkörper dagegen, um ihn zu blockieren. Ein kurzer Moment, gewiss würde die junge Schülerin gleich versuchen, sich daraus zu befreien, aber die Macht war mit Janus. Dunkle Kräfte kräuselten sich um den Körper seiner Gegnerin und brachte sie aus dem Takt, hob sie mit unnatürlicher Kraft. Und als sie in der Position war, schrie die Dunkle Seite den Grafen förmlich an, zu handeln, und er ließ zu, dass die zornige Welle seinen Kopf ihn einem brachialen Angriff nach vorne gegen das Knie der jungen Frau riss. Im letzten Moment schaffte es Brianna, die er direkt danach zu Boden hatte stürzen lassen, seinem Folgenangriff auszuweichen, und mit einem amüsiert-herausfordernden Grinsen, das seine weißen Zähne blutrot färbte, ging Janus in Stellung, den Kopf leicht gesenkt.
Jetzt brachen die Dämme, fielen die Hemmungen und Fesseln, die sich Brianna auferlegt hatte. Die Dunkle Seite tanzte wie ein lebendiger Schatten um die silberhaarige Schönheit, ihre Aura heulte auf vor Schmerz und Zorn und sie stürmte heran. Noch nie zuvor hatte jemand Janus mit so brachialer, roher Kraft attackiert, die Echani verzichtete auf alle Schnörkeleien und drosch wieder und wieder auf ihn ein. Da war sie, die Raserei, die rote Wut. Janus fühlte, wie seine Handflächen von der Wucht der Schläge beinah brachen, als er die Angriffe, denen er nicht ausweichen konnte, abwehrte. So nützlich die Macht auch war, gegen die rasanten Angriffe konnte auch sie nur bedingt helfen. Früher oder später würde einer dieser Schläge durchkommen, und so geschah es aus. Einen winzigen Augenblick zu spät reagierte Janus, passte noch eilig seine Kopfhaltung an, damit der Treffer an seinem Kinn ihm nicht den Kiefer brach, als er zu Boden ging. Brianna zögerte nicht, nachzusetzen, ihre Beine fesselten seine Arme, damit er sich nicht verteidigen konnte, und sie holte aus. Janus nutzte die Macht, um seinen Kopf und seinen Oberkörper ruckartig zur Seite zu bewegen, so traf der Schlag lediglich den Fußboden und hinterließ dort eine sichtliche Delle. Der Graf entschied, dass der Anblick in Briannas Gesicht, der schiere Kampfeslust und den Wunsch nach Zerstörung ausdrückte, für seine Zwecke vorerst ausdrückte. Das goldene Schimmern in seinen Augen wurde stärker, als er hinausgriff und die Macht bündelte, sie zu einer unsichtbaren Faust formte und Brianna in den Magen rammte. Wie eine Puppe wurde die Echani nach oben und nach hinten geschleudert, der Machtstoß eines erfahrenen Vollstreckers, dessen Zorn und Überlebensdrang darin lagen, war eine formidable Waffe. Krachend fiel seine Gegnerin gegen eine Wand des Konferenzraumes und Janus rappelte sich nahtlos auf. Eher beiläufig registrierte er, dass das Blut, das zu seinen Füßen auf den Boden tropfte, wohl von ihm stammte, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und stärkte seine Verbindung zur Macht, um erneut herauszugreifen und mit unsichtbaren Händen Brianna zu packen. Grob zerrte er die Echani mit der schieren Kraft seines Willens auf die Füße, hob sie einen Meter in die Höhe und schleuderte sie dann zu Boden, bevor er sie zu sich schweben ließ. Janus lächelte, ein Lächeln, das einen Blick auf den Mann hinter der glatten, kultivierten Fassade preis gab, streckte eine Hand aus, legte sie um Briannas Nacken...und zog die gefallene Jedi in einen Kuss voller animalischer, kampfgeschwängerter Leidenschaft, ohne Hemmnisse, Zurückhaltung oder Zögern. Ein Kampf der Lippen und Haut statt der Fäuste, aber nicht minder intensiv.
„Jetzt...bist Du angekommen. Dort, wohin Du gehörst.“
Flüsterte der Vollstrecker feierlich und es kam seinem Hang zur Dramatik entgegen, dass just in diesem Moment seine Yacht die Atmosphäre von Bastion erreichte, in den Tiefflug ging und sich der schwarzen Pyramide im dunklen Herzen dieser Welt näherte. Der Tempel der Sith, seine unverwechselbare Aura, hieß Janus wie einen alten Freund willkommen. Hangartore öffneten sich und die „Birthright“ setzte zur Landung, brachte den Vollstrecker und seine neue Schülerin zurück an den Ort, an dem alles begonnen hatte. Eine Schar von Lebewesen erwartete ihre Ankunft, der Teil seiner Leibgarde, der auf Bastion verblieben war, hatte eine Ehrenformation gebildet, und der übrige Hofstaat des eleganten Aristokraten – außer denen, die mit besonders wichtigen Aufgaben betreut waren oder ihm im Verborgenen dienten – kniete ehrfürchtig in der Erwartung ihres Herrn. Sie würden sich noch ein wenig gedulden müssen. Schließlich war es gut, zu Hause zu sein...
[Bastion-System | Bastion | Center | Tempel der Sith | Hangar in der Ebene der Oberen | Yacht „Birthright“ | Konferenzraum ] Janus, Brianna