OceanLights
⛧ Muse Of Nightmares ⛧
Bastion - Center - RhivTower - Ebene 26 – Malevolos Komplex - Lyra
Nur mühsam konnte Lyra ihren Blick von dem leblosen Körper abwenden. Auch wenn ihr gesamter Körper auf Flucht gepolt war, ging sie langsam einige Schritte zurück und hielt sich hilfesuchend an der Wand fest. Sie war so überschüttet von Gedanken und Emotionen, dass sie nicht wusste was sie tun sollte, welchen Impuls sie nachgeben sollte. Drohend mahnte ihr Geist sie zur Vorsicht, sie hatte ein Ziel. Das Holocron und dennoch schien es ewig weit weg zu sein. Sie bekam nur schlecht Luft, da ihre Nase unentwegt blutete. Die rote Flüssigkeit, breitete sich gebieterisch auf ihr aus, lief ihren Mund und den Hals entlang und versickerte schließlich in ihrer Kleidung. Nur am Rande spürte sie das Pochen ihrer Wange, die langsam anschwoll und die Partie um ihren Wangenknochen dunkel einfärbte. Ebenso ihr Auge und offensichtlich ihre Nase waren bei dem Schlag dieser gewaltigen Pranke in Mitleidenschaft gezogen worden. Ihre blutigen Finger hielten immer noch den Blaster fest. Alles mahnte zur Vorsicht und doch kostete es Lyra unendliche Überwindung. Als sie den Toten passierte, stieg die Übelkeit in einer nie da gewesen Welle in ihr auf und sie musste sich an der Wand anlehnen, um nicht davon übermannt zu werden. Nach wenigen Augenblicken, in denen ihr Blut mahnend vor ihr auf den Boden getropft war, formte sich die Wahrheit ich ihren Gedanken zu einer grausamen Realität. Die Tatsache, dass sie jemanden getötet hatte, war unerträglich. Der Schmerz, für den sie in ihrer Lage keine Zeit hatte, lähmte sie und ließ sie auf den Boden blickend verharren. Mechanisch wischte sie sich erneut Blut von ihrer Nase.
Mit all der Kraft, die sie noch übrig hatte, bückte sie sich nach dem blutigen Datenträger, mit dem sie den Wachmann attackiert hatte. Mechanisch ließ sie ihn in ihre Taschen gleiten und schaute sich um, sie musste hier so schnell wie möglich raus. Lyras Blick wurde erneut von der mysteriösen Box festgehalten. Sie stand, immer noch seelenruhig auf der weißen Ablage, unberührt und unbefleckt. Lyra wusste nicht, ob tatsächlich das Holocron darin versteckt gehalten wurde. Die mit allerlei Sicherheitsmechanismen ausgestattete Box konnte von Lyra nicht geöffnet werden. Sie müsste die Box jemanden zeigen, der sich mit den Prinzipien der Verschlüsselung auskannte. Lyras Gedanken glitten zu Ruul und Marishka. Ihre Mission sickerte erneut in ihren Verstand. Das war alles nur passiert, weil sie hier eingebrochen waren, dieser Mann musste aufgrund eines dummen Auftrages sterben und obwohl er Lyra etwas angetan hatte, wusste sie, dass auch er seine Befehle hatte. Befehle.. da war es wieder. Es war eine Mission, die Draconis ihr gegeben hatte.
Mühsam schleppte sie sie sich zu dem versiegelten Kasten, ihre blutnassen Finger, glitten beinah an der glatten Oberfläche ab, doch sie bekam ihn zu fassen. Wiederwillig klemmte sie ihn unter den Arm und taumelte einige Schritte. Den Blaster immer noch in der Hand wusste sie nicht wohin sie gehen sollte. Zurück in den Schacht war keine Option mehr, Lyra hatte nicht genügend Kraft, sie konnte nur schwer atmen und ihr zugeschwollener Hals brachte sie beinah um den Verstand. Erneut den Weg zu passieren, würde Stunden dauern, wenn sie nicht einfach ohnmächtig werden würde.
Vor ihr lag die verschlossene Tür, durch die sie vermutlich vorhin nicht reingekommen war, also müsste sie die Gänge zurück gehen, um ihre Ausgangsposition zu finden. Ihre nackten Füße rutschen beinah in dem Blut aus und hinterließen Fußspuren des Elends, die von der Leiche wegführten. Lyra unterdrückte die Tränen und zwang sich, sich nicht noch einmal um zu drehen. Das Bild des leblosen Mannes hatte sich in ihren Verstand gebrannt und flimmerte vor ihrem inneren Auge wie eine Fata Morgana in der Wüste. Der Wille zu überleben, hatte sie animiert ihr Leben zu retten, aber die Konsequenzen konnte Lyra nur schwer ertragen. Langsam passierte sie sie Tür und fand sich in dem schlecht beleuchteten Korridor wieder. Ihre Schuhe standen dort noch unberührt und dennoch hatte sie das Gefühl, als gehörten sie einer anderen Person. Die Tür schloss sich nach Lyra automaisch und sie hörte nur das feuchte Trippeln ihrer blutnassen Füße auf dem glatten Fußboden. Was sie getan hatte, hatte einen dunklen Schatten über sie gezogen, niemals hätte sie es für Möglich gehalten, zu so etwas fähig zu sein. Wut und Übelkeit führten einen erbitterten Kampf in ihrem inneren und trugen dazu bei, dass sie sich nur langsam voran bewegen konnte. Der schwere Kasten unter ihrem Arm fühlte sich an, wie eine unendliche Last. Dies alles hatte sie in Kauf genommen, doch wofür? Für ein Objekt, an dem Draconis interessiert war. Die ganze Hilflosigkeit in ihrem inneren ballte, sich zu einem Strudel der immer weiter in Hass mündetet und dessen Ziel Draconis war. Er hatte sie hierher geschickt, damit gerechnet, dass sie womöglich grausame Dinge tun musste, um an das Holocron zu kommen. Ihr Zorn übermannte sie, auf eine Art, die sie noch nie vorher gespürt hatte, er hatte sie nicht nur rein gelegt, er hatte sie auf perfide Art dazu gebracht, ihm zu gehorchen und nun setzte er sie wie eine Marionette für seine Ziele ein, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Vorbei an ihren Schuhen passierte Lyra den Ausgang und fand ich im Korridor wieder, hier war es, wie zuvor, ruhig und sie hörte nichts außer ihren eigenen rasselnden Atem. Unschlüssig verharrte sie, was sollte sie nun tun? Die Realität traf sie so gewaltig, dass sie am liebsten zu Boden gesunken wäre und sich ihren Gefühlen ergeben hätte, aber dieser Ort war dafür zu gefährlich. Der Schmerz und der Hass brannten in ihrem Körper wie ein wildes, in das enge getriebene Tier. Ziellos schleppte sie sich den Korridor entlang und hoffte auf einen der anderen zu stoßen. Ihre jetzigen Mitstreiter wirkten in Lyras Augen plötzlich noch bemitleidenswerter als sonst. Nicht nur Lyra, ja sie alle, wurden von den Versprechen der Sith geblendet und zu schrecklichen Schandtaten verurteilt. Der Herrscher des Elends, Draconis saß nur da und schaute zu, wie alle die Lichter ihrer Seelen auslöschten.
Mühsam schleppte Lyra sich vorwärts in der Hoffnung einen der Jünger zu begegnen und diesen Ort endlich verlassen zu können. Doch sie kam nur Sperlich voran. Wieder dachte sie an Ruul und an Marishka. Vielleicht waren auch sie in Gefahr, vielleicht führten sie dieselben Kämpfe aus. Und plötzlich ergriff sie eine neue Welle des Adrenalins, sie konnte nicht zu lassen, dass sie aufgrund von Draconis Machenschaften den Tod fanden. Unweigerlich beschleunigte sie ihre Schritte, auch wenn sie Ruul so zynisch begegnet war, wollte sie nicht, dass ihm oder Marishka etwas passierte und diese Tatsache wunderte sie für einen Augenblick. Doch dann dämmerte es Lyra, dass sie genauso Verdammte waren, wie sie auch und sie sie deshalb vor Draconis klauen beschützen musste. Sie beide waren dabei ihren Geist an die dunkle Seite zu verlieren. Lyra dachte an Marishkas Worte und ihre kühne Entschlossenheit sich zu beweisen, dann Ruuls Loyalität und Aufopferung gegenüber Draconis. Sie beide waren bereits im Prozess angekommen, die eiserner Kälte drang bereits gemächlich in sie ein und vergiftete ihre Herzen, ohne das sie es bemerkten. Fast ohnmächtig vor Panik, begann Lyra zu rennen und ohne noch einmal an den Toten denken.
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