Darth Draconis
Ego sum Omega
Braxant Sektor :: Sartinaynian System :: Bastion :: Center :: Sith Tempel :: Domäne der Oberen :: Domizil des Drachen :: Infirmarium :: Darth Draconis und Lyra Ginn
Dem Menschen sind Klauen gegeben und das nicht ohne Grund. Mit seiner Stärke ringt er die Welt in den Schlaf, in den Abgrund, in die bodenlose Schwärze. Dem Menschen werden Rollen gegeben, in die er sich zu fügen hat, doch die Rolle die in seiner DNA liegt ist die der Bestie der Selbstzerstörung, geschaffen um die Galaxis von dem Staub und der Asche seiner eigenen Existenz, einem kosmischen Witz, selbst hinfortzufegen. Die Sith sprechen Worte der Zerstörung, sie reihen sich ein in einen Chor, der die Litanei des Todes unermüdlich anstimmt. Mit Zungen der Selbstglorifizierung werfen sie die Pestilenz von sich ab, ersticken den Phönix der aus der Asche steigen will und reiten auf dessen leblosen Schwingen, selbstsüchtig und egoistisch in die Sphären über der gewöhnlichen Existenz, die seelenlosen Klauen den Triumph manisch festhaltend, in einem himmelschreienden Versuch sich selbst zu strangulieren. Was für ein Weg zu vergehen, was für ein Weg vom Antlitz des Kosmos zu verschwinden!
Doch die eroberte Seele wandte sich in Ekel ab. War sie doch nur ein Schatten ihrer selbst, wenn sie diesen Weg zur Gänze beschreiten würde. Doch war der Ekel wirklich ein Gefühl der Überlegenheit oder nur Ausdruck einer Furcht vor der Ohnmacht? Die Realisation dessen, was sie hier auslöste, war unerhört. Sie war infam. Sie war verboten. Sie war vor allem real. Der Sith hatte sich ihren Avancen gegenüber versperrt, hatte seinen Geist abgeschirmt, doch die Macht spielte ihm einen Streich, denn was er hier erlebte, ging über die gewöhnlichen Wege der Kommunikation hinaus, es war kein Wille der Macht, dass sie miteinander auf diese Weise kommunizierten, sondern es war etwas viel tiefgreifenderes. Sie waren jenseits der normalen Verbundenheit der Macht aneinander gekettet, denn er spürte in ihr etwas, dass er so noch in keinem Wesen gespürt hatte. Wie eine Eroberin, wie die schwarze Woge einer Sintflut, breitete sie sich in ihm aus. Wie ein Unwetter, ein Sandsturm auf Tatooine, zog sie auf und wütete über ihn hinweg. Es war nicht so, dass die Womp Ratte von Bastion ihm in der Macht hätte gefährlich werden können. Das Gefährliche, lag in den Gedanken. Es lag tief versteckt, zwischen Systole und Diastole, zwischen den Blicken die sie wechselten, in dem Band, dass sie aneinanderkettete. Sie zwei waren eins, doch was bedeutete das genau? Es war dem Sith schleierhaft. Es war ihm ein Mysterium, dass es zu ergründen galt, denn es konnte auch als Waffe gegen ihn verwendet werden. Allein dieser Gedanke ließ seinen Körper vor Zorn sich aufbäumen, ein vergiftendes Miasma strömte der Bacta Tank aus, ein lähmendes, eisiges Gefühl, dass sich schrittweise ausbreitete und die Jüngerin erfasste, ihr den Horror nochmal vor Augen führte, denn die Bestie im Inneren auslösen konnte, die Kraft die der Leviathan entfesseln konnte. Anmutig schlängelte es sich durch den Leib, gesegnet von der ultimativen Korrumpierung. Seelenverschlungenes Werk des Leviathans, es sei verflucht! Gebeutelt von beinahe göttlicher Infektion, anachronistisch für die Zeit in der sie lebten, verbrüht von der schwarzen Sonne der dunklen Seite.
Dem Menschen wurden Zähne gegeben, um die Stagnation zu durchbeißen, doch erinnerten sie ihn auch an seine fleischliche, animalische Vergangenheit, mitsamt ihren Bedürfnissen. Um eine neue Dimension zu finden, um diese alte, ausgeleierte und abgetragene Welt zu verlassen. Ständiger Wandel, ständige Veränderung, Wachstum durch Qual, Fortschritt durch Schmerz. Es waren die eigenen Hände, welche die Steine warfen und sie hätten es eine Million Mal wieder getan, denn es wird immer einen Banthaschäfer geben, die so genannten Kath-Hunde, und es ist die Aufgabe der Sith, ihr Wille und ihre Kraft, zu töten. Denn Warum ein Bantha sein, wenn die Vornskr regieren? Doch unerbittlich fraß sich etwas durch sein Innerstes. Gliedmaßenlose Kreaturen der Dunkelheit, hungernd nach allen Dimensionen seines Seins, fraßen sich durch das Herz des Sith und manifestierten sich in seinen Träumen. Die Brut des Leviathans floss durch seine Venen, das Ergebnis seines Werkes, die Geister die er rief.
Wenn alles andere scheitert, ohne einen Weg zurück zu ermöglichen, im Angesicht der eigenen Menschlichkeit und Vergänglichkeit, müssen die Wände mit bloßen Händen abgetragen werden. Die finale Stufe der Entmenschlichung, der Segen und Fluch wie eine Bestie zu denken, wie eine Bestie zu sein. Einen Schritt voraus zu sein war für einen Sith überlebenswichtig, das Wesen mit Tiefe sein, unergründlich, enigmatisch, verschlossen. Derjenige zu sein, der Prophezeiungen sprach und sie erfüllte, die eiserne Oberhand der manifestierten Rache am Kosmos. Doch wie sollte Darth Draconis dieses Werk vollbringen können, wenn da eine Kreatur war, die in ihn blicken konnte, die ihn verletzlich machen konnte? Die sich mit ihm verbinden konnte, wenn er sich in seine mentale Festung zurückzog, der Leviathan die Tiefen des schwarzen Urmeeres heimsuchte? Der ewige Kreislauf durchbrochen, der Zyklus in tausende Spiegelsplitter zersprungen, jede bot ein neues Bild, einen neuen Eindruck, ein neues Fragment des Geistes der jungen Bastionerin. Die Idolatrie der Sith in Trümmern, vergoss die Schlange eine Träne, ein Zucken des geschuppten Schwanzes, Gift schoss aus den Fangzähnen. Die Lichtbringerin, doch war es kein Avatar Ashlas. Es war das Licht einer neuen Ordnung. Das Licht der schwarzen Flamme der dunklen Seite. Sie, die schlaue Schlange, die große Verführerin. Sehnte sie sich nach dem Tod, wie der Verdurstende nach dem nassen Glück einer Oase, doch sehnte sich ihr Herz nach so viel mehr. Ein Lippenbekenntnis, gesprochen zwischen Systole und Diastole, ein Hauch von Leidenschaft, verborgen in einem schwarzen Schuppenpanzer, umringt von einem Minenfeld der Zwietracht.
Es juckte die Haut des Südens, es kratzte in den Venen, aus dem Inneren heraus, wieder und wieder, immer wieder, siebenfach verflucht, immer wieder. Es waren die Vipern, die durch seine Venen jagten, die das Blut tranken und seine Seele vergifteten. Eintausend Bisse der großen Verführerin, eintausend Bisse aus dem von vergifteten Fangzähnen gefüllten Maul. Den eigenen Schwanz beißend, die Schlange die sich um ihren eigenen Leib wickelte, ein Mahnmal der Ewigkeit. „Aufstieg, steig auf!“ skandierte das Ungeheuer in ihm, denn Dornen wachsen aus den Wunden. Ein pulsierendes Nest im Inneren seines Kopfes, die Ketten der Höllenhunde gelöst, in seinem Blutstrom entfesselt, um die Makel zu tilgen und aufzubauen, Wachstum durch Schmerz, Fortschritt durch Vernichtung. Das Heilige und das Profane verschlungen und entweiht, Flammen über den Köpfen der beiden Verfluchten, der von einem neuen Morgen des Triumphes kündete, ein Zeitalter der Selbstvergöttlichung und der Selbstzerstörung. Die Vernichtung all dessen, was gelehrt und beobachtet worden war, die moralische Fragilität des Systems erkannt und für untauglich erklärt, eine Vernichtung des Willens, der Verstand eingefroren durch die Worte der Schlange, die Auflehnung ihres zum Gift speienden Maules, ihres gereckten Kopfes.
Klingen die langsam durch die Felder der Epidermis jagten, getrocknetes Blut und kalter Stahl der Verstümmelung astraler Wesen, die das Portal des Fleisches durchschritten. Zerschnitten durch die in tausend Fragmente zerbrochenen Spiegels, die Ketten der Selbstkontrolle aufgebend. Die ultimative Aufgabe, die ultimative, triumphierende Verwüstung. Innerer Friede wird überbewertet, denn Frieden ist eine Lüge, es gibt nur Leidenschaft. Die schwarze Sonne der dunklen Seite schien auf sie herab, verbrennend, lodernd, vernichtend. Es war, als habe der Sith das Gefühl ihres Scheins beinahe schon vermisst, Die Strahlen kamen aus dem Inneren und aus dem Äußeren, von oben und unten, aus dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos, aus den Wunden heraus. Tot und kalt, verstörend, krochen die Toten aus dem Totenacker, erblickten die Blume des Bösen, deren Ranken aus dem Blut getränkten Boden empor gesprossen war, um ihren Stamm schlängelte sich das geschuppte Wesen, zischelte mit gespaltener Zunge und blickte den Leviathan aus geschlitzten Pupillen an. Berge von Schriften, gesprenkelt im roten Lebenselixier, vergossen im Angesicht verbotener Wahrheiten, würde sie zu ihnen gehören? Der Zorn der Bestie manifestierte sich, denn die Verzweiflung über die Situation hinterließ ihre Narben auf der Hirnrinde des Krayt Drachens. Ein Atemzug verging, ein Atemzug angefüllt von den Kräften Bogans, die sich in seinem Geiste manifestierten, durch sein Blut jagten, die Zellen der Nekrophosis erreichten und den Wachstum förderten, den Wachstum anbeteten und ihn mit einem grässlichen Geschrei in seinem Geiste einforderten. „Lass es heraus, lass es heraus!“ skandierten tausend Kehlen im inneren Sanktum des Sith, einer leblosen Ruine, von einer Eroberin eingenommen, die unter normalen Umständen niemals Zutritt hätte gewinnen können. Licht brach durch die rissigen Fugen der blassen Haut, „lass es heraus, lass es heraus!“
>> EINE GUTE FRAGE, LYRA. <<
Ohne Vorwarnung wurde sie von den Füßen gerissen, wie eine Marionette in die Luft gehoben. Die Aura, die den Tank verließ, das Miasma der dunklen Seite, ein widerliches Produkt der Sith Magie, dass ihn entströmte, lähmte sie mit einer Kälte, die ihr jegliche Glückseligkeit nahm, jeden Frohsinn aus ihrem Körper entzog und sie zu einer leeren Chassis des Kummers degradierte. Verloren und von einer höheren Macht gefangen genommen, riss die junge Bastionierin ihre blauen Augen auf. Ihre Pupillen geweitet, traf die Art und Weise, wie sie ihn ansah den Sith umso mehr. Ein Akt, der ihn nur noch mehr brodeln ließ, ein Akt, der das Bacta um ihn herum brodeln ließ. Sie hatte mit Steinen in den bodenlosen See geworfen um erschrocken festzustellen, dass ein Ungeheuer den Ruf der Steinwürfe gehört hatte, das kalte Gestein an den leblosen Schuppen gefühlt hatte und nun antwortete.
>> WARUM EIGENTLICH NICHT? <<
Eine eiserne Schlinge legte sich um ihren Hals, unerbittlich drückten die Kräfte der dunklen Seite auf ihre Cervix, pressten den letzten Rest Luft aus ihrem Thorax. Seine Augen fesselten dabei ihren Blick, unerbittlich starrten sie sich an, verloren in dem Augenblick, ein Tanz auf Messers Schneide. Nicht viel trennte ihn davon das Leben zu beenden, dass vor ihm in Angst erstarrt ihm ausgeliefert war. Wollte er sie töten? Wollte er den seidenen Faden der Existenz durchschneiden, einen weiteren Fixpunkt der Existenz herstellen, einen Nexus der dunklen Seite heraufbeschwören? Doch welchen Sinn hatte es, wenn sie tatsächlich wie er eine Wanderin auf dem Weg zur Selbstvergöttlichung war, ein anderes Wesen in der Gunst Typhojems? Die Gewalt seines Ausbruchs überraschte selbst ihn, doch Bedauern fehlte ihm. Er war eine Kreatur, die weit über das profane Gefühl des Bedauerns hinausgewachsen war, die mit den Konsequenzen ihres Handelns lebte und leben musste. Es galt Grenzen zu überwinden, doch wollte er sie wirklich vernichten? Oder war seine Reaktion aus der Ohnmacht geboren worden, dass er gar nicht wusste, warum er sie nicht vernichten sollte? Hing er etwa an diesem Fleischkerker, ein Kadavergehorsam, geboren aus dem, was sich zwischen Systole und Diastole verbarg? Niemals! Er würde es nicht so weit kommen lassen. Er musste siegen. Der Weg zur Göttlichkeit war mit Leichen gepflastert und wer ein Gott sein wollte musste sich damit abfinden, dass der Thron an der Spitze des Kosmos nicht nur golden war, sondern auch nur einem Wesen Platz bot. Ein Gott zu werden ist die einsamste Errungenschaft, die es geben kann.
>> DURCH DEN SIEG WERDEN MEINE KETT- <<
Die Rezitation des Sith Kodex wurde jäh unterbrochen, als sich DD-13, der Mediautomata, der die ganze Zeit im Infirmarium über die Vitalwerte des Sith gewacht hatte, sich meldete.
[„Aussage: Gebieter, der Heilungsprozess ist abgeschlossen, eure Behandlung ist beendet? Soll ich den Reintegrationsprozess starten?“]
Ein Wort in die Atemmaske gesprochen, gab dem Automata die Antwort, die er benötigte, um fortzufahren. Doch die Unterbrechung seiner Gedanken hatte ihn aus dem Kosmos gerissen, hatte ihn geerdet. Was tat er hier? Er würde sie nicht töten. Sie sollte ihn nicht fürchten. Doch sie sollte ihn fürchten. Sollte sie ihn fürchten? Allein dieser Zwiespalt hätte dem Sith früher gereicht ihre Kehle wie eine Getränkedose zu zerdrücken, doch er sah davon ab. Wie ein nasser Sack fiel die Jüngerin zu Boden. Sie schnappte nach Luft, gab hörbare Töne von sich, japste nach Sauerstoff. Derweil reichten seine Machtfühler zu einem der Wachen. Sie sollten ihm seine Kleidung bringen. Welche genau, war in diesem Moment irrelevant, seine Garderobe war für jeden Anlass passend. Es war auch nicht das, was seines Fokus bedurfte, diese Profanitäten standen in keinem Verhältnis zu dem, was diese Jüngerin in ihm ausgelöst hatte.
>> DIE MACHT WIRD MICH BEFREIEN. <<
Sein Satz beendete seine paraphrasierte Rezitation des Sith Kodex, doch war es auch eine Antwort auf ihre Frage, die weit metaphysischer war, als es den Anschein erweckte. Es würde nicht ihr Tod sein, der ihn befreien würde. Er wollte nicht tun, was Dogmen von ihm erwarteten. Er würde kein Sklave verrotteter Schreine sein, keine Idolatrie der niederen Beweggründe einen Bußgang vollziehen, sondern er würde das tun, was jeder Sith tun sollte: Seine eigenen Regeln schaffen, dem Kosmos ins Gesicht spucken und mit erhobenem Haupte die Realität zu seinen Gunsten verändern. Von der Aura befreit, vom eisernen Griff der Machtlosgelöst kehrte langsam auch die Farbe in das Gesicht der Jüngerin zurück, die Schlange hatte ihre Schuppen wieder.
Einer der gepanzerten Wachen brachte die Kleidung in den Raum, unschlüssig blickte er auf die noch immer auf dem Boden kauernde, mit blutigen Füßen tränenverschmiertem Gesicht liegende Lyra und beschloss die Kleidung auf dem Möbelstück zu drapieren, dass Draconis für die Womp Ratte von Bastion zum Schlafen hatte bringen lassen. Mit einer Verbeugung in Richtung des Sith verließ der Soldat der dunklen Seite die Räumlichkeiten des Infirmariums eiligen Schrittes, denn die Wogen der dunklen Seite ergriffen jede Kreatur, die luzide war.
Ein Zischen durchschnitt die Luft Dampf erfüllte den Raum und füllte das Infirmarium noch stärker in einen dicken Nebel, der sich schwerfällig auf dem Boden hielt, nachdem er an dem Transparistahl des Tankes vorbeizog, für einige Augenblicke verbarg, was passierte. DD-13 hatte den Vorgang des Abfließens des Bactas eingeleitet. Wie bei einer Sanduhr rann das Bacta, floss ab, ließ den Pegel der heilenden Flüssigkeit versiegen. Die zähflüssige, milchig blaue Flüssigkeit verließ den Tank und offenbarte den Leviathan in all seiner geschundenen Pracht. Wie ein Märtyrer hing er da, die Oberarme von seinem Körper gestreckt, fixiert, über Lyra schwebend, die rotgoldenen Augen auf sie fixiert. Er war entblößt, seine innerste Natur hatte sie gesehen, doch nun würde sie seine äußere Natur erblicken. Er hielt ihren Blick, spürte den von der Gesellschaft antrainierten Drang ihren Blick abzuwenden, doch ließ der Leviathan das nicht zu. Das Bacta floss an seinen Armen herab, offenbarte seine Brust, offenbarte die unzähligen Narben, die er nie behandelt hatte, um sie wie Orden an seinem Leib zu tragen. Die Korridore des Schmerzes waren zugleich die Hallen der Glorie. Eingebettet im Nebel der künstlichen Räson, entlang der dünnen Linien des eigenen Geistes, durch ungesprochene Worte und vor ihnen liegende, unbetretene Welten verbunden, legte sich eine neue Offenbarung offen. Durch seine Wunden, durch seine Narben, ein Labyrinth des Schmerzes, mit jedem Schnitt tiefer zum Aufstieg in eine neue Sphäre der Existenz, hin zur Krone der Grausamkeit. Offenbarung! Rettung! Aus dem Licht geboren, in die Dunkelheit gestoßen, jedoch über dem Menschen stehend. Ein Labyrinth mit zahllosen Eingängen, allerdings ohne einen Ausweg. Eine Prüfung des Kosmos, ein Geschenk des Kosmos, der Verstand stand auf dem Spiel.
Während das Bacta langsam aber sicher seinen Körper offenbarte, ließen ihn die Greifarme des Exoskeletts des Tankes hinab. Von den Höhen des Kosmos hinab auf den Boden der Tatsachen, berührten seine Füße gefühlt zum ersten Mal seit einer Ewigkeit den materiellen Boden. Für einen kurzen Moment spürte er, wie seine Muskeln nachgeben wollten, bevor er wieder Halt fand. Seine Arme, befreit aus dem Exoskelett, von sich gestreckt, blickte Draconis gen Himmel, bevor er wieder Lyra ansah, und sich die Maske vom Gesicht riss. Ein Zucken durchfuhr sein Gesicht, nur für einen Bruchteil einer Sekunde ließ er nicht nur diese Maske fallen, ein Augenblick der schnell vorbei war, bevor er sein Antlitz abwandte. Nur mit einem weißen, medizinischen Lendenschurz gekleidet, begab er sich zu dem Tisch, mit der stoischen Ruhe eines Mannes, der nichts zu verbergen hatte, mit der Selbstsicherheit eines Fleisch gewordenen Gottes seine materielle Hülle, siebenfach verflucht sie auch sei, nicht verstecken musste. Eine Wille so stark, dass Kniescheiben mit einem Schnipsen wie Zweige zerbrechen konnten, eine Macht die keine Ohnmacht duldete. Doch gebeutelt von der Furcht vor der Wahrheit, das Herz verschlossen, so menschlich, so eingrenzend, limitierend, willentlich damit ringend, auch nur ein Wesen aus Fleisch und Blut zu sein, Opfer seiner eigenen Chemie, Gefangener seiner eigenen Biologie.
Nachdem er sich in einer Tunika Vjuns gekleidet hatte, gefolgt von einer Soutane in einem Anthrazitgrau, bestickt mit mystischen Sith Runen, enigmatisch beschworenen Zeichen der Sith Magie, wandte er sich wieder der Bastionerin zu, die sich von dem Erlebten scheinbar nicht erholt hatte. So viel war geschehen, seitdem er sie zum letzten Mal unverhohlen angesehen hatte, ein Blick, der ihm beinahe das Leben gekostet hatte. Nun sah er sie wieder, befreit von allen Ketten, befreit von allen Hindernissen, frei und ohne Einschränkungen.
„Lyra.“
Seine Stimme war diesmal kein Donnern, sie war kein Unwetter, dass marodierend durch ihre Gedanken zog. Es lag eine gewisse Wärme in seinen Worten, ein Timbre dass mehr sagen konnte als tausend Worte, doch lag gleichzeitig eine Autorität in seiner Stimme, die unverhohlen Dominanz zelebrierte.
„Erhebe dich.“
Begleitet von seinen Worten war eine ausgestreckte Hand, die er ihr entgegenbrachte. Sein Blick, von oben herab auf die auf dem Boden kauernde Womp Ratte von Bastion, hatte einen auffordernden Charakter, der auch ihr nicht verborgen blieb. Zögerlich, argwöhnisch, richtete sie ihre eisblauen Augen, diese verhängnisvollen Augen auf den Sith und dann auf seine Hand, bevor sie diese ergriff, um sich aufzurichten. Die Berührung von Haut auf Haut war elektrisierend, als würde all das, was sie auf der geistigen Ebene teilten auch auf ihre Körper transferiert werden. Ein Schlag der beiden Kreaturen der Nacht gleichsam traf, der eine Kette mit tausend Gliedern zwischen ihnen in die Existenz warf, doch mit jedem Atemzug wurde ein Glied entfernt und die Kette somit erneut ein Stück enger. Und so wie eine Schlange ihre Haut wechselte, zerbarst das von Fell umhüllte Skelett der Womp Ratte von Bastion und eine neue Kreatur manifestierte sich, eine Kreatur, die er auf der mentalen Ebene erkannt hatte und nun in die Existenz geworfen wurde. Das Skelett barst, der Rippenbogen brach und giftgrüne Schuppen, im Licht der schwarzen Sonne der dunklen Seite schimmernd, offenbarten sich, als die Schlange, die Verführerin sich erhob. Obwohl sie zu ihm aufsehen musste, begegneten sie sich auf Augenhöhe. Eine Augenhöhe, die nicht mit den Fähigkeiten in der Macht zu messen war, das war keine Hierarchie des Profanen, sondern eine Begegnung, die jenseits dieses Kosmos stattfand.
Doch noch immer befanden sie sich in den Sphären dieses Kosmos‘ und hier war Darth Draconis ein Herrschender, ein Despot und sie eine Jüngerin, sein Schatten und somit ihm zu Gehorsam verpflichtet. Ihre Geister waren eins, doch ihre Körper waren entzweit. Es würde ein Pfad sein, der voller Dornen war, doch um diesen Pfad überhaupt erst betreten zu können, musste der Leviathan zu sich selbst finden.
„Bring mir mein Lichtschwert.“
Ein Befehl, der einem Manifest gleichkam. Darth Draconis war zurückgekehrt und er sehnte sich nach seiner Waffe.
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