Umeas
Abtrünniger Sith Darth Hybris, Twink von Vorn Meri
[Bastion - Center - Sith Orden - UE2 Kellergeschoss - Ehemaliger Trainingsraum - Ares, Saphenus und Hybris]
Teilnahmslos, wie es nur ein psychopathisch angehauchter Massenmörder sein konnte, sah Hybris dabei zu wie seine neuen Schüler auf die beiden letzten noch lebenden Jünger zumarschierten und sie innerhalb kürzester Zeit zu Boden schickten und dort erdrosselten. Da sie keine wirklich Waffen besaßen und ihren Opfern auch noch ins Gesicht schauen sollten, als sie ihnen das Leben nahmen, hatte sie keine wirkliche Wahl gehabt. Erwürgen war zwar ineffektiv – es dauerte zu lange und ließ dem Opfer damit meist genug Zeit um etwas zu unternehmen – doch konnte man so das Sterben eines intelligenten und fühlenden Wesens aus nächster Nähe miterleben. Ein Ereignis, das den Mörder zwangsläufig formte. Noch bevor man sich dazu durchrang jemanden das Leben zu nehmen, hatte man bestimmte Tötungsszenarien dutzende, wenn nicht hunderte male im Kopf durchgespielt und sich vorgestellt wie es wohl sein würde. Wie es sich anfühlte wenn man grade jemandes Schicksal besiegelte. Wenn man sich bewusst wurde, das man da grade jemandem fünfzig Lebensjahre und mehr gestohlen, ihm einfach alles genommen hatte, angefangen bei der Entscheidung, wann und wie er sterben wollte, bis hin zu der Todesart. Hybris konnte sich längst nicht mehr an seinen ersten Mord erinnern, auch nicht an mögliche Fragen oder Selbstvorwürfe. Wenn er jetzt jemanden umbrachte, war er sich durchaus der Tatsache bewusst das er dafür einen furchtbaren Tod verdient hatte – er selber hatte eine bestimmte Vorstellung von Gerechtigkeit und Fairness -, doch war er glücklicherweise in der Lage alles seinem Traum unterzuordnen. Er wollte etwas erreichen, wollte etwas werden und der dafür notwendige Ehrgeiz war auf unmenschliche Weise kaltblütig und grausam. Wie ein Schwarzes Loch verzehrte es einfach alles, sogar die eignen Prinzipien.
Als er jetzt also dabei zusah wie der Zabrak und der Mensch mordeten, spielte sich zwar kurz ein Szenario in seinem Kopf ab, in dem die beiden sterbenden Jünger uralt auf einem Thron saßen, so mächtig wie der Imperator, unsterblich und allwissend, doch schon einen Herzschlag später war es verschwunden und er sah seine beiden Schüler. Auch sie konnten vermutlich etwas ähnliches erreichen, doch weil die Zukunft nicht fest stand, es also Zeitverschwendung war sich eine entsprechende Zukunft vorzustellen, die so auf diese Weise sowieso niemals eintreffen würde, verpuffte auch das Bild in Hybris Kopf. Der erste Mord formte einen. Stellte sich also nur noch die Frage, in wie weit die beiden Apprentice betroffen sein würden.
Nicht einmal eine Minute war vergangen und dann war es vorbei. In der Macht erloschen die beiden Präsenzen der Jünger, lautlos und ohne die verzehrte Pein, wie man sie sich hätte vielleicht vorstellen können. Der gesamte Sith Orden war eine einzige große Agonie-Monstrosität, der Tod von ein paar Würmern fiel da nicht wirklich auf. Abgekämpft sah die beiden Apprentice ihren Meister an und verkündeten etwas, dass er ohnehin schon wusste. Da gab es offensichtlich eine Informationslücke.
„Bevor wir mit den eigentlichen Übungen beginnen, lasst mich euch noch folgendes sagen. Mich interessieren weder Respekts-, noch Loyalitätsbekundungen. Ich will weder das ihr euch verneigt, noch nieder kniet. Kein Meister hier, kein Meister da. Ein Nicken reicht, oder falls ich euch nicht ansehe, ein „Verstanden“. Auch wenn wir in einer Meister-Schüler-Beziehung stecken, so solltet ihr niemals vergessen weshalb wir das hier machen. Ich bilde euch aus, damit ihr meiner Sache besser dienen könnt. Ihr bekommt dafür Wissen, Macht, Erfahrung und Einfluss. Punkt. Irgendwelche geheuchelten Gesten und Floskeln interessieren mich nicht, für solchen zeremoniellen Blödsinn habe ich keine Zeit, also spart es euch. Tut einfach was ich sage.“
Noch ein letzter eiskalter Blick, dann wand er sich ab und ging ein paar Schritte, nur um nach den paar Metern wieder umzukehren und die beiden Apprentice mit einer Geste zur Wand hinter ihnen zu schicken.
„Setzt euch an die Wand.“
Als sie dem Befehl nachgekommen waren, hatte sich Hybris bereits drei Meter von ihnen entfernt positioniert, die Hände wieder hinter dem Rücken.
„Ihr scheint keine allzu großen Probleme damit zu haben jemanden umzubringen, zumindest nicht solange es euch nützt. Eine nicht zwangsläufig notwendige, aber auf jeden Fall nützliche Eigenschaft. Doch es wird sich noch zeigen wie ehrgeizig und skrupellos ihr wirklich seid. Später. Jetzt behandeln wir die Grundlagen. Was ist die Macht? Wieso können wir sie so viel stärker wahrnehmen und sogar als Waffe benutzen, während 99% aller restlichen Lebewesen in der Galaxie höchstens mal davon gehört haben? Diese Fragen stellt man sich seit Jahrtausenden und es gibt so viele Theorien, Halbwahrheiten und pseudowissenschaftliche Thesen, wie es Sterne im Universum gibt. Also werde ich euch keine Wahrheit verkaufen oder irgendeine Idee als solche darstellen. Macht euch selber Gedanken darüber, im Endeffekt ist es nur wichtig das ihr zu einer Elite gehört die in der Lage ist die klassischen Naturgesetze auszuhebeln und im Allgemeinen unvorstellbares anzurichten. Das wisst ihr bereits, weshalb das so ist, das müsst ihr nicht zwangsläufig wissen, es hilft euch aber im späteren Verlauf eurer Sith-Karriere. Sofern ihr eine solche haben werdet.“
Und damit war wieder einmal klar, das sich Hybris auch dafür nicht verantwortlich fühlte. Er hatte seine eigenen Theorien, doch fühlte er sich nicht genötigt sie irgendwem mitzuteilen oder gar seine Schüler davon zu überzeugen das sie stimmten. Ob die Macht nun eine eigenständige Entität war, so gewaltig das sie das gesamte Universum einnahm, oder doch nur eine spezielle Form von nutzbarer Energie darstellte, war irrelevant. Wichtig war nur das die beiden die Macht nutzen konnten. Erst wenn sie einen gewissen Punkt erreicht hatten, wo sie die Macht wirklich begreifen, wo sie hinter die Oberfläche schauen mussten um mächtiger werden zu können, erst dann mussten sie sich wirklich mit ihr auseinander setzen. Irgendwann reichte es halt nicht mehr nur aus seinen Erfahrungen und theoretischem Wissen Macht zu beziehen. Aber das war halt ein Punkt der nicht innerhalb der Ausbildung erreicht werden konnte...
„Anstatt also jetzt eine Grundsatzdiskussion vom Zaun zu brechen, reden wir lieber über die Anwendungsmöglichkeiten der Macht. Denn darum geht es doch im Endeffekt. Man kann sie in vier Kategorien unterteilen. Grundlagen, aktive und passive Fertigkeiten und fortgeschrittene Fähigkeiten. Während die drei ersten miteinander in Verbindung stehen, steht die letztere für sich allein. Sobald ihr die Grundlagen kennt, ist es euch möglich intuitiv und mit Hilfe von nur wenig theoretischem Wissen und Übungen aktive und passive Machtfähigkeiten anzuwenden. Bei den fortgeschrittenen Fähigkeiten, wie dem Lebensentzug oder Machtblitzen, ist es schwerer, da ihr dort nicht mit Hilfe von Grundlagen arbeiten könnt, sondern völlig neue Ansätze finden müsst.“
Den beiden Schülern schon am Anfang so viel zu erzählen hatte keineswegs den Zweck ihnen tatsächlich etwas beizubringen, sondern lediglich neugierig zu machen. Und ihre vermutlich überzogenen Vorstellungen zurecht zu stutzen.
„Doch zuerst eine der elementarsten Fähigkeiten. Der Machtsinn. Obwohl man ihn als sechsten Sinn bezeichnen könnte, ist er zugleich der König der Sinne und gleichermaßen außerhalb der Kategorie. Durch den Machtsinn könnt ihr andere Lebensformen spüren, Gefahren erkennen bevor eure anderen Sinne sie erfassen und sogar die wahre Natur von Jemandem enthüllen. Der Machtsinn erlaubt es mir eure Angst zu spüren und würde mich auch vor Verrat warnen, selbst dann wenn ich schlafe. Obwohl er nicht sichtbar ist, ist er eure wichtigste Waffe im Kampf, vor allem gegen andere Machtnutzer. Er sorgt dafür das ihr feindlichen Angriffen ausweichen könnt, bevor diese vollständig ausgeführt worden sind oder lässt euch, gepaart mit entsprechend Erfahrung, sogar wage in die Zukunft sehen. Daher wird diese Technik euer erster Schritt zum Sith sein ... schließt nun eure Augen.“
Hybris wartete kurz bis die beiden Apprentice ihre Lider geschlossen hatten, dann sprach er weiter.
„Auch wenn wir alle über die selben Sinne verfügen, nehmen wir unsere Umgebung doch immer unterschiedlich wahr. Auch wenn wir das selbe sehen, hören oder berühren, wir haben immer ein differenziertes Bild von dem, mit dem wir interagieren. Bei der Wahrnehmung spielen eben viele Faktoren ein Rolle und so ist es auch bei der Macht. Jeder nimmt sie auf eine andere Art wahr, einer spürt sie stärker, andere schwächer. Deshalb kommen manche schneller voran, andere brauchen länger, haben dann aber vielleicht ein tieferes Verständnis für die Macht. Ich urteile daher nicht danach wie schnell, sondern in welcher Qualität ihr Resultate vorzuweisen habt. Haltet die Augen geschlossen und blendet alles aus. Zwingt euch an nichts zu denken und erforscht euch selbst. Schon euer ganzes Leben lang habt ihr gesehen, gehört, geschmeckt, gerochen und gefühlt, doch ein Sinn, so schlecht entwickelt er im Moment auch sein mag, ist relativ neu. Sucht, findet und interagiert mit ihm. Die Macht flüstern lautlos, kribbelt ohne jedes Gefühl und leuchtet unsichtbar in eurem Inneren. Ihr allein wisst wie ihr sie erkennen könnt, wie sie sich von eurem sonstigen Sinnen unterscheidet. Euch zu beschreiben wie ich sie wahrnehme bringt nichts, so wenig wie es etwas bringen würde einem blinden Farben zu erklären. Nehmt euch die Zeit die ihr braucht. Bei diesem ersten Schritt müsst ihr euch Zeit lassen, ansonsten landet ihr wie diese degenerierten Viecher in den Katakomben. Nur wenn ihr die Macht in euch versteht und mit ihr umgehen könnt, so wie es möglich ist, wenn ihr ihr gesamtes, euer gesamtes Potential erkennen und damit umgehen könnt, werdet ihr zu jemanden der es wert ist ein Sith zu sein und gefürchtet zu werden.“
Wieder eine kurze Pause, in der Hybris überlegte ob er etwas vergessen hatte. Da er sich an seine ersten Schüler und dessen Ausbildung nicht mehr erinnerte und seit seiner neuen aktiven Zeit nicht mehr bewusst mit dieser Materie beschäftigt hatte, hatte er einfach sein Verständnis von der Macht weitergegeben. Ob die beiden Apprentice damit etwas anfangen konnten oder nicht, das würde sich zeigen müssen. Fakt war, er konnte es ihnen nicht besser erklären. Es war so, als hätte er ihnen erklären müssen wie er sieht, wie er riecht oder etwas fühlt. Weder wussten sie was er meinte und würden entsprechende Resultate vorweisen können... oder... hm, nein, eigentlich gab es kein oder. Sie mussten einfach. Punkt und Schluss.
„Sobald ihr der Meinung seid, ihr wärt soweit und habt die Macht in euch gefunden und verstanden, öffnet die Augen und seht mich an. Solltet ihr noch Fragen haben, stellt sie dann. Ich werde euch beide akustisch von einander trennen, also sagt und fragt was auch immer euch in den Sinn kommt. Dieser Teil der Ausbildung ist dafür da, später haben wir keine Zeit mehr dafür so etwas nochmals durchzukauen. Und nun beginnt.“
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