Serenety
kleine Raubkatze
[: Beshqek-System | im Anflug auf Byss (Nachtseite des Planeten) :||: Neunte Gefechtsflotte, Dritte Flottille, Achte Kampfgruppe | VSD II „Pandora“ | Deck Drei | Hauptbrücke :||: Captain Toji Murata samt Brückenbesatzung, im Hintergrund: Commodore Vilmer Leander, Commodore Rafi Nyeb und Senior Midshipman Barin Corso :]
Die Zeit die ihr verblieben war um einen Teil für Leander abzustellen und somit die Schichten der Offiziere abzuändern hatte Zeit gekostet und dennoch war es relativ schnell gegangen. Drei Stunden ehe ihr eigener Dienst begonnen hatte, hatte die Änderung fertig sein müssen um sie dem Captain vorzulegen. Serenety hatte sich mühe gegeben und diesen Befehl ausgeführt. Dies alles lag nun etliche Stunden hinter ihr, die Brücke der Pandora war besetzte, sie hatten das Beshqek-System erreicht indem auch Byss lag. Das Geheimnis war gelüftet worden, ihre Befehle klar definiert. Es war ihre Aufgabe letzte Verräter zu eliminieren, die Reihen zu säubern und damit ein für allemal klar zu machen, dass das Imperium und allen voran der Imperator keine Verräter duldeten. Es würde keine Vergebung geben, keine von Seiten des Imperators, welcher durchgriff. Verrat war ihm verhasst, umso mehr wenn sie in den eigenen Reihen existierten. Die junge Akaji fühlte sich nicht gänzlich wohl bei dem Gedanken erneut gegen ihre eigenen Leute vorzugehen, zumal dies auch für die Mannschaft der Pandora nicht gut war. Wie sollte man die Moral aufrechterhalten, wenn sie mitbekamen das immer wieder Verräter auftauchten und sich gegen das stellten, was sie einst alle geschworen hatten? Auch wenn die Crew dieses Kriegsschiffes dies nicht offen zeigte, so wusste sie dennoch, dass jeder einzelne von ihnen daran zu knabbern haben würde. Sie alle würden sich ihre Gedanken machen und Serenety wollte nicht ergründen welche dies sein könnten. Zu viel Zorn, Hass und unterdrückte Wut konnte früher oder später dazu führen, dass einzelne Mitglieder etwas tun konnten was sie sie später vielleicht bereuen würden. Vielleicht waren es auch nur Worte, der verbale Austausch welcher stattfinden mochte. Auch wenn sie alle hier auf der Brücke waren, sie alle ihre Aufgaben kannten so bedeutete dies noch lange nicht, dass im Hintergrund nichts schwelte. Serenety, deren Aufmerksamkeit zum einen einiger Befehle galten und die zum anderen darauf bedacht war die Crew zu beobachten – soweit ihr dies möglich war – nicht zuletzt durch ihren zusätzlichen Sinn, hoffte, nein betete darum dass alles so verlaufen würde wie es den Richtlinien entsprach. Wie gefestigt die Moral jedes einzelnen war konnte man hier schlecht sagen und niemand würde ihr versichern können ob sich einzelne Gedankengänge einzelner Personen nicht verändert hatten und jene womöglich sogar mit den Verrätern sympathisierten. Es wäre durchaus möglich, dass sich auch hier an Bord Desarteuer befanden die bisher noch unentdeckt geblieben waren. Es wäre möglich, musste aber nicht zutreffen und dennoch machte sie sich Gedanken darüber. Oft genug kam es vor, dass Unstimmigkeiten dazu führten, dass man seinen Standpunk veränderte, dass man sich umorientierte und das Gedankengut anderer aufnahm. Jeder von ihnen konnte zum Verräter werden bewusst oder unbewusst. Die junge Offizierin hoffte inständig das dies nicht der Fall war, dass die Crew der Pandora loyal war und es auch bleiben würde. Dennoch bestand jene Gefahr und es war an ihr dies zu erkennen.
Gleich wie unwohl sie sich selbst fühlen mochte, besonders wo Leander noch mit auf der Brücke der Pandora stand um von hier aus die Kampfgruppe zu leiten, sie würde ihren Dienst tun müssen und dies ohne sich etwas anmerken zu lassen. Diese zusätzliche Belastung für die Brückencrew, welche zum einen dem Captain unterstellt war und nun bis zu einem gewissen Grad auch dem Commodore war nichts, was man einfach so abtun konnte. Der Captain hatte keine absolute freie Hand in seinen Handlungen oder Befehlen und Serenety selbst hätte sich an seiner Stelle wohl unwohl gefühlt. Nicht zuletzt weil der Commodore seine gänzlich eigene Art haben würde mit der Pandora zu verfahren. Ob sich der Kommandant der Pandora fühlen würde sein momentaner erster Offizier? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Serenety kannte die Antwort nicht, sie wusste nur, dass sie sich selbst so fühlen würde. Ob man eine solche Situation als angenehm ansehen sollte oder als bedrückend war wohl Ansichtssache. Ihrer Meinung nach hatte es etwas bedrückendes. Allerdings wäre es sinnlos dazu etwas zu sagen und gleichzeitig ebenso sinnlos noch weiter darüber nachzudenken. Weder sie noch jemand anderes – mit Ausnahme des Commodore – würde an dieser Situation etwas ändern können. Gleichzeitig entstand jedoch in Serenety’s Geist die Frage warum Leander ausgerechnet die Pandora als seinen „Sitz“ ausgesucht hatte. Wollte er Toji auf die Probe stellen? Oder war es etwas gänzlich anderes, vielleicht auch nur harmlos? Die Antwort darauf wusste Serenety nicht und würde diese wohl auch nie beantworten können, außer sie fragte den Commodore am Ende der Schlacht, sollten sie gewinnen und vor allem überleben.
Der Austausch zwischen Captain und Kampfgruppenführer hatte sich bisher in Grenzen gehalten und Serenety hatte ihrem Vorgesetzten einen kurzen Bericht geliefert. Auch wenn sie wusste was sie tun musste, was sie ihre Aufgaben waren, so fühlte sie sich hierbei unwohl. Die Ersatzbrücke war besetzt worden, dafür hatte sie gesorgt und sie vermutete, dass sie diese womöglich selbst besetzten musste sollte die Hauptbrücke zu großen Schaden nehmen. Jedenfalls konnte sie mit diesen Befehlen rechnen. Sollte es im Ernstfall dazu kommen würde ihr dies nicht viel ausmachen, dennoch behagte ihr der Gedanke nicht. Sie wusste nicht wie dieser Kampf hier ausgehen würde, ob sie die Verräter schlagen würden oder ob sie geschlagen werden würden. Ebenso wenig konnte sie sagen ob nicht ein Teil der Deserteure es schaffen würde zu flüchten. Es gab zu viele Unbekannte in einem solchen Konflikt und man konnte nicht auf alle Eventualitäten eingehen. Das schlimme bei einer Schlacht oder an einem Krieg war, dass alles geschehen konnte, alles! Nichts war unmöglich. Sieg und Niederlage lagen dicht beieinander, zu dicht. Man konnte keine Grenzen ziehen, einen Punkt feststecken. Innerlich seufzend beobachtete Serenety das Treiben. Hellwach, innerlich angespannt und auf so ziemlich alles gefasst wandte sie ihren Blick zum Panoramafenster hin. Backbord lag der bräunliche Gasriese Kissarm, welcher wohl keinerlei Schönheit besessen hätte, wenn nicht seinen spektakulären Ringe gewesen wären und ihn somit zu etwas durchaus faszinierendem machten. Steuerbord befand sich Byss mit seinen zahlreichen orbitalen Produktionsanlagen, seiner Gesellschaft und den unzähligen Lebensformen. Eine Welt nicht so sehr bekannt war und von der man dennoch ab und an etwas hörte.
Die junge Frau atmete tief durch, als der imperiale Kampfverband in den Schatten dieses Planeten eintauchte. Ihr Ziel war die andere Seite, dort wo sich ihre Feinde befanden Mit jedem Schritt dem sie ihnen näher kamen zog sich Serenety’s Magen zusammen. Wie sehr hatte sie sich gewünscht, dass es ein Ende haben würde gegen seine eigenen Leute vorgehen zu müssen. Es war ein Irrtum glauben zu können das es keine weiteren Verräter mehr geben würde. So lange Lebewesen das Universum bevölkerten würde es stets Verrat geben und dies auf jeder Seite. Darauf zu hoffen das dies irgendwann aufhören würde war illusorisch und dennoch wollte man diese Illusion nicht aufgeben. Sie wollte nicht aufgeben daran zu glauben, dass es eine Zeit geben könnte, in der das Universum im Einklang war. Gab man den Glauben an das Gute auf, verfiel ins Negative, so würde nichts mehr eine Bedeutung haben. Sie war eine Optimistin und sie wollte diesen Optimismus nicht aufgeben um letztlich zu den Pessimisten zu gehören.
Grumby erhielt den Befehl den Kurs zu halten. Die Stimme des Captains war fest und enthielt keine Anzeichen die ihr etwas offenbart hätten wie er sich fühlte. Herr seiner selbst, gut. Mittlerweile war der Gasriese samt seinen Ringen verschwunden, da die achte Kampfgruppe steuerbord der führenden Crusader flog. Byss schien dafür in den Fokus zu rücken und den Sichtschirm auszufüllen. Der Magen der Offizieren zog sich weiter zusammen. Die fast schon unheimliche Ruhe wurde schlagartig unterbrochen. Im hinteren Teil des Schiffes kam Leben auf. Leander regte sich, gab jedoch noch keinen Befehl. Im nächsten Moment meldete sich Kaine zu Wort und Serenety wölbte eine ihrer Augenbrauen. Zu welchem Zweck eröffneten zwei Produktionsanlagen, welche sich auf der abgewandten Seite von Byss befanden das Feuer auf sie? Welchen Zweck verfolgten sie damit? Kaine eröffnete, dass ihre Sensoren sechs Tie-Staffeln erfassten welche gerade die Atmosphäre hinter sich gelassen hatten. Was sollte dies? Serenety konnte sich dieses Vorgehen nicht erklären. Die Feuerreichweite dieser Werften würde sie jedoch nicht erreichen, da ihr gegenwärtiger Kurs sich von ihnen fern hielt. Stattdessen näherten sich jedoch die Sternjäger. Dies alles kam der junge Exotin ein wenig suspekt vor. Monchar meldete, dass es eine rege Zunahme der feindlichen Kommunikation gab. Serenety verzog die Lippen. Wieder überfluteten unzählige Fragen ihren Kopf, doch diesmal schob sie jene beiseite. Sich jetzt darüber Gedanken zu machen brachte ihr nichts. Über ein wenn und aber konnte sie im Nachhinein noch philosophieren.
Der Kampfgruppenkommandant trat mit entschlossener, fester Stimme vor und gab die Anweisung, dass die Fregatten sich um die Sternjäger kümmern sollten. Gleichzeitig machte er deutlich, dass er keinen Konfrontationskurs sehen wollte und ein Sperrfeuer ausreichen sollte. Damit war klar, dass sie in der Näher der Pandora zu bleiben hatten. Das Kriegsschiff blieb somit auf Kurs. Dennoch gab es eine Veränderung, da sich die Falacria, welche sich zuvor noch links von der Pandora gehalten hatte nun unter den Schlachtkreuzer schob. Ebenso veränderten sich die Positionen der Barbarus und der Lancea. Ihre Laserkanonen begannen zu sprechen, zwei, drei Sekunden spuckten sie wirkungslos ihre „giftig“ grünen strahlen. Einige Sekunden später tauchen die ersten Feuerbälle auf. Die ersten Reihen der angreifenden Maschinen, bei denen es sich um nichts weiter als Kanonenfutter handelte, nämlich schildlose Tie-Modelle, verschwanden somit im Jenseits. Die Schlacht hatte also begonnen!
Ein kurzer Informationsfluss begann, welcher Serenety aufnahm. Leander gab neue Befehle raus und Serenety bis die Zähne zusammen. Dies alles gefiel ihr nicht und sie schien nicht die einzige zu sein. Der Commodore äußerte etwas in der Art offen. Die Exotin machte einen Schritt nach vorn, ließ ihren Blick über den Taktikschirm gleiten und fragte sich erneut was hier vor sich ging. Was zur Hölle wurde gespielt? Welches Ziel verfolgten die Verräter und, war es möglich das sie versuchten eine Falle zu stellen? War der Angriff von der Oberfläche des Planeten nichts weiter als der Versuch von etwas anderem abzulenken? Wenn ja von was? Waren ihre Gedanken richtig, mehr noch waren sie überhaupt begründet? Wenn der Feind in den eigenen Reihen existierte, dann konnte dieser auf seltsamsten Ideen kommen. Die Luft wurde für Serenety’s Geschmack bitter. Eine gewisse Spannung entstand, da sie alle nun auf die weitere Order von Rear Admiral Harte warteten. Warten war in einem solchen Augenblick nichts was man persönlich als gut empfand und gleichzeitig zog sich Seren’s Magen noch ein Stück weiter zusammen. Ihre Kiefer begann zu schmerzen, der Druck war zu hoch und sie bemerkte es zu spät. Innerlich stöhnend öffnete sie den Mund leicht um ihren Kiefer zu entlasten. Ein Gedanke schoss ihr in den Kopf, einem Geistesblitz gleichkommend.
"Lt. Kaine, nehmen sie einen Tiefenscan auf der Nachtseite von Byss vor. Exakt dort wo die Produktionsanlagen das Feuer eröffnet haben sowie deren Umgebung", befahl sie. Vielleicht suchte sie nach einer Nadel im Heuhaufen.
[: Beshqek-System | im Anflug auf Byss (Nachtseite des Planeten) :||: Neunte Gefechtsflotte, Dritte Flottille, Achte Kampfgruppe | VSD II „Pandora“ | Deck Drei | Hauptbrücke :||: Captain Toji Murata samt Brückenbesatzung, im Hintergrund: Commodore Vilmer Leander, Commodore Rafi Nyeb und Senior Midshipman Barin Corso :]
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