Carida – Gelände der Akademie, medizinscher Komplex – Untersuchungsraum 7a – Lidia mit Cassie, Slayer und Assistent
Er war es, meine Güte - er war es tatsächlich. Bei dem fremden Mann in Uniform handelte sich unzweifelhaft um einen Sith. Lidia spürte die Kälte, die ihr plötzlich entgegen schlug, nachdem er sich explizit ihr zugewandt hatte. Das hieß, er tat es nur widerwillig, denn seine Verachtung für sie war übermäßig deutlich in seinem Blick zu lesen. Es war eine Kälte, die ihr zuletzt auf Bastion widerfahren war und die ihr für einen Moment fast den Atem raubte und beinahe in die Knie zwang.
Wut stieg in ihr auf. Wut auf dieses Pack, welches glaubte, zu Höherem geboren zu sein. Wenn sie es damals nur besser gewusst hätte, wenn sie …..ach ...sie hätte seine künstlichen Schaltkreise zusammengeschmolzen und zu Asche verschmort. Stattdessen existierte er weiter in dieser Galaxis und stellte eine Bedrohung für sie alle dar. Allegious – sollte er dereinst je über das Imperium herrschen, würde gut daran tun, sie in Ruhe zu lassen. Auch wenn sie nur eine normal Sterbliche war, würde sie …..wenn sie...verdammt, sie würde niemals eine ernsthafte Gefahr für ihn darstellen können. Er würde ihre Gedanken bereits erraten haben, noch bevor sie auch nur einen davon zu Ende gedacht hatte.
Sie verließ jenen unfruchtbaren Gedankengang also und wandte ihre Aufmerksamkeit erneut diesem ungehobelten Fremden zu. Nun gut, ein Vorgesetzter von Bennett also, der sich in der Verantwortung sah. Dennoch änderte es nichts an der Tatsache, dass er ein Sith war – wenn auch ein Sith, der laut seiner Uniform geschworen hatte, der Flotte zu dienen. Und doch ein Sith, der sich in unmittelbarer Nähe zu Nereus befand. Ein Sith und vielleicht ebenso manipuliert, wie sie es bis vor kurzem gewesen war und noch dazu überzeugt davon, dass richtige zu tun.
Oh nein, sie hielt sich keineswegs für geläutert und über den Dingen stehend. Im Augenblick war sie zwar vollkommen klar und bei Verstand. Aber im Augenblick schützte sie auch nichts als die tiefe Liebe, die sie mit Nereus verband, vor erneuten Verlockungen und Blindheit. Ihr war mehr als klar, das sie einem mächtigen Sith nichts als die eigene Ohnmacht entgegen zu setzen hatte.
Ihr ging auf, dass sie ihn schon jetzt abgrundtief hasste. Und darüber hinausgehend alle, die seinesgleichen waren. Es war nicht mehr länger Allegious alleine – es waren die Sith in ihrer Gesamtheit. Verdammt seien sie und ausgelöscht von dieser Galaxis gehörten sie auf immer.
Noch hatte sie Nereus nicht preisgegeben, wer jener Sith gewesen war, der sie auf ihn angesetzt hatte. Womöglich wusste er es längst, hatte sich zusammengereimt, welcher der falschen Erben sich den Rückhalt der Flotte sichern mochte, um den Thron zu besteigen und halten zu können - denn ohne die Flotte vermochte er die Grenzen des Imperiums niemals zu halten.
Oh Lidia, was hast du getan? Du selbst bist und bleibst ein Rädchen in diesem Mahlwerk der Mächte. Es gibt keine Flucht und keinen Ausweg – nur Kampf oder Aufgabe und Tod......
Sie verstand jetzt, bei Gott sie verstand Nereus' Worte, die von seiner Verantwortung zeugten, die zu jeder Tages- und Nachtzeit auf ihm lastete und dies selbst in jenen Stunden, die sie für sich ganz alleine glaubten. Doch das waren sie nie. Da war immer ein Schatten, der ihn begleitete – ein Schatten, den sie beinahe bis direkt in sein Herz getragen hatte.
Aber sie hatte es nicht. Rechtzeitig war sie aufgewacht aus diesem Alptraum und so schüttelte sie auch jetzt ihre düsteren Gedanken ab. Es war dieser Mann selber, der mit seinem letzten Satz dafür gesorgt hatte und sie an ihre Pflicht und eigentliche Aufgabe hier erinnerte.
Er ging nun, aber nicht ohne im Vorübergehen Schatten der Dunkelheit über sie ziehen zu lassen und nicht ohne gänzlich aus ihrer Präsenz zu verschwinden. Obwohl er sich aus ihrer Nähe in den Zuschauerraum zurückzog, blieben seine unsichtbaren Augen stetig auf sie geheftet – instinktiv wusste sie einfach. Sie kannte das Gefühl, es war noch nicht lange her, dass sie es gespürt hatte – damals auf Bastion......
Lidia zwang sich dazu, ihm nicht hinterher zu starren.
„Ist ein OP-Raum vorbereitet? Und wo kann ich mich umziehen?“
Mit einiger Mühe fing sie sich wieder und wandte sich Dorden zu. Der nickte und wies mit der Hand auf eine Kammer, in der sie alles notwendige finden würde. Schließlich verließ er zusammen mit der bewusstlosen Bennett den Vorraum und betrat durch eine weitere Schleuse den OP.....
Dorden hatte bereits alles vorbereitet, als Lidia umgezogen und medizinisch rein den eigentlichen Operationsraum betrat. Ein Medi-Droide war ebenfalls anwesend. Und Bennett natürlich, die sich jetzt im künstlichen Tiefschlaf befand und beatmet wurde. Ihr Kopf war in ein Gestell eingeklemmt, welches vor unwillkürlichen Bewegungen in der Narkose schützte und so ein Misslingen des Eingriffs verhindern sollte.
Ohne es wirklich zu wollen, suchte sie zu Beginn des Blick des Geschöpfes (das Wort Mensch erschien ihr im Zusammenhang mit einem Sith nun unangebracht), welches argwöhnisch ihr Tun hinter der Glaswand überwachte. Als sich ihre Augen kurz begegneten, zuckte sie kurz zusammen.
Tief atmete sie jetzt erst einmal ein und wieder aus, bevor sie Dorden signalisierte, dass es losgehen konnte.
Es war der Droide, der mit den Daten der Diagnose bereits gefüttert worden war, der nun eine kleine Stelle am Hinterkopf der jungen Frau kahlrasierte und danach eine kleine Kanüle mit präzisem mechanischem Arm bis tief in das Innere des Kopfes einführte. Dann war es an Lidia, Bennett wieder ihr Sprachvermögen zurückzugeben …....
Eine halbe Stunde später atmete sie auf. Von dem unheilvollen Fleck war nichts übriggeblieben und alle Tests – soweit am bewusstlosen Körper möglich - verliefen erfolgreich. Sie konnte jetzt daran gehen, Bennetts ebenmäßigem Gesicht wieder seine ursprünglichen Schönheit zurück zu geben. Vorsichtig und nachdem sie sich einmal mehr von dem stabilen Zustand der Patientin überzeugt hatte, trennte sie also erst die bereits unverhältnismäßig verklebten Wundränder, säuberte den Schnitt, schnitt bereits angelegtes Narbengewebe weg und verschweißte alles zu einer nunmehr glatten Naht. Noch war es ein feiner, rosafarbener Strich, der sich über die Stirn zog, doch in ein paar Tagen und wenn die Schwellung abgeklungen war, würde nichts als eine helle Linie daran erinnern und selbst die würde in ein paar Wochen gänzlich verschwunden sein.
Lidia betrachtete zufrieden ihr Werk und stellte erstaunt fest, dass sie die Anwesenheit des Sith über die Operation tatsächlich verdrängt hatte. Doch seine Präsenz kehrt zurück und das mehr, als ihr lieb war. Sie warf ihm einen abschließenden Blick zu,während dem ihr kurz durch den Kopf ging, ob Bennett vielleicht seine Schülerin war. Doch sie verwarf den Gedanken rasch wieder. Sich war sicher, sie hätte es gespürt wenn......instinktiv hätte sie es einfach gewusst...irgendwie.....
„Sechs Stunden Bacta noch würde ich vorschlagen, Dr. Dorden. Ich danke Ihnen, für die gute Zusammenarbeit. Ich glaube, wir beide würden ein gutes Team abgeben.“
lobte sie den jungen Kollegen und zwinkerte ihm sogar zu, auch wenn ihr dazu wirklich nicht zumute war. Aber Dorden selbst wollte sie für ihr eigenes Unbehagen in Anwesenheit eines Sith nicht bestrafen. Außerdem hatte sie ihre Worte tatsächlich ernst gemeint. In Dorden steckte sicher noch so einiges an Potential.
Sie verabschiedete sich dann von ihm und trat den Weg an, von dem sie glaubte, dass er abschließend notwendig sei. Ihr eigener kleiner Kampf, wenn man so wollte.
Dieser führte sie – nachdem sie sich von Mundschutz und blutigem Kittel befreit hatte - direkt hinter die Glasscheibe zu ihm. Zu dem Geschöpf, dass sie nun abgrundtief alleine dafür hasste, dass er war, was er war.
„Kadett Bennett sollte in ein paar Stunden wieder aufwachen.“
ließ sie mit kaltem Blick an ihn gerichtet verlauten.
„Erst dann wird man endgültig sagen können, ob sie wieder sprechen wird können.“
Dann schickte sie sich an, den Raum zu verlassen. Doch kurz bevor sie den Eingang erreichte, blieb sie noch einmal stehen und drehte sich noch ein letztes Mal zu dem Fremden um. Doch sie brachte kein Wort mehr über die Lippen. Stattdessen schaffte sie nur ein kurzes Kopfschütteln.
Sie wandte ihm dann erneut den Rücken zu und verschwand in der Tür …....
Carida – Gelände der Akademie, medizinscher Komplex – Beobachtungsraum 3 – Slayer, Lidia im Begriff den Raum zu verlassen