[Orbit um Carida - Shuttle] Pilot, Elysa
Elysa hatte auch an Bord der Exemplar, der Banisher, der Redeemer und der Insurrection einen kleinen Rundgang durch die wichtigsten Abteilungen der Schiffe durchlaufen, hier und da ein paar Worte mit einem „einfachen“ Soldaten oder dienstgradniederen Offizier gesprochen, um schließlich jedem der Kommandanten und dessen Führungsstab noch einmal ins Bewusstsein zu rufen, was sie von ihnen und ihrer Besatzung erwartete. Ebenso, was ihnen möglicherweise bevorstand, sollte es sich nicht abwenden lassen – und das war das Gefecht gegen einstige Kameraden. Die Soldaten unter ihrem Kommando, hatten womöglich Freunde oder Bekannte aus ihrer Akademie oder Ausbildungszeit an Bord der Schiffe unter Niriz Kommando. Keine schöne Aussicht, aber das Tragen der Uniform, kam mit den Pflichten den Frieden zu wahren und wenn Waffenbrüder die Prinzipien und Verantwortungen nicht länger akzeptierten, nein, gar sich bewaffnet dagegen auflehnten – musste man sie aufhalten.
Es tat insgesamt sehr gut, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, mit der Crew der leichteren Kriegsschiffe gesprochen zu haben, um ihre Moral einschätzen und auch noch bestärken zu können. Sie standen für die richtige Sache, die richtige Seite ein, das war ihnen spätestens danach bewusst, als sich die kommandierende Offizierin des Verbandes nach ihnen erkundigt hatte. Natürlich war es einerseits sehr wohl kalkuliert diese Präsenz zu zeigen, auf der anderen Seite fühlte sich Elysa dazu verpflichtet. Sie wollte die Loyalität dieser Menschen, wollte ihr Vertrauen und die Zuversicht in ihre eigene Person steigern. Nichts konnte die Moral innerhalb einer Flottille so leicht brechen, wie ein Schiff, dass sich trotz entgegenlaufender Befehle aus Kampfhandlungen zurück zieht. Fahnenflucht vor dem Feind.
Etwas das sie niemals dulden würde, aber hoffte durch ihre Art ein Kommando zu führen, niemals ahnden zu müssen.
Elysa hatte ganz bestimmt nicht vor Leben wegzuwerfen, im Gegenteil, jeder einzelne dieser Soldaten unter ihrem Kommando war wichtig. Aus dem Grund heraus, dass sie bereit waren für die Ideale und die Idee der imperialen Ordnung einzustehen. Das erhob sie über die graue Masse – der Glaube an etwas, dass Größer als man selbst war, das so wichtig war, dass man sogar bereit war das eigene Leben dafür niederzulegen.
Ein leichter Ruck, als auch der Blick aus dem kleinen Fenster zu ihrer Linken kündigte davon, dass man an Bord des mittleren Kreuzers der Strike Klasse, der Resolute, gelandet war. Ein rascher Blick aus der Sichtluke offenbarte, dass ihr Pilot der Bitte nachgekommen war, ihre Ankunft erst Kurz vor Landung preis zu geben. Elysa wollte keinen Aufwand erzeugen und gerade auf größeren Schiffen, mochte sich ein Captain dazu hingerissen fühlen eine Ehrengarde antreten zu lassen – was der Lieutenant, welcher das Shuttle steuerte, jedoch zu verhindern wusste.
Als sie den ersten Fuß auf den Hangarboden setzte, erschien am anderen Ende des Hangars ein sichtlich gehetzter, etwas dicklicher Mann in den mittleren Fünfzigern, der sich beeilte zu ihr zu gelangen. Elysa konnte gerade noch verhindern, dass ihre Mundwinkel sich zu einem – in diesem Falle wohl – leicht spöttischen Schmunzeln verzogen., stattdessen wartete sie geduldig, bis er die Distanz überbrückt hatte und lies ihren Blick so lange über die im Hangar befindlichen Raumjäger gleiten. Insbesondere die Angriffskanonenboote waren ein willkommener Anblick, konnte man sie doch durchaus als Jagdbomber klassifizieren, was ihnen ein breites Spektrum an übertragbaren Rollen offenbarte. Und flexibel auf eine Situation reagieren zu können, war stets eine gute Option.
„Commander Slidell, Ma’am.“ Brachte der Offizier, schließlich bei ihr angekommen, mit einem schneidigen Salut hervor. „Ich heiße sie an Bord der Resolute willkommen. Captain Durkin ist im Moment leider unabkömmlich, hätten wir eher von ihrer Ankunft gewusst, hätten wir natürlich alles dafür vorbereitet…“
Die Worte des XO’s, wie Elysa sich aus den Akten meinte zu erinnern, brachen abrupt ab, als er ihren skeptischen Blick endlich bemerkte.
„Commander, inwiefern ist Captain Durkin unabkömmlich?“ Wenn eine ihrer Kommandantinnen verletzt war, sollte sie als Geschwaderkommandantin darüber informiert sein.
„Sie ist gerade in ihrem Nachtzyklus.“ – Entweder der XO der Resolute war nicht in Kenntnis gesetzt worden, wer sich vor ihm befand, oder er hätte es aus – sich ihr bis dato verschließenden Gründen – vorgezogen lieber sie, als seine Kommandantin verärgert.
„Lassen sie sie wecken, Commander. Melden sie ihr, dass Commodore Nerethin an Bord ist.“ Für einen Moment, schien der dickliche Offizier ernsthaft versucht, ihr erneut zu widersprechen, doch als er den Mund aufmachte, verengten sich ihre Augen bereits leicht. Woraufhin er stoppte und nickte. „Natürlich Ma’am.“
„Ich denke eine halbe Stunde sollte reichen, dass Captain Durkin ein angemessenes Bild für eine imperiale Offizierin abgibt.“, räumte sie ihm noch ein. „In der Zwischenzeit, können sie mir die wichtigsten Sektionen des Schiffs zeigen und vielleicht auch ein wenig aus ihrem Mund über die Dienstzeit der Resolute berichten…“
Wie auch zuvor endete der Rundgang auf der Brücke, ihr Eindruck von der Resolute war, dass Captain Durkin ein extrem straffes Kommando führte, bei dem Disziplin und Gehorsam über Allem stand. Elysa hatte nach dem Eintrag in der Akte der Kommandantin wenig anderes erwartet.
...
„Die Resolute hat sich bei der Schlacht von Daltriir wirklich ausgezeichnet.“, bestätigte sie ihm, auf seine vorherige Ausführung jenes Gefechts, den offiziellen Akteneintrag.
„Oh ja Commodore, das hat sie und nicht nur das Schiff…“ Elysa wusste sehr wohl, worauf der Commander abzielte, sprach es aber selbst nicht an, was aber auch gar nicht nötig war. „… war eine sehr verfahrene Situation, unsere Rumpfpanzerung war aufgerissen und viel hätten wir nicht vertragen, Schlagseite hatten wir auch. Der XO war nicht bereit weitere Befehle auszuführen, welche ein direktes Eingreifen in die Schlacht darstellte, die Resolute war so gut wie tot. Aber sie wollte nicht aufhören, also hat sie seine Dienstwaffe verlangt und er gab sie ihn… genau hier…“
„… habe ich ihn wegen Insubordination erschossen, das ist richtig Commander.“ Beendete die brünette Mitvierzigerin (Captain Claire Durkin) in einem gefühlskalten Tonfall, um kurz darauf einen makellosen Salut zu offenbaren, welchen die Commodore erwiderte. Elysa kam nicht umher zu bemerken, wie ihr XO trocken schluckte, er hatte tatsächlich Furcht.
„Keine einfache Entscheidung…“, gestand die Machtnutzerin schließlich, was Captain Durkin mit einem Nicken bestätigte und ihre Entscheidung noch mal bekräftigte. „Aber eine Notwendige.“
„Ich habe den Bericht gelesen, ihre Entscheidung hat dem Imperium die Schlacht gewonnen.“ Die Geschichte gab der Kommandantin Recht. „Wäre die Kommandokette auseinander gebrochen und die Resolute geflohen, oder hätte sich ergeben, die Moral wäre völlig am Ende gewesen. Ihre Entscheidung war die Richtige.“ Gleichzeitig offenbarte es auch endgültig, warum sie einen so rückratlosen Offizier, als XO gewählt hatte – er würde jeden ihrer Befehle ausführen. Die Problematik, welche Elysa sah, lag nicht in der Loyalität der Resolute oder ihrer Captain, sondern vielmehr in der Unfähigkeit, des stellvertretenden Kommandanten, das Kommando den Erwartungen der Besatzung fortzuführen, sollte Captain Durkin ausfallen - ein Umstand, der in einer Schlacht durchaus eintreten konnte.
Das weitere Gespräch nunmehr mit der Kommandantin verlief zufrieden stellend, wenngleich diese den Standpunkt vertrat, dass man solche Verräter am Imperium – gegen die es wohl dann gehen würde, (Elysa vermeidete tunlichst den Namen Niriz zu erwähnen oder auch nur Andeutungen in diese Richtung zu machen) um jeden Preis stellen und richten musste. Sollte Alynn Kratas jemals um ein Schiff aus ihrem eigenen Verband zur Unterstützung bitten, wäre die Resolute das Schiff der Wahl.
[Orbit um Carida – STRIKE Resolute- Brücke] Brückencrew, Captain Claire Durkin, Commodore Elysa Nerethin