Cathar- in der Nähe des Dorfes- abgelegene Hütte-mit Lilya- draussen: Darth Makhaira und Norag
Marlis gefiel das Gespräch mit Lilya, auch wenn sie sich bewusst war, dass es auch riskant war. Frei raus sagen, was sie dachte, konnte sie nicht. Oder zumindest nicht ganz. Falsche Worte würden wahrscheinlich innerhalb von Sekunden bei der Sith landen und wer wusste, was dann geschah. Es war eine Gratwanderung. Ein Balanceakt auf einem gerade zugefrorenen See. Ein falscher Schritt und man konnte einbrechen. Zumindest fühlte Marlis sich so. Aber trotzdem tastete sie sich vorsichtig vorwärts.
Ihre Theorie, ihre Schwächen nur vorzutäuschen , erfuhr von der Lethan recht gute Gegenargumente. Marlis lächelte.
"Drum sagte ich "Vortäuschen". Was meinst du, wie doof einer guckt, der dich auf deiner Stärke angreift, weil du bisher so getan hast, als wärs deine Schwäche? "
Aber es war schon ein Glücksspiel. Immerhin konnte jemand einen auf der realen Schwäche erwischen. Oder man musste so schnell lernen, dass die Schwäche keine Schwäche mehr war, bis man darauf angegriffen wurde.
"Wie hast du es denn gelernt?"
hakte sie vorsichtig nach. Bei ihrem Kampf gegen den Blechkasten hatte sie Lilya als recht fähige Kämpferin erlebt. Mit Sicherheit würde sie Marlis in unter einer Minute zu Boden bringen. Aber Marlis hatte auch gesehen, das Norag Lilya beschützte und er war - nach Darth Makhaira- der stärkste Kämpfer dieser Gruppe. Marlis wurde sich wiedereinmal bewusst, dass die anderen sie nur duldeten. Sie war von keinerlei Nutzen, ausser vielleicht später dann als Lockvogel für den Jedi-Orden. Die ehemalige Padawan schlang ihre Arme um die Brust und atmete tief durch. Darth Makhaira hatte ihr Angeboten, sie gehen zu lassen. Das durfte sie nicht vergessen. Es war allein an ihr zu entscheiden, wie weit sie dieses Risiko tragen wollte. Bis wohin es die Gefahr wert war, dass sie den anderen überdrüssig wurden und entsorgt wurde. Im Moment lag das Problem wahrscheinlich vor allem daran, dass sie nicht wusste, welchen Weg sie jetzt gehen sollte.
Es war gut, das Lilya ihr erstmal half, ihren Fokus zurück auf die Sith zu lenken. Die Lethan erzählte von den Erlebnissen, die die Sith hier durchgemacht hatten. Das sie ihre Krieger-Ausbildung hier gemacht hatte und sie die Umgebung wohl nutzen wollte, um ihren Schüler vorran zu bringen. Das machte Sinn. Sie kannte wohl das Gelände und was man hier wie nutzen konnte zu diesem Zweck.
"Wenn sie in Sachen Training hier Heimvorteil hat, kann man Norag wirklich nur alles Gute wünschen."
meinte sie schmunzelnd. Wahrscheinlich würde Darth Makhaira ihn hier tatsächlich auseinander nehmen. Anschliessend korrigierte Lilya die Legende darum, das Sith ihre Meister töten würden und beschrieb das Verhältnis zwischen Darth Makhaira und ihrem Meister als auf gegenseitigem Verständnis basierend. Nun, sie konnte die Beweggründe der Sith auch verstehen. Wahrscheinlich blieb sie gerade deswegen bei dieser Gruppe. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Darth Makhaira der dunklen Seite den Rücken kehrte. Aber vielleicht war es möglich, sie nicht zu einer Feindin der Jedi zu machen. Jemand, dem man mit Respekt begegnen konnte, weil man Respekt erfuhr. Irgenwie sowas.
Was Lilya über Darth Makhairas Meister erzählte, war schon gruselig. Ein starker Machtanwender und eine Nahkampf-Expertin im Team? Autsch.
"Ich glaube, Darth Makhaira und ihr Meister als Duo...wenn ich mir angucke, was mit dem Blechkasten passiert ist und mit dem, was du mir erzählt hast...glaubst du nicht, es würden sich dann auch einige zusammentun, um diese Gefahr zu beseitigen?"
fragte sie Lilya und runzelte die Stirn. Und das er einfach verschwunden war... vielleicht wollte er eben doch keine Team-Arbeit und versuchte nun selbst an Macht und Einfluss zu gewinnen. Ohne seine ehemalige Schülerin. Ein Akt der Gnade, um sie nicht irgendwann doch töten zu müssen, wenn sie zu mächtig werden würde. Marlis schloss die Augen bei diesem Gedanken und schüttelte leicht den Kopf, um die Bilder zu vertreiben, die ihre Phantasie ihr zeigte.
Lilya ging dann auf ihren Protest ein und erinnerte sie daran, dass sie den "Angriff" auf das Herz des Jedi-Ordens nicht auf die leichte Schulter nahmen. Sie wussten schon, dass die Jedi ein Grösse waren, mit der man rechnen musste. Marlis grinste.
"DU hast angefangen, der Jedi-Geist in der Hütte würde uns im schlimmsten Fall Tee kochen.Ich habe keine Ahnung, zu was tote Jedi noch fähig sind,wenn sie rumgeistern können. Ich habe gelernt, das Jedi eins mit der Macht werden, wenn sie sterben. Und was man mit der Macht so anstellen kann, haben wir beide schon gesehen. Also, wie gesagt: Ich hab keine Ahnung."
Die Vorstellung war beunruhigend und Marlis war irgendwo froh, dass die Wahrscheinlichkeit für ein tatsächliches Auftreten dieses Phänomens verschwindend gering war. Schliesslich war sie selbst überzeugt, dass das "Leben nach dem Tod" nur so lang dauert, wie das Gehirn nach aussetzen des Herzschlags noch aktiv war. Alles andere, was man so erzählte, schob sie auf Irrglaube, Vorstellungskraft oder Drogen.
Lilya offenbarte ihr dann noch ein Stück von Darth Makhairas Vergangenheit. Sie hatte ein Jedi werden wollen? Eine Augenbraue von Marlis wanderte nach oben. Warum hatte sie es nicht getan? Der Vater, der seine Tochter quasi verführt hatte. Marlis kratzte sich am Kopf. Offensichtlich war der Vater stärker gewesen als die Mutter, dass es ihm soweit gelungen war, sie auf diesen Pfad zu führen.
"Aber das würde ja bedeuten, dass Darth Makhaira im Grunde der Galaxie mit ihrer Gabe helfen wollte. Aber der Vater hat es irgendwie geschafft, sie von diesem Wunsch abzubringen?"
Gut, vielleicht war es ihm nicht ganz gelungen. Marlis erinnerte sich an ihren Spaziergang auf Bastion, als Darth Makhaira ihr erklärt hat, wie sie an die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ran kam. Ausserdem hatte die Sith ja auch ihr Leben verschont. Als Lilya dann fast in Tränen ausbrach und ein paar sehr interessante, wenn auch ehemalige Charakterzüge Darth Makhairas enthüllte, runzelte Marlis die Stirn.
"Geküsst? Ihr wart ein Liebespaar?"
Sie lächelte Lilya zu und legte ihr eine Hand auf den Arm.
"Ich glaube, in Darth Makhaira steckt ein guter Kern. Ich meine: Sie beschützt dich immernoch, oder? Du bist ihr wichtig! Ich glaube nicht, dass du dir da Sorgen machen musst. Aber wenn du sagst, dass ihr euch sogar geliebt habt... und das jetzt irgendwie nicht mehr so ist... ists schon bisschen komisch. Wir sollten sie irgendwie weich klopfen. Mit etwas, was sie sehr gern hat. Fällt dir da was ein?"
Fragte sie und spürte Tatendrang in sich aufwallen. Manchmal waren Zeit, Geduld und Fürsorge die beste Medizin. Vor allem in solchen Fällen. Vielleicht konnte Darth Makhaira ihre seelischen Traumatas so überwinden und sich wieder öffnen.
Die 90jährige Bibliothekarin hatte also ein gutes Leben im Sith-Orden, weil sie anhand ihres immensen Wissens respektiert wurde. Marlis fragte sich wirklich, ob sie da aufschliessen konnte. Es würde nicht einfach werden, soviel war klar.
Auf ihrem Weg zum Dorf gab Lilya ihren Neid preis, weil sie so ein gutes Leben gehabt hatte. Als sie davon erzählte, schon als junges Mädchen verkauft worden zu sein...und dann in einen Sektor, in den minderjährige Lebewesen sowieso nicht rein gehörten, schüttelte Marlis mitfühlend den Kopf.
" Ich weiss, dass viele- vor allem weibliche-Twi'lek in die Sklaverei verkauft werden. Und ich hab auch gehört, dass einige dieser Sklaven tatsächlich auch Stolz drauf sind. Aber ich versteh da die Beweggründe nicht. Haben deine Eltern dich verkauft? Und wenn ja: Aus Geld-Not? Warum verkauft man sein Kind?"
Marlis war sich ziemlich sicher, dass ihre Mutter eher selbst verhungert wäre, als sie zu verkaufen. Es gab wirklich üble Geschichten über Sklavenhändler und jene, die sich Sklaven kauften. Aber als Lilya dann meinte, sie hätte gern so eine Kindheit gehabt, grinste Marlis.
"Für eine gute Kindheit ist es nie zu spät. Lass uns nachher ein Picknick machen! Irgendwo, wo es uns gefällt. Und wenn es da nen Gewässer hat, können wir ja die Hosenbeine hochkrämpeln. Hast du Lust?"
fragte sie die Twi'lek und überlegte sich, dass das gerade ein Freundschafts-Angebot war. Sie wollte Lilya ein paar schöne, unbeschwerte Stunden bereiten, die sie in Erinnerung behalten würde.
Die Twi'lek erzählte dann von den verschiedenen Aufgaben, die es im Sith-Orden gab. Grade als sie die Aufgaben der Jünger aufzählte, runzelte Marlis die Stirn.
"Ich bin gelernte Krankenpflegerin. Aber so, wie ich Darth Makhaira verstanden habe, will sie mich als ihre Leibwache haben. Sie hat gesagt, sie will mir alles nötige beibringen. Ich weiss nicht, ob das wirklich mein Ding ist."
Gut, viele Leibwachen hatte sie noch nicht gesehen. Aber sie stellte sich eher Wesen wie Norag als Leibwache vor. Und von ihm war sie sowohl vom Körperbau als auch von Kampffertigkeit so weit entfernt wie Tatooine von Borosk. Wenn sie da hinkommen wollte, hatte sie noch einen langen,langen Weg vor sich. Und er würde nicht schön werden. Gut, auch bei den Jedi hätte sie wohl durch die Kampf-Ausbildung gemusst und dort hatte sie zumindest ein Interesse daran gehabt, den Umgang mit dem Lichtschwert zu erlernen. Sie fand es cool, was die Jedi alles mit diesen legendären Waffen machen konnten. Diese Kontrolle, diese Präzision. Sie hatte Zweifel geäussert, da hin kommen zu können. Aber ihr Meister hatte gemeint, dass er auch mal ein Anfänger gewesen war. Man konnte alles lernen, wenn man es wollte. Aber eben: Es war ein hartes Stück arbeit, da hin zu kommen und dann auch dort zu bleiben. Wahrscheinlich musste sie nur mal damit anfangen. Immerhin hatte sie es geschafft, diesen einen Jünger in sein Verderben rennen zu lassen. Auch wenn das nicht gerade Kampfkunst gewesen war, sondern eher Hinterlist und Reaktionsschnelligkeit. Aber das war doch schonmal ein Anfang, oder? Und würde sie Darth Makhaira nicht auch beschützen wollen, so wie sie sie beschützt hatte? Sie schnaubte bei der Vorstellung. Wenn sie an den Blechkasten dachte: da musste wirklich ein Wunder geschehen, damit man sie nicht einfach am Putz der Wände zerrieb wie einen Käfer. Breitgeschmiert über Zweimeter-fünfzig. Was für ein glorreiches Ende. So dekorativ. Das konnte ja was werden.
Als sie das Dorf erreichten erzählte Lilya, dass es vor nicht allzu langer Zeit wohl mal komplett zerstört worden war. Marlis runzelte die Stirn.
"Und lass mich raten: Es war kein Unfall."
Marlis war sich ziemlich sicher, dass diese Frage überflüssig war. Sicher war irgendwer für dieses Feuer verantwortlich gewesen. Und wenn sie Wetten dürfte: Dieser Jemand hatte bestimmt seine Ausbildung auf Bastion gemacht. Oder zumindest dort begonnen. Alles andere würde sie jetzt wirklich überraschen.
Cathar-Dorf- Mit Lilya- Darth Makhaira und Norag bei der Hütte.