@Darth Pevra: Ah, ich glaube, ich verstehe, wo der "Jedi im Nath-See begraben liegt". Kann es sein, dass Dir Qel-Dromas Vorgeschichte in den "Bestienkriegen von Onderon" nicht geläufig ist (
Tales of the Jedi: Ulic Qel-Droma and the Beast Wars of Onderon 1 + 2)?
LordSidious hatte Qel-Dromas Motivlage im Übrigen auch schon angedeutet:
Wurde ja schon drauf eingegangen, dass Gift war nur der letzte Schritt auf seinem Weg zur dunklen Seite. Angefangen hat es , wenn ich mich richtig erinnere, mit dem Tod von Ulics Meister und seinem Wunsch, die Krath zu vernichten, was ja auch glaubwürdiger ist, als bei Anakin. ...
Ich führe das noch einmal kurz aus: Der Tod von Arca Jeth (Ulics Meister) erfolgt zwar erst in DLotS, der Zusammenhang wird aber erst durch die Vorereignisse in den Onderon-Kriegen deutlicher.
Arca Jeth ist ein strenger, aber Ulic wohlgesonnener Lehrer, der allerdings von Ulic auch viel erwartet. Jeth entsendet Ulic zusammen mit seinem Bruder Cay und Tott Doneeta nach Onderon, wobei er Ulic die Verantwortung für die Mission überträgt. Ulic fühlt sich eigentlich dazu noch nicht wirklich bereit, fühlt sich aber andererseits geehrt in seiner jugendlichen Eitelkeit. Im Wesentlichen ging es darum, dass Onderon sich der Republik als Mitgliedswelt angeboten hatte und zugleich um Hilfe gegen bürgerkriegsähnliche Unruhen auf Onderon gegen die Königsstadt Iziz ersucht hatte. Ulic - jung und etwas übermütig - findet dann auch Königin Amanoas Tochter Galia ganz chick und als diese von Rebellen auf Onderon entführt wird, ziehen Ulic und seine beiden Jedi-Begleiter los, sie zu retten. Die Situation stellt sich jedoch im Nachhinein völlig anders dar: Die Rebellen sind im Grunde Opfer, weil rechtmäßig aufgrund der ridige und restriktiv gewordenen Iziz-Monarchie in die von Raubflugechsen beherrschte Wildnis Onderons Verstoßene. De Rebellen konnten aber die Echsen zähmen und versuchen, Amanoa und König Ommin zu stürzen. Ulic versagt hierbei in seinen Missionszielen, die eigentlich Neutralität und Nichteinmischung (sowie Klärung der Sachverhalte) erfordern würden und schlägt sich auf die Seite der Rebellen. Mit dieser Unterstützung verschärft sich die Bürgerkriegslage auf Onderon und Ulic entgeht dabei das Wichtigste: Das Amanoa und Ommin durch die dunkle Seite des Geistes und der Lehren des schon lange verstorbenen Sith-Lords Freedon Nadd korrumpiert und manipuliert sind.
Deshalb droht auch beinahe die Schlacht der Rebellen gegen die Izizianer zu scheitern, doch Arca Jeth kommt gerade noch rechtzeitig, um per Machtkampf-Meditation zu helfen. Später will Arca Jeth alles Weitere mit Ommin selbst klären, stößt aber dabei auf einen durch und durch von der dunklen Aura Freedon Nadds durchdrungenen Ommin. Arca wird betäubt und verschleppt und Ulic kann dagegen nichts tun.
Im Grunde kann zwar Arca Jeth letztendlich doch gerettet werden und die Jedi gehen als Helden aus der ganzen Sache hervor. Freedon Nadds dunkle Aura kann aus Iziz zurück gedrängt werden und Arca lässt den Sarkophag mit Nadds Leichnam auf Onderons Trabanten Dxun verbringen.
Dennoch sind Arca und die Jedi auf Onderon durch Nadds mächtige dunkle Aura beeinträchtigt worden und somit also auch der weitaus geistesschwächere Ulic.
Was mir persönlich an der Beziehungsbeschreibung zwischen Ulic Qel-Droma und seinem Meister Arca gefallen hatte war, dass Ulic sich selbst haufenweise Schuld gibt, die eigentliche Schuld IMO in Wahrheit aber bei dem jedoch zu stolzen Arca Jeth selbst liegt. Er hatte seinem viel zu jungen Schüler gleichsam zu viel aufgebürdet wie abverlangt, ohne selbst Einsicht zeigen zu können.
Deshalb fand ich gerade die Szene auf Deneba so bezeichnend: Arca wird im Grunde hinterrücks dort getötet, weil er wahrscheinlich auch wegen seines eigenen schlechten Gewissens völlig auf Ulic fixiert und abgelenkt ist. Ulic, der wie Cay bereits seit früher Kindheit von dem so gutmütig dreinschauenden und wohlwollend daherredendem Lehrmeister erzogen und ausgebildet wurde, trauert also verständlicherweise sehr um Arca - "der ihm wie ein Vater(ersatz) ist" - und noch schlimmer ist, dass er nach den Ereignissen auf Onderon, deren Ausgang er selbst als desaströs empfindet, gar nicht anders kann, als sich nun auch noch die Schuld am Tod seines Meisters zu geben.
Ulic fühlt sich als kompletter Versager - vor allem an eigentlich seinem eigenem Wunsch, Arca und dessen Anforderungen an ihn gerecht zu werden - und das wird gar noch schlimmer nach dem Ausgang der Schlacht um Koros Major (DLotS), wo er zudem verwundet und erneut durch die Auswirkung von Sith-Magie beeinträchtigt wird. Seine Entscheidung danach, die Krath zu unterwandern, bekommt dadurch eine Dimension, die ihresgleichen sucht. Ulic fühlt sich als Versager, er fühlt sich hilf- und machtlos, obwohl er ein Jedi-Ritter ist bzw. sein sollte und dazu kommt auch noch seine ihn betörende Konfrontation mit Nadds Geist aus einem Sith-Artefakt.
Das Krath-Gift danach - dazu ACK - hatte mir auch nie sonderlich gefallen. Ulic war ohnehin IMO psychisch inzwischen derart labil, dass auch ohnedies sein Fall zur dunklen Seite gut hätte skizziert werden können. Nichts desto trotz sollte das Gift aber wohl als Vehikel dienen, seinen Vermächtnisempfinden den Lehren seines toten Meisters gegenüber zu betäuben ("...seine Sinne zu verwirren...").
Aber das die Motivation Ulic Qel-Dromas nicht deutlich werden würde, weshalb er der dunklen Seite verfällt, finde ich nicht. Seit Yoda wissen wir schließlich: Die dunkle Seite ist "leichter, schneller, verführerischer" - sprich, sie verspricht Ulic in dem Fall rasch viel mehr Macht und das kann er in seinem verletzten Selbstvertrauen, sich als Versager und im Grunde Machtloser fühlend eigentlich gar nicht mehr auf Dauer ausschlagen.
Das wäre übrigens ein Punkt, der ihn gar mit Anakin Skywalker wieder vergleichbar machen würde: Die Hoffnung, durch Annahme der korrumpierten Machtseite schnell genug ausreichend mächtig zu werden, die dunkle Seite zu besiegen.
Tja, und danach muss man klarmachen, warum die Figur fällt. Ist es Wut? Ist es Machtgier? Ist es Eifersucht? Ist es krankhafte Liebe? Wo genau liegt der große Schwachpunkt? ...
Na, ich hoffe, ich hatte das gerade ausreichend überzeugend darlegen können: Es ist eigentlich Machtgier, die hierbei aus Ohnmachtsempfinden bzw. schweren Schuldgefühlen resultiert.
Bei Ulic war da einfach nix, außer ein bisschen ein überzogenes Selbstbewusstsein...
Ja, genau der richtige Begriff: Selbstbewustsein. Aber Selbstbewusstsein muss nicht immer äquivalent zu Selbstvertrauen sein. Fehlt letzteres, ist das Selbstbewusstsein nichts weiter als eine "gesellschaftliche Maskerade", um den anderen das Gegenteil davon zu präsentieren, was man in Wahrheit glaubt zu sein: nämlich inkompetent.
Es ist eine "Maske der Scheinkompetenz".
Solche "Masken", vor allem wenn sie schlecht und ungeübt getragen werden, nerven uns aus der Erfahrung heraus, die daraus resultiert, wenn man als etwas erfahrener bzw. klügerer Mensch die Maske eines anderen durchbricht und feststellt, dass dahinter gar nichts kommt.
(Der Witz daran ist, dass man selbst dabei eigentlich einem Trugschluss aufsitzt: Was man zu sehen bekommt, wenn die Maske zerbricht, ist in aller Regel nicht die tatsächliche Wahrheit, sondern ein verschüchtertes, gehemmtes Etwas, was sich ängstlich und bedauernswert in die nächste Ecke verkrümeln möchte, weil es sich ertappt und entblößt fühlt. Das Schlimme also: Derjenige schadet sich mit dieser Maske selbst. Diese Maske ist sozusagen die "Narrenkappe des Könnens". Trägt er sie, schafft er Dinge, die er ohne diese Maske nicht schafft.
...Anakin hatte wenigstens ein paar triftige Gründe, auch wenn die nicht optimal beleuchtet wurden.
Wie gesagt, die hatte Ulic Qel-Droma IMO auch - und Exar Kun ebenso.
Ich mag Dir ACK-en wollen, dass manches in der dramaturgischen Umsetzung der Comics nicht wirklich nur optimal war, um die vielleicht tatsächliche, volle Wirkung erzielen zu können.
Doch seit ich diese Comics vor vielen Jahren das erste Mal las, wurden mir solche Dinge seinerzeit eigentlich relativ schnell bewusst, was allerdings auch vielleicht bloß an meiner Art der Auffassung damals lag. Auf dem Silbertablett wurde einem das nicht dargereicht, aber gerade deshalb mochte ich vor allem solchen Stellen wie die Dialoge zwischen Ulic und Nadds Geist! Ist also kein Vorwurf Dir gegenüber.
Ich für meinen Teil liebe Tom Veitchs und Kevin J. Andersons Comic-Stories daher sehr. Doch wenn ich z. B. eher zu einer kleineren Gruppe an Rezipienten gehöre, die damit etwas anfangen konnte, haben die Comics in ihrer dramatischen Effektivität tatsächlich eher versagt. Schließlich wollen wenn dann die Autoren und Zeichner damit ja etwas aussagen. Wenn die Aussage aber bei den meisten nicht ankommt, ist das sehr schade.
Ich hoffe in sofern nicht, dass es eher ein Zeichen heutiger Zeiten ist, dass das "Zwischen-den-Zeilen-lesen" dort nicht klappt.