[Corellia, Coronet, Residenz des imperialen Gouverneurs, Garten]- Moff Apwar Essada
Der Lärm Coronets war auf dem Hügel zu einem leisen Flüstern verklungen, auf dem sich das elegante Gebäude befand, in dem der neue Gouverneur Corellias sein Quartier bezogen hatte, nachdem der republikanische Planet von imperialen Truppen erobert worden war. Das Gebiet um die Residenz war streng abgeriegelt – die imperiale Garnison hatte strengen Befehl, auf jeden Alarm mit entschiedener Geschwindigkeit und Feuerkraft zu reagieren – doch diese Sicherheitsmaßnahmen hatten sich bisher als unnötig erwiesen. Es schien fast, als wäre der Widerstandswille der corellianischen Bevölkerung in dem Moment gebrochen gewesen, in dem die Truppen des Imperiums die Basis des Jedi-Ordens gesprengt hatten, an die nun nur noch ein weitläufig abgesperrtes Trümmerfeld erinnerte, als Mahnung an all jene, die der besiegten Republik nachzutrauern wagten.
Der Garten der Residenz – vor der Belagerung hatte das imposante Gebäude der republikanischen Regierung Corellias als Ministerzuflucht gedient – war von einem wahren Experten angelegt worden und erstreckte sich weit den Abhang der Coronet abgewandten Seite des Hügels hinab. Jetzt allerdings störten die weißen Uniformen patrouillierender Sturmtruppen die Idylle, ebenso wie die schwarze Uniform und das generelle Erscheinungsbild des Mannes, der zwischen den Bäumen entlang schlenderte, ohne ihre Blüten riechen oder auch nur den Wind in seinem Gesicht spüren zu können.
Apwar Essada hatte sich mit den Jahren an seine fürchterlich entstellten Gesichtszüge gewöhnt. Als Offizier der imperialen Flotte hatte er auf einem Sternzerstörer gedient, der in einen Hinterhalt republikanischer Freischärler geraten und schwer beschädigt worden war. Eine Explosion hatte die Brücke erfasst und den damaligen Waffenoffizier schwer verletzt, so schwer, dass die thyferranische Heilflüssigkeit Bacta ihn selbst dann nicht mehr hätte wiederherstellen können, wenn er nicht aufgrund eines Kontakts mit verdorbenem Bacta in seiner Jugend ohnehin allergisch auf dieses galaktische Allheilmittel gewesen wäre.
Doch er hatte überlebt. Mehr Maschine als Mensch, doch immer noch mit seiner schärfsten Waffe, seinem Verstand, ausgestattet, hatte er den Dienst in der Flotte quittiert und war innerhalb der administrativen Hierarchie des Imperiums bis zu einem Moff aufgestiegen, der sich mit Persönlichkeiten wie Ventar und Veran auf Augenhöhe bewegt hatte. Doch jetzt war Ventar tot – und das war einer der Gründe, aus dem Essada sich hier, im Garten der Residenz des corellianischen Gouverneurs, der derweil in Coronet einer Konferenz seiner lokalen Offiziere beiwohnte, und nicht auf einer der Welten, die seiner direkten Kontrolle unterlagen, und die sich über Teile der Kernwelten erstreckten.
Essada erreichte eine Bank und bemerkte sofort die schlanke Gestalt, die sich dort unter Corellias sternenklarem Himmel niedergelassen hatte. Er musste nicht raten, um zu erkennen, wer dort auf ihn wartete. Er hatte fest damit gerechnet.
“Inyri Tavira. Es ist lange her.“ Seine Stimme war nicht mehr als das Produkt eines Stimmenmodulators, wie ihn gewöhnliche Droiden benutzten, da seine Stimmbänder und sein Kehlkopf die Behandlung seines Körpers nicht überstanden hatten.
“Ich wusste, dass Sie meinem Ruf folgen würden.“
Inyri Tavira erhob sich und wandte dem Moff ihr Gesicht zu. Jeder andere Mann hätte in diesem Moment, sofern ihn niemand auf die atemberaubenden violetten Augen dieser Frau vorbereitet hätte, tief Luft geholt, doch Essada neigte lediglich leicht seinen Kopf.
„Essada. Wie könnten wir Ihren Ruf ignorieren?“
“Ich weiß es nicht. Sagen Sie mir, ob ein Hochadmiral des Imperiums noch Interesse an den Anliegen seines ehemaligen Waffenoffiziers hat, der in seiner schlimmsten Stunde an seiner Seite war und sein grässliches Schicksal ewiger Verstümmelung teilt?“
Tavira musterte den verunstalteten Moff emotionslos.
„Ihr Wort hat Gewicht, Essada. Da Ventar nun tot ist, sind Sie einer der einflussreichsten Moffs der Kernwelten. Wie könnte Hochadmiral Niriz also die Ohren vor den Ratschlägen eines politisch so versierten Mannes verschließen?“
“Dass er Sie geschickt hatte, sollte Beweis genug sein“, stimmte Essada zu. “Offenbar kann er Bothawui nicht einfach so sich selbst überlassen?“
„Bothawui ist niedergeworfen“, erwiderte Tavira kalt und in ihren violetten Augen schien es gefährlich zu flackern.
„Keiner dieser Kriecher wird es je wieder wagen, sich gegen das Imperium zu erheben. Allerdings hat der Hochadmiral keinen offiziellen Grund, seinen Posten zu verlassen – Sie wissen, wie die Dinge stehen.“
Essada nickte langsam.
“Ja, ich weiß es. Ich weiß um die unvorstellbare politische und militärische Katastrophe, die das Imperium derzeitig ereilt, während jene, die das Imperium schützen sollte, ihre Augen davor verschließen. Und ich weiß, dass das Spiel, das Ventar gespielt und verloren hat, noch nicht vorbei ist.“
„Sie haben derartiges angedeutet.“ Taviras Lippen kräuselten sich leicht. „Ich frage mich, was sich geändert hat.“
“Ja, was hat sich geändert? Ventars Angriff auf Bastion war ein Desaster. Er wollte ein schnelles Ende erzwingen und dem Imperium einen neuen Herrscher geben, einen starken Herrscher. Vielleicht hat er in seinen letzten Stunden dabei sogar an sich selbst gedacht, ungeachtet dessen, in wessen Auftrag er handelte. Die Folgen dieses Fehlschlages sind fatal. So ungünstig der Konflikt innerhalb des Ordens der Sith zu diesem Zeitpunkt auch sein mag, Ventar hätte – freiwillig oder nicht – dafür sorgen können, dass die Seite die Oberhand gewinnt, die unsere Vision des Imperiums teilt. Die Vision eines starken Imperiums, eines Imperiums, das kein Zögern kennt und seine Gegner gnadenlos auslöscht.“
„Aber Ventar ist gescheitert – die Imperatorenfrage bleibt ungeklärt und Kratas weigert sich, offen Farbe zu bekennen. Seine Politik der beschwichtigenden Neutralität verdammt die imperiale Flotte zu absoluter Ohnmacht, während unsere Feinde sich neu formieren. Das alles wissen wir.“
Tavira sah Essada scharf an.
„Es scheint wenig sinnvoll, Ventars Fehler zu wiederholen.“
Hätte er noch über einen Mund verfügt, und nicht über die bei den meisten Menschen Ekel hervorrufende Apparatur an seiner Kehle, so hätte Essada jetzt gelächelt.
“Nein, scheint es nicht. Aber Ventar war kein militärischer Führer, kein Hochadmiral des Imperiums. Er hatte einen Supersternzerstörer, aber keine Ahnung, wie er ihn einsetzen sollte.“
Die mechanische Stimme des Moffs wurde leiser.
“Es geht das Gerücht, dass Kratas sich nun endgültig auf die Seite der wahren Verräter geschlagen hat. Er wurde mit dem Noghri Allegious gesehen – dieser Beleidigung für den Thron des Imperators! Und er hat einen der Vertrauten Lord Menaris angegriffen, als dieser auf Carida an einer Ausbildungsmaßnahme teilnahm. Menari weiß, dass er einen Verbündeten in der imperialen Flotte braucht.“
„Menari…“ Tavira schüttelte den Kopf. „Menaris Chancen haben sich beträchtlich geschmälert.“
“Er braucht Truppen“, beharrte Essada. “Die mächtigsten Sith haben sich auf seine Seite geschlagen und mit ihnen wird es ihm ein Leichtes sein, Allegious herauszufordern und Kratas zu vernichten, während die Flotte des Hochadmirals Bastion und andere imperiale Schlüsselpositionen besetzt. Der Wechsel würde schnell von Statten gehen und wir könnten uns wieder unserem wahren Feind zuwenden – der Republik. Es liegt in Ihrer Hand, Inyri. Übermitteln Sie dem Hochadmiral diese Informationen. Er wird die volle Unterstützung Menaris genießen und nicht wie Ventar ins offene Messer laufen, soviel scheint sicher. Die Spione des Chiss strecken derzeit überall ihre Fühler aus.“
„Und der Thron des Imperiums würde wieder denen gehören, die ihn verdienen. Die wahren Erben Imperator Arthious’.“
Essada schwieg für einen Augenblick. Die Veränderung des Tonfalls in Taviras Stimme war auch seinem künstlichen Gehör nicht entgangen, doch zuletzt tat er sie mit einem Achselzucken ab.
“Kratas wird sterben und der Hochadmiral hätte die einmalige Gelegenheit, unter Imperator Menari selbst zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte zu werden. Sagen Sie ihm das – er kann diese Chance nicht verstreichen lassen. Wir werden das Imperium nach unseren Vorstellungen umformen – erst dann sind wir bereit, über die Galaxis zu herrschen.“
[Corellia, Coronet, Residenz des imperialen Gouverneurs, Garten]- Moff Apwar Essada, Inyri Tavira