Jezabel Omeira
one in a million
°~Corellia – Coronet City ~° ‘Shosa & Argyas’ Wellness & Beauty Salon Jezabel
Nachdem Jezabel die halbe Nacht nicht hatte schlafen können, weil sie wieder vergeblich auf ein Lebenszeichen der anderen fünf Kontaktleute der NRGD gewartet hatte, stand sie übernächtigt und gerädert am nächsten Morgen in ihrem Behandlungsraum des Beauty Salons und bereitete die Liege und Massageöle für die erste Kundin vor. Mit drei Tassen Caf und einem belebenden Citrus-Raumduft versuchte sie ihre Müdigkeit in den Griff zu bekommen, doch die Sorgen, die sie sich um die angekündigten, aber nicht erschienenen Agenten machte, ließen sich damit nicht vertreiben.
Die Einreisesperre, die vor kurzem verhängt worden war, erlaubte es keinen Zivilisten, auf Corellia zu landen. Im Orbit mussten nun vor tausenden von Schiffe aller Arten wimmeln, die vergeblich auf eine Erlaubnis warteten. Ihre Kontaktleute des corellianischen Widerstands hatten schon von einigen Abschüssen gesprochen, als Unentwegte es gewagt hatten, einfach durchzufliegen. In den Nachrichten wurde, wenn überhaupt, von Akten der ‚Piraterie’ oder von Schmugglerschiffen berichtet, die ‚aufgebracht’ worden waren. Allerdings war zu erwarten, dass ihre NRGD-Kollegen etwas cleverer vorgingen, als irgendein dummer Durchschnittszivilist, der den coolen Blockadebrecher heraushängen lassen wollte. Dennoch würde es nicht leicht werden, durchzukommen – wenn die imperialen Wachhunde in Alarmbereitschaft waren, eliminierten sie lieber zwanzig Unschuldige auf bloßen Verdacht zuviel, als sich einen Widerständler oder Agenten entgehen zu lassen.
“Jez , Mrs. Ghouri ist da…”,
schallte es gedämpft durch die Comanlage, aber die Agentin zuckte dennoch zusammen, so überreizt wie sie war. Ausgerechnet war diese Mrs. Ghouri auch noch eine Neukundin, und sie musste sich daher von ihrer besten Seite präsentieren. Seufzend richtete sich Jezabel auf und rieb sich unter den Augen, um die dunklen Schatten nicht ganz so tief wirken zu lassen. Von draußen hörte sie bereits ihre Kollegin Ellin, die die Kundin fröhlich schwatzend zum Behandlungsraum brachte. Hoffentlich war das keine, die die Wellness- und Physiotherapeutin als Ersatz für den Seelenklempner brauchte, weil ihr Ehemann ständig „Überstunden“ machen musste. Als die Tür nahezu lautlos beiseite glitt, trat eine gestresst wirkende, große blonde Frau ein, zu der das dunkelblaue Businesskostüm nicht so recht passen wollte. Anstatt Jezabels freundliche Begrüßung zu erwidern, zückte sie ihr Com und tippte eine Textnachricht ein – erst danach schien sie bemerken, dass sich noch jemand im Raum befand.
„Guten Tag, Tali Gered“,
stellte die Blonde nüchtern fest und setzte sich auf die Liege. Ein Kübel mit geschmolzenem Durastahl hätte ungefähr denselben Effekt wie die Worte der Widerständlerin auf sie gehabt. Dieser Name war die Identität, unter der man sie beim Widerstand kannte.
„Sind Sie wahnsinnig, hierher zu kommen?“,
zischte Jezabel wütend, wonach sie hastig die Tür verriegelte. Was fiel dieser Frau ein? Einfach hier herein zu spazieren und dann auch noch offen auszuplaudern, dass sie eine Kontaktperson war.
„Dieser Raum ist gesichert. Wir können ungestört unterhalten, solange keiner Ihrer Kollegen hereinplatzt. Aber ich kann gerne so tun, als ob ich tatsächlich eine Wellnessbehandlung gebucht hätte…man bekommt nicht alle Tage so eine Gelegenheit!“
„Na schön – dort die Umkleide, Mrs. Ghouri. Ich hoffe ja, dass es Ihnen das Wert ist…“
Innerlich tobte und brodelte es in ihr. Wie konnte man nur so unvorsichtig sein – erst waren die Widerstandszellen geradezu paranoid gewesen, was die Sicherheitsmaßnahmen anging – kein persönlicher Kontakt, nur hochverschlüsselte Nachrichten. Und jetzt war eine von ihnen direkt zu ihr auf die Arbeit gekommen – wieder rauswerfen konnte sie die Widerständlerin allerdings auch nicht mehr.
„Wir fangen mit der Gesichtsbehandlung an – setzen Sie sich hin und entspannen Sie sich“,
wies sie Mrs. Ghouri etwas schroff an, als diese mit einem Bademantel angetan zurückkehrte. Nach der Gesichtsreinigung legte Jezabel ihrer Kundin eine Heilschlammmaske auf, ließ aber die Mundpartie frei, damit sie reden konnte.
„Die Führung fragt sich, wo die versprochenen Agenten bleiben. Wir sind uns dabei im Klaren, dass die Einreisesperre erschwerend hinzukommt, aber wir sind auf jedwede Unterstützung angewiesen, die wir bekommen können. Madine und Delgado haben ihre Arbeit aufgenommen, was gut ist, aber nicht ausreicht….“
„Ich weiß es nicht – ich soll darauf warten, dass die anderen sich bei mir melden. Auf gar keinen Fall soll ich Kontakt zu ihnen aufnehmen. Aber was bei allen Himmlischen treibt Sie dazu, zu mir ins Geschäft zu kommen?“
Die langsam antrocknende Maske fing an zu bröckeln, als die Frau die Stirn runzelte, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte.
„Wir haben zwei Zellen verloren, als deren Nachrichten aufgefangen wurden. Zudem hat es einige Zivilisten erwischt, weil ihre Nachrichten ohne Überprüfung für verschlüsselte Mitteilungen des Widerstands gehalten wurden…“
„…und woher soll ich wissen, dass Sie keine imperiale Agentin sind?“
Zwar war Jez unbewaffnet, aber so wie ihre angebliche Kundin im Behandlungsstuhl saß, hätte sie ihr auf mindestens fünf verschiedene Arten den Kopf umdrehen können.
„Woher soll ich wissen, dass Sie keine von den Imps sind? Auf der Bank hinter dem Salon sitzen drei von meinen Leuten, falls mir hier etwas passiert.“,
lautete die leicht gereizte Gegenfrage und die darauf folgende Drohung schien tatsächlich Hand und Fuß zu haben, wie sie mit einem schnellen Blick zwischen den Lamellen der Jalousie am kleinen Fenster zur rückwärtigen Seite feststellte. Es schien ein Ehepaar mit einem angenervten Sohn im Teenageralter zu sein, den man zu einem langweiligen Ausflug in die Stadt genötigt hatte.
„Ich werde mit Ihrer Behandlung sehr zufrieden sein, so dass ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder einen Termin bei Ihnen machen werde. Wenn Sie Neuigkeiten für uns haben, wenden Sie sich an die Comadresse auf meiner Visitenkarte. Außerdem werden Sie Gesellschaft bekommen, wenn Sie Ihre Joggingrunden drehen…“
Jezabel hasste diese Änderung, denn es bewies nur zu deutlich, dass sich die allgegenwärtigen Schlingen um den Widerstand sich enger zu ziehen begannen, und damit auch um sie. Ihrer Ansicht nach machten sie sich durch den persönlichen Kontakt noch angreifbarer als vorher, aber sie wurde ja nicht gefragt. Missmutig setzte sie die Behandlung fort, während die Widerständlerin über den weiteren Verlauf der Sabotageplanungen sprach, deren Erfolgschancen eher mittelprächtig aussahen.
„Wenn es nicht anders geht, werde ich versuchen, meinen nächsten erwarteten Kontakt von mir aus zu finden. Geben Sie mir zwei Tage, okay? Und wenn Sie schon Businesskleidung anziehen, benehmen Sie sich, als ob Sie es gewohnt wären, so etwas zu tragen. Sie wirken wie ein Trandoshaner, der sich als Mensch verkleidet hat…“,
verabschiedete sie die neue Kundin, bevor sich die Türen des Behandlungsraums öffneten. Natürlich ließ Mrs. Ghouri nur ein sehr knausriges Trinkgeld zurück, aber sie betonte an der Kasse, dass sie gerne wiederkommen würde…Der Rest des Tages verging zäh wie Kaugummi und strapazierte ihre Nerven über Gebühr – hatte sie sich auf ihrer Arbeit noch einigermaßen sicher gefühlt, war ihr dieses Gefühl gründlich verdorben worden. Eigentlich hatte sie keine Lust, noch auf einen Drink ins Coronet Crown mitzugehen, doch sie war schon die letzten paar Male nicht mitgekommen, so dass sie sich widerwillig dazu breitschlagen ließ.
Diesmal war es eine kleine Runde, mit der sie bei einem Ale den Abend ausklingen ließ – Ellin, ihre ständig aufgedrehte Kollegin vom Empfang sowie Bentar und Gannod, die beiden Hairstylistinnen. Das Café war für die angespannte Lage recht gut gefüllt, und vermittelte den Eindruck von Normalität - ein Zustand, den die Agentin beinahe nur noch vom Hörensagen kannte.
„Nun komm schon, Jez , erzähl uns, wieso du keine Zeit für uns hast. Mit wem triffst dich, ohne dass wir davon wissen…“,
grinste Ellin mit einem verschwörerischen Zwinkern und knuffte sie mit dem Ellenbogen in die Seite. Erst verschluckte sich die Agentin beinahe, aber dann begriff sie, worauf ihre neugierige Kollegin hinauswollte und lachte vor lauter Erleichterung. Ellin dachte tatsächlich, dass sie heimlich jemanden datete…
°~Corellia – Coronet City ~° Coronet Crown Café, Jezabel und Kolleginnen