[Corellia-System | Raumschlacht | Planquadrat D5 | K-Wing-Staffel Peacemaker | Peacemaker 12 | Jeff Sterling, Jaroa Munns, Vinn Alib
Die Cockpitscheiben polarisierten, als der Lichteinfall so intensiv wurde, dass die Verdunkelung eine geringere Einschränkung für das Sehvermögen der Piloten darstellte als die blendende Wirkung des Waffenfeuers. Es war, als flöge die Peacemaker-Staffel durch einen breiten Tunnel aus bunt glühender Lava. Die grellen, blitzenden Farben ringsum erinnerten Jeff Sterling an seine Jugendzeit, in der er gewissen halluzinogenen Substanzen nicht abgeneigt gewesen war. Da auch das Adrenalin in seinem schnell pulsierenden Blut einen gewissen Rauschzustand erzeugte, fühlte er sich beinahe zurückversetzt. Heute, im Alter von siebenundzwanzig Jahren, konnte er allerdings nicht mehr nachvollziehen, was er diesem Zustand damals so erstrebenswert gefunden hatte. Er wünschte sich nur, dass es bald vorbei ging: Sowohl die Übelkeit erregenden, wirbelnden Farben, als auch die lebensgefährliche Schlacht an sich.
»Ich wünschte, wir hätten unsere Eier schon gelegt«, murmelte er undeutlich.
»Was hast du gesagt?« fragte Jaroa Munns. In der Annahme, die Funkverbindung sei gestört, sprach die Pilotin etwas lauter als nötig, was Sterling aus seiner Versenkung holte.
»Ach nichts. Wie weit noch bis zum Ziel?«
»Das fragst du mich? Du bist der verdammte Pilot - ich bin für die Waffen zuständig.«
»Von wegen«, warf der Kanonier Vinn Alib ein. »Die Waffen gehören mir. Du bist zuständig für Fracht!«
»Das zu beurteilen ist Aufgabe der Imps auf der Golan, wenn ich ihnen ein paar Bomben vor den Latz geknallt habe«, antwortete die Pantoranerin streitlustig. »Du kannst sie dann gerne fragen, ob sie vor deinen Kanönchen mehr Angst hatten.«
»Haltet einfach eure Klappe, verdammt!« warf Jeff entnervt ein. »Prahlen könnt ihr, wenn wir heil hier rausgekommen sind.«
»Zu Befehl, Sir«, bestätigte Jaroa zickig. Vinn hingegen schwieg einfach.
Sterling konnte nicht verstehen, dass es seinen beiden Begleitern auch noch Spaß zu machen schien, mit einer tonnenschweren Bombenlast unter dem Hintern durch das Corellia-System zu fliegen, während um sie herum die Schlacht tobte. Er hasste solche Situationen einfach. Und dass der gesamte Republikverband einschließlich eines Supersternenzerstörers ihnen Feuerschutz gab, konnte man zwar als eine Art Ehre auffassen, aber er fühlte sich nicht wohl dabei, eine so große Rolle zu spielen. Ihm wäre es lieber gewesen, völlig unbeachtet und unbehelligt von A nach B zu fliegen, dort in einem oder zwei Anflügen ein Ziel zu zerstören und aufs Mutterschiff zurückzukehren. Wie in einer Übung. Aber das hier war leider keine, und die Peacemaker-Staffel erfreute sich der besonderen Aufmerksamkeit nicht nur der eigenen Schiffe, sondern vor allem auch der feindlichen, die viel daran setzten, sie von der Golan-Station fernzuhalten.
Immerhin zeigte der Feuerschutz des Republikverbandes eine deutliche Wirkung. Der Lichttunnel um sie herum bestand aus dem unentwegten Feuer von teils gigantischen Bordgeschützen verschiedener Art: Laserkanonen, Turbolaser, Ionenkanonen. Dermaßen von tödlichen Strahlen umgeben, traute sich kaum ein feindliches Schiff in ihre Flugbahn, egal ob Abfangjäger, Fregatte oder Schlachtschiff. Insbesondere Erstere hatten trotz allem eine gute Chance, unbeschadet durch den bunt flirrenden Vorhang zu kommen, dessen einzelne Schüsse auf diese große Entfernung alles andere als präzise waren. Aber wenn sie dies taten, mussten sie sich mit der Jägereskorte der Bomber auseinandersetzen. Bisher lief alles gut: Im Gegensatz zu anderen Staffeln, die schwere Verluste erlitten hatten oder gar ausradiert worden waren, hatten die Peacemakers bisher keine Toten zu verzeichnen; einzig Nummer Neun hatte nach einem Treffer beidrehen und zurückfliegen müssen.
»Du hast deine eigene Frage noch nicht beantwortet«, sagte Jaroa Munns, die niemals länger als für zwanzig Sekunden ihren Mund halten konnte. »Sind wir bald da?«
Dabei äffte sie den Tonfall eines quängelnden Kindes auf einer langweiligen Reise nach. Jeff hätte die Augen verdreht, wenn er sie nicht so dringend auf seinen Instrumenten gebraucht hätte.
»Etwa zwei Minuten«, antwortete er. »Zeit, dass du deinen angestammten Platz einnimmst.«
Solange es für ihre Bomben kein Ziel gegeben hatte, hatte die Pantoranerin die Zwillingslaserkanone hinter dem zweifachen Cockpit besetzt, um sich an der Abwehr von feindlichen Maschinen zu beteiligen. Zu tun bekommen hatte sie allerdings kaum etwas. Lediglich einmal hatte sie, vermutlich aus Langeweile, eine Salve auf einen in zu großer Entfernung vorbeischießenden Interceptor abgegeben. Vinn Alib, der in dem Vierlingslaserturm unter dem Bug des K-Wings saß, hatte hingegen bereits einen Abschuss zu verzeichnen und würde sicherlich jede Gelegenheit nutzen, gehörig damit anzugeben. Da die beiden Nichtmenschen in einem freundlichen, aber trotzdem recht verbissenen Wettstreit gegeneinander standen, war sie versessen darauf, einen Ausgleich zu schaffen oder gar gegenüber dem Givin einen Vorsprung zu erringen. Deshalb zögerte sie keine Sekunde, die Kanzel zu verlassen und in ihre Hälfte des Doppelcockpits zurückzukehren.
»Alles bereit«, vermeldete sie nach einigen Sekunden.
Zugleich quittierte auch Vinn, dass er die Kontrolle über die Zwillingskanone via Fernlenkung übernommen hatte.
Während sie sich der Golan-Station näherten und diese vor ihren Sichtscheiben langsam größer wurde, nahm trotz des Dauerfeuers des Republikverbandes hinter ihnen die Abwehr zu.
»Ein paar Augäpfel vor uns«, meldete Sterling. »Sieht aus, als kämen einer oder zwei durch den Jägerschild.«
»Sehe sie«, antwortete der Givin.
Tatsächlich gelang es einem der TIE-Fighter in diesem Moment, fast unbeschadet zwischen zwei dauerfeuernden X-Wings hindurchzuhuschen und das Feuer auf die Bomber zu eröffnen. Mehrere Lasersalven trafen Peacemaker Zwei, der, einen kurzen Schweif von Funken und Rauch hinter sich herziehend, vom Kurs abkam und wegtrudelte. Der TIE flitzte weiter und nahm nun das hintere Ende der Bomberformation ins Visier: Er schoss genau auf Maschine Zwölf zu und zwei grüne Laserstrahlen ließen den Schild vor dem Cockpit aufflimmern. Der Vierlingslaser am Bug richtete sich auf die Flugbahn des TIEs aus, und wenngleich dieser zu schnell war um ihn zu treffen, wurde er doch von seinem Kurs abgedrängt. Er zog nach oben und schoss über den K-Wing hinweg - nur um damit in den Feuerbereich der Zwillingslaserkanone zu kommen. Während es draußen im All natürlich still blieb, war drinnen im Bomber das Feuer dieser Waffe deutlich zu hören. Die ersten drei Schüsse verfehlten das Ziel, der vierte jedoch traf exakt, und der imperiale Jäger verwandelte sich in einen kleinen, orangenen Feuerball, während die abgefetzten Solarpanele mit unverminderter Geschwindigkeit davonwirbelten.
Der Jubel des Givin über diesen zweiten Abschuss des heutigen Tages vermengte sich mit den Flüchen der Pantoranerin, die sich sehr darüber ärgerte, dass die Zerstörung des TIEs ausgerechnet mit der Waffe gelungen war, an der sie selbst noch vor einer halben Minute gesessen hatte.
»Klappe zu«, knurrte Jeff Sterling abermals. »Ich muss mich konzentrieren, und das solltet ihr auch!«
Sie waren nun nah genug an der Golan-III, dass deren eigene Geschütze zur Gefahr für sie wurden. Die mächtige Station war zum Kampf gegen großer Schiffe ausgelegt und zeigte deutliche Schwächen in der Abwehr kleiner Flieger; nur deshalb war ein Bomberangriff überhaupt das Mittel der Wahl, um sie zu zerstören. Doch je näher sie kamen, um so leichter wurde es den Schützen, sie dennoch mit den schweren Waffen anzuvisieren und zu zerstören. Leider zählten die K-Wings nicht zu den wendigsten Sternenjägern der Neuen Republik; sie waren eher darauf ausgelegt, eine möglichst große Bombenlast zu transportieren. Mit leichten Ausweichbewegungen nach links und rechts versuchte Sterling, den Bomber zu einem schwereren Ziel zu machen.
Sie hatten Glück, was das anging; Peacemaker Fünf jedoch nicht. Vom Strahl eines Turbolasergeschützes getroffen, erging es ihm exakt wie dem TIE kurz zuvor: Er verglühte in einem Feuerball, während die Tragflächen ihren Flug fortsetzten. Eine davon verging in einer sekundären Explosion, als die mitgeführten Sprengköpfe explodierten. Nun scherzten Vinn und Jaroa nicht mehr. Dafür war die Lage einfach zu ernst.
»Angriffsflug beginnt«, teilte Sterling seinen Kameraden mit und veränderte Sekunden später den Kurs, um nicht mehr direkt auf die Station zu, sondern flach über sie hinweg zu fliegen. »Verpasst ihnen eine volle Ladung. Wohin ist egal, wir müssen sowieso erst durch die Schilde kommen. Aber haltet die Augen offen und merkt euch gute Ziele für den zweiten Anflug.«
»Schon gut, wir machen das nicht zum ersten Mal«, lautete Jaroa Munns' Kommentar.
Der K-Wing feuerte aus allen Rohren. Laserschüsse, Protonentorpedos und Erschütterungsbomben trafen die schildgeschützte Oberfläche der Golan. Dies genügte bei weitem nicht, um die starken Strahlen- und Partikelschilde der Station zu durchbrechen; aber immerhin waren sie nicht allein. Sie wurden von acht weiteren K-Wings begleitet und dicht hinter ihnen flogen zwei weitere Staffeln, eine noch aus sieben B-Wings, die andere aus zehn H-Wings bestehend. Unfähig, die dicht über sie hinweggleitenden Bomber effizient abzufangen, mussten die Imperialen das Feuer über sich ergehen lassen und sich darauf beschränken, den Bombern einige ungezielte Schüsse hinterherzuschicken, als diese sich wieder von ihrem Ziel entfernten, um in einer engen Schleife zu wenden und zu einem zweiten Anlfug zurückzukehren.
»Konzentriert euch auf den Bereich bei diesem Sensorturm dort«, sagte Sterling. »Dort ist der Partikelschild schon fast unten.«
»Klappe halten«, befahl diesmal die Pantoranerin, bewusst die Tatsache ignorierend, dass ihr Pilot und Lebensabschnittsgefährte den höheren Rang bekleidete. »Bring du uns nur lebendig hin, wir machen das Ding dann kaputt.«
Drei Bomberstaffeln stießen ein zweites Mal auf die Golan-III-Station herab. Dass es den Turbolasergeschützen gelang, einen weiteren B-Wing zu zerstören, und ein H-Bomber Opfer eines TIE-Avengers wurde, der seiner Eskorte durch die Lappen gegangen war, stellte nur einen Teilerfolg für die Imperialen dar. Um einen weiteren Bombenregen abzuhalten, genügte es in keinem Fall.
[Corellia-System | Raumschlacht | Planquadrat D5 | K-Wing-Staffel Peacemaker | Peacemaker 12 | Jeff Sterling, Jaroa Munns