[Corellia-System – Orbit über Corellia – wenige Kilometer vor den CEC-Werften – Planquadrat E5/F5 – Vindicator-Kreuzer Behemoth – Ersatzbrücke] Norin Asharra, Vlademir Krakov
Norin Asharra, der noch unbestätigte neue Kommandant der Behemoth lief auf der Ersatzbrücke herum wie ein Raubtier im Käfig. Seine sonst glatte Stirn war in nachdenkliche Falten gelegt und für einen Moment strahlte er alles andere als Ruhe aus. Es dauerte einige Minuten bis er sich so weit gefasst hatte, dass er wieder ruhig stehen konnte. Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen, ihn zu überrennen und er fühlte sich ein klein wenig überfordert. Commander Mengsk lag auf der Krankenstation, über seinen Zustand war er noch nicht informiert worden und er würde es auch längere Zeit nicht, weil er die Kommunikation beschränken hatte lassen. Nur noch wichtige Nachrichten durften übermittelt werden, um die Energieressourcen zu schonen. Langsam trafen den Meldungen sämtlicher Stationen ein und die waren zum Teil mehr als unerfreulich. Die Schildstärke stieg zwar wieder etwas an, war aber für einen längeren Beschuss noch immer nicht stabil genug.
„Wie ist unser Status?“, fragte er Krakov, der grimmig an seine Station eilte, um die Frage beantworten zu können. Nur wenige Augenblicke später begann Vlademir Krakov, noch immer seine Wut auf Norin nicht richtig verbergen konnte, den Statusbericht abzulesen, doch er wurde herb unterbrochen, denn die Frau an der Komm-Station rief aufgeregt dazwischen: „Eingehende Nachricht der Annihilator, Sir.“
„Durchstellen.“ Norin hielt in seinem Marsch inne und legte die Hände am Rücken ineinander. Endlich fand er zu seiner Ruhe zurück, er musste es, wenn er die Besatzung führen wollte, besser gesagt, sie führen musste, um diese Kampfhandlungen zu überstehen.
"Lieutenant Commander Asharra, Ihr Kommando wird hiermit bestätigt! Übermitteln Sie einen kompletten Status der 'Behemoth' an die 'Annihilator'“, hörte er Captain Jerichos Stimme verzerrt durchkommen.
„Sofortige Übermittlung aller angeforderten Daten an die Annihilator“, befahl er seinem Stellvertreter Vlademir Krakov, kaum dass die Verbindung unterbrochen war. Die Bestätigung seines vorübergehenden Kommandos war gut und würde sich auch auf das Verhalten der Besatzung positiv auswirken, die auch jetzt schon seinen Befehlen rasch und gewissenhaft nachgekommen war. Die Reparaturteams arbeiteten eifrig und rasch. Für einen Kreuzer mitten im Gefecht waren sie dennoch fast zu langsam, doch nach und nach wurden alle Systeme wieder einsatzbereit. Drei Geschütze waren allerdings restlos ausgefallen und nicht mehr nutzbar, das Lebenserhaltungssystem war gedrosselt, um die Energie für den Schildgenerator aufzubringen, die Antriebssysteme wiesen einige Schäden auf, die allerdings repariert werden konnten, wenn es auch etwas dauerte, Unterlicht konnten sie fliegen und mehr brauchten sie für den Moment nicht. Wichtig waren die Schilde und die Bewaffnung. Die Verluste unter der Besatzung hielten sich in Grenzen, wenn auch die Krankenstation nicht über Mangel an Arbeit klagen konnte. Doch für die Arbeit auf der Brücke war das irrelevant, was zählte waren Ergebnisse, funktionstüchtige Systeme, Befehle.
Die Systemdaten wurden gerade an die Annihilator übermittelt, als die Komm-Station eine Holo-Verbindung ankündigte. „Öffnen Sie den Kanal“, wies er die Frau an und hoffte gleichzeitig, dass die Verbindung hielt, was bei der momentan schwachen Energieleistung der Maschinen höchst fragwürdig war.
Nur einige Augenblicke später sah Norin Asharra Captain Jericho als flackerndes, durchsichtiges Etwas vor sich. Er kannte den Mann noch nicht persönlich, war aber neugierig auf ihn. In einer scheinbar entspannten Haltung stand er nun dem Bild gegenüber, vermied es, sich durchs Haar zu streichen und verfluchte sich innerlich dafür, die Kappe auf der Hauptbrücke gelassen und nun verloren zu haben. Sich einem Vorgesetzten in unvollständiger Uniform zu zeigen, gehörte nicht gerade zum guten Umgangston, doch nun ließ es sich nicht mehr ändern. Der Captain hielt sich gar nicht mit einer Vorrede auf, was Norin sehr gut fand, was zählte waren Fakten, und kam sofort zum Kern der Sache.
„Wir stoßen durch den feindlichen Verband, meine Herren! Die schiere Anzahl der feindlichen Schiffe macht unser Vorhaben zunichte, eine effektive Verteidigungslinie zu bilden. Sowie uns die Rebellen passiert haben, führen wir eine Steuerbord-Kehre durch und setzen dem Feind nach! Auf etwaige Verluste oder zurückfallenden Schiffe werden wir keine Rücksicht nehmen können - somit ist dies möglicherweise für einige der letzte Befehl dieser Schlacht! Lang lebe der Imperator!"
Norin hörte zu, nickte einige Male und sagte dann nur: „Verstanden, Sir. Wir schließen zu Ihnen auf und warten auf den Befehl zum Durchbruch.“
Während der kurzen Übertragung wurde an Bord der Behemoth eifrig gearbeitet, um die Schäden zu reparieren, um sich der Feinde zu erwehren – einfach, um in dem beinahe erdrückenden Feuer der Angreifer nicht unterzugehen.
Er ließ die Verbindung trennen und wandte sich dann an die Crew. „So, Leute, ihr habt den Captain gehört! Volle Konzentration und Einsatzbereitschaft! Kommunikation: Sagen Sie dem Maschinenraum, dass ich in spätestens einer Minute eine höhere Schildleistung brauche und dann volle Energie auf die Antriebssysteme bei meinem Befehl. Waffenkontrolle: Wie sieht es mit der Energieversorgung dort aus?“
Alle Stationen bestätigten und die Kommunikation meldete, dass im Maschinenraum eifrig an der Behebung der Schäden gearbeitet wurde, was Norin allerdings nicht gefragt hatte. „Das wollte ich nicht wissen. Ich gab den Befehl, die Energieleistung auf die Schilde und den Unterlichtantrieb zu erhöhen.“ Seine Stimme war ruhig und bestimmt und vielleicht deshalb bedrohlicher als unbeherrschtes Gebrüll. Gerüchte über ihn und seine Methoden hatten sich ja bereits bei seiner Ankunft an Bord der Behemoth breitgemacht und er hatte nichts getan, um dem entgegen zu wirken. Nur wenige Augenblicke später meldete deshalb die Kommunikation, dass der Maschinenraum bereit sei und sie weitere unbenötigte Systeme heruntergefahren hätten, um die Leistung zu erhöhen und für eine begrenzte Zeit diese auch garantieren konnten.
„Schildstärke?“, fragte er weiter. Er hielt sich nicht mehr mit langen Worten auf, die Sache war zu dringlich, jeden Moment konnte der Befehl zum Durchbrechen der gegnerischen Angriffswelle kommen.
„Liegen wieder bei fünfunddreißig Prozent, Sir“, kam die umgehende Antwort. Der vorläufige Kommandant der Behemoth ließ das unkommentiert, sondern gab den Befehl an den Steuermann, den Kreuzer wieder in die Nähe der eigenen Kampfgruppe zu bringen.
„Flugleitung: Wie viele unserer Jäger und Bomber sind noch dort draußen?“
Er musste nicht lange auf die Antwort warten, denn der Offizier von der Flugleitung rief umgehend: „Sieben Jäger und sechs Bomber.“
„Verdammt“, murmelte Norin und rieb sich das Kinn, viel war es nicht. „Wie gesagt, die Jäger bleiben bei uns und die Bomber beharken weiter das Primärziel. Commander Krakov, Sie übernehmen die Koordination der Jäger. Steuermann: Geben Sie neues Ziel ein, sobald wir von der Annihilator den Befehl zum Durchbruch erhalten. Waffenkontrolle: Richten Sie das Feuer auf die beiden Mon Calamari-Kreuzer [Picon, Reef of Resistance], Feuer nach eigenem Ermessen.“ Er konnte sich jetzt nicht mit langen Zielerfassungen aufhalten, es musste genügen, dass sie den Feind mit allen vorhandenen Mittel verlangsamten, ihn aufhielten und wenn möglich ausdünnten, ihn verunsicherten und vor allem von der Werft fernhielten.
„Jawohl, Sir“, kam es von Krakov, der sich sofort an die entsprechende Station begab und dort mit seiner neuen Aufgabe begann. Der Befehl des Kampfgruppenkommandanten war eindeutig gewesen, an dem gab es nichts zu rütteln und nichts zu deuten.
Von seinen Gedanken gab der vorläufige Kommandant der Behemoth nichts Preis, ließ sich nicht in die Karten blicken. Selbst Krakov hielt sich zurück und kam seinen Aufgaben nach. Er überprüfte ständig den Schiffsstatus und koordinierte wie angeordnet die Jäger, bis sie den Durchbruch wagen würden.
„Sensorik: Sind die Systeme wieder online?“
„Leider noch nicht, Sir. Ich kann zwar erkennen, was sich in unserer Nähe befindet, aber keine Einzelheiten“, kam die prompte Antwort des zuständigen Lieutenants. Norin seufzte innerlich, der Gegner musste härter zugeschlagen haben als er anfangs gedacht hatte. Auch davon ließ er sich nichts anmerken.
„Dann tun Sie Ihr bestes und sehen zu, dass wir rechtzeitig gewarnt sind, bevor wir wo reinfliegen, wo wir nicht wollen“, sagte er mit mehr Heiterkeit in der Stimme, als für die Situation angemessen schien.
Mit der geringen Schildstärke, den zahlreichen Schäden an Hülle und Antrieben, weitere geschädigten Systeme des Schiffs und dazu noch die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes, ließ das Vorhaben Captain Jerichos beinahe als Himmelfahrtskommando erscheinen. Das gefiel dem Exil-Coruscanti und er nahm sich vor, den kommenden Horror zu überleben und die Mannschaft halbwegs sicher aus dieser brenzligen Situation zu bringen.
Die Behemoth musste viel einstecken, Turbolaserfeuer traf immer wieder ihre Schilde und wurde absorbiert. Im selben Atemzug spuckte der schwere Kreuzer seine todbringenden Strahlen aus, gelenkt auf den Feind, der sich Neuen Republik nannte.
[Corellia-System – Orbit über Corellia – wenige Kilometer vor den CEC-Werften – Planquadrat E5/F5 – Vindicator-Kreuzer Behemoth – Ersatzbrücke] Norin Asharra, Vlademir Krakov