Velvela
The V - Lunatic on Air
۞ Untere Ebenen ~ belebtere Straße vor der Bar ‚7th Heaven’ ~ Kaj’iia ۞
Einige Stunden war sie in jener Cantina gewesen. Hatte am Tresen gesessen und Lum getrunken. Aus einigen Gesprächsfetzen, der Passagiere des Transporters mit welchem sie hier angekommen war, wusste sie noch, dass es eines der süffigeren Getränke der Galaxis war. Aber Kaj’iia kümmerte das kaum. Genauso wenig kümmerte sie auch der kleine Film aus Dreck auf jenem Tresen, an dem sie saß. Die rauen Gestalten um sie herum waren bedacht darauf, sie wie eine von ihnen zu behandeln. Durch ihre Größe verschaffte sie sich den Vorteil nicht unter solchen Belästigungen zu leiden, wie andere weibliche Gäste jener Einrichtung. Aber sie ignorierte auch gekonnt alles und jeden, außer den Barkeeper. Die scheppernde Musik hatte anfangs fast sämtliches Gehör geraubt, aber gegen Ende war sie beinahe vollkommen weggeblasen gewesen. Als habe sie niemals etwas anderes gehört und störte daher weniger.
Da sie es jedoch nur vermochte sich in Rattataki und Basic zu unterhalten, gingen die meisten Unterhaltungen an ihr vorbei. Der Akzent ihres Basic war ebenso wie ihr Planet rau und wirkte teilweise recht ruppig, was den Barkeeper dazu veranlasst hatte, eine kurze Unterhaltung mit ihr zu führen. Nichtiges Palaver, woher sie stammte und was sie ausgerechnet nach Coruscant verschlug. Wichtiger jedoch – für Kaj’iia – war die Frage nach dem wohin. Wohin wollte sie, was hatte sie vor?
Ihre Heimat lag hinter ihr, weil sie den ewigen Krieg nicht ausgehalten hatte. Daran verzagt war und sich immer weiter verschloss. Das Problem war, jetzt in einer Galaxis zu wandeln, in der ein noch viel größerer Krieg tobte. Hier und da konnte man ihm vielleicht entfliehen, man konnte ihn einfach ignorieren, als auf einem Planeten auf dem man eingepfercht war, aber ihn vergessen? Dafür bräuchte man einige hundert Lum’, dachte die Kriegerin von Rattatak. Ihm ein Ende setzen? Wie, als einfaches, winziges und am Horizont verschwindendes Licht? Schon Jahre nachdem sie würde gestorben sein, würde man sich ihrer kaum noch entsinnen. Ihre Tochter vielleicht und deren Nachfahren, wenn sie etwas über ihre Mutter, die gegangen war, weitererzählen würde. Aber die Zeit würde ihren Dienst leisten und die Erinnerungen an Kaj’iia Sikrithir hinfort waschen, sodass sie bald schon verglühen würde. Vielleicht war es doch falsch gewesen zu gehen, warf sie sich vor, während sie dann durch die dunklen Gassen der unteren Ebenen des Stadtplaneten schlenderte. Das schlimme war einfach, dass es zeitgleich auch soviel zu entdecken gab, dass sie gar nicht weg wollte. Was sie überhaupt schon gelernt hatte, war erstaunlich und ihr war einmal, nicht schmerzlich, aber irgendwie Mitleid erregend bewusst geworden, wie sehr man auf Rattatak – ihr Stamm – von der Technik abgeschnitten war und wie weit man doch zurücklag. Weswegen, zusätzlich zur äußerst abgelegenen Lage, die Galaxis wohl nur wenig Notiz von ihrer Heimat nahm. Woraus wiederum der Vorteil resultierte, dass nicht noch mehr Krieg über jenen Planeten zog.
Ohne es wirklich geplant zu haben, begann die Hybride ihren Aufstieg, was die Ebenen des Planeten betraf. Erklomm Stockwerk um Stockwerk, per Treppe. Eine Seite jenes Treppenhauses war nur mit Fenstern geziert und umso höher sie stieg, umso deutlicher wurde der unten herrschende Verfall. Sauberer, glänzender wurde es, nicht so baufällig und ohne verrammelte Fenster. Die Grenze war nahezu gerade gezogen. Getrennt durch zwei oder drei Stockwerke, die wohl vollkommen leer standen, begann darüber wohl die Mittlere Ebene, die zwar noch nicht mit Luxus glänzen konnte, immerhin durch ihre intakten Fenster und sauberen Hausfassaden punktete. Weitere Minuten später, am Ende der Treppe angekommen wurde die Hybride jedoch enttäuscht. Die Tür war zum einen mit Absperrband überklebt und zum anderen zugeschweißt. Die unteren Schichten hatte man wohl nicht allzu gerne oben herumspazieren. Das hieß dann Abstieg. Dabei jedoch fiel ihr auf, dass nur ein paar Stockwerke weiter unten – etwas mehr als ein paar, zugegeben - eine Tür, die offensichtlich in eine Passage führte, geöffnet war. „Nun, dann eben die mittleren Ebenen.“ dachte sie bei sich. Den Weg nach oben suchte die rothaarige jetzt nicht mehr allzu intensiv. Vermutlich müsste sie so oder so um Hilfe fragen, da jener verrammelte Durchgang mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der einzig verschlossene sein würde. Mit geradem Rücken betrat sie den langsam hinsickernden Strom der Passanten und ließ sich einfach dahin tragen…
Auch wenn sie weiterhin das bestreben hegte, nach oben zu gelangen, war sie schon hier unten, wenngleich von verfallenem umgeben, beeindruckt. Wenn man den Blick gen Himmel hob… er fehlte. Gebäude so hoch, dass sie an den Wolken kratzen und an jeder Ecke wurde sie mit neuen Dingen konfrontiert. Technik, die sie nicht einmal in Worte fassen konnte, deren Funktion sie nicht kannte, nicht einmal herleiten konnte, ob vom Namen, oder vom Aussehen. Ein weiteres Mal durchzuckte der Gedanke, ob es richtig war loszuziehen, ihren Kopf. Nicht etwa von Taanab, sondern heraus aus ihrer Heimat. Als sie den Blick wieder auf die Straße richtete, verdammte sie auch jene Gedanken zum Schweigen. Sie war auf Coruscant und für ein erstes würde sie sich diesen Planeten genauer ansehen. Sie war ja gerade Mal ein paar Stunden hier, kein Grund gleich die Galaxis untergehen zu lassen. Manch einer, dem sie flüchtig zugehört hatte, auf dem Flug nach Coruscant, oder in jener Cantina von eben, hatte zwar jenes Schicksal prophezeit, aber so schlimm konnte es ja auch nicht sein, redete sich die Hybride ein. Die unversehens wieder in einer Bar landete. Mehr aus Neugier jedoch, wie jene Einrichtungen in den weiter oben gelegenen Bereichen aussahen. Und sie war doch überrascht. Weniger Dreck, weniger ‚Gesindel’, beinahe Luxus. Wenn es hier bereits so aussah, wie mochte es dann ganz oben zugehen? Sich nicht anmerken lassend wie erstaunt sie war, setzte sie schnell den nächsten Schritt um sich einen Platz zu suchen. Während ihr einige Blicke folgten. Mittlerweile hatte sie bemerkt, dass nicht alle Frauen so groß waren wie sie. Aber dagegen konnte sie schlecht etwas unternehmen. Dachte die Barbarin des rattatakischen Nordens, um sich weiter mit profanem Gedankengut von essentiellerem Abzulenken.
Nahezu geräuschlos fand sie platz auf einem bequemen Stuhl, der samt Tisch einigermaßen in der Mitte jener Bar stand. Ihr Blick wanderte kurz umher, ehe sie auf den Gedanken gebracht wurde, dass sie vermutlich auch etwas kaufen sollte, wollte sie länger hier verweilen. Das Angebot durchgehend, stellte sich schnell heraus Lum gab es nicht. So nahm sie das billigste was sie finden konnte und bestellte dies. Wobei sie sich einen kurzen skeptischen Blick des Bediensteten einfing. Ob der jetzt auf Grund ihrer Bestellung, ihrer Stimme, oder ihres äußeren erfolgt war blieb ihr verborgen. Lang gezogen atmete sie aus und stützte ihr Kinn mit beiden Händen. Coruscant war ein wahrlich wunderbarer Ort, wenn sie sich nicht so verloren vorkommen würde. Verloren. Genau deshalb hatte sie doch Rattatak verlassen, oder nicht? Hilflos im Angesicht des Krieges das weiten suchend war sie davongezogen. Müde, ausgezehrt eher, denn hilflos. Die Finger der linken Hand streckten sich aus um ihren Kopf zu stützen, während Kaj’iia ihn schief legte.
۞ Mittlere Ebenen ~ ‚Lomus Inn’ ~ Kaj’iia ۞