[Coruscant | Langeanflug | Fat Trader, Hauptdeck] Bru-Th, Blaine
Blaine wusste gar nicht, wohin er zuerst sehen sollte.
Noch nie zuvor hatte er derart gigantische Gebäude gesehen. Nicht nur einmal stellte er sich die Frage, während sein Blick immer wieder von einem anderen gefesselt wurde, wie hoch sie wohl waren und ob dieser Planet überhaupt einen Boden hatte. … Natürlich gab es den. Alles endete irgendwo, aber bei der enormen Größe der Gebäude war es einfach schwer vorstellbar. Wie es wohl dort ganz unten aussehen mochte? Sicher war es stockdunkel, wenn man sich den Luxus ‚künstliches Licht’ nicht leisten konnte.
Genauso wie die hellen, gigantischen Gebäude des Planeten zogen die imperialen Sternenzerstörer Blaines Aufmerksamkeit auf sich. Schiffe dieser Art hatte er ebenfalls noch nie real gesehen und wenn, dann mit Sicherheit nicht aus dieser Nähe. Fast hatte der junge Iridorianer das Gefühl, zwischen diesen Größen klein und unwichtig zu sein, realisierte es aber nicht. Lediglich seinem Blick, der nur wenige Sekunden auf einer Stelle verweilte, dann von einem anderen Punkt gefesselt wurde, um kurze Zeit später erneut etwas anderes, faszinierenderes zu entdecken, konnte man dieses Gefühl und zudem überwältigendes Staunen entnehmen.
„… was?“
harkte Blaine einmal nach, als er angesprochen wurde. Vollständig konnte er seine Aufmerksamkeit nicht von dem abwenden, was er sah. Dennoch zwang er sich, zumindest den anderen Teil, der nicht mit Sehen beschäftigt war, zum Zuhören zu bewegen.
„Ich hab nicht gesagt, dass ich’s für mich machen würde..“
antwortete er. Noch immer verstand der junge Zabrak nicht, weshalb genau es unwichtig sein sollte, wie viel man ausrichten konnte. So weit reichte sein Verständnis von dem, was in der Galaxis gerade vor sich ging, nicht. Seine einzige Begegnung mit den Sith war eine kurze und Ryloth nicht Zentrum des Krieges. Auf Coruscant sah das ganz anders aus…
„Vielleicht sind sie noch nicht fertig mit uns,“
überlegte Blaine, als Bru-Th ihm mitteilte, wo sie zu landen hatten. Zumindest war es nicht allzu schwer gewesen, durch die Kontrollen im Orbit zu kommen und jemanden auf dem Boden zu beseitigen erregte weitaus weniger Aufmerksamkeit, als ein Schiff am Himmel in Flammen aufgehen zu lassen – so wie es Blaine auf Ryloth vorgeführt worden war.
Während der Landung sah er immer wieder nach draußen und musste seinen Blick geradezu losreißen, wenn eine der Anzeigen vor ihm aufleuchtete und Handlungsbedarf oder zumindest temporäres Interesse forderte.
Der Standteil Coruscants, in dem die Fat Trader schließlich zum Stehen kam, gefiel ihm weit weniger gut als die, die er anfangs von oben gesehen hatte. Faszinierend waren sie dennoch.
„Ja, ist mein erster. Überhaupt… in einer Großstadt. Ich hab ja gesagt, dass es auf Iridonia, zumindest da wo ich herkomme, keine gibt und auf Ossus und Ryloth so wie so nicht,“
meinte der Zabrak und fügte nach einer kurzen Pause hinzu:
„Coruscant ist ….. groß.“
Gerade, als er im Begriff war, seinem Meister zu folgen, blieb er noch einmal stehen. Imperiale Beamte. Blaine spürte keine Gefahr. Genau genommen spürte er aber auch kaum etwas Anderes – von Faszination und Größe einmal abgesehen. Dinge eben, die er rein visuell wahrnahm und zu deren Auffassung die Macht nicht zwingend notwendig war. Daher war ihre Präsenz weit in den Hintergrund gerückt.
„Ehm… einen Moment…“
Noch während Blaine redete, schloss er die Augen und versuchte, das körperlose Wesen namens Macht zu erreichen. Wie lange er so dastand, konnte er nicht sagen. Wahrscheinlich jedoch nicht allzu lange, denn die Verbindung bestand nach wie vor – nur war sie so weit weg gerückt, dass Blaine das Gefühl hatte, sie sei zu dünn um sich so nach draußen wagen zu können.
Als er die Augen letztlich wieder öffnete, standen Faszination und Staunen unter seiner Kontrolle – nicht umgekehrt. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er, dass sie jetzt gehen konnten und folgte Bru-Th dann nach draußen.
Einige kurze, kritische oder einen Moment lang interessierte Blicke trafen Meister und Padawan. An einem solchen Ort, wo nahezu alles durch Droiden bewegt wurde, fiel organisches Leben nun einmal auf. Von seiner kurzen Zeit auf Ryloth wusste Blaine, dass man, wenn man derartig aus der Masse heraus stach, am Besten niemanden zu lange ansah und stillschweigend seiner Wege ging. Zwar waren die Droiden wahrscheinlich nur auf ihre Arbeit programmiert, aber Abwehrmechanismen schloss das nicht aus – gerade, wenn man bedachte, zu wessen Eigen Coruscant momentan zählte.
Blaine wusste nicht, welcher Weg zum Tempel der Jedi führte. Dennoch war da etwas… Ein Gefühl, dass ihm eine Richtung weisen wollte. Oder aber… vielleicht doch mehr magnetisch war. Nicht so, dass Blaine sich nicht hätte abwenden können. Aber wenn er es zuließ, deutete es einen Weg an. Vielleicht ging es Bru-Th ähnlich, oder aber er wusste ganz einfach, welche der Straßen zum Jedi – Tempel führte.
Eine jedenfalls endete an einer Skybus - Haltestelle. Lediglich zwei Wesen warteten dort auf den nächten Bus. Ein Wookie und ein anderer Zabrak, beide ölverschmiert und staubig. 'Weil sie hier arbeiten..' dachte Blaine und biss sich leicht auf die Zunge, um weiterhin zu schweigen. Ein Rassenangehöriger... aber dennoch... so fremd. Nicht, dass die Tätigkeit hier gegen die iridorianische Ehre sprach. Blaine glaubte nur, dass dieser Zabrak noch nie etwas davon gehört hatte. Jedenfalls nicht auf die Art, wie es ihm sechzehn Jahre lang beigebracht worden war.
Es dauerte nicht lange, bis der Skybus, auf den die beiden zu warten schienen, eintraf und Blaine und Bru-Th ebenfalls einstiegen.
„Wurdet Ihr hier ausgebildet oder auf Coreilla?“
fragte Blaine nach einer Weile des Stillsitzens und Leute beobachten, zur Abwechslung sogar durchdacht leise. Das Schweigen hatte begonnen, ihm auf die Nerven zu gehen und der Tempel war sicher nicht nah.
Die verrauchte, industrielle Gegend wich einer helleren, bewohnteren, in der Meister und Padawan letztlich den Skybus verließen. Einerseits fühlte Blaine sich wohler, je lebendiger es um ihn herum wurde. Andererseits fiel es so schwerer, die Präsenzen imperialer Truppen von denen ‚normaler’ Bürger zu unterscheiden. Die alles aufzeichnenden Sinne der Droiden waren zwar in gewisser Weise ebenfalls eine Bedrohung, aber da Blaine und Bru-Th nicht als Personen, sondern höchstens ihrer Zugehörigkeit wegen und ihnen diese nicht auf die Stirn geschrieben stand, gesucht wurden, nur eine relative.
Meister und Padawan bewegten sich mit höchster Vorsicht durch die Straßen Coruscants. Sogar Blaine war bewusst, dass ein Funke fremder Aufmerksamkeit zuviel das Ende für alles bedeuten konnte.
Hin und wieder kreuzte sich ihr Weg tatsächlich mit dem einiger imperialer Soldaten. Glücklicher Weise blieben sie unbeachtet. Dennoch spürte der junge Iridorianer seine innere Anspannung steigen. Keiner der Soldaten schöpfte Verdacht und Blaine Oaton war natürlich fernab davon, Angst oder auch nur ein mulmiges Gefühl zu haben! Aber ‚dran vorbeigehen’ war doch ziemlich… nah.
Schließlich erreichten Meister und Padawan den Tempel der Jedi.
Schon aus einiger Entfernung war das gigantische Gebäude sichtbar und beide blieben stehen. Was bis hierher einfach gewesen war, würde jetzt umso komplizierter. Ob sie nun die Macht in beiden spürten oder nicht, ab hier würde sie niemand mehr freiwillig passieren lassen.
Aber das alleine war es nicht, was Blaine zu dem Schluss kommen ließ, dass sich irgendetwas nicht richtig anfühlte. Vielleicht hatte es mit dem zutun, was er vor sich sah. Etwas, dass eigentlich das für alle Jedi der Galaxis darstellte und jetz nicht nur von imperialer Macht bewacht, sondern von Auseinandersetzungen gezeichnet war. Die fünf Türme, die weit nach oben über die gesamte Stadt ragten, konnte Blaine nur teilweise erkennen, aber das was er sah, wies deutliche Kampfspuren auf. Auch die Außenwand, die teils steil und teils schräg nach oben ragte, zeugte davon, dass die Jedi ihr wohl größtes, symbolisches Heiligtum nicht freiwillig hergegeben hatten.
Fragend sah Blaine seinen Meister an und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ziemlich gut bewacht.“
[Coruscant | Zentrum | Jedi-Tempel in Sichtweite, Straße] Bru-Th, Blaine