- Coruscant - City - Penthouse -
Von selbst wäre Richard wohl nie auf die Idee gekommen, heute Abend bei Dolly Silvers vorbei zu schauen, um sich das Spektakel um das romantischste Liebespaar anzusehen. Es war nicht so, dass er grundsätzlich alle Veranstaltungen dieser Art mied und sich niemals in der Gesellschaft blicken ließ, doch seine Auftritte dort waren selten. Im großen und ganzen gab es einfach wichtigeres und vor allem auch unterhaltsameres. Den "Red Flowers Event" besuchte er Nella Di zu Liebe und auch, um Ecile ruhig zu stellen. Dafür, dass er heute Abend mitkam, würde sie ihn bestimmt zwei oder drei Wochen in Ruhe lassen, zum Ausgleich sozusagen. Richard verzog amüsiert das Gesicht und übergab dem Droiden der Reinigungsfirma - einem monströsen Teil mit mehreren Armen, an denen Richards Kleidung gut verpackt in Kleidersäcken hing - seine Geldkarte. Der Droide nahm sie mit einer seiner mechanischen Hände entgegen, zog sie durch einen schmalen Spalt in seiner linken Körperhälfte und speicherte die Daten. Man hörte ein leichtes Summen und die Abbuchung von Richards Konto erfolgte. Die Dienste der Reinigungsfirma nahm Richard seit Jahren in Anspruch, wenn es sich um empfindliche Kleidung und feine Stoffe handelte. Er war froh, dass man ihm als treuen Kunden so kurzfristig seinen Anzug gewaschen und bebügelt hatte, damit er ihn heute Abend auf dem Ball anziehen konnte. Von Nella Di hatte er den ganzen Vormittag noch nichts gehört. Sie war nur kurz zum Frühstück in der Küche erschienen und war dann wieder in ihrem Zimmer verschwunden. Er vermutete, dass sie ihren Kleiderschrank auf den Kopf stellte und sich ihren Kopf darüber zerbrach, was sie heute Abend anziehen sollte. Amüsiert schloss Richard die Wohnungstür, nachdem er seine Kleidung entgegen genommen und der Droide leise piepend davon gerollt war. Er brachte den Anzug in sein Schlafzimmer und hing ihn auf. Sein Blick fiel aus dem Fenster. Es war ein klarer Tag, kühl und windstill und im Laufe des Tages würde die Sonne noch für ein bisschen mehr Wärme sorgen. Sein Blick fiel auf die Uhr, es war früher Mittag. Nella Di, so vermutete er, würde den Großteil des Nachmittags damit beschäftigt sein sich für den Ball zurecht zu machen. Möglicherweise ging sie sogar vorher noch zum Friseur, damit ihr jemand die Haare machte. Richard ging in die Küche, bereitete sich ein schnelles Mittagessen zu und aß dieses dann im Wohnzimmer. Er hatte den Nachmittag für sich und es war noch früh genug um eine Verabredung treffen...
Als er fertig war, hörte er nach einiger Zeit mal wieder etwas von seiner Tochter. Nella Di betrat das Wohnzimmer, sie wirkte leicht genervt. Den Grund dafür hatte Richard schnell heraus gefunden: sie hatte mit Mirande gesprochen und diese hatte natürlich wieder einen ganzen Berg voller guter Ratschläge für ihre Tochter gehabt, obwohl Nella Di keinen einzigen davon hören wollte. Er konnte es ihr nicht übel nehmen, ihm wäre es genauso gegangen. Eher sachlich als mitfühlend zuckte er mit den Schultern.
"Du weißt doch, wie sie ist.´"
Versuchte er Mirande in Schutz zu nehmen, doch seine Mundwinkel umspielte ein Lächeln. Nella Di ließ sich in einen der Sessel fallen und wirkte, so wie sie da saß, beinahe ein wenig frustriert, als sie darüber klagte, dass ihre Mutter kein Verständnis für sie hatte. Sie sei alt genug für einen Freund, erklärte sie Richard. Ja, natürlich war sie das und Richard war sich darüber genau so im Klaren wie Mirande selbst - doch es fiel nicht leicht loszulassen und sich damit abzufinden, dass aus dem kleinen Kind, das eben noch den Mund voller Schokolade gehabt hatte, nun ein erwachsener und eigenständiger Mensch wurde. Richard hatte - im Großen und Ganzen - weniger Probleme als Mirande damit, dass aus Nella Di allmählich eine junge Frau wurde. Wahrscheinlich lag das daran, dass er sie nicht ganz so oft sah wie Mirande. Jedes Mal, wenn er Nella Di sah, war sie ein Stück gewachsen und um einiges älter geworden. Ihm fielen ihre Veränderungen unweigerlich auf. Für Mirande jedoch war ihre Entwicklung ein schleichender Prozess, etwas, dass sie nicht bewusst wahrnahm. Richard stand auf und brachte das benutzte Geschirr in die Küche. Die rufende Stimme seiner Tochter drang zu ihm hinüber, als sie ihren Wunsch zum Ausdruck brachte, heute Abend jemanden in ihrem Alter kennen zu lernen - und beinahe harmlos fügte sie hinzu, dass möglicherweise auch für ihn jemand passendes zugegen sein würde. Klirrend ließ Richard die Gabel auf den Teller fallen und zuckte zusammen. Er hasste es, wenn dieses Thema zur Sprache kam. Seine Tochter wuchs zu einer zweiten Ecile de Cinh heran! Betont gleichgültig stellte er das Geschirr in den Spüler, aktivierte den Waschgang und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Obwohl er es absichtlich vermied Nella Di direkt anzusehen, konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie ein verschlagenes Lächeln auf den Lippen trug. Er ließ sich ihr gegenüber in einem anderen Sessel nieder und griff nach dem aktuellen Nachrichtendatenblock. Er besaß ein Abonnenment der "CNT", einer von Coruscants vielen Tageszeitungen. Sein Datenblock, angeschlossen an das hiesige Netzwerk von CNT, wurde jeden Tag automatisch mit den aktuellen Nachrichten aus Coruscant geladen. Er überflog die Überschriften, während Nella Di ihn noch immer belustigt fixierte. Er konnte förmlich sehen, wie es in ihr arbeitete, während sie nach einer Möglichkeit suchte ihn aus der Reserve zu locken. Ergeben ließ er den Datenblock sinken.
"Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe gar nicht das Bedürfnis, jemanden kennen zu lernen."
Erklärte er ernst und hoffte - auch wenn er es insgeheim besser wusste - dass das Thema damit erledigt sein würde.
"Die Reinigungsfirma hat vorhin einen meiner Anzüge gebracht..."
Fügte er rasch hinzu, um dem Gespräch eine andere Richtung zu geben und damit gleichzeitig eine von Nella Di's Fragen zu beantworten.
"Aber was ist mit dir? Hast du dich schon entschieden, was du anziehst?"
Besser eine Unterhaltung über Mode und leere Kleiderschränke als seinen angeblichen Bedarf an einer festen Beziehung zu einer Frau. Woher hatten Frauen nur diesen Drang, alleinstehende Männer unter die Haube bringen zu wollen? Langsam bekam Richard den Verdacht, dass es sich bei dieser Eigenart um ein teuflisches Vergnügen der holden Weiblichkeit handelte. Dabei hatte er bis vor kurzem noch gedacht, Nella Di hege die heimliche Hoffnung, dass er und Mirande irgendwann noch einmal zueinander finden würden.
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