- Coruscant ? Dolly Silvers Anwesen ? Großer Saal - Mit Richard -
Richard Cohn erwiderte ihr Lächeln, sagte jedoch nichts. Schweigen legte sich über sie, Akemi war froh, für den Moment nicht mehr sagen zu müssen. Der Gedanke an die Wunde, die ihr Miguel zugefügt hatte, riss zugleich auch jene anderen auf, die noch frisch waren und vermutlich nie verheilen würden. Die fröhliche, ruhige Musik des Orchesters erklang in ihren Ohren, während Akemi wünschte, sie würde noch lauter spielen, damit alle anderen Stimmen, die in ihrem Kopf widerhallten, übertönt werden würden. Was sie dann jedoch hörte, war erneut die Stimme von Richard Cohn. Er sprach in einem bedauernden Tonfall.
??nicht danach fragen sollen. Ich entschuldige mich, falls ich unangenehme Erinnerungen geweckt haben sollte.?
?Nein, es? ist schon gut.?
Akemi schüttelte den Kopf. Sie dachte ja gar nicht mehr an Miguel, darüber war sie längst hinweg. Was ihr wirklich noch immer zu schaffen machte war?
Ein lautes Lachen erklang neben ihnen. Akemi wandte den Kopf herum, gleichwohl wie Richard es tat und sah Nathaniel und Nella Di neben sich. Die beiden wirkten ausgelassen und Nella Di äußerte ihre ? mit einem leicht neckischen Unterton in der Stimme ? ihre Vermutung, dass Akemis und Richards Gespräch sich wohl noch immer um Bücher drehte.
?Es würde dir nicht schaden??
Setzte Richard zum Kontern an, doch er kam nicht weit, da Nathaniel seine Tanzpartnerin zu einer gewagten Drehung nötigte. Nella Di?s Lachen ging in ein lautes, fröhliches Quietschen über und die beiden verschwanden wieder hinter anderen Tanzpaaren. Akemi war mehr als dankbar für die kurze Ablenkung gewesen und hoffte, der Major möge nicht wieder auf das Thema von vorhin zurückkommen. Zu ihrer Erleichterung schwieg er und kurz darauf verebbte die Musik. Wie üblich setzte erneut Applaus und lautes Gerede ein. Einige Paare verließen die Tanzfläche, einige blieben an Ort und Stelle und warteten darauf, dass die Musik erneut ansetzte.
?Hätten Sie etwas gegen eine Pause??
Fragte der Major. Akemi schüttelte den Kopf und sie bahnten sich ihren Weg von der Tanzfläche hinunter. Von Nathaniel und Nella Di war nirgendwo etwas zu sehen, was ob der vielen Menschen natürlich auch nicht weiter verwunderlich war. Entweder sie tanzten noch ein wenig weiter, oder sie würden sich gleich irgendwo in dem Gewühl wieder finden.
?Ach, Richard, da bist du ja!?
Diese Stimme gehörte unverkennbar zu Ecile de Cinh.
?Ecile, wie war dein Tanz??
Wenn Akemi nicht alles täuschte, lag ein leicht ironischer Unterton in Richard Cohns Stimme. Fragend schaute er Ecile an, nahm zwei Gläser vom Tablett eines Droiden und reichte eines davon Akemi. Die Schauspielerin murmelte ein Dankeschön und nippte an dem Getränk, während auch sie Nathaniels Tante gespannt fixierte. In dem Glas war extrem süßlich schmeckender Alkohol mit einem Schuss Kirschgeschmack.
?Trevor ist ein begnadeter Tänzer, das muss man ihm lassen.?
Ecile de Cinh hob beide Augenbrauen in einer undefinierbaren Art und Weise, nahm Richard sein Glas aus der Hand und trank davon.
?Leider spricht er zuviel von Politik ? zuviel für meinen Geschmack. Als ob es nicht ohnehin immer dasselbe wäre??
Sie zuckte mit den Schultern und reichte Richard sein Glas zurück.
?Aber, was ich dir eigentlich sagen wollte??
Akemi nippte erneut an ihrem Glas, während Eciles Stimme in den Hintergrund driftete und sie nicht weiter mitbekam, was die ältere Dame erzählte. Das Getränk war nicht wirklich ihr Geschmack, aber sie kippte es hinunter ohne darüber nachzudenken. Wann würde sie endlich damit aufhören, an Cris zu denken? So konnte es doch nicht weitergehen, verdammt! Akemi biss sich auf die Lippe: nicht fluchen.
?Ich gehe mich kurz frisch machen.?
Sie hatte sich zu Richard und Ecile herum gewandt, ihnen kurz mitgeteilt, wohin sie ging und verschwand nun in der Menge, nach den Waschräumen Ausschau haltend. Sie fand sie ziemlich schnell, da Dolly Silvers in weiser Voraussicht dezente Schilder aufgestellt hatte. Der Waschraum war gut gefüllt, drei Frauen drängten sich vor dem Spiegel. Akemi schob sich an ihnen vorbei, erkämpfte sich einen Platz an der Front und fuhr sich mit den Fingerspitzen unter den Augen entlang. Ihre Stirn glänzte leicht, gedankenverloren tupfte sie sie mit einem Stück Papier ab.
??ihm gesagt, dass es so nicht weitergehen kann.?
?Und du glaubst ernstlich, dass er sich entscheiden wird??
?Ich an seiner Stelle würde es tun. Die alte Hexe hat nicht einen einzigen der vielen Credits verdient, die er ihr in den Rachen schiebt!?
?Und was ist mit der Yacht??
Was soll damit sein??
?Läuft die nicht auf ihren Namen??
Akemi rollte mit den Augen, schob sich eine ihrer sanft gedrehten Locken zur Seite und trat den Rückzug an. Hatte sie etwa geglaubt, auf der Damentoilette Gelegenheit zu haben, sich zu sammeln? Es war wie überall, hier trafen sich die giftigen und gefährlichen Frauen zur Intrigenspinnerei. Und wenn es nicht das war, dann hallten laute Rufe nach Lippenstift und verlorenem Mascara durch den Raum. Die Damentoilette würde niemals ein Ort sein, an dem man sich ausruhen konnte. Im großen Saal schlugen ihr wieder Musik und Stimmengewirr entgegen. Etwas verloren sah Akemi sich um. Wenn sie doch nur etwas von Nathaniel oder Nella Di sehen würde?
?Hey! Akemi, richtig??
Irritiert ihren Namen zu hören wandte Akemi sich um. Ein junger Mann, etwa Mitte Zwanzig und mit sehr dunklem Haar stand hinter ihr.
?Ähm, ja, richtig.?
Akemis Gedächtnis routierte.
?Du bist Dan?nicht wahr??
Fragte sie, leicht unsicher. Der junge Kerl nickte und grinste.
?Kein Drama. Du hattest einiges intus, gestern Abend.?
?Oh??
Erwiderte Akemi schwach. Nun lachte Dan richtig.
?Bist du wieder mit Nathaniel hier? Hab? ihn noch gar nicht gesehen, heute.?
Er sah sich, nicht besonders erfolgreich, im Saal um.
?Ja, er hat vorhin mit Nella Di getanzt. Ich war auf der Toilette und habe sie jetzt auch ein wenig aus den Augen verloren.?
Akemi machte eine leicht hilflose Geste. Dan gab sich lässig.
?Kein Problem, ich helf dir suchen.?
Er wandte sich halb rum, stieß einen seiner Kumpel an und ließ sich zwei Sektgläser geben.
?Aber erst musst du einen Freundschaftsdrink mit mir nehmen.?
Er schaute so liebenswürdig, dass Akemi sich das Lachen verkneifen musste.
?So lange das nicht wieder dieses süße Kirschzeugs ist??
Meinte sie unbekümmert. Dan verzog das Gesicht.
?Wäh, das Zeug ist widerlich, wa??
Stimmte er zu und hielt sein Glas zum Anstoßen hoch. Akemi ließ ihr Glas gegen seins klingen. Dann kippte den Alkohol auf Ex hinunter. Für einen Moment überwog Akemis Skepsis, als sie den Inhalt ihres Glases begutachtete, doch dann schüttelte sie alle Gedanken ab und tat es ihm gleich. Ihre Kehle brannte höllisch, Dan fasste sie am Arm.
?Hoppla, nicht so wild!?
Lachte er. Akemi stimmte wage mit ein. Ihr Kopf drehte sich.
?Uh, das war eine Spur zu viel!?
Stellte sie fest und schüttelte sich leicht. Dan lachte erneut.
?Kein Drama, das wird schon. Hier, nimm noch einen, damit du dich dran gewöhnst.?
- Coruscant ? Dolly Silvers Anwesen ? Großer Saal - Mit Dan -