Edessa
Death - the brutal way
++Landeanflug auf Coruscant \\ Kristalltransporter // Obere Schichten++
Mit ach und Krach war der Frachter durch die Kontrollen gekommen. Jedenfalls kam es Edessa so vor. Ständig Kontrollen, Codes senden, ID Signaturen bestätigen und das am Fließband. Der Blaster in ihrer Hand hatte sie davor bewahrt von den beiden verraten zu werden und so befand sich das Schiff jetzt in der Atmosphäre. Und während Edessa versuchte nicht aus ihrer Selbstsicherheit zu fallen – bei dem sich ihr bietenden Anblick von Coruscant – huschten die wulstigen Finger der Rodianer über die Kontrollen.
„In etwa 5 Minuten erreichen wir unseren Landeplatz.“
„Kurskorrektur vorgenommen, Landeanflug sicher.“
Und andere Sachen verließen ihren Mund, scheinbar schafften sie es, wenn sie nur lange genug über diese Dinge redeten und sie nicht nur dachten, ihre Nervosität einzudämmen. Angestrengt rieb sich die Arkanierin ihre Schläfe. Der Flug hatte zu lange gedauert und sie hatte nicht schlafen wollen. Was die beiden in ihrer Angst unternommen hätten, war nicht vorauszusehen gewesen und sie ging lieber kein Risiko ein. Nicht so lange sie sich zwischen zwei Planeten befand, mit nichts außer… Nichts um sie herum.
Letztendlich näherte sich in rasantem Tempo ein weites Landefeld, welches auch schon durch zahlreiche, ähnlich aussehende Unikate von Frachtern gesäumt wurde. Im immer tiefer gehenden Landeanflug wurden auch die zahlreichen Techniker und Piloten sichtbar. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen die beiden dort landen zu lassen, wo sie die Kristalle immer hinbrachten. Knirschend mahlten ihre Zähne aufeinander. Vom Sicherheitspersonal wollte sie sich erst gar kein Bild machen. Nach einem Ausweg suchend löcherte sie die beiden mit Fragen. Wo lang gingen sie immer? Was war der kürzeste Weg hier raus? Bis das Schiff aufsetzte und die beiden alle System herunterfuhren. Die Komverbindung war auch alsbald verstummt. Und als dann, nachdem 2 Minuten später niemand mehr gesprochen hatte und das Schiff endgültig heruntergefahren war.
„War schön mit euch beiden, danke nochmal für’s mitnehmen.“
Beide blickten sie auf zu ihr und die Erleichterung in ihren nachtschwarzen Augen beinahe greifbar. Im linken Augenpaar materialisierte sich spontan blankes Entsetzen. Die Blastermündung zielte genau zwischen seine Augen und bevor er schrie blitze es hell auf im Cockpit des Frachters. Der Co-Pilot wollte aufspringen, sich an ihr vorbeizwängen aber sie hatte mehr als 10 Kilo an Muskelmasse zugelegt, für den drahtigen Rodianer gab es keinen Sieg und ein roter Lichtblitz fraß sich in seinen Magen. Flink durchwühlte sie deren Taschen und griff sich die Kristalle wieder, die sie ihnen geben hatte, auf dem Weg nach draußen ließ sie die Kisten außer Acht.
Und dann war sie draußen, war auf Coruscant, auf einem Weg ins ungewisse. Edessa kannte es ja nicht anders. Entweder, man erledigte seine Feinde und Probleme, oder sie brachten einen zu Fall. Auf Alzoc III hatte sie das gelernt und auch wenn sie es im Gefängnis gelernt hatte, so war die Lektion doch wohl eine der wichtigsten im Leben. Nur man selbst allein, war sich der nächste und wichtigste im Leben. Man musste sehen wie man zurecht kam, denn wenn es drauf ankommt, dann muss man es selbst schaffen. Genauso wenig wie irgendjemand bei einer Schlägerei aufspringen würde um jemandem zu helfen, oder wenn ein Dieb seinen Blaster zog, man musste der stärkere sein. Oder man starb. Für Edessa war das keine Option und so musste jeder der sich ihr in den Weg stellte, oder ein Hindernis wurde erledigt werden. Im Gefängnis auf Alzoc III hatte sie das relativ einfach machen können. Ab und an ein inszenierter Unfall, aus versehen einmal die Schlägerei zu weit getrieben… solche Dinge. Aber hier, auf Coruscant? Wenigstens konnte die Arkanierin – die ihre Augen beim Verlassen des Schiffs zusammen kneifen musste, weil es so hell war – sich noch auf ihren scharfen Verstand verlassen. Ob genetischer Müll ihrer Gesellschaft hin oder her, Jahrtausende der Entwicklung und Genforschung hatten selbst sie – damit war Edessas Art gemeint - die Ableger der reinen Arkanier‚ weg geführt vom Stadium der einfachen und dummen Arbieterkaste.
Edessa hatte sich noch keine 10 Meter von dem Transporter entfernt, da ertönten die ersten Schreie. Und logischerweise wurde auch auf sie gedeutet. Immerhin hatte sie das Schiff gerade verlassen. Sie gab sich nicht die Mühe etwas zu verbergen und rannte sofort los. Schlitterte über den glatten Ferrorcreteboden unter ihr und hastete unter Raumschiffen hindurch. Immer weiter auf die lockende Freiheit zu, die jedoch erwies sich als trügerisch als ich ihr jemand in den Weg stellen wollte. Edessa kam an als er gerade die Tür – einem Geistesblitz gleich – in letzter Sekunde schließen wollte – da das Landefeld von Gebäuden und einer Mauer umgeben war, war die Tür ihr einziger Ausweg. Sie verpasste dem Menschen einen Faustschlag an die Schläfe und hüpfte durch den schmalen Spalt. Adrenalin stieg bis in die letzte Faser ihres Körpers und wurde selbst 20 Minuten noch durch ihre Venen gepresst. Die Straßen waren alle schnur gerade gewesen, sauber und kaum belebt. Es war also kein Wunder das sie ihr immer noch auf den Fersen waren. Hier draußen war Mord eine böse Sache, dachte sie schnaubend während sie schlitternd und auf ihren Knien zum Stillstand kam. Sie hatte sich in dem einzigen Haus verkrochen, das sie aufbekommen hatte. Verlassen und leicht herunter gekommen passte es nicht in die Szenerie die sich sonst geboten hatte. Fast schon vornehm waren manche Komplex erschienen. Ihr Problem war nur, sie hatte die Tür aufgetreten. Das würden die bemerken, schneller als ihr lieb sein konnte.
So war die Arkanierin, die sich endlich in einem dunklen Raum befand und dafür schon dankbar zu Agdele hätte beten können in dem Dunkelheit herrschte, sodass ihre Augen nicht mit den Strapazen der Helligkeit belastet wurden und sie sich trotzdem orientieren konnte. Denn die speziellen Augen der Arkanier waren etwas, was sie alle hatten. Ob genetischer Abfall, oder reine Arkanier… Edessa nutzt sie gerade um nach einem Ausweg zu suchen. Fieberhaft wanderten ihre Hände über Wände, durch Regal und über Türen. Irgendwo musste es doch hier raus gehen. Ihre zugespitzten Ohren konnten bereits erste Schritte im Eingangsbereich vernehmen, als sie endlich eine nicht verschlossene Tür fand. Doch alles was dahinter lag, war ein leerer Raum mit nicht mehr als einer Luke, die in den Boden eingelassen war. Edessa hastete zurück, suchte etwas um die Tür, die eine archiaische nicht-mechanische war, zu versperren. Sie fand nichts und eilte zurück zog, schob, drückte an der Luke um sie aufzubekommen. Das Problem war nicht, das sie sich nicht bewegte, sondern viel mehr, das sie sich viel zu langsam bewegte. Eine Funken Angst machte sich in ihr breit.
Was wenn sie sie jetzt erwischten? Alles würde umsonst gewesen sein. Sie war nicht nur eine verurteilte und entflohene Mörderin, sie hatte wieder gemordet. Sie würde zurück gehen nach Alzoc III und den Rest ihres Lebens dort verbringen. Wenn sie überhaupt zurückgehen würde. Sie wollte nicht zurück, dachte Edessa eisern und sie würde nicht zurück gehen. Unter keinen Umständen. Jedes Wort dieser Gedanken schien die Angst in ihrem Innern zu greifen und zu verwandeln. Es war einer der Urinstinkte überhaupt, purer Selbsterhaltungszweck das die angst ihre Kräfte wieder anschürte und sich die Luke mit einem Mal bewegte. Oder war da doch mehr? Etwas, das sich wie Feuer durch ihre Adern brannte, glühend ihre Gedanken elektrisierte. Ihre Hände schoben mit einem letzten Ruck die Luke beiseite und gaben den Blick auf eine Leiter frei. Eine Leiter die sehr tief runter führte… sehr sehr tief.
Während Edessa die Leiter hinab stieg rechnete sie jeden Moment damit, das ihr von oben Blasterschüsse hinterher jagen würden. Doch nichts geschah, nicht einmal die Luke wurde angerührt. Vielleicht hatten sie, nur das leere Haus vorfinden, beschlossen es wäre eine Falle ihrerseits gewesen und waren wieder nach draußen gegangen um die vermeintlich dort weiter geflohene Mörderin zu jagen? Was genau nun der fall war kümmerte sie wenig. Würde man sie in Ruhe lassen wäre das schon alles was sich die Entflohene wünschte.
Entweder waren Stunden vergangen, oder die Monotonie des Schachts hatte ihr erneut jegliches Zeitgefühl geraubt, das sie noch besessen hatte. Irgendwann erschien – ihre Arme begannen schwächer zu werden und sie würde nicht mehr allzu lange durchhalten – weit unter ihren Füßen ein Licht, das beständig näher kroch. Die letzten Meter wuchs die Anspannung in Edessa, würde man sie vielleicht schon erwarten? Um allen Möglichkeiten vorzubeugen sprang die Arkanierin einfach runter und wollte sofort zur Seite hechten, doch der Sturz war etwas weiter als gedacht. Unsanft schlug sie auf dem harten Boden auf und über ihrem rechten Auge platzte die Haut auf. Blut spritzte und benebelt ihr ein wenig die Sicht, zusammen mit dem leichten schwarzen Schleier der zu fallen drohte. Mühsam und außer Kräften konnte sich die weißhaarige zur Seite rollen. Lag auf dem Rücken. Irgendwo in einer engen Gasse im Dreck, die von einer billigen Photonenlampe erhellt wurde. Eine die auch schon deutlich bessere Tage gesehen hatte. Vor ein- oder zweihundert Jahren… Aber all das war Edessa egal. So bald sie gelegen hatte war die Erschöpfung der letzten Tage über sie herein gebrochen und schlaf übermannte die entflohene Mörderin. Sie wälzte sich zu der Wand an der der Schacht lag, den sie herunter gekommen war und verschwand so hinter einem Container aus dem Blickfeld neugieriger, möglicher Zuschauer.
Dann griff die Erschöpfung fest zu und zerrte ihre Gedanken in das Reich der Träume. Die Pfütze in der sie lag, war ihr ebenso egal, wie die Möglichkeit das man ihr doch noch folgte… sie blieb einfach liegen…
++Level 756 - Megablock 15 \\ Block 3 - Subblock 21 // Untere Ebenen - verlassene Gasse++