Nylia Zairee
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Coruscant - Untere Ebenen – Im Barbereich des „Honey House“- mit einer Gruppe zu verkaufender Sklaven, Wachpersonal des „Honey House“
Nylia fragte sich, wie groß das Bordell war. Der Wachmann des „Honey House“ war schon eine ganze Weile weg. Er wollte doch nur den Besitzer holen. Was konnte da so lange dauern? Vielleicht diskutieren die beiden ja, weil der Besitzer ebenfalls keine illegalen Geschäfte in seinem Etablissement abwickeln wollte. Nylias Nervosität und Verzweiflung wollten nicht abflauen, aber es gesellte sich noch eine Spur Langeweile dazu. Die junge Frau hatte jeden Zentimeter der Bar von ihrer Position in der Ecke aus betrachtet und auch die Gesichter der Gäste. Sie hätte von jedem ein perfektes Phantombild erstellen können. Leider hatten einige der Kerle bemerkt, dass Nylia sie immer wieder ansah und hatten es als Zeichen der Interesse aufgefasst. Bei dem zweideutigen Grinsen von einem der Männer verspürte sie einen akuten Brechreiz. Mit einer Gänsehaut vor Ekel wandte sie sich ab und sah herüber zu dem Klatooianer, der noch immer an der Theke saß. Er stürzte inzwischen den vierten Drink herunter. Die Bewegungen dieses Fleischbergs waren bereits leicht fahrig und was Nylia von ihrem Platz aus hören konnte, sprach er ein wenig undeutlich. Es hätte sie eigentlich freuen sollen, denn nie standen ihre Chancen zu entkommen besser, aber leider hatte der Klatooianer noch immer den Auslöser ihres Sklaventransmitters. Bis er den aus den Augen ließ und Nylia ihn stehlen könnte, müsste der Kerl einiges mehr intus haben. Bis es dazu kommen konnte, wäre aber sicherlich der Besitzer des „Honey House“ anwesend. Tatsächlich kam einige Minuten später der Wachmann zurück, jedoch noch ohne Begleitung. Er teilte dem Klatooianer mit, dass Shane Harley noch zu tun hatte und es noch dauern könnte, bis er Zeit fand. Nylias Bewacher grunzte genervt auf, da er sich aber an der Bar mit einem Glas Hochprozentigem in der Hand äußerst wohl fühlte, winkt er dann nur ab und wollte weiter warten.
Nylia seufzte und schreckte auf, als plötzlich jemand neben ihr war. Sie hatte mit einem ihrer Leidensgenossen gerechnet, es war jedoch einer der Gäste des „Honey House.“ Es zuckte verdächtig in ihrem Arm und sie war kurz davor, dem aufdringlichen Mistkerl eine Ohrfeige zu verpassen. Sie wollte aber nicht auffallen oder den Klatooianer dazu bringen, sich von seinem geliebten Getränk zu trennen. Nylia flüchtete daher lieber zu einem der leeren Tische. Den penetranten Geruch des Kerls, eine Mischung von Schweiß, gepaart mit einem schlechten Aftershave und kaltem Zigarettenqualm, bekam sie aber nicht so einfach aus der Nase. Hustend sah Nylia überall hin, nur nicht zurück zu ihrem neuen besten Freund. Auf einmal war da wieder dieses Gefühl, dass sie im Begriff war etwas Wichtiges zu verpassen. Es wurde so stark, dass Nylia den Drang verspürte aufzuspringen und den Raum abzusuchen. Sie ließ daher ihren Blick noch einmal umherschweifen. Schnell bemerkte sie jemanden an einem der Tische auf der anderen Seite des Raums, der sie beobachtete.
Nylia musste sich selbst in Gedanken korrigieren. Die hellen Augen des Fremden starrten sie regelrecht an. Er musste erst gerade hereingekommen sein, denn vorhin hatte sie ihn noch nicht bemerkt. Eigentlich hätte sie sich unwohl fühlen müssen, forschte jemand sie so offenkundig aus. Nylia erwiderte den Blick jedoch ebenso fest und obwohl sie sich bewusst war, dass sie sich in einem Bordell befand und dass ein Fremder sie von oben bis unten musterte, verspürte sie auf einmal ein Gefühl der Wärme und Sicherheit. Sie war darüber selbst so verwundert, dass sie verwirrt die Augen schloss und den Kopf schüttelte. Sie spürte danach aber noch immer den Blick des Mannes auf sich und sah noch einmal zu ihm herüber. Das Halbdunkel der Bar wurde für einen Moment erhellt, als eine Tür in seiner Nähe sich öffnete. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Nylia sein Gesicht besser erkennen und sie erschrak, als sie ihn erkannte. Sie wusste nicht sofort woher sie ihn kannte, aber schnell fiel ihr ein, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. In einem so eintönigen Leben wie dem einer Sklavin schnappte man alle interessanten Details seiner Umgebung auf, die wenigstens ein wenig Abwechslung boten. Der Mann dort war der Kerl, auf den ihr Halter auf Klatooine ein Kopfgeld ausgesetzt hatte. Sie hatte den fetten Wurm fluchen hören und hatte gesehen, wie er auf dein Hologrammbild des Mannes gezeigt hatte. Mehrere Tage war dieses Bild immer wieder im Palast aufgetaucht, begleitet von huttischen Verwünschungen und Todesdrohungen.
Nylia handelte, bevor sie wirklich wusste, was sie da tat. Sie blickte sich hektisch nach dem Klatooianer um. Der Koloss saß aber noch immer unbewegt auf seinem Hocker und schüttete genüsslich noch mehr Alkohol in sich hinein. Der Kerl dort drüben an dem Tisch musste den Hutten hassen, da war sich Nylia sich sicher. Vielleicht würde er ihr helfen, wenn sie ihm Informationen versprach. Das Ganze war eine waghalsige Idee, eigentlich sogar eine ziemlich dumme, aber er war ihre einzige Hoffnung, doch noch irgendwie aus der Sklaverei herauszukommen. Sie war als freier Mensch geboren worden und sie wollte wieder einer sein, koste es, was es wollte. Nylia hatte keine Ahnung, was sie sich von diesem Irrsinn versprach. Und wieso sollte der Mann dort einer Fremden helfen? In der Galaxie half man sich nicht, wenn man sich keine Gegenleistung versprach. Vielleicht sollte Nylia sich nach sechs Jahren endlich damit abfinden, dass sie nie wieder frei sein würde. Ihr Leben war mit Anfang zwanzig eigentlich schon zu Ende. Unter keinen Umständen wollte sie jedoch in den unteren Ebenen bleiben. Was hatte sie also zu verlieren? Wenn er nein sagte, würde sie anscheinend so oder so im „Honey House“ bleiben. Außerdem wusste sie einfach, dass der Mann sie nicht zurückweisen würde. Dieses Gefühl der Wärme und Gewissheit wurde mit jedem Moment nur noch stärker, in dem sie seinen Blick erwiderte. Nylia wartete daher, bis der Klatooianer wirklich nur mit seinem Drink beschäftigt war und nicht nach seiner Ware sah und sprang dann auf. Sie lief zu dem Fremden herüber und ließ sich ohne zu fragen auf den Stuhl neben seinem fallen.
„Ich weiß, wer du bist. Dich hat ein Hutte auf Klatooine vor nicht allzu langer Zeit gesucht.“
Sie hatte keine Zeit, um sich lange vorzustellen. Sein Gesichtsaudruck verhärtete sich bei der Nennung des Hutten und Nylia wurde panisch. Er durfte sie nicht an ihren Bewacher verraten oder sie wegschicken.
„Ich bin eine seiner Sklavinnen und er will mich wie die anderen dort drüben loswerden. Der Klatooianer soll mich verkaufen. Bitte, hilf mir! Wenn du dem fetten Wurm eins reinwürgen und dich rächen willst, kann ich dir helfen. Ich weiß, wie man ungesehen in den Palast kommt und wann der Mistkerl wo ist und mit wem. Bitte!"
Coruscant - Untere Ebenen – Im Barbereich des „Honey House“- mit Tylaar