]Coruscant-System - Coruscant - Untere Ebene - Lagerhalle - Erste Etage - allein[
Jibrielle drückte sich ganz nah an die Tür heran, so nah, dass sie sogar die Wärme ihres Atems auf dem Metall fühlen konnte. Sie versuchte zu lauschen. Gleichzeitig versuchte sie angestrengt, auf ihre Machtsinne zu vertrauen und den Raum, vor dem sie gerade verharrte, und die darin befindliche Person auf diese Weise ganz wahrzunehmen. Doch sie hatte den ganzen Tag schon ihre Machtsinne anstrengen müssen, ja hatte sogar den ganzen Vormittag nur mit derlei Training zugebracht, und nicht weniger strapaziös war der Weg hierher gewesen. So war es nicht nur immer deutlich spürbar mühseeliger für Jibrielle, sich ihrer Machtsinne zu bedienen. Ihre Wahrnehmungen wurden auch immer ungenauer, diffuser, unfassbarer. So war dieses relativ unanstrengende Lauschen gar nicht so übel.
"Ashe! Kommst´e mal rüber? Du musst dem Chef und der kleinen Göre mal den Krempel hier rüberbringen. Er hat schon gemeckert."
"Jahh, gleich."
"Dein >gleich< kenn ich!"
hörte Jibrielle nicht unbedingt klar aber deutlich durch die alles ziemlich abdumpfende Tür. Aha! Die kleine Göre beim Chef? Musste das nich Nylia sein, die bei dem Oberentführer festgehalten wurde? Zumindest legten dass die Worte der ziemlich tiefen Stimme, die sicher nicht aus dem vor ihr liegenden Raum gekommen war nahe. Sie hatten mit einer Person Namens "Ashe" gesprochen, welche eine weniger brummige Stimme gehabt hatte und definitv im Raum vor ihr war. Wenn sie Jibrielles Machtsinne nicht völlig im Stich gelassen hatten, glaubte sie erkannt zu haben, dass dieser "Ashe" gerade irgendwas in einem der Schränke kramte und ziemlich gelangweilt und unkonzentriert schien. Mit ein wenig Glück und Geschick sollte es der Padawan also möglich sein sich von hinten an diesen Ashe ranzuschleichen - vorausgesetzt das öffnen der Tür würde ihn nicht doch überrascht herumfahren lassen. Der Macht sei dank, hatte sie für diesen Fall ja immernoch ihr Lichtschwert. Es blieb bloß zu hoffen, dass sie dann nicht gänzlich vergessen würde, wie man es benutzt.
"Ich hab gesagt: GLEICH!!!"
murrte Ashe zurück und schien sich auch noch nicht von der Stelle gerührt zu haben. Jibrielle fuhr sich noch einmal mit beiden Händen durchs Gesicht und berührte dann sanft den Türöffner. Milde surrend ging die Tür auseinander und offenbarte Jibrielle den Rücken einer sehr schmächtigen Gestalt mit dickem Helm, der aus dem Pilotenarsenal zu stammen schien. Sie trug hohe Allwetterstiefel und eine dunkle Jacke mit irgendeinem blutrotem Emblem darauf. Die andere Tür des Raumes stand offen - mit Sicherheit hatte Ashe dadurch mit seinem Kumpanenen "kommuniziert". Anscheinend war er unbewaffnet. Ja tatsächlich: Nahe der anderen Tür lag ein Blastergewehr, dass wohl ihm gehören musste. Auf Zehespitzen schob sich Jibrielle immer weiter heran und es gelang ihr tatsächlich, dank ihrer jedihaften Geschicklichkeit, kaum ein Geräusch zu verursachen. Sie hielt sogar den Atem an. Nur noch drei Meter trennten sie von der in wilde Krammerei versunkene Person, die plötzlich, völlig zu Jibrielles Überraschung, langsam den Kopf hob.
"Puh, Gerty ... womit hast du dich denn heute eingedieselt! Du stinkst ja wie ein corellianischer Huttenpuff!"
Jibrielle erstarrte. War das etwas sie, die so roch? Just in diesem Moment fiel ihr auf, dass der ganz eigenwillige Geruch vom Honey House an ihr haftete: Billiges Perfüm kombiniert mit Räucherstäbchen und was nicht noch alles. Was für eine gute Nase musste dieser ...
"Was zum ..."
entfläuchte es Ashe, einer Frau mit absurd großer Nase. Eine Frau!? Sie hatte sich so eben zu der hinter ihr festgefrorenen Jibrielle umgedreht. Wie in Zeitlupe sah sich Jibrielle ihren Schwertarm mit der noch immer deaktivierten Waffe heben, während Ashe in überlichtgeschwindigkeit zuschlug und Jibrielle von den Füßen riss. Mit einem scheinbar detonierten Kinn fiel die Padawan zu Boden und stöhnte auf. Die lächerliche Erscheinung mit einem gar nicht üblen rechten Haken ging langsam um Jibrielle herum und musste lachen.
"Gertyyyy ... komm mal her ... du wirst nicht glauben was ich gerade gefunden hab ..."
rief Ashe voller Hohn und sah sich zu der Padawan herunter. Nachdem die Sterne so langsam wieder die Sicht auf die Realität freigaben, wurde sich Jibrielle gewahr, in welcher Lage sie sich befand. Als sie sich hochrappelte, hörte sie undeutlich wie Ashe sie warnte, sie wollen doch nicht nochmal niedergeschlagen werden. Doch Jibrielle verschwendete keinen Gedanken daran, wie glücklicherweise idiotisch sich ihre Gegnerin verhielt - ein fairer Ausgleich zu ihrer eigenen Unfähigkeit - und hieb nach Ashe aus, die den Schwinger allerdings hatte kommen sehen und abfing. Brutal drehte sie, noch immer hässlich herablassend am grinsen, der Padawan, die schmerzvoll das Gesicht verzog, den Arm um und packte auch Jibrielles andere Hand: Die Lichtschwerthand. Auf einmal dämmerte es der Kopfgeldjägerin, was das es sich bei diesem metallenen Zylinder nicht nur um einen Schlagrohr handelte. Gerade als sie mit dem Leuchten der Erkenntnis in den Augen den Mund aufriss, um die fatale Kunde zu verbreiten, schmetterte ihr Jibrielle, die sich nicht mehr anders zu helfen wusste, mit vollen Schwung die Stirn ins Gesicht, sodass es Ashe den Helm vom Kopf riss und eine lange braune Haarmähne enthüllte. Ein schwaches Quiken entfuhr Ashe, die zurücktaumelnd die Hände vor den Kopf schlug. Jibrielle war völlig überrascht von dem einschlagenden Erfolg und nicht unbeeindruckt von den Schmerzen oberhalb ihrer Augenbrauen. Na also! Jetzt musste sie ja doch nichtmal mehr das Lichtschwert einsetzen! Wenn sie sie jetzt einfach nur niederschlug vielleicht, dann würde ... doch zu früh gefreut. Ashe, die nun noch unschöner Aussah mit blutender Visage und gut sichtbarer Zahnlücke, fing sich sofort wieder und trat Jibrielle mit Karacho das Lichtschwert aus der Hand, sodass es in die andere Ecke des Raumes segelte. Sie wollte gerade wieder versuchen einen jammervollen Hilferuf auszustoßen, als Jibrielle reflexmäßig die Hand ausstreckte und mit der Macht den Türschalter berührte, sodass die Tür zischend zusammenfuhr und das Gewimmer nicht mehr rechtzeitig nach draußen schallen ließ.
Für einen Augenaufschlag traf sich der Blick der beiden Kämpfenden, bevor wieder die Fäuste flogen. Mit ausgestreckten Armen schoss Ashe auf Jibrielle zu und drückte die Padawan krachend und mit mehr Kraft als sie hätte haben dürfen gegen eine Schrankwandt. Sie begann Jibrielle wutentbrannt zu würgen, stetig begleitet von einem unverstehbarem Gejammer. Blut aus ihrer Visage spritzte Jibrielle ins Gesicht. Gar nicht ihrerseits an den langen Armen der Kopfgeldjägerin vorbeikommend, schnürte sich der Padawan die Luftröhre zu. Tonlos keuchte sie, ihre Augen traten hervor und suchten verzweifelt nach etwas, einer Stelle, einem Schwachpunkt, einer Möglichkeit. Die Augen fanden nichts, dafür die Macht. Diesmal war es nicht einmal wie ein kleiner Film, der vor ihren Augen ablief, eher wie ein kleines einzelnes Bild, dass ihr wie von selbst in den Sinn schoss und sogleich die entsprechende Aktion auslöste. Mit ganzer Kraft warf sich Jibrielle nach vorne und rahmte Ashe beide Knie vor die Brust, direkt aufs Sternum. Röchelnd fuhr die Kopfgeldjägerin zurück, doch pakte hatte sie Jibrielle erneut gepackt, diesmal an dem Jackenärmel, ruderte wild mit den Armen und wollte der Padawan den nächsten wuchtigen Schlag versetzen. Mittlerweile nicht nur bebte Jibrielles ganzer Körper, alles war gespannt, sie schwitze Blut und Wasser. Noch nie hatte sie einen Kampf auf Leben und Tod geführt und wusste nicht, angesichts des noch ausstehenden Ausgangs, ob sie jemals würde darüber nachdenken können. Blitzschnell duckte sie sich unter dem herandonnernden Faustschlag weg, drehte sich einmal um sich selbst und halb aus der Jacke heraus, die Ashe noch immer festhielt, wie ein Gladiator sein Kampfnetz mit der Beute darin. Doch ganz konnte sich Jibrielle nicht lösen und hing nun noch mit dem einen Arm im Ärmel, als der nächste Angriff der Kopfgeldjägerin drohte. Da sprang die Padawan aus der Hocke hoch, vollführte einen Rückwärtssalto und trat Ashe mit der Schuhspitze direkt unters Kinn. Für eine saubere Landung reichte Jibrielle geschick jedoch nicht mehr und so stürzte sie wie ihre Kontrahentin schwer zu Boden. Einen Augenblick lang bewegte sich keine von beiden, kosteten sie doch gerade unfreiwillige ihre jeweils eigene Agonie aus. Doch es war nicht ausgestanden. Jibrielle, die Jacke nur halb angezogen, sah aus, wie vor die Achterbahn geschnallt, riss sich zusammen und drückte sich mühevoll vom Boden hoch, um aufzusehen. Nicht schon wieder! Erneut war Ashe schneller gewesen und stand fast schon wieder, als sich ihre Augen nun zum wiederholten Male trafen. Und als wäre beide in diesem Moment, wo sie ein paar Meter zwischen sich hatten, die eine in der einen Ecke des Raumes, die andere in der anderen, klargeworden, dass sie hier wie Tiere ohne Waffen kämpften, schossen beide vom Boden hoch und stürzten zu ihren Waffen. Die Padawan wusste instinktiv, dass ihr Schwert weiter weglag und jähe Todespanik flutete ihr Gehirn, als sie schon die Einschüsse in ihrem Rücken zu fühlen glaubte. Ashe grunzte sich ebenso in rasantem Tempo auf ihr Blastergewehr zu, erreichte es als erste, wirbelte herum und ziehte auf Jibrielle, die gerade ihre Jacke in hohem Bogen in die Richtung ihrer Gegnerin warf. Ohne nachzudenken schoss die Kopfgeldjägerin auf die Padawan, feuerte dreimal durch die Jacke, bis ein Blasterschuss unverhofft heimweh bekam und ihr wieder entgegenflog. Heftig traf er sie in der rechten Schulter und schleuderte die Kopfgeldjögerin Ashe zu Boden. Bebend und mit hörbarem Keuchen stand Jibrielle gespreizt in der Hocke, das Laserschwert vor ihre Brust gestreckt, zwei Einschusslöcher neben ihr in der Wand. Ashe verharrte in regloser Ohnmacht. Spritzer fremden Blutes bedeckten Jibrielles Träger-Wollshirt.
"Ashe? Hattest du mich gerufen? War grad aufm Klo gewesen. Was gehtn bei dir los?"
grunzte es plötzlich stumpf durch die geschlossene Tür. Wie vom Jawa gebissen stürzte Jibrielle zur Tür und, als sie erkannte, dass sie sie nicht mehr rechtzeitig erreichen würde, sprang zur Decke, hielt sich am kompaktenLüftungsschacht fest und schwang sich nach oben.
"Bringst du dann mal endlich dem Chef seinen Fraß in den Kontrollraum? ich sach dir Ashe, der wird dir noch dermaßen in den Arsch treten, dass dir die ... Ashe?"
blöckte der Gamorreaner, der soeben in den Raum stampfte, wobei er seine Hand immer wieder in eine überdimensionale Chipstüte tauchte und seine beiden Blasterpistolen in der größen von Melonen an seinen Hüften baumelte. Jibrielle hielt den Atem an und drückte sich mit aller Kraft mit den Händen an den Lüftungsschacht, während die Füße gegen die Wand stämmten. Unter ihrem Bauchnabel, keinen Meter vom Kopf des riesigen Gamorreaner entfernt, war selbiger völlig verdutzt von der der Unordnung im Raum, waren doch zahlreiche Gegenstände aus dem Regal gefallen und eine Jacke lag da einfach so auf dem Boden. Wenn er sich jetzt nach links umdreht und Ashes leblosen Körper erblickt, dachte sich Jibrielles, dann brennt die Luft. Aber diesmal richtig. Um dieser Möglichkeit auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit einzuräumen. Ließ sich Jibrielle sofort fallen und hämmerte den Knauf ihres Lichtschwertes in den Nacken des grünen Riesenschweins. Mit einem diesmal ganz anderem Grunzen ging dieser in wackelig in die Hocke, nur um von der nun wieder mit sicherem Boden unter den Füßen ausgestatteten Padawan durch einen zweiten Schlag auf den Hinterkopf gänzlich ins Reich der Träume geschickt zu werden.
Während die schwitzende und nun langsam wieder richtig zu Atem kommende Jibrielle ihre bewusstlosen Gegner besah, hoffte sie inständig, dass Adrian besser vorwärtskam als sie. Da fiel ihr auf, wie sie irgendwann während des Kampfes, wahrscheinlich in ihrem Sprung zum Schwert, sich etwas geändert und Ruhe über sie gekommen war. Die Ruhe, die sie vorher verloren hatte oder nicht hatte wiederfinden können. Die Ruhe, die sie doch so sehnlichst während des Trainings immer angestrebt hatte. Mit dem Unterarm wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Fest hielt sie das Lichtschwert umklammert, was sie heute zum ersten Mal vor dem ewigem Eintauchen in die Macht bewahrt hatte. Doch heute - oder zumindest jetzt - war dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen. Entschlossen drehte sie sich um und schaute aus der Tür, durch die der Gamorreaner gekommen war. Er hatte irgendwas vom Kontrollraum erzählt: Der Raum, in dem Nylia war? Vorsichtig ging sie an den Rand der Tür und spähte hinaus. Von der ersten Etage hätte sie problemlos hinunter schauen und den Wachen etwas zurufen können. Nur durch ein Wunder war ihre Auseinandersetzung hier nicht bemerkt wurden. Da erblickte die Padawan am anderen Ende der Lagerhalle ein etwas hervorstehendes Wand, die mit besonderem Glas eingelassen war. Sie schien recht zentral gelegen und ein schwaches Leuchten verschiedenster Farben drang daraus hervor. Das musste der Kontrollraum sein, von dem sich sicher auch alle Maschinen im Gebäude samt Haupttor und Stromversorgung bedienen lassen mussten. Dort musste sie hin. Ein kurzer Blick in die Macht bestätigte ihre Vermutung. In dieser Richtung war Nylia. Nur wie kam sie dahin? Durch noch mehr Räume? Noch mehr Wächtern begegnen, die diesmal bestimmt den Alarm geben würden? Es sei denn sie fände einen alternativen Weg. Ein weg der sie vielleicht ... Jibrielle Blick wanderte nach oben zur Decke, an der der Luftschacht in seiner ganzen Pracht befestigt war.
Muskmäuschenstill schob sich die Padawan durch den Schacht und erreichte dabei eine dennoch nicht zu verachtende Geschwindigkeit. Als sie endlich in den Teil des Schachts gelangt war, der sich beim Kontrollraum befinden musste, machte sie sich gerade Gedanken darüber, wie sie um Himmels willen aus dieser Position einen in irgendeiner Weise hoffnungsvollen Rettungsversuch unternehmen sollte, als plötzlich ein lauter Knall oder etwas ähnliches ertönte und wenige Sekunden später laute Schreie gefolgt von einer quitschigen Sirene ertönte. Was war los? War sie das gewesen? Unmöglich! Das musste bedeuten ...
"Adrian ..."
seufzte Jibrielle besorgt, schellte sich jedoch gleich wieder dafür. Er kam schon klar! Sie aber musste diese Chance nutzen! Nun noch viel schneller schob sie sich den engen Luftschacht entlang bis sie endlich das Gitter erreichte, dass sich direkt über dem Kontrollraum befinden musste. Sie hörte zwar noch aufgeregt ein paar Stimmen, doch schien derzeit niemand hier in ihrer unmittelbaren Nähe zu sein. Mit erheblichen Druck aus den Ellenbögen stieß sie das Gitter unter sich auf und ließ sich geschickt herunter. Der prüfende Blick: Niemand hatte es bemerkt, sonst hätte sie ihn schon längst am Arsch gehabt. Doch hier war tatsächlich überhaupt niemand, nur ein paar Maschinen, so wie sie es erwartet hatte. Doch bemerkte die Padawan sofort die offenstehende Tür zu einem Nebenraum, der nur durch diesen zu erreichen war. Ohne großes Rätselraten pirschte sie, zwar noch immer um Vorsicht bedacht, doch nun voll großer Erwartung in den Raum vor ihrer Nase und fuhr rum zu der ihr wohlbekannten Erscheinung, die gefesselt in der Ecke hockte oder saß, und ihren Augen nicht wirklich zu glauben traute. Ein strahlendes Lächeln explodierte auf Jibrielles Miene. Mit einem Sprung rutschte sie zu Nylia auf den Boden und schloss die Verschollene in die Arme.
"Wir sind da! Ich bins: Jibrielle! Alles wird wieder gut! Wir sind hier!"
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