[Imperial City – Oberste Ebenen – Ruinen des Tempel' der Jedi – weitestgehend verwüsteter Saal – Empore] – allein
Ario hatte ihn nach dem Ende ihrer Trainingseinheit, wie aufgetragen, verlassen und Nergal somit sich selbst überlassen. Minuten waren verstrichen in denen sich der Sith-Inquisitor nun nicht gerührt hatte. Nicht einmal ein Liedschlag seiner Augen hatte sich ereignet. Starr blickten sie scheinbar durch das Mauerwerk des Tempels. Wie versteinert würde der Krieger einem Beobachter vorkommen. Zumindest so lange, wie man nicht auf die um sich greifende Aura Nergals achtete. Und die war nicht allzu leicht zu verfehlen. Unbehagen und bei den schwächeren Angst einflößend und verbreitend dehnte sie sich aus. Streckte die kalten Finger, die sich durch mehrere Meter dickes Eis gehauen hatten um ihrem Grab zu entkommen, aus, als wolle sie jedes Lebewesen in ihrer Nähe mit der Grabeskälte infizieren. Auf das es zum willenlosen Diener des Sith-Meisters wurde. Bewusste Gedanken hegte der Sith in jenen Augenblicken keine. Vollauf war er damit beschäftigt die Essenz seines Wesens beisammen zu halten und durch die tosenden Strömungen aus Emotionen wandern zu lassen, die die Macht um und in ihm erfüllten. Erst nach einiger Zeit kehrte er, frisch gestärkt und die leise herauf gekrochene Müdigkeit besiegt in das hier und jetzt zurück. Als wäre nichts gewesen setzte er sich in Bewegung. Klangvolle Schritte führten ihn näher an die Gefangenenansammlungen. Doch Nergal hatte weder den Wunsch sie aufzusuchen, noch wollte er seinem Schüler auf die Finger schauen, während der den von ihm aufgetragenen Befehl ausführte. Er würde so oder so erfahren welche Erfolge und Erfahrungen Ario bei diesem Unterfangen verbuchte. Und das früh genug.
Der Inquisitor streifte für einige Schritte ratlos durch den Tempel, ehe er den Entschluss fasste, sich wieder in die Kammer des Rates zu begeben. Der Turbolift brachte ihn binnen kurzer Zeit wieder hinauf und noch während der Fahrt konnte er die allumfassende Aura spüren, die mit jedem Meter den er nach oben stieg größer wurde. Der Umhang und sein Schwert, das seinen Inquisitor Status bezeugte abgelegt, stand der angestrebten Meditation nichts mehr im Wege. Und so ließ sich Nergal mitten in der Kammer nieder und beschwor an diesem Ort die Dunkelheit aus seinem Inneren herauf. Es war ein seltsames Gefühl, umringt von all dem Guten und diesem Frieden auf die ungestüme und wilde Kraft zuzugreifen. Einerseits verabscheute er dieses Gefühl und auf der anderen Seite stellte sich dadurch eine ungemeine Schärfung des eigenen Selbst ein. Er war die Finsternis. Derjenige der das Licht einer Flutwelle aus eisigem Tod gleich zu ersticken versuchte. Es würde ihm nicht gelingen. Tausende Jahrtausende hatten hier seine Feinde in ihrer Fehlgeleiteten Arroganz residiert. Er würde dies nicht ändern können. Nicht mit einer simplen Meditation. Nach und nach stieg er tiefer in die Fluten hinab und ließ sich davon umspülen, als sei er des Lebens müde und wolle sich selbst ersäufen. Die Präsenz seines Schülers Ario verblasste völlig und damit wurde das Letzte Überbleibsel an spürbarem seiner Umgebung getilgt. Einzig der Fingerabdruck des Ortes, an dem er sich befand blieb bestehen. Unwillkommen regte sich die Stimme in seinem Schädel. Nutzte das mehr an Konzentration das er benötigte um sich gegen Wildheit und Verlangen seiner Kräfte zu stellen und das, was er benötigte um sich gegen diesen Ort zu wehren. Umherwirbelnde Emotionen formten sich zu unbegreiflichen Bildern. Gedanken prasselten auf ihn ein und Licht und Dunkelheit mischte sich zusammen zu einer anderen Art von Gegner, der er bisher noch nie in diesem Stadium gegenüber gestanden hatte.
Dieses seltsame Gebilde aus aggressiver Emotion, mit jenem seltsamen Funken Ruhe und Frieden, beschied ihm, er sei unwürdig. Sagte ihm er solle nicht weiter versuchen sich auf dem Pfad eines Sith zu halten, da es vergebens wäre – seine Kraft würde niemals ausreichen, wahrhaft Sith zu sein. Während an anderer Stelle das Gefühl entstand das er all die Jahre einem fehlgeleiteten Pfad gefolgt war. So stark war der drang sich der Ruhe und dem Frieden hinzugeben... Denn zeitgleich trommelten tausend Stimmen auf seinen Nerven, jede eine andere Nuance einer Emotion, die seine Möglichkeiten des Verständnisses gnadenlos überlasteten. Und in rasender Geschwindigkeit den Anschein von Bildern oder Worten in seinem Geist hinterließen. Nergal trieb in den Fluten des Todes dahin und stemmte sich gegen die auf ihn einstürmenden Eindrücke. Es war ein unablässiges hin und her, ohne das ein Sieger jemals gekürt wurde, geschweige denn überhaupt gefunden werden konnte. Es war die Natur der Dunklen Seite, dass sie Kampf und die negativen Empfindungen förderte. Weshalb es für Nergal nach und nach keine Versuchung mehr darstellte, diesem Wirbel des Chaos ausgesetzt zu sein. Viel mehr war dies die Entspannung die er gesucht hatte. Und als der Status Quo erreicht war, es weder einen Weg vorbei an Nergals Bastion tief, tief unten im Auge des Schreckens, noch für den Inquisitor einen Weg vorbei an den auf ihn anstürmenden Emotionen, Bildern und Gedanken gab, da verharrte er. Stunden vergingen, in denen er sich ohne sich Gedanken um die Zukunft oder Vergangenheit machen zu müssen, ganz allein dem ewigen Kampf hingab.
Nur langsam löste er sich aus jener Umarmung und nachdem er sie dann vollends durchtrennte, stürmte das, was jener Ort an Präsenz auf sich vereinte, deutlich stärker auf ihn ein. Nergal allerdings, der sich für mehrere Stunden zumindest geistlich in einem Zustand fortwährenden Kampfes befunden hatte, konnte jetzt nur müde darüber lächeln. Ihm war bewusst wie fehlgeleitet die Jedi in ihren Ansichten über die Macht waren. Wie wenig sie in all der Zeit die es sie gab heraus gefunden hatten. Und wie sehr sie sich selbst einschränkten. Dinge, die nicht auf die Sith zutrafen. Und so legte er sein Schwert wieder an und warf sich den Umhang über, zog die Kapuze tief ins Gesicht und begann den Abstieg. Mittlerweile sollte genug Zeit verstrichen sein, damit sein Schüler Ergebnisse vorweisen konnte. Sowohl was die Informationsbeschaffung, als auch seine aufgetragene Anwendung der Macht betreffend. Nergal schritt durch den Tempel, in einem Tempo und einer Gangart, als betrachte er ein Museum. Als wäre er ein Tourist, der von weither gekommen war um sich dieses heidnische Bildnis des Irrglabens anzusehen. Als versuche er zu verstehen, wenngleich Nergal einer derjenigen war, die durchaus verstanden und sich nicht nur mit hohlen Phrasen schmückten wie andere. Andere Anhänger der Dunklen Bruderschaft, die ihm schnell in den Sinn kamen, die er jedoch beiseite fegte. Eine gewisse Hochstimmung hatte ihn erfasst und er war es müßig sich alle Zeit nur Gedanken um die Fehlgeleiteten und Wahnhaften zu machen.
Ohne ein Wort schlenderte der Hünenhafte Sith Inquisitor durch einen weitläufigen Saal, der von Gefangenen bevölkert war und in dem sich über hundert der Zivilisten tummelten. Zwei weitere dieser Säle gab es, der dritte noch nicht ganz so sehr gefüllt. Darüber hinaus hatte man mehrere Gänge in der Umgebung des letzten Saals als Gefängniszellen umfunktioniert und nutze – es waren vermutlich ehemals Quartiere – sie für die potenziell wichtigeren Mitglieder des Sympathisantennetzwerks. Und in jenen Zellen konnte er seinen Schüler deutlich spüren. Die Emotionen die von ihm ausgingen, versetzten Nergal sofort in einen sehr aufmerksamen Zustand. Er schien etwas entdeckt zu haben. Allerdings... wieso suchte er ihn dann nicht auf, oder kontaktierte ihn? Die Lösung jener Frage präsentierte sich ihm in Form einer Frau, die von dem Adepten konfrontiert wurde. Weniger aus Intention, als der Tatsache heraus, dass er etwas spürte, stellte sich schnell heraus das sein Schüler und jene Frau eine Verbindung teilten. Eine, die ähnlich geartet war, wie die, die Ario zu seiner Schwester hatte. Allerdings erschien sie ihm weitaus weniger liebevoll. Um nicht zu sagen, das die Wut und der Zorn die in seinem Schüler um sich griffen, allzu greifbar waren. Nergal betrat letztendlich die Zelle und blieb ein paar Schritte hinter und seitlich von Ario stehen.
„Wie ich sehe, kennt ihr euch bereits.“ Schmunzelte der Sith und trat neben seinen Schüler. Er konnte die wirbelnden Gedanken der Frau förmlich auf seiner Zunge schmecken, ließ sich davon aber nicht beeindrucken und richtete das Wort an seinen Schüler. Während er die restlichen Gefangenen schlicht nicht beachtete. Wie sollten sie auch ihm gefährlich werden! „Es ist ein langer Weg, aber ich habe dir ja gesagt, solange wir vorankommen, wird es uns immer wieder möglich sein die uns geißelnden Ketten zu sprengen.“ Kurz pausierte er, um deutlich zu machen, das den folgenden Worten mehr Gewichtung zugedacht war. „Durch Macht, erlange ich den Sieg. Durch Sieg, zerbrechen meine Ketten.“
[Imperial City – Oberste Ebenen – Ruinen des Tempel' der Jedi – provisorische Gefängnisse – Zelle] – mit Ario & seiner Mutter & 3 Gefangenen