Noa Chanelle
girl in black
- Coruscant – City – Obere Ebenen – Fitnessstudio – Mit Brad -
Die Anstrengung in ihrem Bauch drückte ganz schön, als Noa Chanelle zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag die Gewichte des Sportgerätes mit Hilfe ihrer Bauchmuskeln nach oben drückte. Sie konnte bereits voraus ahnen, wie sie sich morgen fühlen würde. Vermutlich würde sie gar nicht erst in der Lage sein, überhaupt ihr Bett zu verlassen – wobei diese Vorstellung eigentlich gar nicht so schlecht klang. Hätte sie nicht eine wochen- bezhiehungsweise monatelange Pause in ihrem Fitnesstraining eingelegt, sähe dies ganz anders aus, doch jetzt begann sie wieder da, wo jeder blutige Anfänger anfing: ganz vorne.
“Ich glaube nicht, dass ich noch mehr schaffe.“
Ächzte sie, nachdem ihre Bewegungen bereits langsamer und beschwerlicher geworden waren. Neben ihr stand Brad, ein Datapad in der Hand.
„Und ob du noch mehr schaffst. Ich will noch zwanzig. Los!“
Forderte er. Zwanzig? Der Typ war verrückt! Schlaff ließ Noa die Arme hängen.
“Ich kann wirklich nicht mehr, ganz ehrlich“
Jammerte sie, ohne dass es irgendetwas genutzt hätte. Brad Storm war einer der erbarmungslosesten, aber auch einer der gefragtesten Trainer des Fitnessstudios. Er wusste, wie man Leute fit machte, wie man sie motivierte und wie man alles aus ihnen heraus holte. Noa kannte ihn seit ihrer Kindheit. Er war mit Leandro zur Schule gegangen und sie war früher heimlich in ihn verliebt gewesen. Das war zu einer Zeit gewesen, als sie noch Kinderserien geschaut hatte und geglaubt hatte, vom Küssen könnte man schwanger werden. Nein, eigentlich hatte sie das nie geglaubt, das war Cloé gewesen – oder? Der Schweiß stand Noa auf der Stirn, als sie sich die letzten Male anstrengte. Es war ihr ernst mit einem gesünderen Leben. Sie wollte gesünder essen und sich wieder mehr sportlich betätigen. Das hier war der Beginn von etwas ganz Neuem und diesmal würde sie langfristig dabei bleiben.
„Yeah, Hälfte geschafft! Noch zehn... noch neun...“
Brad zählte den Countdown für sie. Wenn sie hier fertig war, würde sie ihn umbringen. Noa biss die Zähne zusammen. Hauptsache, es zahlte sich aus. Sie wollte einen Bauch wie Jenia Kareseska, eines dieser Über-Models, die ständig Werbung für Unterwäsche und Bademode machten und dabei so aussahen, als hätten sie in ihrem gesamten Leben noch keinen Schokoriegel gegessen. Nun, Noa hatte Neuigkeiten für diese Mädels: sie aß ab sofort auch keine mehr!
„Drei... zwei... eins... yeah! Und jetzt noch mal zehn, dann bist du fertig!“
Ungläubig brach Noa beinahe zusammen. Egal wie viel sie gab, für Brad war es nie genug. Eine halbe Stunde später verließ sie frisch geduscht die Umkleidekabinen. Sporthose und T-Shirt hatte sie ausgetauscht gegen Lederhose und Lederjacke. Noa war mit ihrem Speederbike hier und hatte vor, so schnell wie möglich zu verschwinden, nämlich so lange ihre Beine sie noch trugen. Brad hatte sie zuerst über das Laufband gejagt und sie dann an verschiedensten Geräten irgendwelche Muskeln trainieren lassen, so lange bis ihr Gesicht vollkommen gerötet war und sie bereit war, alles für ihn zu tun, nur damit er sie gehen ließ. Sie würde ganz sicher nie mehr wieder kommen.
„Bis übermorgen!“
Rief er ihr zu, als sie an der Anmeldung vorbei ging. Noa führte ihre Trinkflasche zum Mund und hob die Hand. Das würde sich erst noch zeigen.
“Ich komme nie wieder!“
Antwortete sie, doch Brad hob nur unschuldig die Hände. Der Abend, an dem sie bei Cloé und Jesper zum Essen gewesen war, war zwei Tage her. Seitdem hatte sie nicht mehr mit Cloé gesprochen, jedoch nicht aus böser Absicht, sondern weil ihre Schwester viele Termine hatte: Friseur, Maniküre, Shoppen, mit Freundinnen treffen und zwischendurch noch genügend romantische Zeit mit Jesper einplanen. All das wollte gut koordiniert werden. Noa verstaute ihre Tasche auf ihrem Bike und setzte ihren Helm auf. Sie wusste, dass Cloé nur die besten Absichten für sie hatte, doch sie glaubte auch, dass ihre Schwester, die seit Jahren in einer glücklichen Beziehung lebte, sich nicht ganz in ihre Situation hinein versetzen konnte.
Sie fuhr hinunter in die Unteren Ebenen, wo sie in einer Bar mit einem Mitglied einer der anderen Widerstandsgruppe verabredet war. Seit jenem schicksalhaften Treffen der einzelnen Gruppierungen, das in einem Desaster geendet war und Pablo seinen linken Arm gekostet hatte, arbeiteten die „Rebellen“, wie sie vom Imperium abwertend genannt wurden, sehr viel enger zusammen als zuvor, machten gemeinsame Sache und tauschten regelmäßig Berichte aus. Ihr Bruder hatte Noa geschickt, eine Nachricht entgegen zu nehmen, die zu brisant war um sie per Kom zu übermitteln. Solche Aufgaben zu übernehmen tat gut, denn auch das lenkte ab. In der Bar, in der sie sich trafen, war Noa noch nie gewesen. Ihre Kontaktperson war ein Advosze, den sie recht schnell erkannte. Sie setzte sich zu ihm an den schäbigen Tisch, den er für sich gewählt hatte und bestellte sich ein Getränk. Wie zwei alte Bekannte tauschten sie einige Belanglosigkeiten aus, auf die man sich im Vorfeld geeinigt hatte und die als Codewörter herhielten. Dann saßen sie noch eine Weile, um den Schein zu wahren, bis er ihr unauffällig einen Datenstick entgegen schob. Kurz darauf verabschiedete er sich und Noa blieb alleine mit ihrem Getränk zurück. Sie wartete noch ein paar Minuten und begann, gelangweilt mit ihrem Kom herum zu spielen. Die Bar war spärlich besucht. Das schummrige Licht war wenig einladend, stellte aber den perfekten Ort für jene Gestalten, die nicht gesehen werden wollten – so wie sie. In einer Ecke standen drei Typen an einem Spielomaten, zwei davon Twi'leks, einer ein Iktotchi, tranken Bier und ließen die Spielechips aus Plastik, die ihnen zum großen Geld verhelfen sollten, in ihren Hosentaschen klappern. Es war das übliche Treiben in einer von Coruscants typischen Bars, dachte Noa, als sie schließlich ihr Komlink wieder weg steckte, für ihren Drink bezahlte und nach draußen ging. Bei den Spielomaten standen nur noch zwei der drei Männer. Vermutlich hatte der Dritte die herunter gekommenen sanitären Anlagen aufgesucht, die die Bar im hinteren Bereich zu bieten zu hatte. Noa hatte genug dieser Läden von innen gesehen um zu wissen, dass die Toiletten so gut wie überall schmutzig und versifft waren. Sie selbst war weniger anspruchsvoll als die meisten Frauen, aber auch sie hatte ihre Standards. Während sie nach draußen ging, zog sie ihre Handschuhe über. Es war kalt. Sie würde direkt zum Hautpquartier der Defender fahren, Pablo oder Baes Hawot den Datenstick übergeben und dann nach Hause fahren. Den Mann, der im Schatten auf sie lauerte, sah Noa Chanelle nicht. Als sich eine Hand über ihren Mund legte und ein Arm sich fest um sie schlang, war es bereits zu spät. Sie spürte, wie ihr die Luft weg blieb und versuchte um sich zu schlagen, konnte sich jedoch kaum bewegen. Im selben Moment öffnete sich die Tür der Bar und die beiden Twi'leks traten nach draußen. Natürlich, dachte Noa, und wusste, ohne dass sie ihn sehen konnte, dass es der Iktotchi war, der sie festhielt.
„Ganz ruhig, Schlampe.“
Raunte eine Stimme an ihr Ohr.
„Mein DL-21 sitzt direkt in deinem Rücken.“
Übelriechender Atem wehte Noa in die Nase und ein heißer, feuchter Hauch legte sich auf ihren Hals. Gleichzeitig spürte sie den rundlichen Lauf eines Blasters, der sich genau gegen ihre Wirbelsäule presste. Sie bewegte sich keinen Millimeter.
„Wenn du schreist, bist du tot.“
Warnte sie der Iktotchi und entfernte langsam seine Hand. Noa biss die Zähne aufeinander.
“Nimm deine dreckigen Pfoten von mir.“
Zischte sie leise. Als Antwort erhielt sie nur ein vernichtendes Lachen. Grob trat er ihre Tasche, die zu Boden gefallen war, als er sie überrumpelt hatte, in Richtung der Twi'leks.
„Los, guckt ob da was brauchbares drin ist. Ich wette, unsere kleine Freundin hier hat ein paar nette Wertsachen für uns dabei.“
Noas Körper spannte sich an. Das hier war ein Raubüberfall und mit viel Glück würden die Typen sie gehen lassen und in die nächste Pfütze werfen, wenn sie zufrieden mit ihrer Ausbeute waren. Benahm sie sich jedoch daneben, würden sie ihr vielleich wirklich ein Loch in den Rücken schießen. Verdammt, was sollte sie bloß tun? Mit einer Waffe im Rücken konnte man nicht viel machen. An ihren Blaster kam sie nicht heran, nicht wenn er sie so fest hielt. Hilflos musste sie zu sehen, wie einer der Twi'leks in ihrer Tasche wühlte und sie dann auf dem Boden aus kippte. Er fand ihren Creditstick, der nicht besonders viel wert war – was er jedoch nicht wissen konnte – und trat ihr Komlink mit dem Fuß bei Seite. Der gesamte Inhalt ihrer Tasche war auf dem nassen Asphalt ausgekippt: Lipbalm, Bonbons, Handcreme, eine Sonnenbrille, die man auf Coruscant so gut wie nie brauchte und noch eine ganze Reihe anderer Dinge, die Frauen (selbst Noa!) mit sich herum trugen.
„Das war's. Hier ist sonst nix.“
Die Enttäuschung in der Stimme des Twi'leks war zu hören. Der Griff um Noas Arm verstärkte sich.
„Durchsucht sie. Los.“
Befahl der Iktotchi. Noa wurde blass.
“Wage es nicht...“
Sprach sie eine leere Drohung aus, als der Twi'lek auf sie zukam. Dabei waren es nicht die tastenden Hände des Nichtmenschen, die sie unruhig werden ließen und auch weniger der Datenstick in ihrer Hosentasche, der sie kaum interessieren würde. Was konnte ein junge Frau wie sie, die man so leicht überwältigen konnte, schon für Daten mit sich herum tragen? Sie würden glauben, es wären lediglich unwichtige private Informationen. Viel mehr Sorgen machte sich Noa um die Kette, die sie um ihren Hals trug. Cris' Kette. Verdammt. Sie war so dumm. Wie konnte man in die Unteren Ebenen gehen und ein solch wertvolles Schmuckstück mit sich herum tragen? Es war ein Coruscan-Diamant, zum Kuckuck! Sie hätte es wissen müssen. Sie war die verdammte Heldin der Unteren Ebenen! Doch wie eine Heldin wirkte sie gerade nicht. Noa drehte den Kopf weg und wandt sich, als der Twi'lek begann, erst in ihre Jacken- und dann in ihre Hosentaschen zu greifen. Die Berührungen genoss er sichtlich.
„Hey, keine Zicken.“
Warnte der Iktotchi hinter ihr, als sie sich bewegte und drückte ihr seinen Blaster noch eine Spur fester ins Kreuz. Inzwischen hatte der Twi'lek ihren Datenstick zu fassen bekommen und ihn achtlos vor ihre Füße geworfen. Sie brauchte einen Plan und zwar schnell, doch bevor sich auch nur ein einziger vernünftiger Gedanke in Noa manifestieren konnte, erklang das vertraute Klicken eines Blasters, der gerade entsichert wurde.
„Lasst die Lady in Frieden.“
Hörte sie eine ruhige Stimme sagen und das nächste, das sie wahr nahm, waren ein sich lösender Schuss, ein Blasterblitz, der an ihr vorbei jagte und der überraschte Aufschrei des Typen hinter ihr. Im nächsten Moment lockerte sich der Griff, mit dem sie festgehalten worden war und der DL-21 Blaster, der sie bisher in Schach gehalten hatte, fiel zu Boden. Ohne groß zu überlegen riss Noa ihr Knie hoch und rammte es dem Twi'lek vor ihr in seine Eingeweide. Ein weiterer Aufschrei folgte und die Widerstandskämpferin sprang zurück und zog ihren Holdoutblaster. Schwerfällig rappelte der Iktotchi sich auf. Er hielt sich die verletzte, rechte Schulter, vermutlich ein glatter Durchschuss.
„Macht, dass ihr verschwindet, los!“
Die männliche Stimme, die Noa gerettet hatte, barst vor Abscheu.
„Bevor ich es mir anders überlege.“
Sein Blaster war noch immer auf den Iktotchi gerichtet, bereit, ein zweites Mal abzudrücken, sollte es nötig sein. Noa hielt ihre eigene Waffe auf den Twi'lek, der ihr am nächsten war. Zögernd hoben die Typen die Hände und begannen eilig, das Feld zu räumen und das Weite zu suchen. Erst als sie sich wirklich davon machten und ihnen den Rücken gekehrt hatten, merkte Noa, wie schwer sie atmete. Das war knapp gewesen, viel zu knapp. Sie ließ ihren Blaster sinken.
„Entschuldigung, Miss, sind Sie in Ordnung?“
Die Stimme des Fremden klang höflich und besorgt, als er näher an sie heran trat. Noa sah auf, genau in das Gesicht ihres Retters und dann auf die imperiale Uniform, die er trug.
- Coruscant – Untere Ebenen – Vor einer Bar im Dunkeln – Mit einem Fremden -
Die Anstrengung in ihrem Bauch drückte ganz schön, als Noa Chanelle zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag die Gewichte des Sportgerätes mit Hilfe ihrer Bauchmuskeln nach oben drückte. Sie konnte bereits voraus ahnen, wie sie sich morgen fühlen würde. Vermutlich würde sie gar nicht erst in der Lage sein, überhaupt ihr Bett zu verlassen – wobei diese Vorstellung eigentlich gar nicht so schlecht klang. Hätte sie nicht eine wochen- bezhiehungsweise monatelange Pause in ihrem Fitnesstraining eingelegt, sähe dies ganz anders aus, doch jetzt begann sie wieder da, wo jeder blutige Anfänger anfing: ganz vorne.
“Ich glaube nicht, dass ich noch mehr schaffe.“
Ächzte sie, nachdem ihre Bewegungen bereits langsamer und beschwerlicher geworden waren. Neben ihr stand Brad, ein Datapad in der Hand.
„Und ob du noch mehr schaffst. Ich will noch zwanzig. Los!“
Forderte er. Zwanzig? Der Typ war verrückt! Schlaff ließ Noa die Arme hängen.
“Ich kann wirklich nicht mehr, ganz ehrlich“
Jammerte sie, ohne dass es irgendetwas genutzt hätte. Brad Storm war einer der erbarmungslosesten, aber auch einer der gefragtesten Trainer des Fitnessstudios. Er wusste, wie man Leute fit machte, wie man sie motivierte und wie man alles aus ihnen heraus holte. Noa kannte ihn seit ihrer Kindheit. Er war mit Leandro zur Schule gegangen und sie war früher heimlich in ihn verliebt gewesen. Das war zu einer Zeit gewesen, als sie noch Kinderserien geschaut hatte und geglaubt hatte, vom Küssen könnte man schwanger werden. Nein, eigentlich hatte sie das nie geglaubt, das war Cloé gewesen – oder? Der Schweiß stand Noa auf der Stirn, als sie sich die letzten Male anstrengte. Es war ihr ernst mit einem gesünderen Leben. Sie wollte gesünder essen und sich wieder mehr sportlich betätigen. Das hier war der Beginn von etwas ganz Neuem und diesmal würde sie langfristig dabei bleiben.
„Yeah, Hälfte geschafft! Noch zehn... noch neun...“
Brad zählte den Countdown für sie. Wenn sie hier fertig war, würde sie ihn umbringen. Noa biss die Zähne zusammen. Hauptsache, es zahlte sich aus. Sie wollte einen Bauch wie Jenia Kareseska, eines dieser Über-Models, die ständig Werbung für Unterwäsche und Bademode machten und dabei so aussahen, als hätten sie in ihrem gesamten Leben noch keinen Schokoriegel gegessen. Nun, Noa hatte Neuigkeiten für diese Mädels: sie aß ab sofort auch keine mehr!
„Drei... zwei... eins... yeah! Und jetzt noch mal zehn, dann bist du fertig!“
Ungläubig brach Noa beinahe zusammen. Egal wie viel sie gab, für Brad war es nie genug. Eine halbe Stunde später verließ sie frisch geduscht die Umkleidekabinen. Sporthose und T-Shirt hatte sie ausgetauscht gegen Lederhose und Lederjacke. Noa war mit ihrem Speederbike hier und hatte vor, so schnell wie möglich zu verschwinden, nämlich so lange ihre Beine sie noch trugen. Brad hatte sie zuerst über das Laufband gejagt und sie dann an verschiedensten Geräten irgendwelche Muskeln trainieren lassen, so lange bis ihr Gesicht vollkommen gerötet war und sie bereit war, alles für ihn zu tun, nur damit er sie gehen ließ. Sie würde ganz sicher nie mehr wieder kommen.
„Bis übermorgen!“
Rief er ihr zu, als sie an der Anmeldung vorbei ging. Noa führte ihre Trinkflasche zum Mund und hob die Hand. Das würde sich erst noch zeigen.
“Ich komme nie wieder!“
Antwortete sie, doch Brad hob nur unschuldig die Hände. Der Abend, an dem sie bei Cloé und Jesper zum Essen gewesen war, war zwei Tage her. Seitdem hatte sie nicht mehr mit Cloé gesprochen, jedoch nicht aus böser Absicht, sondern weil ihre Schwester viele Termine hatte: Friseur, Maniküre, Shoppen, mit Freundinnen treffen und zwischendurch noch genügend romantische Zeit mit Jesper einplanen. All das wollte gut koordiniert werden. Noa verstaute ihre Tasche auf ihrem Bike und setzte ihren Helm auf. Sie wusste, dass Cloé nur die besten Absichten für sie hatte, doch sie glaubte auch, dass ihre Schwester, die seit Jahren in einer glücklichen Beziehung lebte, sich nicht ganz in ihre Situation hinein versetzen konnte.
Sie fuhr hinunter in die Unteren Ebenen, wo sie in einer Bar mit einem Mitglied einer der anderen Widerstandsgruppe verabredet war. Seit jenem schicksalhaften Treffen der einzelnen Gruppierungen, das in einem Desaster geendet war und Pablo seinen linken Arm gekostet hatte, arbeiteten die „Rebellen“, wie sie vom Imperium abwertend genannt wurden, sehr viel enger zusammen als zuvor, machten gemeinsame Sache und tauschten regelmäßig Berichte aus. Ihr Bruder hatte Noa geschickt, eine Nachricht entgegen zu nehmen, die zu brisant war um sie per Kom zu übermitteln. Solche Aufgaben zu übernehmen tat gut, denn auch das lenkte ab. In der Bar, in der sie sich trafen, war Noa noch nie gewesen. Ihre Kontaktperson war ein Advosze, den sie recht schnell erkannte. Sie setzte sich zu ihm an den schäbigen Tisch, den er für sich gewählt hatte und bestellte sich ein Getränk. Wie zwei alte Bekannte tauschten sie einige Belanglosigkeiten aus, auf die man sich im Vorfeld geeinigt hatte und die als Codewörter herhielten. Dann saßen sie noch eine Weile, um den Schein zu wahren, bis er ihr unauffällig einen Datenstick entgegen schob. Kurz darauf verabschiedete er sich und Noa blieb alleine mit ihrem Getränk zurück. Sie wartete noch ein paar Minuten und begann, gelangweilt mit ihrem Kom herum zu spielen. Die Bar war spärlich besucht. Das schummrige Licht war wenig einladend, stellte aber den perfekten Ort für jene Gestalten, die nicht gesehen werden wollten – so wie sie. In einer Ecke standen drei Typen an einem Spielomaten, zwei davon Twi'leks, einer ein Iktotchi, tranken Bier und ließen die Spielechips aus Plastik, die ihnen zum großen Geld verhelfen sollten, in ihren Hosentaschen klappern. Es war das übliche Treiben in einer von Coruscants typischen Bars, dachte Noa, als sie schließlich ihr Komlink wieder weg steckte, für ihren Drink bezahlte und nach draußen ging. Bei den Spielomaten standen nur noch zwei der drei Männer. Vermutlich hatte der Dritte die herunter gekommenen sanitären Anlagen aufgesucht, die die Bar im hinteren Bereich zu bieten zu hatte. Noa hatte genug dieser Läden von innen gesehen um zu wissen, dass die Toiletten so gut wie überall schmutzig und versifft waren. Sie selbst war weniger anspruchsvoll als die meisten Frauen, aber auch sie hatte ihre Standards. Während sie nach draußen ging, zog sie ihre Handschuhe über. Es war kalt. Sie würde direkt zum Hautpquartier der Defender fahren, Pablo oder Baes Hawot den Datenstick übergeben und dann nach Hause fahren. Den Mann, der im Schatten auf sie lauerte, sah Noa Chanelle nicht. Als sich eine Hand über ihren Mund legte und ein Arm sich fest um sie schlang, war es bereits zu spät. Sie spürte, wie ihr die Luft weg blieb und versuchte um sich zu schlagen, konnte sich jedoch kaum bewegen. Im selben Moment öffnete sich die Tür der Bar und die beiden Twi'leks traten nach draußen. Natürlich, dachte Noa, und wusste, ohne dass sie ihn sehen konnte, dass es der Iktotchi war, der sie festhielt.
„Ganz ruhig, Schlampe.“
Raunte eine Stimme an ihr Ohr.
„Mein DL-21 sitzt direkt in deinem Rücken.“
Übelriechender Atem wehte Noa in die Nase und ein heißer, feuchter Hauch legte sich auf ihren Hals. Gleichzeitig spürte sie den rundlichen Lauf eines Blasters, der sich genau gegen ihre Wirbelsäule presste. Sie bewegte sich keinen Millimeter.
„Wenn du schreist, bist du tot.“
Warnte sie der Iktotchi und entfernte langsam seine Hand. Noa biss die Zähne aufeinander.
“Nimm deine dreckigen Pfoten von mir.“
Zischte sie leise. Als Antwort erhielt sie nur ein vernichtendes Lachen. Grob trat er ihre Tasche, die zu Boden gefallen war, als er sie überrumpelt hatte, in Richtung der Twi'leks.
„Los, guckt ob da was brauchbares drin ist. Ich wette, unsere kleine Freundin hier hat ein paar nette Wertsachen für uns dabei.“
Noas Körper spannte sich an. Das hier war ein Raubüberfall und mit viel Glück würden die Typen sie gehen lassen und in die nächste Pfütze werfen, wenn sie zufrieden mit ihrer Ausbeute waren. Benahm sie sich jedoch daneben, würden sie ihr vielleich wirklich ein Loch in den Rücken schießen. Verdammt, was sollte sie bloß tun? Mit einer Waffe im Rücken konnte man nicht viel machen. An ihren Blaster kam sie nicht heran, nicht wenn er sie so fest hielt. Hilflos musste sie zu sehen, wie einer der Twi'leks in ihrer Tasche wühlte und sie dann auf dem Boden aus kippte. Er fand ihren Creditstick, der nicht besonders viel wert war – was er jedoch nicht wissen konnte – und trat ihr Komlink mit dem Fuß bei Seite. Der gesamte Inhalt ihrer Tasche war auf dem nassen Asphalt ausgekippt: Lipbalm, Bonbons, Handcreme, eine Sonnenbrille, die man auf Coruscant so gut wie nie brauchte und noch eine ganze Reihe anderer Dinge, die Frauen (selbst Noa!) mit sich herum trugen.
„Das war's. Hier ist sonst nix.“
Die Enttäuschung in der Stimme des Twi'leks war zu hören. Der Griff um Noas Arm verstärkte sich.
„Durchsucht sie. Los.“
Befahl der Iktotchi. Noa wurde blass.
“Wage es nicht...“
Sprach sie eine leere Drohung aus, als der Twi'lek auf sie zukam. Dabei waren es nicht die tastenden Hände des Nichtmenschen, die sie unruhig werden ließen und auch weniger der Datenstick in ihrer Hosentasche, der sie kaum interessieren würde. Was konnte ein junge Frau wie sie, die man so leicht überwältigen konnte, schon für Daten mit sich herum tragen? Sie würden glauben, es wären lediglich unwichtige private Informationen. Viel mehr Sorgen machte sich Noa um die Kette, die sie um ihren Hals trug. Cris' Kette. Verdammt. Sie war so dumm. Wie konnte man in die Unteren Ebenen gehen und ein solch wertvolles Schmuckstück mit sich herum tragen? Es war ein Coruscan-Diamant, zum Kuckuck! Sie hätte es wissen müssen. Sie war die verdammte Heldin der Unteren Ebenen! Doch wie eine Heldin wirkte sie gerade nicht. Noa drehte den Kopf weg und wandt sich, als der Twi'lek begann, erst in ihre Jacken- und dann in ihre Hosentaschen zu greifen. Die Berührungen genoss er sichtlich.
„Hey, keine Zicken.“
Warnte der Iktotchi hinter ihr, als sie sich bewegte und drückte ihr seinen Blaster noch eine Spur fester ins Kreuz. Inzwischen hatte der Twi'lek ihren Datenstick zu fassen bekommen und ihn achtlos vor ihre Füße geworfen. Sie brauchte einen Plan und zwar schnell, doch bevor sich auch nur ein einziger vernünftiger Gedanke in Noa manifestieren konnte, erklang das vertraute Klicken eines Blasters, der gerade entsichert wurde.
„Lasst die Lady in Frieden.“
Hörte sie eine ruhige Stimme sagen und das nächste, das sie wahr nahm, waren ein sich lösender Schuss, ein Blasterblitz, der an ihr vorbei jagte und der überraschte Aufschrei des Typen hinter ihr. Im nächsten Moment lockerte sich der Griff, mit dem sie festgehalten worden war und der DL-21 Blaster, der sie bisher in Schach gehalten hatte, fiel zu Boden. Ohne groß zu überlegen riss Noa ihr Knie hoch und rammte es dem Twi'lek vor ihr in seine Eingeweide. Ein weiterer Aufschrei folgte und die Widerstandskämpferin sprang zurück und zog ihren Holdoutblaster. Schwerfällig rappelte der Iktotchi sich auf. Er hielt sich die verletzte, rechte Schulter, vermutlich ein glatter Durchschuss.
„Macht, dass ihr verschwindet, los!“
Die männliche Stimme, die Noa gerettet hatte, barst vor Abscheu.
„Bevor ich es mir anders überlege.“
Sein Blaster war noch immer auf den Iktotchi gerichtet, bereit, ein zweites Mal abzudrücken, sollte es nötig sein. Noa hielt ihre eigene Waffe auf den Twi'lek, der ihr am nächsten war. Zögernd hoben die Typen die Hände und begannen eilig, das Feld zu räumen und das Weite zu suchen. Erst als sie sich wirklich davon machten und ihnen den Rücken gekehrt hatten, merkte Noa, wie schwer sie atmete. Das war knapp gewesen, viel zu knapp. Sie ließ ihren Blaster sinken.
„Entschuldigung, Miss, sind Sie in Ordnung?“
Die Stimme des Fremden klang höflich und besorgt, als er näher an sie heran trat. Noa sah auf, genau in das Gesicht ihres Retters und dann auf die imperiale Uniform, die er trug.
- Coruscant – Untere Ebenen – Vor einer Bar im Dunkeln – Mit einem Fremden -