Giselle Givenchy
Girl on Fire
- Coruscant - City - Wingston Tower - Penthouse - Gästezimmer -
Wasser perlte von den Wänden der Nasszelle ab. Dampf stieg zur Zimmerdecke empor. Giselle hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt, die Lippen leicht geöffnet. Sie atmete tief ein: Wärme, Wasser und Leben. Mit beiden Händen massierte sie sich die Kopfhaut, wo sich Schaum zwischen ihren Fingern zu bilden begann, während der Duschkopf weiter auf sie herab regnen ließ. Sie hatte die Augen geschlossen. Wenn sie sich nur weit genug fort wünschte, konnte sie die Vögel singen hören. Sie hörte das Zirpen der Grillen im Gras, roch den modrigen Geruch feuchter Erde und das, was auf ihrer Haut sanft prickelte, war warmer Sommerregen. Giselle dachte sich zurück ins Paradies, wenn auch nur für ein paar Minuten. Es genügte nicht, um zu vergessen wo sie wirklich war, aber es reichte aus, um ihren Traum aufrecht zu erhalten. Sie würde wieder auf grünen Wiesen wandern, in natürlichen Seen schwimmen und dem blauen Himmel über sich zuwinken. Noch war Coruscant zwar nicht überwunden, doch sie würde den Planeten wieder verlassen und dorthin zurück kehren, wohin sie gehörte, zurück in die Natur. Die Mahlzeit, die Exodus ihr gebracht hatte, war sehr lecker gewesen. Giselle hatte alles gegessen und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig satt. Nach der Dusche wickelte sie sich in eines der weissen Handtücher und streckte sich auf dem Bett aus. Ein wenig schien ihr Magen anlässlich der unerwarteten Menge zu rebellieren - gut möglich, dass sie auch einfach etwas mehr gegessen hatte als nötig gewesen wäre - doch das würde sich legen. Giselle gähnte. Sie war müde, immer noch oder schon wieder, doch morgen würde sie wieder Energie haben. Morgen ganz bestimmt. Sie schlief ein, ohne das Licht gelöscht oder sich zugedeckt zu haben und erwachte eine Stunde später, leicht fröstelnd. Das Handtuch war ihr vom Kopf gerutscht und ihre Haare waren noch feucht. Für einen kurzen Moment orientierungslos setzte Giselle sich auf. Exodus war vorhin gegangen ohne ihr zu widersprechen. Er befand sich jetzt auf der anderen Seite des Korridors, nur ein Zimmer weiter. Wenn sie wollte, könnte sie einfach durch die beiden Türen schlüpfen, die sie voneinander trennten, und ihn wecken. Sie konnte zu ihm unter die Decke kriechen, ihn küssen und sich an ihm reiben, oder einfach neben ihm liegen und mit ihm reden. Giselle wusste, dass sie nichts davon tun würde, während sie im Bad ihre Haare trocknete. Es waren nur Gedankenspiele, mögliche Szenarien die sie sich ausdachte und die sich gut anfühlten, so lange sie nur in ihrem Kopf existierten. Exodus zu berühren würde sich auch in Wirklichkeit gut anfühlen, doch immer nur für eine kurze Zeit.
Als sie das nächste Mal erwachte, war es bereits Morgen. Dämmerlicht blinzelte zwischen der Abdunkelung vor ihrem Fenster hindurch. Giselle Givenchy wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere. In ihrem Traum war sie wieder gestürzt. Sie hatte auf einer großen Bühne getanzt, in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Alle Augen waren auf sie gerichtet, doch dann waren ihr die eigenen Füße im Weg gewesen. Sie lag auf dem Boden, ihr Körper schmerzte und plötzlich stand Exodus über ihr. "Exodus!" Sie rief seinen Namen, doch das Rauschen der Wellen übertönte sie. Um sie herum loderten Flammen, Feuer wohin das Auge reichte und Giselle konnte nicht aufstehen. Der Saal und die Bühne waren fort und stattdessen war das Meer überall um sie herum. Sie war eingeklemmt, ein schwerer Deckenbalken war auf sie herab gestürzt. Sein Gewicht presste die Luft aus ihren Lungen, hinterließ ihre Rippen zerschmettert. Sie sah sich panisch um. "EXODUUUS!" Dann wachte sie auf. Ihr war schlecht, sehr schlecht, und schon im nächsten Moment kam es ihr hoch. In aller letzter Sekunde schaffte es Giselle zur Toilette. Erschöpft wischte sie sich den Mund ab. Ihr war wieder schwindelig. Immer wieder drohte ihre Sicht zu verschwinden. Warum war sie nicht ausgeruht? Müsste es ihr nicht längst besser gehen? Sie saß auf den kalten Steinfliesen im Bad, mit dem Rücken zur Wand. Sie hatte alles getan, das Exodus von ihr verlangt hatte. Sie hatte gegessen, viel getrunken und sich hinreichend geruht. Es gab nur eine Sache, die sie nicht getan hatte: sie war nicht ins Krankenhaus gegangen. Angst kroch erneut in ihr hoch. Sie konnte die Diagnosen vor sich sehen, die möglichen Krankheiten, langwierig oder unheilbar. Vor allem unheilbar. Ängstlich zog Giselle die Knie an und legte ihre Stirn darauf ab. Über ihrem Kopf legte sie ihre Handflächen übereinander.
"Bitte nicht."
Betete sie leise.
"Habt Erbarmen. Ich würde alles tun, das Ihr verlangt."
Im Antlitz der Feuergöttin war Giselle als Sünderin gebrandmarkt. Sie hatte es nie geleugnet. Manchmal war sie so weit gegangen, Vahl heraus zu fordern. Sie war von hohen Klippen gesprungen, hatte sich ungezähmten Raubtieren genähert. Die Göttin hatte sie stets beschützt. Giselle war ihre Dienerin. Sollte sie jetzt ein Schicksal erleiden, das Vahl selbst für sie ausgesucht hatte?
"Habt Erbarmen."
Wiederholte Giselle mit dünner Stimme. Die Hände über ihrem Kopf zitterten unkontrolliert. Sie dachte an das schmutzige Wasser, das sie getrunken hatte, an die unhygienischen Zustände, in denen sie gehaust hatte. Toilette und Bett waren bei Shak nie sauber gewesen, das Essen nur Reste von dem, das andere übrig gelassen hatten. Und dann waren da die Krankheiten, die sich in den Unteren Ebenen ausbreiteten wie Unkraut in einem verwilderten Blumenbeet.
"Diese Sünderin bereut ihren Ungehorsam mit jedem Sonnenaufgang, seit dem Tag an dem sie ihre Treue gebrochen hat. Lasst mich weiter Buße tun."
Das leere Gefühl in ihrem Magen blieb. Giselle schluckte verzweifelt, versuchte das Unwohlsein ihres Körpers durch bloße Willenskraft zu vertreiben.
"Findet einen Zweck für mich, Mutter Göttin. Ich bin noch immer Eure Dienerin. Lasst mich leben und ich werde alles wieder gut machen. Ich verspreche es."
Sie übergab sich ein zweites Mal. Etwas stimmte nicht mit ihr. Mit letzter Kraft warf sich Giselle ihr schwarzes Kleid über. Barfuß trat sie hinaus in den Korridor. Wenn die Göttin sie nicht erhörte hatte sie keine andere Wahl. Sie lehnte an der Wand, klopfte nur schwach an seine Tür.
"Exodus."
Sagte sie, als er ihr öffnete. Sie sah ihn aus stumpfen Augen heraus an.
"Ich glaube, ich brauche einen Arzt."
Entweder das, oder Vahls Segen.
- Coruscant - City - Wingston Tower - Penthouse - Mit Exodus -
Wasser perlte von den Wänden der Nasszelle ab. Dampf stieg zur Zimmerdecke empor. Giselle hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt, die Lippen leicht geöffnet. Sie atmete tief ein: Wärme, Wasser und Leben. Mit beiden Händen massierte sie sich die Kopfhaut, wo sich Schaum zwischen ihren Fingern zu bilden begann, während der Duschkopf weiter auf sie herab regnen ließ. Sie hatte die Augen geschlossen. Wenn sie sich nur weit genug fort wünschte, konnte sie die Vögel singen hören. Sie hörte das Zirpen der Grillen im Gras, roch den modrigen Geruch feuchter Erde und das, was auf ihrer Haut sanft prickelte, war warmer Sommerregen. Giselle dachte sich zurück ins Paradies, wenn auch nur für ein paar Minuten. Es genügte nicht, um zu vergessen wo sie wirklich war, aber es reichte aus, um ihren Traum aufrecht zu erhalten. Sie würde wieder auf grünen Wiesen wandern, in natürlichen Seen schwimmen und dem blauen Himmel über sich zuwinken. Noch war Coruscant zwar nicht überwunden, doch sie würde den Planeten wieder verlassen und dorthin zurück kehren, wohin sie gehörte, zurück in die Natur. Die Mahlzeit, die Exodus ihr gebracht hatte, war sehr lecker gewesen. Giselle hatte alles gegessen und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig satt. Nach der Dusche wickelte sie sich in eines der weissen Handtücher und streckte sich auf dem Bett aus. Ein wenig schien ihr Magen anlässlich der unerwarteten Menge zu rebellieren - gut möglich, dass sie auch einfach etwas mehr gegessen hatte als nötig gewesen wäre - doch das würde sich legen. Giselle gähnte. Sie war müde, immer noch oder schon wieder, doch morgen würde sie wieder Energie haben. Morgen ganz bestimmt. Sie schlief ein, ohne das Licht gelöscht oder sich zugedeckt zu haben und erwachte eine Stunde später, leicht fröstelnd. Das Handtuch war ihr vom Kopf gerutscht und ihre Haare waren noch feucht. Für einen kurzen Moment orientierungslos setzte Giselle sich auf. Exodus war vorhin gegangen ohne ihr zu widersprechen. Er befand sich jetzt auf der anderen Seite des Korridors, nur ein Zimmer weiter. Wenn sie wollte, könnte sie einfach durch die beiden Türen schlüpfen, die sie voneinander trennten, und ihn wecken. Sie konnte zu ihm unter die Decke kriechen, ihn küssen und sich an ihm reiben, oder einfach neben ihm liegen und mit ihm reden. Giselle wusste, dass sie nichts davon tun würde, während sie im Bad ihre Haare trocknete. Es waren nur Gedankenspiele, mögliche Szenarien die sie sich ausdachte und die sich gut anfühlten, so lange sie nur in ihrem Kopf existierten. Exodus zu berühren würde sich auch in Wirklichkeit gut anfühlen, doch immer nur für eine kurze Zeit.
Als sie das nächste Mal erwachte, war es bereits Morgen. Dämmerlicht blinzelte zwischen der Abdunkelung vor ihrem Fenster hindurch. Giselle Givenchy wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere. In ihrem Traum war sie wieder gestürzt. Sie hatte auf einer großen Bühne getanzt, in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Alle Augen waren auf sie gerichtet, doch dann waren ihr die eigenen Füße im Weg gewesen. Sie lag auf dem Boden, ihr Körper schmerzte und plötzlich stand Exodus über ihr. "Exodus!" Sie rief seinen Namen, doch das Rauschen der Wellen übertönte sie. Um sie herum loderten Flammen, Feuer wohin das Auge reichte und Giselle konnte nicht aufstehen. Der Saal und die Bühne waren fort und stattdessen war das Meer überall um sie herum. Sie war eingeklemmt, ein schwerer Deckenbalken war auf sie herab gestürzt. Sein Gewicht presste die Luft aus ihren Lungen, hinterließ ihre Rippen zerschmettert. Sie sah sich panisch um. "EXODUUUS!" Dann wachte sie auf. Ihr war schlecht, sehr schlecht, und schon im nächsten Moment kam es ihr hoch. In aller letzter Sekunde schaffte es Giselle zur Toilette. Erschöpft wischte sie sich den Mund ab. Ihr war wieder schwindelig. Immer wieder drohte ihre Sicht zu verschwinden. Warum war sie nicht ausgeruht? Müsste es ihr nicht längst besser gehen? Sie saß auf den kalten Steinfliesen im Bad, mit dem Rücken zur Wand. Sie hatte alles getan, das Exodus von ihr verlangt hatte. Sie hatte gegessen, viel getrunken und sich hinreichend geruht. Es gab nur eine Sache, die sie nicht getan hatte: sie war nicht ins Krankenhaus gegangen. Angst kroch erneut in ihr hoch. Sie konnte die Diagnosen vor sich sehen, die möglichen Krankheiten, langwierig oder unheilbar. Vor allem unheilbar. Ängstlich zog Giselle die Knie an und legte ihre Stirn darauf ab. Über ihrem Kopf legte sie ihre Handflächen übereinander.
"Bitte nicht."
Betete sie leise.
"Habt Erbarmen. Ich würde alles tun, das Ihr verlangt."
Im Antlitz der Feuergöttin war Giselle als Sünderin gebrandmarkt. Sie hatte es nie geleugnet. Manchmal war sie so weit gegangen, Vahl heraus zu fordern. Sie war von hohen Klippen gesprungen, hatte sich ungezähmten Raubtieren genähert. Die Göttin hatte sie stets beschützt. Giselle war ihre Dienerin. Sollte sie jetzt ein Schicksal erleiden, das Vahl selbst für sie ausgesucht hatte?
"Habt Erbarmen."
Wiederholte Giselle mit dünner Stimme. Die Hände über ihrem Kopf zitterten unkontrolliert. Sie dachte an das schmutzige Wasser, das sie getrunken hatte, an die unhygienischen Zustände, in denen sie gehaust hatte. Toilette und Bett waren bei Shak nie sauber gewesen, das Essen nur Reste von dem, das andere übrig gelassen hatten. Und dann waren da die Krankheiten, die sich in den Unteren Ebenen ausbreiteten wie Unkraut in einem verwilderten Blumenbeet.
"Diese Sünderin bereut ihren Ungehorsam mit jedem Sonnenaufgang, seit dem Tag an dem sie ihre Treue gebrochen hat. Lasst mich weiter Buße tun."
Das leere Gefühl in ihrem Magen blieb. Giselle schluckte verzweifelt, versuchte das Unwohlsein ihres Körpers durch bloße Willenskraft zu vertreiben.
"Findet einen Zweck für mich, Mutter Göttin. Ich bin noch immer Eure Dienerin. Lasst mich leben und ich werde alles wieder gut machen. Ich verspreche es."
Sie übergab sich ein zweites Mal. Etwas stimmte nicht mit ihr. Mit letzter Kraft warf sich Giselle ihr schwarzes Kleid über. Barfuß trat sie hinaus in den Korridor. Wenn die Göttin sie nicht erhörte hatte sie keine andere Wahl. Sie lehnte an der Wand, klopfte nur schwach an seine Tür.
"Exodus."
Sagte sie, als er ihr öffnete. Sie sah ihn aus stumpfen Augen heraus an.
"Ich glaube, ich brauche einen Arzt."
Entweder das, oder Vahls Segen.
- Coruscant - City - Wingston Tower - Penthouse - Mit Exodus -