Coruscant

Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian

Verblüfft starrte Eowyn Ian an. Sah und hörte sie ihn da gerade tatsächlich lachen? Also, so richtig? Kein diabolisches, kein sarkastisches, kein spöttisches Lachen, nein, einfach ein ganz normales, amüsiertes Lachen aus seinem Innersten? Sie konnte es kaum glauben.
Sie saßen in den Trümmern einer eingestürzten Treppe, hatten beide mehr oder weniger schwere Verletzungen erlitten, und eigentlich war das der letzte Moment, in dem man Lachen sollte - dachte sie zuerst. Dann erinnerte sie sich an ihr absurdes Kichern kurz nach dem Sturz, das ebenfalls überhaupt keinen Sinn ergeben hatte und dazu noch völlig albern ausgesehen und sich angehört haben musste, weil sie gleichzeitig versucht hatte, es wegen ihrer schmerzenden Rippe und einfach des Schäm-Faktors wegen zu unterdrücken.
Ausgefallene Situationen lösten nun einmal andere Dinge aus, als man vorher denken würde... Und ganz so absurd war es gar nicht. Es ging ihnen wieder halbwegs gut, und die Spannung und Sorge löste sich langsam. Inmitten einer Treppe des Jedi-Tempels. Sie musste schlussendlich auch ein wenig schmunzeln, hauptsächlich aber darüber, dass er so lachen musste. Es klang so anders als der Ian, den sie kennengelernt hatte. Vielleicht veränderte er sich schon mehr als sie selber oder auch er wahrnahmen.
Ihre Entschuldigung schien er nicht zu verstehen, vielleicht war sie auch zu undeutlich gewesen, aber so wichtig war es auch nicht. Wichtig war, dass es ihm offensichtlich zumindest besser ging und sein Kopf keine bleibenden Schäden davontrug - hoffentlich, schließlich hatte er gerade urplötzlich angefangen, loszulachen, dachte sie leicht grinsend.


Sie schüttelte den Gedanken ab, um sich ganz auf seine Antwort zu konzentrieren. Schon als Kind? Kein Wunder, dass er so begabt darin war, wenn er als Kind ohne Anleitung schon mit Heilungen begonnen hatte. Autodidakten, die solch ein Können erreichten mussten zielstrebig und auch sehr talentiert sein. Überraschender war jedoch seine Aussage über die Sith, und sie zog die Augenbrauen hoch. Sie hatte die Sith nicht ansprechen wollen, unsicher darüber, wie er bei ihrer Erwähnung reagierte. Aber ihrer Ansicht nach legten die Sith keinen sonderlichen Wert auf Heilung, vor allem nicht bei anderen Personen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Bibliothek der Sith darüber detaillierte und interessante Aufzeichnungen besaß. Der Sith-Orden hilfreich bei Heilprozessen, ein Sith, der in einem Krankenhaus Heilungen durchführte... jetzt war sie es, die bei dieser Vorstellung beinahe Lachen musste. Es klang einfach zu paradox. Aber offensichtlich trafen da wieder einmal ein paar ihrer Vorurteile auf die Realität, es war interessant zu sehen, was anders war, wie sie es sich vorstellte. Es hatte natürlich immer wieder einmal Überläufer gegeben, Sith, die wieder oder erstmals zu den Jedi gekommen waren. Doch nie hatte sie wirklich viel Kontakt zu einem von ihnen gehabt, ein Fehler, wie sich jetzt herausstellte.

Sicher ist es eine Begabung, bestätigte Eowyn seine Aussage. Was sie selbst mit Geschick gemeint hatte... nun, er hatte es offensichtlich nicht verstanden, aber es war auch egal. Er würde darüber hinwegkommen, dass sie wohl nicht gerade sanft mit ihm umgesprungen war. Und eine ganz Besondere noch dazu. Ihr könnt aktiv und direkt etwas dafür tun, dass es anderen Personen besser geht. Begabungen waren immer so eine Sache. Man musste sich damit abfinden und das Beste daraus machen. Ich selbst habe sicher im Laufe der Zeit einiges an Erfahrung gesammelt, und ich beherrsche so etwas wie Grundlagen, aber... Sie zuckte mit den Schultern, nur um kurz darauf zu merken, dass das keine so gute Idee war, wenn am anderen Ende ein gebrochenes Handgelenk hing. Es ist nicht gerade ein Talent von mir, schloss sie mit einem kritischen Blick auf ihr Handgelenk. Sie würde nie auf den Gedanken kommen, außer in Notfällen solche Dinge selbst zu heilen. Krankheiten... das war etwas anderes. Wenn man die Krankheiten sehen konnte, dann kam sie ganz gut damit klar, es war oft offensichtlich, was zu tun war. Auch auf Denon hatte sie vor allem in dieser Ecke geholfen, und dann die ganzen Kleinigkeiten behandelt. Oder sie hatte Brianna beigestanden, die Stunden um Stunden unermüdlich mit den komplizierteren Fällen beschäftigt gewesen war. Sie hatte jedoch nicht genug Ahnung von Anatomie, dass sie es sich zutrauen würde, einen Bruch korrekt zu heilen, und ihre Intuition reichte dafür definitiv nicht aus.

Sie blickte Ian kritisch an. War er wirklich schon wieder in der Lage dazu, sich um ihr Handgelenk zu kümmern, noch dazu, wenn er schon von vornherein ankündigte, dass es nicht ganz so einfach war? Sie machte es sich selber vorsichtig ein wenig bequemer, sie würden so oder so wohl noch ein wenig hier sitzen bleiben, und da gab es ein paar Steine, die sie störten. Sie winkelte die Beine auf dem Boden an und legte ihr Handgelenk darauf ab, so konnte sie es sicher eine Weile aushalten. Ich würde mich freuen, wenn Ihr es mir zeigen würdet, aber... meinte sie schließlich und zögerte ein wenig. Seid Ihr sicher, dass es Euch so weit gut geht? Das Handgelenk kann warten, ich bin schon sehr dankbar dafür, dass ich wieder gerade sitzen kann. Ihr solltet es vielleicht nicht übertreiben. Sie war schließlich Rechtshänderin, und sie würde auch ein Weilchen so klarkommen, bis sie jemand anderes gefunden hatte, der sich darum kümmern konnte.

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Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn

Eowyns Starren sorgte nur mehr dafür, dass Ian weiter lachen musste und hätte sie sich selbst gesehen, hätte sie sicher auch gelacht, was ihn wiederum selbst zum Lachen brachte. Es war seltsam, denn ein Lachen hatte auch zu den Dingen gehört, von denen er eigentlich geglaubt hatte, sie verlernt zu haben. Ein erschütterndes Auflachen, ein freudloses Lachen, all diese Dinge kannte er. Aber das, was jetzt aus ihm heraus brach war anders. Sehr anders und es tat auf seltsame Weise gut. Eowyns Gesicht veränderte sich immerhin zu einem Schmunzeln, was vielleicht daran lag, dass sie ihn gerade jetzt für völlig verrückt halten musste.
Langsam bekam Ian in jedem Fall Routine was einstürzende Gebäude oder Teilstücke davon anbelangte.

Ein wenig ungläubig sah Eowyn ihm dann schließlich entgegen und der Mann hatte eine grobe Vermutung, was ihren Blick auslöste
. „Eigentlich sind Sith wirklich keine Heiler“, erklärte er daher vorsorglich, weil er davon ausging, dass sie ihn deshalb so angesehen hatte. „Aber sie lernen nicht nur destruktive Techniken“, was er schon eben erwähnt hatte.Aber Heilung ist auch für sie wichtig, denn zuweilen erkennen auch Sith, dass sie sich bei übermächtigen Gegner zusammen tun können um sich Erleichterung oder einen Vorteil zu verschaffen.“ Sich für den Moment gegenseitig zu unterstützen konnte immerhin das eigene Leben retten. Sich zu heilen und dem anderen zu schaden, nun ja. Die meisten heilen sich selbst, indem sie einem anderen die Energie entziehen.“ Um sich quasi an deren Energie zu laben, was Ian seiem Gegenüber nun doch nicht verschwieg. „Wahrscheinlich ist das weiter verbreitet, als das, was ich getan habe, aber im Orden habe ich mich wenig darum geschert in das Bild zu passen, das andere vermutlich erwartet hätten. Sehr zu seinem Leidwesen, denn er hätte sich die Begegnung mit Ysim erspart, hätte er nicht seinem sehr menschlichen Gefühlen für Alisah nachgegeben. Ians Philosophie war von Beginn an eine andere gewesen und er gehörte sicher nicht zu den blutrünstigsten seiner Zunft. Oder besser: Er hatte nicht dazu gehört. Mit seinem Denken und Handeln hatte er sich Feinde gemacht, aber was hätte es ihm gebracht, sich selbst zu verraten? Sich mehr zu verraten, als er es ohnehin schon getan hatte.

Vielleicht war es wirklich eine Begabung, so wie sein Talent für Sprachen.
Ich glaube, jeder beherrscht irgendetwas besonders gut.“ Tahiri beispielsweise war der gütigste Mensch gewesen, den er je kennen gelernt hatte und vielleicht hatte ihr besonderes Talent darin bestanden nicht nur das Gute in jedem zu erkennen, sondern es auch zu wecken. Alisah hatte das Talent der Gedankenmanipulation und Eowyn?Ihr habt sicher auch eines und sei es das zum Einsturz bringen von Treppen.“ Oder das ständige Stiften von Verwirrung in ihm. Irgendein Talent hatte auch sie, dem war Ian sich sicher. Und vielleicht gehörte auch ihr Minenspiel zu einem ihrer Talente? In jedem Fall sah man ihr oft sehr deutlich an, was sie gerade empfand und der kritische Ausdruck, der nun in ihrem Gesicht lag, verleitete Ian zu einem Schmunzeln.
Glaubt mir, das war eine der harmlosesten Verletzungen.“ Ein bisschen Schwindel, eine kleine Platzwunde, nichts davon konnte mit den Schmerzen mithalten, die eine ganze Salve von Blitzen auszulösen vermochte.Ihr habt einen einfachen Bruch, das macht es leichter für uns beide.“
Es würde ihn nicht seine letzte Energie kosten und daher war Sorge unangebracht.
„Eigentlich ist es simpel: zuerst spürt Ihr in Euch hinein und versucht genau herauszufinden, wo der Schmerz sitzt. Die Quelle zu lokalisieren ist immer dann einfach, wenn nicht zu viele Schmerzen auf einmal da sind, was Ihr bereits getan habt.“ Lokalisiert hatte sie bereits, schließlich hatte sie Handgelenk und Rippen benennen können.Meistens spürt man, dass etwas nicht stimmt und das, was nicht stimmt ist genau der Punkt, auf den Ihr Euch genauer konzentrieren müsst. Ähnlich wie… bei einem Bruchpunkt.“
Zumindest war das die logischste Erklärung.
„Wenn Ihr Euch auf das Gelenk konzentriert, wenn Ihr es mit der Macht seht, was seht ihr genau?“
Er ließ Eowyn einen Moment, um genau das zu erforschen. „Dann ist es wie bei einem Puzzle, bei dem man die richtigen Teile zusammen fügt.“ Wobei er zugeben musste, dass das Heilen eines Bruches für den Anfang nicht gerade die einfachste Aufgabe war, zumal es Schmerzen auslöste, wenn man Druck auf einen Knochen ausübte, der schon gebrochen war. "Es ist wie das Heilen einer Schnittwunde, bei der es auch darum geht, zusammen zu fügen." Etwas, was sie bereits vielleicht getan hatte.



Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn
 
Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian

Na immerhin hatte er jetzt nicht ihr komplettes Weltbild zerstört, heilende Sith wie Brianna bei den Jedi kamen in Eowyns Vorstellung einfach nicht vor. Es passte schon viel eher zu ihren Vorstellungen, dass die Sith diese Gabe zu anderen Zwecken nutzten, egoistisch und schädigend. Das kann ich mir schon eher vorstellen... Es überraschte sie auch nicht, als Ian erwähnte, dass es allerdings nicht sein Stil gewesen war, so zu handeln. Sie sagte nichts dazu, jedoch dachte sie sich ihren Teil. Er würde es ohnehin wieder abschmettern, und sie hatten momentan beide wohl keinen Nerv für eine erneute Diskussion. Aber offensichtlich war er schon während seiner Zeit bei den Sith angeeckt... Was für sie ein deutliches Zeichen dafür war, dass die Philosophie der Sith nicht unbedingt auch seinen Ansichten entsprach. Und das wiederum hieß, dass in ihm drin sich etwas dagegen sperrte, so zu sein, dass seine Vorstellungen eben anders waren.
Wie dem auch sei... das war momentan fehl am Platz.


Sie musste wieder grinsen, als er von ihrem angeblichen Talent sprach. Ich muss Euch leider enttäuschen... das Talent ist wohl eher Eures, denn ich habe bisher keine weitere Treppe zum Einstürzen gebracht. So viele Treppen gibt es auf Lianna schließlich auch nicht... Nun, es gab die Treppe im Neubau... aber die hatten sie schließlich erst entdeckt, nachdem sie den Aufzugschacht schon heruntergeklettert waren. Sie musste noch mehr grinsen und beinahe kichern, als sie an den damaligen Ausflug dachte. Die ganze Horde Padawane, die ihr damals gefolgt war... und sie mittendrin in dem Chaos. Aber das Klettern war eine gute Übung gewesen. Nein, mein Talent liegt an anderen Orten, wurde sie wieder ernst. Und ich bin froh, dass ich es in der letzten Zeit nicht mehr wirklich einsetzen musste. Ich wünschte einfach, es wäre anders, aber... Manche Dinge kann man nun einmal leider nicht ändern. Dieses Mal hatte sie aus ihrem Fehler gelernt und unterließ das Schulterzucken.

Ian schien ihre Besorgnis sogar eher amüsant zu finden, sein Grinsen jedenfalls hieß sicher nicht, dass ihre Sorge begründet war. Zumindest aus seiner Sicht. Sie selbst war noch immer nicht völlig überzeugt, aber er war erwachsen und musste selber wissen, was er tat. Ich glaube gerne, dass die Verletzung im Vergleich eher harmlos war, aber das heißt nicht, dass man sie unterschätzen sollte. Aber gut, es ist Eure Entscheidung. Sie seufzte. "Einen einfachen Bruch"... "einfacher"... schön für ihn. Für sie hieß "einfacher" nur, dass sie vielleicht nicht ganz so versagen würde. Für ihn war das ja kein Problem...
Dennoch schloss sie die Augen. Sie
wollte ja schließlich, es war nicht sein Problem, dass sie bei Heilungen nicht ganz durchsah. Sie hörte in sich hinein und hatte logischerweise kein Problem, den Schmerz grob zu lokalisieren. Der Weg wies deutlich zum Handgelenk, und je tiefer sie sah, desto deutlicher wurde es. Sie versuchte, sich ihre Hand und ihre Knochen vorzustellen, versuchte zu erkennen, wo das Problem lag. Sie sah den Knochen vor sich, aber er war undeutlich... sie konnte nicht erkennen, wo die Bruchpunkte waren und wo sie ihn wieder zusammenfügen musste. Grob wäre es kein Problem, doch welcher Teil des Knochens gehörte wohin? Es war, als hätte sie zwei Puzzleteile vor sich, die einfach nicht zusammenpassten. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ich sehe den Knochen, und ich sehe, dass er gebrochen ist. Aber ich sehe nicht, wie er wieder zusammengehört... Ich verstehe, was Ihr sagen wollt, aber ich fürchte, ich erkenne es nicht. Wie seht Ihr, welches Teil wohin gehört? Ein wenig entmutigt öffnete sie wieder die Augen. Ich schätze, Ihr müsst mir helfen.

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Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn

„Ihr müsst ein sehr schlechtes Bild von den Sith haben,“ mutmaßte Ian, ohne ihr einen Vorwurf daraus zu machen. Dabei waren nicht alle von ihnen blutrünstige Monster. Lord Noctious, sein Lehrmeister war keines gewesen, auch wenn er kurz nach der Beendigung von Ians Ausbildung verschwunden war. Der Gandeventuell wieder milder zu stimmen, falls diese Aussage sie aufbrausen lies, „ich verstehe das.“ Sein eigenes Bild von den Jedi entsprach auch nicht unbedingt Eowyn. Ihr fehlte die Arroganz, die er den Jedi zur Last legte. Dafür war sie viel gereizter, als er sich Jedi eigentlich vorgestellt hatte. Sie reagierte ungehalten, wenn ihr etwas nicht passte und sie fluchte, was das Klischee, das er sich eigens aufgebaut hatte, ein wenig zum Einsturz brachte. Aber Ian würde nicht vergessen, dass Eowyn nur eine von vielen war und damit ging die Gleichung ohnehin nicht mehr auf.

Immerhin, sie hatte Sinn für Humor und konterte auf seinen Kommentar, bezüglich der Treppe.

„Vermutlich fehlen die Treppen absichtlich, wegen Eures Talentes?,“ wagte er letztendlich doch, sie ein wenig weiter aufzuziehen. Eowyn selbst schien sich an irgendetwas zu erinnern, zumindest schmunzelte sie in sich hinein und Ian hätte schwören können, dass sie da ein Auflachen unterdrückte. Dann aber wurde sie ernst, sprach von einem anderen Talent, von dem sie froh war, es in letzter Zeit nicht genutzt haben zu müssen. „Das verstehe ich nicht“, gab Ian zu, denn ihre Worte klangen ganz danach, als spräche sie von einer verbotenen Technik. Vielleicht aber gehörte dieses Thema zu jenen, die sie nicht ansprechen wollte, immerhin hatte sie, wenn das der Fall war, schon mehr als einmal das Thema gewechselt. Zumindest war seine Aussage so formuliert, dass sie die Möglichkeit hatte genauer zu erklären, oder ihn im Dunkeln zu lassen.

Eowyns nächster Satz sorgte für ein Seufzen.
Ihr seid anstrengend, wisst Ihr das?“ Dabei bemühte Ian sich, seine Stimme dabei so höflich klingen zu lassen, wie in dem Fall eben möglich, da schang kein Vorwurf mir. Schließlich ging es ihm nicht darum, sie vor den Kopf zu stoßen. Schlussendlich lächelte er sogar matt, als er hinzufügte: „Und ja, ich bin es auch.“
Das zuzugeben fiel ihm wahrlich nicht schwer, half aber hoffentlich dabei, sie nicht aufbrausen zu lassen. Hoffentlich. Ein Wort, das er gedanklich in der letzten Zeit zu oft nutzte!

Dann aber galt es, die Konzentration auf etwas anderes zu lenken und so versuchte der ehemalige Sith der Jedi zu erklären, wie sie einen Bruch heilen konnte. Sie schloss die Augen und Ian erkannte, dass sie sich konzentrierte und das sie es tat, sprach für sie.
Wie sie erkannte, welches Teil wohin gehörte?
Indem ich mir die andere Hand ansehe,“ antwortete er, auf ihre Rechte deutend, als er schließlich seine eigenen Hände zusammenführte.
„Konzentriert Euch auf die Hand, die ihr bewegen könnt, dass wird Euch bei der anderen helfen. Ihr werdet den Unterschied sehen und viel wichtiger: spüren.“

Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn
 
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Eowyn schüttelte den Kopf. Nein, ich muss zugeben, dass mein Bild der Sith wirklich nicht sonderlich gut ist. Vielleicht habe ich auch immer Pech gehabt bei meinen Begegnungen... Oder ihr Bild stimmte einfach. Aber ich muss zugeben, dass Ihr mir zu denken gebt. Wobei da wieder der Punkt war - er hatte sich schließlich von den Sith abgewandt. Ihre Methoden schienen auch ihm nicht gepasst zu haben, oder war es etwas anderes? Ganz so falsch konnte ihr Bild also nicht sein.
Ian neckte sie weiter - war er plötzlich in besonders guter Stimmung? Sie lächelte.
Das wird es sein... Ihr habt mich ertappt. Und was Euer Verständnis angeht... Sie sprach einfach nur nicht gerne darüber, das war alles. Auf Talente sollte man stolz sein können, und sie war es nun einmal einfach nicht. Aber sie kannte das seine, es war nur fair, wenn er auch die ihren kannte. Zumindest zum Teil. Kampf, sagte sie so einfach schlicht. Wirklich kein Talent, über das man sich freuen kann, aber irgendjemand muss es ja tun. Aber auch nur, so lange die Galaxis sich nicht änderte. Doch sie war nicht so naiv zu glauben, dass dies in den nächsten... ach... wahrscheinlich überhaupt einmal geschehen würde. Manchmal wünschte sie sich, ihre ehemalige Meisterin wäre noch da, um sie zu leiten und mit ihr darüber zu sprechen. Ihr war es ähnlich gegangen, und auch sie war nicht glücklich gewesen mit der Situation. Zumindest danach, was sie als Padawan hatte verstehen können, schließlich war sie kurz danach verschwunden. Was ihre weiteren Fähigkeiten anging war sie sich selbst nicht mehr so sicher. Der Lauf der Zeit hatte aus ihrem Glauben an das Licht nur noch einen Funken übrig gelassen, und sie merkte immer mehr, wie ihre Fähigkeit, wunderbar alleine zurechtzukommen, schwand und schwand. Was blieb war das stabilste Talent von allen, ihre Kampffähigkeiten und ihr Körper. Wobei... Körper und "stabil"...

Dass Ian sie so offen kritisierte verblüffte sie mehr, als dass es sie ärgerte. Er schlug beinahe in die gleiche Kerbe, an die sie gerade gedacht hatte, wobei es bei ihm eher um das Gegenteil ging. Sie war anstrengend... Vermutlich habt Ihr Recht. Sie war es nicht gewohnt, so lange mit jemandem zusammenzusein, abgesehen von ihren Padawanen. Und ihre Padawane hielten es offensichtlich auch nicht allzu lange mit ihr aus. Einmal ganz davon abgesehen, dass sie in der Regel sagte, was sie dachte - und das oft nicht diplomatisch. Nett von ihm, sich immerhin nicht auszunehmen. Er war wirklich anstrengend, auch wenn sie langsam das Gefühl verlor, mit Glaskugeln auf einem Hochseildraht zu jonglieren. Aber wer wusste schon, wann das Gefühl wiederkommen würde, womöglich lauerte es schon hinter dem nächsten Gesprächsthema. Aber so sehen wir doch endlich einmal beide, wie schwer es andere mit uns haben. Sie hoffte allerdings inständig, sie sei nicht so anstrengend wie der Mann vor ihr.

Seine Erklärung zur Heilung des Bruches war verblüffend einfach. Sie war zwar skeptisch, ob es ihr helfen würde, aber nichtsdestotrotz schloss sie wieder die Augen und versank in ihren Körper. Da war sie wieder, die stechende Stelle, deren Schmerz sie erst einmal weitgehend unterdrückte. Und da war auch die andere Hand, gesund und funktionierend. Sie spürte den Unterschied, ja, auf jeden Fall, und sie versuchte, erst einmal die rechte Hand zu erforschen. Das Zusammenspiel der Knochen, Muskeln und Sehnen war wirklich faszinierend, aber richtig verstehen konnte sie es dennoch nicht. Für jemanden mit Erfahrung mochte es verständlich sein, aber für sie war es einfach nur ein Chaos. Sie bewegte sie leicht, und nun wurde es noch unüberschaubarer. Sie ergründete den Knochen, der an der linken Hand gebrochen war, hier aber heil seine Arbeit tat. Schließlich kehrte sie wieder zurück zum Stechen, und sah sich hier einem noch viel größeren Chaos gegenüber, ausgelöst dadurch, dass alles nicht hundertprozentig an seinem Ort war wie im rechten Handgelenk. Sie hatte jetzt ein Gefühl dafür, wie es sein musste, das hatte immerhin funktioniert. Aber wie, bei der Macht, setzte sie ihn wieder zusammen? Sie zögerte kurz, dann aber beschloss sie, es einfach zu tun, anstatt zu viel darüber nachzudenken. Sie griff vorsichtig nach dem Knochenteil, das am ehesten nicht richtig saß und wollte es in die richtige Position bringen. Die Konzentration voll und ganz auf ihre Knochen gerichtet vergaß sie allerdings völlig das Schlimmste bei einem Handgelenksbruch... Stang!, keuchte sie überrascht auf, als die Schmerzwelle sie mit voller Wucht traf, und es war hauptsächlich die Überrumpelung darüber, die sie so reagieren ließ.

Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn


„Als ich zu den Sith ging, war auch mein Bild ein anderes.“ Er hielt kurz inne, ehe er sich doch entschloss weiter zu sprechen:

„Friede ist Lüge, es gibt nur Leidenschaft.
Durch Leidenschaft erlange ich Stärke.
Durch Stärke erlange ich Macht.
Durch Macht werde ich zum Sieg geführt.
Durch den Sieg zerbrechen meine Ketten.
Die Macht wird mich befreien.“


Der Kodex hatte ihm damals eine Menge bedeutet und er hatte daran geglaubt, vor allem an die letzte Aussage. „Ich dachte, mir würde es gelingen meine Ketten zu zerbrechen“, sagte er leise, als er dabei auf seine Hände sah, gerade so, als lägen sie wortwörtlich in Ketten. „Aber ich habe mich geirrt und ich habe zu spät erkannt, dass die Ketten, die ich vielleicht zerbrochen habe, nur durch andere ersetzt worden sind, die weitaus mehr wiegen, als die vorherigen.“ Bisher hatte Ian das nie laut zugegeben, aber er hatte es wieder und wieder gedacht und es jetzt auszusprechen schaffte ihm fast ein wenig Erleichterung. Er hatte sich sehnlich gewünscht seine Ketten zu verlieren, allesamt und am Anfang war er überzeugt gewesen, dass ihm das gelang. Aber nach und nach hatte er feststellen müssen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Kein Sith war frei, denn sie alle waren Sklaven von Allegious. Da war kein Sieg. Vielleicht eine gewonnene Schlacht, aber mehr nicht. Denn wie frei war der, der sich nicht widersetzen konnte? Wie stark war der, der sich von einem anderen komplett abhängig machen musste? Vom Gutdünken des Imperators, von seinem schauderhaften Machtspiel. Dabei hatte er Allegious nie die Treue geschworen! Sie ihm zu halten aber war er gezwungen gewesen.


„Wahrscheinlich haben wir meistens ein Bild, das dem entspricht, was wir von klein auf gelernt haben.“ Vielleicht war auch das der Grund, warum er ihr, wie sie selbst gesagt hatte, zu Denken gab.

Seine kleine Provokation nahm Eowyn ihm nicht übel und so lächelten sie einen Moment gemeinsam, ehe die Stimmung wieder ernster wurde.
Was ihr Talent betraf, gab sie sich vorerst weiter geheimnisvoll, bis sie schließlich zugab, dass ihr Können wohl besonders im Kampf ausgereift war.
Ich glaube, dass die Kampfkunst wichtig ist, denn sie lässt sich passiv und aktiv einsetzen. Wenn Ihr gut im Kampf seid, denn vermutlich auch gut in der Verteidigung und ich bin überzeugt davon, dass letztere viel wert ist, vielleicht sogar mehr als ein Angriff.“ Ian sagte das, weder um sie vom Gegenteil zu überzeugen, noch um ihr zu widersprechen. Nein.Damals war er nahezu machtlos gegen Ysim gewesen und er hatte sich gegen kaum eine seiner Attacken durchsetzen können. Heute standen seine Chancen sicher anders, denn Ian hatte nicht nur den Lichtschwertkampf sondern vor allem das Eisnetzen von Machttechniken geübt und das sehr ausdauernd und geflissentlich.

Zu seinem Erstaunen gab sie ihm Recht, als er ihr auf den Kopf zusagte, dass sie anstrengend war. Viel eher hätte er mit einer barschen Reaktion gerechnet. Vermutlich lag sie auch mit dem nachfolgenden richtig, dass Ian mit einem Nicken bestätigte. „Nicht umsonst bin ich meist lieber für mich.“ Wobei es eine ganz eigene Kunst war, sich selbst auszuhalten.

Beide gingen sie dann dazu über, sich wieder auf das Heilen von Eowyns gebrochenem Handgelenk zu konzentrieren und als die Jedi ihre andere, gesunde Hand bewegte, wusste Ian, dass sie auf dem richtigen Weg war. Die Feinheiten zu erkennen, genau in sich hinein zu spüren, das Zusammenspiel zu erkennen, all das gehörte zu den wichtigen, ja zu den unerlässlichen Dingen. Meistens funktionierte das andere dann rein intuitiv. Eowyn war dann ein bisschen zu schnell und ehe Ian sie davor warnen konnte, dass sie vermutlich Schmerzen haben würde, wenn sie versuchte ihren Knochen zu beeinflussen, geschah genau das.

„Entschuldigt, ich hätte Euch davor warnen sollen. Bei Brüchen ist es von enormen Vorteil auch darauf zu achten, den Schmerz zu lindern. Wenn ein Knochen nicht mehr in der richtigen Position ist, mag er es gar nicht, auf irgendeine Art berührt zu werden“, was er ihr vorher vielleicht hätte erklären sollen.
„Habt Ihr schon mal einen Schmerz gedämpft? Oder jemand anderen beruhigt, versucht ihn mental aufzubauen? Das ist genau das gleiche, was Ihr jetzt tun müsst. Ich weiß, dass beides, das Heilen und das Beruhigen ein wenig komplizierter ist und ich gebe zu, dass ein Bruch für den Anfang keine leichte Aufgabe ist.“ Natürlich hatte sie die Möglichkeit, den Schmerz zu ignorieren, aber wahrscheinlich war das nicht unbedingt erstrebenswert. „Wir können ihn gemeinsam heilen, dann bekommt Ihr ein anderes Gespür dafür.“ Oder sie versuchte es erneut und er half ihr dabei, den Schmerz zu unterdrücken. Möglichkeiten hatten sie viele.


Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn
 
[OP: Ich muss gestehen, dass ich Casias letzten Beitrag leider erst heute gesehen habe. Da Bru und ich aber endlich mit der Jagd auf Jago beginnen wollen, habe ich an der Stelle mal einen krassen Zeitsprung gemacht. Ich hoffe, mir verzeiht man diese Dusseligkeit =/]

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Commodore Navara Ven samt Brückenbesatzung


Es fühlte sich für Navara Ven gut an wieder an Bord der „Prometheus“ zu sein. Nachdem er sich gut eine komplette Standardwoche auf Coruscant mit Imperialen von Militär und Verwaltung sozusagen herumgeschlagen hatte, um Jagos mögliche Verstecke im gesamten Sektor auszumachen, genoss der uniformierte Twi'lek nun insgeheim die vielen, klitzekleinen Details, die ihm in dieser Zeit stets ein kleines Bisschen „gefehlt“ hatten. Endlich spürte er wieder das leichte Vibrieren unter seinen Füßen oder atmete die undefinierbare Luft ein, die nur ein republikanischer Recycler ohne Bedenken in die Korridore pusten konnte. Ja, der Commodore war tatsächlich wieder „zu Hause“. Eigentlich müsste er demzufolge glücklich sein. Schließlich konnte man mit den bis dato gesammelten Informationen endlich die Jagd auf den verrückten Imperialen fortsetzten, der momentan immerhin den brüchigen Frieden zwischen Imperium und Neuer Republik bedrohte. Aber stattdessen stand der Kommandant einer schlagkräftigen Kampfgruppe in dieser Sekunde schweigend vor dem großen Panoramafenster und starrte seit einer Weile mit missgelaunter Miene auf die neuste Provokation, die ihm entweder Stazi oder Dac höchstpersönlich aufs Auge gedrückt hatte.

Eigentlich konnte er in seiner gegenwärtigen Situation ein Trägerschiff vom Format der „Endurance“ tatsächlich gebrauchen. Immerhin konnte solch ein großer Koloss im Gefecht bis zu zwölf Staffeln einbringen. Neue Möglichkeiten – insbesondere im Hinblick auf die militärischen Erfahrungen der Rebellion – boten sich einem fähigen Offizier damit. Aber hatte man diese Ehre wirklich einem Jedi geben müssen? 'Vor allem nachdem man ihm schon ein neues Rangabzeichen an die Brust geheftet hat', dachte der hochgewachsene Twi'lek verbittert. Unruhig bewegten sich seine tätowierten Lekku, während er über die Ungerechtigkeit innerhalb der Streitkräfte sinnierte. Was hatte Agoch eigentlich geleistet, um sich nun Commodore nennen zu dürfen? Umbara war höchstwahrscheinlich nicht die alleinige Leistung von ihm – und eine anerkennende Erwähnung in den Berichten konnte kaum für solch einen Sprung auf der Karriereleiter ausreichen. Bewahrheiteten sich nun tatsächlich all seine schlimmsten Befürchtungen? War dieser Corellianer bloß der Anfang vom Ende? Navara schnaubte grimmig. In der Spiegelung konnte man deutlich sehen wie der grüne Nichtmensch kurzzeitig seine spitzen Zähne bleckte.

Nein, diese Ehre konnte einfach nicht rechtens sein! Er, Navara Ven, hatte sich nervenaufreibenden Gespräche mit den Lakaien des hiesigen Moffs geliefert, während Casia de Lieven und Commander Garnik in der Zwischenzeit vereinzelt die Grundsteine für eine aufkeimende Demokratie Coruscants gesät hatten. Sie mussten dem Widerstand nun offiziell die Hand reichen, um den urbanen Planeten nicht in ein zerstörerisches Chaos fallen zu lassen, sobald die letzten Reste der Tyrannei abgezogen waren. Hätte man also eher ihn befördern sollen? Obwohl der Neid an dem Twi'lek sichtlich nagte, beanspruchte er diesen Punkt nicht für sich. Jago war ihm entwischt – zu allem Überfluss mit zwei einsatzbereiten Golan-III-Stationen. Dafür konnte man kein Schulterklopfen seitens höherer Stellen erwarten. Je mehr er über diese Problematik nachdachte und sich dabei in seinen lodernden Grimm reinsteigerte, desto mehr räkelten sich die beiden langen Gehirnfortsätze auf seinem Rücken. Längst hielt sich die Brückenbesatzung, die hin und wieder einen äußerst besorgten Blick zum Commodore warf, zurück. Niemand wollte den Kommandanten in dieser Gemütsverfassung stören.

Nur Captain Roosh, der mittlerweile als Schiffskommandant auf der „Prometheus“ diente, trat nach mehreren Minuten an den Twi'lek heran. Im nüchternen Tonfall sagte er zu dem Commodore:
„Sir, man erwartet uns beim Rendezvous-Punkt. Mannschaft, Kampfgruppe und Verband scheinen wohl scharf auf die Jagd zu sein. Günstiger können die Zeichen für uns im Moment nicht stehen...“

Navaras Blick schnellte zu dem Rodianer. Natürlich hatte der Captain Recht. Im Augenblick sprach eigentlich einzig und allein die Moral der eigenen Truppe dafür, dass man die imperialen Deserteure noch irgendwo in dem überaus weitläufigen Sektor erfolgreich aufspüren würde. Die ursprüngliche Fähre war nämlich längst kalt. Pessimistisch betrachtet musste man in diesem Szenario sogar davon ausgehen, dass Jago längst unzählige Parsec zwischen sich und Coruscant gebracht hatte. Vielleicht warb er sogar irgendwo auf dem noch besetzten imperialen Gebiet für eine schnelle Rückeroberung der urbanen Metropole. Sollte sich der Twi'lek tatsächlich mit einer Schar an Schiffen auf den Weg machen, um irgendwo im Nirgendwo diese Imperialen zu stellen, dann entblößte er unweigerlich im selben Atemzug Coruscant selbst. Zwar ließ die Neue Republik – soweit es die angespannten Kräfte zuließen – weitere Einheiten nachrücken, aber hatten diese ein richtiges Bild der Lage? Briefte man sie ordentlich? Dieses Planetensystem war immerhin eine Kiste voller Thermaldetonatoren! Navara musterte seinen Gegenüber genau.

„Geben Sie der 'Halcyon' ein Zeichen“, befahl der Commodore mit ernster Stimme. Dabei sah man ihm noch immer den Grimm an, den er empfand. „Senatorin de Lieven soll umgehend über meinem anstehenden Aufbruch unterrichtet werden. Sollte Sie zudem keine Verwendung für Garnik haben, dann soll sich seine Fregatte wieder dieser Kampfgruppe anschließen.“ Roosh nickte. „Lassen Sie die Kampfgruppe formieren und uns dann aufbrechen.“

Bloß mit einem bestimmten Teil der Kriegsschiffe, die Navara nach Coruscant geführt hatte, wollte er nun auf die Jagd nach den imperialen Deserteuren gehen. Neben seinem großen Flaggschiff, dem Mon Calamari-Sternenkreuzer der Neunziger-Klasse, hatte sich der hochgewachsene Nichtmensch noch für den Belarus-Kreuzer „Genesis“, den leichten Mon Calamari-Sternenkreuzer „Mon Reve“, die schwere corellianische Fregatte „Five Brothers“, die Abfangfregatte „Jaminere“ und die kleine Korvette „Marksman“ entschieden. Diese sechs Kriegsschiffe lösten sich nun gemächlich aus dem Orbit der überbevölkerten Welt, beschrieben in aller Ruhe einen leichten Bogen und steuerten dann auf die kleine Gruppe zu, die im System positioniert war und unter dem Kommando der „Endurance“ stand. Zwei unterschiedliche Kampfgruppen – die eine Sternjäger-orientiert, die andere mehr auf pure Feuerkraft ausgelegt – sollten gemeinsam Jago das Handwerk legen. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte man nur erahnen, ob diese heikle Operation bei all den schwelenden Unstimmigkeiten, die zwischen den beiden ranghöchsten Offizieren existierten, überhaupt von Erfolg gekrönt sein würde.

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Commodore Navara Ven samt Brückenbesatzung
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian

Der Kodex der Sith ließ Eowyn erschaudern. Stärke, Macht, Sieg... Diese Worte als Ziel zu sehen erschien ihr so unglaublich fremd. Aber sie konnte sich vorstellen, dass sie jemandem, der nach Orientierung suchte, eine gute Richtung gaben, etwas, woran man sich halten und wohin man aufsehen konnte. War man erst einmal in solch einem Strudel war es schwer, wieder auszubrechen. Sie wusste nicht, von welchen Ketten Ian zuerst sprach, konnte sich aber gut vorstellen, was dafür eingetreten war. Die dunkle Seite war trügerisch, sie befreite nicht, niemals. Im Gegenteil, sie schloss einen noch viel mehr ein, langsam, ohne, dass man es merkte. Freiheit war vermutlich etwas, das ein Sith nicht kannte. Freiheit zu entscheiden, was man als nächstes tat, nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Oder die Freiheit, Dinge auch einmal nicht zu tun. Immer mehr begann sie, sich zu fragen, was Ian in diese Richtung getrieben hatte. Weshalb hatten die Jedi ihn damals abgewiesen? Wenn sie ehrlich war... langsam wurde sie neugierig, und gerade deshalb versuchte sie krampfhaft, sich in diesem Thema zurückzuhalten. Immerhin, Ihr habt es erkannt. Das ist schon einmal ein wichtiger Schritt, der vielen sehr schwer fällt.
Stück für Stück erfuhr sie mehr von ihm, und vielleicht würde sie es bald zu einem Gesamtbild zusammensetzen können. In der Zwischenzeit schienen sie wieder einmal nicht der gleichen Meinung zu sein, dieses Mal über Kampfkunst. Sie schüttelte den Kopf. Lasst uns das vielleicht auf später verschieben, in Ordnung? Sie begann damit, sich zum ersten Mal auf ihr Handgelenk zu konzentrieren.

Als ihr Schmerz wieder auf ein normales, halbwegs ertragbares Maß abschwoll warf sie ihrem "Lehrer" einen schmalen Blick zu. Ach. Er mag es nicht, ja? Das hätte ich jetzt wirklich nicht vermutet. Sie atmete noch einmal durch und hörte ihm weiter zu. Schmerzen lindern, das habe ich schon gemacht. Wie effektiv weiß ich nicht... Aber ein wenig Hilfe klingt gut. In ein paar Minuten, okay? Es war nicht so, dass ihr Handgelenk ihr nun jeden Schmerz raubte, aber sie hatte keine Lust, sich sinnlos zu verausgaben. Warum also nicht zum vorher verschobenen Thema zurückkehren?

Um auf vorhin zurückzukommen... Kampfkunst mag wichtig sein, ja - aber weshalb existiert sie es überhaupt? Ich sehe es nicht ein, Kämpfe um Kämpfe, Kriege um Kriege zu führen... Sei es nun in der reinen Verteidigung oder im Angriff. Es ist ermüdend, fortwährende Kämpfe auszufechten, ohne die Aussicht darauf, dass endlich einmal Frieden herrschen wird. Wie lange befindet sich unsere Galaxis nun schon im Krieg? Und ich rede nun nicht von irgendwelchen Friedensverträgen, von denen man noch sehen muss, ob der Wert den des Flimsi übersteigt. Ihr mögt Recht haben, dass Verteidigung ein wichtiger Bestandteil ist um die zu schützen, die man liebt oder beschützen möchte, aber meist reicht sie dann eben doch nicht aus. Einmal davon abgesehen, dass sie ihre Kämpfe meist nicht zur direkten Verteidigung anderer ausfocht. Was sie vielleicht erwähnen sollte. Seufzend sprach sie weiter. Und außerdem... verteidige ich nicht immer. Damit konnte er nun anfangen, was er wollte, und vielleicht sollten sie jetzt langsam weitermachen...

Wenn Ihr so weit seid, ich wäre es.

Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn

Für Eowyn mochte der Kodex erschreckend sein, Ian hingegen hatte er lange Zeit Halt und Orientierung geben. Dabei hatte seine Gewichtung nicht auf dem Streben nach Macht gelegen, sondern darauf, über sich selbst zu siegen und über die, die ihm Ketten angelegt hatten. Aber er hatte erkannt, dass der vermeintliche Sieg über seine Familie ihn nicht weiter gebracht hatte. Ihr Tod hatte nichts geändert, viel mehr hatte er sich schuldig gemacht, weil er zu dem geworden war, was er verabscheute. Ketten gegen Ketten hatte er eingelöst.
Aber der Kodex der Jedi war nicht viel besser und auch in ihm erkannte Ian die Lüge. Gefühle in Abrede zu stellen machte Frieden unmöglich. Unwissenheit zu verleugnen war gefährlich, aber Ian hielt es für keine gute Idee jetzt über die Philosophie des Ordens der Jedi zu sprechen, auch wenn er leichten Unmut verspürte, als Eowyn erklärte, dass sein Erkennen ein guter Schritt war, der vielen schwer fiel
. „Vor allem ist es ein Schritt, der Hochverrat bedeutet und Hochverrat bedeutet den sicheren Tod. Den die Jedi natürlich verleugneten.

Sie wollte das Thema Kampf verschieben und Ian nickte, denn sie gingen beide zu ihrem Handgelenk über und nachdem Eowyn den ersten Schmerz überwunden hatte, erntete Ian einen Blick, den er als ein wenig vorwurfsvoll interpretierte.

Das Ihr das nicht vermutet habt merkt man“, erwiderte er und konnte ein Grinsen, dass mehr schelmisch als provozierend war, nicht unterdrücken,sonst hättet Ihr vielleicht ein wenig langsamer agiert.“ Wobei sie aufbrausend war. Aufbrausend und ungeduldig? Zumindest hätte das zusammengepasst. Zumindest war es ein guter Ausgangspunkt, wenn sie schon Schmerzen gelindert hatte. Aber das Heilen würde sich um ein paar Minuten verzögern, spätestens nachdem sie zurück zu dem Thema sprang, dass sie bis eben noch hatte verschieben wollen. Zugegeben, ihre Argumente waren schlagend. Aber Kampf bedeute mehr, Kampfbewegungen bedeuteten auch, im Einklang mit sich selbst zu sein. Kampf musste nicht immer Schaden bedeuten, nicht immer Verteidigung.
Dann aber erwähnte Eowyn eine ganz andere Wahrheit. Den Friedensvertrag und Ian senkte seinen Blick sofort. Dieser Vertrag, diese Lüge! Die Lüge, zu deren Verbreitung er beigetragen hatte. Der Virus, der bald –vielleicht schon sehr bald, viel schlimmeren Schaden ausrichten würde, als alles, was bisher geschehen war. Ians Herzschlag beschleunigte sich, als sich sein schlechtes Gewissen wie eine Schlinge um ihn legte, als die Schwere der Schuld sich auf seinen Brustkorb senkte. Und da musste er aufstehen, weil er glaubte zu ersticken.
Für einen Moment war die Anwesenheit Eowyns vergessen, als er sich ein paar Schritte von ihr entfernte, sich mit der Hand über die Stirn und durch die Haare fuhr.

Es wird dich umbringen, wenn du es verschweigst.

Es würde ihn umbringen, wenn er es nicht verschwieg.

Dann macht es keinen Unterschied.

Es war zu spät! Er wusste nicht wann und wo der Virus ausbrechen würde und ohnehin: Wer würde ihm glauben?

Sie.

Ganz sicher nicht. Er durfte sich nicht so gehen lassen, er durfte sich nicht verraten, er durfte nicht die Lüge verraten. Aber…

Es wird dich umbringen, wenn du es verschweigst.

Und umbringen würde es ihn so oder so.



Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian

Hochverrat. Ja, sicher, er hatte Recht. Abwenden von den Sith konnte, je nach Rang, Aufgabe oder Vergangenheit durchaus Hochverrat sein. Ach, vermutlich spielten diese Dinge nicht einmal eine Rolle. Wer die Sith verließ verriet sie automatisch... Kurz stellte sie sich vor, was gewesen wäre, würden die Jedi genauso denken. Ihre Auszeit wäre sicher etwas... turbulenter gewesen. Das Dilemma lag klar auf der Hand, und sie war froh, sich nicht in einer solchen Situation zu befinden. Doch rein theoretisch... was war besser, das Tragen der Ketten oder die Flucht? Sie konnte es nicht beantworten.


Ian schien ihren Fehler wirklich amüsant zu finden, was sie eher nervte. Hätte er ihr das nicht einfach früher sagen können? Er hatte ihr schließlich genau erklärt, was sie tun sollte, und jetzt sollte sie langsamer handeln? Dabei war es doch eher so, dass sie sonst immer alles zerdachte und zerlegte. Ein Mal tat sie es nicht, und dann war es wieder falsch. Sie sah Ian schief an. Schuft. Ihre Ironie so offenkundig zu verdrehen... Mein Tempo erschien mir angemessen. Länger zu warten hätte es nicht besser gemacht. Dass ich gewisse Dinge aus dem Blick verloren habe wäre vermutlich auch ansonsten passiert. Und vielleicht... sie hob die Augenbrauen, hättet Ihr mich auch einfach vorher warnen können. Ja, sie war wohl vor allem selber Schuld, dass sie diese Gefahr so aus dem Blick verloren hatte. Das war ihr durchaus bewusst, sie war erfahren genug, dass sie auf so etwas achten musste. Vielleicht störte sie einfach, dass sie sich schon wieder vor ihm so dumm angestellt hatte.

Während Eowyn über Kampffähigkeiten sinnierte hatte sie plötzlich das Gefühl, dass Ian ihr nicht mehr richtig zuhörte, und sie betrachtete ihn genauer. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie rekapitulierte ihre Worte - sie konnte sich an nichts erinnern, das eine solche Reaktion ausgelöst hatte. Jetzt stand er sogar urplötzlich auf, ignorierte sie, tat, als wäre sie nicht da, war völlig in seiner eigenen Welt. Irgendetwas, das sie gesagt hatte, musste ihn überrumpelt haben. Hatte sie irgendeine dieser Erinnerungen ausgelöst, die er auf Nar Shaddaa zu vergessen gesucht hatte? Er sah verzweifelt aus, gebrochen, seine Fassade hatte er nicht aufrecht halten können. Sie spürte, wie etwas in ihm kämpfte. Das war kein Konflikt darüber, welchen Weg er als nächstes ging, nein, das war ein Konflikt, der wesentlich tiefer ging. Er war völlig in Aufruhr. Sie hatte von Kämpfen, von Kriegen, vom Friedensvertrag gesprochen. Davon, Personen, die man liebte, zu beschützen. Sie zermarterte sich das Hirn, was der Auslöser gewesen war.

Schließlich stand sie ebenfalls auf, das Handgelenk an ihren Bauch gedrückt. Sie konnte nur mutmaßen und kam doch auf keine richtige Lösung... So trat sie vorsichtig ein paar Schritte auf Ian zu. Ian! Was ist passiert? fragte sie zögernd, unsicher, ob er sie überhaupt wahrnahm. Habe ich etwas Falsches gesagt, beschäftigt Euch etwas? Ihr... könnt es mir erzählen, wenn Ihr wollt. Ich höre Euch zu.

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Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn


Wie jedes Mal, wenn ihr etwas missfiel, reagierte sie ungehalten und für einen Moment fragte Ian sich, ob Eowyn auch mit ihren Schülern so umging.

Eowyn“, sagte er also, klang vielleicht ein wenig beschwichtigend, vielleicht ein wenig beruhigend, vielleicht aber auch nichts von alledem: „Ich habe Euch keinen Vorwurf gemacht. Wie ich außerdem bereits sagte: Das ist keine einfache Aufgabe.“ Er sah sie dabei direkt an und hoffte, dass sie geduldiger mit ihm oder mit ihnen beiden sein würde. Wobei er sich nebenbei auch fragte, wie Jedi ihre Schüler ausbildeten. Vermieden sie immer, ihnen etwas beizubringen, wenn diese Aufgaben ein wenig schmerzhafter sein konnten? Ian hatte keine Ahnung, wusste dafür aber umso besser, dass die allermeisten Sith alles andere als zimperlich mit ihren Schülern umgingen. Sie bemühten sich nicht, vor schmerzhaften Übungen zu warnen, sondern fügten viel eher Schmerzen hinzu, wenn die Schüler sich zu ungeschickt anstellten.

Wären sie doch besser beim Heilen geblieben! Stattdessen sprachen sie über Kampf und über Frieden, über den Vertrag der Frieden versprach. Der Frieden heuchelte und nichts weiter war, als eine Falle die bald zuschlagen würde. Und die Republik? Tappte genau in diese Falle hinein, mit Anlauf und vielleicht mit viel zu viel Sicherheit. Allegious. Warum nur hatte er ausgerechnet ihn –Ian- dazu auserkoren an den Verhandlungen teil zu nehmen? Warum war er zurück in den Orden gekommen? Warum hatte er sich nicht geweigert? Telos war schlimm genug gewesen, Selbstverrat genug, aber das, was folgen würde war weitaus schlimmer und es würde nicht nur ihn zerstören, nein, es würde alles zerstören, an das er je geglaubt, für das er je gekämpft hatte. Ian musste aufstehen, sich bewegen, etwas tun, denn er glaubte nicht nur zu ersticken, viel mehr fühlte es sich an, als würde etwas ihn von innen heraus zerfressen. Er hatte den Vertrag unterzeichnet. Er hatte die Gesandten der Republik zu überzeugen gesucht. Er hatte gelogen. Er hatte mehr, als nur seine Prinzipien verraten. Er hatte Hochverrat an sich selbst begangen. Vergessen, warum war er nicht dem Ziel gefolgt, zu vergessen? Stattdessen war er hier, hier auf Coruscant, drang in den einstigen Tempel der Jedi ein, sprach mit einer von ihnen. Bei der Macht, er war mehr als ein Hochverräter, er war ein Erzfeind und war nicht nur in das Allerheiligste der Jedi eingedrungen sondern hatte vorab dafür gesorgt, dass alles ein weiteres Mal zerstört wurde. Dabei hatte er vor wenigen Stunden noch Hoffnung gehegt, hatte sich vorstellen können, wie dieser Ort wieder mit Leben gefüllt wurde. Dabei war Frieden eine Illusion und zumindest hierin bestätigte sich das, was die Sith lehrten. Frieden ist Lüge. Es gibt nur Leidenschaft. Allegious Leidenschaft würde Leid schaffen und zwar so immenses, wie vielleicht niemand zu ahnen wagte. Und Ian? Hatte ihn dabei unterstützt, weil er zu feige gewesen war, sich gegen Allegious zu stellen.

Leise nahm er Eowyns Stimme wahr, obwohl er sich am liebsten versteckt, sich die Hände auf die Ohren gepresst hätte, um die eigenen Gedanken nicht mehr verstehen zu müssen. Nicht mehr hören zu können. Er zitterte vor Anspannung und machte sich nicht die Mühe das zu unterdrücken.

Du hältst es nicht aus.

Aber das war klar gewesen und er hätte, als die Gelegenheit gut gewesen war, einfach verschwinden sollen.

Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf, noch ehe er zu Eowyn blickte
. „Ich kann nicht“, erneut schüttelte er den Kopf, ehe seine Stimme brach, als er wiederholte:Ich kann … nicht.“
Er schloss die Augen, versuchte seien Gedanken zu ordnen, sich zu beruhigen, aber wie sollte er das?

Die schützen, die man liebte, die schützen, die man schützen mochte. Aber Verteidigung reichte nicht aus. Das waren ihre eigenen Worte gewesen und der Wahrheitsgehalt von ihnen wog schwer, zu schwer.


Ich hätte nicht hier her kommen dürfen. Ihr wisst nicht, wer ich bin. Ihr wisst nicht, was ich bin.“ Vor allem aber wusste sie nicht, was er getan hatte.
Er war ein Monster.

Tief ein und ausatmend lehnte er sich mit beiden Armen gegen die Wand, ließ den Kopf hängen.

Du musst dich beruhigen.

Aber mit dem Schließen der Augen verschwand nur der Tempel, nicht aber das, was verschwinden sollte und damit war an Beruhigung nicht zu denken.

"
Wenn... wenn da etwas wäre, von dem Ihr wüsstet, dass es nicht aufzuhalten ist. Wenn Ihr davon wüsstet, aber kein anderer und ... wenn Ihr es verhindern wolltet, aber nicht könnt, was... würdet Ihr tun?" Sein Blick bestand aus purer Hilflosigkeit, als er Eowyn ansah und dabei war er sich sicher, dass sie ihm keine Antwort geben konnte. Keine, die ihm helfen würde, keine, die ihm helfen konnte. Wie sollte er eine Last tragen, die zu schwer für ihn war? Hätte er doch nur die Möglichkeit, die Zeit zurück zu drehen, er hätte es sofort getan.

"Ich wünschte, ich wünschte ich wäre niemals in Kontakt mit der Macht gekommen."

Was hätte das geändert?

Vermutlich wäre ein anderer an seiner Stelle gewesen, ein anderer, der den Vetrag mit Begsiterung unterschrieb, jemand wie Sharin, der hinter der Entscheidung des Imperators stand.

Vielleicht....


Nein! Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen, dafür war es zu spät, dafür vertraute er ihr zu wenig und sein eigenes Leben stand auf dem Spiel.

Das Leben von tausenden steht auf dem Spiel.

Aber er konnte nichts ändern, ob er schwieg, ob er spach. Nichts würde sich ändern. Nichts!








Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn
 
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Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Ian

Ich weiß. Herrje. Was war nur mit ihr los? Ja, sie war ungeduldig, auch und besonders mit sich selbst, aber das hier... sie war ja schneller auf dem Gipfel als ein Podrenner. Ian hingegen war weitaus geduldiger als sie selbst, und das, obwohl sie es momentan wirklich nicht verdient hatte. Sie schüttelte den Kopf. Ich weiß auch nicht. Ihr scheint mich immer in meinen ungeschicktesten Momenten zu erwischen... Vielleicht ein weiteres eurer Talente.


Es wurde immer schlimmer. Sein Zittern machte Eowyn deutlich, dass Ian furchtbar leiden musste. Er, der sonst immer so perfekt darauf achtete, dass niemand mitbekam, was er empfand, war dazu nun absolut nicht mehr in der Lage. Er konnte nicht? Was war so schlimm, dass er es nicht sagen konnte, und vor allem, wie hatte sie ihn daran erinnert?
Seine nächsten Worte kamen ihr bekannt vor. Er hatte sie schon einmal gesagt, auf Nar Shaddaa, in dieser verflixten Gasse, wo alles begonnen hatte. Sie wusste nicht, wer er war. Und vor allem, was er war. Nein, offensichtlich wusste sie es nicht. Langsam begann sie, bei der Sache ein schlechtes Gefühl zu haben. Was meinte er damit? War er einer von Allegious' Vertrauten gewesen, war er tiefer in den Orden verstrickt gewesen, als sie ahnte? Was hatte er getan, dass er damit nicht klarkam? Sie beschlich das ungute Gefühl, dass es etwas Großes sein musste. Er war ein Sith gewesen. Sith taten viele Dinge, die in ihren Augen falsch waren, doch die wenigsten bekamen davon Gewissensbisse. Und wenn doch, wenn ihn diese Sache aus dem Orden getrieben haben sollte... Was war er? Sie hatte seinen Namen nie zuvor gehört, sie kannte weder seinen ehemaligen Rang noch wusste sie von seinen Aufgaben. Heilung war seine Begabung... hatte es etwas damit zu tun?

Sie fixierte ihn, wie er so dastand, an die Wand gelehnt, am Ende. Sie wusste, dass er Recht hatte, und dadurch fiel es ihr schwer, ihm zu helfen. Sie wusste nicht, um was es ging - sie konnte schlecht auf ihn zugehen und ihn in den Arme nehmen, so wie sie es bei den jungen Padawanen tat, wenn diese ein Fenster eingeworfen hatten oder ähnliches. Ein "Alles wird gut" würde jetzt wohl kaum helfen. Was würde sie nun jemandem sagen, den sie besser kannte? Was würde sie ihren Padawanen sagen?
Bevor sie sprechen konnte, redete er weiter, öffnete plötzlich wieder seine Augen. Sein Blick traf sie, und sie hatte das Gefühl, dass dieser sie anflehte, etwas zu sagen oder zu tun, das seine Lage änderte. So hatte er sie noch nie angesehen, so emotional, so... hilflos. Sie durfte diesmal nicht versagen, so einfach war das. Mit dieser Erkenntnis wuchs ihre Entschlossenheit, doch gleichzeitig mit seinen Worten breitete sich ein kaltes Kribbeln in ihrem ganzen Körper aus. Es rührte ganz sicher nicht von Nachfolgen der Verletzung, nein, sie waren Vorboten der Sache, über die er sprach. Was war nicht mehr aufzuhalten? Es musste schlimm sein, schrecklich, dass er kurz darauf sogar den Wunsch äußerte, nie die Macht fühlen zu können. Sie wurde allmählich ein wenig blass, als sie mehr und mehr sah, welche Ausmaße seine Worte hatten, aber sie war nun im "Missionsmodus" und versuchte, alle eigenen Gedanken inklusive ihres schmerzenden Handgelenks hintenan zu stellen.


Zunächst einmal... begann sie möglichst ruhig, ja, ich weiß nicht, wer Ihr einmal ward. Ich weiß nicht, was Ihr getan habt. Aber ich weiß oder glaubte es zumindest zu wissen wer Ihr heute seid. Wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber ich weiß, dass Ihr heute nicht mehr der seid, der Ihr vielleicht vor einem Jahr ward. Ihr habt euch verändert. Wäre ich sonst hier gewesen, mit Euch, an dem Ort, der mir am allermeisten in der Galaxis bedeutet? Hätte ich Euch sonst meine Rippe heilen lassen? Glaubt mir, und sie meinte es todernst, Ihr seid nicht der erste Sith, dem ich begegne, und Ihr wäret nicht der erste, der dies bereut. Ich hätte all dies nicht getan, wenn ich nicht wüsste, dass ihr heute anders seid.

Was Eure andere Frage angeht...
sie überlegte rasend. Zu gerne wüsste sie, wovon er sprach, es wäre so viel leichter, ihm zu helfen. Langsam sprach sie weiter, versuchte, rational zu denken. Zunächst einmal würde ich mich wohl davon überzeugen, dass es absolut nichts gibt, das ich tun kann, egal in welcher Form. Und sei es, darüber zu reden. Und ich würde überlegen, ob es vielleicht doch jemanden gibt, der Bescheid weiß, der mir helfen kann. Wenn nicht würde ich eine Entscheidung treffen müssen. Ist es wichtig, dass es aufgehalten wird? Dann müsste ich jemanden hinzuziehen, der mir helfen kann, koste es, was es wolle. Wenn es nicht so wichtig ist, dass ich alles opfern würde... Wo würde sie die Grenze ziehen? Was war schon wichtig? Nein, es ging hier nicht um ihre Grenzen. Es ging um die seinen. Wenn es nicht so wichtig wäre, dann würde ich wohl versuchen, damit leben zu müssen. Und wenn ich aber weiß, dass dies nicht möglich ist, dann ist es vielleicht doch wiederum so wichtig, dass ich alles andere hintenanstelle. Was nutzt mir mein Wissen und mein Leben, wenn ich fortan nicht mehr weiterleben könnte, weil ich mir selbst nicht in den Spiegel blicken kann? Es war seltsam, solch drastische Worte zu wählen, aber sie hatte beinahe Gewissheit, dass er unter seiner Last bald zusammenbrechen würde. Er konnte so nicht weiterleben, ihr war das klar - doch ihm wohl nicht. Wenn er versuchte, dieses "etwas" aufzuhalten, dann hätte er zumindest noch eine kleine Chance darauf. Sie wusste, dass sie leicht reden konnte. Es war nicht ihr Gewissen, das da auf dem Spiel stand, aber gerade deshalb hatte sie vielleicht einen klareren Blick als er.

Er hatte vorhin von Hochverrat gesprochen. War es das? Wusste er Dinge, die so wichtig waren, dass die Sith ihn jagen würden? Auch wenn ihr bei diesem Gedanken immer kälter wurde - es spielte keine Rolle. Nicht momentan. Momentan war es nur wichtig, dass er wieder klar denken konnte. Langsam trat sie wieder näher an ihn heran. Die Macht zu spüren ist leider nichts, was wir uns aussuchen können, und auch, wenn Ihr es gerade absolut nicht so seht, und glaubt mir, ich verstehe dieses Gefühl - sie ist ein Geschenk. Ihr habt die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe Dinge zu tun und zu ändern, von denen andere nur träumen können. Seht nur, was Ihr mit meiner Rippe getan habt - Ihr habt mir wochenlange Schmerzen erspart. Es war eine Kleinigkeit, aber sehr wichtig für mich. Sie stand nun direkt vor ihm und blickte nach oben, um ihn direkt und intensiv ansehen zu können.
Ian. Hört mir zu. Ihr müsst nicht mit mir darüber sprechen, wenn es Euch so belastet. Ihr könnt es tun, wann immer Ihr wollt, Ihr wisst das, aber wenn Ihr nicht so weit seid, dann seid Ihr es nicht. Besiegelte sie da gerade nicht, dass das "etwas", das er verhindern wollte, nicht verhindert wurde? Sie musste schlucken, wusste aber, dass es die richtige Entscheidung war. Er musste sich aus freien Stücken dafür entscheiden, und sie konnte es ohnehin nicht aus ihm herauszwingen. Aber Ihr solltet sicher mit Euch selbst reden. Euer... Problem ist nichts, das ihr weiter mit Euch herumtragen solltet.

Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn

„Aber ich beurteile Euch nicht danach.“ Was Eowyn vielleicht klar machte, dass es keine Rolle spielte, ob sie alles perfekt konnte oder nicht. Schließlich war er nicht mit ihr nach Corusacnt gereist um darüber zu wachen, wie gut sie in dem war, was sie tat. Missgeschicke gehörten zum alltäglichen Lernen dazu.

Und für Ian wäre es besser gewesen, wenn er in jenen Sekunden mehr darauf bedacht gewesen wäre seine mentale Mauer wieder aufzubauen. Stattdessen aber bröckelte sie immer weiter und seine einstige Gefühllosigkeit schwand dahin. Was er nach Telos nur noch schemenhaft, wenn überhaupt erkannt hatte, wurde jetzt immer deutlicher und wünschte, nein flehte sich diese Gefühllosigkeit wieder herbei. Das Chaos in ihm breitete sich aus und der Schmerz, den er spürte wurde physisch, krampfte ihm das Herz, das sonst von einer dicken Decke umhüllt gewesen zu sein schien, erbarmungslos zusammen. Er hätte niemals das Gespräch mit Eowyn suchen dürfen. Wo blieb der Hass, der um so vieles angenehmer gewesen wäre als das, was er jetzt spürte? Wo war die Beruhigung der Dunklen Seite, wenn er sie benötigte? Ian presste eine Hand auf den Brustkorb, versuchte ruhig zu atmen, was kaum möglich war. Wie nur war es ihr gelungen ihn derart außer Konzept zu bringen? Weil sie den leisen Verdacht geschöpft hatte, den Verdacht, dass etwas mit dem Vertrag nicht stimmen konnte, indem sie gemeint hatte, dass sich zeigen würde, was dieser Vertrag wert war. Nichts war er wert, nichts!

Sie wusste nicht wer er gewesen war, so wenig wie sie wusste, wer er nun war. Manche Dinge ließen sich nicht reparieren, Eowyn hatte es selbst zugegeben und Geschehnisse ließen sich nicht rückgängig machen.

Ja, vielleicht seid Ihr mit mir hier... doch seid doch einmal ehrlich zu Euch selbst. Es ändert sich nichts dadurch für Euch.

Waren das nicht ihre Worte gewesen, denen sie jetzt kolossal widersprach, praktisch von der einen, auf die andere Sekunde?
Wo war seien Wut, die all die anderen Gefühle hinweg gedrängt hätte? Warum konnte er nicht wütend auf sie sein, jetzt in diesem Moment?


„Ihr seid hier mit mir, weil auch ihr auf der Suche seid und nicht gefunden habt, was ihr sehnlichst vermisst“, widersprach er ihr eindringlich. Dabei ging es nicht darum ihr zu widersprechen, nicht darum, ihr vor den Kopf zu stoßen, von all diesen Dingen war Ian weit entfernt. Aber wenn sie die gleiche Hoffnungslosigkeit verspürte wie er, wenn auch ein wenig anders verlagert, dann war allein das der Grund, weshalb sie mit ihm hier war.
All diese Gedanken aber spielten keine Rolle. Warum sie hier war, warum sie sich hatte heilen lassen, es war nichtig.

Sich überzeugen, ob es nichts gab, was man tun konnte. Was konnte er tun? Abwarten, bis das Virus ausbrach? Davor warnen, dass ein Virus ausbrechen würde? Es würde ausbrechen, die Frage war nur wann und wo. Gab es jemand der ihm helfen konnte? Nein! Denn Ian wusste nicht, wer den Virus in sich trug, wusste nicht, wann Allegious ihn auslösen wurde. Es gab keine Hilfe. Wenn es nicht so wichtig war, würde sie versuchen, damit zu leben. Aber dieses Wissen übersteigerte alles und Ian musste nicht eine Sekunde überlegen um zu wissen, dass er nicht damit leben konnte. Er hatte sich eingeredet, dass nicht er der Verursacher war, hatte versucht, sich davon zu überzeugen, dass nicht er derjenige war, der all das Leid überbringen würde, schließlich hatte er nur eine Unterschrift gesetzt. Nur? Er hatte ein Todesurteil unterzeichnet.
Kraftlos ballte Ian eine Hand zur Faust, wollte sie gegen die Wand schmettern, aber es war weniger, als ein kleines Klopfen. Die Anspannung war einfach zu groß.

Wissen und Leben nutzte nichts, wenn man sich nicht mehr im Spiegel betrachten konnte und die Zeiten, in denen er sich selbst hatte in die Augen blicken können, war schon längst vorbei. Ian hatte vergessen wollen, nicht umsonst, denn Vergessen schien das einzige Ziel zu sein, ihn vor dem zu retten, was seine eigenen Gefühle mit ihm veranstalteten, was sie jetzt gerade mit ihm taten.

Er konnte sprechen, wann immer er wollte, wann immer er bereit dazu war? Nein, nein, das konnte er nicht. Denn er vergeudete Zeit, indem er nicht sprach und wenn er auf den Moment wartete, an dem er bereit war, konnte er ewig warten.
Konnte er etwas verhindern?

Kannst du etwas verhindern?

Wenn er sprach, wenn er von der Lüge erzählte, was würde geschehen?

Du wirst sterben, aber bist du das nicht ohnehin schon?

Wenn er sprach würde das Virus vielleicht nicht aufgehalten werden, aber vielleicht, vielleicht verschaffte es Zeit, einen Notfallplan zu entwickeln? Irgendetwas zu tun, was mehr war, als nichts. Darauf zu warten, bereit zu sein, würde bedeuten noch mehr Zeit zu verspielen.
Es machte ihn verrückt und der Schmerz wuchs zu etwas unerträglichen an.


„Es muss aufgehalten werden,“ sagte er dann, nach einer halben Ewigkeit. „Es muss,“ widerholte er eindringlicher, verzweifelt. Aber es ging nicht, was ihn fast wieder einknicken ließ, oder noch mehr.

Ja, vielleicht seid Ihr mit mir hier... doch seid doch einmal ehrlich zu Euch selbst. Es ändert sich nichts dadurch für Euch, schoss es ihm wieder durch den Kopf und sie hatte verdammt recht gehabt. Zumindest würde sich nichts ändern, wenn er…

„Eowyn, ich muss, …. Ich….“

Wenn er gestand, würde er sterben, Allegious hatte damit gedroht, aber sterben würde er so oder so und ob es heute, oder erst morgen geschah, spielte keine Rolle, denn Ian wusste das spätestens der Tag, an dem die ersten Personen wegen dem Virus starben, auch der Tag sein würde, an dem er nicht weiterleben konnte.

„Welchem… Jedi-Rat vertraut ihr am meisten? Oder... seid ihr selbst einer?“

Letzteres wusste er nicht, vielleicht aber hätte es all das ein wenig leichter gemacht.

Du hast es bis jetzt auch nicht gesagt!

Was Beweis genug dafür war, dass es auch dann nicht einfacher gewesen wäre.



Coruscant - Jedi-Tempel, zurück im Erdgeschoss, unter der eingestürzten Treppe, mit Eowyn
 
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Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Ian

Ihre Worte, die beruhigend hatten wirken sollen, hatten ihren Effekt definitiv verfehlt. Ian beruhigte sich ganz sicher nicht, abgesehen von dem einen kurzen Moment, in dem er Eowyn wiedersprach. Und gerade hier hatte er den Kern ihrer Aussage nicht verstanden. Es ging ihr nicht darum, wo sie war, sondern mit wem. Sie wusste, dass sie sich nach der Landung von ihm hätte verabschieden können, und er wusste es auch. Sie hatten es nicht getan, sie selbst zumindest aus mehreren Gründen. Unter anderem, weil sie hoffte, glaubte, sich danach sehnte, dass er ein anderer Mensch war, als er glaubte zu sein. Sie hatte schon an Bord seines Schiffes festgestellt, wie falsch dieser Ansatz war, war aber letztendlich zu keinem Schluss gekommen, wie sie mit der Situation weiter umgehen sollte und hatte das moralische Dilemma ein wenig vertagt. Sicher war aber, dass er Dinge in sich hatte, von denen er selber nichts wusste, von denen sie aber glaubte, sie gesehen zu haben.
Ihre eigene Suche spielte dabei keine große Rolle - sie hätte sie auch alleine durchführen können.
Ja, ich bin hier, weil ich auf der Suche bin, aber - ich bin hier mit Euch. Ich bin hier mit Euch, weil ich glaube, dass mehr in Euch steckt - und kommt mir nicht damit, dass ich nicht wüsste, wer Ihr seid. Ich glaube daran, auch wenn Ihr selber es nicht tut.

Schon bald war seine Verzweiflung aber schon wieder greifbar, noch stärker als vorher, wachsend und erbarmungslos. Er konnte nicht mehr, das war klar zu sehen, und Eowyn brach es schier das Herz, daneben zu stehen, es nicht zu verstehen und nichts tun zu können. Ihr schlechtes Gefühl wuchs und wuchs bei seinem Anblick, und in ihr kämpfte der Teil, der dazu stand, was sie gerade eben gesagt hatte, und der kleinere, aber vorhandene Teil, der ihr aber ununterbrochen zuflüsterte "Was, wenn nicht? Was, wenn du dich irrst?". Sie versuchte, diesen Gedanken fortzuschieben, gerade sein Anblick machte doch deutlich, dass er nicht hinnehmen konnte, was immer es war, und dass er etwas verhindern wollte. "Warum aber nicht früher? Warum erst jetzt?" Sie verstand es. Wirklich. Es gab gute Gründe, nicht zu handeln - Angst und Unsicherheit waren nur zwei davon. Angst konnte lähmen, und zwar auf so durchdringende Art und Weise, dass man zu keinem klaren Gedanken mehr in der Lage war. Man tat Dinge, die man sonst nicht tun würde, die man später bereute. "Er wollte vergessen. Er hätte es getan..." Aber er hatte nicht. Der Gedanke daran, dass das, was er vergessen wollte, sich wiederholen konnte, hatte ihn abgehalten - was doch hieß, dass er nicht dazu stand, dass er irgendetwas bereute, auch wenn er nicht dagegen anging? Es war so frustrierend, nicht zu wissen, worum sich ihr Gedankenkarussell drehte!

Sie konnte seinen Schmerz und seine Zerrissenheit schon beinahe körperlich spüren, so völlig anders als der physische Schmerz in ihrem Handgelenk. Stärker, durchdringender. Allgegenwärtig. Und als er schließlich nach langer Pause wieder sprach wirkte er so hilflos, dass sie ihn tatsächlich beinahe berührt und umarmt hätte, nur um seine beinahe schon panischen Worte ein wenig zu beruhigen - wenn sie allerdings nicht das Gefühl gehabt hätte, dass es völlig kontraproduktiv und sinnlos wäre. Alles in ihr drängte danach, ihm zuzuschreien, dass er es aufhalten konnte, wenn er nur endlich sprach, doch sie ahnte, dass auch das keine große Hilfe sein würde. Sie wollte ihm gerade doch auf etwas ruhigere Art zureden, als das schlechte Gefühl und die Kälte sich durch seine letzte Frage vollends in ihr ausbreiteten und sie kurzzeitig vereinnahmten. Ihr Herz pochte, und jetzt wich auch das letzte bisschen Farbe aus ihrem Gesicht. Vielleicht bildete sie sich alles ein, interpretierte zu viel. Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten. Doch sein Verhalten zuvor, gepaart mit der Frage nach einem Jedi-Rat... das konnte sich nur um etwas wirklich Wichtiges handeln. Hier ging es nicht um irgendwelche Handelsabkommen oder dergleichen, nein, das hier war etwas Großes. Einmal davon abgesehen, dass ihr Gefühl sie bestätigte. Wo war sie da plötzlich hineingeraten?
Sie blinzelte, von der Frage und der plötzlichen Wendung des Gesprächs überrumpelt, und begann, rasend nachzudenken und in Gedanken die Räte durchzugehen. Sie vertraute ihnen allen... Aber wem am meisten, und vor allem, wer kam jetzt am Ehesten in Frage? Mit Padme oder Satrek verband sie am Meisten, sie hatten ungefähr zur gleichen Zeit ihre Ausbildung begonnen. In den Sinn kam ihr jedoch jemand anderes.


Eowyn schüttelte den Kopf, im Bedürfnis, sich auf die Sache jetzt zu konzentrieren und nicht weiter über Ians Geheimnis nachzudenken. Es brachte nichts, wenn sie vor irgendwelchen Phantomen Angst hatte. Sie musste sich zusammenreißen. Nein, ich bin kein Rat. Großmeisterin. Absurderweise kam ihr jetzt völlig unpassend in den Sinn, dass sie mit ihren Grübeleien ohnehin wohl einen schlechten Rat abgegeben hätte. Chesara oder Sarid. Ich vertraue ihnen völlig. Was habt Ihr vor? Wollte er den Planteten verlassen? Eine Komnachricht schicken? Sie selbst vertraute dem Komsystem nicht so weit, dass sie ihm ohne weiteres hochgeheime Informationen anvertraute, und darum handelte es sich momentan offensichtlich. Doch Coruscant zu verlassen und nach Lianna zu fliegen, wo sich vielleicht eine der beiden Räte aufhalten würde, dauerte... hatte Ian diese Zeit? Drängend blickte sie den hochgewachsenen Mann an. Ian, sprecht mit mir. Was geht hier vor sich?

Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Eowyn


Das, was in ihm steckte war nicht mehr, als ein feiger Verräter, der, wann immer er versucht hatte, richtig zu Handeln, das falsche getan hatte. Er war jemand, der nicht aufhalten konnte, was unaufhaltbar war, denn wer konnte bloßes Wasser mit den Händen festhalten?
Eowyn hatte ständig auf ihn eingeredet, hatte ihn überhaupt erst so weit gebracht, sich fast zu vergessen, seine Mauer einstürzen zu lassen. Warum? Weil sie eine Jedi war, die glaubte immer zu versagen, weil sie nun glaubte, dass sie etwas tun konnte, weil sie glaubte, sich etwas beweisen zu müssen! Deswegen war sie mit ihm hier. Von wegen, sie glaubte daran, dass da etwas in ihm schlummerte, von dem er selbst nicht wusste, dass es sich in ihm befand. Sie war wie alle anderen! Sie versuchte aus dieser ganzen Sache einen Vorteil für sich zu ziehen.
In diesem Moment kehrte endlich zurück, was zurückkehren sollte: Wut. Ian spürte deutlich, wie erst eine winzige Flamme in ihm loderte, die er nur weiter anfeuern musste. Wenn die Wut sich in ihm ausbreiten würde, würde sie alle anderen Gefühle überdecken. Wenn er seinen Zorn gewinnen lassen würde, hätte dieses elendige Chaos, diese elendige Schwäche, endlich ein Ende.

Hör auf damit.

Ian ballte die zweite Hand zur Faust, beide noch immer gegen die Mauern gelehnt. Was war, wenn stimmte, was sie sagte? Was war, wenn Eowyns Beweggründe weniger selbstsüchtig waren, als er vermutete? Was war, wenn sie Recht hatte? Wenn er kein Monster war…
Noch wichtiger war die Frage, was geschehen würde, wenn seine Wut abebbte. Alle Gefühle würden zurückkehren. Stärker. Was war, wenn er die Chance, die er vielleicht hatte, nicht nutzte? Wenn er nicht versuchte, sie zu nutzen?
Was und Warum, immer diese Fragen, immer diese Fragen, auf die es keine Antworten gab! Jahraus, jahrein, ständig ein Was mehr, ständig ein Warum mehr, immer mehr Chaos, immer mehr Unruhe. Als Ian nun gegen das Gemäuer schlug, war die Kraft seiner Hände zurückgekehrt.

Hör auf damit.

Wut würde Verzweiflung verschlingen, um am Ende noch mehr Verzweiflung zurück zu bringen. Es sei denn, er stumpfte so ab, wie Ysim. Dann wären Hass und Zorn allgegenwärtig und wenn das geschehen würde, wenn dies eintreten würde, war er für immer verloren.

Dann hättest du nicht nur dich, sondern Tahiri verraten. Endgültig.

Dann wäre die schwerste aller Ketten an ihm und dann wäre Ian mehr, als nur ein Leibeigener, mehr, als nur ein Sklave. Ysim hätte gewonnen.
Vielleicht hatte Eowyn Recht. Selbst wenn sie es nicht hatte, selbst wenn sie sich irrte, er hatte so viele Versuche unternommen, dass ein weiteres Scheitern keine Rolle mehr spielte. Ohnehin stand er am Abhang und wenn er ohnehin dort stand, machte es keinen Unterschied mehr, ob jemand Recht hatte oder nicht. Seine Wut ebbte ab und als das geschah, nahm er andere Emotionen wahr, die nicht von ihm herrührten. Es war nicht fair, Eowyn in all das hinein zu ziehen, aber es war genauso wenig fair gewesen, das sie dieses Chaos in ihm ausgelöst hatte. Als er nun zu ihr herüber blickte, war er etwas gefasster als eben.

„Ihr werdet bereuen, auf mich gestoßen zu sein, waren seine nächsten, nicht drohenden, aber sehr leise und durchaus traurig ausgesprochenen Worte. Sith mochten die Begegnung mit ihr bereut haben, aber all das, was geschehen war, würde auch sie bereuen, nur auf andere Art.
Die Unruhe, die in ihm gewachsen war, hatte sich auf Eowyn übertragen, er sah und spürte nun mehr, als das, was allein in ihm war.
Chesara oder Sarid. Kurz horchte Ian in sich hinein, aber er hatte keine Verbindung zu diesen Namen, kein Bild vor dem Gesicht. Würde eine von ihnen ihn anhören? Wenn Eowyn ihnen vertraute -und sie hatte nachgedacht, ehe sie geantwortet hatte- bestand vielleicht diese Hoffnung.
In Gedanken hatte der Mann schon längst Hochverrat begangen und wenn da noch etwas in ihm war, irgendetwas, von dem Eowyn gesprochen hatte, wenn da nur ein winziger Funke war, dann musste Ian tun, was schon längst hätte getan werden müssen.


„Eowyn, ich muss mit einer von beiden sprechen. Befindet sich eine von ihnen auf Lianna?“, wollte er eindringlich wissen. Wenn ja, würde das bedeuten, nach Lianna zu kehren. Was bedeuten würde, dass sie ihn sicher gefangen nehmen würden. Dennoch… „Dann muss ich dorthin, so schnell wie möglich, sagte er dennoch, längst sich so sicher, wie er es gerne gesagt hatte und doch überzeugt.
Dann traf ihn ihr fragender Blick und er entgegnete ihm mit einem entschuldigenden Ausdruck. Mit etwas, dass mehr war, als eine einfache Entschuldigung und er widerholte, was er schon einmal gesagt hatte, widerholte, was in dem Moment mehr, als nur bittere Wahrheit war:


„Friede ist Lüge, es gibt nur Leidenschaft.
Durch Leidenschaft erlange ich Stärke.
Durch Stärke erlange ich Macht.
Durch Macht werde ich zum Sieg geführt.
Durch den Sieg zerbrechen meine Ketten.
Die Macht wird mich befreien.“



Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Eowyn


 
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[Im Anflug auf Coruscant/End " Endurance"/Deck4/ Offiziersmesse]Nsci Het´kar,Bru-th Agoch,Ensing Vajetsi,Marshal Sebolto,Cmdr.Saris,Cmdr.Endel

Nsci hörte Cmdr.Endel bei den Einsatzdetails aufmerksam zu. Für ihn war alles klar, es wird zu einem Kampf kommen. Doch zuerst, musste er noch seinen Hunger auf Nachtisch und Früchte besiegen. Er nahm sich ein wenig, für ihn unbekannten aber lecker aussehenden Joghurt und kostete ihn voller Genuß. Er fing an den Koch des Essens zu mögen, ein Jawa würde sowas ja nicht alle Tage bekommen. Während die anderen ein Pläuschien hielten, dachte er über seinen Versuch nach eine Arakyds Mondmotte zu Bauen nach. Het´kar hatte bereits die kleinen Photorezeptoren kallibriert und die Flugsteuerung angepasst, was noch fehlte waren die programmierbaren Flügel, diese ermöglichen der Motte jede einheimische Terrainfarbe anzunehmen. Eine wichtige Frage war für ihn noch- wo er eine Bewegungssubroutine herbekam. Ihm flatterten zwei Möglichkeiten durch den Kopf, entweder macht er einen Ausflug nach Tatooine und besucht seine Freunde oder er Kauft sie auf Coruscant. Nach der Nachdenkerei, stand er auf um etwas zu anzukündigen:

"Ladys und Gentelam, ich wäre sehr geehrt, wenn sie, sobald wir den Imperialen dingfest gemacht haben, zu einem Dinner auf der Sandsnail kommen würden. Ich möchte ihnen von einer Geschichte auf Tatooine erzählen; Ich war damals noch jung, grade mal acht. Da kam ein alter Mann zu meinen Clan, er wollte mit uns mitreisen. Das verstandt ich erst nicht, warum sollte ein alter Mann mit Jawas mitreisen? Ich sah in kaum im Sandcrawler, er war wohl oft auf dem Dach. Doch dan ging er zu uns in die Werkstadt und ich sag euch er hatte kleine Probleme zu laufen, da so viele Teile rumlagen. Er nahm sich ein paar Teile und schraubte daran herum. Eine Woche später, sah er mich wohl spät abends an einer Lampe rumbasteln. Ich hatte leicht Angst, so ganz allein mit einem dreifach so Großen wesen in einem Raum zu sein. Er Half mir die Lampe zu reparieren, verlangte dafür aber etwas und zwar einen Metalernen Würfel. Nach einigen Jahren, als ich auf der Akademie war, sah ich einen Mann mit kutte, der den Würfel in der Hand hielt. Mit dem Unterschied das er Leuchtete. Seitdem versuche ich bei jeder sache die ich finde, alle Funktionen herauszufinden. Das gleich ist auch bei meinem Hobby so, der Kulturforschung anderer Spezies",

Nsci nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche, er hatte von dem ganzen gerede einen ganz verfusselten Mund.

"Wussten sie z.b das Corellianer einen ähnlichen Jagdinstinkt besitzen wie Rodianer. Das macht sie zu guten Kopfgeldjägern".

Sagte Der Jawa und strekte sich.

"Nun wenn weiter nichts ist, würde ich mich gerne zur Sandsnail begen".


[Im Anflug auf Coruscant/End " Endurance"/Deck4/ Offiziersmesse]Nsci Het´kar,Bru-th Agoch,Ensing Vajetsi,Marshal Sebolto,Cmdr.Saris,Cmdr.Endel

 
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Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Ian

Ians Kraft war zurückgekehrt. Der zweite Schlag gegen die Mauer zeugte von mehr Entschlossenheit, aber auch von mehr Emotionen. Eowyn war sich nicht völiig sicher, welcher Art diese Emotionen waren, doch es fühlte sich sehr negativ an. Was es ausgelöst hatte konnte sie nicht sagen, aber das spielte auch keine Rolle. Sein Ausbruch kam für sie plötzlich, und sie musste sich zusammenreißen, nicht zurückzuzucken. Sie blieb stehen, behielt ihn im Blick, betrachtend, prüfend und ein wenig sorgenvoll. Mittlerweile musste sie zugeben, dass sie nach seiner Bitte nicht nur um ihn Sorge hatte und für ihn hoffte, dass er mit ihr sprach. Alles hatte einen übergeordneteren Zweck erhalten, und einmal völlig abgesehen von der Tragweite war sie sich nicht sicher, ob ihr das gefiel. Wie oft gingen einzelne Personen oder Gruppen verloren, wenn man versuchte, das große Ganze im Blick zu behalten. Wenn Ian sprach, worüber auch immer, so würde es wohl eine wichtige Information sein, und es war notwendig, das wusste sie. Sie selbst hatte ihn dazu getrieben. Aber womöglich würde er selbst dabei auf der Strecke bleiben, egal ob er in Form des Hochverrats gejagt oder einfach im Chaos der Folgen vergessen werden würde. Das Schlimme war, dass sie sich selbst nicht sicher war, ob sie es trotz dieser Überlegung nun anders machen würde. Sie wusste noch immer nicht, was er verheimlichte, und nachdem die letzten Minuten alles so schnell ging begann sie nun wieder darüber nachzudenken. Was bedeutete es für sie selbst? Sie hatte sich versucht nichts vorzumachen. Sie wusste, dass er kein unschuldiger Mann war. Er hatte vermutlich Dinge getan, die sie nicht verstehen konnte. Für die sie ihn verurteilen würde. Sie wusste, dass sie manches nicht einfach würde akzeptieren können, so ehrlich war sie zu sich selbst.
Dennoch musste sie versuchen, das Ganze objektiv zu betrachten. Sie
wusste, dass sich etwas geändert hatte. Sie konnte es spüren, sie wusste nicht wie und auch nicht, ob ihr Gefühl sie wieder einmal trog, was sie nicht ganz ausschloss. Doch verdiente nicht jeder eine zweite Chance?
Tja, das war die Frage. Wirklich jeder? Wie sah es mit Massenmördern aus? Kriegstreibern? Auch sie? Wie würde sie reagieren, wenn jemand, der zum Beispiel ihren Planeten verwüstete, plötzlich Reue zeigte und nun von vorne beginnen wollte, während sie selbst alles verloren hatte? Sie glaubte nicht, dass ihr das leicht fallen würde. Wie wäre es, wenn jemand "nur" schwieg über Dinge, die geschehen würden oder geschehen waren, wenn jemand wusste, wer für Dinge verantwortlich war? Vermutlich würde ihr dies leichter fallen, einfach wäre es jedoch bei weitem nicht.
Objektiv und theoretisch war alles sehr schwer zu beurteilen. Sie wusste, dass sie in der Praxis vermutlich wieder ganz anders reagieren würde, als sie jetzt vermutete. Sie würde wohl einfach abwarten müssen und sich später damit auseinandersetzen, es half alles nichts. Bis dahin musste sie an dem festhalten, woran sie glaubte, sonst wäre sie völlig orientierungslos. Sie musste lernen, ihrem Gefühl und ihrem Instinkt wieder zu vertrauen. In der Hoffnung, dass diese Dinge sie dieses mal nicht trogen...


Er hatte sich wieder mehr im Griff, und sie richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf Ian. Seine Worte, die er wieder direkt an sie richtete, bewirkten ganz bestimmt nicht, dass sie sich besser fühlte. Was wollte er damit bezwecken? Sie ängstigen? Sinnlos, dazu brauchte er diese Worte nicht. Ihr sagen, dass sie lieber gehen sollte? Zu spät. Sie vorwarnen? Ebenfalls nutzlos, wenn sie es bereuen würde, dann so oder so. Vielleicht war es auch seine Art, auszudrücken, dass er alles bedauerte. Sein Tonfall deutete jedenfalls darauf hin, und Eowyn konnte seiner Aussage an sich nicht widersprechen. Mittlerweile sah sie, dass es gut möglich war, dass sie alles bereuen würde. Doch sie wusste es nicht, hoffte noch immer, dass sie sich nicht täuschte. Vielleicht, antwortete sie leise in einem ähnlichen Tonfall und blickte kurz zu Boden, bevor sie ihn wieder ansah. Vielleicht aber auch nicht. Lasst das meine Sorge sein. Und selbst wenn es so sein sollte... vielleicht war es das trotzdem wert. Am Ende flüsterte sie beinahe und ließ offen, was genau sie damit meinte; sie war sich selbst nicht ganz sicher.

Sie überlegte kurz, als er wieder auf sein Vorhaben zu sprechen kam. Sarid war auf Lianna gewesen, als sie abflog, was mit Chesara war, wusste sie nicht. Die Chancen standen allerdings gut, dass eine von beiden in der Basis war. Es fiel ihm schwer, diese Bitte auszusprechen, und sie verstand, wieso - selbst ohne sein Vorhaben war es ein Wagnis, sich an einen Ort zu begeben, an dem sich viele Jedi aufhielten, und mit dem, was er zu sagen hatte war es gut möglich, dass dieses Treffen... nun... nicht sonderlich gut für ihn ausgehen würde. Weil sie umso mehr wusste, was dies für ihn bedeutete, rechnete sie ihm seinen Plan hoch an, und sie würde versuchen, so gut es ging zu vermitteln. Das war sie ihm schuldig.
Sie nickte zögernd.
Ich denke ja. Ich weiß es nicht mit Sicherheit, dafür müsste ich eine Nachricht schicken. Aber es ist gut möglich, eine von ihnen dort anzutreffen.
Ian, ich...
Ihr wisst, dass ich Euch nichts garantieren kann, für das, was auf Lianna geschieht. Aber ich werde alles dafür geben, fair zu Euch zu sein, das zumindest kann ich euch versprechen.

Sein erneutes Zitat des Sith-Kodex' verwirrte sie zunächst, und sie war sich nicht sicher, was genau er damit meinte. Doch zumindest sein Tonfall gab ihr eine ungefähre Richtung, und sie schüttekte seicht den Kopf.
Worte. Es sind nur Worte. Worte können viel bedeuten, aber lasst nicht zu, dass sie Macht über Euch bekommen. Ketten zerbrechen nicht einfach, sie müssen nach und nach gelöst werden, und die Macht wird Euch befreien - aber nur dann, wenn Ihr beginnt, auf Euch selbst zu hören. Vorhin habt Ihr so viel davon gesprochen, dass ich mein Handgelenk spüren müsste. Hört auf Euch. Spürt Euch selbst. Vertraut darauf. Sie hob langsam die rechte Hand, um damit leicht kurz auf seine Brust zu tippen. Was auch immer nun folgen wird, bleibt bei Euch. Sie wandte sich ab zum Gehen, ohne ihre letzten Worte noch auszusprechen. Es reichte ohnehin, dass sie ihm ihre verqueren Tipps gab, sie musste es nicht mit einem "Dann wird alles gut" noch vollends ins Lächerliche ziehen. Schon so würde er ihr vermutlich nicht folgen können, und abgesehen davon war es nur ihre eigene Hoffnung, die da aus ihr sprach, keine Gewissheit. Wie auch... sie wusste schließlich nicht, worum es ging.

Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Eowyn

Es war seltsam, wie schnell sich der Entschluss nach Lianna zu reißen geändert hatte. Auf Nar Shaddaa hatte er genau das völlig ausgeschlossen. Jetzt hingegen hatte diese Entscheidung sich fest in Ian gebrannt, auch wenn er sich davor fürchtete, auch nur einen einzigen Fuß in den Orden zu setzen. Würde er diesen Ort überhaupt betreten können? Würde man ihn nicht, sobald er das Tor durchquerte, gefangen nehmen? Der Vertrag mochte laufen, aber ein vermeintlicher Sith, der in den Orden spazierte war sicher alles, aber kein willkommener Gast. Was würde geschehen, wenn niemand bereit war, ihn anzuhören? Wenn sie ihn sofort in eine Sicherheitszelle sperren würden? Gedanken, denen er besser Einhalt gebot. Nicht, dass sie ihn davon abbringen würden, nicht, dass sie seinen Entschluss wieder ins Wanken bringen würden, aber sie waren ängstigend und ein weiteres, chaosstiftendes Gefühl brauchte der Mensch nun wirklich nicht. Jemand würde ihn anhören und was danach geschah, war weitaus weniger ungewiss. Er würde sterben. Entweder, weil die Schergen des Imperators ihn finden würden, oder weil ihn das Ausmaß dessen, was geschehen würde, noch vorher vernichtete.

Eowyns Vielleicht war für Ian eine Sicherheit, unumstößliche Sicherheit und auch wenn er sich nicht zu erklären vermochte, versetzte das, was sie sagte in Verbindung mit dem, wie sie es sagte und seiner eigenen Sicherheit ihm einen Stich.
Wäre er ihr doch früher begegnet, nur ein klein wenig früher. Vielleicht wäre alles anders gekommen. Kurz sah er sie an, als er gegen den Drang genau das zu äußern, was er gerade dachte, niederrang. Stattdessen seufzte er tief und sah auf den Boden.


„Ihr wart bis jetzt fair zu mir“, erwiderte er schließlich flüsternd mit einem bedrückenden Lächeln.
„Was auf Lianna geschieht, spielt keine Rolle, solange mir dort jemand Gehör schenkt.“ Zumindest spielte keine Rolle, was ihn erwarten würde. Denn was auch immer geschah, die einzige und oberste Priorität lag darin, zu sprechen.

Sein Zitat missverstand sie, dabei hatte Ian versucht, Eowyn damit die Wahrheit zu sagen und leider lag sie mit dem, was sie sagte so falsch, wie nur möglich. Zumindest der erste Satz war mehr, als nur bloße Worte. Ihren anderen Worten konnte er hingegen nichts entgegensetzen. Nicht einmal gedanklich und vielleicht wusste er besser als jeder andere, dass Eowyn richtig lag. Seine innere Stimme, die er so oft zu ignorieren gewusst hatte, hatte ihn häufiger davon abhalten wollen Dinge zu tun, die er getan hatte. Zu oft hatte Ian nicht auf sie gehört, nicht auf sich gehört.

Dann wandte sich Eowyn zu gehen, als Ian sie noch einmal aufhielt.
Wartet.“ Eine Sache musste er noch erledigen. Oder zwei. Sein Blick wanderte erneut zu Boden, aber als er ihn wieder hob, lag alle Aufrichtigkeit darin, die ein Mensch nur aufbringen konnte. Nur drei Worte musste er genau auf die gleiche Art überbringen, nur drei.
„Ich danke Euch.“ Und dann griff er kurz in die Macht hinaus um ihr Handgelenk zu heilen, wohl darauf bedacht, ihr keinen Schmerz dabei zuzufügen. Dann wandte auch Ian sich zum Gehen. Zurück zum Raumhafen, wo er sich ein anderes Schiff würde nehmen müssen, damit er, unter Umständen, nicht noch die Falschen auf seinen Zielort aufmerksam machen würde.


Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit I

 
Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron - Tara, Keeda, Duska, Radan, Alisah - Höhlenausgang: Plünderer (NPCs), Ribanna, Rick und Wes

Rick klang so, als wäre sein Sith-Onkel nicht bloß hier gewesen, sondern tatsächlich noch vor Ort, was Wes sich eigentlich nicht vorstellen konnte. Der Taanaber hatte nicht zuletzt durch seine Gabe der Psychometrie gelernt, dass Begriffe wie Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft für die Macht keine Rolle spielten, allenfalls für den Geist, der versuchte, sie sich zunutze zu machen. Möglicherweise spürte der Junge durch die starke Präsenz der Macht hier am heiligen Berg ein Ereignis, das sich bereits vor langer Zeit zugetragen hatte, und konnte es nur nicht einordnen. So oder so, die Archive waren der Platz, den sie aufsuchen mussten, aber erst, wenn die Energieversorgung des Tempels wiederhergestellt war und sie per Turbolift hinreisen konnten. Für heute war Wes bereits genug Treppen gestiegen.

»Wir werden das Archiv so bald wie möglich aufsuchen,«


Erklärte der Jedi-Rat der spekulierte, dass das Treppen erklimmen womöglich sogar länger als die Reparatur der Energieversorgung und anschließende Turboliftfahrt dauern würde.

»Es gibt dort nichts mehr von Wert, worüber wir uns Sorgen machen müssten. Was zu wenig Wert besessen hatte, um von den Jedi evakuiert oder von den Sith geraubt zu werden, wurde sicher längst von Abschaum wie diesem geplündert. Wahrscheinlich haben sie selbst Lesegeräte mitgenommen und die Statuen von den Sockeln gestohlen!«


Er gab dem dicken Plünderer einen Rempler, als das Wort auf den Abschaum gekommen war. In die anschließend entstehende Pause platzte Ribanna mit dem Gedanken, ob es für ihre Jedi-Karriere ein Problem wäre, falls sich ihre Mutter als Sith herausstellte.


»Keine Sorge, Ribanna


Munterte Wes die besorgte junge Dame auf.

»Die Jedi nehmen dich nicht in Sippenhaft für etwas, das du nicht getan hast. Es spielt keine Rolle, wer deine Eltern waren, entscheidend ist einzig und allein, ob du willens und fähig bist, dein Leben an den Maßgaben des Kodexes auszurichten. Will heißen, auf das Wohle anderer und der Allgemeinheit und weniger auf deine eigenen Bedürfnisse hin.«

Der Taanaber war sich nicht sicher, ob er sich richtig erinnerte, aber die Rolle und das Verhalten von Ribannas Mutter war ihm nicht sehr sithmäßig vorgekommen. Dass eine Sith ihre Tochter so einen Kult auf Chalacta auslieferte und stattdessen nicht etwa dafür sorgen würde, dass diese zwecks Erhaltung der eigenen Machtbasis ausgebildet würde, war nicht gerade typisch. Unabhängig davon hielt er es für besser, die Menschin nicht mit derlei Theorien zu behelligen.

Stattdessen machten sie sich auf dem Weg und zu Wes' großer Erleichterung nutzte keiner der Plünderer die nach dem Fluchtversuch entstandene Verwirrung aus. Dafür schien die Machtlähmung zu großen Eindruck hinterlassen zu haben, so dass sie sich anstandslos weiter in Richtung der alten Gänge scheuchen ließen. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf den Berg, die hohen Säulen und Wände und die weit über ihnen befindliche Decke verabschiedete sich Wes für den Moment von diesen besonderen Ort und hörte Rick zu, der ihnen mehr über seinen Vater und dessen Bruder erzählte.

Offenbar war Ricks Onkel nicht der Typ, der sich freiwillig in einer kleinen Armee aus Sith, wie sie zur Erstürmung des Tempels oder der Corellia-Basis nötig gewesen war, einbrachte, so wie auch Wes froh war, bei keinem dieser Ereignisse direkt beteiligt gewesen zu sein. Er war nicht für Nahkampfgetümmel mit unzähligen Sith gut und Soresu als Lichtschwertstil zu wählen, war nur eine logische Konsequenz daraus.

Bemerkenswerterweise wurden die beiden Geschwister in Ricks Erzählung vom selben Meister ausgebildet. Sein Onkel schien der impulsive Typ gewesen zu sein, also ein beinahe natürlicher Kandidaten für die dunkle Seite, und offensichtlich hatte er sich heimlich Wissen um dunkle Machttechniken angeeignet.


»Der Weg von nicht wenigen der gefallenen, dunklen Jedi und Sith-Überläufer führt über das Studium von verbotenem Wissen. Nicht von ungefähr werden diese als gefährlich eingestuft und den meisten Jedi und der Öffentlichkeit vorenthalten. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dein Onkel an den Ort zurückkehrt, an dem sein Fall mutmaßlich begann, Rick


Der Onkel war geflohen, als er sich vor dem Rat hätte verantworten müssen, und ein Sith geworden. Als solcher sorgte er vermutlich für den Tod seines Vaters.

»Das tut mir leid, Rick


Entgegnete Wes mitfühlend. Es war bestimmt nicht einfach, den eigenen Vater auf eine derartige Weise zu verlieren. Dafür, dass Rick die Präsenzen seines Vaters und seines Mörders so oft spürte, gab es eine pauschale Erklärung und auch in Bezug auf eine etwaige Verfolgung versuchte der Taanaber, den Jungen zu beruhigen.


»Dass du ihre Präsenzen spürst ist, meiner Ansicht nach ein Zeichen dafür, dass die Macht dir irgendetwas sagen will. Vielleicht bist du in deiner Ausbildung noch nicht weit genug, um diese zu verstehen, oder aber ihr Sinn würde sich in einer Meditation offenbaren. Auf jeden Fall denke ich, dass Radan der richtige Meister für dich wäre, so er sich denn endlich entschließt, dich zu seinem Padawan zu nehmen. Er kennt das Licht ebenso wie die Dunkelheit und versteht deine Situation bestimmt besser als jeder andere von uns. Er kann dich auch beschützen, ebenso wie ich. Ich denke, ich kann zwar andere Personen hier im Tempel spüren, aber keine Dunkelheit, und ich fürchte keinen Sith an einem Ort wie diesen.«

Inzwischen hatten sie den antiken Fahrstuhl erreicht, auf dem es wie gehabt ganz schön eng zuging, doch wie gehabt funktionierte er und ohne dass klar war, woher er seine Energie bezog. Einer der Plünderer, wieder war es der Dicke, nutzte prompt die Situation aus und entriss Ribanna mit einer Geschwindigkeit, die Wes ihm gar nicht zugetraut hätte, ihr Trainingslichtschwert. Bevor der Jedi etwas unternehmen konnte (denn auch diese Waffe war gefährlich genug, gerade, da der Bösewicht den Hals des Mädchens bedrohte), ging auch der Ärmel des Dicken in Flammen auf – Pyrokinese, wieder einmal. Ribanna musste unbedingt ausgebildet werden, um diese Geschichte in den Griff zu bekommen! So war sie eine latente Gefahr für sich und andere, womöglich mehr als Rick mit seinem Onkel, was das anging. Aber das sagte er nicht laut, denn die Tür stellte sich als verschlossen heraus und ohne dass man einen Mechanismus erkennen konnte, sie aufzusperren.

»Ribanna, Rick! Ihr passt auf die Bande auf, während ich das Schloss öffne! Was euch verlauste Nerftreiber angeht, ihr benehmt euch, oder ich lasse sie einen von euch zu einem Häuflein Asche verbrennen!«


Drohte er und zwinkerte der angehenden Padawan unauffällig zu. Die offene Wäsche konnten sie waschen, wenn die Bande verräumt war, beschloss er und begann, die Tür mit der Macht zu untersuchen. Es war kein angenehmes Gefühl, diesen dummdreisten Plündereren so den Rücken zuzuwenden und er konnte nur hoffen, dass seine beiden Begleiter ihre Arbeit gut machten und der Schock nach der spontanen Verbrennung noch eine Weile anhielt.

Tatsächlich verbarg sich eine komplexe Mechanik in der Tür und – Wes war begeistert von diesem Fund – es gab tatsächlich keinen herkömmlichen Öffnungmechanismus. Es dauerte eine Weile, all die Federchen und Zahnrädchen zu erkennen und einzuordnen und den eigentlich interessanten Teil zu finden. Der Taanaber konzentrierte sich auf die von ihm ungeliebte Levitation, um seine Theorie zu testen, und ein paar Augenblicke später klickte es und die Tür ging langsam auf. Wes wandte sich um und erklärte zufrieden:


»Oh, das ist spaßig. Diese Tür ist uralt und stammt aus einer Zeit, als man noch nicht alles mit IDs und Zugangskarten regelte. Um sie zu öffnen, muss man drei Bronziumkugeln in Röhren nach oben levitieren, damit eine Feder einen kleines Riegelchen aufdrückt, der wiederum über eine gewisse Mechanik die Tür freigibt. Es ist ein Spiel, etwas für Padawane – Meisterin Kestrel hätte ihre Freude daran, sie stellt solche Spielzeuge selbst her. Der Zweck war wohl eine einfache Zugangskontrolle: jeder Machtsensitive, mithin Jedi, sollte sie öffnen können, aber kein Außenstehender. Der Mechanismus ist einfach genug, damit jeder Padawan ab einer bestimmten Ausbildungsstufe ihn schnell erlernen und dadurch alle gleichartigen Türen öffnen kann, ohne dass jeder von ihnen einen Schlüssel benötigt. Hach, wenn wir mehr Zeit hätten, würde ich euch gleich daran üben lassen!«

Wes schwärmte immer noch mehr von seiner Tür, als auf sonst irgendetwas zu achten.

Coruscant, Jedi-Tempel - in der Höhle mit dem Holocron geblieben: Tara, Keeda, Duska, Radan, Alisah - an der Lagerraumtür beim Fahrstuhl: Plünderer (NPCs), Ribanna, Rick und Wes
 
Coruscant - Jedi-Tempel, Erdgeschoss, mit Ian

Oh, sie fand durchaus, dass es eine Rolle spielte, was auf Lianna geschah. Ian mochte sich aufgegeben haben, Eowyn war noch nicht so weit. Andere Dinge hatten Priorität, doch es galt das, was sie vor wenigen Minuten gedacht hatte, einzelne Personen durften nicht untergehen. Es spielt eine Rolle, antwortete sie nur noch einmal mit Nachdruck.
Was ihre Fairness anging, so hatte diese sich in manchen Punkten wirklich in Grenzen gehalten. Es war Zeit, ihren Blick zu öffnen, doch das sagte sich jetzt so leicht. Sie würde sich in ein paar Tagen daran erinnern müssen. Und sich vermutlich fragen, was sie sich dabei nur gedacht hatte.
Bevor sie gingen drehte sie sich auf sein Bitten hin noch einmal um. Ians Blick sagte mehr als tausend Worte und bestätigte ihr damit wieder einmal, dass Worte nicht alles waren. Es ging auch oder vor allem darum, wer sie wie aussprach. Sie lächelte und zuckte leicht mit der rechten Schulter.
Wofür? Ich habe nichts getan. Wie konnte er glauben, dass für ihn alles verloren war? Er unterschied sich deutlich von anderen Sith. Dann spürte sie, wie ihre Schmerzen im Handgelenk, an die sie sich beinahe schon gewöhnt hatte, langsam abebbten und atmete erleichert durch. Er wusste gar nicht, wie kostbar diese Fähigkeit war. Wirklich nicht. Im Gegenteil. Ich danke Euch, sagte sie, während sie ihr linkes Handgelenk vorsichtig bewegte. Es fühlte sich wieder an wie vorher, auch wenn sie vielleicht noch etwas aufpassen sollte. Sicher war sicher.
Sie stellte sicher, dass sie bei dem Sturz nichts verloren hatte, doch all ihre kleinen Habseligkeiten waren noch sicher verstaut. Ian nahm seinen Rucksack, und sie machten sich auf den Weg, den Tempel zu verlassen. Ihr Besuch hier war kurz gewesen, kürzer als sie gedacht hätte, und außer dem Flur und einer eingestürzten Treppe hatte sie nicht viel gesehen. Gespürt hingegen hatte sie genug, und sie fragte sich mit einem Stich, ob sich ihr Gefühl in den anderen Räumen vielleicht gebessert hätte. So aber blieb ein ungewisses Gefühl, und sie nahm sich vor, noch einmal hierher zu kommen, sobald diese "Sache" vorbei war, bevor sie ihre Gedanken wieder nach vorne wandte.

Ian und sie bestiegen das nächste Lufttaxi, das ihnen begegnete, was leider eine Weile dauerte, und flogen zurück zum Raumhafen. Sie schwiegen sich an, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt - außerdem gab es nicht mehr viel zu sagen.
Zurück nach Lianna, ihr Ausflug war vorbei. Sie musste jetzt wieder ihren Pflichten nachgehen, und eine davon war es, Ian heil nach Lianna zu bringen. Sie lehnte den Kopf an die Wand des Taxis und schloss die Augen. Von einem Problem ins nächste... Dem Debakel auf Nar Shaddaa war sie gerade erst entflohen, und schon ging es munter weiter. Die Datenkarten... sie hatte sie in den letzten Stunden völlig vergessen. Auf der kommenden Reise konnte sie nun endlich nachsehen, was sie enthielten, sie musste daran denken, Ian nach einem Datenblock zu fragen. Sie hoffte nur dringend, sie waren die Mühe wert gewesen.
Sie standen wieder vor seinem Schiff, wo sie absurderweise feststellte, dass sie dessen Namen nicht kannte, und Eowyn überlegte, wie sie nun am Besten vorgingen. War es sinnvoll, eine unauffällige Nachricht an die Basis abzusetzen? Sollten sie einfach dort aufkreuzen, in der Hoffnung, dass sich schon jemand dort befinden würde, der weiterhelfen konnte. Zum hundertsten Mal verfluchte sie die Tatsache, dass sie nicht wusste, womit sie es zu tun hatte. Stang, sie könnte so viel besser mit der Situation umgehen und Entscheidungen treffen, wenn sie nur Bescheid wüsste! Wie wichtig war seine Information, welche Risiken konnte sie eingehen? Es nervte sie unheimlich, völlig im Dunklen zu tappen.
Sie konnte diese Entscheidung offensichtlich nicht alleine treffen.
Soll ich eine nichtssagende Nachricht abschicken, um sicherzugehen, dass wir jemanden antreffen, bevor wir losfliegen?

Coruscant - Raumhafen, vor Ians Schiff


 
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