Coruscant, Jedi-Tempel, Krankenstation: Gang D Zi. 3.1B: Ribanna und Patient Wonto
Wonto wollte wohl etwas sagen, begann statt dessen aber arg zu husten an. Es war sehr heftig, tief und schleimig und klitzekleine Blutspritzer wurden dabei mit ausgehustet und landeten auf seiner Bettdecke. Ribanna wurde sich ihrer Sicherheitsschutzkleidung bewusster denn je. Oh je! Die Lunge war mit befallen! Innere Blutungen! Er hatte eine deutliche Verschlechterung zu gestern! Gestern hatte er sogar noch solchen riesigen Appetit. Ribanna kam auf die Idee, ihn etwas hochzulagern und verstellte sein Kopfende am Bett, damit er besser abhusten und leichter atmen konnte. Noch immer war er in ein nasses Laken gewickelt. Er wandte sich schnell und heftig hin und her und aus seinen aufgerissenen Augen und seinem Blick entnahm Ribanna Todesangst. Sie fühlte sich hilflos. Sie war voller Ideale wie Hilfsbereitschaft, Aufopferung, Fleiß, Güte und Nächstenliebe. Doch egal, was sie tat, es half dem Patienten nicht und er drohte ihr unter den Fingern weg zu sterben. Wo blieb nur der Heiler? Sie fühlte sich mit ihm alleine gelassen! Jemand, der professionell war, musste sich Wonto annehmen! Besorgt tupfte sie erneut seine Stirn ab.
Ein Blick auf den Monitor verriet ihr, dass sein Puls ernsthaft gestiegen war. Angst kroch in ihr hoch. Was wäre, wenn er sterben würde? Sie fürchtete sich vor dem grauenvollen Gedanken. Er war so freundlich und hatte soviel für die Republik und die Jedi, Seite an Seite mit ihnen, als Soldat getan! Es tat ihr so leid, dass er den Virus hatte und wollte ihm so gerne helfen! Doch selbst bei einem Heiler war seine Heilung ungewiss! Da machte Ribanna sich nichts vor! Und mit der Schulmedizin kam man zur Zeit gegen das Virus nicht an. Mitleid ließ ihr Herz verkrampfen. Hoffentlich würde er nicht zu einem Rasenden mutieren? Er warf sich mit seinem Kopf immer so hin und her! Waren das die Anfänge dafür? Unsicher betrachtete sie ihn. Angst machte sich in ihr breit. Furchtbare Angst! Was, wenn sie ihn töten musste, um sich selbst zu schützen? Ihr Blick fiel auf ihr Lichtschwert. Schnell riss sie ihn wieder davon los und vertrieb die schlimmen Gedanken. Sie kannte Wonto erst kurz, doch da sie sich als Ungelernte hauptsächlich nur um einen schweren Fall zu kümmern hatte, hatte sich eine Schwestern-Patient -Beziehung von ihrer Seite her gebildet, die über das Normale hinaus ging. Immerhin verbrachte sie etliche Stunden an seinem Bett. Er war ihr allererster Patient, den sie alleine umsorgte und für den sie zuständig war. Sie nahm ihre behandschuhte Hand und erfasste Seine und hielt sie fest. Sie fühlte mit ihm und fühlte sich ihm verbunden.
Ribanna setzte sich zu ihm, als wenn sie ihn schon lange kannte, hielt seine Hand, wenn sie nicht gerade das nasse Laken, was ihn einhüllte, wechselte, da es heiß geworden war, und spendete ihm stummen Trost und so was wie Geborgenheit, dass sie da und er nicht alleine war und er das wusste, dass sie ihn nicht alleine ließ und betete stumm zu Daja, der Göttin, der sie einfach nicht abschwören konnte und wollte. Daja war ihr Halt, ihr Rettungsanker, etwas Vertrautes aus ihrem alten Leben, die einfach zu Ribanna gehörte. Sie konnte nur Trost spenden, wenn sie selbst von jemandem Trost empfing.
Dann fiel ihr auf, dass er ruhiger wurde, das Zittern merklich nachließ und ein Blick auf den Monitor zeigte, dass das Fieber sank und sein Puls sich zunehmend normalisierte. Ihre Blicke trafen sich und ihm lief gerade eine rotverfärbte Träne aus seinem Auge. Schnell tupfte sie ihm diese ab. Matt bedankte er sich. Sie schüttelte den Kopf und winkte ab. Er deutete an, dass er schon gedacht hatte, es wäre sein Ende. Betreten blickte Ribanna zu Boden. Was sollte man darauf sagen? Auch sie hatte daran gedacht! Wieder unterbrach ihn ein Hustenanfall. Ribanna stützte ihn schnell und hielt ihn beim Husten. Das die Lunge mit betroffen war, würde ihn vermutlich arg schwächen. Schnell holte sie ihn aus dem nassen Laken, in welchem sie ihn eingehüllt hatte. Er meinte, es ginge ihm wieder besser. Ein Lächeln schlich sich in ihr abgekämpftes, blasses, besorgtes Gesicht. Nun lobte er sie. Sie wurde verlegen.
“Ach, das war doch nichts Besonderes.”,
wiegelte sie ab. Beschämt blickte sie kurz nach unten, doch ihre Augen und rosigen Wangen verrieten ihre Freude über das Lob. Sie griff zum Bademantel, der an der Tür hing, und schlug Wonto darin ein. Sie würde die Bettwäsche wechseln müssen. Alles war feucht geworden. Doch alleine war das schwer zu bewerkstelligen und ihr graute davor. Doch erstmal reichte sie ihm die Tasse. Wahrscheinlich wäre eine Infusion mittlerweile angebracht? Ribanna fühlte sich schwer überfordert. Wonto atmete schwer beim Trinken und hustete danach erneut.
“Sie sind mein erster richtiger Patient, für den ich verantwortlich bin, Mister Sluuk.”,
rückte sie nun heraus. Vielleicht war das falsch?
“Eigentlich bin ich seit einer halben Woche Jedipadawan. Ihr Lob bedeutet mir viel! Dann machen wir uns mal ans Bettzeugwechseln. Leider muss es sein!”
Rasch legte sie Bettzeug bereit. Das Zimmer war nicht immer ein Krankenzimmer gewesen! Man hatte die medizin. Abteilung erweitert. Die wichtigsten Utensilien hatte man aber in den Zimmern verteilt. Sie versuchte das Laken unter dem Patienten, der mehrfach so schwer schien, wie sie selbst und so fertig war, dass er sich kaum regen und mithelfen konnte, indem er mal sein Bein oder seinen Körper anhob, wegzuziehen und hervor zu bekommen. Schließlich war es feucht durch die Wickel und durch sein übermäßiges Schwitzen geworden und obendrein Blut beschmiert. Ihr Patient sollte in dem Bett nicht noch kränker werden, als er schon war!
Plötzlich war Rettung in Sicht. Ein junger Mann stand plötzlich im Raum, nuschelte erst etwas Unverständliches vor sich hin und meinte dann, dass er helfen wollte und Psychologe wäre. Die schlimme Nachricht war, dass der Heiler, der auf dem Weg zu Wonto gewesen war, sich um einen anderen Patienten kümmern musste. Ein Notfall! Doch Wonto war doch auch fast Einer!? Oder? Scheinbar ging es heftiger und schlimmer und Ribanna wusste es längst, das es so war! Sie winkte den Helfer heran.
“Gut, dass du da bist! Ich bin Padawan Ribanna. Und wie kann ich dich nennen? Hilf` mir ihn aus dem nassen Bettzeug zu holen! Er ist richtig schwer und ich ein Fliegengewicht! Heb` bitte seine Beine an. Dort ziehe ich das Laken zuerst vor! Er hatte eine deutliche Verschlechterung zu gestern: keinen Appetit, er hustet Blut, hohes Fieber! Mister Sluuk, wir haben jetzt Hilfe bekommen, ist das nicht prima!?”,
sprach sie am Ende ihren Patienten an. Es gelang das Laken unter Füßen und Beinen weg zu ziehen. Weiter oben wurde es schwieriger. Der junge Mann war auch kein Schwergewicht oder Muskelprotz! Der Körper von Wonto war weitaus schwerer als dessen Beine, die sie zuvor angehoben hatten. Doch nach lauter Stöhnen und Ächzen hatte Ribanna das feuchte Laken unter Wonto vorgeholt. Sie schwitzte unter ihrem Schutzanzug und ihre Sichtscheibe beschlug. Doch noch war es nicht getan! Jetzt musste irgendwie ein neues Laken drauf!? Ribanna legte es auf ihrer Seite aus und kam nun auf eine gute Idee!
“Wir rollen ihn auf die frische Seite. Auf Jetzt!”
Ihn über das zusammengeraffte Laken zu bekommen, war auch nicht einfach, doch leichter als zuvor. Sie stöhnte auf, war aber erleichtert, es geschafft zu haben. Nun konnte ihr helfender Psychologe das Laken auf seiner Seite, denn sie standen rechts und links vom Bett, straff ziehen. Ribanna zog danach Wonto hoch und hielt ihn in ihren Armen und es wirkte so, als würde sie ihn umarmen und gab ihrer Hilfe zu verstehen:
“Bezieh` rasch das Kissen und schüttele es gut für ihn auf! Vielleicht sollten wir es umdrehen?!”
Als sie Wonto, der sich nach wie vor heiß anfühlte, langsam in das Kissen sinken ließ, fragte sie ihrer Hilfe:
“Bist du hier auch Padawan? Übrigens könnte man mich auch als eine Art Psychologin oder Psychotherapeutin im weitesten Sinne bezeichnen. Ich war Tempeldienerin im Tempel der vier Elemente und die Leute kamen mit ihren seelischen Nöten und Problemen auch zu mir.”
Sie schmunzelte. Gelöst hatte sie die Probleme vermutlich anders als er.
“Aber, es wird doch noch ein Heiler kommen?!”,
ließ sie sich von ihm versichern. Denn ein Heiler war hier am nötigsten!
“Seine Temperatur ist nach wie vor sehr hoch, wenn auch aus dem kritischen Bereich heraus. Vermutlich wäre eine Infusion gut. Ich werde mal rasch Eine besorgen gehen.”
An Wonto gewandt:
“Ich bin gleich wieder da!”
Sie eilte hinaus, ließ Wonto kurz für wenige Minuten mit dem Psychologen alleine, fegte eilig über die Medi-Station zum ersten Medikamentenschrank und suchte nach einem Infusionsbeutel samt Infusionsbesteck. Sie meldete sich darauf beim erstbesten Heiler:
“Irgendwer sollte meinem Patienten einen Infusionskatheder legen!“
Sie zeigte dabei auf die Tür zu Wonto`s Krankenzimmer. Doch der schüttelte mit dem Kopf. Er meinte:
“Das musst du alleine hinbekommen. Niemand, kein Arzt, keine Schwester, kein Heiler, auch kein Droide ist abkömmlich! Wir platzen vor Infizierten aus allen Nähten! Die Macht sei mit dir!”,
und er eilte hektisch davon.
“Aber….!”,
perplex stand Ribanna da und sah ihm ungläubig nach. Dann besann sie sich und kam ins Krankenzimmer zurück. Sie atmete tief durch. Dann ging sie zu Wonto und sprühte seinen Handrücken ein. Unter der dicken grau-blauen Haut konnte man keine Vene erkennen und wo hatte ein Ortolaner überhaupt seine Venen? Und während man eine Injektion mit Kraft durch seine dicken Lederhautschichten jagen konnte und nur die Sorge trug, dass die Kanüle dabei abbrechen könnte, funktionierte dies hierbei nicht! Unsicher versuchte sie die Kanüle durch die dicke Haut zu schieben und kündigte dabei an:
“Wir werden Ihnen eine Infusion legen, Mister Sluuk. Das wird ihnen gut tun! Eine Mineralienlösung!”
Ribanna kam aber beim ersten Mal nicht durch die Haut, beim zweiten Mal war sie auch zu zaghaft und beim dritten Anlauf benutzte sie schon mehr Kraft, die man erstmal in den Fingern haben musste. Dann suchte sie eine Vene. Blind, wohlbemerkt! Durch seine Haut schimmerte nichts durch und einen Anatomieatlas für Ortolaner hatte Ribanna nicht zur Hand. Sie schwitzte tierisch dabei! Sie gab nach wenigen Minuten auf. Es war Quälerei eine Vene so lange zu suchen!
“Kannst du das vielleicht besser? Bitte, versuche du es!”
Sie hoffte, dass der Psychologe das besser hinbekommen würde, obwohl Psychologen sicherlich auch nicht routiniert darin waren und laufend Ortolaner auf ihren Liegen hatten. Doch Wonto wurde wieder unruhiger. Wieder drehte er seinen Kopf hin und her. Dabei schleuderte er seinen vernarbten Rüssel kräftig herum. Jetzt hielt ihn kein Laken fest. So ein Rüsselschlag war bestimmt ätzend! Der Rüssel war sehr muskulös! Ribanna versuchte den Patienten zu halten. Sie wollte, dass er beim Katheterlegen ruhig blieb, um durch das Wackeln die Sache für ihren Mitstreiter nicht unnötig zu erschweren. Doch es wurde immer heftiger. Ein Blick auf den Monitor verriet, dass das Fieber wieder dramatisch in die Höhe schnellte. Kurzerhand kniete Ribanna auf dem Bett über Wonto und hielt erst seine Schultern fest, was nichts brachte und sie seinem Rüssel ausweichen musste, als er erneut seinen Kopf herum schleuderte und hielt darauf seinen Kopf zur Seite fest. Doch obwohl sie mit ganzer Körperkraft diesen festhielt, wirbelte er erneut herum, sein Rüssel schnellte kraftvoll ebenfalls herum, traf sie und eine gehörige Schelle schleuderte sie vom Bett herunter. Sie überschlug sich und krachte gegen die Wand. Taumlig und schmerzerfüllt stand Ribanna auf. Sie rieb sich erstmal ihre Wange und ihre Hüfte. Währendessen schlug Wonto die Teetasse vom Nachtisch herunter. Es schepperte! Zum Glück war sie aus Melamin und zerbrach nicht und der Rest in der Tasse lief über den Boden. Dann hielt Ribanna erneut beherzt seinen Rüssel fest, nicht das er den Psychodoktor beim Katheterlegen treffen würde. Sie legte sich dabei mit dem ganzen Körper drauf, wobei beide Hände den Rüssel fest umklammerten. Dabei kniete sie wieder auf dem Bett ihres Patienten. Sicherlich sah das etwas gewalttätig und gefährlich und nach etwas völlig Anderem aus, doch was sollten sie tun? Sie wollten ihm nur helfen! Und der Patient schien kaum zu bändigen zu sein! Hoffentlich waren das keine Anzeichen für Raserei, dachte sich Ribanna und sprach es lieber nicht aus! Stattdessen sagte sie:
“Vielleicht sollten wir ihm ein Eisbad einlassen!? Was meinst du? Seine Temperatur gerät schon wieder in den kritischen Bereich und er darf erst in zwei Stunden erneut ein weiteres Mittel gegen Fieber erhalten!”
Sollte Okin dem zustimmen, würde es sicher eine Herausforderung für Beide werden, Wonto in die Badewanne zu setzen. Wieviel Kilo war er schwer?! Der Patient geriet wieder mehr und mehr in einen Fieberwahn. Er schien zu phantasieren.
Plötzlich ging erneut die Tür auf. Hilfe erschien. Das Gesicht der Padawan erhellte sich. Ribanna wurde begrüßt, denn die Beiden kannte sie. Eowyn, so war wohl ihr Name, entschuldigte sich für ihr Verhalten, als Ian das erste Mal erschien und Ribanna Alisah beschützt hatte, wenn auch unnötig.
"Nein, mein Fehler! In meiner ersten Stunde im Erlernen der Macht übte ich, meine Machtsensoren auszustrecken, damit mir so was nicht nochmal passiert."
Ihr Blick fiel auf Ian. Sie hatte gesehen, was er konnte. War er der Heiler für Wonto? Ja, sie hätten die Durchsage gehört und waren deshalb hier. Ribanna lächelte. Sie war so froh.
"Sein Fieber ist kritisch hoch und er hustet mittlerweile Blut. Schön, dass ihr da seid."
Sie holte Wonto aus dem Bademantel und deckte ihn mit einem leichten Laken zu.
Coruscant, Jedi-Tempel, Krankenstation: Gang D Zi. 3.1B: Ribanna, Okin, Eowyn und Ian und Patient Wonto