Coruscant

Coruscant – Jedi-Tempel, Hangar – div. WächterInnen, HeilerInnen und Schatten, Krina, Rornan, Keaed, Alvaba, Daemon, Kayn und Jeg

Daemon wurde unsanft geweckt, seine Sinne waren trüb, doch genug, um zu bemerken, dass er nicht allein war. Die Schritte der Wachen hallten durch den metallischen Korridor, begleitet vom dumpfen Brummen des Schiffes. Seine Augen suchten Orientierung, sein Kopf schmerzte, und sein Mund fühlte sich trocken an wie Sand. Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag in den Magen: Jedi. Die Kleidung der Wachen ließ keinen Zweifel. Das widerliche Symbol der vermeintlichen Hüter des Lichts war allgegenwärtig. Da hatte ihn sein Meister (Sturn) ja in eine tolle Lage gebracht! Wunderbar! Absolut wunderbar! Wie es wohl Sedros im Gegenzug erging? Ihn hatte er hier nicht gesehen.

Ein scharfer Stich des Ekels durchzog ihn, als er realisierte, dass er von den Jedi gefangen genommen worden war. Sein Herz begann schneller zu schlagen, nicht vor Angst, sondern vor Zorn. Ein kalter Schweiß brach aus seiner Stirn aus. Doch es war nicht nur der Hass auf die Jedi, der ihm zusetzte. Der Entzug. Seit Tagen hatte er keinen Tropfen Alkohol mehr bekommen. Sein Körper begann, den Mangel an den gewohnten toxischen Substanzen zu spüren. Hände leicht zitternd, seine Gedanken schwer. Der Kontrollverlust machte ihn noch wütender.


„Hi Süßer, willst du mit mir gehen?“

Eine Stimme schnitt durch seine Gedanken, begleitet von einem breiten Grinsen. Der Zeltron (Jeg,) einer der Wachen, blickte ihn spöttisch an. Er grinste ihn an, als würde er sich einen Spaß daraus machen, ihn zu demütigen.
Daemon knurrte und spannte seine Kiefer an. Die Beleidigung durchdrang ihn wie ein giftiger Pfeil, doch bevor er auch nur ein Wort erwidern konnte, spürte er, wie die kalten Handschellen um seine Handgelenke schnappen. Die Art, wie Jeg ihn vorwärts stieß, war alles andere als sanft. Daemon stolperte und fing sich nur knapp, während der Schmerz in seinem Rücken erneut aufflammte.


„Du Mistkerl...“

Murmelte er, seine Stimme heiser, ein Hauch von Aggression lag darin, als
der Mann (Jeg) ihn weitertrieb. Doch die Worte waren kaum laut genug, um gehört zu werden. Das Lächeln verging nicht. Der Kerl genoss jede Sekunde dieser Machtspielchen.
Nachdem sie
Kayn in ähnlicher Manier eingesammelt hatten – ein weiterer großer, blonder Mann, den Jeg spöttisch „Narben-Boy“ nannte – wurden beide in einen Trupp von Rangern übergeben. Der Gedanke, von so einer lächerlichen Truppe bewacht zu werden, ließ Daemon innerlich kochen. Doch er wusste, dass es besser war, seine Zeit abzuwarten. Noch. Es waren zu viele und er war nicht bei vollen Sinnen.
Die Stimme des Jedi (Jeg) triefte vor Sarkasmus. Der Zeltron schien in seiner Rolle als Wärter und Provokateur regelrecht aufzugehen.

Daemon biss die Zähne zusammen, während sie in den Turbolift stiegen. Der Lift bewegte sich abwärts, tiefer und tiefer, während seine Gedanken immer dunkler wurden. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt, und die Kontrolle über seine Zunge und seinen Zorn schien ihm mehr und mehr zu entgleiten. Er musste trinken. Die Trockenheit in seinem Hals brannte wie Feuer, und sein Kopf dröhnte von dem aufgestauten Verlangen nach Alkohol.
Endlich stoppte der Lift, und die Gruppe marschierte durch einen Korridor, der in eine dunklere, altmodischere Umgebung führte. Das Licht hier unten war schwach, und die Wände waren karg, fast wie ein uralter Keller. Was für ein Drecksloch, dachte Daemon verächtlich, während sein Blick über die antike Einrichtung wanderte. Die Jedi versuchten, moralisch überlegen zu wirken.
Sie wurden vor eine Zelle geführt, und bevor Daemon reagieren konnte, schoben die Wachen ihn hinein. Der Raum war klein, spartanisch und kaum beleuchtet.


„Ihr verdammten Bastarde! Lasst mich raus!“

Brüllte er. Seine Hände zitterten, sein Atem ging schwer, und der Drang nach einem Tropfen Alkohol ließ ihn fast die Beherrschung verlieren.

„Wasser! Oder irgendwas zu trinken! Verdammt noch mal, gebt mir was zu trinken!“

Schrie er, seine Stimme war rau und gebrochen. Die Jedi würden einen hohen Preis für diese Demütigung zahlen, dessen war er sich sicher. Doch jetzt... jetzt war er gefangen. Und seine größte Bedrohung war der Kampf gegen sich selbst. Gegen seine Sucht. Er hatte immer gewusst, dass sie ihm irgendwann zur Last fallen würde.

“Gegen einen edlen Tropfen als Gastfreundschaft, hätte ich auch nichts! Zeigt wie viel euch an Moral liegt!”


Coruscant – Jedi-Tempel, zu Arrestzellen umgebaute alte Quartiere weit unten – Ossus Rangers, Daemon, Kayn, Marrev und Jeg
 
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Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation – Randale auf Station 24 Aurek – Patienten, Rangers, Ruam (NPC) und Brianna

Brianna guckte keine Holofilme. Sie las auch keine Romane. Welchen Sinn hatte es, die eigene Zeit mit etwas zu verschwenden, von dem sie schon von vornherein wusste, dass es nicht einmal real war? Doch als sie durch die Tür trat, nachdem Ruam den Öffner betätigt hatte (und sie selbstredend vorschickte), erinnerte die Szenerie, die sie vorfand trotzdem stark an einen wirklich schlechten Holofilm. Da waren Patientinnen jeden Alters in ihren Nachthemden, manche konnten kaum laufen, andere hingen noch die Infusionsschläuche aus den Armen und gingen auf jeden los, der sich bewegte. Auf der anderen Seite Soldatinnen, die versuchten, die Aufrührinnen von anderen, friedlichen Patientinnen wegzulotsen, die in ihren Krankenbetten lagen und die Geschehnisse angsterfüllt beobachteten. Teilweise blieb den Uniformierten gar keine andere Wahl, als die Angreifer mit Betäubungsschüssen niederzustrecken.

Es hatte die Echani viel Zeit und Kraft gekostet, sowas Ordnung in den Laden hineinzubekommen. Nun war sie objektiv doch gar nicht so lange weggewesen und schon war ihre Krankenstation ein Kriegsgebiet?


„Passiert sowas öfter?“

Fragte sie Ruam, der hinter ihr Schutz suchte.

„Nein. Das heißt ja, es fing letzte Nacht an und wurde bis in die frühen Morgenstunden immer schlimmer. Deshalb sind wir ja so knapp an Heilern. Aber da sagte man uns, es wäre ein singulärer Vorfall gewesen und könnte nicht wieder passieren. Doch jetzt geht es wieder von vorne los! Wir sind verloren!“

„Wir sind nicht verloren,“


Zischte Brianna.

„Bleib dicht bei mir.“

Verrückt. Die Silberhaarige konnte ja schlecht über Heilerinnen schimpfen, sie war ja selbst eine, aber trotzdem. Der eine verordnete ihr Bettruhe, an die sie sich nicht hielt und als sie endlich mal schlief, weckte sie ein anderer Heiler und bat sie, bei der Zombieapokalypse die Rausschmeißerin zu mimen. Schnell verschaffte sie sich einen Überblick über die Situation und eilte dann zu einem aggressiven Patienten, der eine alte Frau in ihrem Bett bedrohte. Sie saß vor Angst an die Lehne ihres Krankenbetts gedrückt und versuchte offenbar, beruhigend auf den Angreifer einzureden, obwohl frau bei dem allgemeinen Lärm nicht verstehen konnte, was sie. Aber er packte sie und – kam zu nichts weiterem mehr, denn Brianna griff seine Hand, drehte sie ihm auf den Drücken und zwang ihn, sich bäuchlings in ein freies Bett zu legen.

Am meisten Sinn ergäbe, sie in eine Heiltrance zu stecken, da konnten sie ihretwegen aggressive Träume ausleben, während ihr Körper langsam, aber sicher das C-Virus besiegte. Aber der Typ war so aufgeputscht, so schlimm wie die härtesten Fälle der aggressiven Variante, die sie vor ihrer Mission erlebt hatte, oder sogar noch schlimmer. War das Virus mutiert? Oder gab es einen anderen Grund.


„Ruam! Schaff einen Onebee mit Beruhigungsspritzen her!“

Mit nur einem benutzbaren Arm konnte sie den Patienten schlecht fixieren und ihm was spritzen, das musste ein Droide erledigen. Aus den Augenwinkeln nahm die Echani wahr, wie sich etwas näherte, aber kein Medizindroide, sondern eine weitere aggressive Patientin, deren Aufmerksamkeit sie bekommen hatte. Brianna stieß die Angreiferin mit einem eher behutsamen Fußtritt weg (was sollte sie auch sonst tun?). Die Frau taumelte rückwärts, stolperte über einen Bettpfosten, schlug sich den Hinterkopf an der Wand an und blieb bewusstlos liegen.

Verdammt, dachte die Echani. Sie war es zu sehr gewohnt, gegen Kira und Co. zu kämpfen. Aber das hier waren keine Kriegerinnen. Sie waren nicht einmal gesund. Hier reichte es, mit Wattebäuschchen zu werfen. Sie waren nur alle viel aggressiver, als ihre körperlichen Möglichkeiten es hergaben. Brianna konzentrierte sich schon einmal auf die Heiltrance, während Ruam noch herumtrödelte. Es war seltsam… die dunkle Aura, sie kannte diese, aber nicht von früher auf Coruscant. Früher hatte sich das Virus anders angefühlt, aber das hier… Kein Zweifel, das war Allegious. Aber wie war das möglich? Der Imperator war tot, er war weit weg gestorben und nicht das geringste war von ihm übriggeblieben. Oder wenigstens rein körperlich?

Endlich war Ruam mit dem Medizindroiden da. Der Automat setzte die Spritze und alsbald war zu spüren, wie der Widerstand schwächer wurde. Schließlich hörte der Widerstand auf, der Patient befand sich in Trance.


„Gib' mir ein paar von denen,“

Wies sie den Droiden an und steckte die ausgehändigten Spritzen in die Brusttasche. Als nächstes erspähte sie eine ungewöhnlich aggressive alte Dame, die einen Ossus Ranger angriff, der sichtlich Skrupel damit hatte, auf alte Damen zu schießen, nicht einmal im Betäubungsmodus. Dabei war er schon mit einem breiten blutigen Kratzer quer über das Gesicht verunziert. Brianna hatte die Skrupel nicht, aber die Frage des Schießens stellte sich eh nicht. Sie stieß die alte Dame einfach um, ebenfalls auf einem Bett, und fixierte sie mit den schenkeln. Festhalten musste sie da nicht mal, das Gewicht ihres schweren, muskulösen Beines reichte schon, um die Wildgewordene zu fixieren. Verrückt, dachte Brianna. Konnten kaum aus eigener Kraft aus dem Bett aufstehen, verspürten aber den Drang, auf alle anderen loszugehen. Die Spritze setzte sie selbst, da sie ihre Hand frei hatte, und sie schickte sie wie ihren letzten Patienten ebenfalls in eine Trance.

Nach und nach löste sich der Tumult im Saal Aurek und den anderen auf. Die Soldatinnen fixierten etliche der Angreifenden einfach per Kabelbinder, die Lädierteren wurden in Trance geschickt oder schliefen direkt nach der Beruhigungsspritze schon ein. Schließlich konnten sie sich Usara ansehen, deren Bisswunde seltsam schwarz verfärbt aussah. Gemeinsam kümmerten sie sich um die arkanische Abkömmling, bis die Wunder sich besserte, dann kehrte die Silberhaarige in ihr Bett zurück.

Am nächsten Morgen wachte die 28jährige später auf als üblich, sie wurde von einer Padawan geweckt, die das Frühstück brachte. Besonders reichhaltig war es nicht, nur eine Art lauwarmer Getreidebrei mit Obst und dazu etwas Tee – gerade genug, um Brianna hungrig zu machen. Von den Umtrieben der Nacht war nichts mehr zu sehen, fast so, als hätte sie nur schlecht geträumt. Flugs machte sie sich aus dem Staub. Raylum von der Tagschicht versuchte mit Worten, sie davon abzuhalten und sie ignorierte ihn einfach. Ach ja, jetzt sollte sie also wieder im Bett bleiben, oder wie? Nichts da, sie suchte die Cantina auf wie alle gesunden Jedi auch und nahm dort ein anständiges, reichhaltiges Frühstück zu sich.

Als die Echani zu Ende gegessen hatte, nahm sie sich Zeit, die Nachrichten auf ihrem Kom anzuhören. Bailee hatte geantwortet – sie war noch auf Manaan?!? Ach komm, dachte sie, bei den chronisch fremdenfeinlichen Selkath musste Talery doch auffallen wie ein bunter Hund – der bunte Vogel, der sie war. Eine Caamasi-Jedi musste dort ja als sowas wie die Nachricht des Jahres gelten. Oh, das war ein Scherz, wie witzig… und das iKom piepte gleich nochmals.


### Kom-Nachricht von Brena Duad'sguad an Brianna Kae ###

Brianna, es ist schwer, dich zu behandeln wenn du dich nie auf der Krankenstation aufhältst. Bitte melde dich so bald wie möglich zurück, es gibt Neuigkeiten wegen deiner Vergiftung

-- Brena

### Kom-Nachricht Ende ###

Die Nachricht traf just in diesem Moment ein – sah wohl nicht so aus, als würde sie Bailee direkt besuchen können. Die Nachricht war auch von gestern Abend, vielleicht hatte ihre Padawan im Wartestand im Moment eh gar keine Zeit? Unter den Umständen ging Brena wohl vor, also antwortete sie Bailee:

### Kom-Antwort an Bailee ###

Schön dass du dich meldest, ich würde dich gerne treffen, bevor ich wieder abreisen muss. Leider habe ich noch einige Dinge zu erledigen. Wie wäre es, wenn wir uns zum Mittagessen treffen? Ich habe gehört, dass eine Naboo-Cantina neu aufgemacht haben soll, deren Küche ist ja sehr lecker. Treffpunkt vor Ort

Liebe Grüße,
Brianna

### Kom-Antwort Ende ###

Flugs kehrte die Echani also in ihr Krankenbett zurück, motivierter als beim letzten Mal. Im Laufen antwortete sie Brena, dass sie unterwegs war und Tatsache wartete die Whiphidin bereits auf sie, als sie eintraf.

„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich, Brianna. Die gute ist, dein Gift ist zwar nicht direkt bekannt, es gehört aber eindeutig zu einer Klasse von Giften, die den Dathomir-Hexen zugerechnet werden. Wir haben bereis ein Gegengift synthetisiert, das es neutralisieren sollte, der Rest ist ganz normale Heilerarbeit.“

„Klingt gut,“


Erwiderte Brianna, obwohl sie sich zugleich sorgte:

„Aber was ist dann die schlechte?“

„Mein früherer Padawan Raylum weigert sich, dich weiterzubehandeln, deshalb muss ich dich jetzt zusätzlich übernehmen. Was hast du mit ihm gemacht?“


Puh, wenn die schlechte Nachricht des Tages darin bestand, dass der junge Lustmolch künftig seine Pfoten von ihr ließ, würde heute sicherlich großartig werden.

„Ich hab' ihn jedenfalls nicht verprügelt, wenn du das meinst. Aber sag'… wenn du auch meine Machtblitzverbrennungen behandelst, können wir das an einem privateren Ort machen als mitten hier im Großraumssaal, wo jede meine Schenkel angaffen kann?“

Alles was sie hatten war ein Lagerraum. Nicht bequem, aber lieber saß Brianna auf Kisten mit Einwegspritzen und Atemmasken als auf dem Präsentierteller draußen. Brena verabreichte ihr die Spritze mit dem Gegengift und sah sich die Verbrennungen an. Verbessert hatte sich da noch nichts; die Echani vermutete, dass ihr Körper mit der Bekämpfung von Adrias Hexen-Gift beschäftigt war.

„Du kannst von Glück sagen, dass du gute Beinmuskeln für eine Humanoidenfrau hast,“

Meinte Brena nach eingehender Untersuchung.

„Nicht nur für eine Humanoidin, sondern für jede Person meiner Größe!!“

Insistierte Brianna. Die Whiphidin war ja riesig und bullig, aber in Relation zur Körpergröße war die Echani sicher weit vorne, an den Oberschenkeln und Waden sowieso. Brena ignorierte den Einwurf aber komplett.

„Bei den Muskelverletzungen würde ich gar nichts machen und das wenigste geht durch bis auf die Knochen, nur hier an den Schienbeinen. Es kann sein, dass diese weniger belastbar sind als üblich, also nicht schwer heben und kein exzessiver Sport, sie könnten sonst brechen.“

Die Silberhaarige sah die Bepelzte entgeistert an.

„Du machst Witze. Du weißt schon, dass ich in der Nacht halbe Ringkämpfe mit zig von euren Patienten geführt hab?“

„Hab' ich gehört, ja, und Ruam ist dir auch unendlich dankbar dafür. Dieses Mal hatte ich wohl Glück mit meiner Tagschicht,“


Erwiderte Brena und wirkte ehrlich erleichtert.

„Heißt das, die Lage hat sich beruhigt?“

„Die Patienten haben sich beruhigt, nach und nach. Ich hoffe, es ist jetzt wirklich vorbei. Das hatten sie uns schon beim ersten Mal versprochen.“

„Hab' davon gehört,“


Meinte Brianna und nickte. Es schien ihr, als wäre es allerhöchste Zeit gewesen mit ihrer Findung des Ur-C-Viruses, des potentiellen Heilmittels.

„Aber dieses Mal sieht es wirklich gut aus, einer ganzen Reihe von Patienten geht es sogar schlagartig viel besser. Sonst hätte ich auch gar keine Zeit für dich gehabt, wo du meinen Padawan verschreckt hast. Jetzt erzähl' doch mal, was war denn da los mit euch beiden?“

Die Machtheilung führten sie gemeinsam durch, wie sie es viele Male zu den C-Virus-Hochzeiten praktiziert hatten, so sparten sie beide Zeit. Zwischendrin erzählte Brianna Brena von gestern. Natürlich würde sie ihre Warnung vor Knochenbrüchen nur so weit befolgen, wie ihr zumutbar war, also so gut wie gar nicht, das Skelett einer Echani war schließlich sehr stabil. Spätestens wenn sie auf Bastion zurück war, konnte sie sich Schonung sowieso nicht mehr leisten.

Wenigstens verlangte Brena von ihr nicht, das Bett zu hüten. Es gab viel zu tun und als erstes wollte Brianna zu Eowyn. Sie brachte in Erfahrung, dass die Menschenfrau in der Intensivstation lag. Die dortigen Heilerinnen kannte sie zwar nicht gut, aber die Heilerinnenrobe und die gewisse Prominenz, über die sie verfügte, brachten sie dennoch zum Ziel. Die Rätin hatte ihr Einzelzimmer und sah dennoch recht elend aus. Beides war in Anbetracht ihrer schweren Verletzungen freilich kein Wunder. Die Menschenfrau hatte einen Katheter an einem Arm, eine Schiene am anderen und war an zig Geräte angeschlossen, die alle möglichen Dinge anzeigte. Aber sie war wach, das war immerhin etwas.


„Guten Morgen Eowyn, wie geht es dir?“

Begrüßte sie die Rätin.

„Ich hoffe, die Heilerinnen konnten dir helfen?“

Brianna holte sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett. So musste Eowyn nicht so weit aufsehen.

„Ich will dich ja ungern jetzt schon gleich so überfallen, aber meinst du, wir bekommen Ärger wegen Kast?“

Fragte sie die Blonde und dachte an den Anblick von Rat Elliundi gestern, und an seine Reaktion, als sie ihm die Nachricht von Allegious' Tod überbracht hatte. Schließlich fuhr die Silberhaarige fort, mit dem Thema, das ihr auf den Nägeln brannte und das sie nur mit Mühe zurückhielt. Wenn sie wüsste, wie sie Kestrels Befreiung anstellen sollte, wäre sie sofort losgestürmt. Angesichts der Gefahr, in der ihre alte Meisterin sich befand, konnte Brianna auch nicht warten, bis Eowyn genesen war.

„Kannst du ein Geheimnis für dich bewahren? Ich muss nämlich zurück nach Bastion, und zwar so schnell es geht. Kestrel, meine frühere Meisterin, wird dort gefangengehalten. Ich weiß, alle sagen, ich soll mich erholen, ich soll Ruhe bewahren, einen Plan schmieden… aber ich weiß nicht, wie viel Zeit sie noch hat. Ganz abgesehen davon, dass der Rat niemals ja zu einer zweiten Mission sagen wird, nicht nach all den Wellen, die Allegious' Tod sicher noch schlägt.“

Die Echani sah die Intensivpatientin fragend an – diese war zwar ebenfalls ein Mitglied des Rates, aber eben auch eine Freundin, ihr konnte sie vertrauen.

Coruscant – Jedi-Tempel, Intensivstation – Eowyns Zimmer – Eowyn und Brianna
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Eowyns Zimmer, alleine

Eowyn wusste nicht, ob fünf Minuten oder fünf Stunden vergangen waren, als sich erneut die Tür öffnete und Brianna eintrat. Die Echani sah etwas besser aus als gestern, aber Eowyn musste zugeben, dass sie da nicht hundertprozentig sicher war - schlicht, weil sie nicht mehr genau wusste, wie diese gestern ausgesehen hatte. Definitiv aber war Brianna geordneter. Im Gegensatz zu ihr selbst - sie hatte sich zwar zum Glück noch immer nicht im Spiegel gesehen, aber Eowyn ging nicht davon aus, dass irgendjemand sich die Mühe gemacht hatte, ihre Haare zu waschen oder zu kämmen. Dafür hatte niemand Kapazität. Immerhin trug sie "neue" Kleidung, nämlich die der Krankenstation.

Hallo Brianna, gab sie zurück. Wie es ihr ging? Eine Frage, die sie kaum beantworten konnte. Sie hatte keine Ahnung, wie es ihr ging, sie war nicht einmal wirklich in der Lage, darüber nachzudenken. Und vermutlich war das auch gut so. Besser, erwiderte sie daher nur - das dürfte wohl der Wahrheit entsprechen. Immerhin musste sie dank der Operation, den Heilungen, der Trance und dem Zeug, was durch ihren Körper lief, nicht mehr jede Sekunde Schmerzensschreie unterdrücken, das war definitiv "besser". Und dir? Sie wusste nicht, wie es der Echani nach dem Kampf gegen den Imperator ergangen war, sie hatte sie aus den Augen verloren, obwohl sie sich im gleichen Raum aufgehalten hatten. Aber sie hatte ihre volle Konzentration für Sturn benötigt. Den sie hätte erledigen sollen, als sie die Chance gehabt hatte, als er am Boden lag und als sie die Zweifel überkommen waren, jemanden "wehrlosen" einfach so niederzustrecken - dann wäre das alles so nicht geschehen.
Doch das war vorbei.

Ja, konnten sie. Sie haben einiges angestellt. Ich kann dir nicht einmal sagen, was alles. Und irgendwie interessierte es sie auch nicht wirklich, immerhin lebte sie. Aber das wiederum interessierte wohl Brianna nicht.

Brianna setzte sich und Eowyn verschob den Kopf leicht auf dem Kissen, um eine angenehmere Position zu erreichen, wenn sie sie ansah.
Die Lähmung ist natürlich noch da. Mal sehen. So ganz genau hatte Eowyn auch da nicht mitbekommen, was nun alles schon geschehen und was noch geplant war, wenn überhaupt noch was geplant war... Aber wie hoch konnten die Chancen schon sein? Und angesichts der Tatsache, dass da draußen vermutlich noch reihenweise Leute am C-Virus starben, hatte wohl kaum jemand die Kapazität für eine so komplexe Sache, die ohnehin nicht sicher war.

Die Ritterin neben ihr kam dann aber schnell zum Punkt. Ärger? Ziemlich sicher. Die Frage war nur, wie groß er sein würde.
Es wird Ärger geben. Immerhin haben wir vermutlich einen Krieg ausgelöst. Das wird weite Konsequenzen ziehen, bis hin in die Politik. Und am Ende wird der Rat vor allem schauen müssen, dass das Gesicht der Jedi gewahrt bleibt, zum Wohle aller. Aber keine Sorge... Eowyn lächelte bitter. Die Hauptprobleme kriege wohl ich. Immerhin war ich die einzige, die Ahna hätte überstimmen können... ihr habt alle nur Befehle befolgt. Und sie hatte den entscheidenden Schlag geführt. Man wird einen Schuldigen brauchen. Mit etwas Glück verliere ich nur ein, zwei Ränge. Und mit etwas Pech landete sie in einer Verhörzelle des NRGD. Duval rieb sich womöglich schon die Hände. Doch wenn das passieren würde - nein, sie würde nicht daran denken. Und Riuen konnte so viel reden wie er wollte, er würde es nicht verhindern können, wenn die Republik so entschied.

Dann aber platzte Brianna mit etwas heraus, das ihr wirklich auf den Nägeln zu brennen schien. Eowyn nickte nur leicht auf die Frage, ob sie ein Geheimnis wahren konnte, und die Echani fuhr fort. Im nächsten Moment wünschte Eowyn sich fast, dass sie es gelassen hätte, aber dafür war es zu spät.

Bastion.

Sie wollte... Kestrel, natürlich... aber noch einmal?! Woher wusste sie, dass Kestrel dort war? Andererseits lag es nahe. Aber so etwas wegen eines Verdachtes? Es war vermutlich schwer genug gewesen, sie, Eowyn, da herauszukriegen, und sie hatten... Hilfe gehabt. Von ihm. Aber ob diese Tunnel jetzt noch offen waren? Und ohne seine Hilfe... Brianna aber hatte Recht mit dem, was sie sagte - da war keine Zeit. Das war klar. Und Eowyn verstand gut, nur allzu gut, wieso sie diesen Plan gefasst hatte. Bloß wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte... denn es würde erneut ein Selbstmordkommando sein, dieses Mal aber
ohne Backupteam, ohne Planung, ohne jegliche Unterstützung.

Bloß saß da eben... Brianna vor ihr. Und Eowyn wusste genau, was das hieß. Als ob die Echani sich abhalten lassen würde. Sie würde fliegen, egal ob mit oder ohne Unterstützung, ob mit oder ohne Erlaubnis. Und Eowyn war es ihr, die sie ihr mindestens zwei Mal das Leben gerettet hatte, schuldig, das bestmögliche zu tun, damit sie wiederkam. Auch, wenn sie daran zweifelte.


Es ist aussichtslos, dir das auszureden, oder? Prüfend blickte sie ihr in die Augen, bevor Eowyn fortfuhr. Bist du dir ganz sicher, dass sie dort ist? Sind deine Wunden gut versorgt? Dann nutze auf dem Flug eine Trance und deine eigenen Heilkräfte, um dich so gut wie möglich wieder herzustellen. Aber einen Plan wirst du brauchen, zumindest einen groben. Du kannst nicht an der Tür klopfen und um Herausgabe bitten, und dein Tod nützt Kestrel nichts. Bei dem Gedanken daran, dass die Jedi wohl das gleiche durchmachte wie sie bis vor ein paar Tagen, wurde Eowyn schlecht, aber sie zwang das Gefühl zurück - während erneut die Abscheu vor sich selbst nach oben stieg. Wäre sie nicht so verletzt, wäre ihr Körper nicht so zerstört, sie nicht so schwach, sie würde Brianna begleiten können. So aber? So war sie zu nichts nutze... Einfach nur ein hilfloser Mensch in einem Bett.
Und du wirst Hilfe brauchen. Und nein, der Rat in seiner Gesamtheit wird ganz sicher nicht Ja sagen. Vergiss das. Ich werde dir die Erlaubnis geben. Am Ende war es ohnehin egal, wofür man sie degradierte, herauswarf oder ins Gefängnis steckte. Da konnte sie Brianna wenigstens noch Legitimation verpassen. Steht dir ein Schiff zur Verfügung? Bedenke, dass Bastion vielleicht abgeriegelt wird, sobald sein Tod die Runden macht. Hast du etwas mitbekommen? Ist es schon offiziell? Eowyn selbst wusste einfach gar nichts. Du brauchst Equipment - wende dich an Marrev und sag ihm, ich habe abgesegnet, was immer du brauchst.

Aber Brianna...
Eowyn stellte mit ernstem Blick sicher, dass Brianna hörte, was sie nun sagte. Versprich mir eins - geh nicht allein. Nimm jemanden mit, dem du vertraust und der fähig ist. Du brauchst jemanden, der dir den Rücken freihält, möglichst jemand mit viel Kampferfahrung und Undercovereinsatz. Alleine kommst du da nicht wieder raus, und vier Augen sehen mehr als zwei. Oder sie verurteilte gerade einen weiteren Jedi zum Tod - vielleicht auch das.

Und auch dieser Gedanke wurde weit nach hinten geschoben.


Der Tempel ist wieder voll, viel voller als früher, du findest sicher jemanden geeigneten. Eine Partnerin und wenigstens ein grober Plan. Dann gebe ich dir die offizielle Erlaubnis.

Eowyn wusste nicht, wann sie zuletzt so viel am Stück geredet hatte. Sie spürte das Kratzen im Hals, fühlte, dass ihre Stimme noch immer angeschlagen war, wenn auch bei weitem nicht so sehr wie... wie... sie schloss die Augen, aber das führte nur dazu, dass sie erneut diesen Raum sah - ein Raum, in dem vielleicht auch Kestrel... Sie riss die Augen wieder auf und verdrängte. Verdrängte, verdrängte, verdrängte... Sag der Person nur nicht, dass der Rat offiziell nichts davon weiß, sagte sie das erstbeste, das ihr in den Sinn kam, um sich abzulenken. Es müssen ja nicht mehr Leute als notwendig davon wissen.

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - Intensivstation - Eowyns Zimmer, mit Brianna
 
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