Coruscant – Jedi-Tempel, Iowyns Quartier, mit Ian
Eowyn nickte. Ja, ich denke, ein Spaziergang würde Sinn machen. Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm... Ganz egal, wie der kommende Sturm aussehen würde. Dann aber lachte sie kopfschüttelnd. Oh nein, vergiss es. Ich backe dir keine Torte, schon gar keine stöckige. Weißt du eigentlich, wie viel Arbeit das ist? Nichts da, du bekommst deinen Nachtisch. Und was das Bad anging... Eowyn lächelte unschuldig. Ian konnte ja nicht ahnen, wo er den Nachtisch bekommen würde, aber das musste er auch noch nicht wissen. Für ein paar Stunden blieb das noch ihr Geheimnis, und wenn er später in die Station gehen würde, würde ihm das hinterher auch sicher ganz guttun. Ich weiß. Ich bin eine schreckliche Partnerin. Aber ich hoffe, ich kann dich mit etwas Süßem später besänftigen...
Sie sollte etwas tun, was sie entspannte, was ihr gut tat? Innerlich schüttelte Eowyn den Kopf. Ian hatte die abstrusesten Ideen. Natürlich hatte er Recht, aber... natürlich. Entspannen, nur an sich denken, während jede Minute Leute starben... Sie würde es irgendwie verdrängen müssen, dass sie so untätig war, zumindest heute noch.
Sie holte gerade leicht Luft und lehnte sich ein wenig vor, um Ian diesmal völlig ernsthaft ihre komplette Auferksamkeit auf ihre Art zu schenken, doch das Klopfen an der Tür ließ sie inne halten. Natürlich, und ich lasse die Gäste anklopfen, antwortete sie amüsiert und lehnte sich wieder bequem im Bett zurück, den Becher in ihre Hand nehmend. Vermutlich war es dieser unsägliche Twi'lek... vielleicht aber auch Marrev mit den IDs? Wenn es dumm lief, jemand, der Ian zu einem dringenden Fall in die Station rief... das wäre sehr schade, ausgerechnet heute. Wenigstens ein gemeinsames Frühstück hatten sie ihrer Meinung nach verdient!
Mit einem Ohr lauschte sie darauf, wem Ian da die Tür öffnete, und die Stimme war mechanisch - ein Seufzen entfuhr Eowyn. Also die Krankenstation. Toll. Ganz toll.
Dann aber erstarrte sie ein zweites Mal an diesem Morgen und hielt mit Mühe ihren Becher fest. Der Rat? Nach dem Schreckmoment war sie blitzschnell lautlos aufgestanden, den Becher auf den Nachttisch stellend, lauerte dann hinter der Tür und hörte zu. Der Rat. Jetzt. Ohne Vorbereitung.
Eowyn schluckte hart. Sicher, das war das, worauf sie gehofft hatten, aber so schnell? Nun schien der Rat wirkich nicht mehr lange zu fackeln. Logisch, natürlich, irgendwie, jede Stunde war wichtig, aber... Sie konnte sich vorstellen, ein wenig, wie Ian sich gerade fühlen musste. Die ganze Zeit bisher hatte er noch nicht vor den versammelten Rat treten müssen. Nun tat er es immerhin als freier Mann, aber dennoch... Es musste hart für ihn sein. Verdammt schwer.
Sobald sie hörte, wie die Tür sich schloss, öffnete sie die Tür zum Miniatur-Flur und näherte sich Ian. Das geht jetzt wohl schneller voran als beim Senat, was?, versuchte sie ihn mit einem etwas unglücklichen Lächeln aufzumuntern. Dann umarmte sie ihn fest, versuchte, ihm Mut mit dieser Umarmung mitzugeben, und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Du schaffst das schon, das weiß ich. Sie wollen sicher nur Details mit dir besprechen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen - du bist jetzt ein freier Mann, denk daran. Und Wes und Sarid kennst du ja bereits. Alles würde schon klappen... wenn Ian an sich glaubte.
Dann aber schüttelte sie den Kopf. Wirst du nicht. Du fühlst dich nicht an, wie ein Sith. Es gibt auch einige Jedi, die viel dunkle Kleidung tragen. Ich tue es auch... In den letzten Tagen sogar beinahe ausschließlich.
Viel Erfolg!, rief sie ihm noch hinterher, unsicher, ob er sie noch hörte, und dann war sie plötzlich alleine in ihrem Quartier. Das war schnell gegangen... vor fünf Minuten hatten sie noch grinsend gemeinsam im Bett gesessen, und jetzt? Jetzt stand sie im Schlafanzug im Flur herum und begann zu frösteln. Nicht das, was sie sich für Ians Geburtstag vorgestellt hatte, wirklich nicht. Absolut nicht. Aber sie konnten froh sein, wenn das Virus ihnen nur Ians Geburtstag raubte und nicht noch ihre Leben... sie sollte also wirklich dankbar sein.
Seufzend drehte sie sich um, machte sich im Bad frisch, zog ihre unauffällige, dunkle Kleidung an und setzte sich aufs Bett. Die Schokolade stand noch dort, nur noch lauwarm, und Eowyn begann, sie langsam leer zu trinken. Und nun? Spazieren gehen... ja, darauf hatte sie jetzt wahnsinnige Lust, wo Ian vor dem Rat schwitzte. Am liebsten würde sie ungeduldig vor dem Ratssaal auf und ab laufen, aber das würde weder ihm helfen noch ihren eigenen Ruf irgendwie positiv beeinflussen, im Gegenteil. Nein, Ian musste da alleine durch. Sie konnte ihm nicht immer Händchen halten... und sie wollte es auch gar nicht. Trotzdem war es schwer, jetzt hier herum zu sitzen und nichts zu tun. Trainieren fiel aus, heute noch nicht... Ob sie trotzdem einkaufen gehen sollte? Was, wenn Ian sie brauchte? Wenn der Rat sie doch noch hinzurief? Ungeduldig trommelte sie auf dem Becher herum, bis ihr der Tick auffiel und sie es unterließ. Nein, wenn der Rat mit ihr sprechen wollte, dann hätten sie sie gleich mitgerufen... und wenn sie wegen der anderen Sache mit ihr reden wollten, nun ja, dann mussten sie damit rechnen, dass sie ein wenig Zeit brauchte und nicht sofort zur Verfügung stand. Und sie wollte Ian wenigstens etwas Leckeres geben können, wenn er schon gerade durchs Feuer ging... Also gut.
Entschlossen stand sie auf, legte ihren Gürtel um und verbarg ihn unter einer etwas weiteren Jacke. Dann schickte sie Ian noch eine Nachricht, die besagte, dass sie noch eben etwas besorgte, falls sie noch nicht zurück war, wenn Ian aus dem Ratssaal kam - allerdings hoffte sie doch sehr, dass es anders war und sie ihn in Empfang nehmen konnte. Er würde es brauchen... Und sie irgendwie auch.
Diesmal verließ sie den Tempel zu Fuß. Das Gefühl, beobachtet zu werden, stellte sich auch dieses Mal ein. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob Wes ihr in diesem Punkt geglaubt hatte, aber er konnte glauben, was er wollte - sie irrte sich nicht. Es lag nicht daran, dass sie letztes Mal nervös oder übersensibel gewesen war, nein. Sie bildete sich das nicht ein. Wer es war, das konnte Eowyn nicht bestimmen, aber sie hätte ihr Lichtschwert auf den NRGD verwettet. Wer sonst? Wenn Allegious ahnen würde, dass Ian hier war, dann sähe die Situation sicher ganz anders aus... oder? Sie stockte kurz in ihrem Schritt, bevor sie dann wieder äußerlich ruhig weiterging.
Sicher? Stang. Wieso war sie vorher nicht auf diesen Gedanken gekommen? Vielleicht würde Allegious nicht sofort zuschlagen. Erst einmal überprüfen, was Sache war... es wäre ein außerordentlicher Zufall, aber... es war nicht unmöglich. Und wenn sie verstanden hatten, dass Ian und sie... Eowyn gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, analysierte gleichzeitig mit einem merkwürdig ruhigen Teil ihres Gehirns die Situation. Faszinierend, dass der Gedanke daran, dass der NRGD die Republik und die Jedi hintergehen konnte, sie nicht einmal halb so ängstigte, wie der Gedanke an Allegious' Schergen... Ob das an den Bildern lag, die sie durch Ian gesehen und vor allem gespürt hatte? Möglilch... Sogar recht wahrscheinlich. Schließlich hatte sie bisher keine sonderliche Panik vor den Sith gehabt. Sie waren vorhanden, sie mussten bekämpft werden, punkt, fertig. Jetzt... schien alles plötzlich so anders... Sie musste sich zusammenreißen. Wenn sie nach Bastion gingen, waren da mehr als zwei, drei Sith, die es auf sie abgesehen hatten. Und Ian würde sie vielleicht nicht schützen können, also... weshalb sich hier auf Coruscant Sorgen machen?
Aber was, wenn es wirklich Allegious war? Dann war die ganze Operation gefährdet. Und eigentlich schon von vornherein gescheitert... zumindest so, wie Ian sie momentan plante. Sie brauchten Gewissheit. Sie mussten wissen, wer da hinter ihr her war, und auch hinter Ian. Sonst war diese ganze Bastion-Sache nicht nur eine Selbstmordmission, sondern auch noch eine völlig bescheuerte und unnötige Selbstmordmission.
Also gut.
Erst einmal würde sie das tun, weshalb sie hier war... und dann... weitersehen.
Langsam schlenderte Eowyn durch die Marktstände, die sie mittlerweile erreicht hatte. Die Auslagen waren wesentlich reduzierter als früher, aber das war bei dem momentanen Zustand des Planeten kein Wunder. In aller Ruhe wählte sie ein paar Früchte aus, ließ sich Zeit, probierte, hielt unschuldige Schwätzchen, doch das Prickeln im Nacken ließ sie nicht los. Es veränderte sich allerdings auch nicht, was immerhin ein gutes Zeichen war.
Mit einer Tüte in der Hand blieb sie schließlich vor einem großen Schaufenster stehen und betrachtete nach äußerlichem Schein die umfangreiche Auslage voller Schmuck, während sie sich auf ihre Umgebung konzentrierte. Vielleicht hatte sie Glück, vielleicht war es ja Duval... Aber nichts. Es wäre auch wirklich zu viel des Guten verlangt gewesen, wenn der Agent sie persönlich überwachte und sie ihn in diesem Getümmel auch noch wahrnehmen konnte. Aber ein Versuch war es wert gewesen... Was nun? Sie hatte auch sonst niemanden erspüren können. Das hieß entweder, dass das Getümmel zu groß war, oder aber, dass es ein Droide war, der ein "Auge" auf sie geworfen hatte. Das wäre tatsächlich problematischer... schwerer zu erkennen, schwerer zurück zu verfolgen, aber... hatte sie eine Wahl? Sie hatte überhaupt keine Wahl.
Ian würde ihr den Kopf abreißen, wenn er davon erfuhr, was sie jetzt vorhatte, und irgendwo hätte er auch Recht, vielleicht sollte sie es lassen, vielleicht sollte sie umdrehen, vielleicht sollten sie sich einen stichhaltigeren Plan ausdenken, aber... sie musste es wissen. Jetzt. Wenn es Allegious war... Dann musste sie es einfach wissen. Sie brauchte diese Gewissheit. Ian würde es vielleicht nicht verstehen, und Wes erst Recht nicht, aber wie konnte sie so weitermachen? Ian den Tempel verlassen lassen? Einen Einsatz planen? Mit dieser Sorge im Hintergrund? Sie traute Duval dieses Vorgehen zu... aber Allegious ebenfalls...
Es war verhext, aber sollte sie sich nicht auf ihre Instinkte verlassen, war das nicht das, was sie verlernt hatte?
Sie fasste einen Entschluss.
Langsam schlenderte Eowyn die Schaufenster entlang, besah sich nicht jedes, aber jedes dritte oder vierte, so, dass sie unauffällig in weniger belebte Gegenden kam. Das Getümmel war nun vorbei, ihr begegneten nur noch vereinzelt Personen. Kein Wunder - sie hatte sich auch ein, zwei Ebenen tiefer begeben. Es war ein Risiko, ein verdammt großes, ja, aber nur bei weniger Personen konnte sie genauer spüren, was vor sich ging.
Vor einer Auslage mit Schuhen schließlich (wer trug so etwas?) blieb sie wieder länger stehen, tastete erneut unauffällig die Gegend um sich ab.
Coruscant – Straßen, Auslage eines Schuhgeschäftes, allein?