Coruscant – Jedi-Tempel – Kantine, mit Markus
Eowyn hoffte wirklich, dass sie sich nicht täuschte, schon wieder, dass sie richtig lag darin, dass Markus ihr Vertrauen nicht missbrauchen würde. Dieser lächelte, und was er sagte, machte Sinn, irgendwie. Wächter. Ihre große, ja, beinahe einzige Aufgabe war Schutz - da war es nur logisch, dass er sie auch darin schützte, indem er ihre Geheimnisse wahrte. Die Schatten waren noch immer eher eine unbekannte Größe - kaum einer, der nicht zu ihnen gehörte, wusste genau, was sie eigentlich taten, wer zu ihnen gehörte, wie sie lebten, und das war gut so. Geheimnisse waren das, was sie alle schützte. Geheimnisse, und vielleicht auch Geschichten und Mythen, die sich darum rankten.
Sie nickte. Danke.
Und gerade das machte es so verzwickt - natürlich kannte Markus die Aufgaben nicht. Und natürlich war es unmöglich, über diese Dinge mit anderen zu sprechen, außer, man wählte dafür andere Schatten. Aber die meisten, von denen Eowyn wusste, hatten andere Einstellungen als sie, das war ein Problem, das sich nur schwer lösen ließ.
Mehr "Hilfsfläche" boten da andere Themen, von denen sich der Jedi auch eines herausgriff. Die Machtverbindung... sicher auch das wichtigste Problem von allen, was die bevorstehende Mission anging.
Markus war sich selbst im Weg gestanden? Aber wie? Wie erreichte man, dass etwas, das sonst immer gewesen präsent war, wieder auftauchte? Wenn man erst gar nicht wusste, was alles zerstört hatte? Es war schleichend passiert. Eine Unachtsamkeit hier, eine fehlende Warnung da... Dann Nar Shaddaa und schließlich der Treppensturz. Da war es absolut nicht mehr zu leugnen gewesen. Dazu noch ihre Ängste, ausgelöst durch die Nahtoderfahrung... Eigentlich bräuchte sie wohl wirklich professionelle Beratung. Aber ein Jedi in Therapie? Hatte es das überhaupt schon einmal gegeben?
Was Markus sagte war sehr sachlich und logisch korrekt. Natürlich, die Macht war weiterhin da draußen, und ja, sie konnte sie ja auch spüren... Aber die Macht war doch mehr als nur das. Sie war mehr als Midichlorianer, viel mehr, sie war ein Energiefeld, das dauerhaft war, das überall war, das unablässig sprach. Wie konnte es sein, dass sie es plötzlich nicht mehr so gut hörte?
Markus hatte dafür eine einfache Erklärung, und Eowyn hob die Augenbrauen. "Glaube versetzt Berge", so nannten manche das wohl. Einerseits war sie es Leid... sie war es Leid, dass alles auf den Geist geschoben wurde. Ian hatte ähnliche Ansätze gehabt, und vielleicht hatten die beiden ja auch Recht. Aber es war einfacher gesagt als getan. Wieso glaubte sie nicht? Und wie änderte man das? Zu nichts nutze... Markus nutzte harte Worte. Ob er sich dessen bewusst war? Zufall? Oder glaubte er, dass sie das glaubte? Sie war nicht zu nichts nutze. Sie war nur bei weitem nicht so nützlich, wie sie es sein könnte, und erst Recht nicht so sehr, wie manche es glaubten, zumindest, wenn sie Wes glauben sollte, dass der Rat angeblich wirklich Potential in ihr sah. Es war nur... es sagte sich so leicht. "Glaub doch mehr dran, dann passt das schon!" Als ob sie absichtlich an den Jedi zweifelte, oder an ihr selbst. Niemals aber hatte sie an der Macht gezweifelt, da war es doch nicht fair, wenn diese sich zurückzog... Oder etwa doch? Hatte sie unbewusst begonnen, an ihrer Machtverbindung zu zweifeln, als all diese Dinge passiert waren? Die Jahre, in denen sie keine Jedi gewesen war... waren sie verhängnisvoller gewesen, als sie gedacht hatte? Eigentlich hatte sie keine Zeit, sich mit all diesen Sachen auseinanderzusetzen, aber was, wenn es am Ende auf genau dieses Vertrauen in ihre Fähigkeiten und die Macht ankam? Immerhin war das Bastion, es war der Sith-Tempel, die Höhle des Nexu. Sie würde alles brauchen, was sie wusste und konnte, und dazu noch so viel mehr...
Zur Ruhe finden, schlug Markus vor, und Eowyn konnte nicht anders, als amüsiert zu grinsen. Zur Ruhe finden. Na, Recht hatte er ja, aber wie, verdammt, sollte sie zur Ruhe finden? Sobald sie sich wirklich in die absolute Ruhe begab sah sie in den meisten Fällen Va'art vor sich. Außer vorhin mit Aketos, da hatte es wenigstens ein bisschen funktioniert. Aber sonst... immerhin schlief sie halbwegs gut. Und Meditation... Jetzt seufzte Eowyn. Meditation. Meditation war keine Wunderlösung, Meditation war meistens... Zeitverschwendung. Und Zeit war das, was jetzt am meisten fehlte. Aber vielleicht lag auch genau hier der Fehler...
Ihre Gedanken wurden von sich selbst auf Markus gelenkt, als dieser von seiner Schwester und ihrer Familie erzählte. Er... vermisste sie, das war deutlich. Sie und vielleicht auch das Leben, das sie führte? War er, wie sie, gefangen zwischen dem Leben als Jedi und dem als... Mensch? Es waren Kleinigkeiten, aber sein Blick, sein Tonfall... Wehmut?
Sie wollte gerade etwas sagen, als er schon sein Angebot unterbreitete.
Gern, aber nicht heute - der Tag war lang, und er wird auch noch länger werden. Vielleicht morgen.
Um auf Euren Rat zurückzukommen... Kurz überlegte sie. Wie sollte sie das Problem klarmachen? Vielleicht andersherum... Wie habt Ihr... Glauben gefunden? Eowyn schüttelte den Kopf. Ich glaube nicht, dass es kitschig ist, was Ihr sagt, ich bin mir nur nicht sicher, ob es die ganze Wahrheit ist - und gesetzt den Fall, sie ist es, wie man sie umsetzen kann? So etwas geschieht nicht über Nacht, genauso, wie die Veränderung in die andere Richtung nicht über Nacht geschah. Ich spüre die Macht außerdem... aber sie lässt mich bei Feinheiten im Stich. Sie ist nicht... sie ist nicht so, wie es sich einmal anfühlte. Wenn man versteht, was ich meine.
Und Ruhe... Ruhe ist aktuell das letzte, was möglich ist. Leider. Vielleicht würde es ihr wirklich helfen, Urlaub zu machen. Fort von Coruscant, weg vom Virusproblem. Aber wie sollte das gehen? Niemals würde sie abschalten können, so lange die Krankheit noch wütete. Und wohin sollte sie außerdem? Ja, Tirahnn wäre schön, aber ob man es dort "Urlaub" nennen konnte, wenn es von Imperialen nur so wimmelte? Ohnehin, nur Theorie. An Urlaub war jetzt nicht zu denken. Und Menschen, die ihr wichtig waren... wie viele davon gab es, außer Ian? Die Anzahl war traurig, besonders, nachdem sie nun mit Wes so auseinandergegangen war.
Eure Schwester... versteht Ihr Euch gut mit ihr? Könnt Ihr sie... - "Entschuldigung, Meister Finn, Meisterin El'mireth? Rätin Rigby schickt mich, ich soll Euch das hier geben - mit ihren besten Grüßen, und Ihr wüsstet, wie Ihr damit umzugehen habt, sagt sie." Eowyn hatte hochgesehen und erblickte einen sich leicht verbeugenden Jedi, wie man ihn selten sah, der großes Selbstbewusstsein ausstrahlte. Der Mann durfte wohl etwas jünger sein als sie, aber mit seinen akkurat geschnittenen Haaren, seiner perfekt sitzenden Kleidung, seinem makellos rasierten Gesicht, seinem sanften, aber unpersönlichen Lächeln und seiner äußerst intelligent wirkenden Brille sah er eher dem Kanzlerbüro entsprungen aus als dass er Laufbursche oder Assistent einer Rätin war. Obwohl sich Eowyn gut vorstellen konnte, dass Ahna gerade solche Typen bevorzugte, wenn es um Kleinigkeiten ging... Leute, die exakt erledigten, was sie brauchte. Und in dem Fall, um den es hier vermutlich ging... war das nur richtig so. Auch wenn er sie gerade ziemlich rüde unterbrochen hatte... nun ja. "Ratsmeldungen" hatten wohl Vorrang - zumindest ging dieser Herr hier davon aus.
Sie lehnte sich zurück und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Es ging wohl los... die offiziellen Meldungen gingen heraus.
Coruscant – Jedi-Tempel – Kantine, mit Markus und NPC