Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian
Das verstehe ich. Eowyn erwiderte das matte Lächeln. Ich wünschte auch, wir müssten das nicht tun... Und glaube mir. Ich habe auch Angst um dich. Ich will genauso wenig, dass du das tust. Du erinnerst dich sicher noch an meine erste Reaktion. Sie musste wehmütig schmunzeln. Aber das Leben fragt uns nicht. Und wir beide müssen das tun, was richtig ist...
Und dabei wäre es so verständlich, wenn sie es lassen würden. Niemand würde ihnen einen Vorwurf machen - nur sie sich selbst. Aber das war genug.
Wir müssen einfach daran glauben, dass das Leben noch mehr mit uns vorhat als nur diese paar Monate.
Wenn sie doch nur selber daran glauben könnte...
Ian schien sie eventuell falsch verstanden zu haben. Sie wusste gut, was die Gegenstände ihm bedeuteten. Gerade deshalb war es so schockierend, dass er sie weggegeben hatte. Für den schlimmsten Fall... im schlimmsten Fall hätte sie die Gegenstände doch genauso gut auch hier im Tempel... nun ja, nicht, wenn sie beide nicht zurückkamen. Der Credit fiel, er fiel spät, aber er fiel. Dennoch... die Phiole war so wichtig. Sie wollte sie nicht, nicht, wenn sie dabei helfen konnte, dass sie Ian zurückbekam. Aber es war Ians Entscheidung, nicht die ihre. Und sie würde sich morgen darum kümmern, dass Ian etwas anderes hatte, an dem er sich halten konnte. Irgendetwas würde ihr da schon einfallen. Okay. Ich... ich glaube, ich verstehe.
Ich weiß, nickte sie dann leise. Sie wusste es. Sie wusste, dass sie nicht das kleinste bisschen Schuld war an diesem Tod - und sie würde es hoffentlich auch irgendwann vom Gefühl her begreifen. Genauso, wie auch Ian irgendwann verstehen würde, dass er sie nicht in den Tod schickte, auch, wenn es sich für ihn so anfühlte.
Sie hob die Augenbrauen, sagte aber nichts, als Ian seine Befürchtung zwecks Duval ansprach. Sich rächen? Nun ja, in gewisser Hinsicht hatte er vielleicht Recht, vielleicht wollte sie sich rächen, irgendwie, oder eher... Genugtuung oder Gerechtigkeit - aber ganz sicher nicht so, wie Ian es anscheinend befürchtet hatte. Auf extreme Weise... Es war... durchaus ein wenig schockierend, dass Ian ihr das zutraute. Aber Ian kannte sie... gab es einen Grund, ihr so etwas zuzutrauen? Eowyn wurde unwohl. Sie wusste, dass sie emotional war, emotionaler, als sie sein durfte. Das war ein Problem, ja, dessen war sie sich sehr bewusst. Aber... so emotional? So, dass sie sich zu Dingen hinreißen lassen könnte, die abscheulich waren, dass sie das eigentliche Ziel aus den Augen verlor? Sie hätte gerne alles empört von sich gewiesen und Ian gefragt, wie er auf so etwas kam, doch... was, wenn er irgendwie Recht hatte?
Aber das war philosophisches, für das sie momentan nicht so viel Zeit hatte. Auf Bastion... auf Bastion würde sie hingegen vermutlich viel darüber nachdenken können.
Immerhin schloss Ian nicht aus, dass Eowyn sich gegen den Rat stellen würde, im Gegenteil, und das war etwas, was ihr zugegebenermaßen sehr gut tat. Sie brauchte jemanden an ihrer Seite, wenn sie sich dazu entschied, und auch, wenn sie dich dafür entschied, Duval zur Strecke zu bringen. Sie würde es auch alleine tun, aber... es war besser, jemanden im Rücken zu wissen. Und vor allem zu wissen, dass Ian hinter ihr stand.
Ihre Theorie Allegious betreffend wischte Ian aber flott beiseite. Gut, immerhin etwas, um das sie sich keine Sorgen machen mussten - auch wenn Eowyn sehr klar war, was Ian bei seinem Halbsatz ausließ. Der Tote wäre er gewesen - er oder sie. Und damit hatte er vermutlich ziemlich Recht.
Ian sah es wohl aber nicht so, dass Duval für einen Teil der Republik stand, und Eowyn wurde still, als er begann, über den Agenten zu reden. Eine verirrte Seele... Ein gebrochener Mann. Jemand, der gerettet werden musste - wie Ian. Er war wie Ian? Konnte das sein? Wenn es wahr war, was Ian sagte - dann musste sie anders herangehen. Dann musste sie versuchen, das zu finden, was zerbrochen war, um es zu reparieren... aber woher wusste sie, ob es wahr war? Ian hatte vergessen wollen, Duval wollte vernichten... War es nicht das? War das nicht der kleine, aber sehr wichtige Unterschied? Er ist nicht wie du, sagte sie dann leise, und du nicht wie er. Ja, vielleicht gibt es ein paar Parallelen, aber Ian... der Punkt ist, du wolltest dich ändern. Das war entscheidend. Du wolltest all das nicht mehr. Duval hingegen... Eowyn schüttelte den Kopf. Glaubst du, da ist noch etwas, etwas, das repariert werden kann? Glaubst du, man kann ihn davon abbringen zu tun, was er tut? Sie glaubte es nicht. Aber vielleicht sah Ian das anders - und dann musste sie überdenken, was sie vorhatte. Dann würde sie einiges überdenken müssen. Und es ist ja nicht nur er. Ich weiß nicht, wie tief es reicht, was ist, wenn tatsächlich der halbe Geheimdienst die Republik unterwandert, oder noch schlimmer, wenn der Senat sich dessen bewusst ist, und all das duldet? Erneut schüttelte sie den Kopf. Nein, er steht für die Republik, so, wie ich es tue, und ich kann das nicht, wenn ich weiß, dass er das tut. Ob Ian das verstehen würde? Sie musste an das glauben, für das sie stand. Sie wusste, dass die Republik sicher nicht alles richtig machte, aber... in den Grundzügen, da musste das doch möglich sein? Und Duval und seine Gruppe taten es nicht. Ganz bestimmt nicht.
Sie war sich nicht sicher, ob sie so offen nach der Phiole fragen sollte, war dann aber froh, dass sie es getan hatte. Sie würde ihn schwächen... wirklich? So weit hatte sie nicht gedacht, war davon ausgegangen, dass niemand das kleine Gläschen jemals zu Gesicht bekommen würde. Aber vielleicht war das Risiko wirklich zu groß? Dieser eine kleine Satz... "Weil es deine Position schwächen würde." Daran hatte sie ebenfalls nicht gedacht. Sie musste aufhören, traumtänzerisch durch die Gegend zu laufen und anfangen, das alles ernst zu nehmen, jedes noch so kleine Detail. Sie selbst wäre das Risiko vielleicht eingegangen, aber Ian würde niemals etwas tun, das sie schwächen konnte. Das war klar. Sie hoffte, dass er zumindest vor Ort sein Versprechen einhalten würde - sie würde ihn auf jeden Fall noch einmal daran erinnern. Das war ebenfalls klar.
Bei seinem Kosenamen für sie wurde ihr warm ums Herz, und erst Recht bei seinen Worten. All die Dinge, die ihm etwas bedeuteten würde er hergeben - aber ging es ihr nicht ähnlich? Sie würde auf alles verzichten, wenn sie nur wusste, dass Ian bei ihr war. Manche Dinge wie das Bild ihrer Eltern vielleicht schweren Herzens, aber sie würde es tun. Und plötzlich war ihr so klar vor Augen, was Ian würde helfen können, so klar, dass sie sich fragte, warum sie es vorher nicht gesehen hatte. Es musste etwas sein, das ihr gehörte, und etwas, das so klein oder so unauffällig war, dass es niemandem auffallen würde...
Sie ließ seine Hand los und rollte schnell unter der Bettdecke hervor, froh darüber, dass es im Zimmer nicht allzu kalt war. Auf dem kleinen Stuhl lag noch immer ihre Robe und auch ihr Gürtel. Letzteren griff sie, werkelte daran herum, drehte sich dann wieder zu Ian und lief auf seine Seite des Bettes hinüber. Dort setzte sie sich auf die Bettkante und hielt ihm ihr Lichtschwert hin. Ihr Lichtschwert, das sie so viele Jahre begleitet hatte - bei den Jedi und abseits davon, durch alle möglichen Gefahren und Situationen. Es war immer für sie da gewesen, immer, es hatte niemals versagt und sie nie im Stich gelassen. Das würde es auch bei Ian tun.
Nimm es.
Ruhig sah sie ihn an, bevor langsam das Herzklopfen einsetzte. War das so intelligent? Wirklich so eine gute Idee? Ihre spontanen Ideen waren nicht immer die besten... Ian würde es vielleicht nicht wollen. Er würde es vielleicht nicht einmal berühren wollen, zumindest hatte er das auf Va'art niemals getan. Vielleicht sah er es sogar als Affront an, er, der Waffen nicht mehr wirklich nutzen wollte... sie hatten sein Schwert gemeinsam zerstört. Das war mehr als nur ein mechanischer Akt gewesen, und nun... bot sie ihm ihres an?
Ich meine... Vielleicht sollte sie sich ihm erklären. Oder ihm die Möglichkeit geben, es diplomatisch abzulehnen. ...du wirst ohnehin eines tragen müssen, oder nicht? Wie willst du die böse Rätin sonst geschnappt haben? Sie lächelte hilflos. Ich habe zwei. Du wirst beide nehmen können, eines als dein eigenes, eines als meines, als Eroberung. Und bis ich dir mein zweites gebe, kurz vorher... nimm das hier. Es wird nicht auffallen, wenn du es bei dir hast, und du kannst an mich denken, oder nicht? Vielleicht auch nicht. Immerhin hatte ihr Schwert für ihn nicht die gleiche Bedeutung wie für sie. Sie wurde immer unsicherer.
Es ist... zumindest besser als gar nichts, vielleicht... und du kannst dich jetzt schon daran gewöhnen. Jedes Schwert war anders, und im Notfall würde er wohl auch damit kämpfen können müssen. Du kannst auch den Kristall tauschen, falls es notwendig ist. Ihr Schwert mit roter Klinge... eine grausame Vorstellung. Doch immer noch besser, als wenn Ian aufflog. Es war immerhin nur ein Gegenstand, verdammt. Aber wenn du das Schwert nicht möchtest, beeilte sie sich zu sagen, dann brauchst du es nicht nehmen. Auch wenn es sie enttäuschen würde, aber - es war Ians Wahl. Er wusste am besten, was für ihn möglich und auch nötig war.
Coruscant – Jedi-Tempel – Iowyns Quartier, mit Ian