Coruscant

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Gleiter]- Cris, Noa, Ray

Cris wurde schnell klar, dass es eine blöde Idee gewesen war, sich auf die Hinterbank des Gleiters zu setzen – und das nicht nur, weil es dort für einen Menschen seiner Körpergröße nicht unbedingt bequem war und er Mühe hatte, seine Knie in eine einigermaßen komfortable Situation zu bringen. Ray war indes natürlich begeistert – aufgeregt kommentierte sie die zahllosen den Gleiter passierenden Gebäude, grellen Leuchtreklamen und den endlosen Strom anderer Fahrzeuge. Noa hatte es dabei offenkundig nicht besonders eilig, ihr Ziel zu erreichen – warum nur steuerte sie den Gleiter so langsam…?

Als sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren und er aussteigen konnte, musste Cris erst einmal ein wenig seine Beine strecken, damit das Gefühl wieder in sie zurückkehren konnte, ehe er Noa und Ray in das Café folgte. Dieses war nicht sonderlich groß, machte jedoch einen soliden Eindruck, wenngleich es ihnen nicht vergönnt war, in einer der Sitzecken Platz zu nehmen und sie sich stattdessen an einen der Stehtische begeben mussten – was besonders für Ray eine gewisse Herausforderung darstellen dürfte.

Viel Zeit musste seine Tochter allerdings nicht mit dem Gedanken an ihre Stehgelegenheit verschwenden, da sie sich – kaum dass Noa ihr praktisch einen kulinarischen Blankocheck ausgestellt hatte – eilig zu den feilgebotenen Naschereien begab und sich vermutlich das zuckrigste und fettigste Stück auflud, das sie finden konnte. Mit einem leichten Seufzer folgte er und entschied sich selbst für ein kleines Stück corellianischen rhyscate, wobei er feststellen musste, dass Ray Noa nicht zu bezüglich der freien Auswahl sondern auch bezüglich der unbegrenzten Anzahl beim Wort nahm. Vier zum Teil grell bunte Küchlein oder Törtchen türmten sich zum Schluss auf ihrem Teller, als sie diesen zu ihrem ausgewählten Stehtisch brachte. Auf jeden Fall würde Cris darauf achten müssen, dass sie sich vor dem Schlafen gründlich die Zähne putzte.

Noas Frage nach dem, was sie in den letzten zwei Tagen gemacht hatten, erwischte Ray zwischen zwei Bissen aus einem Gebäckstück, aus dem eine dickflüssige Sauce herauslief, doch das hinderte das Mädchen nicht daran, zu antworten:

„Wir mussten erst einmal ankommen“, erwiderte sie und klang dabei fast schon ein wenig Erwachsen – schließlich war „ankommen müssen“ eine typisch erwachsene Leerlaufformulierung.

„Dad hat Dinge organisiert.“

Ein weiterer herzhafter Bissen tat kund, dass dies ihr Beitrag zur Antwort auf Noas Frage gewesen war und die restliche Beantwortung Cris zufiel. Dieser zuckte leicht mit den Achseln.

„Na ja, du weißt schon… das Übliche. Den Landeplatz der Empress organisieren, Einreiseformalitäten, Verlagerung des Hauptwohnsitzes nach Coruscant… Ray eine neue Schule finden oder sich zumindest einen ersten Überblick verschaffen…“

Er genehmigte sich einen Bissen seines eigenen Kuchens.

„Und ich habe mir mal angesehen, was der Arbeitsmarkt hier auf Coruscant so zu bieten hat für jemanden wie mich… ganz oberflächlich.“

Er war sich nicht so sicher, ob Noa an dieser Entscheidung beteiligt werden wollte oder sich zumindest ein Vetorecht vorbehielt, doch er hatte es für klüger gehalten, noch keine endgültigen Schritte – wie etwa das Einreichen einer Bewerbung – zu vollziehen. Natürlich drängte die Zeit so langsam – der Halbsold des Geheimdienstes würde nicht mehr ewig fließen.

Er lächelte schief.

„Viel rausgekommen bin ich jedenfalls noch nicht.“

Er blinzelte kurz.

„Eigentlich noch gar nicht.“

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Café]- Cris, Noa, Ray
 
Coruscant – Jedi-Tempel - Zimmer, mit Eowyn


Natürlich,“ bestätigte Ian sie lachend, und ohnehin – spätestens als sie wieder in ihre Rolle überging, hätte er kaum ernst bleiben können, daran änderte auch das Kissen nichts, dass er viel zu spät abwehrte. Danach bemühte Ian sich, möglichst untertänig drein zu schauen. Schließlich konnte er Eowyn der Weisen, doch kaum widersprechen, wenn sie in ihrer Erhabenheit zu ihm sprach. Prinzessin Augenklimpern war zu König Überallbekannt mutiert und das musste gebührend gewertschätzt werden. „Absolut. Eine Jedi, die einen Sith zur Hellen Seite verführt, muss einen guten Ruf haben,“ So humorvoll er diesen Satz auf der einen Seite auch vortrug, so wenig glaubte er ihn auf der anderen. Wahrscheinlich war er viel eher ein Grund, Eowyns guten Ruf zu ruinieren. Doch sie hatte ihm bewiesen, mit jeder kleinen öffentlichen Geste der Zuneigung, dass sie sich seiner nicht schämte und das, so begann Ian langsam zu begreifen, bedeutete auch, dass sie sich vielleicht wirklich nicht von anderen beeinflussen ließ, wenn sie ihr ins Gewissen zu reden versuchten.

Ians Idee, bezüglich einer Thatergruppe, unterwanderte Eowyn nahezu in Perfektion und Ian runzelte, in gespieltem – aber vielleicht mit einem Hauch realen – Entsetzen das Gesicht.
„Keine Zeit für Kunst. Ich bin schwer schockiert.“ Besser er dachte nicht ernsthaft darüber nach, dass Eowyn wirklich dazu neigte, ihre Pflicht als Jedi über sehr viele Dinge zu stellen. Vielleicht auch über die, die sie glücklich machen konnten. Aber war er, was das betraf, wirklich besser? Auch wenn Ian kein Jedi war und nicht deren Pflichtgefühl besaß, so wusste auch er wie es war, wenn man zugunsten einer bestimmten Sache, sei es auch nur eines Gedankens, auf etwas verzichtete oder mehr noch, überzeugt davon war, tatsächlich verzichten zu müssen. Ob das wirklich in Ordnung war? Nun, darüber zu sinnieren war nicht der richtige Augenblick.

„So langsam bekomme ich den Eindruck, du flunkerst mich an und warst schlimmer, als ich es mir vorstellen kann. Du betonst viel zu stark,“ und jetzt legte er alle Übertreibung in seine Worte, „wirklich viel zu stark, wie brav du warst. In zerrissenen Hosen, die wohl durch Prügeleien mit doofen Jungs und Mädchen entstanden sind, hm?,“ zog er sie lachend auf und bekam absurderweise wirklich ein Bild dazu in den Kopf. „Als Kind war ich auch brav und hab nichts willentlich kaputt gemacht.“ Bis.. „Na ja, außer ein Mal.“ Aber das war eine andere Geschichte und obwohl sie alles andere als glücklich war, klang keine Trauer in Ians Stimme mit.

Sie eingebildet? Allein die Betonung… Ian schielte zu ihr hinüber, bemühte sich, ja quälte sich beinahe damit, keine Miene zu verziehen, aber dann warf Eowyn ihr Haar nach hinten und Ian versagte erneut damit, die Contenance zu wahren, als er lauthals lachte. „
Ich weiß nicht, ob ich jetzt an einen Corellianer denken kann, wenn ich nur noch das Bild einer Tirahnnerin im Kopf habe. Aber,“ und er lachte dabei leise, „ich schätze, ich sollte dir nicht widersprechen“ Das erschien ihm zu unklug, Künstlern widersprach man schließlich nicht. Und nein, Widersprechen wollte Ian tatsächlich nicht, als Eowyn näher kam, ihre nächsten Worte mehr raunte, als dass sie sie sagte und auch ihren Küssen widersprach er nicht, als er sie erwiderte. Offensichtlich hatte sie nicht nur ein Talent darin, Sith zur Hellen Seite zu verführen. Aber diese Tatsache würde tatsächlich unter ihnen bleiben.

Diesmal war
Ian derjenige, der seine Müdigkeit kaum noch zurückdrängen konnte, als sie schließlich aneinander gekuschelt da lagen. Der Tag hatte ihnen einiges abverlangt und eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass Eowyn nicht längst im Land der Träume war. Und so kam Ians sehr leise und viel eher genuschelte Antwort, „Deswegen bist du doch mein ti juanya,“ viel eher im Halbschlaf. Das letzte Wort kaum ausgesprochen, unterlag Ian nunmehr zum dritten Mal höheren Mächten, als er ohne Trance in einen tiefen, traumlosen und friedlichen Schlaf fiel.

Coruscant – Jedi-Tempel - Zimmer, mit Eowyn
 
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Coruscant – Jedi-Tempel - Zimmer, mit Ian

Unschuldig zuckte Eowyn mit den Schultern. Ich war brav. Brav liegt schließlich auch immer im Auge des Betrachters... Aber gewisse Dinge sollten auch mein Geheimnis bleiben. Verschmitzt lächelte sie Ian zu. Sonst wäre es ja langweilig, oder? Aber vielleicht... können wir ja einmal diese eine Geschichte... sozusagen austauschen... Sie grinste. Richtig... widersprechen solltest du mir lieber nicht, flüsterte sie, bevor ihre Lippen auf seine trafen.

Später fiel es ihr schwer, Ians Antwort auf ihre Liebesbekundung zu verstehen, aber das machte nichts. Sie lächelte - es war gut, wenn Ian so müde war. Vielleicht würde er diese Nacht gut schlafen, vielleicht so tief, dass nicht einmal Alpträume ihn stören würden? Die Chancen standen fifty-fifty - er war müde, erschöpft und positiv eingeschlafen, aber was hatten sie nicht alles an diesem Tag durchgesprochen... Vielleicht überwog aber ersteres. Sie hoffte es... Ian brauchte nun dringend ein bisschen Kraft, und wie konnte er diese schöpfen, wenn er nicht richtig schlief? Eowyn würde ihr bestes geben, damit Ian alptraumlos schlief, und wenn es nur war, bei ihm zu sein und ihn zu halten, ihn spüren zu lassen, dass er nicht alleine war... Und über diesen Gedanken begab auch sie sich schließlich in die Dunkelheit.

~~~

Unruhig lief Eowyn im großen Fenstersaal auf und ab. Duval musste bald auftauchen - so viel Zeit hatte sie gehabt, um sich darauf vorzubereiten, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, keine Ahnung zu haben, was sich in der nächsten Stunde zutragen würde. Andererseits war ihr auch nicht klargewesen, ob Duval auf dieses Treffen überhaupt eingehen würde. So lange hatte sie auf eine Antwort gewartet - viel länger hätte sie es nicht mehr darauf ankommen lassen. Die Mühlen der Republik mahlten langsam, das konnte ihr Vorteil oder auch ihr Nachteil werden. Aber gestern war sie endlich angekommen, gestern war klar, dass der Tag heute vielleicht eine Veränderung bringen würde. Nein, nicht nur vielleicht... die Frage war nur, auf welche Art und Weise.
Ihre Antwort war kurz und knapp ausgefallen -
"Habe verstanden", hatte sie dem Agenten nur geantwortet. Weshalb mehr - das war nicht nötig. Danach hatte sie ihre Recherchen in der Bibliothek intensiviert. Einen wirklichen Präzedenzfall hatte sie nicht gefunden, nur Kleinigkeiten, Hinweise... wohlwollend konnte man das pro Ian auslegen. War man allerdings gegen ihn, so würde kein Gericht der Welt nur auf Grund dieser Kleinigkeiten Ian ein mildes Urteil verpassen... Aber sie musste es versuchen. Ian hatte sich auf republikanischem Boden nie groß etwas zu schulden kommen lassen, das war das, woran sie sich hielt. Duval war ihre Möglichkeit. Ihre Chance... Der Rat hatte momentan noch keine Zeit für sie gehabt, was einerseits frustrierte, andererseits auch völlig logisch war. Wes hatte ihr erläutert, wie sehr sie momentan am Rande ihrer Kapazitäten waren... Aber Duval machte momentan ohnehin am meisten Sinn. Ihn musste sie überzeugen, dass Ian nicht log. Dass er auf ihrer Seite war. Dass er die Chance, sich zu beweisen, verdient hatte. Und es war völlig egal, wie sie das anstellen musste.
Die letzten Tage waren zur Routine geworden. Eowyn hatte viel trainiert und war auf gutem Wege, ihre alte körperliche Form zu erreichen und auch in der neuen Technik Fortschritte zu machen. Nichts tat sich in Bezug auf ihre Machtverbindung, aber konnte sie das verlangen? Eines nach dem anderen... Die Bibliothek verlangte ebenfalls ihre Zeit, und wenn dann noch ein paar Momente übrig waren, hatte sie Ian unterstützt.

Eowyn warf einen Blick auf ihr Chrono. Noch fünf Minuten... sie sollte aufhören, wie ein aufgescheuchter Vogel hin und her zu laufen, verdammt. Sie war eine Jedi-Großmeisterin, vor ihr hatte man Respekt! Die meisten wenigstens. Und auch, wenn sie etwas von Duval wollte, wenn sie sich selbst klein machte, dann würde sie nichts erreichen, im Gegenteil. Vermutlich zumindest. Und sollte alles nichts bringen, so konnte sie am Ende noch immer bitten und betteln. Es war jedoch besser, erst einmal auf Augenhöhe zu beginnen... So weit sie das fertigbrachte, auf jeden Fall.
Sie stellte sich an eines der Fenster, blickte hinaus und begann mit einer leichten Atemübung. Duval war Agent, genau wie sie - auch wenn er vermutlich nichts davon wusste. Sie waren sich womöglich ähnlicher als gedacht. Sie sprachen eine ähnliche Sprache - und sie waren bereit, einiges für ihre Überzeugungen zu tun. Er musste sie verstehen. Aber zu welchen Ergebnissen war er bei seinem letzten... "Gespräch" gekommen? Diese nächste Stunde... Eowyn durfte nicht daran denken, dass sie richtungsweisend sein konnte. Ian war nicht hier. Sie konnte frei reden, relativ frei wenigstens, ohne, dass sie Angst haben musste, Ian zu verletzen. Ohne, dass Ian sich um sie Gedanken machen musste. Es gefiel ihr nicht, überhaupt nicht, Geheimnisse vor ihm zu haben - er hatte schließlich keine Ahnung, dass sie heute hier war. Und wen sie im Begriff zu treffen war. Aber es war notwendig. Er hätte sie abgehalten oder mitkommen wollen, all das hätte sie nur gehemmt. Nein, nein. Er würde es verstehen... hoffentlich. Es musste so sein... Sie liebte Ian, aber hier, in der Republik, da musste sie den Ton angeben. Sie musste dafür sorgen, dass er eine Chance hatte. Ihre Welt. So leid es ihr tat, aber... ja, es war ihre Welt. Ihre Welt, in der Ian nur wegen
ihr war. Sie hatte ihm das eingebrockt. Sie musste ihn auch wieder herausholen. Sicher, außerhalb, auf der Flucht, hätte er vielleicht auch keine große Chance gehabt, aber... er wäre frei gewesen. Und diese Freiheit, die hatte sie ihm genommen... Sie musste jetzt dafür sorgen, dass er sie zurückbekam. Zumindest irgendwann. Und wenn es das letzte war, was sie tat. Sie würde dafür sorgen...

Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, alleine
 
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[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Lieutenant Arkadi Duval

Das Geräusch von Stiefeln hallte über den Boden des Jedi-Tempels, als sich Arkadi in Richtung des Treffens mit Großmeisterin El´mireth bewegte. Wie sie es vorgeschlagen hatten würden sie sich im alten Meditationsraum des Gebäudes einfinden, um dort miteinander zu sprechen. Fast unwillkürlich spannte der blonde Agent seinen Körper an und er widerstand dem Drang, über seine Uniform zu streichen, die er für diesen Anlass angezogen hatte. Aus der Ferne hätte man ihn für einen Offizier der Streitkräfte halten können, die meisten Zivilisten und wohl auch viele Jedi wussten nicht einmal, dass der NRGD überhaupt eine Uniform besaß, denn diese wurden eigentlich nur zum Bürodienst und bei offiziellen Anlässen getragen. Geheimdienstarbeit fand in der Regel in Zivilkleidung statt, unauffällig und diskret. In der Welt, in der sich Arkadi bewegte, tobte ein Krieg, aber er wurde nicht von Kämpfern in Uniformen und Rüstungen ausgetragen, sondern von Lebewesen, die in jeder Menge untergingen und die man für seine Nachbarn halten konnte. Es war ein Konflikt im Schatten, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Der ehemalige Soldat erinnerte sich noch gut daran, wie seltsam ihm dies alles vorgekommen war, als er die Armee verlassen hatte, aber mittlerweile hatte er die Vorgehensweise des Geheimdiensts verinnerlicht. Auf dem Weg zum Treffpunkt schenkte ihm niemand sonderlich große Beachtung, Arkadi bewegte sich natürlich und ruhig, wie jemand, der hier her gehörte und an dem es nichts verdächtiges oder besonders gab. Das war die goldene Regel, man musste, egal an welchem Ort, immer so wirken, als würde man genau dort hin gehören, die meisten Lebewesen stellten dann keine Fragen oder beachteten einen. Auch die Jedi waren in dieser Hinsicht nichts besonderes, und als zwei von ihnen ihm in einem schmalen Korridor entgegenkamen, machte er höflich Platz und nickte knapp, wurde aber von den beiden Machtanwendern, einer Mirialanerin, die sich im Gespräch mit einem älteren Bith befand, beflissentlich ignoriert. Die Ohren des Agenten schnappten Fetzen der Unterhaltung auf, als sie weitergingen, irgendetwas über eine Entspannungsübung und „Einsicht“ in die Macht. Es war eine fremde Welt, die sich ihm da darbot, seltsam entrückt von den Wirren der Galaxis und den Sorgen und Ängsten der Bürger der Neuen Republik. Natürlich dieser Eindruck, mit dem sich auch ein gewisser Vorwurf der Weltfremdheit verband, war nicht ganz korrekt, zahlreiche Jedi waren aktiv an der Bekämpfung des C-Virus beteiligt und taten dort ihr Bestes. Aber eben nicht alle, offenkundig gab es immer noch genug von ihnen, die sich abstrakten Fragen und seltsamen Ritualen widmen konnten. Arkadi gab nicht einmal vor zu verstehen, was die Macht genau war, vielleicht war sie wirklich ein so großes Rätsel, über das man jahrelang meditieren konnte, doch viel wichtiger war für ihn die Tatsache, dass dort draußen ein Krieg tobte. Ein Krieg, der momentan unter der Maske des Friedens mit anderen Waffen fortgesetzt wurde und in dem die Jedi dringend gebraucht wurden. Im Stillen malte sich der blonde Mann das Potential eines Jedi-Ordens aus, der nicht die Ergründung von Mysterien, sondern die Vernichtung des Imperiums und der Sith zum Ziel hatte, eine Armee von in der Macht geschulten Soldaten, die jeden Widerstand brechen würden. Das waren selbstredend Wunschträume, die mit der derzeitigen politischen Führung der Neuen Republik und dem Jedi-Rat nicht zu realisieren waren. Dennoch, der Gedanke hatte seinen Reiz.

Im Aufzug zum Turm, in dem sich der Meditationsraum befand, hatte Arkadi noch einmal die Gelegenheit, seine Überlegungen für das bevorstehende Gespräch zu sammeln. Sein erstes Ziel war herauszufinden, was Eowyn überhaupt konkret wollte. Dass es um Ian Dice ging, war mehr als offenkundig, doch was bezweckte die Großmeisterin? Der Überläufer stand ihr nahe, sehr nahe sogar, das war bei seiner Befragung deutlich geworden. Vielleicht wollte sie bessere Bedingungen für ihn heraus handeln oder sie wollte mehr über die Ermittlungen des NRGD bezüglich des C-Virus in Erfahrung bringen. Handelte sie dabei im Auftrag des Rates oder auf eigene Faust? Auch das eine Frage, die er würde klären müssen. Für den Fall, dass sie tatsächlich Vorteile für den ehemaligen Sith an ihrer Seite erzielen wollte, verfügte Arkadi über eine starke Verhandlungsposition, er war von seinen Vorgesetzten ermächtigt worden, eine Reihe von Zugeständnissen anzubieten. Diese waren selbstverständlich nicht umsonst. Der Geheimdienst konnte es sich nicht leisten, eine so wertvolle Quelle allein den Jedi zu überlassen, ganz besonders, wenn diese so stümperhaft vorgingen. Mit einem Summen öffneten sich die Türen des Aufzugs und Arkadi warf einen Blick auf sein Chrono. Er war einige Minuten zu früh dran, entschied aber, noch ein wenig zu warten. Es war Eowyn, die eine Bitte vorbringen wollte, nicht er. Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt öffnete der Agent die Tür und trat ein. Sein Gesicht war eine Maske purer Ausdruckslosigkeit und seine Augen erfüllt von kühler, ruhiger Konzentration. Ein kurzer Blick, und er entdeckte die Großmeisterin, die am Fenster des Raums stand.


„Großmeisterin El´mireth.“


Begrüßte er die blondgelockte Jedi mit einem knappen Nicken, seine Stimme war ebenmäßig. Höflich, aber ohne Floskeln und unnötige Förmlichkeiten, so wie es sein sollte. Nach einer kurzen Pause trat er näher, die Hände hinter dem Rücken verschränkt stellte er sich neben die Jedi an das Fenster und sah hinaus auf das pulsierende Leben von Coruscant.


„Von hier aus wunderschön, nicht wahr? Es scheint alles so zu sein wie immer, aber die Lebewesen, die dort unten ihrem Alltag nachgehen...sie haben keine Ahnung, dass sie auf einem riesigem Pulverfass sitzen. Ein Funke genügt, und die ganze Welt versinkt in den Flammen von Chaos und Panik. Ich habe gesehen, wie ganze Planeten verbrannt sind...wenn man das einmal erlebt hat, tut man alles, um zu verhindern, dass es noch einmal geschieht. Alles.“


Arkadi warf einen Eowyn einen Seitenblick zu, nachdem er aus dem Fenster gestarrt hatte, um ihre Reaktion zu sehen. Der Agent machte eine kurze Pause und legte eine Hand an die Scheibe.


„Sie wollten mich treffen, um über Ian Dice zu sprechen, nicht wahr? Ich denke ich ahne bereits, was Sie wollen, Großmeisterin. Meine Vorgesetzten haben mich ermächtigt, Ihnen gegenüber großzügig aufzutreten. Aber eines müssen Sie wissen, bevor wir dieses Gespräch führen: Alles hat seinen Preis. Um etwas zu bekommen, ist es unausweichlich, dass etwas geopfert wird. Keiner bringt diese Opfer gerne, aber wenn man weiß, dass etwas absolut notwendig ist, führt kein anderer Weg daran vorbei. Es gehört Stärke dazu zu erkennen, dass Prinzipien um ihrer selbst willen nichts anderes sind als eine moralische Monstranz, die uns daran hindern kann, das zu tun, was getan werden muss. Wenn Sie damit leben können...dann können wir miteinander sprechen.“


Der Agent kniff ein wenig die Augen zusammen und achtete genau auf die Reaktion der Jedi, während er abwartete.


[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Alter Meditationsraum | Lieutenant Arkadi Duval, Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, alleine

Die Tür öffnete sich, und Eowyn war froh, zumindest körperlich ihre Nervosität unter Kontrolle zu haben. Ruhig wandte sie sich um und sah, wie Duval den Raum betrat. Er kam alleine - gut. Allerdings war er Agent durch und durch, seine professionelle Haltung ließ nichts auf seine Gefühlswelt schließen, und selbst durch die Macht konnte Eowyn zumindest keine oberflächlichen Emotionen feststellen. Nichts, das ihr einen Ansatz geben würde, aber das hatte sie ohnehin nicht erwartet. Es wäre nur... nett gewesen.
Agent Duval. Eowyn erwiderte sein Nicken. Wenigstens waren sie beide auf einer Wellenlänge, was die Förmlichkeiten anging. Sie beide konnten wohl nichts mit übertriebenem Gebahren anfangen. Leider fiel darunter für Eowyn auch diplomatisches Geschick - und dieses würde sie jetzt ganz sicherlich benötigen. Aber vielleicht war die Macht mit ihr, und sie hatte sich in den letzten Jahren doch mehr abgucken können als vermutet...

Sie wandte ihren Blick ebenfalls wieder nach draußen und nickte. Man hatte sich momentan für strahlenden Sonnenschein entschieden, und Duval hatte Recht. Coruscant
war wunderschön, und sofern er dies ernst meinte war er womöglich einer der wenigen, die Eowyns Ansicht darin verstanden. Doch war es nicht Coruscants Schönheit gewesen, die sie in den letzten Minuten wahrgenommen hatte, auch wenn der Blick von hier oben einfach nur fantastisch war.
Duvals weitere Worte, so beiläufig daher gesagt, gaben tiefen Einblick in seine Absichten. Vermutlich beabsichtigt - ein Agent wie er überließ kaum etwas dem Zufall. Er hatte Recht damit, dass Coruscant Gefahr lief, zu explodieren. Es schmerzte sie jeden Tag, das war es, was sie unermüdlich antrieb, was sie dazu brachte, selbst nach stundenlangem Training oder Recherchen noch in der Krankenstation auszuhelfen, und wenn sie dort noch so hilflos war. Außer Ian war bei ihr - dann konnte sie ihn wenigstens bei seinen Heilungen unterstützen.
Viel wichtiger aber war dieses kleine Wort ganz am Ende.

Ich weiß, antwortete Eowyn leise, während sie noch immer auf das geordnetee Chaos hinter den Scheiben blickte. Oh, sie wusste genau, was er meinte. Da war Denon... diese furchtbare Zerstörung, diese riesige Katastrophe. Und auch wenn es sonst keine Planeten waren, die sie zerstört gesehen hatte, die einzelnen Schicksale waren genug. Sie waren genug, dass sie das Leben als Jedi über alles andere stellte... Genug, dass sie noch immer hier war und nicht längst mit Ian irgendwo auf der Flucht.

Nun aber kam Duval zur Sache, und das war gut so. Noch länger um den heißen Brei herumreden? Nein, danach stand ihr nicht der Sinn.
Eowyn wandte sich dem Agenten zu und versuchte, jedes seiner Worte genau in sich aufzunehmen, alle versteckten Untertöne, so sie denn vorhanden waren, herauszuhören. Doch wie sich herausstellte, war dies nicht nötig. Duval sprach eine deutliche Sprache, und sie war sehr dankbar dafür.

Was er allerdings sagte, erweckte nicht nur Dankbarkeit.

Alles hat seinen Preis.

Ohne es zu wollen, begann ihr Herz leicht schneller zu schlagen. Sie hatte es befürchtet. Der Geheimdienst würde den Jedi nichts einfach schenken. Weshalb auch, dachte sie ironisch, es war ja nicht so, als ob sie auf der gleichen Seite stünden... Oder würde der Geheimdienst eher
ihr nichts einfach schenken? Duval wusste, wie sie zu Ian stand. Dummerweise war er ein cleverer Agent, er wusste seine Karten wohl überlegt auszuspielen. Er vermutete wohl stark, wenn er es nicht sogar wusste, dass sie einiges für Ian zu tun bereit war. Er würde sie mit leichten Worten und einem dünnen Lächeln in die Ecke drängen, bis sie keine Wahl mehr hatte. Aber hatte sie diese überhaupt? Sie hätte Wes bitten sollen, mit Duval zu sprechen. Oder, wenn er keine Zeit hatte, irgendjemand anderen. Ihr großer Vorteil, Ian so nahe zu sein, so viel über ihn zu wissen, war gleichzeitig ihr großer Nachteil, wie sie jetzt, zu spät, erkannte. Wäre jemand anderes, neutrales noch hier gewesen... aber dafür war es zu spät. Sie hatte Duval um ein Gespräch gebeten. Und sie würde nun alles dafür tun, dass sie aus diesem Gespräch mit einem Sieg hervorging.

Auch wenn Eowyn nicht den blassesten Schimmer hatte, was der Agent von ihr wollte. Sie war keine Rätin. Sie besaß nicht einmal herausragende Kontakte, wenn man von denen in die Unterwelt einmal absah. Aber das würde sich sicher bald herausstellen.

Ich verstehe, antwortete Eowyn ruhig und nickte. Auch wenn ich nicht garantieren kann, gewisse Preise zu zahlen, das werden Sie verstehen. Aber wir werden uns vermutlich einigen können. Sie hatte ihre Grenzen. Selbst für Ian hatte sie ihre Grenzen... Sie würde nichts tun oder sagen, was den Jedi wirklich schaden konnte. Sie würde nicht zur Verräterin werden. Ian würde ihr das, sollte er es je erfahren, ohnehin niemals verzeihen.

Mit einem Ruck löste sich Eowyn von der Fensterfront, ging in den Raum hinein und brachte etwas Abstand zwischen Duval und sich selbst. Jetzt war es Zeit für ihre Worte... für das, was sie sich so mühevoll überlegt hatte. Das, worauf es ankam.
Sie wünschte sich, einen Stichwortzettel haben zu können, aber nein, sie musste versuchen, sich an alle relevanten Punkte zu erinnern.
Sie wandte sich wieder zu Duval um.

Sie haben Recht. Es geht mir um Ian Dice. Das war allerdings vermutlich nicht schwer zu erraten. Eowyn lächelte dünn. Bei unserem letzten Gespräch habe ich mich herausgehalten. Es war nicht meine Aufgabe, und ich war nur als Beobachterin da. Das heißt aber nicht, dass ich nichts zu sagen hätte.
Ich möchte ein paar Punkte anbringen, die Ihnen sicher sehr wohl bewusst sind - ich will sie dennoch erwähnen.
Zum einen ist Ihnen sicher bekannt, dass die Verbrechen, die Dice begangen hat, sich niemals auf republikanischem Boden abgespielt haben. Damit will ich sie nicht schmälern - jedoch ist mir nicht bekannt, dass die Republik sich bisher darum geschert hat, was sich im Imperium abspielt.
Eowyn hob ihre Augenbrauen. Selbstverständlich könnten Sie ihn dem Imperium ausliefern, besonders jetzt, wo wir doch diesen wunderbaren Friedensvertrag haben. Nein, in diesem Fall konnte sie den Spott nicht verhindern, der aus ihren Worten tropfte. Duval wusste schließlich, welche Rolle Ian in diesem Vertrag gespielt hatte... warum sich große Mühe geben, ihre Meinung zu verbergen. Dies wäre auf lange Sicht aber kontraproduktiv - wenn bekannt würde, wie wir imperiale Überläufer behandeln, würde uns das letzten Endes mehr schaden als nutzen.

Bliebe als einziges Vergehen der Punkt des falschen Vertrages, wo wir doch gerade dabei sind.
Eowyn verzog ihren Mund zu einem ironischen Lächeln. Ich gebe zu, keine besonders gute Geschichte. Hier ist eine Strafmilderung aber ganz offensichtlich angebracht, denn die Tat wurde gestanden, und wir haben dadurch einen nicht einmal messbaren großen Vorteil gegenüber dem Imperium.

Kommen wir als nächstes zu Dice' Wissen über das Virus. Auch hier - es hat nicht lange gedauert, bis er uns darüber informiert hat. Früher hatte er eigentlich keine Möglichkeit. Ohne ihn hätten wir noch nicht die leiseste Ahnung, dass dieses verdammte Ding zum Teil mit der Macht hergestellt wurde, auch hier, ein unschätzbarer Vorteil, aus dem wir nur endlich etwas machen müssen.
Zum Beispiel, Ian mehr Forschungsmöglichkeiten zu geben. Aber das stand auf einem anderen Blatt.

Dann, seine Zugehörigkeit zu den Sith. Eowyn schüttelte den Kopf. Sie werden mir verzeihen, wenn ich diesen Punkt als völlig unwichtig einstufe. Denn er ist nicht der erste, den die Jedi nach seiner Fehlleitung bei sich aufgenommen haben. Zwei ehemalige Mitglieder sind mir sogar aktuell bekannt, und diese hatten weitaus weniger Probleme, als man sie momentan Dice macht. Bei meinen Recherchen bin ich auch auf weitere gestoßen. Dies kann also nichts sein, was man ihm rein aus Prinzip vorwerfen könnte.

Eowyn sah Duval ernst an. Da waren sicher noch furchtbar viele Punkte, die sie vergessen hatte, und sie würde sich hinterher maßlos ärgern, diese nicht angebracht zu haben. Noch schlimmer wäre es allerdings, wenn sie nun wie ein Schulmädchen in einer mündlichen Prüfung dastehen und grübeln würde, welche Sache sie vergessen hatte. Nein.

Sie haben mit ihm gesprochen. Ich weiß, dass sie den Sith nicht vertrauen, und glauben Sie mir... Eowyn lachte kurz und hart auf. Wenn es jemanden gibt, der etwas gegen die Sith hat, dann bin es wohl ich. Wie viel wusste Duval über sie selbst? Wie viel wusste der Geheimdienst? Aber auch Ihnen muss aufgefallen sein, dass er die Wahrheit spricht. Und selbst bei mir hat er es geschafft, mich zu überzeugen, und das ganz ohne technische Geräte. Und ich bin bei der Macht eine... misstrauische Person, besonders, was die Sith angeht. Misstrauisch war nett gesagt. Im ersten Moment wäre sie Ian beinahe an die Gurgel gegangen, wären da nicht ihre beiden Padawane gewesen. Und die Mission.
Aber er ist anders. Er bereut. Er hätte mich sterben lassen können, problemlos, aber er hat es nicht getan. Nicht, weil ich ihm nützlich gewesen wäre, sondern aus gutem Willen. Und nein... Eowyn lächelte dünn. Keine Sorge, das hier beruht ganz sicher nicht auf diesem Moment. Ich bin nicht ganz so leicht zu beeindrucken.

Ich weiß nicht, ob Sie ihn in den letzten Tagen beobachten ließen. Sie brauchen es mir auch nicht zu sagen... Ich weiß, dass der Geheimdienst seine Quellen und Vorgänge lieber bedeckt hält.
Sie wusste schließlich, wie das Spiel lief. Aber es würde sie doch sehr wundern, wenn niemand hin und wieder einen Blick auf Ian geworfen hatte... Aber wenn, dann haben Sie gesehen, was er tut. Er tut alles, um das Virus einzudämmen, er hätte sogar beinahe sein Leben dafür gegeben. Wer tut das, der es nicht ernst meint? Er würde noch viel mehr tun, wenn wir ihn lassen würden.
Nur geht das nicht. Er ist gebunden an den Tempel, gebunden an seine Versprechen.
Wir haben hier jemanden, der uns aus direkter Quelle helfen könnte, der direkt mit dem Imperator gesprochen hat - aber wir lassen ihn Handlangertätigkeiten ausüben und halten ihn an der kurzen Leine! Ich denke, Agent Duval, dass Sie mir zustimmen werden, dass es so nicht weitergeht.

Eowyn lächelte.
Auch ich will Coruscant nicht brennen sehen. Ich denke, da sind wir uns einig. Aber sehen Sie... wenn wir uns weiter um Personen wie Dice kümmern und nicht um das wahre Problem, dann werden die Chancen immer weiter schwinden. Er kann uns helfen. Nur schneiden wir uns momentan ins eigene Fleisch, so, wie wir ihn behandeln.
Ich denke...
Eowyn legte den Kopf leicht schief, ...Sie stimmen mir zu, wenn ich sage, so kann es nicht weitergehen? Wir brauchen aktive Lösungen, anstatt nur immer zu reagieren.

Zum ersten Mal, seit sie begonnen hatte zu reden, holte Eowyn unauffällig tief Luft. Sie hatte sich um Kopf und Kragen geredet. Um Ians Kopf und Kragen. Bloß hatte sie nicht den blassesten Schimmer, ob all das irgendwas gebracht hatte. Duval war jetzt am Zug, aber wie sie den Agenten einschätzte, war er ihr womöglich schon um zwei Züge voraus.

Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, mit Arkadi
 
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[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Raumhafen] Ganner, Siva

Ganner war wohl eher rational veranlagt, aber rein vom Verstand war die Macht nicht wirklich zu fassen. Sie war es ja im Grunde gar nicht.
„Mit dem Kopf ist nicht alles zu begreifen,“ meinte Siva daher und klang mit einem Mal sehr erwachsen. „Gefühle sind es ja, wenn man nur ein bisschen länger darüber nachdenkt, auch nicht. Trotzdem zweifeln wir die nicht an. Und die müssen, wenn wir bei deinem Vergleich bleiben, ja auch durch die Schädeldecke oder, wenn sie eher vom Bauch und Herz kommen, durch Rippen, Fleisch und Muskeln.“ Mit der Macht war es eigentlich genauso.
„Die Macht umgibt alles, wie ein unsichtbares Kraftfeld. Aber vielleicht wirst du noch ein bisschen mehr darüber lernen, je nachdem, wie lange du hier bist.“ Siva hatte keine Ahnung, warum sie all das beianeh todernst erklärt hatte. Aber wenn es um Verantwortung und all diese Dinge ging, war es eben notwendig, nicht aus allem einen Witz zu machen. Schon gar nicht aus der Macht. Und mit einem kurzen Stirnrunzeln erkannte Siva mit einem mal sehr deutlich, was genau Satreks Problem gewesen war, als er ihr vorgeworfen hatte, wie schändlich es war, ein Trainingslichtschwert zu verkaufen.

Seine Frau. Also war wirklich jemand verschwunden, der ihm nahestand und Siva verzog kurz, mitfühlend das Gesicht. War ja kein Wunder, dass er dann schon so lange versuchte, sie zu finden. Aber gleichzeitig mischte sich auch ein ganz, ganz komisches Gefühl in Sivas Gedankengang. Wenn Joreen so lange weg war und Ganner nie was gespürt hatte, war sie vielleicht… Nein, nein, den Gedanken wollte Siva gar nicht erst zu Ende denken. Ihr Gefühl wurde flau, als die Zabrak erfuhr, dass Ganner auch Kinder hatte und zum ersten Mal, seit ihrem Aufeinandertreffen, verschwand ihr Lächeln nicht nur aus ihrem Gesicht, sondern auch aus ihren Augen. „
Nicht an den Kopf,“ kam daher ohne jeglichen Anflug eines Lächelns. „Sagen wir eher, ich war ein bisschen verzweifelt auf der Suche nach einem passenden Kristall und nach ganz vielen Antworten. Aber einfach war es nicht, etwas zu finden. Bis ich auf einen bestimmten Kristall stieß, der mir die Antwort auf die Frage, wo man, bei so manchen Fragen wirklich suchen muss, finden kann.“ In sich selbst eben. Am Ende lächelte sie doch ein wenig. „So eine Höhle ist wirklich beeindruckend.“

Der Jedi-eigene Raumhafen schien Ganner zu überraschen. „
Wir haben noch keine Antwort auf deine Fragen.“ Hach weh, auch das klang schon wieder viel zu ernst, obwohl sie es doch wenigstens mit Witz hatte vortragen wollen. Nur leider fiel ihr jetzt am Ende auch keiner an.
„Wir suchen ein Terminal oder einen Droiden und finden diese Antwort. Dann stellst du mir die Frage noch mal.“

Es dauerte nicht lange, bis sie ein Terminal
und einen Droiden gefunden hatten und in Siva war eine bestimmt galaxisgroße Entschlossenheit, Antworten zu finden.

[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Raumhafen] Ganner, Siva

 
{Coruscant\Naher Weltraum und Raumhafen}​

Brian freute sich, als er aus dem Hyperraum zurück kam. Nach seinem Vorstellungsgespräch bei der BS musste er beweisen was er kann. Er nahm Kurs auf den Raumhafen von Coruscant. Oder eher gesagt den schmutzigen Teil davon. Als die ersten Häuserschluchten sichtbar waren stellte Brian per Knopfdruck die S-Flügel nach vorne.

Hab Mut, dat wird schon gut.


Er flog eine der Landeplattformen an und setzte die Crimson vorsichtig ab. Niemand war in der Nähe. Brian verließ sein Schiff und schlich im Licht der höheren Ebenen vorsichtig zu einer Lagerhalle in der Nähe. Das Tor war geschützt durch ein Data-Terminal. Oder wäre es zumindest wenn Brian nicht hacken könnte. Nach ein paar Handgriffen öffnete sich das etwa 6x4 Meter große Tor.

Ha!


Das kleine Warenhaus war gefüllt mit Kisten voller Ryll und anderen Gewürzen. Brian öffnete eine Kiste stopfte sich die Behälter mit Ryll in die Taschen. Darauf hin verließ er das Lager und schloss das Tor hinter sich, er wollte ja niemanden wissen lassen das hier jemand nachts eingebrochen ist. Nachdem die Crimson beladen und die "Fracht" versteckt war hoben die Repulsoren das Schiff mit einem leisen Surren an, bis die Fusionstriebwerke ansprungen und ein etwas lauteres Geräusch von sich gaben. Kurz danach in der oberen Atmosphäre klappte Brian per Knopfdruck die S-Flügel nach hinten. Als er im nahen Weltraum über Coruscant war lies er den Navcom die Hyperraumkoordinaten berechnen und sprang in Richtung Tatoo System. Dort wollte er das Ryll verkaufen und vielleicht gleich eine neue Ladung aufnehmen.

{Tatoo-System\Tatooine\Naher Weltraum}
 
Coruscant-Jedi-Tempel- Lagerraum- mit Devin und Leeam

Derya half den Jungs beim Abladen der Medikamente. Während Devin ebenfalls zu Scherzen aufgelegt war, hielt sich Leeam auffällig zurück. Als er jedoch erzählte, dass er von eine Jedi auf Corellia aufgenommen worden war, wurde Derya hellhörig.

"Ihr seid auf Corellia auf einen Jedi gestossen? Da habt ihr aber Glück gehabt. Seit Corellia von den Sith angegriffen und die Basis teilweise zerstört wurde, ist dort kaum noch jemand. "

Und das war nicht das einzige, was interessant an Leeams Worten war

"Und du sagst, ihr seid von einem Jedi aufgenommen worden? Hat dieser Jedi eine Machtsensitivität bei euch festgestellt?"

Das war ja mal spannend. Also zumindest das Spannenste , was Derya hier in den letzten Wochen erlebt hatte. Devins Frage bremste Deryas Eifer wieder etwas aus.

"Ja, es gibt eine Art Heilung. Also unsere Heiler haben einen Weg gefunden, das Virus zu neutralisieren. Aber es ist sehr mühsam und langwierig und oftmals kommen die Infizierten zu spät und sterben uns dann hier unter den Händen weg. Von einem Impfstoff oder einem Medikament hab ich noch nichts gehört. Ausser, dass man danach sucht natürlich. Aber immerhin können wir ein paar Leute retten. Das ist besser als nichts, nicht war. "

Eigentlich war das Virus ein total frustrierendes Thema. Derya kam es vor, als ob nichts vorwärts ging, trotzdem sich alle wirklich abrackerten. Aber sie machten Fortschritte, auch wenn diese jetzt noch nicht für Schlagzeilen sorgten. Devin machte darauf aufmerksam, dass weitere Kisten im Shuttle warteten, nickte Derya nur und machte sich auf den Weg zurück zum Shuttle.

"Kennt sich jemand von euch mit den Geräten aus? Ich meine nur wegen Montage und so. "


Die meisten Jedi-Techniker waren mit dem Wiederaufbau der Tempel-Anlage beschäftigt und Derya hoffte darauf, dass sich Devin oder Leeam mit den Geräten auskannten.

Coruscant-Jedi-Tempel- Lagerraum- mit Devin und Leeam
 
[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Alter Meditationsraum | Lieutenant Arkadi Duval, Eowyn

Es wäre naiv zu behaupten, dass das Treffen zwischen Arkadi und Großmeisterin El´mireth nicht zugleich auch eine Konfrontation war, bei der verschiedene Interessen, Vorstellungen und Ziele aufeinanderprallten. Im Grunde war das, was sie hier oben im alten Meditationsraum des Jedi-Tempels betrieben, eine Verhandlung, ein Ringen und Feilschen um Informationen und Dienste. Und wie bei jeder Verhandlung musste jedes Wort, jede Geste, ja selbst der Gesichtsausdruck wohlüberlegt sein, musste man einander abtasten und herausfinden, was die andere Seite wollte und was sie dafür bereit war anzubieten. Mit solchen Dingen hatten der blonde Agent durchaus Erfahrung, es gehörte zur Ausbildung des NRGD, sich mit Diplomatie, Verhandlungstaktik und Gesprächsführung zu beschäftigen und deren Grundlagen zu verinnerlichen. Jedoch war seine Verhandlungspartnerin kein gewöhnliches Lebewesen, sondern eine Jedi, eine erfahrene und gut geschulte Machtnutzerin, und über die Fähigkeiten der Jedi, Gedanken und Gefühle zu erkennen, war Arkadi im Bilde. Er musste sehr vorsichtig sein, um nichts zu verraten, und die Vorstellung, dass Eowyn in seinem Kopf herumstöberte, während sie miteinander sprachen, löste eine fast schon körperliche Abneigung in dem ehemaligen Soldaten aus. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass sie sich so einen Vorteil verschaffte, und so wandte der blonde Agent seine ganze Konzentration und Selbstbeherrschung auf, um ruhig und gelassen zu bleiben und nicht nach außen zu tragen, was er dachte und fühlte. Im Angesicht dieses Nachteils für ihn war es nur angemessen, wenn er selbst etwas Druck auf die Goßmeisterin ausübte. Zwar gebot Arkadi nicht über diese mysteriöse Macht wie sie, aber er hatte eine starke Ausgangsposition und wusste mittlerweile einiges über die Frau, die neben ihm am Fenster stand. Sie hatte Schwächen, genau wie jeder andere, und die würde er nutzen. Für den Moment begnügte sich Arkadi damit, ihre Positionen zu bestimmten Themen herauszufinden und festzustellen, wie weit zu gehen sie bereit war, um das zu bekommen, was sie wollte. Seine Aussage zu Coruscant und der Bereitschaft, das zu tun, was notwendig war, war ein Test, ein Versuch herauszufinden, wo Eowyn stand. Einen Moment herrschte nach seinen Worten Stille, dann meinte die Jedi leise, dass sie wusste, dass das wunderschöne Bild des Stadtplaneten eine Illusion war, eine Illusion, die jederzeit das selbe Schicksal wie Denon und andere Welten ereilen konnte. Arkadi lächelte dünn, ein schwer zu deutendes, bitter wirkendes Lächeln.

„Tun Sie das wirklich? Hm. Wir werden sehen. Keiner von uns kann der Wahrheit entkommen. Der Wahrheit darüber, was die Galaxis ist...und wer wir sind.“


Aufmerksam achtete der Agent darauf, was seine nächsten Worten bei Eowyn bewirkten, er war direkt zum Punkt gekommen und hatte deutlich gemacht, dass alles, was die Großmeisterin fordern würde, seinen Preis hatte. Vielleicht hatte die blond gelockte Frau damit gerechnet, dass der NRGD ihr einfach so geben würde, was sie wollte, aber so funktionierte das nicht. Die Jedi waren in der Neuen Republik eine Welt für sich, sie agierten nach eigenen Regeln und erwiesen sich so manches Mal als unkooperativ und zurückhaltend. Diesen Zustand galt es zu ändern und besonders der Geheimdienst hatte ein Interesse daran, die Jedi stärker für die Neue Republik in die Pflicht zu nehmen. Mit ihren besonderen Fähigkeiten verfügte der Orden über Möglichkeiten, von denen die Agenten nur träumen konnten, über Mittel und Wege, an Informationen zu kommen, und sie wussten viel darüber, wie man beispielsweise Sith effektiv in den Weg trat und sie aufhielt. Aber dieses Wissen hüteten die Jedi eifersüchtig für sich, wie der Fall Ian Dice eindrucksvoll gezeigt hatte. Bei ihm war es Großmeisterin El´mireth selbst gewesen, die sich schützend vor den Überläufer gestellt hatte. Damit hatte sie bewiesen, dass der Geheimdienst einen Weg brauchte, Einfluss auf den Orden auszuüben, eine solche Situation durfte sich nicht wiederholen, und ohne es zu wollen hatte sie damit verhindert, dass man ihren Wünschen einfach so entsprechen würde. Ihr besonderes, enges Verhältnis zu dem ehemaligen Sith machte sie angreifbar und somit zu einer idealen Kandidatin. Aber erst galt es, mehr herauszufinden, sie standen noch ganz am Anfang. Es war ein Glücksfall, dass Eowyn und nicht ein anderer, weniger persönlich involvierter Jedi dieses Gespräch führte, und diesen Vorteil würde Arkadi nicht leichtfertig verspielen.

Die Großmeisterin gab sich weiterhin ruhig und ließ sich zumindest nach außen hin nicht aus dem Konzept bringen, sie machte deutlich, dass sie sehr wohl verstand, aber nicht bereit war, jeden Preis zu zahlen. Dennoch hoffte sie, dass man sich einig werden konnte. Arkadi schwieg eine ganze Weile und betrachtete die Jedi, dann nickte er leicht.


„Ich verstehe Sie. Aber glauben Sie mir, wir überraschen uns immer wieder selbst mit dem, was wir bereit sind zu tun um die zu retten, die wir lieben. Ganz besonders wenn wir zuvor glaubten, dazu niemals in der Lage zu sein. Behalten Sie das in Erinnerung, während wir miteinander sprechen.“


Arkadis Stimme war ruhig und sachlich und als die Jedi zur Seite trat, etwas Abstand zwischen sie brachte und bestätigte, dass es in der Tat um Ian Dice ging, verharrte der Agent an Ort und Stelle. Eowyn erklärte, dass sie sich bei dem letzten Gespräch zurückgehalten hatte, nun aber einige Punkte vorbringen wollte, die ihr wichtig waren. Mit einem Nicken forderte der Agent sie auf, fortzufahren, und die Großmeisterin begann. Zu Beginn verwies sie darauf, dass alle Verbrechen des Überläufers auf imperialen Gebiet stattgefunden hatten, was sie zwar nicht weniger schlimm machte, aber dadurch waren sie auch kein rechtliches Problem für die Neue Republik. Spöttisch merkte die blonde Jedi an, dass sie Ian ja deshalb an das Imperium ausliefern konnten, immerhin gab es ja den Friedensvertrag. Arkadi reagierte mit der winzigen Andeutung eines Lächelns.


„Ich denke, in diesem besonderen Fall können wir schweren Herzens darauf verzichten, ihn an unsere imperialen...Vertragspartner auszuliefern.“


Kommentierte er so trocken, dass es schwierig war zu sagen ob er scherzte oder es absolut ernst meinte. Wie die Jedi richtig anmerkte würde ein solches Vorgehen potentielle Überläufer abschrecken, und das war nicht im Interesse der Neuen Republik. Als nächstes sprach sie Ians Mitwirkung bei dem Friedensvertrag an, sie gab zu, dass das problematisch war, aber sein Geständnis sollte ihrer Meinung nach strafmildernd gewertet werden. Auch die Tatsache, dass sie durch das Wissen des Überläufers nun einen Vorteil hatten, erwähnte sie. Arkadi nickte leicht.


„Das Geständnis an sich ist in meinen Augen weniger wert, die Informationen dafür umso mehr. Wir sprechen offen miteinander, nicht wahr? Reue zu zeigen ist leicht, wirklich etwas zu verändern nicht. Das Wissen über den Virus mit uns zu teilen...das ist eine Veränderung.“


Das war direkt formuliert, aber es war nun einmal wahr. Die Informationen über den C-Virus hatte Ian in der Tat sehr früh mit ihnen geteilt, und die darin liegende Chance war wirklich enorm.


„Die Entscheidung, was für Konsequenzen aus dem Wissen über die imperiale Urheberschaft folgen sollen, trifft die politische Führung. Sie wollen doch nicht etwa andeuten, dass die Führung der Neuen Republik und der Jedi...zögerlich agiert?“


Nun war es an Arkadi, einen Hauch Spott erkennen zu lassen, aber er hielt sich zurück und hörte weiter zu. Eowyn verwies darauf, dass bereits zuvor ehemalige Sith von den Jedi aufgenommen waren und man ihnen kaum Schwierigkeiten gemacht hatte, die bloße Zugehörigkeit zum Sith-Orden konnte man ihrer Ansicht nach Ian also nicht zum Vorwurf machen. Arkadi schwieg einen Moment, dann schüttelte er langsam den Kopf.


„Es mag bei den Jedi üblich sein, Überläufer ohne große...Sorge zu akzeptieren, aber der NRGD kann dieses Vorgehen nicht billigen. Die Jedi besitzen eine gewisse Autonomie in diesen Fragen, aber sie ist nicht vollständig. Wenn einem ehemaligen Sith die Beteiligung an schweren Verbrechen gegen die Neue Republik zur Last gelegt wird, ist das nicht allein Angelegenheit der Jedi. Sie werden also verstehen, Großmeisterin, dass der Verweis auf andere Fälle nur dem Argument Nahrung liefert, dass man den Jedi diese Überläufer nicht allein überlassen kann.“


Es war tatsächlich ein gravierendes Problem, dass der Orden quasi eigenmächtig entschied, welche ehemaligen Sith harmlos waren. Zudem bezweifelte Arkadi, dass man diese Überläufer wirklich gründlich genug überprüfte. Eowyn schien zu ahnen, dass darin ein großes Problem lag, sie verwies energisch darauf, dass sie keineswegs leichtgläubig oder weich war, was die Sith anging. Die Art und Weise, wie sie das betonte, war interessant, und Arkadi konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Großmeisterin mehr als für eine Jedi üblich mit dem dunklen Orden auseinandersetzte. Ihre nächsten Worte klangen jedoch beinah naiv, sie meinte, dass Ian wirklich bereuen würde, und erzählte, dass er sie verschont hatte. War das ein Trick gewesen, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Die Jedi stritt diese Möglichkeit ab.


„Wenn Sie das sagen, Großmeisterin. Wenn Sie das sagen...“


Meinte Arkadi nachdenklich und seine Skepsis war zu hören. Eowyn sprach die Überwachung Ians an. Zum Glück war der Agent darüber in weiser Voraussicht nicht informiert worden, seine Vorgesetzten hatten ihn bewusst im Unklaren darüber gelassen, ob der Sith observiert wurde und wenn ja wie. Wenn er das nicht wusste, konnte Eowyn bei dem Gespräch auch nichts aus seinen Gedanken erfahren und an Ian weitergeben, eine klassische Vorsichtsmaßnahme. Eowyn schien das zu wissen, was erneut die Frage aufwarf, welchen Tätigkeiten die Großmeisterin nachging. Die Jedi kam nun zum Punkt, sie verwies auf Ians Einsatz im Kampf gegen das C-Virus und darauf basierend beklagte sie, dass Ian sozusagen im Tempel gefangen war und nicht den Nutzen für den Orden und die Neue Republik brachte, den er bringen konnte. In der Tat, der Überläufer war eine hervorragende Quelle und ein ehemals enger Vertrauter des Imperators. Eowyn behauptete, dass die Beschränkung des ehemaligen Sith auf den Tempel eine Verschwendung war und sie dringend aktive Maßnahmen einleiten mussten, statt immer nur zu reagieren. Nachdem sie geendet hatte, ließ Arkadi mit unbewegter Miene einige Momente verstreichen und blickte die Jedi nachdenklich an.

„Das sind durchaus überzeugende Argumente, Großmeisterin. Ich könnte mir vorstellen, dass meine Vorgesetzten sich davon überzeugen ließen. Es stimmt, wir müssen aktiv werden, um Coruscant und noch weitaus mehr zu retten. Wenn ich Sie richtig verstehe, dann wollen Sie größere Freiheit für Ian Dice. Ein erhebliches Risiko, aber vielleicht das Risiko wert, wenn...ja, wenn...“


Der Agent machte eine vielsagende Pause und starrte Eowyn an.


„Also gut. Gehen wir einmal davon aus, wir würden uns in dieser Hinsicht einig werden. Dann stellt sich die Frage, was Sie dem NRGD anbieten können, dass dieses Risiko rechtfertigt. Es dürfte Ihnen klar sein, Großmeisterin, dass wir nicht länger akzeptieren können, dass die Jedi uns bei ihren Entscheidungen außen vor lassen. Dass man uns Informationen vorenthält und die Kooperation verweigert. Was in dieser Situation notwendig ist, ist jemand in der Führungsriege des Ordens, der uns...wohlgesonnen ist. Der dafür sorgt, dass die Zusammenarbeit in Zukunft...besser funktioniert.“


Arkadi machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor er fortfuhr.


„Sie haben vorhin gesagt, dass es für Sie gewisse Grenzen gibt, die Sie nicht überschreiten können. Die Frage, die Sie sich stellen sollten, ist daher...sind es Grenzen, die Sie nicht überschreiten können, oder...die Sie nicht überschreiten wollen? Und vergessen Sie dabei eines nicht: Größere Freiheit für Ian Dice ist nicht mit einer Begnadigung gleichzusetzen. Dem jetzigen Stand nach droht ihm noch immer ein Prozess...ein Prozess, der für ihn ungünstig ausgehen würde. Diesen Prozess könnte man eventuell verhindern...wenn es dafür einen guten Grund gibt. Diesen Grund zu liefern...nun, das liegt bei ihm, Großmeisterin...und bei Ihnen.“


Damit hatte Arkadi vorerst alles gesagt und es lag nun an Eowyn, wie sie darauf reagieren würde.


[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Alter Meditationsraum | Lieutenant Arkadi Duval, Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Gänge – Ian

Es waren einige Tage vergangen, in denen Eowyn und Ian – jeder auf seine Art, ihr Bestes gegeben hatten. Tage, in denen Ian so gut wie möglich versucht hatte, allen Aufgaben gerecht zu werden.
Heilen, Zeit für Eowyn finden, Zeit ihr das Reflektieren noch näher zu bringen, allgemein Zeit für sie gemeinsam finden, ein winziges Zeitfenster für sich selbst einräumen, in dem er anderen wichtigen Sachen nachgegangen war. Am Ende hatte das Heilen die meiste Zeit eingenommen, zusammen mit der immer währenden Suche nach weiteren, erfolgsversprechenden Möglichkeiten. Auch jetzt kam Ian von einer Heilung. Er hatte Gesprächen anderer Jedi gelauscht, hatte mit Heilern, mit Droiden und mit Patienten gesprochen und versucht, alle Informationen wie ein Schwamm in sich auf zu saugen und so zu nutzen, dass Vorteile daraus resultierten. Riuen war ihm dabei ein große Hilfe gewesen, schlicht, da er andere Möglichkeiten besaß, als Ian selbst. Vier weitere Heilungen waren anderen gemeinsam mit Ian oder auch ihm alleine gelungen, doch da waren noch immer zu viele Wesen, die starben und ihre Zahl überwog die der Erfolge bei weitem. Das Kind, das Ian nicht hatte retten können, war nicht das einzige Wesen geblieben, dass unter seinen Händen gestorben war und manchmal, gerade wenn Ian alleine mit sich und seinen Gedanken war – nicht selten auch gewünscht, war es unheimlich anstrengend gewesen, sich nicht dem Pessimismus hinzugeben und dem schier unerträglichem Gefühl, zu wenig zu tun. All das hatte zumindest den kleinen, vielleicht positiven Nebeneffekt, weniger der Sorge ausgeliefert zu sein, wie und wann die Republik über ihn entscheiden würde. Das, was ihm auch immer wieder geholfen hatte und half war Eowyn. Selbst wenn sie getrennte Wege gingen, erfüllte Ian, spätestens seit diesem unbeschreiblichen Trost, dem sie ihm gespendet hatte, ein immenses Gefühl von Dankbarkeit, wann immer er an sie dachte.


Duval hingegen hatte sich noch immer nicht gemeldet, was für Ian besorgniserregend und hoffnungsschöpfend zugleich war. Vielleicht war die Republik noch zu keinem Ergebnis gekommen, da eine Entscheidunsgfindung, was seine Zukunft betraf, auf ihrer Prioritätenliste sicher weit unten stand. Auch Joseline hatte sich nicht zu seiner Nachricht geäußert und das hatte Ian darin bestätigt, dass momentan einfach zu viel geschah. Zwischenzeitlich war die Überlegung aufgekommen, Wes anzusprechen und ihm zu sagen, dass er Alisah die Wahrheit nicht länger hatte vorenthalten können. Das Zeitfenster war beinahe abgelaufen. Wenn Joseline sich nicht bald meldete, würde er mit Wes sprechen müssen. Dabei war die Liste der Dinge, die anstanden, noch lang. Auch Alisah musste er noch einmal einen Besuch abstatten, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging. Doch er hatte gehört, dass Radan wieder aufgetaucht war und insgeheim fürchtete Ian sich vor der Begegnung mit diesem Mann. Was, wenn Alisah schon mit ihm gesprochen hatte? Was, wenn nicht? Auf der anderen Seite hatte Radan es bisher auch nicht für nötig gehalten, sich vorzustellen oder sich zu bedanken. Nicht, dass Ian das erwarten würde, doch vielleicht bedeutete diese Tatsache schlicht, dass er sich für alles um Alisah herum auch nicht interessierte. Zumindest blieb zu hoffen dass er, wenn er die Wahrheit wusste, noch immer zu ihr stand. Wenigstens eine kleine, glückliche Familie.


Eine kleine, glückliche Familie. Ian ertappte sich dabei, wie er diesem Gedanken für Sekunden, mit einem Lächeln nachging. Wenn – nicht falls – die Republik Gnade vor Recht ergehen lassen würde, hatte er dann nicht eine Chance. Wenn. Falls. Falls war so viel einfacher zu ertragen als Wenn, denn Wenn nährte seine Hoffnung so viel mehr, als es Falls tat. Aber Ian würde sich davor hüten, vor Eowyn noch einmal in der falschen Situation das falsche, kleine Wort zu nutzen. Wenn. Wenn die Republik sich für und nicht gegen ihn entschied, waren da Möglichkeiten, die er kaum zu träumen wagte und doch, doch erwischte der Dunkelhaarige sich immer wieder bei genau diesem Gedanken. Eowyn und er und … Aber es gab mehr, an das er denken musste. Eowyn und die Jedi. Langsam aber sicher wurde es Zeit, dass sie wieder mehr tun konnte. Sie lerne die Reflektion nicht, damit sie das Virus besiegte, das war klar. Egal ob ihr nächstes Ziel Bastion heißen würde – und egal wie wenig Ian dieser Gedanke für sie gefiel, er musste sie darin unterstützen und bestärken, wieder Missionen anzugehen, auch wenn die nächste Mission wirklich Bastion heißen würde. Besser er gewöhnte sich schnell daran, denn Ian wusste, dass er sie nicht ewig an sich fesseln durfte und auch nicht wollte. Er hatte ihr damaliges Gespräch nicht vergessen und Zeit damit verbracht, genauer darüber nachzudenken, auch wenn er Eowyn bisher nicht noch einmal darauf angesprochen hatte. Ihr Fortgang von den Jedi, ihre Enttäuschung oder viel eher Desillusionierung… Es war wichtig, dass er noch einmal mit ihr sprach und mindestens so wichtig war es, dass sie wieder auf Missionen ging und erkannte, dass sie etwa ausrichten konnte. Dass sie etwas ausrichtete. Fand sie erst wieder ihren Platz bei den Jedi und fühlte sich ihnen wieder richtig verbunden, funktionierte vielleicht alles andere auch besser – und Ian wollte daran glauben, wollte auch daran glauben, dass er hier keiner Illusion aufsaß. Was einmal ihre Heimat gewesen war, konnte wieder dazu werden und wenn es ihm gelang, ihr dabei zu helfen, wenn er die Jedi vielleicht als etwas Ähnliches wahrnehmen konnte, irgendwie, dann half sicher auch das. Vor allem dabei, ihr nicht das Gefühl zu geben, dass es zwischen den Stühlen saß oder dort sitzen musste. Eowyn hatte so viel für ihn getan, dass er ihr etwas zurückgeben musste.



Coruscant – Jedi-Tempel – Gänge – Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 - Levice, Zasuna, Rilanja, Major Kenoweth, NPC-Soldaten, NPC-Techniker und Sarid


Rilanja übernahm tatsächlich prompt die Suche nach der nächsten Sensorzentrale der Ebene und ihre Padawan Zasuna schloss sich ihr an. Daher ließ die Jedi-Rätin die beiden machen, da die Falleen sehr technikaffin war. Sie war diejenige, der Sarid es am ehesten zutraute die Sensorleitstelle ohne Pläne oder andere Hilfsmittel zu finden. Da Rilanja bereits begann Wandpanele zu öffnen, um die Richtung der Kabel zu verfolgen, welche die Miraluka danach wieder schloss, wandte sich die Corellianerin anderen Dingen zu.

So vermeldete Technikerin Enzel, dass ihr Datapad keine offensichtlichen Veränderungen an dem gestohlenen Baudroiden gefunden hatte. Das war immerhin ein Lichtblick.


"In Ordnung, dann sollte er auch benutzbar sein. Aber ich würde es begrüßen, wenn immer ein Techniker in seiner Nähe ist. Über Nacht könnte er ja dann einem Tiefenscan bekommen oder was auch immer unsere Droidentechniker für das Beste erachten."


"Ja, Rätin",

gab die Zabrak zurück und holte dann ihr Komm heraus, vermutlich um sich mit dem anderen Techniker bezüglich des Einsatzes dieses Droiden zu besprechen. Schließlich liefen die Reparaturmaßnahmen der unteren Tempelbereiche ja bereits. Nur ihre Jedigruppe überlegte zusammen mit Major Kenoweth und einigen weiteren Soldaten wie sie nach dem Baudroidendiebstahl vorgingen bzw. mit wem sie es zu tun hatten. Da sie aber am Besten noch warteten bis Rilanja hoffentlich noch weitere Sensordaten für sie fand, hatten sie genug Zeit nachzuforschen, wer ihnen neben dem Aqualish und den zwei gefassten Kleinkriminellen noch Ärger machen wollte.

Daher richtete Sarid ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Soldaten und Levice, die die Überwachungsaufnahmen durchsahen. Der orangehäutige Mirialan hatte noch etwas gefunden. der Aqualish hatte mehrmals sowohl diese Tempelebene beobachtet als auch sich am mutmaßlichen Lagerhaus aufgehalten. Der grünhäutige Nikto-Major entfernte sich unterdessen, um den zehnköpfigen Soldatentrupp zusammenzusetzen, mit dem sie später das Lagerhaus untersuchen wollten.


"Gute Arbeit, Leute. Sollten Sie einen weitergehenden Zugang zu allem, was die Tempelsicherheit im Moment hergibt - was leider längst noch nicht so viel ist wie wir das gerne hätten - so kann ich dies organisieren. Auf jeden Fall nehmen wir dann dieses Lagerhaus unter die Lupe. Können Sie feststellen, wem es gehört?"


Diesmal meldete sich der andere Soldat das erste Mal zu Wort. Der dunkelhäutige Mensch schüttelte den Kopf.


"Nicht von hier, Rätin Horn, da es für unsere Arbeit bisher nicht relevant war. Die Coruscanter Sicherheitbehörden müssten uns dies beantworten können."


"Dann setzen Sie sich bitte mit diesen in Verbindung und erwähnen Sie, dass Sie dies in meinem Auftrag tun. Vielleicht helfen sie dann bereitwilliger, wobei die Sicherheitskräfte ohnehin im Moment am Limit arbeiten dürften. Dennoch, für uns kann es wichtig sein, außer es gehört irgendeiner Briefkastenfirma auf Umgul."

Das wäre dann leider eine totes Ende, zumindest für ihre begrenzten Mittel. Dennoch hatten sie bisher schon einiges, einen Hauptverdächtigen und drei weitere abgängige Diebe. In dem Moment öffnete sich die Tür des Turbolifts, so dass Sarid gewohnheitsmäßig sofort in die Richtung sah. Sie hatte eigentlich Soldaten oder Techniker erwartet, aber in dem Lift stand ein hochgewachsener Nahmensch (Eriu) mit Spitzohren in Zivilkleidung (?), der weder nach Soldaten noch Techniker aussah.


"Und wer sind Sie?",


fragte die Jedi-Rätin, während sie den Mann musterte. So gut sie dies bei Nahmenschen einschätzen konnte glaubte sie ihn schon in mittleren Jahren. Seine gräulichen Haare machten ihn in ihren Augen etwas älter. Bevor sie weiterfragen konnte kam eine weibliche Quarren angejoggt mit einer Datenkarte in der Hand. Die Soldatin sprach mit leichtem Akzent, aber war trotzdem gut verständlich.


"Rätin Horn, die Befragung der gefassten Diebe brachte einige Erkenntnisse. Sie waren bereits an mehr Einbrüchen beteiligt, aber längst nicht nur medizinische Güter, sondern alles was sich lohnt. Dennoch sind sie eher kleine Fische, denn sie haben ihrer Aussage nach weder die Einbrüche geplant noch sind sie am Verkauf des Diebesgut beteiligt. Sie sind nur angeheuerte Schläger, die einen finanziellen Anteil am Verkaufserlös bekommen. Wer sie jedoch angeheuert hat wollten sie nicht sagen. Sie machten den Eindruck, dass sie Angst vor der betreffenden Person haben, aber das kann auch gelogen sein. Es soll aber eine Spezies mit großen abstehenden Ohren sein, vielleicht ein Lannik."


"Danke."


Dabei warf Sarid einen kurzen Blick in Richtung von Levice und den Soldaten im Transporter am Terminal.


"Hilft das weiter? Ist dort jemand, auf den diese Beschreibung zutrifft?"


Dann fiel ihr das Spitzohr im Lift wieder ein und trat diesmal ein paar Schritte auf den doch ein ordentliches Stück größeren Mann zu.


"Entschuldigen Sie, aber wir haben hier viel zu tun und stehen unter Zeitdruck. Haben Sie irgendwelche Nachrichten für uns oder sind Sie versehentlich hier gelandet?"



Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 - Levice, Eriu, Zasuna, Rilanja, Major Kenoweth, NPC-Soldaten, NPC-Techniker und Sarid
 
Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, mit Arkadi

Eowyn hob sachte eine Augenbraue. Wirklich? Schon jetzt begann Duval, ihre Worte anzuzweifeln? Er sollte doch genug von der Galaxis kennen, um zu wissen, wofür die Jedi standen. Was ihr Ziel war. Als ob es ihnen egal wäre, was außerhalb ihrer Mauern geschah, als ob die Jedi nicht zahlreiche Schlachten gefochten hatten und ihre Zahlen in die Tiefe gegangen waren. Doch darum ging es hier nicht. Und sie sollte nicht beginnen, sich vom Agenten zu Gefühlsregungen hinreißen zu lassen, die zu tief blicken lassen würden.
Wer wir sind, darüber wird erst ganz am Ende entschieden. Und sie selbst würden das gar nicht mehr mitbekommen. Denn schließlich führte das ganze Leben, jede kleine Entscheidung dazu, dass man sich eventuell änderte...

Sie hörte sich an, was Duval zu ihrer Aussage, nicht jeden Preis zu zahlen, zu sagen hatte. Mit welcher Sicherheit er seine Worte vorbrachte, machte sie innerlich unruhig. Man war bereit, mehr zu tun... als ob er wüsste, dass er mehr verlangen würde. Und als ob er wüsste, dass sie bereit sein würde, dieses Opfer zu bringen.
Stang, sie hätte Wes wirklich mitnehmen sollen! Aber der Rat war so dezimiert, und außer dem Rat durfte niemand etwas über diese Sache wissen - sie hatte keine andere Wahl gehabt. Und außerdem war nicht
jetzt der Moment, um über diese Entscheidung nachzugrübeln. Wir werden sehen, nickte sie schließlich ruhig. Sie würden wirklich sehen. Noch hatte Eowyn keinen blassen Schimmer, worauf all das hier hinauslief.

Eowyn schenkte Duval ein kleines, schiefes Lächeln. Schön. Wenigstens sah der Geheimdienst ein, dass es Schwachsinn wäre, Ian auszuliefern. Man würde sich damit wirklich ins Knie schießen, aber bei den Schreibtischtätern, die teilweise über solche Dinge entschieden, konnte man nie wissen. Wie viele idiotische Entscheidungen waren schon gefällt worden, nur weil jemand nicht
nachdachte...

Schön, dass wir uns zumindest in diesem Punkt einig sind, nickte sie dann, als der Agent zugestand, dass Ians Informationen hilfreich waren. Allerdings stimmte etwas hier nicht. Das waren die zwei großen Punkte gewesen auf Eowyns gedanklicher Liste. Die zwei gefährlichsten Punkte... die, für die man Ian am ehesten verantwortlich machen konnte. Aber Duval ließ diese Gelegenheiten vorübergehen - was bedeutete, dass er auf etwas völlig anderes hinauswollte. Etwas, worauf sie sich eventuell nicht ganz so gut vorbereitet hatte, denn sie hatte Prioritäten setzen müssen. Ob er nun das mit der Reue so sah wie sie oder nicht, war Eowyn völlig gleich - wichtig war, was am Ende bei allem herauskam, und so lange der Agent einsah, dass Ians Hilfe nützlich gewesen war, hatten sie gute Karten.
Das alles lief zu gut. Zu einfach. Die große Bombe wartete vermutlich nur, dass sie platzen konnte.

Der Spott in Duvals Worten war nun klar zu bemerken, und Eowyn lächelte.
Wie käme ich dazu, unsere Führungen zu kritisieren? Sie beide tun, was sie können. Aber manchmal sieht man vor lauter Häusern die Stadt nicht, und dann hilft ein kleiner Hinweis eventuell, die Dinge unter neuen Ansichten zu sehen. Aber selbstverständlich... Eowyn zuckte mit den Schultern, käme ich niemals auf den Gedanken, Kritik zu üben. Natürlich nicht. Alleine schon deshalb nicht, weil sie genau wusste, dass es nichts brachte, zumindest nicht bei der politischen Führung. Diplomatie war furchtbar. Langsam, öde und brachte kaum Fortschritte... Nein. Bis die Führung sich entschied, irgendetwas mit den Informationen anzufangen, war Coruscant schon tot.

Duvals Kopfschütteln... Eowyn lief es kalt den Rücken herunter. Hier war sie, die Bombe, sie fühlte es genau. Ausnahmsweise schien die Macht mit ihr zu sein. Die Zündschnur brannte, und bald ging alles in die Luft... hier, irgendwo hier setzte es an.
Aber Eowyn konnte seine Worte so nicht stehen lassen.

Nein, das werde ich nicht verstehen, erwiderte sie mit einem kalten Lächeln und langsamer, ruhiger Stimme. Der NRGD hat nicht den blassesten Schimmer, um was es bei Sith-Überläufern geht. Mischen die Jedi sich etwa in die Angelegenheiten des Geheimdienstes ein? Sie schüttelte den Kopf. Nein, wir wissen, wo unser Platz ist. Und welche schweren Verbrechen, Agent Duval, werden Dice denn gegen die Neue Republik zur Last gelegt? Von den letzten Überläufern hat uns nicht ein einziger Probleme bereitet. Ich denke, die Quote dürfte bei annähernd hundert Prozent liegen. Glauben Sie mir, kein Überläufer wird ohne Sorge akzeptiert. Wir sind in der Lage, gewisse Dinge... zu erkennen. Die Sith sind unsere Spezialität.

Ihren Worten, dass Ian sie aus reiner Nächstenliebe gerettet hatte, schenkte Duval ganz offensichtlich keinen Glauben, aber es interessierte sie nicht. Vorerst. Sollte er glauben, was er wollte - so lange es nicht relevant für Ians Fall wurde. Und noch war es das nicht.

Sie hatte ihr Plädoyer beendet, und der Agent vor ihr schwieg.
Er war gut... dummerweise war er wirklich gut. Er hatte sich im Griff. Eowyn hatte nicht vor, in seinen Geist einzudringen, nein, sie war zu sehr Jedi, als, dass sie so etwas tun würde. Aber hätte er nicht irgendetwas ausstrahlen können? Nur irgendetwas? Einen Anhaltspunkt... etwas, das ihr helfen würde.
Als er schließlich redete, wartete sie nur auf sein "aber". Ja verdammt, sie wusste, dass ihre Argumente gut waren! Wenn sie doch nur sichergehen konnte, dass Ian ein fairer Prozess gemacht werden würde - vielleicht würde sie es darauf ankommen lassen. Aber so? Ian würde das Bauernopfer werden, das die Republik brauchte, da war Eowyn sich sicher. Wenn die Öffentlichkeit erfuhr, was es mit dem Friedensvertrag auf sich hatte, dann würden sie einen Schuldigen wollen.
Ian.
Es war ein Fehler gewesen, vor dem Geständnis keine Bedingungen auszuhandeln. Verdammt, sie war so blind gewesen, die ganze Zeit - aber auch das gehörte nicht hier her.
Wenn, ja, wenn...
Es war so weit, und Eowyn wappnete sich innerlich - im doppelten Sinne, denn im letzten Moment dachte sie daran, ihren Geist abzuschirmen. Keiner sollte mitbekommen, was hier vor sich ging.
Was wollte Duval von ihr? Egal was es war - sie durfte sich nichts anmerken lassen.
Die Bombe ging hoch.

Wohlgesonnen. Damit die Zusammenarbeit besser funktionierte.
Das mit dem "nichts anmerken" war wirklich verdammt schwer, aber sie verzog keine Mine.
Wie stellte Duval sich das vor?
Führungsriege. Sie war keine Rätin!
Als ob die anderen das nicht bemerken würden, sie waren schließlich Jedi!
Spionieren sollte sie?
Verrat üben?
Die Jedi hintergehen?
Einfluss einer Organisation erweitern, die sie nicht einmal respektierte?

Sie blickte den durchtriebenen Agenten nur weiterhin an, als er seine Pause beendete.
Größere Freiheit bedeutete keinen Freispruch. Freispruch nur dann, wenn sie sich bewährte.
Das zumindest war deutlich, und Eowyns Gedanken rasten im Kreis.
Duval, dieser verdammte Dung-Wurm von einem Agenten, hatte Recht. Können, Wollen.
Sie dachte nicht ernsthaft darüber nach, auf seinen Erpressungsversuch einzugehen, oder?
Du kennst die Alternative... Prozess. Duval will es darauf ankommen lassen. Er hat sich Ian ausgesucht für seinen kleinen Privatkrieg... Ian als Präzedenzfall.
Was am Ende mit guter Wahrscheinlichkeit das Ende bedeuten kann.
Kannst du damit leben?
Kannst du damit leben, die Jedi zu verraten?

In Ordnung, begann sie schließlich und bemühte sich nicht, den harten Tonfall aus ihrer Stimme zu löschen. Denn das, was sie sagen wollte, würde dieses "zivilisierte Gespräch" ohnehin beenden. Auch ihr Gesicht wurde hart, und sie blickte Duval mit dem durchdringenden Blick an, den sie normalerweise nur zwielichtigen Personen in fünftklassigen Etablissements vorbehielt. Reden wir doch einmal Klartext.
Sie wollen, dass ich die Jedi ausspioniere und einen Weg ebne, damit der NRGD endlich auch hier seine Faust zuschließen kann. Aber...
Ihr Lächeln hatte nichts mit dem zu tun, was ein Lächeln normalerweise ausmachte. Selbst, wenn ich zustimmen würde. Ich bin Großmeisterin. Wie selbst Sie wissen dürften. Als solche habe ich weder Zugang zum Rat, noch wird meine Meinung bei irgendwelchen Gesprächen eingeholt. Ich habe noch nicht einmal Kontakt zu den Räten. Ich arbeite alleine. Immer. Sie verschätzen sich etwas, wenn Sie meinen, ich hätte nur ein kleines bisschen Einfluss.
Und noch einmal, selbst, wenn ich zustimmen würde - woher wüsste ich, dass ich mich auf ihr... Wort verlassen könnte?
Auf das Wort eines Agenten, der die eigene Seite erpresste. Der die eigene Seite ausspionieren lassen wollte. Anstatt sich gegen das Imperium zu wenden.
Und meinen Sie nicht, dass ihre ganzen... Bemühungen im Kampf gegen die Sith und das Imperium nicht wesentlich besser eingesetzt werden könnten?, fragte Eowyn daher scharf. Sie werfen den Jedi vor, ihr eigenes Süppchen zu kochen, während wir arbeiten und uns an den Rand unserer Fähigkeiten bringen. Aber Sie... Jetzt trat tatsächlich zum ersten Mal ein Gefühl hindurch, das Eowyn nicht zurückhalten konnte.
Abscheu.
Eowyn machte einen Schritt rückwärts.
Sie
kümmern sich nur um den NRGD. Ich dachte, auf unserer Seite gäbe es solche Intrigen nicht.
Sie breitete die Arme aus.
Gut, in Ordnung, sagen Sie es mir. Sagen Sie mir, was Ian so Schreckliches gegen die Republik verbrochen hat, dass es rechtfertigt, was Sie von mir verlangen. Und dann, Eowyn wurde wieder bedrohlich leise und machte ein paar Schritte auf Duval zu, und dann sagen Sie mir wie genau Sie sich das vorstellen. Ohne die Integrität der Neuen Republik zu verletzen.

Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, mit Arkadi
 
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Coruscant, Jedi-Tempel – Beim Ortolaner – diverse Jedi, Brena und Deife (NPCs), Bailee, Brianna und Talery


Seetang machte von Anfang an gleich einen sympathischen Eindruck wie die Caamasi erfreut feststellte. Sie bewunderte sogar Talerys angenehmen Geruch, was der Jedi-Ritterin doch eher selten passierte. Umso erfreuter betrachtete sie die gelbhäutige Tentakelträgerin, mit der sie frühstückte.

"Das ist eine Gefiederpflegecreme und ein natürlich aromatisiertes Schnabelwachs. Ich kann dir sagen, wo du dir sowas auch besorgen kannst, aber ich weiß nicht, was für amphibische Haut geeignet ist. Ich werde mich bei Gelegenheit mal schlau machen, Bailee",


versprach die Caamasi eifrig. Die Frage war allerdings wann sie dafür Zeit fand, denn Freizeit hatte sie ja zuletzt nur sehr wenig gehabt und dann war da ja auch noch ihr Padawan Nunaleder. Im Laufe des weiteren Gesprächs schnappte Talery dabei auch noch auf, dass Seetang noch ein Weilchen auf Coruscant bleiben würde, da ihre Firma noch medizinische Geräte bringen würde, welche sie zu installieren hatte. Hilfe fand die Jedi jedenfalls immer gut, so dass sie die Anwesenheit der Nautolanerin noch mehr zu schätzen wusste. Eisblume beschrieb später auf Seetangs Nachfrage, wie die Patienten in den Jeditempel kamen. Wie Bailee vermutet hatte wurden sie vorsortiert, was akut nicht anders ging. Die Caamasi war auch nicht glücklich darüber, aber im Moment blieb ihnen leider nichts anderes übrig. Das Virus aufzuhalten und Erkrankte heilen hatte oberste Priorität. Den von dem Fischwesen mitgebrachten und ihnen allen angeboteten Brei beäugte Talery etwas zögerlich, aber als ihr bewusst wurde, dass sonst auch niemand probierte, überwand sie ihre Skepsis und kostete. Alles andere wäre unhöflich gewesen. Tatsächlich schmeckte das doch sehr nach Pampe aussehende Zeug eher cremig und fruchtigsüßlich. Damit konnte sie leben. Nur waren für ihren Geschmack zu wenig Körner drin.


"Mhm, das schmeckt gar nicht so schlecht, aber du solltest noch etwas Müslikörner dazu tun, dann wird es bestimmt noch um einiges leckerer."


Das war zwar zugegeben eher für Caamasi geeignet, aber Talery wusste ja nicht, ob Nautolaner so etwas nicht auch mochten. In Bezug auf Okin empfanden Seetang und Deife Mittgefühl für ihren Padawan und machten Vorschläge, wie ihm vielleicht geholfen werden konnte. Ihn mit Arbeit einzudecken klang schon einleuchtend als Ablenkung für ihn, fand die Caamasi. Vielleicht half das wirklich gegen das Gefühl der Ohnmacht, welches er ihrer Einschätzung nach schon seit einer Weile empfand. Eisblume hingegen war skeptisch, aber das wunderte die Caamasi auch nicht, so wie Nunaleder gestern mit ihrer ehemaligen Meisterin diskutiert und gestritten hatte. Daher wandte sie sich an die freundliche Nautolanerin und ihre devaronianische Heilerkollegin.


"Das mit dem Geräte erklären später klingt schon mal toll, Bailee. Ich fände es gut, wenn du das machst, denn Heilen kann Okin im Moment einfach noch nicht. Und dir, Deife wär ich natürlich auch sehr dankbar, wenn du ihn immer wieder mal einbindest. Ich selbst werde mich natürlich auch bemühen für ihn da zu sein..."


Leider blieb ihnen danach nicht mehr viel Zeit für einen weiteren Plausch, denn es war Zeit aufzubrechen. Ihre Schicht in der Krankenstation begann bald. Nunaleder war bereits dort und wartete auf sie. Taley zog die übliche Heilertracht über ihre Kleidung, worin sie ein bisschen wie aufgeblasen aussah, so wie sich das Stoff teilweise aufbauschte. Vorteilhaft war das nicht gerade, aber selbst der Caamasi waren modische Aspekte in der Situation egal. Einigermaßen entspannt nach dem angenehmen Frühstück begrüßte sie ihren Padawan.


"Guten Morgen, Okin. Ich hoffe du konntest einigermaßen schlafen? Weißt du, ich denke wir sollten einfach das Beste aus der momentanen Lage machen. Also sei aufmerksam und schärfe deine Machtsinne. Ich möchte, dass du erspürst, wie ich einen Patienten heile. Da mittlerweile immer zwei oder drei Heiler ihre Kräfte bündeln sollte es leichter sein für dich dies wahrzunehmen."


Dabei trat die Caamasi an das Bett einer menschlichen Frau. Soweit sie dies als Caamasi einzuschätzen vermochte, war die Dunkelhaarige eher jung, aber mit der Macht hatte sie den Eindruck, dass sie schwer mit dem heimtückischen Virus kämpfte. Brianna eilte in der Zwischenzeit einer etwas größeren Gruppe Jedi mit Meisterin Thropp in Richtung der Labore hinterher. So wie sie sie kannte war die Echani gewiss neugierig, was das bedeutete, aber letztlich kümmerte sich Talery nicht weiter darum. Brena, die große, braunbepelzte Wiphidin gesellte sich nämlich zu ihnen und hockte sich gleich ans Bett. Sie begann auch sofort mit der Heilung, während der Jedi-Ritterin gerade noch etwas einfiel.


"Übrigens, später wird eine Nautolanerin namens Bailee Troisi hier vorbei kommen. Sie gehört zu einer Firma, die uns medizinische Geräte liefert. Ich möchte, dass du dich auch mit deren Bedienung vertraut machst, um uns hier zu helfen."


Dann setzte sie sich ebenfalls an das Bett der Menschenfrau und schloss ihre Augen. Wie so oft in der letzten Zeit ließ sie sich tief in die Macht fallen und tastete nach der Aura ihrer Patientin. Sie fühlte dabei schon wie nasser Hund ihre Machtkräfte arbeiten ließ und schloss sich ihr an. Die Caamasiheilerin erfühlte die Stellen der Dunkelheit im Körper der Patientin, welche das Vorhandensein des C-Viruses anzeigten. Anschließend ließ sie ihre Kräfte fließen, um das Virus zu bekämpfen und zu zerstören. Es war eine langwierige und schwierige Arbeit, denn sie mussten den Virus so weit wie möglich reduzieren, damit das Immunsystem der Frau hoffentlich mit den kleinen Restmengen zu recht kam und es besiegen konnte. Wenn die Behandlung nicht ausreichte und es sich wieder vermehrte, dann mussten sie sie erneut heilen. So ging das Spiel bis die Patientin entweder starb - was zuletzt zum Glück kaum noch vorgekommen war - oder sich langsam erholte. So hatten anscheinend heute Früh wieder zwei Patienten als geheilt entlassen werden können. Aber die Betten waren bereits wieder belegt worden, wie hier von der dunkelhaarigen Frau. Als Talery schließlich das Gefühl hatte, dass sie soviele Viren wie möglich zerstört hatten löste sie sich aus ihrer Heiltrance. Brena war ebenfalls schon aufgestanden und schritt bereits zum nächsten Patienten. Die Caamasi hingegen nahm sie noch einen Moment Zeit und sah zu Nunaleder.


"Und konntest du etwas fühlen? Den Schmerz der Patientin oder auch vielleicht die fließenden Machtkräfte von Brena und mir?"


Dabei hoffte sie natürlich, dass ihr Padawan Fortschritte machte. Allerdings hatte er ja zuvor eher das Problem gehabt, dass er zu viele Emotionen gefühlt hatte. Vielleicht gelang ihm diese erhöhte Sensibilität auch auf das Erspüren von Einsätzen der Macht zu übertragen.


Coruscant, Jedi-Tempel – Medizinische Abteilung, Saal 23 – diverse Jediheiler, Okin, Brianna und Talery
 
[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Alter Meditationsraum | Lieutenant Arkadi Duval, Eowyn

Arkadi hielt es nicht für notwendig, seine Zweifel an den Beteuerungen seiner Gesprächspartnerin zu verbergen. In seinen Augen war Eowyn, wie auch der Rest des Ordens, schrecklich naiv und geradezu besessen davon, immer das Beste über anderen anzunehmen, ganz besonders, wenn es bei ihnen um angeblich reumütige ehemalige Sith handelte. Im Fall der Großmeisterin kam noch hinzu, dass sie zu der Person, um der es ging, ein romantisches Verhältnis unterhielt, man konnte also nicht einmal versuchen zu behaupten, sie wäre nicht befangen. Der Agent hätte ihr das vermutlich direkt so mitteilen können, aber er verzichtete darauf. Vorerst. Seine Strategie sah vor, graduell Druck aufzubauen und zu sehen, was er damit bewirken konnte. Nur ein Narr verriet seine Schachzüge gleich zu Beginn einer Partie. Er musste zugeben, dass Eowyn nicht leicht zu lesen war, die blonde Jedi hielt ihre Gefühle zurück und blieb ruhig, sie gab nichts über das preis, was sie angesichts seine Worte fühlte. In dieser Hinsicht war sie durchaus bemerkenswert, fand der ehemalige Soldat, sie wusste immerhin, wie sie sich zu beherrschen hatte. Gelassen meinte sie, dass über die wahre Natur eines Lebewesens erst ganz am Schluss entschieden wurde, und das sorgte für ein schmales, fast bitteres Lächeln auf dem Gesicht Arkadis.


„Wir werden nach unserem Vermächtnis beurteilt, nicht wahr? Danach, welche Auswirkungen wir auf die Galaxis hatten. Das ist es, was uns von übrig bleibt.“


Die Arbeit des Agenten würden niemals Eingang in die Geschichtsbücher finden oder irgendeine öffentliche Würdigung erfahren, man würde keine Straßen oder Plätze nach ihm benennen oder Statuen zu seinen Ehren aufstellen. Wenn er starb, würde einzig und allein das zählen, was er für die Neue Republik getan hatte, und das genügte ihm. Arkadi ging es nicht um Ruhm oder Anerkennung, die Öffentlichkeit war nicht sein Platz. Er war ein stiller Wächter, eine Figur im Schatten, ein Soldat in einem geheimen Krieg. Nicht mehr, nicht weniger. In gewisser Weise lag darin eine Freiheit, denn in den Schatten zählte nur das, was man tat, nicht das, was andere davon hielten. Im Grunde war es doch so, dass die meisten Lebewesen Angst hatten, sich für eine gute Sache die Hände schmutzig zu machen, weil sie das Urteil anderer fürchteten. Es ging ihnen um ihre Reputation, nichts weiter. Eher würde der Kanzler und der Senat die Republik untergehen lassen als schlechte Presse zu riskieren, einer der Gründe, warum Arkadi keine hohe Meinung von Politikern hatte. Sie versteckten sich hinter Gesetzen und hehren Prinzipien, um sich aus der Verantwortung zu stehlen, und um das ganze Gebäude intakt zu halten, brauchten sie Männer wie ihn, die bereit waren, den Preis zu bezahlen. Und die Jedi waren nur wenig anders, auch ihnen ging es in erster Linie darum, den Orden zu schützen und gut aussehen zu lassen. Sie alle glaubten, sie wären besser als er, aber das waren sie nicht. Sie waren nur zu feige und verbargen das hinter ihrer angeblichen moralischen Überlegenheit. Deshalb verachteten sie Arkadi so sehr, weil er sie daran erinnerte, was sie wirklich waren. Auch Eowyn war da nicht anders, er konnte förmlich spüren, wie sie auf ihn herabsah und schweigend über ihn urteilte.

Er zwang sich, kurz Luft zu holen und seine Gedanken zu ordnen. Das gehörte nicht hier her. Eowyn blieb weiterhin ruhig, geradezu provozierend ruhig, und er würde ihr nicht den Gefallen gewähren, die Fassung zu verlieren. Was die Auslieferung Ians anging, waren sie immerhin einer Meinung, was auch wenig überraschend war. Sanft lächelnd erklärte die Großmeisterin, dass es ihr natürlich nie in den Sinn kommen würde, die Führung der Neuen Republik und der Jedi zu kritisieren, sie verwies darauf, dass sie schließlich sehr viel zu beachten hatten. Arkadi wölbte eine Augenbraue.


„Wissen Sie, was das Problem unserer Führung ist? Sie wollen jedes einzelne Schiff retten und laufen dabei Gefahr, die ganze Flotte zu verlieren. Ich kümmere mich nicht um jedes Schiff, nur um die Flotte. Das große Ganze. Das ist das einzige, das zählt.“


Erklärte der Agent kühl. Ein einzelnes Leben, eine einzelne Stadt, ein einzelner Planet, das war alles zweitrangig. Manchmal musste ein Teil geopfert werden, um das ganze zu erhalten. Noch etwas, das die meisten nicht verstanden oder nicht verstehen wollten. Was seine Kritik an der Behandlung von Sith-Überläufern durch die Jedi anging, konterte Eowyn rasch und energisch, sie behauptete, dass der NRGD keine Ahnung hatte, wie mit solchen Fällen umzugehen war, nur die Jedi wüssten dies. Arkadi schüttelte den Kopf und seine Stimme wurde schärfer.


„Es scheint, als glauben die Jedi weiterhin, ihr Orden könnte in wohlgefälliger Isolation schalten und walten, wie es ihnen beliebt, ohne die Sicherheitsorgange der Neuen Republik einzubinden. Sie behaupten, der NRGD hätte keine Ahnung, wie mit Sith-Überläufern umzugehen ist? Wie auch! Eifersüchtig hüten die Jedi ihr Wissen über solche Dinge und weigern sich, uns auch nur mit diesen Überläufern sprechen zu lassen. Muss ich Sie daran, wie schwierig es war, die Befragung von Ian Dice durchzuführen? Er hätte dem NRGD überstellt werden müssen. Wir sind die Wächter der Neuen Republik, nicht Sie. Das ist unser Mandat, ein Mandat, das uns von den Bürgern und der Regierung der Neuen Republik erteilt wurde. Und was Ihre...Erfolgsquote angeht...Nun, jede Quote hängt von den Maßstäben ab, die man anlegt, korrekt?“


Er machte eine kurze Pause und als Eowyn zu wissen verlangte, was Ian denn zur Last gelegt wurde, starrte er sie lediglich aus seinen kühlen Augen an und ein düsteres Lächeln legte sich um seine Lippen.


„Ich glaube, das wissen Sie ganz genau, Großmeisterin. “


Jede Bemühung, auch nur den Schein eines freundlichen Gesprächs zu wahren, endete spätestens, als Arkadi den Preis für die Forderung der Jedi nannte. Hatte es sie etwa gedacht, der NRGD würde die paternalistische Attitüde des Ordens einfach stillschweigend ertragen? Dass sie weiterhin akzeptieren würden, dass die Jedi alle Sith-Überläufer, diese unglaublich wertvollen Quellen, gänzlich ihnen gehören würden? Dass die lächerliche Beschwichtigung, man würde ja dann die Informationen teilen, wirklich wirken würde? In diesem Fall war sie wohl noch naiver, als er gedacht hatte. Die Großmeisterin schwieg eine Weile und als sie antwortete, lag Härte in ihrer Stimme und Abscheu in ihrem Blick, den Arkadi ohne mit der Wimper zu zucken ertrug. Eowyn sprach offen aus, was er verlangte, sie verwies darauf, dass sie für die ihr zugedachte Rolle gänzlich ungeeignet sei. Indem sie das tat, verriet sie ungewollt einiges darüber, was sie eigentlich für den Orden tat. Eine Person in ihrem ihrem Rang, die gänzlich unabhängig und allein operierte? Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass sie eine Art Agentin war oder zumindest eine ähnliche Aufgabe hatte. Deshalb auch ihre Betätigung als Wächterin von Ian. War schlussendlich die ganze Geschichte über sein Überlaufen falsch und in Wahrheit hatte Eowyn ihn gefangen genommen und in eine Honigfalle gelockt? Mit einem Mal sah Arkadi die blonde Jedi mit ganz anderen Augen und seine Vorsicht schnellte in die Höhe. Bohrend fragte sie, ob seine Bemühungen nicht besser gegen die Sith und das Imperium gerichtet sein sollten, warf ihm vor, sich nur um den NRGD zu kümmern, und implizierte, dass es damit wie beim Imperium zuging. Arkadis Augen wurden schmaler und sein eigener Zorn kochte hoch, doch er hielt ihn unter Kontrolle. Theatralisch breitete sie die Arme aus, ihre Stimme wurde gefährlich leise und sie schritt auf Arkadi zu und verlangte zu wissen, was das alles rechtfertigen konnte. Der Agent wich nicht zurück und trat ebenfalls vor, bis er ihr direkt gegenüber stand und ihr in die Augen sehen konnte.


„Sie wollen das wissen? Sie wollen das wirklich wissen? Sie wollen die Wahrheit, die reine Wahrheit? Sie können die Wahrheit doch gar nicht ertragen!“


Mit einem Mal war die Stimme Arkadis lauter geworden, noch immer beherrscht, aber man konnte die Anspannung darin hören.

„Die Wahrheit ist, dass der Mann, den Ihr Orden für sich beansprucht, den er schützt und für den Sie, Großmeisterin, hier die Freiheit fordern, ein Massenmörder ist! Ja, ein Massenmörder. Er hat mitgeholfen, den Friedensvertrag auszuhandeln. Er wusste vom Virus. Er wusste ganz genau, was passieren würde! Oh, er kann Unschuld heucheln und Reue, aber das ist die Wahrheit! Schauen Sie in die Gesichter deren, deren Familien vom C-Virus dahingerafft wurden, und sagen Sie ihnen, dass er daran unschuldig ist. Ian Dice war ein Sith, aus freien Stücken hat er sich einer Organisation angeschlossen, deren Ziel die Vernichtung der Neuen Republik ist. Wir reden hier nicht von einem siebzehnjährigem Rekruten, den man mit vorgehalten Waffe eingezogen und in eine imperiale Uniform gesteckt hat, sondern von einem Sith, den wahren Drahtziehern hinter dem Bösen, das das Imperium in der Galaxis wie eine Krankheit verbreitet. Wie viele Imperiale haben Sie schon getötet, Großmeisterin? Ich weiß es nicht einmal mehr. Hatten die alle den Tod verdient, aber Ian nicht? Und warum? Weil er Sie mit großen Augen angesehen und Ihnen Reue vorgespielt hat?“


Ein Teil von Arkadi hoffte inständig, dass die Jedi ihn für diese Worte schlagen würde, dass sie endlich zeigen würde, dass sie kein Stück besser war als er. Der Agent hielt einen Moment inne, dann wurde er leiser.


„Wagen Sie es nicht, über mich zu urteilen. Oder über den NRGD. Wir sind die einzigen, die wirklich Krieg gegen das Imperium führen. Und wenn es dafür notwendig ist, dass wir andere Kräfte der Neuen Republik ausspionieren oder manipulieren? Dann ist es eben notwendig. Wir haben keine Angst, uns die Hände schmutzig zu machen. Aber ich sehe schon, Ihre Arroganz, die Sie Integrität nennen, beherrscht Sie. Also schön. Wir wissen beide, dass Ian Dice als Quelle zu wertvoll ist, um ihn für einen Prozess zu opfern. Er wird seine Freiheit bekommen. Jetzt, sofort, ohne Schwierigkeiten.“


Eine ganze Weile schwieg Arkadi nach dem letzten Satz, dann lächelte er dünn, ein mahnendes Lächeln.


„Aber diese Freiheit hat ihren Preis. Diesen Preis werden wir beide nicht festlegen, nicht hier, nicht heute, aber die Schuld bleibt bestehen. Ihre Schuld, Großmeisterin. Eines Tages werden wir einen Gefallen von Ihnen einfordern. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht für eine lange, lange Zeit nicht. Aber wir werden ihn einfordern. Wir werden Sie nicht zwingen, die Jedi auszuspionieren oder zu manipulieren, aber Sie werden uns helfen, diesen Krieg zu gewinnen. Wenn Ihnen Ihre Integrität auch nur ansatzweise wichtig ist, werden Sie uns diesen Gefallen nicht verweigern. Es sei denn, Sie wollen, dass wir unser Versprechen gegenüber Ian Dice ebenfalls brechen. Dann werden Sie beide feststellen, dass Freiheit nichts bedeutet, wenn man gejagt wird. Glauben Sie mir das: Ich werde ihn jagen, bis ans Ende der Galaxis, egal was es kostet. Aber nur...nur wenn Sie Ihr Versprechen brechen.“


Der Agent starrte Eowyn in die Augen und sein Blick machte unmissverständlich klar, dass er es ernst meinte, er stand der Jedi nah genug gegenüber, um ihren Atem spüren zu können. Es war seltsam, ihr so nah und doch so fern zu sein, als würde eine unsichtbare Mauer sie trennen. Sie waren zwei Seiten der selben Medaille, wenn sie sich ansahen, erblickten sie ihr wahres selbst, aber sie blickten nie in die selbe Richtung. Ein Moment verstrich, dann drehte sich Arkadi um und ging zur Tür, im Rahmen verharrte er kurz und warf der Großmeisterin einen Blick über die Schulter zu.


„Wir werden uns wiedersehen, Großmeisterin. An einem Ort, an dem es keine Dunkelheit gibt.“


Mit dieser kryptischen Botschaft wandte sich Arkadi ab. Es gab nichts mehr zu diskutieren. Eowyn würde die Jedi niemals verraten, aber das musste sie auch gar nicht. Eines Tages würde sie ihre Schuld begleichen, und dieser Krieg würde enden. Dann würden sich die Jedi als Helden feiern lassen können, während die wahren Architekten des Sieges im Schatten bleiben würden.


[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Alter Meditationsraum | Lieutenant Arkadi Duval, Eowyn
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum – Elise, Markus, Alisah, Radan und Wes

Dass Coruscant kein Planet nach Radans Geschmack war, überraschte Wes nicht. Die Stadtwelt hatte so gut wie nichts mit seiner Heimat gemeinsam, die der Rat ebenfalls bereits kennengelernt hatte. Ob Alisah nach ihrer Erkrankung noch ohne negative Gefühle an Coruscant denken konnte, war zwar zweifelhaft, doch im Großen und Ganzen schien sie sich im Tempel ziemlich zuhause zu fühlen und würde sicherlich auch Radan helfen, sich daran zu gewöhnen. Sein alter Schüler spielte zudem beiläufig auf den Ruf des Tempels als Ausbildungsstätte für Padawane an, auch wenn dieser momentan im Großen und Ganzen nicht den Eindruck machte; von der Trainingssitzung hier einmal abgesehen.

»Wir Jedi gehen nun mal dorthin, wo man uns braucht, nicht wahr?«


Resümierte Wes und erwiderte dabei Radans Lächeln.


»Ich denke, du wirst dich an den Tempel gewöhnen. Für uns alte Hasen, und nicht nur für uns, ist der Tempel auf Coruscant DER Ort, der den Orden ausmacht. Wir sind nach Hause zurückgekehrt und auch wenn es immer noch ein Kampf ist, mit und ohne Schwert, werden wir es wieder unser Zuhause werden. Alisah ist bereits dort angekommen, sie hat ihre Prüfung hinter sich. Eines Tages wird dieser Ort weder Kriegsbeute noch Krankenhaus sein, sondern ein Ort des Lernens und des Wissens und ich freue mich schon auf den Anblick, wenn viele Padawanen dereinst an deinen weisen, alten Lippen hängen werden, alter Freund.«


Viel mehr Zeit blieb den beiden auch nicht, denn Radan sah sich eine Komm-Nachricht an, die offenbar so wichtig wie überraschend war. Derweil mutierte der Rest des Trainingsraums einigermaßen zur Zickenzone. Weder war Alisah bereit, gute Miene zum eigentlich alles andere als bös gemeinten Spiel zu machen, noch konnte Elise ihre Vorurteile beiseite lassen. Wie angespannt sie bei der Vorstellung Radans gewesen war, war kaum zu übersehen gewesen. Wes sah sich ihren durchtrainierten Körper durchaus auch unter diesen Umständen gerne an, doch wäre ihm eine etwas freundschaftlichere Atmosphäre dabei wesentlich lieber gewesen. Ungefähr so freundschaftlich wie dem Jedi-Rat gegenüber – Elise hätte sich die ansprechende, enganliegenden Robe extra für ihn angezogen, wenn das nur wahr wäre. Oder die Sprüche mehr wären als gegenseitiges Necken. Dennoch fühlte sich Wes ein wenig beobachtet – schwer zu sagen, was Markus, der ebenfalls im Raum war, vom zunehmend lockereren Umgangston und der zunehmenden Nähe zwischen den beiden hielt. Trotzdem konnte sich der Taanaber einen weiteren Spruch nicht verkneifen:

»Falls du zu wenige dieser sexy Roben hast, gib einfach Bescheid. Ich bin mir sicher, dass ich beim Zeugwart ein gutes Wort für dich einlegen könnte.«


Tatsächlich war es nicht das erste Mal, dass er dafür gesorgt hätte, dass schöne Frauen in schönen Jedi-Roben steckten. Das lief alles unter Öffentlichkeitsarbeit in diesen Zeiten, wo der Jedi-Orden mehr Aufmerksamkeit durch seine Arbeit auf Coruscant bekam als je zuvor innerhalb Wes' Erinnerungshorizont.

So viel Honig um's Maul geschmiert bekam Wes von Alisah nicht. Die gab ihren Unmut deutlich genug zu erkennen und je nach Auslegung konnte man dies als weniger Selbstbeherrschung oder größere Ehrlichkeit betrachten. Dass die beiden jungen Damen sich so schlecht vertrugen, hatte Wes nicht auf den Schirm gehabt und für Gedankenmanipulation waren dies daher denkbar ungünstige Voraussetzungen. Zwar hatte auch Markus Elise einen kleinen Seitenhieb gegeben, der die Freundschaft zu Alisah extra betonte, doch viel gebracht hatte das nicht. Weder vertraute seine Schülerin der Ex-Sith dadurch mehr noch fiel es dieser leichter, sich Markus zuliebe mit dessen Padawan zu arrangieren. Für ein Lichtschwertkampftraining wäre das kein großes Problem gewesen. Da konnten zwei Kontrahenten ihre gegebenfalls vorhandenen Antipathien nach Herzenslust ausleben, solange sie sich an die Regeln hielt. Beim Geistestrick war das schwieriger, schwerer zu greifen und zu beurteilen. Zudem vermutete Wes, dass die sich beiden im Lichtschwertkampf auf ähnlichem Niveau befanden (Alisah konnte er schwerer einschätzen als Elise, die er nun schon mehrfach hatte beobachten dürfen). Bei der Technik, die sie tatsächlich miteinander trainierten, war das Kräfteverhältnis krass unterschiedlich. Den Geist offen zu halten war daher wichtiger denn je, auch wenn das keine der beiden Damen wirklich einsah.


»Zunächst müsst ihr ein Gefühl für die Technik bekommen, den Ablauf und die Wirkungsweise, bevor ihr sie wirklich mit aller mentalen Stärke auf ein Ziel anwenden könnt,«

Erklärte Wes. ›Ihr‹ war gut… als ob Alisah das noch nötig hätte. Dennoch behielt er einstweilen die Richtung bei so zu tun, also ob hier zwei gleichrangige Padawane trainierten und gegenseitig voneinander lernten. Auch wenn Alisah bereits ein anschauliches Beispiel zur Funktionsweise des Geistestricks geben konnte, welches sich so anhörte, als ob sie bereits reichlich Praxis gehabt hatte.


»Beim Lichtschwertkampftraining lernt ihr auch zunächst die Bewegungen und führt die Techniken erst dann mit voller Kraft aus, wenn ihr euch derer sicher seit. Leute könnten verletzt werden…«

Dass dies auch bei Gedankenmanipulation passieren konnte, hatten hoffentlich beide Padawane verstanden, auch wenn Wes eine Verletzung Alisahs durch Elise eher für wahrscheinlicher hielt als andersrum. Seine neue Padawan konnte vermutlich die mentalen Barrieren der meisten Leute durchbrechen, ob sie diese oben ließen oder nicht, ohne ihnen einen Schaden hinzuzufügen. Allerdings ersparte es Elise womöglich etwas, was sie als demütigend empfinden würde, wenn sie trotz des Schutzes einem Gedankentrick Alisahs zum Opfer fallen würden. Außerdem traute die Alderaanerin seiner Padawan dann womöglich gar nicht mehr, wenn sie immerzu befürchtete, manipuliert zu werden.

Schnell stellte sich heraus, dass es ein taktischer Fehler gewesen war, Alisah als Mitschülerin vorzustellen, die ebenfalls wie Elise von Wes lernen sollte. Die frühere Sith konnte nämlich der Versuchung nicht widerstehen, den Geistestrick mit einem ordentlichen Sahnehäubchen, Muja und Schokoüberzug zu versehen und ihre Fähigkeiten waren in der Tat bemerkenswert. Die Illusion, welche Alisah oben drauf gesetzt hatte, waren schließlich gar nicht das Ziel der Übung und für Elise derzeit auf jeden Fall noch zu hoch. Sogar Wes wollte innerlich glauben, dass die Illusion wahr war, obwohl er sie durchschaute und er war sich nicht sicher, ob er ihr nicht zumindest kurzzeitig auf den Leim gegangen wäre, hätte er nicht gewusst, dass etwas käme.

Elise, die sich zum Glück doch nicht wehrte, obwohl es anfangs so aussah, hatte unter den Umständen keine wirkliche Chance. Mit etwas Glück lernte sie aber dabei, derartige Manipulation zukünftig zu erkennen. Wes hatte Mitleid mit ihr, wie sie in leerer Luft dasaß und versuchte, ein imaginäres Nunanugget zu essen. Zum Glück bemerkte die junge Frau dann jedoch den Trick, oder Alisah nahm sich ein wenig zurück, und die Scharade war vorüber. Ein wenig rot werdend stand Elise auf, sichtlich wütend, überwand sich jedoch und gratulierte ihrer Kontrahentin.


»Ich muss auch sagen, dass du eine beeindruckende Show geliefert hast, Alisah. Allerdings, das muss ich anmerken ist die Illusion eine gesonderte Technik und war gar nicht verlangt. Trotzdem hast du deine Sache natürlich gut gemacht,«

Lobte Wes seine Padawan, obwohl er das Gefühl hatte, dass diese da kein Lob mehr nötig hatte. Er wandte sich an Elise:


»Elise, ich muss schamvoll eingestehen, dass ich nicht ganz ehrlich zu dir war. Alisah beherrscht die Gedankenmanipulation ebenso wie die darüber hinausgehende Machtillusion bereits sehr gut. Für den Zweck des Trainings ist es aber einfacher, wenn ich nicht gleichzeitig Lehrer und Übungspartner bin.«

Inzwischen hatte Elise genug Zeit gehabt, sich selbst etwas zu überlegen, so dass Wes sich etwas zurückzog und beobachtete.

Coruscant – Jedi-Tempel, Trainingsraum – Elise, Markus, Alisah, Radan und Wes
 
[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Raumhafen] Ganner, Siva

"Hier wird das finden eines Droiden bestimmt nicht das Problem sein."

Tatsächlich dauerte es nicht lange bis sie ein Droiden und im Anschluss auch das benötigte Terminal gefunden hatten. Mit einem mal war dieses komische Gefühl in der Magengegend wieder da und trotz aller Hoffnung lauerte auch eine gehörige Portion Zweifel in den hinteren Ecken von Ganners Gedanken. Er konnte sich nicht vorstellen was er tun würde wenn diese letzte Möglichkeit wieder eine Sackgasse war, wenn er wieder einen Schlag erhalten sollte... noch jedoch überwog die Hoffnung auf einen Hinweis, darauf das er einen Ansatz auftun würde mit dem er weitermachen konnte und der ihn am Ende schließlich ans Ziel führte, zu dem Gesicht und dem Lachen darauf das er die letzte Monate so sehr in seinen Geist gebrannt hatte damit es ihm nicht entglitt. Damit er endlich wieder ruhig und friedlich schlafen konnte. Schließlich erkundigte sich der Droide danach, wonach genau er in den Verzeichnissen suchen sollte und Ganner fasste erneut zusammen was er wusste. Nicht viel keine Frage, aber es beschehrte ihnen zumindest einige Ergebnisse. Sieben verschiedene Schiffe die entweder schon länger dem Orden gehörten oder nachträglich akquiriert wurden, passten zumindest teilweise auf die Gegebenheiten die Ganner schildern konnte. Eine Auswahl war zwar kein klarer Treffer, aber wenn sie die Daten durchsehen würden, würde sich zumindest der Name des Schiffes auftun und er könnte damit vielleicht erneut die Raumhafenbhörden von Dantooine und Corellia abklappern, mit einer konkreten Schiffsbezeichnung kam er dort vielleicht weiter als bisher.

Nachdem er die Ergebnisse zusammengetragen hatte beließ sie der Droide in einem kleinen Abteil mit einem Zugangsterminal damit sie in Ruhe schauen und abgleichen konnten welches der Schiffe das von Ganner gesuchte war. Die vorher so überschwänglich fröhliche Zabrak war mittlerweile viel ernster, mit dem deuten von Gesichtern hatte Ganner immer Probleme, meinte aber Mitgefühl und Hilfsbereitschaft in ihrem Blick zu erkennen. Dieser Ort war wenn der Mann von Ossus so darüber nachdachte mehr als voll von diesen Eigenschaften... und von Selbstlosigkeit, davon war ihm während seiner Freiwilligenarbeit hier auch viel begegnet. Wie auch immer es der Orden schaffte diese Eigenschaften in den meisten hier hervorzubringen, es funktionierte auf eine Art und Weise wie es ihm sonst noch nirgends untergekommen war. All das schoss ihm durch den Kopf während er vor dem Terminal stand auf dem die sieben Akten, sortiert nach den Namen der Schiffe, prangten. Früher war es nie so deutlich gewesen wie jetzt, in den letzten Wochen, der Zeit auf Coruscant und im Tempel war er Joreen näher gewesen als wahrscheinlich sonst in ihrer Ehe. Dies war der Teil ihres Lebens gewesen den er nie gesehen hatte und auch wenn zur Zeit ihres Verschwindens oder insgesamt ihrer Zeit im Orden keine Seuche gewütet hatte, eine Mentalität veränderte sich nicht so schnell. Für einen kurzen Moment verschwand die Skepsis und die Worte der jungen Frau neben ihm durchliefen seinen Kopf erneut, manche Dinge konnte man nicht Rational erklären, manche Dinge umgaben einen einfach... die Macht... aus dem Bauch heraus und ohne weiter nachzudenken überflog er die Namensliste und Datumseinträge erneut und tippte dann auf die Akte der "Aquila".

"Leer... sie ist leer, die internen Speicher wurden manuell gelöscht noch bevor das Schiff vom Orden wieder aufgelesen wurde... es ist dieses Schiff, ich weiß nicht warum aber es ist dieses hier und... und... die Akte ist leer."

Genau so wie er selbst. Alles war weg. Nach dem einen Druck auf die Oberfläche des Terminals war sein Geist genau so leer wie sein Reservoir an Gefühlen. Eigenartig, vielleicht fühlte sich so ja ein Schock an? Nein einen Schock hatte er bereits durchlebt als er das erste Mal durch das Gewusel einer Schlacht gemusst hatte und die Gräueltaten gesehen hatte zu denen Menschen fähig waren, mit der Zeit stumpfte man gegenüber solchen Sachen ab. Das hier war anders, es war mehr wie ein großes nichts, nicht schmerzvoll oder so einfach gar nichts. Ein wenig so wie die unvorhandenen Informationen in der Akte.

[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Raumhafen] Ganner, Siva
 
- Coruscant - City - Café - mit Ray und Cris -

Schule und Arbeit, klar, das waren die beiden noch zu bewältigenden Hauptthemen mit denen sich Cris und Ray befassen mussten. Sie waren nicht nur temporär auf Coruscant, um Urlaub zu machen oder jemanden (Noa) zu besuchen. Nein, sie würden hier bleiben, dauerhaft, und das bedeutete Wurzeln zu schlagen. Ohne sich selbst informiert zu haben war Noa sicher, dass zumindest Ray kein Problem haben würde eine gute Schule zu finden. Davon gab es hier sicher tonnenweise. Bestimmt konnte man von einer auf die nächste spucken! Das war der Vorteil wenn man auf einem so gut (manchmal vielleicht etwas zu gut) ausgebauten Planeten lebte. Die Möglichkeiten waren endlos, die Verkehrsnetze unvergleichbar und das Bildungsniveau mit unzähligen Universitäten und nirgendwo sonst angebotenen Studiengängen phänomenal. Ganz so weit war Ray natürlich noch nicht. Bis sie studieren ging würde es noch ein paar Jahre dauern, aber wenn sie erst einmal alt genug war konnte sie auf Coruscant jede Karriere anstreben die ihr beliebte. Alles war möglich!

"Und welche Schulen habt ihr euch angesehen? Oder angefragt?"

Wollte Noa wissen. Cris hatte gesagt, dass sie nicht wirklich raus gekommen waren, also hatten sie sich vermutlich durch die Holoweb-Auftritte der in die engere Auswahl kommenden Institutionen geklickt - jene die von ihrer örtlichen Lage her am meisten Sinn machen. Obwohl das ein nicht ganz so eindeutiges Kriterium war. Auf der Empress zu leben bedeutete zumindest teilweise mobil zu sein. Es gab nicht nur diesen einen Hangar auf Coruscant... wenn sie denn überhaupt langfristig auf einem Raumschiff leben wollten. Noa biss eine Ecke von ihrem Kuchen ab und pickte herunter gefallene Krümel mit dem Finger von dem dünnen Pappteller auf.

"Welche ist dein Favorit, Ray?"

Schule war schließlich nicht gleich Schule, schon gar nicht wenn man selbst hin gehen musste.

"Gibt es besondere Kurse die du belegen möchtest? Irgendwas das dich besonders interessiert?"

Das war ein guter Ansatzpunkt, fand Noa. Sie war voll dafür, Interessen und Fähigkeiten früh zu fördern. Wenn es denn welche gab. Sie selbst hatte sich in Rays Alter vor allem für Jungs und für die richtige Dosierung von Haarspray interessiert. Sie hatte einige verrückte Frisuren zu der Zeit getragen. Fashion war eben nie ihre Stärke gewesen. Auch ihre alte Schule war eine Option die sie in Betracht ziehen konnten. Geographisch würde sie in Frage kommen, sie war gut von der Wohnung ihres Vaters aus erreichbar und bestimmt unterrichteten dort noch immer jede Menge Lehrer die Noa noch von früher kannte! Uhh, falls es erforderlich sein sollte konnte Noa sogar ein gutes Wort für Ray einlegen. Nicht, dass ihr Wort irgendein Gewicht hätte. Eigentlich wäre es sogar besser für Ray, gar nicht erst mit Noa in Verbindung gebracht zu werden.

"Du könntest auch auf meine alte Schule gehen."

Schlug Noa trotzdem vor. Sie schob sich das letzte Stück Kuchen rein, quer, damit es passte, kaute ausgiebig und sah Cris an.

"Sie könnte auch auf meine Schule gehen."

Die Idee gefiel ihr immer besser. Es hatte etwas von der Weitergabe eines Stabs. Wie beim Staffellauf. Die neue Generation trat das Erbe an. Na ja, so ähnlich jedenfalls. Blieb nur noch Cris' Problem einen Job zu finden, aber das würden sie auch noch hinkriegen. Die Schwierigkeit bestand ja nicht darin Arbeit zu finden, sondern zu wissen was Cris überhaupt machen wollte. Bis jetzt hatte er sich noch nicht wirklich artikuliert und Noa zögerte ihn zu fragen so lange Ray anwesend war, weil sie sich denken konnte, dass er noch keine Antwort hatte.

"Wir können uns die Stellenangebote heute später zusammen ansehen."

Schlug sie vor. Das war sowieso ein guter Plan. Sie brauchten etwas zu tun für "später", jetzt da sie quasi zusammen wohnten und Noa nicht einfach abhauen und in ihre eigene Bude fahren konnte wenn ihr danach war. Sie versuchte sich zu erinnern wie es gewesen war mit Jerome zusammen zu leben. War man gezwungen, sich ständig miteinander zu beschäftigen? Erwartete der Partner das? Mit Jerome hatte sich Noa entweder gestritten oder Sex gehabt und beides fiel mit Cris aus. Mit einem Teenager in Hörweite war alles anders. So lange Ray nur zwei Zimmer weiter lag würde Noa nicht einmal Cris' kleinen Finger unter ihrem Pullover dulden. Also würden sie die Stellenanzeigen lesen und zwar jeden Abend wenn es sein musste.

- Coruscant - City - Café - mit Ray und Cris -
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Café]- Cris, Noa, Ray

Noas Fragen an Ray hielten Cris einmal mehr schön den Spiegel seiner elterlichen Untauglichkeit vor. Natürlich hatte er sich nicht primär gefragt, welche Fächerkombinationen seine Tochter wohl bevorzugen mochte und welche Schule in diesem Sektor Coruscants einen entsprechenden Schwerpunkt vorweisen konnte. Vielmehr hatte er sich zunächst auf Bewertungen verlassen, die Eltern untereinander austauschen mochten, die so wie er über die Köpfe ihrer Kinder hinwegentschieden. Und dann war da natürlich noch die Frage des Kontos – kostspielige private Schulen egal welcher Art waren von vornherein ausgeschieden. Dazu passte indes, dass Cris ohnehin nicht einsah, warum das, was die offiziellen Behörden zur Ausbildung der nächsten Generation zu bieten hatten nicht gut genug sein sollte. Sein Leben war schließlich – sowohl im Dienste des Imperiums als auch der Republik – von einer tiefen Überzeugung der Rechtmäßigkeit und Effizienz staatlichen Handelns geprägt gewesen.

„Ja, genau!“

Ray war absolut begeistert von Noas Vorschlag, dass sie einfach deren alte Schule besuchen sollte, obwohl Cris den vagen Verdacht hatte, dass das einfach so ins Blaue gesagt worden war.

„Ich könnte auf Noas Schule gehen!“

Cris bemühte sich, sich seine Skepsis nicht ansehen zu lassen – zumindest nicht zu sehr. Nicht, dass er vermutete, dass Noas Schule eine schlechte Schule gewesen war, sondern vielmehr, weil er sich nicht selbst ein Bild hatte machen können. Andererseits –würde das wirklich einen so großen Unterschied machen? Er war kein Schulexperte und hatte gegenüber den meisten Eltern einen deutlichen Nachteil – er konnte nicht einmal seine eigene Schulzeit als Referenz heranziehen, da er sich schlicht nicht daran erinnern konnte.

Um Zeit zu gewinnen, nahm er einen Bissen von seinem rhyscate.

„Nun…“, sagte er schließlich und sammelte sorgsam ein paar zur Seite gefallene Krümel auf.

„Das klingt doch nach einer guten Idee.“

Jede andere Antwort hätte vermutlich dafür gesorgt, dass keiner von beiden für den Rest des Abends auch nur ein weiteres Wort mit ihm gewechselt hätte. Er glaubte, mittlerweile zu wissen, wann er es mit einer Schlacht zu tun hatte, die er aufgrund ihrer Aussichtslosigkeit gar nicht erst führen musste – erst recht nicht mit Noa. Nun, und darüber hinaus wären ihm ohnehin keine rationalen Argumente eingefallen, die gegen ihren Spontanvorschlag sprachen. Tatsächlich gefiel ihm die Idee immer besser, auch, weil sie Ray und ihm eine langwierige Suche ersparte.

„Wollen wir uns die Schule morgen mal anschauen?“

Seine Tochter nickte begeistert, ehe sie sich über ihren nächsten Leckerbissen hermachte. Gut, das wäre dann also geklärt – und eine Lösung seines zweiten Problems schien sich auch abzuzeichnen, wenngleich er sich natürlich angenehmere Arten hätte vorstellen können, den Abend mit Noa zu verbringen, anstatt mit ihr Stellenanzeigen zu wälzen.

„Vielleicht finden wir ja auch für mich schnell was“, gab er sich betont optimistisch. Ein wenig allerdings graute ihm vor dieser Suche, womöglich ungerechtfertigt, da der Geheimdienst ihn mit einem akzeptablen Lebenslauf versorgt hatte. Was aber, wenn er nichts fand oder aber nur Stellen, die lausig bezahlt wurden? Noa würde ihn für einen Versager halten, der nicht einmal seine Tochter vernünftig ernähren konnte… nein, das durfte auf keinen Fall passieren. Und würde es auch nicht. Er war schließlich nicht vollkommen unfähig. War er?

Ein wenig begann sein Lächeln zu zittern.

„Du kennst bestimmt auch noch ein paar Stellenangebotsplattformen, auf die ich nicht gekommen bin…“

Etwas zu hastig verspeiste er den Rest seines Kuchens. Was daraus wohl wurde…


[Coruscant, Mittlere Ebenen, Café]- Cris, Noa, Ray
 
Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, mit Arkadi

Duval kümmerte sich nur um die "Flotte"? Eowyn runzelte leicht die Stirn. Das erklärte einiges. Einzelne Personen schienen im unwichtig zu sein, ihm ging es rein um das große Ganze - dass dabei das, wofür man kämpfte, auf der Strecke blieb, schien der Agent völlig zu übersehen. Es ergab sich langsam ein deutlicheres Bild von dem Mosaik des "Arkadi Duval", und was sie sah, gefiel Eowyn gar nicht. War er das Paradebeispiel eines NRGDler? Oder ein Extremum? Jemand, der nur das "große Ganze" sah, konnte gar nicht mitfühlend arbeiten. Was kümmerte es diese Person schließlich, wenn es jemandem schlecht ging, wenn es der Republik an sich gut ging? Das Wohl der Vielen über das Wohl der Einzelnen, ein Dilemma, dem sich die Jedi andauernd stellen mussten und immer wieder neu und individuell entschieden. Duval tat das aber anscheinend nicht.

Deutlich war, dass der Geheimdienst - oder zumindest Duval - die Jedi misstrauisch beäugten, sie nicht als eine Partnerorganisation, sondern eher als einen Feind ansahen. Einen Feind in ihrer Mitte, nur, weil sie andere Regeln, andere Methoden hatten. Wie konnte das sein? Wie konnte es in der Republik solch tiefe Spaltungen geben? Eowyn hatte schon immer gewusst, dass NRGD und Jedi keine besten Freunde waren, aber sie erinnerte sich noch gut an Zeiten, in denen sie zusammengearbeitet hatten. Auf Fresia zum Beispiel... War diese Zeit vorbei? Oder war Duval nur ein schlechtes Beispiel für seine Zunft?
Vielleicht hatte er zum Teil Recht. Vielleicht sollten die Jedi ein wenig offener sein - allerdings, war es nicht möglich, dass der NRGD einsah, dass dies das Feld der Jedi war? Wenn sie sich einmischen wollten, schön, aber sie hatten nun einmal nicht den blassesten Schimmer davon, was die dunkle Seite war. Wie sie aussah. Wie sie lockte... was sie anrichtete. Und auch, wie man sich von ihr löste.
Eowyn unterdrückte gerade noch ihr Schnauben, ein unwilliges Kopfschütteln aber konnte und wollte sie nicht verhindern. Dann aber lächelte sie wieder dünn.

Wir besitzen ebenfalls Sicherheitsorgane, Agent Duval. Und Wächter. Und Leute, die in der Lage sind, ehemalige Sith in Schach zu halten, und zwar zu würdigen Bedingungen - weil sie wissen, zu was diese Leute fähig sind. Eowyn hob eine Braue. Ist der NRGD dazu ebenfalls in der Lage? Wie gesagt. Wir mischen uns auch nicht in die Belange des NRGD ein. Und was Dice' Befragung angeht... Eowyn zuckte mit den Schultern. Sie wurde gewährt. Mit allen möglichen technischen Schikanen.

Ihre Frage nach Ians Vergehen gegen die Republik umging Duval relativ ungeschickt, und Eowyn überlegte einen Moment, ob sie nachsetzen sollte. Gerne hätte sie gewusst, welche Punkte genau der Agent sah, um besser darauf eingehen zu können - oder ob es, wie sie mittlerweile vermutete, nur blinde Abneigung, vielleicht sogar Hass war, die da aus ihm sprach. Aber dann beschloss sie doch, es fallen zu lassen - erst einmal. Falls nötig, würde sie es später hervorholen, es war unklug, zu viele Nebenschauplätze zu eröffnen.


Nun aber, zum ersten Mal, brach seine kalte, neutrale Art und Weise.
Duval begann zu kochen, wie Eowyn interessiert und auch leicht triumphierend, wenn sie ehrlich war, zur Kenntnis nahm. Endlich reagierte er. Endlich bekam sie ein paar Anzeichen für seine Denkweise und worum es ihm ging.
Sie lächelte erneut dünn. Sie konnte die Wahrheit nicht ertragen? Oh, was sie alles ertrug - Duval hatte ja keine Ahnung. Sie war versucht, ihm ein "Versuchen Sie's doch!" entgegenzuschleudern, doch dafür bekam sie nicht einmal die Gelegenheit, denn der Agent machte sich nicht die Mühe, eine Antwort abzuwarten. Als hätte er nur darauf gewartet, ihr all das endlich vor die Füße zu legen.

Leider hatte er in gewisser Hinsicht Recht.
Das, was Duval sagte, konnte sie nicht ertragen. Das, was er sagte, war das, wofür man ihn verurteilen würde - doch ihn traf nicht die Schuld, nicht am Virus. Duval verdrehte die Wahrheit, und Eowyn konnte Unwahrheit einfach
absolut nicht leiden.
Ihre Augen wurden schmal. Dieser Agent begab sich auf dünnes Eis, ohne es zu merken. Eine Jedi zu provozieren konnte... schlecht enden. Aber vielleicht wollte er genau das. Aufzeigen, wie unberechenbar Machtnutzer waren. Dass man ihnen nicht trauen konnte. Dass man sie überwachen musste.
Eowyn begann, ihm nur noch mit einem Ohr zuzuhören und sich in Selbstkontrolle zu üben. Beruhigen. Sie musste ruhig bleiben. Mit großen Augen angesehen... Reue vorgespielt... Duval wollte provozieren. Eowyns Hände waren starr, sie wagte noch nicht einmal, sie zu ballen, damit der Mann vor ihr nicht sah, wie sehr er sie traf. Doch ihr ganzer Körper stand unter Spannung. Sie standen nur so wenig voneinander entfernt... sie konnte
alles mit ihm tun, ihm klar machen, dass Ian ihr Vertrauen auf völlig andere Weise bekommen hatte, es ihm einfach so lange... erklären... bis auch er verstand... Atmen. Einfach nur weiteratmen... Während sie ihm weiter in die Augen starrte.

Und dann war der Moment vorbei. Eowyns Atem floss leichter, die Spannung, die sie im Raum gespürt hatte, war vorüber. Sie hatte nichts gesagt, nichts getan. Obwohl da so vieles war, das sie sagen oder tun wollte... Nein, musste... sie musste, jetzt... wenn sie nicht... Zusammenreißen, für Ian...
Und dann trat der Abscheu wieder in ihren Blick.
Die einzigen, die wirklich Krieg gegen das Imperium führten? Wäre Duval nicht so fürchterlich davon überzeugt, Eowyn hätte ihn ausgelacht. Was hatte sie ihr halbes Leben lang getan? Wofür hatte sie ihr Leben geopfert, und das von Winter? Nur, um sich so etwas anzuhören? Noch schlimmer, dieser... Agent nahm sich dadurch das Recht, sich über alle anderen zu erheben, erneut! Wieso sah er nicht, dass er sich selber verhielt wie das Imperium? Wo war der Unterschied, wo? Arroganz war Integrität? Je mehr Duval sagte, desto fassungsloser und entsetzter wurde Eowyn. Das war die Republik, der sie diente? Das war die Organisation, der sie ihr Leben verschrieben hatte? Inständig hoffte sie, dass der Agent vor ihr nur eine Ausnahme war. Aber was, wenn nicht? Was wenn nicht? Doch sie hatte keine Zeit, diesen erschreckenden Gedanken weiter zu verfolgen, denn er kehrte zurück zu dem eigentlichen Thema.
Ian.
Und die nächsten Worte waren viel zu wunderbar, als dass sie sich hätte darüber freuen können. Im Gegenteil... Eowyn erstarrte erneut zu Teilen. Ohne Schwierigkeiten? Dass sie nicht lachte. Was kam nun? Was hatte Duval jetzt im Sinn? Er hatte einen Plan... womöglich die ganze Zeit gehabt? Sie wusste es nicht. Langsam aber sehr sicher begann Eowyn, ihre Kontrolle zu verlieren. Es würde nicht mehr lange dauern, und sie würde Duval mehr preisgeben, als sie wollte. Ihre Abwehr würde brechen. Noch hielt sie... noch.

Endlich sprach dieser Aasgeier weiter. Der Preis... jaja. Stang, musste er immer so... sauber tun?
Ihre Gedanken kamen kaum zur Ruhe, als Duval endlich herausrückte mit seinem Plan. Es war ein kleiner Sieg... vielleicht. Sie musste die Jedi nicht verraten - aber nur vorerst. Duval sprach in der "Wir"-Form, plötzlich - keine Sache zwischen ihm und ihr? Jeder aus dem NRGD würde sie manipulieren können? Sie wäre in der Hand des NRGD. Für immer? Zumindest so lange, wie Ian lebte. Denn ob es bei einem "Gefallen" bleiben würde? Es war ein kleiner Sieg - aber nur ein äußerst kleiner. Oh, sie glaubte diesem Dung-Wurm aufs Wort. Er würde ihnen keine Ruhe geben...
Stumm starrte sie zurück in Duvals Augen, während ihre Gedanken rasten. Sie würde keine Schwäche zeigen, aber sie musste denken. Denken und dann handeln... Duval sprach so, als ob dieser "Deal" abgemachte Sache wäre. Als ob sie selbstverständlich darauf eingehen würde, gab ihr nur wenige Sekunden Bedenkzeit. Zu kurz, viel zu kurz, um eine Entscheidung von solcher Tragweite zu treffen - aber letztendlich hatte Eowyn keine große Wahl. Und mit diesem Abkommen hatte sie zumindest Zeit, sich vorzubereiten. Auf eine eventuelle Flucht... oder anderes.
Duval war nah... er war so nah... wenn er nur wüsste, was jemand anderes, mit weitaus weniger Beherrschung und Glaube an das Richtige, tun könnte... Er würde nicht hier stehen, ihr halb triumphierend in die Augen starren. Aber vermutlich wusste er es ganz genau. Wusste, dass sie nichts tun würde...

Dann war er fort, in ihrem Rücken, und Eowyn schloss die Augen. Die letzte Chance. Wenn sie nun nichts sagte, wenn sie nichts sagte, würde er davon ausgehen, dass diese Sache beschlossen war. Und dann... Eowyn blieb stumm. Es war, als ob ihre Zunge eingefroren wäre, starr, wie vorhin ihr Körper. Sie weigerte sich zu sprechen, weigerte sich, Duval die Absage zu erteilen, die sie so dringend geben musste. Integrität. Sie war eine Jedi, sie ließ sich nicht erpressen... Integrität!
Eowyn hörte eine Stimme in ihrem Rücken, öffnete die Augen und drehte sich um. Wenigstens diese Teile des Körpers gehorchten ihr noch.
Ein Ort ohne Dunkelheit? Duval war... er war... Was wollte er mit diesem verdammten Rätsel bezwecken?
Aber er war dabei, den Raum zu verlassen.
Das war ihre Chance. Die letzte.
Ian? Integrität? Jedi...
Sie musste etwas sagen.
Und zwar jetzt.

Einen Moment, Duval.

Abschätzig kam der Name des Agenten aus ihrem Mund, während Eowyn innerlich jubilierte. Sie war in der Lage zu sprechen. Sie war in der Lage, sich zu verteidigen. Zu widersprechen. Endlich. Ihre jahrelange Ausbildung war nicht umsonst gewesen. Sie wusste, was sie zu tun hatte.

Ian wird von diesem Gespräch nie etwas erfahren. Niemals. Ihr Blick war durchdringend. Sonst werde ich nichts mehr von dieser Unterhaltung wissen, und alles, wirklich alles von meiner Seite ist hinfällig.

Das war nicht das, was sie hatte sagen wollen. Nicht das, was sie hätte sagen SOLLEN! Shavit, das war falsch. Völlig falsch. Sie konnte nicht. Sie durfte nicht. Sie wusste nicht, was geschehen würde. Sie wäre abhängig...
Aber sie musste. Ians Prozess und damit sein Tod, oder das hier.
Das widerum hieß, ihre Tage als Jedi waren gezählt.


Eowyn verfolgte Duvals Präsenz, bis er weit genug entfernt war; bis er nicht mehr zurückkehren würde.
Dann erst erlaubte sie ihren Knien, unter ihrem Gewicht nachzugeben und brach zusammen.


Coruscant – Jedi-Tempel - alter Meditationsraum, alleine
 
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Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 - Levice, Eriu, Zasuna, Rilanja, Major Kenoweth, NPC-Soldaten, NPC-Techniker und Sarid



Eriu fuhr mit dem Turbolift auf Ebene 106. Hoffentlich musste er nicht lange suchen, die Ebenen schienen doch recht groß zu sein. Aber seine Befürchtungen lösten sich in Luft auf, als sich die Türen öffneten und er geschäftiges Treiben erkannte, Techniker, Militärs und Jedi waren zu sehen. Vielleicht war Sarid Horn ja darunter? Sofort wurde er gefragt wer er sei. Die menschliche Frau war mittleren Alters und schien so etwas wie die Leitung des Ganzen inne zu haben. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als eine Quarren in militärische Uniform an die Frau herantrat und sie mit Rätin Horn ansprach.


Rätin?


An wen hatte man ihn da verwiesen, eine Jedi-Rätin? Das sie Mitglied des Ordens war, war nun an der Kleidung deutlich zu sehen. Eriu war so verdutzt, dass er zuerst nicht wusste was er sagen sollte. Aber so konnte die Quarren ihre Informationen loswerden. Schließlich wandte sich die Rätin (Sarid Horn) wieder an den Sephie.


Eriu verbeugte sich höflich vor Sarid und brachte sogar ein Lächeln auf die Lippen..


„Sie müssen sich nicht entschuldigen, es gibt wichtigere Dinge. Tatsächlich bin ich auf der Suche nach jemandem und wenn ich die Soldatin richtig verstanden habe, dann bin ich bei Ihnen richtig Rätin Horn. Ich hoffe jedenfalls, dass ich das bin. Ich wurde nach meiner Ankunft der Jedimeisterin Sarid Horn zugeteilt. Mein Name ist Eriu Curum. Ich wurde zu Euch geschickt, da ich um eine Aufnahme in den Orden bitte. Aber das hat keine Eile. Kann ich irgendwie behilflich sein?“

So wie es den Anschein hatte, war die Information noch nicht bis zur der Rätin vorgedrungen. Er wollte auch nicht im Weg herumstehen, leider hatte er die Quarren auf Grund des Dialektes und der Entfernung nicht gut genug verstanden, aber es schien sich um etwas mit Verbrechern zu hatte.


Es war Eriu offensichtlich peinlich, dass er nicht genau wusste, ob er jetzt bei der Rätin richtig und ob es gerade sehr unpassend war. Er hatte auch gar nicht damit gerechnet, dass sie nicht informiert war und hatte sein Flimsi mit dem Auftrag sich bei Sarid Horn zu melden im Quartier gelassen.


Alles in allem war das nicht gerade das, was einen guten Start in den Orden versprach. Auf Lianna hatte alles sehr ordentlich und strukturiert gewirkt, hier ging es chaotisch zu, aber das mochte einfach daran liegen, dass die Jedi mit der Seuche einfach sehr viel zu tun hatten.




Coruscant - Jedi-Tempel - Ebene 106 - Levice, Eriu, Zasuna, Rilanja, Major Kenoweth, NPC-Soldaten, NPC-Techniker und Sarid
 


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