[Coruscant-System | Coruscant | Obere Ebenen | Speeder | Lieutenant Commander Arkadi Duval
Nachdenklich starrte Arkadi vor sich hin, als ein unmarkierter, unauffälliger Speeder des NRGD mit dunkel getönten Scheiben ihn zu einem Treffen transportierte, das bereits seit geraumer Zeit im Raum gestanden hatte und nun tatsächlich stattfinden würde. Nach den erfolgreichen Operationen der vergangenen Tage hatte Commander Izari, der Leiter der Coruscanter Zelle der Sektion Null, den blonden Mann zu seinem Hauptquartier einbestellt. Es ging um mehr als eine bloße Einsatznachbesprechung, das spürte der Agent, denn so etwas wäre über einen sicheren Kanal via Holo erledigt worden. Nein, etwas größeres stand bevor, ein wichtiges Ereignis, das seine Karriere verändern würde, und vielleicht noch weitaus mehr. Arkadi betrachtete die Einladung von Commander Izari als Respektbekundung, der Bothaner zog es vor, im Schatten zu agieren und zwischen sich und seinen Leuten einen gewissen Abstand zu wahren, wenig überraschend angesichts der heiklen Natur seiner Arbeit und der dafür notwendigen strikten Geheimhaltung. Die Sektion Null arbeitete nach ihre eigenen Regeln und Gesetzen, Außenstehende wurden nicht in ihre Projekte eingeweiht. Doch offenbar zählte Arkadi nicht mehr zu den Außenstehenden und man zählte ihn in der Coruscanter Zelle zu einem der ihren, eine ebenso interessante wie potentiell gefährliche Entwicklung. So hing der ehemalige Soldat, der seine hellbraune Uniform mit dem schwarzen Hemd und den Rangabzeichen eines Lieutenant Commander trug, seinen Gedanken nach. Für die Fahrt zum Treffpunkt hatte man darauf verzichtet, ihm einen Sack über den Kopf zu stülpen, doch die Scheiben waren so stark verdunkelt, dass er nichts erkennen konnte, und die beiden schweigsamen Fahrer vorne im Speeder fuhren ohne Zweifel Umwege und nicht direkt zu ihrem Ziel. Vor dem Einsteigen war Arkadi gründlich auf Waffen, Abhörgeräte oder andere Gefahrenquellen untersucht worden, eine Vorsichtsmaßnahme, die er gut verstehen konnte. Ohne Misstrauen überlebte man in diesem Metier nicht lange und Coruscant war ein Ort, an dem sich Spione und Agenten tummelten und man niemandem wirklich trauen konnte. Der Speeder vollführte eine scharfe Kurve und wechselte die Spur, bevor er in eine Seitengasse einbog, langsamer wurde, in eine Einfahrt fuhr und schließlich zum Stehen kam. Arkadi blieb sitzen, bis die Tür geöffnet wurde und er aussteigen konnte. Der ehemalige Unteroffizier fand sich vor einem schmucklosen, ockerfarbenem Gebäude wieder, dessen massive Wände und der Mangel an Fenstern für den Eindruck einer Festung sorgten. Beiläufig sah sich Arkadi um und entdeckte mehrere Überwachungskameras, er war sich sicher, dass es noch weitaus mehr gab, die selbst seinem geschulten Auge verborgen blieben. Ein massives Tor befand sich hinter ihm und den geparkten Speeder und hohe Mauern umrahmten den Innenhof. Er wurde bereits erwartet, zwei Männer in dunkler, praktischer Kleidung kamen auf ihn zu, sie trugen kompakte Blasterkarabiner. Weitere Wachen in ähnlicher Ausrüstung patrouillierten auf dem Innenhof und an der Mauer und am Eingang des Gebäudes konnte der Agent zwei massive B2-Superkampfdroiden erkennen, die wie Statuen dort Wache hielten. Einer der Sicherheitsleute, ein kräftiger Chagrianer, nickte ihm zur Begrüßung knapp zu, seine tiefe Stimme war leise, aber autoritär, als er näher kam, während sein Kollege, ein Quarren, ihn absicherte. Sicherheit wurde hier großgeschrieben, auch der Speeder war vor der Einfahrt sicher gründlich kontrolliert worden.
„Sie werden erwartet, Lieutenant Commander Duval. Bitte folgen Sie uns, sobald der Scan abgeschlossen ist.“
Arkadi neigte zustimmend den Kopf und der Chagrianer holte einen Scanner hervor, mit dem er den Agenten gründlich überprüfte, anschließend tastete er den Menschen ab und gab seinem Kollegen dann ein kurzes Zeichen, worauf dieser ein paar Worte in sein Komlink murmelte. Die beiden Männer und die anderen Wachen waren Profis, ihre Bewegungen sparsam und effizient und ihre Augen waren die von Lebewesen, die zum Töten ausgebildet worden waren, wachsam und hochkonzentriert. Ehemalige Militärs wie er, wahrscheinlich auch Schwere Infanterie, wie Arkadi anhand von ein paar Angewohnheiten vermutete. Der chagrianische Wachmann bedeutete dem Agenten, ihm zu folgen, der Quarren blieb dabei in Arkadis Rücken. Sie näherten sich dem Eingang und wurden dort erneut gescannt und Codes wurden eingegeben, dann konnten sie passieren. Im Innern des Gebäudes fühlte sich Arkadi wie in einer anderen Welt, im Gegensatz zum schmucklosen Äußeren war hier alles sorgfältig und eindeutig mit viel Geschmack eingerichtet. Elegante Statuen und Büsten säumten den Weg und er erkannte einige Gemälde an den Wänden wieder. Historienmalerie, sie zeigten große Staatsmänner, Generäle und Philosophen aus der Geschichte der Neuen Republik. Neugierig beäugte der Agent, der in damals, vor langer Zeit, Künstler hatte werden wollen, die Gemälde. Früher hätte ihn nichts davon abhalten können, eine Zeichnung dieser Schönheit anzufertigen, heute aber konnte er kaum mehr als einen beinah wehmütigen Blick dafür opfern. Die Wachen und er stiegen eine Doppeltreppe hinauf und gingen einen Gang entlang, bis vor einem Raum mit einer große, starken Holztür ankamen, die mit Durastahl verstärkt worden war. Zwei weitere Kampfdroiden hielten dort stumm Wache, bis der chagrianische Wächter per Komlink meldete, dass Arkadi eingetroffen war.
„Bitte, Sir, treten Sie ein.“
Beschied der Wachmann dem blonden Menschen und die Tür schwang auf und Arkadi straffte seine Haltung und schritt über die Schwelle, er war kaum eingetreten, da schwang die Tür hinter ihm zu. Die Macht der Gewohnheit führte dazu, dass der Agent sich erst einmal gründlich umsah. Es befanden sich mehrere Lebewesen in dem Raum, die durch das leicht gedämpfte Licht nicht gleich gut zu erkennen waren. Leise klassische Musik spielte, von einem Komponisten, der wegen seiner Ansichten im Imperium exekutiert worden war, wie Arkadi auffiel. Am hinteren Ende des Raumes, hinter einem großen hölzernen Schreibtisch, saß Commander Izari, der Bothaner hatte die Hände aneinander gelegt und hob leicht den Kopf, als er Arkadi ansah. Neben dem Schreibtisch stand eine groß gewachsene, schlanke Mirialanerin, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, sie trug eine dunkle, beinah schwarze Uniform, die sie fast mit dem dunklen Raum verschmelzen ließ. Arkadi trat näher und nahm Haltung an, sein Blick glitt unauffällig über die anderen Personen im Raum, die links und rechts auf Sesseln saßen. Zu seiner rechten saß ein Sullustaner in der Uniform der Armee der Neuen Republik, er hatte den Rang eines Colonels inne. Ein Vertreter der Streitkräfte, hier? Neben ihm saß ein schlanker, dünner Mensch Anfang sechzig, sein graues Haar war elegant gekämmt, er trug einen maßgeschneiderten grauen Anzug und zog mit neutraler Miene an einer Zigarette. Ihm gegenüber befand sich eine Pantoranerin mittleren Alters, die eine schlichte orange Robe trug und ebenfalls rauchte, sie lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück. Eine höchst bemerkenswerte Gruppe, fand Arkadi, behielt aber einen ausdruckslosen Gesichtsausdruck bei, als Commander Izari sich räusperte, er deutete auf einen noch freien Sessel neben der Frau.
„Willkommen, Lieutenant Commander Duval. Setzen Sie sich.“
Arkadi kam der Aufforderung nach, behielt seine wachsame, aufrechte Haltung aber bei. Einen Moment herrschte Schweigen, dann stand der Bothaner auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wandte sich von den anderen ab.
„Lieutenant Commander, haben Sie mich und diese Personen schon einmal zuvor zusammen gesehen?“
Der angesprochene Agent schüttelte mit ausdrucksloser Miene den Kopf.
„Nein, Sir.“
Izari nickte leicht, seine Stimme wurde etwas ruhiger, als er fortfuhr.
„Haben Sie während Ihrer aktiven Militärzeit dem NRGD im Rahmen der Operation „Surgeon“ geholfen, eine Gruppe imperialer Offiziere hinter feindlichen Linien auf Ploo zu eliminieren?“
Arkadi schwieg einen kurzen Moment, als ihm klar wurde, was das hier war, dann schüttelte er den Kopf, er war vollkommen gelassen.
„Bedaure, Sir, eine solche Operation ist mir nicht bekannt.“
Ein leichtes Lächeln blitzte in Commander Izaris Gesicht auf, er machte eine kurze Pause.
„Liefen gegen Sie und Angehörige Ihrer Einheit Ermittlungen des MAD, weil man sie verdächtigte, imperiale Kriegsgefangene exekutiert zu haben?“
Arkadi hob leicht den Kopf, sein Blick war so kalt wie seine Stimme.
„Nein, Sir.“
Einen Moment herrschte Stille, dann nickte der Bothaner und lächelte zufrieden.
„Entspannen Sie sich, Duval. Jeder hier in diesem Raum versteht was es bedeutet, Krieg gegen das Imperium zu führen. Zigarette?“
Izari holte eine Packung hervor und bot sie Arkadi an, der dankend ablehnend den Kopf schüttelte. Der Bothaner wollte die Packung wieder verstauen, da fiel sie ihm aus der Hand. Sie hatte noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt, da schnellte die Mirialanerin an der Seite des Commanders nach vorne, packte zu und erwischte die Packung, nahezu lautlos und grazil reichte sie sie Izari und kehrte dann in ihre Ausgangsposition zurück, ihr Gesicht völlig ausdruckslos. Beeindruckt wölbte Arkadi eine Augenbraue, diese Agentin war extrem schnell. Izari nickte der Frau knapp zu und räusperte sich dann, während er sich Arkadi zuwandte.
„Sehen Sie, Lieutenant Commander, die meisten Lebewesen versuchen, ihre Leben zu kontrollieren, um eine freiere, glücklichere und produktivere Existenz zu sichern. Oft aber geraten unsere Ziele in Konflikt mit den Zielen anderer.“
Der sullustanische Colonel, der Arkadi gegenübersaß, lächelte sardonisch.
„Es lebe das Imperium!“
Murmelte er spöttisch und in Imitation des Tons der imperialen Propaganda. Commander Izari nickte leicht und fuhr fort.
„Nun, Wesen, die meisten gewöhnlichen Wesen, sind kaum in der Lage ihre eigene selbstbezogenen Leben zu kontrollieren. Sie befehligen Armeen von Anwälten, bewaffnet mit Papier, die mit feigem, rachsüchtigem Eifer attackieren. Andere agieren in den labyrinthischen Wirren der Bürokratie. Und dann, Lieutenant Commander...“
Der Bothaner machte eine Pause, holte eine Zigarette hervor, zündete sie an und nahm einen Zug, bevor er Arkadi fixierte.
„...gibt es außergewöhnliche Lebewesen. Diejenigen, die die Verantwortung erkennen, verstehen und tragen müssen, nicht bloß für ihre eigene Existenz, sondern für die ihrer Nation und letztendlich der ganzen Galaxis. Sie, Duval, glauben wie wir, dass die Neue Republik sich ändern muss, wenn sie den Kampf gegen das Imperium gewinnen will, und wie wir haben Sie die Kontrolle über diese Ansicht übernommen, um sie Realität werden zu lassen. Wir glauben, dass Sie wie wir eines dieser außergewöhnlichen Lebewesen sind.“
Arkadi hatte stumm und beeindruckt zugehört, er ließ sich aber noch keine Reaktion anmerken. Der Commander sprach aus, was er dachte, was er schon lange dachte. Izari nahm einen weiteren Zug und trat dann auf den Menschen zu.
„Sie müssen wissen, Duval, dass das, was ich Ihnen nun sagen werde, der allerstrengsten Geheimhaltung unterliegt. Niemand außerhalb dieses Raumes weiß davon. Nicht der NRGD, nicht der Rest der Sektion Null. Wenn Sie dem zustimmen, was ich Ihnen anbiete, werden Sie ein Leben in den Schatten führen. Es wird keine Akte über Ihre Verdienste geben, keine Anerkennung für das, was Sie getan haben oder tun werden. Sie werden ein Geist sein, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Sind Sie dafür bereit?“
Es dauerte nur einen Augenblick, bis Arkadi antwortete, er sah dem Bothaner in die Augen, Entschlossenheit in Blick und Stimme. Es war soweit.
„Ja, Sir.“
Izari nickte zufrieden.
„Gut. Seit dem Friedensvertrag mit dem Imperium und dem Ausbruch des Imperiums befindet sich die Neue Republik am Rande des Abgrunds. Eine Situation, die niemals eingetreten wäre, wenn Kanzler Aeksar Quún in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und der Senat als Kontrollorgan des Geheimdienstes nicht erbärmlich versagt hätten. Diesen Politikern fehlt die Ausbildung, die Entschlossenheit und der Wille, um die Neue Republik vor der totalen Vernichtung zu bewahren. Ich denke ich muss niemanden in diesem Raum daran erinnern, dass wir mit einer biologischen Massenvernichtungswaffe angegriffen wurde, die täglich neue Opfer fordert. Und wie sieht die Reaktion der Politik aus? Man wird das Imperium verurteilen, sobald das bekannt wird, man wird drohend mit dem Säbel rasseln, ohne die Absicht, wirklich zuzuschlagen und diesen Krieg ein für alle mal zu beenden. Aber wir, meine Damen und Herren...wir werden das. Wir haben uns auf diesen Tag vorbereitet und wir werden nicht versagen. Lieutenant Commander Duval, willkommen bei der Sektion Null. Willkommen bei der Phönix-Zelle.“
Feierlich reichte Izari dem blonden Mann die Hand, Arkadi stand auf und schüttelte sie, dann klopfte der Bothaner ihm anerkennend auf die Schulter.
„Ich möchte Sie mit den Gleichgesinnten bekannt machen, die hier versammelt sind. Da wäre Colonel Timeon Hadrian, unser Mann bei den auf Coruscant stationierten Bodentruppen...“
Der Sullustaner lächelte, eine genuin freundlich wirkende Geste, und nickte Arkadi höflich zu.
„Ist mir eine Ehre. Keine Sorge wegen der Uniform, ich gehöre seit ich denken kann zur Sektion Null. Aber verraten Sie das nicht dem MAD.“
Meinte der Offizier trocken. Die Rivalität zwischen dem NRGD und dem Militärischem Abschirmdienst war legendär und in den Augen nicht weniger Agenten war die bloße Existenz dieser dem Militär zugeordneten Behörde ein Affront gegenüber dem NRGD. Izari deutete auf den eleganten Menschen, der gerade seine Zigarette ausdrückte.
„Geran Oric, CEO von Golden Shield Security. Er stellt das Wachpersonal, das Sie draußen begrüßt hat.“
Oric erhob sich und schüttelte Arkadi die Hand, er hatte einen kräftigen, energischen Händedruck.
„Sehr erfreut, Sie unserer Gemeinschaft begrüßen zu dürfen. Für mich gilt das selbe wie für den guten Colonel, nur dass ich den privaten Sektor vorziehe. Weniger Bürokratie, mehr Ergebnisse. Mein Personal hat Sie hoffentlich beeindruckt. Handverlesen, allesamt aus den besten Einheiten der Streitkräfte rekrutiert. Ein paar alte Kameraden von Ihnen sind soweit ich weiß auch darunter.“
Stolz schwang in der Stimme des Unternehmers mit und Arkadi nickte.
„Ihre Leute machen einen guten Eindruck.“
Gab er knapp, aber anerkennend zurück. Izari setzte die Vorstellungsrunde fort und die Pantoranerin meldete sich zu Wort, sie zog an ihrer Zigarette und neigte höflich den Kopf.
„Bürgermeisterin Tiki Loroshan. Erst kürzlich Teil dieser Gruppe, wie ich gestehen muss, aber nicht minder engagiert. Es wird Zeit für Veränderungen.“
Arkadi kannte die Politikerin, sie war für eine der Oberen Ebenen Coruscants zuständig und man munkelte, dass sie Ambitionen in Richtung des Senats hatte. Der Agent nickte knapp und so war die letzte in der Runde dran, die schweigsame Mirialanerin.
„Lieutenant Zira Kirillia, Assistentin des Commanders. Erfreut, Sir.“
Die Stimme der grünhäutigen Frau war glatt und kalt wie Eis und ihr Blick hochkonzentriert, Arkadi war sich sicher, dass sie für den Bothaner nicht nur Papierkram erledigte, sondern wenn nötig Hindernisse leise und diskret aus dem Weg räumte. Das also war die Gruppe, von der Izari gesprochen hatte. Eine Gruppe, die bereit war, die Neue Republik um jeden Preis zu schützen und zu bewahren. Es war...richtig, dazuzugehören. Das hier war seine Bestimmung.
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