Coruscant – Jedi-Tempel, Wes' Büro – Mya (NPC), Alisah, Arkon und Wes
Soso, diese Alisah war also wichtig und sie hatte sie jederzeit zu ihm durchzulassen, ärgerte sich Mya. Wichtiger als sie, war wohl anzunehmen, und dem Grinsen dieser Frau nach schien sie das auch zu wissen. Als Padawan bei Eleonore hatte die Twi'lek nicht unbedingt besonderen Grund gehabt, sich wichtig zu fühlen. Dort war sie das Laufmädchen gewesen, was sie nun bei Janson ja auch wieder war. Diese Alisah musste dagegen keine Datenkarten von Agamar nach Bimmisaari und zurück apportieren, sie war wichtig. Und überhaupt, jederzeit? Was sollte das heißen? Schlief Janson manchmal in seinem Büro? Mit ihr, womöglich? Den Gerüchten, die sie über ihn gehört hatte, war es Janson offenbar zuzutrauen.
»Soso, Ihr seit also eine V.I.P. Wie schön für euch,«
Bemerkte Mya und rümpfte dabei die überaus hübsche Nase. Damit war ihre Aufgabe für's erste auch wieder erledigt und sie durfte hier die Türsteherin mimen, während die wichtigen Leute interessante Dinge mit Janson zusammen machten. Von Psychometrie hatte die Twi'lek auch schon gelesen und es klang überaus spannend. Aber sie wurde ja nicht gefragt. Gerade, dass sie nicht zum Babysitten abgestellt wurde. Verstohlen fühlte sie nach der Präsenz des Kleinen. Eine Machtsensitivität erschien möglich, so wie es sich anfühlte. Jansons Sohn? Überraschen würde es sie keineswegs.
Natürlich war es ein Thema, dass ein junger Ritter wie Arkon sehr persönliche Erlebnisse, gerade so tragische wie im Falle Zannahs, vielleicht noch mit einem Rat teilen wollte, aber nicht unbedingt mit seiner Padawan. Dies schien auch Alisah bewusst, die zwar ihre grundlegende Bereitschaft erklärte, aber unter dem Vorbehalt von Arkons Zustimmung. Da gab es auch wenig, was der Taanaber dazu sagen konnte, ein Überreden war hier nicht angebracht. Gerade bei der Psychometrie war es von Bedeutung, dass sich die praktizierenden in einem ausgeglichenen seelischen Zustand befanden, ohne starke Emotionen, und sich latent etwas unwohl zu fühlen wegen der Beteiligung einer dritten Person war hier schon zuviel.
Arkon erklärte zwar, dass er den Hintergründen um den Tod seiner Freundin zwar auf den Grund gehen wollte und zitierte, ganz Musterschüler, den Jedi-Kodex.
»Das ist richtig. Wer war eigentlich dein Meister gewesen?«
Grinste Wes, der froh war, wenn seine Padawane in Bezug auf den Kodex mehr konnten als ihn auswendig gelernt zu haben. Freiwillig wäre da keinem so ein Satz über den Lippen gekommen. Als es um die Frage Übungsobjekt oder gleich Ernst ging, antwortete Arkon nicht sofort. Vielleicht hatte er ein wenig Angst vor dem, was er vielleicht enthüllen würde, oder auch wegen Alisah. Jedenfalls entschied der junge Ritter sich für die Übungsgegenstände.
»Einerseits ist es zwar leichter, eine Psychometrie-Vision mit einem Gegenstand wie dieser Kette zu erleben, der wahrscheinlich sehr intensive Emotionen in sich trägt und zu dem du eine persönliche Bindung hast. Andererseits ist es auch nicht unbedingt die angenehmste Erfahrung, gleich mit so etwas zu beginnen, wenn der Prozess an sich noch eine neue, unbekannte Erfahrung ist. Es ist leichter, mit intensiven Visionen umzugehen, wenn man den Ablauf und die Art, wie man die Vision nacherlebt, schon einmal mitgemacht hat,«
Bestätigte Wes und verließ seinen Schreibtisch, um in einer etwas mitgenommenen großen Raumfahrerkiste zu kramen, die in seinem Büro stand.
»Übrigens ist es leichter, eine Psychometrie-Vision zu erleben, wenn man sich zu mehreren Personen auf den Gegenstand konzentriert. Man hilft sich gegenseitig, das Echo in der Macht zu finden, deshalb solltest du mit dabei sein, Alisah. Abgesehen davon bekämst du im Idealfall selbst dann einen Eindruck von der Vision, falls du im Gegensatz zu Arkon nicht psychometriebegabt sein solltest.«
Der Jedi-Orden hatte so viele Ortswechsel im Laufe der Zeit erlebt und manche Dinge verblieben einfach in der Kiste, weil die Zeit fehlte, sie auszupacken und vielleicht auch weil man Angst hatte, nicht die Zeit zu haben, sie notfalls wieder einzupacken. Aber hier bestand die Gefahr nicht mehr, dachte Wes. Sie waren nach Hause gekommen und es war an der Zeit, sich auch wieder häuslich einzurichten. Nur wann er denn jemals Muße für solche Dinge haben würde, war die Frage. Andererseits, wozu hatte er eine persönliche Assistentin?
»Mya, könntest du bei Gelegenheit meine Raumkiste ausräumen und die Trainingsgeräte und die Holovids in die Regale räumen?«
»Sicher, Rat Janson. Sobald ich hier fertig bin,«
Erwiderte Mya und musste sich zusammenreißen, höflich zu bleiben. Eigentlich hatte sie nicht wirklich viel zu tun und sichtete gerade Missionsberichte von Jedi um zu entscheiden, welcher Janson davon vorzulegen war. Außerdem piepte sein Kom, eine Elise – dem Holobild nach noch so ein junger, hübscher Hüpfer, der – so weit sie es beurteilen konnte – groß in sein Beuteschema passen musste. Aber an diese persönlichen Dinge sollte sie ja nicht ran. Wobei, sag' das nochmal wenn du erst einen von Alisahs BHs in der Kiste gefunden hast, dachte die Twi'lek düster. Aber eigentlich war das sowieso eine dieser Aufgaben, die man gut an T'nadah auslagern konnte und die wusste wahrscheinlich nicht einmal, was das war. Zeit, dass sie wieder zurückkam. Sie sollte doch nur nach Padawankandidatinnen für den Rat scouten und dann Bericht erstatten.
Endlich hatte Wes gefunden, was er suchte, ein altes Trainingslichtschwert. Er zeigte es Arkon und Alisah und erklärte dazu:
»Das ist das Objekt, das Lichtschwert eines früheren Padawans von mir. Ich möchte euch ein paar Dinge darüber erzählen, damit ihr es leichter habt, eine Ahnung von der Szene zu bekommen, die sich auf die Waffe eingeprägt hat. Es kann nämlich sein, dass euch ein Gedanke, ein Gefühl oder ein Bild aus der Vision plötzlich in den Sinn kommt, wie das Ende eines Fadens, an dem ihr ziehen müsst. Ohne Zusammenhang ist es aber schwer, dieses kurze Aufblitzen als den Faden zu erkennen, der euch zu der Vision führt. Leider springen einem diese Arten von Visionen nämlich nicht so deutlich an wie so dramatische Ereignisse wie Zannahs Tod, die zum Glück selten sind. Zumindest ein Jedi-Ermittler muss jedoch in der Lage sein, auch solche Visionen aufzuspüren und so schlimme Dinge hätte ich auch gar nicht bei meinen Trainingssachen, nebenbei bemerkt.
Jedenfalls, mein Padawan hatte große Angst vor der Ritterprüfung und der Zeremonie, so eine Art Lampenfieber. Er hatte noch nie einen Jedirat aus der Nähe gesehen und interpretierte alle möglichen Dinge hinein, wie mucksmäuschenstill knien zu müssen wie der prüfende Rat ihm einen Haarschnitt mit dem Lichtschwert verpasst oder was weiß ich. Er hat damals alles mögliche wirre Zeug geredet, was ihm wohl passieren würde, und weigerte sich dann, von seiner Heimatwelt Coruscant nach Lianna zurückzufliegen. Soweit ich weiß, hat er zunächst für den coruscanter Widerstand mit überraschendem Erfolg Granitschnecken mit explodierenden künstlichen Schneckenhäusern versehen. Nach dem Friedensschluss wurde er Schneckenfarmer auf Agamar und beliefert jetzt anscheinend Feinkostläden im ganzen Kern mit seinen Delikatessen. Aber er kam nie zu mir zurück, um sein echtes Lichtschwert zu bauen und die Prüfung abzulegen. Das ist daher das Objekt mit der stärksten Verbindung zu ihm, das ich von ihm habe. Das und die starken Gefühle, die damals von ihm Besitz ergriffen haben, sollten es euch vergleichsweise einfach machen, etwas zu spüren. Ergreift einfach den Griff und konzentriert euch auf sein Spiegelbild in der Macht. Es mag nur tote Materie sein, doch die Kraft, die uns Leben spendet, durchfließt es genauso wie uns.«
Wes bedeutete ihnen, zu einer Meditationsmatte im hinteren Teil des Büros zu gehen und sich dort im Kreis hinzusetzen, mit der Waffe in der Mitte und Mya sah ihnen neidisch hinterher.
Coruscant – Jedi-Tempel, Wes' Büro – Mya (NPC), Alisah, Arkon und Wes