Markus Finn
Jedi-Wächter
.:: Coruscant | Mittlere Ebenen | unterwegs | mit Elise ::.
"Gerne doch. Einfach so irgendwohin? Oder hast du eine Idee?" Markus schüttelte einfach nur den Kopf als Antwort auf Elis Frage. Er hatte nichts Bestimmtes vor. Es war seiner Meinung nach nur noch nicht spät genug, um zurück zu gehen. Die Nacht war jung und sie hatten sowieso viel zu wenig Zeit für einander. Es war noch so frisch. Wann sollten sie ihre Beziehung pflegen, wo bereits die nächste Mission anstand? Um von alten Gewohnheiten abzuweichen, setzte er trotzdem eine Erklärung hinterher. Elise hatte es nicht verdient, so einfach abgefertigt zu werden, auch wenn es nun einmal seine Art war. Er wollte sie besser behandeln, als üblich.
"Ein Verdauungsspaziergang ist doch nie schlecht, oder?"
Schmunzelnd blickte er auf sie hinab. Er mochte es, wie sie so in seinem Arm neben ihm herging. "Hast du eigentlich schon wieder einen Anwärter in den Startlöchern?" Diese Frage kam unerwartet und entlockte ihm als Erstes ein tiefes Brummen. Einen Anwärter... Markus hatte sich nicht einmal angesehen, welche Anwärter gerade zur Verfügung standen. Sicher, er war trainieren gewesen und hatte den ein oder anderen gesehen und sicher auch eine Weile beobachtet, aber richtig informiert war er nicht. Außerdem war da immer noch Bastion und ihre baldige Reise dorthin. Es war der schlechteste Augenblick, sich nach einem neuen Schüler umzusehen. Und das brachte seine Gedankengänge zurück zu Elise und Riuen. Ein neues Meister-Schüler-Paar. Nicht eingespielt. Vollkommen unvertraut. Dass der Rat seine Zustimmung gegeben oder sogar genau dies von Elise erwartete, konnte er sich nicht erklären.
"Ich halte es nicht für sinnvoll einen Frischling mitzunehmen."
Sie wusste wohin. Er brauchte und sollte es in dieser Umgebung nicht zu laut aussprechen, also ließ er das bewusst sein.
"Ich hätte auch keinen nach Thearterra mitgenommen und die Mission schien im Voraus nur halb so gefährlich zu werden."
Der Jedi-Wächter unterdrückte den Drang, seine ehemalige Padawan mit einem rügendem Blick zu strafen. Sie hatte sich damals ungefragt mit auf die Mission begeben, hatte sich heimlich auf sein Schiff geschlichen und sich keinen Kopf darüber gemacht, welche Auswirkungen dies haben könnte. Genauso schien sie ihm auch jetzt keine Idee davon zu haben, welchen Verlauf die Geschichte nehmen konnte, hätte sie sich und Riuen nicht vollkommen im Griff. Es war ihr erster Schüler. Es war die allererste Erfahrung als Lehrerin, die sie machen würde und das vielleicht unter Extrembedingungen. Mark atmete tief durch, was in diesen Ebenen nicht ganz so angenehm war, wie ihm hinterher bewusst wurde. Er hüstelte kurz, hob die geballte Faust an den Mund, um sich in den dabei entstandenen Trichter zu räuspern.
Vielleicht machte er sich zu viele Sorgen. Vielleicht würden sie nicht gebraucht werden, schließlich waren sie nur für den Notfall eingeplant. Ein einfaches Außenteam, das sich bedeckt halten würde, solange sie nicht gebraucht wurden. Vielleicht machten Eowyn und Ian ihre Sache ganz gut und ein Einschreiten würde niemals von Nöten sein. Während er sich dies einzureden versuchte, meldete sich sein Comlink mit einem andauernden Piepen zu Wort. Die beiden Jedi blieben stehen, Mark löste sich von seiner Partnerin und griff nach dem kleinen Gerät an seinem Gürtel, um die eingegangene Nachricht abzurufen. Beinahe zeitgleich ertönte nun auch Elises Kommunikator. Sie wussten beide, was dies zu bedeuten hatte. Mark überflog die Nachricht, die von Ahna, einer Rätin, stammte. Zwei Tage! Sie hatten zwei Tage, um Endvorbereitungen zu treffen. Markus schaltete das kleine Display aus und schob das Gerät tief in die Hosentasche, als würde er nicht wollten, dass man es ihm vom Gürtel klaute.
Er ließ den Blick schweifen. Coruscant war gewöhnungsbedürftig und das vor allem in den Mittleren und Unteren Ebenen. Er dachte an andere Planeten, die er bereits bereist hatte. Tattooine mit seinen Schwestern und später als er ins Exil gegangen war. Manaan als Padawan von Chesara Syonnette. Nar Shaddaa, als erstes Ziel nach der Flucht von Corellia. Mimban in den Zeiten, als die Jedi verfolgt wurden und in die unterschiedlichsten Richtungen der Galaxis verstreut waren. Er hatte vieles gesehen, vieles erlebt und doch war er noch nie persönlich auf Bastion gewesen. Sie würden unbekanntes Terrain betreten. Sicher hatte man Kontakte zum Geheimdienst, Informationen aus den Archiven und eine gute Vorbereitung mit Einsatzbesprechung. Und trotzdem würde es wieder eine vollkommen neue Erfahrung sein. Selbst nach so vielen Jahren beim Jedi-Orden.
"Vielleicht kürzen wir den Spaziergang doch ab."
, meinte der Corellianer letztendlich und rief ihnen ein Lufttaxi, das sie zurück zum Tempel bringen sollte. Die Fahrt war von Schweigen geprägt. So hatte er sich den Abend wahrlich nicht vorgestellt.
Erst als sie auf einer Landeplattform des Tempels abgesetzt worden waren und dem Taxi zusahen, wie es wieder wegflog, begegneten sich ihre Blicke erneut. Sie standen sich direkt gegenüber. Markus hatte beide Hände in die Taschen gesteckt. In der einen hielt er im Verborgenen immer noch das kleine Gerät.
"Hör zu, Elise. Ich weiß, du denkst, dass du das alleine schaffen musst, aber ein Meister bleibt immer auch Mentor."
Markus dachte an Chesara. Wie oft hatte er sie nach seiner Ernennung zum Ritter noch um Rat gefragt? Er konnte die Male nicht zählen.
"Ich bitte dich darum: Frag, wenn du nicht weiter weißt! Sei dir nicht zu stolz dafür! Versprich mir das!"
Der Ältere senkte den Blick und schürzte die Lippen. Da war noch etwas, das ihm auf der Zunge brannte. Doch dies war nicht das, was er seiner ehemaligen Schülerin mit auf den Weg geben wollte. Er war misstrauisch. Er glaubte nicht an die Zuverlässigkeit des Einsatzteams. Weder an Riuen und Elise als Team, noch an Eowyn und Ian. Eowyn war zu ambivalent, was sie ihm deutlich gezeigt hatte, als sie zusammen in der Kantine gesessen hatten. Ian mochte einen starken Willen haben, doch was letztendlich mit ihm geschehen würde, wenn er auf Bastion und vor allem wieder im Wirkungskreis des Sith-Ordens und der Dunklen Seite der Macht stand, lag im Ungewissen. Markus vertraute normalerweise auf die Entscheidungen des Rates, doch in diesem Fall zweifelte er seine Integrität an.
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