[Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum] Ferak, Sahra, Azamthoth, Ty, Arkon, Leela, Owen, Arkadi Duval alias Makish Gerahto
Das herausfordernde Blitzen in den Augen der Jedi-Heilerin (Sahra) glitt an Leelas stoischer Miene ab und sie beantwortete in unverändertem Tonfall ihrer inzwischen zahlreicher gewordenen Zuhörerschaft Sahras Frage.
"Wäre ich in einem Dschungel, würde ich das Bein ebenfalls hochlagern und eine Bandage improvisieren."
Die schlanke Ärztin band umstandslos den langen Stoffstreifen, der als Gürtel ihrer Tunika diente ab und demonstrierte kurzerhand ihren Vorschlag, indem sie Owens Fuss bei den Zehen beginnend damit umwickelte. Sie tat das mit routinierten Bewegungen, achtete aber dabei darauf, in einer Geschwindigkeit zu arbeiten, bei der die Umstehenden ihre Handgriffe noch verfolgen konnten.
"Die Bandage dient nicht nur der Ruhigstellung, sondern verhindert auch die Vergrößerung der Schwellung, die durch den Druck auf die Lymphgefäße zu einem Lymphödem führen kann, was langfristige Beschwerden nach sich ziehen würde. Sie sollte möglichst früh angelegt werden, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Kühlung erreichen wir, wenn die Bandage mit Wasser getränkt wird, das in einem Dschungel reichlich zu finden sein dürfte."
Als Leela ihr Werk beendet hatte, setzte sie sich auf die untergeschlagenen Beine zurück und nickte zuerst Owen zu, bevor ihr Blick über die Anwesenden glitt. Zuviele und zu nah für ihr Wohlbefinden. Aber wenn sie sich wieder auf ihre Aufgabe konzentrierte, konnte sie das ausblenden. Sich in die Macht zu versenken war etwas, was mit Arkons und Sivas Anleitung nun schon oft getan hatte. Diesmal fühlte es sich fast wie ein Rückzug an einen stillen Ort an, eine kleine Flucht. Die Erleichterung, die sie in diesem Augenblick empfand, entspannte ihre Züge, bevor sie sich dem anstehenden Problem widmete. Ein wirklich faszinierendes Problem, wie Dr. Kaveri fand. Der Seitenvergleich mit der gesunden Gliedmaße war absolut sinnvoll. Was bei anderen diagnostischen Verfahren zur Darstellung käme, wusste die Ärztin, aber sie war mehr als gespannt, was sich ihr in der Macht offenbaren würde - und ob sie überhaupt etwas erkennen konnte. Zunächst waren da die vielen Präsenzen in ihrer Nähe, die sich auf so bemerkenswerte Weise voneinander unterschieden, dass sie dieser Beobachtung gerne mehr Raum gegeben hätte.
Leela spürte wie sich Sahra und ihr Padawan Ferak neben ihr ebenfalls in die Macht versenkten und erkannte den beruhigenden Eindruck von Arkons Aura, der inzwischen näher getreten war. Ty - ihr Sonnenschein - in der Macht ebenso unverkennbar quirlig-vital, und unter den ganzen Fremden überraschenderweise eine weitere, vage vertraut wirkende Präsenz, die Leela nicht sofort zuordnen konnte. Beinahe hätte sie die Augen aufgeschlagen und sich suchend umgesehen, aber Sahra hatte zur Eile gedrängt, also fokussierte die junge Padawan ihre Aufmerksamkeit auf den verletzten Anwärter (Owen). Was nun tun mußte, erforderte einen weit intensiveren Blick auf die Person, als es für die reservierte Liannerin angenehm war. Sie zögerte einen Moment, bis sie sich vor Augen hielt, dass sie auch sonst nicht davor zurückschreckte, das Innere von anderen Leuten zu betrachten und über diesen Gedanken fast lachen mußte. Die Notwendigkeit und professionelle Neugier überwogen schließlich die Skrupel, dem Anwärter zu nahe zu treten. Wie Sahra es beschrieben hatte, folgte Dr. Kaveri dem Fließen der Macht - einer kaum merkbaren Strömung, der sie sich überließ, um tiefer in die Aura zu dringen.
Schicht um Schicht offenbarte sich nun den Sinnen der Ärztin, die so hochkonzentriert war, dass sie alles andere um sich herum über dem Studium des Gefüges vergaß, das dieser Körper war. Es war nicht einfach, sich auf diese Weise zu orientieren, aber schließlich erkannte sie vertraute Muster und war in der Lage, den bekannten Plan zu interpretieren - auch wenn er sich hier in einer ihr neuen Weise präsentierte. Als sie die Unregelmäßigkeit gefunden hatte, nach der sie gesucht hatte, nickte Leela langsam und zog sich mit einigem Bedauern zurück. Ihre Neugier war längst nicht gestillt und jede neue Erfahrung, die sie machte, vergrößerte nur ihren Hunger nach Erkenntnis. Schweigend öffnete die junge Frau ihre Augen und kniff sie sogleich wieder zusammen, als Schweißtropfen hineinrannen und ein unangenehmens Brennen verursachten. Wo war der OP-Helfer mit dem Tupfer, wenn man ihn brauchte?
"Ich habe einen starken, regelmäßigen Fluß gespürt, der in der Region um das verletzte Band im Vergleich zur Gegenseite intensiviert ist. Es ist anzunehmen, dass die Konzentration in der Macht mit den Reparaturmechanismen des Körpers korreliert, die dort wirken. Die Verletzung selbst konnte ich nur als Divergenz zur gesunden Seite wahrnehmen. Für eine zuverlässigere Diagnose fehlt mir noch die Erfahrung."
Dr. Kaveri pausierte und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, während sie ihren Blick über die Gesichter der Anwesenden streifen ließ und an den vertrauten Eindruck dachte, den eine der Auren gemacht hatte. Vielleicht war vertraut auch der falsche Begriff dafür. Nicht-ganz-so-fremd traf es vielleicht eher. Rührte vermutlich daher, dass man sich im Tempel schonmal über den Weg gelaufen war. Mit einem innerlichen Achselzucken tat Leela das Thema für sich ab und holte tief Luft, um die nächste Frage der Jedi-Heilerin zu beantworten: 'Wie beginnt Heilung?' Das konnte... umfangreich werden. Aber sie zweifelte daran, dass einer der Anwesenden auf einen längeren Vortrag Wert legte, also versuchte sie sich kurz zu fassen und dabei noch so präzise wie möglich zu bleiben.
"Wundheilung bezeichnet die Wiederherstellung zerstörten Gewebes - Idealfall und Ziel ist die völlige Wiederherstellung des Ursprungszustandes. Sie beginnt bereits unmittelbar nach einer Verletzung und verläuft über einen längeren Zeitraum in mehreren Phasen, die fließend ineinander übergehen. Am Beginn steht eine Störung des Blutflusses, die durch die Verletzung kleinerer und größerer Gefäße entsteht. Nach zunächst heftiger Blutung, werden sie durch Blutpfropfen verschlossen, dazu trägt auch die zusätzliche Verengung der Gefäße bei, die durch verschiedene Mechanismen im Körper herbeigeführt und gesteuert wird. Dieser Vorgang ist bei unserem Patienten bereits abgeschlossen. Die Verletzung befindet sich bereits am Beginn des nächsten Stadiums der Heilung, in dem die Gefäße sich wieder weiten und Entzündungszeichen auftreten: Rötung, Schwellung, Temperaturerhöhung, Schmerz. Es gibt noch zahlreiche andere, aber das sind die äußerlich am ehesten feststellbaren. Sie rühren weitgehend von dem vermehrten Austritt von Blut und Lympflüssigkeit in den Wundbereich, der Rückstände zerstörter Zellen und Fremdkörper herrausschwemmt. In dieser Zeit beginnt auch die Immunantwort des Körpers, die nicht nur Erreger tötet, sondern auch die Heilung an sich stimuliert."
Das war weniger als sie eigentlich hätte sagen wollen, und Dr. Kaveri war etwas peinlich berührt über die vielen Vereinfachungen und Leerstellen in ihrer Erklärung - aber wie Sahra schon angemerkt hatte: Die Cafeteria wartete. Durch die Aussicht auf Caf beruhigt, erhob sie sich und antwortete schließlich auch ihrem Meister.
"Wenn er sich in seinem jetzigen Zustand bewegen soll, wären Gehhilfen unbedingt angeraten. Besser wäre eine komplette Ruhigstellung für einige Zeit."
Leela runzelte kurz die Stirn, als ihr noch etwas anderes einfiel. Hatte eigentlich irgendjemand nach dem Namen des Anwärters gefragt, der hier als Anschauungsobjekt herhielt? Oder hatte sie den einfach überhört? Sie war sich ziemlich sicher, dass sie sich dem älteren Mann bereits vorgestellt hatte. Kurz entschlossen wandte sie sich mit einem halben Lächeln wieder ihrem Patienten zu:
"Ich habe es offenbar versäumt, nach deinem Namen zu fragen...?"
[Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum] Ferak, Sahra, Azamthoth, Ty, Arkon, Leela, Owen, Arkadi Duval alias Makish Gerahto