Hm, warum hat noch niemand was gesagt? Wenigstens ein paar müssten doch schon fertig sein (ich war diesmal aufgrund anderer Verpflichtungen wirklich nicht schnell). Naja.
Die Geschichte von ?The Cestus Deception? lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Separatisten haben auf dem Planeten Ord Cestus die Fertigung von einer ganzen Menge sogenannter Sicherheitsdroiden in Auftrag gegeben, die blitzschnell in todbringende Maschinen umgebaut werden können. Diese Droiden sind unglaublich stark und in großer Zahl sogar für die Jedi eine Gefahr. Sollte der Handel nicht gestoppt werden, würde das eine Verschlechterung der Chancen der Republik darstellen. Palpatine will da nicht mitmachen und schickt Obi-Wan Kenobi, Kit Fisto und ein kleines Kontingent Klonsoldaten - einschließlich einem ARC, der mit größerer Willensstärke und Entscheidungsfreiheit ausgestattet ist als seine Brüder - hin, um auf diplomatischem Wege eine Lösung zu suchen. Sollte das fehlschlagen, ist er bereit, Cestus mit Gewalt an der Auslieferung der Droiden zu hindern. Der Rest des Buches entspricht dem Titel: Jeder täuscht auf Cestus irgendwie jeden, um seine eigene Lage zu verbessern, einschließlich Dooku, der zwar nicht vorkommt, der aber durch seinen nach und nach sich enthüllenden Plan für Cestus gewissermaßen ebenfalls Präsenz zeigt.
Steven Barnes ist mir bereits vor meiner Lektüre von TCD vertraut gewesen. Durch die Novelle ?The Hive? natürlich, aber auch vorher schon. Seine Geschichten sind immer durch sehr gute Charakterzeichnung aufgefallen, und durch einen Plot, der weniger wichtig ist als die Charaktere und bisweilen etwas vorhersehbar. Diese Formel hat Barnes sonst gute Dienste geleistet, aber bei TCD konnte sie nicht aufgehen, deshalb hatte ich im Vorfeld gehofft, dass er an seinen SW-Roman etwas anders herangeht.
Das tut er auch; die Geschichte, mit all ihren Verwicklungen, hat definitiv einen höheren Stellenwert als bei seinen beiden Alternativwelt-Romanen, und man kann nicht sagen, dass sie nur als Aufhänger dient, um die Charaktere präsentieren zu können. Die ganzen Intrigen sind nicht so fein herausgearbeitet wie etwa bei Lucenos ?Cloak of Deception?, aber doch verwirrend genug, um glaubhaft zu machen, dass die Protagonisten bzw. die Gegenseite nichts von den gegenseitigen Machenschaften mitbekommen. Vorhersehbare Stellen gibt es leider aber auch, und das wiegt hier umso schwerer, weil dieser Umstand von den Charakteren nicht aufgefangen und abgemildert werden kann.
Da wäre ich auch schon beim nächsten Punkt. Ich habe Kit Fisto - aus welchen Gründen auch immer - nie gemocht, schon bevor er überhaupt ein Wort von sich gegeben hat. Das hat sich durch TCD nicht geändert, aber immerhin gewinnt sein Charakter hier an Tiefe, wenn schon nicht an Ausstrahlung. Für mich steht Fisto symbolisch für all jene Jedi, die schuld sind an ihrem eigenen Untergang. Kein Wunder, dass der bereits ein Meister ist, während Obi-Wan diesen Posten nie bekleiden wird. Auf jeden Fall erfüllt der Nautolaner in TCD die ihm von der Geschichte zugewiesene Aufgabe, aber mehr auch nicht.
Bei Obi-Wan sieht das schon anders aus. Bei ihm ändert sich genausowenig wie bei Kit Fisto, aber hier ist das entschuldbarer; während Barnes bei Fisto alle Freiheiten hatte, war er in der Zeichnung von Kenobi schon sehr viel mehr eingeschränkt. Wenn man das bedenkt, hat er eine ganz passable Arbeit abgeliefert. Gut ist, dass er nicht der Versuchung nachgegeben hat, Obi-Wan als allmächtig und den besten Jedi aller Zeiten darzustellen. Gestört hat mich dafür, dass Obi-Wan sich jedes seiner Fehler bewusst zu sein scheint; dieses Maß an Selbsterkenntnis war mir etwas zu aufgesetzt. Nur eines hat mich massiv gestört, und das war, wie widerspruchslos Obi-Wan der ganzen Charade zugestimmt hat; das passt nicht zu ihm, da hätte ich mehr von Qui-Gons rebellischem Geist erwartet (in diese Richtung hat sein Schüler sich, wie in AOTC gesehen, ja entwickelt). Im Großen und Ganzen hat der Autor ihn aber ganz gut hingekriegt.
Asajj Ventress ist in ihrem Roman-Debut angemessen dargestellt, eine Mischung aus den beiden Interpretationen (Comics und Trickserie). Ihr großer Auftritt kommt ja erst in ?Jedi Trial?, insofern bin ich Barnes nicht böse, dass er sie nicht stärker ausgearbeitet hat.
Ein wichtiger Charakter fehlt noch, aber den hebe ich mir aus guten Gründen für später auf.
Stattdessen komme ich zum Schreibstil. Der ist locker und leicht verständlich, hat einen guten Fluss. Für mich zu gut, muss ich ehrlich sagen. Viele Entwicklungen haben mich einfach kalt gelassen; es hat mich nicht gekümmert. Die locker-flockige Schreibe hat mir den Ernst der Lage nicht immer begreiflich gemacht (z.B. beim Kampf Duris/Quill). Und auch wenn Vergleiche mit Stover (=Gott) absolut unfair sind, kann ich nicht umhin, zu bemerken, dass ich beim Lesen von TCD nur ein einziges Mal wirkliche Gänsehaut bekommen habe (Kapitel 80); ?Shatterpoint? bestand aus nichts anderem als Gänsehaut-Momenten.
Das klingt bis jetzt nicht sonderlich positiv. Und wenn es da nicht noch einen Punkt gäbe, wäre TCD glatt das schlechteste Prequel-Hardcover (unter ?Rogue Planet?!). Dieser eine Punkt ist so stark, dass er alles wieder rausreißt, und reicht für sich alleine aus, das Buch empfehlenswert zu machen.
Ich spreche von A-98, Nate genannt, seines Zeichens ein von Jango persönlich trainierter Klonsoldat. Er ist der einzige Charakter, der im Laufe von TCD eine echte Entwicklung durchmacht. Vom der Republik loyalen Befehlsempfänger wird er zu einem selbstständig denkenden und fühlenden Menschen, der schließlich einen direkten Befehl missachtet (undenkbar für Klone!), um unzählige Leben zu retten. Herbeigeführt wird dieser Wandel von Sheeka Tull, Kontakt der Jedi auf Cestus und einstige Bekanntschaft von Jango. Sie ist zunächst geschockt, als sie erfährt, wer der Spender für die Große Armee der Republik wirklich war und wie er gestorben ist, erholt sich aber nach und nach und entdeckt ihre Gefühle für Nate - Jangotat, wie sie ihn nennt-, die von ihm erwidert werden.
Für mich ist es zwar nichts Neues, die Klone als ganz normale Menschen zu betrachten - habe ich schon immer getan -, aber es war sehr interessant zu sehen (und logisch nachvollziehbar), dass das in der GFFA anders ist und auch die Jedi sich nicht freimachen können davon, die Klone als nicht viel mehr als lebendige Droiden anzusehen. Überhaupt sind alle Szenen mit den Klonen sehr gut, auch schon am Anfang des Buches (wo ein brutaler Trainingseinsatz der Klone geschildert wird). Man erfährt auch viel über die Ausbildung der kleinen Klone; besonders rührend ist eine Szene, in der Nate sich mit spielenden Kindern beschäftigt und erkennt, wie wenig das seiner Erfahrung entspricht. Mehr will ich dazu gar nicht sagen; das sollte jeder selbst nachlesen, es lohnt sich.
Wie immer werde ich jetzt auf ein paar kleinere Dinge aufmerksam machen, die mir aufgefallen sind. Über die verbockten Jabiim-Anspielungen will ich so wenig Worte verlieren wie möglich. Sind die Lektoren jetzt vollends blind? Wenn die so weiter machen, ist Randy Stradley bald wirklich der aufmerksamste Kontinuitätsbeobachter der Truppe. Vielleicht waren die Tage, als ihnen fast wurscht war, was unter dem Namen ?Krieg der Sterne? veröffentlicht wird, doch besser als jetzt, wo sie sich mitunter einmischen, wenn es unnötig ist, und wegschauen, wenn sie etwas nicht sehen wollen.
Die Verwirrung mit den Lichtschwertstilen (was auch immer Kit Fisto da anwendet, Form I ist es nicht) stört mich dagegen nicht sonderlich. Ich habe diese angeblich so strikten Regeln für den Lichtschwertkampf ohnehin nie gemocht und hätte es noch besser gefunden, wenn Barnes Fistos Stil einfach einen eigenen Namen gegeben und auf die numerische Spezifizierung der Form verzichtet hätte. Je weniger von diesem dämlichen Einfall Einzug ins literarische EU hält, desto besser.
Ein bisschen deppert sind die Namen, die Barnes den Klonen gibt, schon. Xuttoo? Forry? Mal ganz davon abgesehen, dass auf diese Weise nie genügend individuelle Namen entstehen, dass jeder Klon eindeutig dadurch identifizierbar ist. Naja.
Die schiere Anzahl der Hinweise auf andere Werke im EU ist beeindruckend, aber auch etwas überwältigend. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass gerade Neulinge dadurch eher irritiert werden, weil sie sich unter der Hälfte der Anspielungen nichts vorstellen können. Etwas weniger ?Insider-Gags? hätten es auch getan. Barnes hat das vermutlich gemerkt, weil die sich ab etwa der Mitte des Buches längst nicht mehr so häufen.
Die Nationalhymne der Republik ist also ?All Stars Burn As One?. Gefällt mir, klingt angemessen kitschig. Ich frage mich, ob es dazu irgendwann mal den kompletten Text geben wird...
Wie Obi-Wan von Auto zu Auto (in Anführungszeichen) gehüpft ist, fand ich recht amüsant. Solange es Spaß macht, zuzusehen, gestehe ich den Autoren gerne gewisse Freiheiten, was den Realismus angeht, zu, so auch hier. Weniger schön fand ich da schon Obi-Wans ?eiserne Faust des Todes?, mit der er den Droiden zertrümmert; erinnert mich zu sehr an die grauenvollen Mace-Windu-Episoden der Trickserie.
Ob die Batman-Anspielung auf Seite 205, Zeilen 8-9, Absicht war? Ich habe jedenfalls gegrinst.
Wieder einmal hat ein Noghri Erwähnung gefunden. Was soll das? Zu dieser Zeit haben die Noghri nichts im Raum der Republik verloren. Niemand sollte von denen wissen. Das ist bestimmt schon das vierte Mal im Prequel-EU, und jedesmal reißt es mich aus der Geschichte, weil es einfach nicht passt.
Ähnlich ergeht es mir mit den Mon Calamari. Ich fand es so klasse, als sie gleich im zweiten Klonkriegs-Comic auf der Seite der Separatisten standen. Warum ist ganz einfach: Es wird nicht lange dauern und die Republik wird das Imperium sein. Ein Imperium, das die Mon Calamari bewiesenermaßen ausnutzen wird. Ein genialer Übergang von den Prequels zur OT-Zeit und danach: Die Mon Calamari werden auf ihrem Heimatplaneten von den Quarren unterdrückt, die den Sitz im Galaktischen Senat für sich beanspruchen. Als die Separatisten kommen, schließen sich ihnen viele Mon Calamari an, um das Joch abzuschütteln. Umso mehr Grund für Palpatine, seinen Zorn darüber nach den Klonkriegen an den Mon Calamari auszulassen, und noch ein Grund mehr für diese, sich der Rebellion anzuschließen. Aber es hat wohl nicht sollen sein.
Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte über das e-book ?The Hive? verlieren. Es spielt zwischen dem letzten und dem vorletzten Absatz des 32. Kapitel von ?The Cestus Deception? (Seite 182 im US-Hardcover) und handelt davon, wie Obi-Wan und ein X?Ting-Krieger den letzten Überlebenden der königlichen Familie retten. Auf diesen 63 Seiten lernt man mehr über die X?Ting als in den knapp 400 von TCD, die da eher farblos bleiben. Und wie ich befürchtet hatte, finden die Ereignisse des e-books keinerlei Erwähnung im Hauptbuch. Das ärgert mich sehr; nicht nur hätte die Welt bunter gewirkt, Obi-Wans Mission in ?The Hive? ist auch noch so wichtig, dass sie erwähnt hätte werden müssen. Es ergibt jetzt noch weniger Sinn, wie schnell G?Mai Duris den Jedi fallen lässt; und Jesson hätte doch mit Sicherheit versucht, für ihn zu sprechen. Wenn ich das Sagen hätte, wäre die Novelle (in der jetzigen Form) entweder nie veröffentlicht worden, oder sie wäre in den Roman eingegliedert worden (was einen zusätzlichen Handlungsstrang mit Jesson gebracht hätte). Die letztliche Lösung ist auf jeden Fall sehr unschön, und es ist schade, dass ich die Rezension in dieser Stimmung beenden muss. Das hätte besser gehandhabt werden können (wie so vieles, was die Lektoren in der letzten Zeit falsch gemacht haben; naja, ein endloses Thema).