Lord Garan schrieb:
Grad den Auszug gelesen und schon nen Fehler gefunden. :/
Gibt halt solches und solches Cortosiserz
.
So. Zur Vorbereitung auf das vor mir liegende 'Path of Destruction' habe ich mir nochmal 'Jedi vs. Sith' zu Gemüte getan. Ich hatte es in keiner allzu guten Erinnerung und wollte dem Comic deshalb nur mal schnell querlesen. Überraschenderweise musste ich einsehen, dass ich mir doch etwas mehr Zeit nehmen sollte. Er ist nämlich überraschend genau durchkomponiert.
Ich stehe der "Gedankenbombe" immer noch sehr gespalten gegenüber, halte das für eine blöde Idee (auch wenn sie nicht von Macan kommt) und für eine Machtfähigkeit, auf die ich gern verzichtet hätte. Rein als Handlungselement betrachtet - wenn ich meine persönliche Abneigung ausblende - funktioniert sie aber.
Nun, in Bezug auf PoD ein paar Notizen; wolln mal sehen, wie das mit dem Roman, den ich dann gleich anfangen werde, zusammenpasst:
- Im Interview spricht Karpyshyn davon, dass Bane ein Ungeheuer ist. Der Comic macht das gleich in der ersten Szene deutlich: der Sith tötet ohne mit der Wimper zu zucken drei Kinder und deren Vater, ziemlich grundlos und grundlos melodramatisch. Auf der anderen Seite sieht der Leser nicht, was mit einer anderen Familie geschieht; Bane bedroht die Tochter, um an das Wissen des Vaters zu kommen, aber ob er später beide tötet, wird nicht gezeigt. Bane hält auch nicht hinterm Berg, was er von der bei Jedi wie Sith verbreiteten Ansicht des ruhmreichen Krieges - und Todes - hält: nichts. Ruhm ist für ihn kein Ziel, für das es sich zu sterben lohnt. Das Leben selbst allerdings bedeutet ihm nichts. Anfang des vierten Hefts gibt es eine treffende Szene: Ein Jedi und ein Sith - oder zumindest Anhänger der Sith - bekriegen sich im Zweikampf. Sie bemerken etwas, sie halten inne. Gemeinsam sehen sie einer von Bane ausgelösten Schockwelle entgegen, die auf sie zuwalzt und sie wenig später - gemeinsam - auslöschen wird.
- Der ganze Comic hat ein gewisses mittelalterliches Flair, ich schätze mal beabsichtigt: überall stehen Zelte rum, Jedi wie Sith tragen Rüstungen, Feldherren Umhänge. Der Nahkampf Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert ist allgegenwärtig. Es gibt Blaster, aber sie scheinen selten zu sein, jedenfalls werden sie sehr selten eingesetzt. Hin und wieder fliegen auch primitivere Waffen wie Pfeile und Steine. An schwerem Kriegsgerät scheint es nur ein fliegendes Schlachtschiff zu geben, und das wird aus irgendeinem Grund nicht eingesetzt. Auch das Äquivalent der Kavallerie, Flugräder, kommt kaum zum Einsatz.
- Diese Jedi sind, was ihre Nachfahren nicht waren: Krieger. Das ist nicht der mönchsgleiche Orden der Prequel-Zeit. Zwei, ja, Überbleibsel dieser Art der Jedi-Kultur, zwei Jedi, die sich passenderweise auch noch in die typischen braunen Kutten kleiden, sterben sehr früh. Der Krieg hat die Jedi zu Realisten gemacht, und so können sie auf neue Rekruten - Kindersoldaten - nicht verzichten.
- Von den Sith gibt es zweierlei: Bane, der meint, zuviele Sith würden die Quelle der Dunklen Seite verwässern (zumindest hier im Comic also wird die Ansicht vertreten, es gebe separate Dunkle und Helle Seiten, jeweils mit begrenztem "Volumen"), und eine starke Führung von einem starken Führer bevorzugt, und alle anderen: die Bruderschaft unter faktischer Leitung Lord Kaans. Es ist interessant, sich anzusehen, welche Ideologien jeweils dahinterstecken: Ja, Bane will eine Diktatur, aber eine, die letztlich der Dunklen Seite (oder, wenn man so will, der Gemeinschaft auf dieser) dient. Kaans Bruderschaft ist eine Art Tafelrunde, aber nicht, weil Kaan Demokratie so schätzt, sondern weil das der einzige Weg für ihn war, die zerstrittenen Sith zu einen. Es ist kein Sinn für die Gemeinschaft, der die Sith der Bruderschaft eint, sondern eigene Ehrsucht. Für jeden ist die Runde nur temporär, ein Mittel zum Zweck. Kaan gibt zudem einen ziemlich wahnsinnigen Artus ab
.
- Der Comic ist brutal. Nicht nur deswegen, weil am Ende bis auf Bane so ziemlich jeder Protagonist tot sein wird. Das weiß man ja, wenn man die Geschichte zum wiederholten Male liest. Es ist die Art und Weise. Die ersten Tode, gleich im ersten Heft: sinnlos. Banes Ermordung der Kinder habe ich schon erwähnt. Zwei neue Jedi-Rekruten, die sich schon auf das bevorstehende "Abenteuer" freuen, sterben vor auch nur einem Kampfeinsatz. Ihr Schiff wird abgeschossen. Ruhmlos. Schonungslos. Und der Comic zeigt das auch, zeigt das zerfetzte Schiff, zeigt die Reaktionen der Insassen, die noch am Leben sind. Man mag den Zeichenstil als zu comichaft kritisieren, aber die großen Augen, die übertriebene Mimik verstehen es, die erforderlichen Emotionen zu transportieren.
- Am traurigsten ist das Schicksal der "Bouncer" und Rains. Ich finde es richtig, dass immer mal wieder auf sie zurückgekommen wird und Rains Handlungsfaden damit verknüpft wurde. Sie sterben mit ihrem Planeten, der ganz ohne ihr Zutun und von Außenstehenden verwüstet wird. Dennoch helfen sie den Fremden, den Angreifern, ohne dabei darauf zu achten, wer welcher Partei angehört. Ein Ideal der Jedi. Ein paar von ihnen halten die Zerstörung nicht aus und werden wahnsinnig. Rains Bouncer Laa wird, ohne Anlass dafür gegeben zu haben, von einem übernächtigten Jedi getötet, in der gleichen Minute, in der andere Jedi darauf anstoßen, bald - endlich - das Blut ihrer Feinde zu vergießen. Mit Laa stirbt auch Rain, und Darth Zannah wird geboren. Ein sinnloser Tod macht aus einem unschuldigen Kind eine Sith und produziert damit - letztendlich, in den Jahrhunderten, die folgen - noch mehr Krieg, noch mehr Sinnlosigkeit.
So. Nun mal sehen, was Karpyshyn daraus gemacht hat.