Spoiler und so. Ich werde teilweise sehr ausführlich, deswegen zu Beginn eine kurze, fast spoilerfreie Wertung: Der Roman ist gut, mit ein paar Schwächen, die nicht großartig ins Gewicht fallen. Banes Aufstieg ist nachvollziehbar, er und einige andere Charaktere sind gut gezeichnet. Der Roman ist kein Ersatz des Comics, sondern eine Begleitung, so wie 'I,Jedi' kein Ersatz von KJAs Jedi-Akademie-Trilogie war (der Qualitätsunterschied ist allerdings nicht so groß
).
Das Cover mag handwerklich gut gezeichnet sein, trifft Bane aber überhaupt nicht. Der schaut aus wie ein gelber Xizor und wenn überhaupt eine Figur aus dem Roman, dann Qordis. Karpyshyns Schreibstil ist manchmal etwas unbeholfen, seine Unerfahrenheit merkt man der Prosa an. Es gibt die ein oder andere Wiederholung, die Dialoge lesen sich mitunter etwas seltsam. Im großen und ganzen aber schon unterhaltsam, und die Konstruktion des Romans mitsamt Charakterisierungen ist besser geraten als der Schreibstil.
Ohne das jetzt werten zu wollen, hatte ich nicht erwartet, dass Bane so jung ist. Im Comic wirkte es eher so, als seien er und Kaan alte Rivalen. So hätte ich persönlich sie auch geschrieben. Mag sein, dass Karpyshyn bewusst eine andere Herangehensweise, eine andere Hintergrundgeschichte gewählt hat. Seine Geschichte ist ebenfalls mit dem Comic vereinbar.
Ich weiß noch nicht genau, was ich davon halten soll, dass Bane Kaan die Idee der Gedankenbombe in den Kopf gesetzt hat. Ich glaube, es wäre mir lieber gewesen, wenn er ganz alleine auf diese verrückte Idee gekommen wäre und Bane das nur ausgenutzt hätte.
Das Mittelalterfeeling des Comics ist verschwunden, leider. Die Jedi tragen zumindest teilweise keine Rüstung mehr, sondern klassische braune Roben. Es wird mit Blastern gekämpft. Farfallas fliegendes Schiff wurde durch ein "echtes" Raumschiff im Orbit über Ruusan ersetzt.
Es gibt gleich zu Beginn eine schöne Szene, die ich mir extra notiert habe: Ein zwei Kapitel währendes Sabbac-Spiel, das wunderbar Banes Charakter in Szene setzt, einige Themen einführt und den Leser auf die Stimmung des Romans vorbereitet. So komprimiert und trotzdem realistisch hat man das selten. Ohne den Rest schmälern zu wollen, halte ich das für die beste Szene des Buches. Wenn Karpyshyn darauf aufbauen kann, würde ich sehr gerne mehr von ihm lesen.
Mit 'Path of Destruction' haben wir also den ersten waschechten Roman aus der Perspektive eines "Bösewichts". 'Shadow Hunter' zählt nicht, da kam Darth Maul ja nicht vor, 'Dark Rendezvous' war zumindest offiziell ein Yoda-Roman, 'Dark Lord' sollte ich mal, habe ich aber nach wie vor nicht gelesen. Dieser Blick hinter die Kulisse des Bösen ist auch durchaus gelungen. Es gibt keinen großartigen emotionalen Einschnitt, sondern Banes Sithwerdung ist ein Weg, der sich logisch aus seiner Vergangenheit und den Erfahrungen, die er auf dem Weg macht, ableiten lässt. Dessel ist zu Beginn des Romans bereits recht hart, hart gemacht durch Jahre der Quasi-Sklavenarbeit in den Cortosis-Minen und durch die Haudrauf-Erziehung seines Vaters. Es ist seine Erfahrung, dass der Stärkere sich durchsetzt und dass er nur sich allein vertrauen kann. Aber er ist kein Grobian, kein Sadist, der sich daran erfreut, Schwächere in den Boden zu stampfen. Weder Republik noch Jedi haben je etwas für ihn getan, und als er gezwungen ist, in Selbstverteidigung einen Republiksoldaten zu töten, ist es verständlich, dass er die Gelegenheit ergreift, sich den Sith anzuschließen. Zunächst der Sith-Armee, dann, nach einem Zwischenfall, der Akademie auf Korriban, wo er zum Sith-Lord ausgebildet werden soll.
Und das passiert dann auch. Glücklicherweise ist Bane kein Musterschüler. Er ist gut und begreift schnell, aber er erlebt auch Rückschläge. Einer davon ist moralischer Natur: er erkennt plötzlich, dass sein Vater nicht durch einen Herzinfarkt umgekommen ist, sondern dass er ihn selbst, unbewusst mit der Macht, getötet hat. Die Schuldgefühle zerstören seinen Zugang zur Dunklen Seite, er fällt wieder hinter anderen Sith-Schülern zurück. In seiner Verzweiflung fordert er den besten aller Sith-Schüler (einen Zabrak mit Doppelklingenschwert, einen gelben allerdings) zum Duell heraus, in der Hoffnung, dass dann seine Kräfte wiederkehren -- und verliert. Er wird quasi zu Brei geschlagen, bis einer der Sith-Meister eingreift, und ist fortan ein gebrochener Mann. Ein Ausgestoßener, der zwar an Gruppenübungen teilnimmt, der von den Meistern aber keine besondere Aufmerksamkeit mehr erhält.
Dann taucht Githany auf, femme fatale. Einst eine Jedi-Padawan, verlässt sie den Orden, als ihr die Beziehung zu einem anderen Padawan verboten wird. Sie läuft über zu den Sith, macht Kaan auch gleich ein Geschenk in Form von Informationen, die dieser zu einem Schlag gegen die Jedi auf Ruusan nutzt. Der andere Padawan, Kiel Charny, weigert sich, mit ihr zu kommen. Im Roman wird darauf nicht weiter eingegangen, aber im Comic haben sie eine Konfrontation, die durch den Hintergrund, den Karpyshyn zeichnet, an Kraft gewinnt. Einer von vielen Gründen, warum ich meine, dass die beiden Geschichten zusammengehören und auch zusammen gelesen werden sollten.
Wie auch immer, Githany sieht Banes Potential und meint, ihn sich zunutze machen zu können. Ihr ursprünglicher Plan sieht vor, Bane etwas aufzupeppeln und ihn dann einen ungeliebten Rivalen (den gleichen, der Bane zuvor im Kampf besiegte) aus dem Weg schaffen zu lassen. Sie nutzt eine Jedi-Technik (eine, die Luke Skywalker tausend Jahre später mit Brakiss benutzen wird), um Bane sein Inneres zu zeigen und die Mauern aufzubrechen, die seine Schuldgefühle um seinen "heißen Kern", sein wut- und hassstrotzenedes Inneres, errichtet haben.
Das funktioniert besser, als Githany erwartet oder gewollt hat. Bane lässt sich nicht manipulieren. Er lässt sich nicht nur von Githany die Künste beibringen, die ihm die Meister nicht zeigen wollen, er trifft sich auch heimlich und ohne ihr Wissen desnachts mit Kas'im, dem Schwertmeister der Akademie, und trainiert mit ihm (der geht darauf ein, weil er ebenfalls Banes Potential sieht und dem Leiter der Akademie, der Bane fallengelassen hat, ein Schnippchen schlagen will). Tagsüber stellt er sich dumm und setzt alles daran, nicht aufzufallen, während er in der Nacht mit Githany und Kas'im seine Fähigkeiten erweitert. Hier schon zeichnet sich ab, was für Bane ein wichtiger Teil des Sithseins ist: Täuschung und Verrat.
Als Githany schließlich Angst davor bekommt, dass Bane sie überflügeln könnte, will sie ihren Plan in die Tat umsetzen. Bane lässt sich nicht für ihre Zwecke einspannen und enthüllt stattdessen seinen eigenen Plan: er will den Top-Schüler ein erneutes Mal zum Kampf herausfordern. Er tut es und gewinnt, und das fällt ihm nichteinmal schwer. Allerdings tötet er seinen Gegner nicht, was Githany missfällt.
Der Schwertmeister schenkt Bane das Lichtschwert seines alten Meisters, den er, wie er Bane verrät, selbst getötet hat, als er stärker wurde als dieser. Aus dieser Anekdote heraus entwickelt Bane das, was später seine Regel der Zwei werden soll. Am nächsten Tag wird Bane zu Qordis, dem Leiter der Akademie bestellt. Der befiehlt Bane, das Studium der alten Sith-Texte in der Bibliothek zu lassen. Die alten Sith seien tot, Gegenwart und Zukunft der Sith sei Kaans Bruderschaft der Gleichen. Bane findet diesen Weg falsch und sagt es Qordis auf den Kopf zu. Es wird ein bisschen rumgeschrien, und am Ende verlässt Bane trotzig die Akademie in Richtung Sith-Ruinen, wo er hofft, das eine oder andere Artefakt - oder gar einen Sithgeist - zu finden.
Er tut es nicht. Wieder ein Rückschlag. Die Ruinen, die alten Gräber sind leer und von allen Geistern verlassen. Erschöpft, hungrig und ausgelaugt kehrt er zur Akademie zurück, stopft sich dort erstmal mit Essen voll und legt sich schlafen (ein wunderbar realistischer Einfall). Sein Schlaf wird von Qordis unterbrochen, der einer Konfrontation mit Bane aus dem Weg gehen will und ihn ohne Aufhebens zum Sith-Lord erklärt (was Bane nicht weiß: alle Studenten sind jetzt Lords, weil sie auf Ruusan gebraucht werden). Bane zeigt sich unbeeindruckt, beschuldigt Qordis und seine Bruderschafts-Kumpanen, die Sith von Korriban vertrieben zu haben, und sagt voraus, dass die Bruderschaft scheitern wird. Statt sich wie ein richtiger Sith zu verhalten und Bane eine Blitzwatschn zu verpassen, verlässt Qordis bloß das Zimmer.
Ein paar Stunden später wird er wieder gestört. Diesmal ist es Githany, die seinen Weggang von der Akademie nicht verkraftet hat und ihm mithilfe des Zabrak eine Falle stellt. Im letzten Moment, als sie erkennt, dass Bane auch diesen Kampf als Sieger beenden wird, stellt sie sich auf seine Seite. Diesmal erledigt Bane den Zabrak wirklich. Er versucht Githany, von seinem Weg zu überzeugen, aber sie versteht ihn nicht so wirklich. Bane hat noch eine lautstarke und öffentliche Auseinandersetzung mit Qordis, bevor er Qordis' Raumschiff kapert und damit die Akademie verlässt.
Sein Ziel ist der Heimatplanet der Rakata, von dem er in den alten Schriften gelesen hat. Er will in Revans Fußstapfen wandeln und sehen, ob es nicht wenigstens dort noch Zeugnisse der alten Sith gibt, die ihn weiterbringen können. Tatsächlich findet er ein Holocron und lernt fleißig.
Kaan, dem inzwischen von Banes Rebellion berichtet wurde, schickt Kas'im zum Rakata-Planeten, um Bane die Mitgliedschaft der Bruderschaft anzubieten oder ihn, sollte er ausschlagen, zu töten. Kaan hat ein Talent, er kann die Emotionen seiner Mitwesen zu einem gewissen Grad beeinflussen. Kas'im merkt die Manipulation nicht und macht sich auf. Bane schlägt wie erwartet aus, die beiden duellieren sich (was ich etwas seltsam fand und mir nur dadurch erklären konnte, dass Kaans Einfluss weiter reicht als gedacht). Bane besiegt ihn, aber nicht im Handumdrehen. Kas'im ist ein hervorragender Schwertkämpfer und hat Bane längst nicht alles beigebracht, was er selbst weiß. Aber Bane weiß besser mit der Macht umzugehen und bringt den Tempel um Kas'im herum zum Einsturz.
Kas'im ist eine Figur, die mir sehr gefallen hat. Kein bösartiger Mensch (bzw. Twi'lek). Ein Sith, ja, der akzeptiert, wenn ein Schüler einen anderen umbringt, wenn dies der "Selbstverwirklichung" des Schülers dient (und ihn somit zu einem umso besseren "asset" für die Bruderschaft macht). Aber verglichen mit machtgeilen Spinnern wie Exar Kun oder Palpatine doch wesentlich sympathischer. Ich habe mich gefragt, ob der Autor absichtlich einen kaum versteckten arabischen Namen verwendet hat und mal in google gesucht, aber der einzige gut schwertkämpfende Kasim/Kassim/Qasim, den ich gefunden habe, ist
dieser hier aus einem zehn Jahre alten Videospiel. A propos Namen: Caleb - der Heiler - hat einen Namensvetter im alten Testament, den einzigen aus Ägypten geflohenen Hebräer neben Heerführer Josua, der das Heilige Land erreicht hat. Passt zumindest ein bisschen, nachdem Bane ihn nicht umbringt.
Von Kas'im würde ich jedenfalls gerne mehr sehen. Ich frage mich auch, wie er gegen hervorragende Schwertkämpfer aus anderen Zeitperioden abgeschnitten hätte: Mace Windu, Vader (Prä-Kenobi), Maul, Qui-Gon in seiner Jugend.
Kaans Anschlag schlägt also fehl. Bane schickt ihm eine Drohne mit einer Nachricht, in der er so tut, als habe Kas'ims Tod ihm gezeigt, dass er sich doch der Bruderschaft anschließen müsse. Als Versöhnungsgeschenk bietet er Kaan eine Sith-Technik an, die er bei seinen Studien des Revan-Holocrons wiederentdeckt hat: die Gedankenbombe (was Bane bei der "Anleitung" freilich außen vor lässt, ist der Effekt, den diese Technik auf die Anwender hat).
Kaan traut ihm nicht wirklich und schickt Githany, sich mit ihm zu treffen und ihn endgültig zu erledigen. Die lässt sich was besonderes einfallen und schmiert sich zwei Lagen Gift auf die Lippen. Die Szene, die im Comic nur rückblickend angedeutet wird, wird im Roman erzählt. Es wird geküsst, Bane unterschätzt Githanys Tücke und versäumt es, das zweite Gift zu neutralisieren (das er nicht bemerkt). Githany fliegt wieder ab, Bane geht es schlecht. Er hat von einem Heiler gehört, Caleb, der irgendwo in der Gegend leben soll. Auf dem Weg dorthin, schon total erschöpft, trifft er auf einen Schrottsammler und seine drei Söhne. Er tötet sie, langsam, nutzt ihr Entsetzen, um daraus Kraft zu ziehen. Ein guter Einfall von Karpyshyn, der es zwar nicht weniger schlimm macht, was Bane hier tut, aber es besser erklärt als der Comic. Dort ist es unverständlich, hier hat der Tod der Familie wenigstens einen Sinn.
Nachdem mit diesen Morden der Comic 'Jedi vs. Sith' einsetzt, konzentriere ich mich jetzt weniger auf Nacherzählung. Der Roman übernimmt die Comichandlung und auch die Dialoge in weiten Teilen, aber es gibt auch Unterschiede (die teils verständlich sind, teils ärgerlich). Tomcat und Bug beispielsweise, die Hauptfiguren des Comics, tauchen im Roman nicht auf, auch nicht an den Stellen, wo sie es eigentlich sollten. Das wird eine bewusste Entscheidung gewesen sein, um den Roman nicht unnötig aufzublähen, bringt aber besonders im Finale Probleme mit sich. Dort ist Tomcat im Comic Githanys "Padawan" und spielt eine Rolle bei der Flucht vor der Gedankenbombe. Im Roman flieht sie allein. Von Kontinuitätspuristen lässt sich das ebensowenig wegerklären wie die Unstimmigkeiten zwischen 'Labyrinth of Evil' und der dämlichen Zeichentrickserie. Ich habe noch keinen Aufschrei gehört, aber vielleicht kommt das noch.
Mich selbst stört das ja nicht so. Ich betrachte SW-Literatur als Teil einer Bibliothek und verschiedene Erzählungen des gleichen Ereignisses als genau das: verschiedene Interpretationen. Allerdings hoffe ich darauf, dass 'Bane of the Sith' für unkanonisch erklärt wird, denn die Unstimmigkeiten sind hier nicht dadurch zu lösen, dass man die beiden Quellen eben in Gedanken zusammensetzt und kleinere Fehler ignoriert. Ganze Ereignisse, Motivationen und Charakterisierungen sind falsch. In der Kurzgeschichte ist Bane ein Weichei, ein Feigling, der Respekt hat vor Qordis und Kaan. Im Roman überhaupt nicht.
Um auf einer positiven Note zu schließen: Der Roman erklärt ganz gut, wie die Prequel-Jedi entstehen konnten. Auf Ruusan sind nämlich nicht alle Jedi gestorben. Es haben nichtmal alle an dem Feldzug teilgenommen. Die, ich sage mal "Mönchsjedi" sind nämlich zuhause geblieben, wollten sich nicht einmischen. Gestorben sind nur die kampferfahrenen "Kriegerjedi". Die konnten ihre Einstellung natürlich nicht mehr an die nächsten Generationen weitergeben. Es bestand auch kein großer Bedarf, der Krieg war ja vorbei, sodass die Stimmen der Ruusan überlebenden "Kriegerjedi" kein großes Gewicht mehr hatte. Die "Realos" waren tot und die "Idealos" unumstritten.