Nur mal eben 'ne Antwort auf ein älteres Post von Thailog - Danke!!!
...Luke Skywalker passt ebenso perfekt in diese Form (des typischen Fantasyhelden, wie Harry Potter), nicht aber Anakin, welcher hochmütig, arrogant, egoistisch und machthungrig ist ... Zudem werden diese Eigenschaften (seine Dummheit und Präpotenz) viel zu überzeichnet dargestellt, was einer der Schwachpunkte der PT, er ist eher wie ein Protagonist aus einer mittelalterlichen Moralität, die nach diesem Schema ablaufen: Held wird vom Bösen verführt, Kräfte des Guten ringen mit Bösen um den Helden, Held muss mehrere psychologische Stadien durchlaufen, bevor er am Ende wieder gut wird...
Es ist und bleibt schwierig. Obgleich ich Dir in Grunde zustimme (Hochmütigkeit, Arroganz, Egoismus, Präpotenz usw.), sieht mein Kopf es so, dass dagegen an sich wenig zu sagen oder einzuwenden ist. Man
kann das so machen - heißt, einen Charakter durchaus so anlegen. Nur wird er eben für mich dadurch auch unsymphatisch und ich weiß nun einfach nicht, ob es GL darauf angelegt hatte oder nicht. Auch mich nerven solche Eigenschaften und doch versteht mein Kopf es auch so, dass GL Anakin vielleicht auch gerade deshalb zuerst als kleinen Jungen zeigte (eben gerade wegen dem "Niedlichkeits-Effekt") und um sozusagen seine bereits vorhandenen Psycho-Macken somit etwas abzumildern. Dahinter kann man durchaus pädagogischen Anspruch interpretieren: Lucas wollte den Film-Konsumenten so vor Augen führen, dass wir uns oftmals viel zu sehr von emotionalen Reizen beeinflussen lassen und wir es zulassen, unsere Objektivität dadurch manipulieren zu lassen. Oder er wollte unterschwellig damit ganz konkret ausdrücken: »Passt auf, liebe Eltern und Erwachsene - Ein Kind mag noch so niedlich, süüüüß o. Ä. sein, hat es psychische Defekte, können die sich über die Jahre verschlimmern und später daraus einen Killer, Mörder oder Amok-Läufer machen!!! « (Im Übrigen würde sich das mit dem decken, was ich zum Thema
"Amok-Lauf verschuldet durch Computerspiele, wie Ego-Shooter, Killer-Spiele o. Ä." denke: Ungeachtet dessen, dass es unzählige Beispiele dafür gibt, dass Computerspiele verschiedener Genres aufgrund kommerzieller Produktionsgesichtspunkte viel Medien- bzw. Genre-Potenzial als "Lern-Software" oder "Interaktive Intelligenz-Erfahrungs-Trainer" verschenken, weil sie teilweise einfach nicht mehr sonderlich klug umgesetzt werden, wird all zu oft ein Medium dafür verantwortlich gemacht und dabei das wirklich Wichtige vergessen: Das die Grundlagen für solche Amok-Läufe in der Psyche des betreffenden Menschen zu suchen sind. Und die Psyche - mag sie auch durchaus durch entsprechende Medien, wie Filme oder Computerspiele noch zusätzlich in bestimmte Richtungen manipuliert werden - wird aber im Grunde genommen meiner Meinung nach erst ursprünglich durch einen Faktor hauptsächlich manipuliert bzw. misshandelt: Durch uns andere Menschen selbst!!!)
Ich glaube, dass mich einfach die Idee gestört hat, dass GL Anakin als Kind eingeführt hat (von dem Altersunterschied zwischen Natalie Portman und Jake Loyd mal ganz zu schweigen...). Aber genau das ist im Grunde genommen auch arrogant - und zwar von mir selbst. Als etwas "älterer" Star Wars-Fan hatte ich mich möglicherweise einfach nur zu sehr darauf versteift gehabt, dass GL eigentlich gerade ab EP I einen "Anakin im Teen-Alter" verwendet, um im Gegensatz zur OT dessen Unterschiede zu Luke aufzuzeigen. Doch das ist im Grunde ein Vorurteil meinerseits - und obgleich mir Anakin in EP I aufgrund seiner "Altklugheit" (-Es war interessant, dass das tatsächlich so auf mich wirkte...) manchmal eher ein "peinlich berührtes" Schunzeln abrang und der Anakin aus EP II mir vor allem gänzlich unsympathisch, penetrant, und dumm vorkam und mich nervte - und mein Kopf wertet GLs Etscheidung (bzw. bleibt meinem Kopf irgendwie nichts anderes übrig...
), wie er diese Figur angelegt hat, als genial, als wohl überlegt und gratuliert ihm dazu. Denn GL zeigt damit im Übrigen auch seine Qualität als Filmemacher und Geschichtenerzähler: Als Createur einer Novelle hat GL - zumindest mit Anakins Charakter - tatsächlich chouragiert neue Wege beschritten und Klischees umschifft (-Über andere Aspekte von vor allem EP I lässt sich meiner Ansicht nach dennoch nach wie vor streiten!!!)
...Was ... Voldemort (anbetrifft, fragt man sich tatsächlich oftmals) wie manche ... behaupten können, es gäbe das vollkommene Böse nicht, wenn man sich die Gräueltaten des NS-Regimes vor Augen hält...
Uuuuuh, Harry Potter und Voldemort... An sich ist das eigentlich ein Thema, was in ein gänzlich anderes Forum einer gänzlich anderen Themen-Website gehört (Ja, korrekt: Ich geißele mich hier gerade selbst, dass ich das Thema angeführt hatte...)
Allerdings finde ich, dass wir insgesamt BEIDE hier den Bogen all zu weit spannen. Man kann zwar solche Vergleiche mal anstellen, muss aber auch aufpassen, im Rahmen zu bleiben.
Vom Status Quo her lässt sich Voldemort eher mit Palpatine vergleichen, als mit Anakin/Darth Vader - wenn man die beiden überhaupt vergleichen könnte... Denn im Gegensatz zu Voldemort sind uns eigentlich Palpatines Grundmotive, weshalb er in Wahrheit entsprechend seiner "wahren Daseinsform Lord Siddiouth" so denkt, empfindet, entscheidet und handelt, wie er es im Hintergrund tut, völlig nebulös. Hier lässt sich viel spekulieren. Voldemort erfährt durch JKRs Beschreibungen ebenfalls wie Anakin eine Art psychisch "befleckte" Grundlage aus Kindertagen, die dessen Entscheidungen, Handlungen, sowie Gedanken und mögliche Empfindungen zumindest plausibler machen, als bei Palpatine.
Zu vergleichen sind meiner Ansicht nach indes allerhöchstens aber gewisse Konsequenzen aus den Handlungen und Taten des Imperiums bzw. des "Todesser-Ordens" mit den Greueltaten, gewiss aber nicht ihre Anführer mit denen des NS-Regimes. Konkreter gesagt haben für mich Palpatine und Voldemort mit "Hitler & Co." vergleichsweise so viel gemeinsam, wie ein Apfelkuchen mit einem Apfel (und diesen Vergleich meine ich durchaus in genau dieser Reihenfolge!!!)
Über die Wirkung der Darstellung des Bösen an sich lässt sich im Übrigen auch vortrefflich streiten. Einerseits stimme ich Dir nämlich zu, dass gerade eine ganze Reihe an Sith-Lords in Star Wars (Vader, Exar Kun, Bane, Siddiouth, Dooku u. a.) - auch auf mich selbst - eine unvergleichliche Faszination ausstrahlen, an die - so sehe ich es ebenfalls - Voldemort nicht herankommt.
Andererseits finde ich jedoch auch, dass man gerade diese Faszination keinesfalls kritiklos hinnehmen darf - VOR ALLEM BEI SICH SELBST NICHT!!!
Somit bin ich, was mich selbst anbetrifft, um Selbstbewusstsein und Selbstrezension bemüht. Was mich wahrscheinlich am "Bösen in Star Wars" fasziniert, ist eine gewisse Kombination aus der Möglichkeit "ungeheurer Macht- und Einflussausübung", gepaart mit "der Grundlage erlernten, ausgebildeten Könnens", einer "hoch intelligent wirkenden Charismatik" und "der kindlichen Freude daran, Regeln zu durchbrechen bzw. der durchaus auch erwachsenen Hoffnung, sich frei (von den Zwängen, die andere einen auferlegen) fühlen zu können"!!!
Doch mir ist auch klar, dass zum einen diese "ungeheure Macht" eine rein "fantastische, fiktive und somit unwirkliche" Macht ist - eben "die Macht" (der Jedi-Ritter o. s. Ä.), die "hohe Intelligenz und Charismatik" in Wirklichkeit ein gefährliches Spiel mit sich selbst und seiner eigenen Wahrheit und seiner eigenen, geistigen Gesundheit ist ("Genie und Wahnsinn liegen nahe beieinander", "Es gibt immer jemanden, der [möglicherweise - also vielleicht sogar auf einer viel subtileren und gefährlicheren Ebene] intelligenter und somit charismatischer ist" UND "Wer ist der Tor? Der Tor selbst - oder der, der ihm folgt?")
In sofern frage ich mich also, zu was diese "Faszination ggü. den Sith-Lords" dann gut sein soll und ob nicht dann gerade eine Darstellung des "Bösen" a lá Voldemort mir lieber ist, ggü. dem man vor allem meist "Ekel" empfindet. -Wie Du selbst ja schon schriebst:
...Genau genommen ist es ja besser, wenn sie den Leser vor Augen hält wie abstoßend er ist...
Jedenfalls ich auch in diesem Zusammenhang eine Aussage GLs durch die PT - nämlich, dass das "Böse" sich nicht unbedingt immer selbst als das Böse betrachtet. Darüber hinaus gibt es auch noch eine ganze Reihe weiterer geschickter Differenzierungen, die der Darstellung des "Bösen" aus "Star Wars" tatsächlich mehr Tiefe verleihen: GL lässt Anakin z. B. aus dem Geist heraus, nicht böse zu sein, handeln und im Nachhinein verwirrt feststellen, dass er etwas getan hat, was er nicht für falsch hielt, was aber als Konsequenz aus seinem Verhalten jedoch für ihn irgendwie alles schlimmer statt besser machte. Anakin verstand viele Dinge und Zusammenhänge nicht, lies sich auch (was interessant ist) durch seine eigene emotionale Vater-Sohn-artige Bindung zu Palpatine beeinflussen (was verhinderte, dass er zumindest einen Anschein der Wahrheit hätte erfassen können) und das führte ihn letztlich in die "Zwickmühle seines eigenen Verderbens", der er mit nichts weiter begegnen vermochte, als "Trotz der Verweifelung". Am Ende blieb ihm also - aus seiner eigenen Sicht der Logik heraus - nur noch, sich für die "dunke Seite" zu entscheiden und den Namen "Darth Vader" anzunehmen. (Nicht, dass ihm vorher bewusst gewesen wäre, dass er "Vader" heißen würde, sondern Palpatine verleiht ihm diesen Namen, weil Anakin seine Entscheidung getroffen hat. Und als Anakin/Vader im Jedi-Tempel die Jünglinge abschlachtet, tut er das nicht mehr aus dem Bewusstsein heraus, nichts "böses" zu tun, sondern er weiß, was er da tut. Das Tragische daran ist, dass er durchaus nicht "böser" empfindet, als zuvor, sondern dass er sich nur dafür entschieden hat!)
Die Ansicht die dahinter steht - und die ich teile - ist die, dass man beim "Bösen" zwischen "dem sogenannten wahrhaft Bösen" und "Bösen Taten" - sprich Taten, Aktionen, Handlungen, die falsch sind und bzw. weil sie schlechte, schlimme oder schreckliche Folgen nach sich ziehen.
Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob des das "wahrhaft Böse" wirklich gibt und - falls ja - wodurch es ausgelöst wird, sich entwickelt, was es nährt usw.
In sofern ist es nicht minder schwer, das "wahrhaft Böse" HINTER dem NS-Regime zu entdecken. Manche bezeichnen - und das mit Recht - bestimmte Folgen, oder um es konkreter zu sagen die Massenmorde infolge des Handelns Nazi-Deutschlands, als das "wahrhaft Böse". Und dem ist wahrlich nur schwer zu wiedersprechen, denn die Bilder in dementsprechenden Dokumentationen lassen einen selbst zu den Schluss kommen, dass damals das "wahrhaft Böse" gewirkt hat, um als Folge das "wahrhaft Böse" zu erzeugen. -Es gibt nicht wirklich einen Superlativ, dessen Beschreibung auf das, was damals geschah und was es "hervorgebracht" hat, besser passt.
Es ist indes jedoch eher eine psychologische Fragestellung, die nach dem "wahrhaft Bösen" forscht, denn es wäre wichtig zu wissen, wovon man hier hinsichtlich indiviuell-psychischer emotionaler, seelischer oder/und geistiger Problematiken spricht bzw. was sie auslöst oder gar dann zu einem kollektiv(er)en Phänomen werden lassen kann oder könnte (Wie es vielleicht in der NS-Zeit geschah?).
und dass diese Ereignisse stets im kollektiven Bewusstsein verankert sein müssen ist ist eine Selbstverständlichkeit.
Dennoch waren mir diese offensichtlichen Parallelen zwischen der Schreckensherrschaft von Lord Voldemort und dem NS-Regime etwas zu ausgeprägt, es war einfach derartig offensichtlich, sodass die Darstellung des Bösen bei Haryy Potter für mich jegliche Faszination verloren hatte. Soll nicht heißen, dass ich finde Rowling hat das Böse schlecht dargestellt,
Ich persönlich muss gestehen, bei den meisten Geschichten dieser Art finde ich den Antagonisten interessanter, vor allem wenn sie vielschichtiger dargestellt werden. Das nahm seinen Anfang mit "Batman" von 1989 wo der zwar wirklich böse war, aber einen auch zum Lachen brachte, oder bei "The Third Man" wo Harry skrupellose Gangster gleichzeitig ein sympathischer, nett grinsender Kerl war oder eben Vader mit seineergleichlichen Bildschirmpräsenz und den problematischen Vatergefühlen.
Voldemort hingegen schien sein ganzes Leben einfach nur böse zu sein, wie ich schon enttäuscht im 6. Band festestellen musste, wo seine Vergangenheit näher beleuchtet wurde, er hatte keine Eigenschaft, die ihm auf irgendweise Tiefe verleihen würde.
Und ob es nun der Joker, Harry Lime, Darth Vader, Michael Myers oder welcher Bösewicht auch immer in entsprechenden Stories sind... Für meinen Teil habe ich mir angewöhnt, sie so an- oder hinzunehmen, wie sie dort dargestellt werden. Manche davon vielleicht interessanter sein als andere, weil man sich in ihrer Darstellung eher bemüht hat, Merkmale einzuflechten, die Rückschlüsse auf ihre Motive bzw. Motivation zulassen. Letztlich aber sind und bleiben sie als Teil unserer Wirklichkeit aber eben nur ein Spiegel dessen, was der Autor, der sie entworfen hat, weiß oder/und glaubt.
Und das ist keinem Autor vorzuwerfen - außer, man könnte einem von ihnen unterstellen oder gar beweisen, sie seihen selbst "wahrhaft böse" - so dass auch Voldemorts Darstellung durch die "Harry Potter"-Bücher mir recht ist, egal wie "tiefgründig" diese nun ist.
Denn ich glaube, das es schwer genug für einen Autor ist, mit diesem Thema verantwortungsbewusst und vernünftig umzugehen - sich selbst gegenüber, als auch den Menschen gegenüber, für die man schreibt.
Joanne K. Rowling sagte zwar mal in einem anderen Zusammenhang in einem Interview, dass man es sinngemäß keinem Leser rechtmachen könne. Was das allerdings vor dem von mir eben genannten Hintergrund auch bedeuten kann, kann man als Nicht-Autor nur schwer erfassen.
Und um das Thema "Harry Potter und Voldemort" hier abzuschließen (-Ich hatte es ja schließlich aufgebracht!): GL mag es ärgern (oder nicht), aber auch J.K. Rowlings Bücher habe ich alle gelesen - und das weniger wegen Harry Potter selbst (zu dem ich mich jetzt aber nicht näher auslasse) oder wegen Voldemort - wenn gleich ich natürlich neugierig gewesen war, wie viel man letztlich über ihn erfährt - sondern weil mir die gesamte Geschichte und die Art wie sie erzählt wurde, gefallen hat. Sie war humorvoll, einfallsreich und vor allem extrem spannend! (Und das durchaus dank GL selbst. Denn bis zum letzten Buch fragte ich mich auch, welche familiären Verbindungen JKR einem auftischen würde und ob bzw. wenn überhaupt wie sie ggf. GLs einstigen "Dunkler-Vater-Heller-Sohn"-Geniestreich lösen oder umschiffen würde.)
So, 'tschuldigung... Das war's schon. Weitermachen...