...Ich schätze Anakin vielleicht sogar intelligenter ein als andere, aber ja, ich denke auch dass er vorher fühlte, dass etwas ganz und gar nicht in seinem Umfeld stimmt. Mag sein, dass er es nicht einordnen konnte, gespürt hat er es...
Nun, ich gehe auch nicht davon aus, dass Anakin/Vader hier als völlig gefühlskalt hingestellt werden sollte.
Auch Egoismus oder gar Egozentrik basiert auf Gefühlen.
Auch habe ich es nie so gesehen, dass ihm das immer nur vorzuwerfen wäre. Das Anakin in meinen Augen von Anfang an eine recht stark eigennützige Ader mitbringt, ist IMO so aber nicht von Geburt an gewesen. Sowohl in seinem Sklavenleben auf Tattooine war eine Eigennützigkeit ebenso wichtig und gehörte zum normalen Leben und Umgang dort, wie es später in abgwandelter Form auch in seinem Leben als und unter den Jedi war. Dort war es nur eben eher mit so etwas wie "Sportsgeist" verbunden, würde ich meinen.
Über "Anakins Intelligenz" wie überhaupt über den Begriff "Intelligenz" kann man IMO herrlich streiten. Und wenn man überhaupt diesen Begriff auf ihn verwenden will, muss man eben sagen: Ja, Anakin war sicherlich intelligent, aber Obi-Wan und letztlich Palpatine waren es noch mehr - denn beide konnten ihn auf ihre Weise austricksen.
Aber was ist bzw. heißt schon "intelligent". Das Anakin dumm gewesen wäre, mit Sicherheit nicht.
IMO hat Intelligenz viel mit Bildung zu tun und mit der Art, wie die Vermittlung von Bildung auch Methoden und Arten des Denkens vermittelt. Lebensumstände und Umfeld in der Kindheit und Jugend sind auch nicht gänzlich ohne Einfluss darauf.
IMO gehört dazu wahrscheinlich auch eine gewisse genetische Prädispositionsausrichtung durch Eltern bzw. Großeltern bzw. die Art, wie sie gelebt haben. Aber das würde jetzt zuweit vom Thema wegführen.
...Anakin sagt zu Padmé auch: I'm not the Jedi I should be, was eine gewisse Selbstreflexion voraussetzt...
Richtig, aber über das Maß seiner Fähigkeiten zur Selbstreflexion lässt sich hier in diesem Zusammenhang genauso streiten.
Natürlich spürt er IMO, dass da ein Drängen und Streben in ihm ist. So blöd wäre bzw., ist er auch nicht, dass er nicht wenigstens unterscheiden kann zwischen dem, was Yoda ihm sagte oder riet und was er stattdessen aber will bzw. möchte.
Doch IMO ist ihm hier nicht klar, warum das so ist bzw. weshalb er das will oder möchte, bzw. sich erwünscht oder ersehnt.
Weshalb ich das so glaube? Wegen dem Tusken-Massaker auf Tattooine und dem Gespräch danach mit Padmé. Klar, da liegen einige Jahre dazwischen, aber auch hier zeigt er z. B., dass ihm zumindest nicht wirklich klar ist oder scheint, WESHALB er etwas falsch gemacht haben sollte.
Er weiß sozusagen nur, das es falsch war, weil man ihm das beim Jedi-Orden so unreflektiert beigebracht hat. Doch was der tiefere Sinn dessen ist, entzieht sich ihm.
Und so blieb ihm hier nichts anderes übrig, als seinen starken Gefühle von Abscheu, Wut und Hass ggü. Cleik Lars und den Tusken - und eigentlich allem, was in der Zwischenzeit auf Tattooine geschah und ihn nach seiner Rückkehr dorthin daran hinderte, sein gegebenes Versprechen einlösen zu können, recht zu geben. Nicht, weil er das wollte. Es war fast schon eher Instinkt. Mit klarem, rationalem Denken hätte er seine Gefühle vielleicht im Zaum halten können. So aber gab es irgendwann den Punkt, als er ein Ventil für dies Gefühle brauchte.
...Natürlich war Anakin sehr kompromisslos. Aber er hatte auch seine eigenen Ansichten, wie etwas laufen musste. Ich sehe da persönlich nichts verkehrtes dran...
So, wie Du es hier abstrahierst, nicht. Das stimmt.
Aber das 'aber' würde ich ändern. Ja, er war kompromissloser UND er hatte seine eigene ART, wie etwas laufen muss.
Generell ist daran tatsächlich nichts Falsches daran zu sehen, bei ihm jedoch schon.
Anakin Skywalker gehört zu jener Minderheit an "Begünstigten" in der SW-Galaxis, die von Geburt an das Potenzial mitbringen, mehr Macht als normale Lebewesen zu erlangen (jetzt mal den Punkt des "Auserwählten"-Krams außen vor gelassen!!!).
Aber er wächst als Sklavenjunge auf - also als Angehöriger der "Ohnmächtigen".
Dieses Dasein - das heißt, die Art seiner Kulturalisierung und Sozialisierung dort in dem Umfeld - sorgt dafür, dass sein Denken und auch die Art seines Fühlens in gewisse Richtungen und Bahnen vorgeformt wird, durch bestimmte Vorstellungen von Ehrgefühl und Moral in entsprechende Bahnen gelenkt wird. (Yoda: "...Zu alt der Junge ist...").
Natürlich hört er Geschichten von den Jedi - schöne, romantisierte und somit irreale und falsche Geschichten - und als sich ihm die "Möglichkeit eröffnet, ein Jedi zu werden", entscheidet er sich schließlich auch deshalb dazu, weil in seinen Träumen ein "Jedi frei ist und tun und lassen kann, was er will - weil er so mächtig ist". (Hauptsächlich entscheidet er sich aber IMO eigentlich dafür, weil das seiner Mutter gefällt, weil Shmi es begrüßt. Doch eigentlich will Anakin nur wirklich sehr ungern von ihr weg, nur weiß er es nicht einzuschätzen.)
Wenn er also später ein Jedi geworden ist, ist und bleibt er das, weil er sich so entschieden hat. Aber er dürfte es oft als "unrichtig" empfunden haben, ohne das ihm das richtig klar war. Häufig könnte er da schon immer wieder mit Situationen konfrontiert worden sein, wo er zwar wusste, was er tun musste, was richtig war, weil es ihm die Jedi beigebracht hatten, sich aber nie so ganz richtig anfühlte. Andererseits aber waren da aber auch diese viel, viel netteren Personen, wie Yoda oder der "mächtige" Mace Windu - und natürlich Obi-Wan-Kenobi, der für ihn empfindungsgemäß auch so etwas wie eine Mischung aus "großer Bruder" und "Vater, den er auch endlich als solchen anerkennen konnte" war. (Was Watto betrifft kann ich mir das jedenfalls bei dem ganz und gar nicht vorstellen!!!
)
Doch Anakins Kompromisslosigkeit und "seine Art, wie etwas laufen muss", stammt IMO eindeutig aus seiner Zeit als Sklavenjunge.
Und sie stehen aber häufig den Prinzipen bzw. dem Kodex der Jedi entgegen, welche gerade Kompromisse machen müssen oder sich in bestimmten Situationen und an bestimmten Orten den dortigen Gegebenheiten anpassen müssen und auch die "Art, wie etwas zu laufen hat", entsprechend Kompromissen unterworfen ist.
Schlichtweg - Anakins Traum von freien Leben hat sich in einen Albtraum weiterer Gefangenschaft verwandelt. Im Grunde ist er unter den Jedi und als Jedi ebenso unfrei, wie er es als Sklave war.
Doch ein gewisser (vermutlich tattooinischer) Stolz und ein gewisses Ehrempfinden wiederum - und sicher auch der Umstand, dass eben viele Personen in der Galaxis richtig finden, was die Jedi wie tun bzw. handhaben - hält ihn davor zurück bzw. hindert ihn regelrecht daran, das wenn dann früher zu erkennen.
Auch Stress, Beschäftigung usw. sind ein weiterer Faktor dafür. Mit Obi-Wan ist er ständig auf irgendwelchen Missionen, die ihm kaum Zeit zum Nachdenken lassen und dann folgen irgendwann die Klon-Kriege - die dabei noch zusätzlich sowohl eine gewisse Verrohung, aber auch Verhärtung seiner Gefühle bedeutete - und sicher vielleicht gar eine Festigung von Gefühlen, die er aber schon auch lange hatte (In TCW erscheint mit Anakin teilweise relativ "zufrieden mit sich und der Welt", ja fast schon manchmal ausgeglichen! -Aber vlt. kann auch einfach die CGI-Figur nicht so gut schauspielern, wie Haydn Christensen...
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Es ist meine Interpretation, so wie ich es sehe. Das heißt nicht, dass sie richtig ist. Zumindest hoffe ich, sie ist nicht völlig falsch...