Drei Schluchten Staudamm am Jangtse

lain schrieb:
Ich wollte eine ehrliche Antwort auf die folgenden fragen:

* was ist für dich eine legale, bzw. eine legitime Regierung eines Landes ?
* was ist für dich eint legaler, bzw. legitimer Widerstand gegen die Regierung eines Landes, insbesondere wenn diese eben nicht im Interesse des Volkes handelt ?

Da bin ich auch mal sehr gespannt, vor allen Dingen was die Unterscheidung der Beweggründe, Taten sowie Legitimationen damaliger und heutiger Revolutionäre angeht :braue

Das wäre mir jetzt neu, aber werde mich mal darüber schlau machen.

Wie ich schon erwähnt habe, sind diese zwei Opfer nicht von den Studenten gelyncht worden, sondern von aufgebrachten Bürgern.

Hier noch ein interessanter und sehr aktueller Artikel von Spiegel-Online, leider nur in Englisch.

http://service.spiegel.de/cache/international/spiegel/0,1518,423551,00.html

Gruß,
Michael
 
jedihammer schrieb:
Aber Lain kennt meine Meinung gerade zu diesem Thema sehr genau,da wir dies bereits in meheren Themen besprochen haben.
Jeder hier weiß,auch Lain,daß ich die Demonstranten des Platz des Himmlichen Friedens für gesetzlose Rebellen halte,und jeder weiß,auch lain,was ich von Wiederstandsgruppen wie der Al Quaida halte.
Ich kenn die Meinung noch nicht. Warum sind deiner Meinung nach die einen gut und die anderen böse? Vielleicht fehlt es mir auch einfach an Hintergrundwissen, aber warum sind die Motivationen der gesetzlosen Rebellen schändlicher einzustufen als die Beweggründe der Al Quaida? Nur weil die Al Quaida in ihrem Anti-Amerikanismus ähnlich denkt wie du, ein Widerwillen gegen die chinesische Regierung sich in dir aber nicht wecken lässt? Oder gibt es tatsächliche Unterschiede in Antrieb und Ausführung des Widerstands?
 
Du jedihammer kurze Frage:
Wenn die Aufständischen auf dem Platz des himmlischen Friedens gesetzlose waren...
Was sind den die Bürger der neuen Bundesländer für dich, die ebenfalls gegen ein bestehendes System auf die Strasse gegangen sind?
Und diese Aufständigen haben ihr System mit vollem erfolg zerstört, den seit dem 3.10.1990 sind wir bekanntlich wieder vereinigt...
Wenn ich deinen Standart, den du für die Chinesen nimmst, übernehme, hätten die DDR das Recht gehabt diese Demonstranten zu erschießen - oder liegt die Sache da bei dir anders?
Ich wette das du da mit einem andern Meßbecher misst - oder?
 
Clyde_ schrieb:
Du jedihammer kurze Frage:
Wenn die Aufständischen auf dem Platz des himmelischen Friedens gesetzlose waren...
Was sind den die Bürger der neuen Bundesländer für dich, die ebenfalls gegen ein bestehendes System auf die Strasse gegangen sind?
Und diese Aufständigen haben ihr System mit vollem erfolg zerstört, den seit dem 3.10.1990 sind wir bekanntlich wieder vereinigt...
Wenn ich deinen Standart, den du für die Chinesen nimmst, übernehme, hätten die DDR das Recht gehabt diese Demonstranten zu erschießen - oder liegt die Sache da bei dir anders?
Ich wette das du da mit einem andern Meßbecher misst - oder?

Wie wäre es denn mal damit wenn du den *ganzen* Thread liesst bevor due solche Fragen stellst ? Dann hättest du Jedihammers Meinung dazu ganz einfach finden können (auch wenn ich die nicht teile, aber das ist ein anderes Thema):

Jedihammer schrieb:
Habe ich auch schon sehr oft meine Sicht der Dinge erläutert.
warum muß ich mich denn immer wiederholen ?

Ich denke die Regierung der DDR wäre damals berechtigt gewesen,die Demonstrationen,die darauf abzielten,die Eigenständigkeit des Staates abzuschaffen,mit Gewalt aufzulösen.
Zum Schutz des Staates wären damals auch militärische Mittel berechtigt gewesen.
Ich sage dies jetzt völlig werturteilslos.
Ob ich dies begrüßt hätte oder nicht spielt keine Rolle.E.M. wären sie dazu berechtigt gewesen.
 
Die französische Revolution ist zum grössten Teil auch eine höchst illegale Sache gewesen und der Sturm auf die Bastille (bzw. die Besatzung zur Übergabe zu zwingen) war auch ganz und gar gesetzlos. Der Erfolg von Umsturzversuchen entscheidet letztlich wohl darüber, wie das in den Geschichtsbüchern aufgenommen wird.

Soviel ich weiss ist die französische Verfassung von 1793 die einzige in der Geschichte der Menschheit, die dem Volk ein "Recht auf Aufstand" eingeräumt hat.

Von daher muss man wohl rein rechtlich davon ausgehen, dass die Demos in der DDR ziemlich gesetzlos waren. Allerdings ist das System dank der Schwäche und Kooperation der neuen dortigen Machthaber, die schnell die Betonköpfe in Rente geschickt haben, bevor die Schlimmeres anrichten konnten ziemlich....äh....."legal" und natürlich friedlich abgewickelt worden.

Und auch in der BRD ist es nicht gestzlich so vorgesehen, dass die Bevölkerung mittels Aufstand die Staatsform und/oder Regierungsform ändert.
 
lain schrieb:
Wie wäre es denn mal damit wenn du den *ganzen* Thread liesst bevor due solche Fragen stellst ? Dann hättest du Jedihammers Meinung dazu ganz einfach finden können (auch wenn ich die nicht teile, aber das ist ein anderes Thema):

Ich habe es gelesen - aber ich will es dennoch von ihm hören.
Um es mal ganz krass zu sagen - Ich denke das er es befürwortet hätte.
Esseiden er ist wirklich so dreist und misst hier mit einem andern Becher da es um Deutschland ging .
Und darauf möchte ich eine Antwort und da werde ich mich auch nicht von abbringen lassen.
Ich stimme mit seiner Meinung im übrigen auch keineswegs überein.
Dafür ist sie mir um es nett auszudrücken zu konservativ...

Mitth'raw'nurodo schrieb:
Und auch in der BRD ist es nicht gestzlich so vorgesehen, dass die Bevölkerung mittels Aufstand die Staatsform und/oder Regierungsform ändert

Jaein - Wir haben das Recht zum Widerstand wenn man versucht unsere Grundordnung zu zerstören. Sprich wenn die NPD oder sonstwer versuchen würde unsere Demokratie zu vernichten, dürfen wir uns mit Gewalt wehren.

Der beleg dazu findest du im Grundgesetz, Artikel 20, Absatz 4...

Ich post kurz mal den ganzen Artikel...

1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Im Endeffekt kann man dieses Gesetz so auslegen das wir selbst das Recht hätten bei einer Gesetzesänderung, die diesen Artikel ändern will, das Recht haben einzuschreiten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mitth'raw'nurodo schrieb:
Die französische Revolution ist zum grössten Teil auch eine höchst illegale Sache gewesen und der Sturm auf die Bastille (bzw. die Besatzung zur Übergabe zu zwingen) war auch ganz und gar gesetzlos. Der Erfolg von Umsturzversuchen entscheidet letztlich wohl darüber, wie das in den Geschichtsbüchern aufgenommen wird.
...

Das sagt doch das Wort "Revolution" ! KEIN "Umsturz" (und wieder so ein feiner Begriff, der doch eigentlich alles sagt) wird vorher durch irgendeine Verfassung auf legale Weise eingeleitet. Jedes System und seine Machthaber wird doch erstmal den eigenen Erhalt festschreiben :rolleyes:

Wikipedia schrieb:
Eine Revolution bezeichnet in der Soziologie sowie umgangssprachlich einen radikalen und meist, jedoch nicht immer gewalttätigen sozialen Wandel (Umsturz) der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Er wird von einer organisierten, möglicherweise geheimen, Gruppierung von Neuerern getragen und findet die Unterstützung größerer Bevölkerungsteile ...

Der gute Jedihammer hat allerdings bestimmt kein Interesse, sich nochmal zu wiederholen, ansonsten bräuchte er noch einen Sekretär ;)
Allerdings könnte der Sekretär eventuell noch einige meiner offen gebliebenen Fragen beantworten helfen :p

Ich finde "Fiat iustitia, et pereat mundus" nicht mehr ganz zeitgemäss, aber für einige Leute ist es halt einfacher, sich daran zu klammern, als denn gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Ein Glück, dass es solche Leute anscheinend zum Ende der DDR hin nicht mehr wirklich geschafft haben, ihren Einfluss geltend zu machen :D

Gruß,
Michael
 
Mitth'raw'nurodo schrieb:
Und auch in der BRD ist es nicht gestzlich so vorgesehen, dass die Bevölkerung mittels Aufstand die Staatsform und/oder Regierungsform ändert.

Das stimmt so nicht ganz. Artikel 20, Absatz 4 GG:
Gegen jeden, der es unternimmt , diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutsche das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Sollte also eine Regierung die demokratische Staatsform ändern wollen hätten wir sehr wohl das Recht zum Aufstand.
 
Zitat von Mitth'raw'nurodo
Und auch in der BRD ist es nicht gestzlich so vorgesehen, dass die Bevölkerung mittels Aufstand die Staatsform und/oder Regierungsform ändert.

Jaein - Wir haben das Recht zum Widerstand wenn man versucht unsere Grundordnung zu zerstören. Sprich wenn die NPD oder sonstwer versuchen würde unsere Demokratie zu vernichten, dürfen wir uns mit Gewalt wehren.

Der beleg dazu findest du im Grundgesetz, Artikel 20, Absatz 4...

Ich post kurz mal den ganzen Artikel...

1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Im Endeffekt kann man dieses Gesetz so auslegen das wir selbst das Recht hätten bei einer Gesetzesänderung, die diesen Artikel ändern will, das Recht haben einzuschreiten...

--> wie Artikel 20 Absatz 4 sagt haben alle deutschen das Recht Wiederstand zu leisten, wenn jemand versucht diese Ordnung zu beseitigen. die deutschen haben kein Recht selbst durch Aufstand, Revolution ...... die oben genannte Ordnung zu ändern, beseitigen ...

von daher ist Mitth'raw'nurodos Aussage vollkommen korrekt, dass in der BRD es nicht gestzlich so vorgesehen ist, dass die Bevölkerung mittels Aufstand die Staatsform und/oder Regierungsform ändert.
 
lain schrieb:
Das stimmt so nicht ganz. Artikel 20, Absatz 4 GG:
Gegen jeden, der es unternimmt , diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutsche das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Sollte also eine Regierung die demokratische Staatsform ändern wollen hätten wir sehr wohl das Recht zum Aufstand.

Tjo, aber das setzt voraus, dass eine Regierung dort erstmal hinkommt. Und wie soll das in unserem System passieren ?

Kann mal jemand einen Kommentar zum GG auftreiben, und da rauskopieren, was zu diesem Artikel gesagt wird ? Dann sollten die letzten Zweifel beseitigt sein. Danke !

Gruß,
Michael
 
Ich denke mal, dass die Väter des GGs davon ausgingen, dass die jetzige "freiheitlich-demokratische Grundordnung" niemals angetastet werden soll. Es ist doch auch ein wesentlicher Zug des Staatswesens, dass der Status Quo aufrechterhalten werden soll. Innerhalb des gesetzlich dafür vorgesehen Rahmens kann der Bürger versuchen Dinge zu modifizieren, aber keine grundsätzlichen Veränderungen des Systems vornehmen. Und ein Aufstand oder eine Revolution, um das bestehende System zu verändern wird wohl nirgendwo durch den gesetzlichen Rahmen abgedeckt, egal, ob es sich um deine Demokratie, oder eine Diktatur handelt.

"Widerstand" ist lediglich erlaubt, gegen diejenigen, die Ihrerseits versuchen die freiheitlich-demokratische Grundordnung abzuschaffen und sich damit schon selber ausserhalb des Gesetzes gestellt haben. In dem Fall ist der Aufstand Notwehr, aber auch nur um wieder den Status Quo (freiheitl. demokr. Grunbdordnung) aufrechtzuerhalten.
 
CaptainTypho schrieb:
Tjo, aber das setzt voraus, dass eine Regierung dort erstmal hinkommt. Und wie soll das in unserem System passieren ?

Kann mal jemand einen Kommentar zum GG auftreiben, und da rauskopieren, was zu diesem Artikel gesagt wird ? Dann sollten die letzten Zweifel beseitigt sein. Danke !

Gruß,
Michael

Och das ist einfach... nehmen wir die NPD als beispiel.
Das unsere freundlichen Herren von der NPD alles andere als Tolerant und Demokratisch sind ist bekannt.
Ihr Vorsitzender hat vor einiger Zeit gesagt "Das System der BRD muss abgewickelt werden"
Oder übersetzt: Wir wollen keine BundesRepublik, wir wollen ein neues Reich, ohne Demokratie"
Die Auslegung der Menschenrechte (auf der Seite der NPD nachzulesen, unter dem "politischen Lexikon") unter einer NPD-Regierung wär überflüssig - sie würden aus dem Gesetz gestrichen, genauso wie die Meinungsfreiheit und die Demokratie...
Und genau in dem Moment dürften wir lt. GG Artikel 20 Absatz 4 gegen diese Regierung rebellieren um unsere Grundordnung wieder herzustellen
 
Clyde_ schrieb:
...
Die Auslegung der Menschenrechte (auf der Seite der NPD nachzulesen, unter dem "politischen Lexikon") unter einer NPD-Regierung wär überflüssig - sie würden aus dem Gesetz gestrichen, genauso wie die Meinungsfreiheit und die Demokratie...
Und genau in dem Moment dürften wir lt. GG Artikel 20 Absatz 4 gegen diese Regierung rebellieren um unsere Grundordnung wieder herzustellen

Stimmt, als Beispiel auffallend passend.

Ich denke, man kann an den ständigen genehmigten (!) Gegendemonstrationen und deren Teilnehmerzahlen sehen, dass unsere Mitbürger das ebenso sehen, auch wenn die meisten bestimmt den Artikel mit Absatz garnicht kennen.

Allerdings sind die Voraussetzungen IMO sehr schlecht, dass die NPD tatsächlich wieder an die Regierung kommt. Auch wenn es vor einigen Jahren stark nach Rechtsruck ausgesehen hat, zumindest in den Neuen Bundesländern, und es tatsächlich zu einem Einzug in einen Landtag gekommen ist, die Gegenwart sieht momentan anders aus. Und mit seinen Aussagen (ich sehe noch das Bild von diesem Kerl mit seinen hochgekrempelten Hemdsärmeln in seinem geschmacklos eingerichteten Büro vor, wie er sich energetisch nach Vorne zur Kamera hin beugt, und diese Aussage tätigt) hat er sich ja mehr als ein Eigentor geschossen. Aber die Jungs sind ja auch nicht doof, und wissen, dass sie auf der Beobachtungsliste des Verfassungsschutzes steht.

Ich wundere mich seit langem, warum noch nichts drastischeres zum Verbot dieser "Partei" getan wurde. Aber das weiss nur der weise Rat der Richter am BVerfG ;)

Ich glaube nicht, dass man dieses "Problem" auf sich beruhen lassen und abwarten sollte, was passiert, aber man kann IMO schon davon ausgehen, dass, wenn man als deutscher Staatsbürger seine Rechte und Pflichten wahrnimmt, automatisch etwas gegen eine Renaissance der Rechten tun kann. Aber das ist eigentlich Thema für einen anderen Thread :D

Was den Kommentar zum Grundgesetz angeht, einen guten Verfassungsrechtler würde ich schon gerne zu so einem Thema zu Rate ziehen :D Na, ich werde dann am WE mal in der Bibliothek stöbern, vielleicht finde ich was.

Gruß,
Michael
 
Neuigkeiten im Falle FU Xiancai, auch wenn sie schon ein paar Tage alt sind :
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5755210_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html
www.tagesschau.de schrieb:
Chinesische Polizei legt Bericht vor
"Laut den Ermittlungen ist mein Vater hingefallen"

Am 8. Juni wurde der chinesische Staudammkritiker Fu Xiancai nach einem Interview mit der ARD brutal zusammengeschlagen und liegt seitdem gelähmt im Krankenhaus. Jetzt hat die chinesische Polizei ihren Ermittlungsbericht zu dem Fall vorgelegt. Danach ist Fu einfach nur hingefallen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights in China (HRIC) äußerte Zweifel an der Untersuchung. Auch die Bundesregierung teilte mit, man betrachte den Fall weiterhin als "wichtiges Anliegen", das aufgeklärt werden müsse.

Von Petra Aldenrath, ARD-Hörfunkstudio Peking

Chinesischer Umweltaktivist, Fu Xiancai Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Der chinesische Umweltaktivist Fu Xiancai]
"Es gibt keine Beweise, dass die Verletzungen von außen zugefügt wurden - deshalb liegt kein Ermittlungsfall vor." So lautet das Ergebnis des Berichtes der lokalen Polizeibehörde von Ziugui, die zuständig ist für den Fall Fu Xiancai. Gestern, kurz bevor der Ermittlungsbericht übergeben wurde, wurden sowohl alle Familienangehörigen als auch der im Krankenhaus liegende Fu noch einzeln verhört, erzählt der Sohn des niedergeschlagenen Aktivisten: "Das Krankenhaus sagte uns, dass die Polizei kam und fragte, ob mein Vater in der Lage sei zu sprechen. Als die Ärzte das bejahten, gingen sie in sein Zimmer und sagten, sie müssen ihrer Arbeit nachgehen. Die Ärzte ließen sie durch. Mein Vater sagte mir, dass sie ihn mehr als drei Stunden verhört hätten. Mein Vater war sehr sauer und verfluchte sie."
Staudamm-Kritiker war den Behörden Dorn im Auge

Am 8. Juni war der chinesische Umweltaktivist und Staudammkritiker Fu so brutal niedergeschlagen worden, dass er seitdem gelähmt im Krankenhaus liegt. Kurz davor hatte Fu Xiancai dem Fernsehteam der ARD ein Interview gegeben. Fu war den Behörden wegen seiner anhaltenden Kritik am Drei-Schluchten-Staudamm schon lange ein Dorn im Auge. Laut damaligen Angaben der Ärzte wurde Fu von hinten niedergeschlagen. Doch die Ermittlungsergebnissen der Polizei gehen nun von etwas anderem aus, so Sohn Fu Bing: "Nach den Ermittlungen lautet das Ergebnis, dass mein Vater hingefallen ist."

Wie es bei dem angeblichen Sturz dazu kam, dass ein schwerer Gegenstand Fus Hals- und Rückenwirbel verletzte, wurde nicht gesagt. Theoretisch kann die Familie Fus Einspruch gegen das Ermittlungsergebnis erheben, so Sohn Fu Bing: "Sie haben uns gesagt, dass wir Einspruch erheben können, aber mein Vater sagte mir, dass man ihm gesagt hätte, es besser nicht zu tun."

Fu Xiancai kann mittlerweile seine Arme etwas bewegen und täglich eine halbe Stunde sitzen. Ernährt wird er flüssig. Dass er sein Leben lang an den Rollstuhl gefesselt sein wird, gilt als wahrscheinlich. Gerechtigkeit und Aufklärung wird Fu Xiancai wohl nicht erfahren.

Was soll man dazu sagen ?

Hier noch ein weiterer Artikel aus der Faz, für die, die es interessiert.

http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457...159F914FD3FD31A3EB~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Gruß,
Michael
 
Nur mal eine ganz werturteilslose Frage :

Wer von alldenen,die den Bericht der Polizei nicht glauben war dabei,um es mit Sicherheit auszuschliessen,daß es nicht so war ?

Oder gilt für chinesische Polizisten der im Westen achso wertvolle Grundsatz nicht,der da lautet "Unschuldig,bis die Sculd bewiesen ist" ?


Lese ich nicht immer etwas von der Unschuldsvermutung ?

Wer war Zeuge,als es passiert ist,und kann mit letzter Gewissheit sagen,was passiert ist ?
 
Natürlich weiß es niemand. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Bauer hingefallen ist. An so viel Zufall glaube ich nicht. Ob nun die Polizei, einfache Verbrecher oder von der Verwaltung angestachelte Schläger waren, kann ebenfalls niemand sagen. Es sieht aber alles nach einer Racheaktion aus, die durch nichts zu rechtfertien ist. Denn Fu war kein "Umweltaktivist" wie es in dem Bericht dargestellt wird, sondern wollte einfach eine höhere Entschädigung.
 
Nach den Erfahrungen mit Polizisten (und ganz generell der Staatsmacht) in autoritären Diktaturen in den letzten 50 Jahren würde ich gerade bei einer so extrem unwahrscheinlichen Erklärung im Zweifelsfall eher gegen die Darstellung der Polizei stimmen.

Unschuldvermutung für die Polisten schön und gut, aber gerade in China kann man unabhängige Ermittlungen und Verfahren wahrlich nicht voraussetzen !
 
Jedihammer schrieb:
Nur mal eine ganz werturteilslose Frage :

Wer von alldenen,die den Bericht der Polizei nicht glauben war dabei,um es mit Sicherheit auszuschliessen,daß es nicht so war ?

...

Ganz werturteilslos gefragt :

Gibt es tatsächlich die Sonne und den Mond ? Oder irgendetwas ausserhalb Frankfurts ? Bist Du sicher, dass Du nicht Teil eines einzigen, riesigen Experiments bist, welches eine Wirklichkeit nur vorgaukelt ?

Muss man jedes Naturgesetz selber beweisen, um es definitiv und eindeutig glauben zu können ?

Die so oft geforderte wertfreie Betrachtung mag ja schön und gut sein, aber ist nicht und nie und nimmer möglich. Sobald wir hier über ein Thema sprechen, das auch nur annähernd mit Politik oder Religion/Glaubensfragen zu tun hat (sei es Militärgeschichte, oder der gute alte Selbstmordthread oder das jetzige Thema), geht es automatisch um Werte. Deswegen werden die Debatten sehr oft sehr hitzig geführt.

Bei der Geschichte mit Bauer Fu werden einige meine persönlichen Werte stark erschüttert, nämlich der Glaube an Gerechtigkeit und Freiheit. Die Vorstellung, in Bauer Fu´s Haut zu stecken, und die Ohnmacht erleben zu müssen, nichts gegen seine Situation machen zu können, finde ich unerträglich. Mir ist ja schon der Kadavergehorsam gegenüber Behörden zuwider, den viele Leute im täglichen Leben an den Tag legen. Nicht, dass ich meinen Pflichten als Staatsbürger nicht nachkommen würde, ich zahle brav meine Steuern, halte das Tempolimit so gut es geht ein etc. pp.
Aber wenn mir oder jemandem in meinem Umfeld eine Ungerechtigkeit widerfahren sollte, dann weiss ich mich zu wehren und nehme auch meine Rechte in Anspruch.

Gandalf der Weiße schrieb:
Natürlich weiß es niemand.

Niemand, ausser den Beteiligten.

Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Bauer hingefallen ist. An so viel Zufall glaube ich nicht. Ob nun die Polizei, einfache Verbrecher oder von der Verwaltung angestachelte Schläger waren, kann ebenfalls niemand sagen. Es sieht aber alles nach einer Racheaktion aus, die durch nichts zu rechtfertien ist.

Wir können nur Vermutungen anstellen, die auf vergangenen Geschehnissen fussen. Der gesunde Menschenverstand sagt einem eben, daß die Wahrscheinlichkeit (!) sehr hoch ist, dass in Fu´s Geschichte zumindest eine sehr grosse Portion an Wahrheit steckt.

Denn Fu war kein "Umweltaktivist" wie es in dem Bericht dargestellt wird, sondern wollte einfach eine höhere Entschädigung.

Check bitte mal die weiter vorne im Thread zu findenden Links zu verschiedenen Artikeln, die sich mit Bauer Fu beschäftigen, dort findet sich mehr zu Fu´s Geschichte. Bei der Errichtung des Staudammes kam es schon zu mehr als einer Ökokatastrophe, wie das berühmte Krebsdorf, in dem eine Vielzahl der Bewohner an Krebs erkrankt ist, da Gifte ins Grundwasser gelangt waren. Und Umweltaktivismus kann auch dem Erhalt der eigenen Existenz dienen, sei es auch nur zur Aufrechterhaltung der Einkommensgrundlage wie bei Fischern.

Iain schrieb:
Nach den Erfahrungen mit Polizisten (und ganz generell der Staatsmacht) in autoritären Diktaturen in den letzten 50 Jahren würde ich gerade bei einer so extrem unwahrscheinlichen Erklärung im Zweifelsfall eher gegen die Darstellung der Polizei stimmen.

Unschuldvermutung für die Polisten schön und gut, aber gerade in China kann man unabhängige Ermittlungen und Verfahren wahrlich nicht voraussetzen !

Kann man das wirklich so stehen lassen? Oder sind wir da nur wieder der westlichen Propaganda und der amerikanischen Hetzpolitik erlegen ? Sind wir wirklich alle schon so stark manipuliert worden was unsere Weltsicht angeht, dass wir alle Regierungen, die nicht westliche Massstäbe an den Umgang mit ihren Bürgern legen, über einen Kamm scheren, ohne einen Funken Zweifel zu haben ?

Ich sage, ja und nein. Ja, wir können die Regierungen über einen Kamm scheren, und uns sehr wohl aus der Vielzahl der Berichte eine Meinung bilden. Wenn dem nicht so wäre, dann wäre erst recht jedwedes Geschichtsstudium nicht möglich.

Und nein, wir sind noch nicht komplett manipulierbar, da es mittlerweile für einen Bürger mit wachem Geist und Verstand und der Bereitschaft zur kritischen Betrachtung seiner Umwelt leichter ist als früher, mehr als eine Quelle zur Meinungsbildung heranzuziehen und sich ein Bild zu machen.

Gruß,
Michael
 
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