- Dubrillion - Provinz Santa - Agustins Landsitz/Unterschlupf - Vor der Schlucht stehend - Agustin Prada, Darth Zion, Agatosh, Tokio, Sera, Auxillius, Sonea -
Es überraschte Agustin nun doch etwas, als Sera in ihrem Suff begann, über ihn, Darth Zion und die großen Ambitionen der beiden Alphatiere her zuziehen. Aus welchem Loch sie auch immer gekrochen kam - und in diesem Fall wusste Agustin, was das bedeutet, schließlich stammte er selbst aus den wohl fürchterlichsten Slums Bastions -, sie hatte keinerlei Gefühl dafür, wann und vor allem wem gegenüber es sich geziemte, sich wenigstens halbwegs zu benehmen und einfach den Mund zu halten. Selbst in der üblen Gegend, aus der Agustin stammte, war es nicht unüblich, ein solches Gespür zu entwickeln. Wenn sich zwei Parteien gegenüberstanden und die Anführer besagter Parteien einen Pakt besiegelten, so hatten deren Untergebene gefälligst totenstill zu sein. Auch Agatatosh verletzte dieses Gebot, indem er auf die Provokation dieser Bauerngöre herein fiel und seine sonst so beherrschte und kalte Haltung verlor, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Den schier endlos wirkenden Moment der peinlich bedrückten Stille über hatte der Schlächter von Dubrillion der jungen Frau direkt in die Augen gesehen. Noch an diesem Tag hat er ihr das Leben geschenkt und das war verdammt nochmal eine gewaltige Ausnahme. Ein Geschenk für Darth Zion, der offenbar irgendetwas in ihr sah, genauso wie der Verwalter. Er wusste nicht, was es war und würde eine Weile benötigen, um darauf zu kommen. Doch so frech und unangebracht ihre Äußerungen waren, so gelang es dieser ungebildeten Göre tatsächlich, hinter die Fassaden der imperialen Politik zu blicken. Agustin wusste nicht, ob es irgendeiner ihrer niederträchtigen Genossen bei den Terroristen war, der ihr diesen Gedanken eingepflanzt hatte oder ob sie selbst die nötige Intelligenz dazu aufbrachte, jedoch wusste er ganz genau, dass Darth Zion ein gewisses Risiko einging, solch eine aufmüpfige und unmündige Person an seiner Seite zu haben. Und dass sie sich eine solche Schwachstelle keineswegs leisten konnten. Nicht angesichts des hohen Einsatzes, mit dem sie spielten. Es lag nun am Sith, eine angemessene Bestrafung zu wählen und Sera zu einer brauchbaren Verbündeten zu erziehen, doch dieses Verhalten durchgehen zu lassen stand außerhalb jeglicher Vernunft. Genauso wie er hohe Anforderungen an seine Untergebenen richtete, tat Agustin dies auch bei seinen Verbündeten, vor allem wenn es um Sicherheitsrisiken ging. Darth Zion musste das geradebügeln und die junge Frau schnell und effizient zu irgendetwas formen. Anderenfalls würde der Adjutant darauf bestehen, sie nicht zuletzt aufgrund ihrer gefährlichen Informationen über den Aufstand Süddubrillions zu beseitigen. Nach all den Jahrzehnten des Kampfes voller Gefahren sah es der Schlächter von Dubrillion nämlich nicht ein, seine Karriere von einem ungezogenen Kind wie Sera ruinieren zu lassen.
Kurz blickte er hinüber zu Zion, der vor Wut zu kochen schien und sie mit seinen toxisch leuchtenden Augen fixierte. Dann erhoben sich seine beiden Begleiter, die Sera mit eisernen Mienen ohne jeden Sinn für Humor wegschafften. Zumindest jetzt verstand die Rebellin sich ohne auch nur ein einziges Widerwort zu fügen und genau diese Tatsache rettete ihr womöglich das Leben vor dem Zorn Darth Zions. Bedauerlicherweise stellte dieser Zwischenfall auch gleichzeitig das Ende ihres gemeinsamen Abends dar und in diesem Fall offenbarte Darth Zion schon zum ersten Mal eine gewisse Schwäche. Irgendwie erinnerte Agustin das ganze teilweise an Lord Saphenus, der wie ein verschrecktes Tier von Fondor geflüchtet ist und damals schon genau zeigte, worauf man sich im Pakt mit den Sith einließ. Unberechenbare und impulsive Verhaltensmuster.
"Wie bedauerlich"
Gab sich der Verwalter in einem Tonfall, der nicht wirklich offenbarte, ob das Ende des Treffens ihn tatsächlich enttäuschte oder viel eher langweilte. Fakt war jedoch, dass sie noch ein paar wichtige Dinge zu besprechen gehabt hätten, was an diesem Abend nun nicht mehr möglich war, wodurch die Euphorie, die ihr Pakt beim Verwalter entfacht hatte, schon nach nicht einmal zehn Minuten zu federn begann. Nun erhob sich auch Agustin und erwartete eigentlich, dass Darth Zion ihn nun nach einem letzten Händedruck auf der Stelle verlassen würde. Doch eine Sache brannte ihm noch auf der Seele. Und diese hatte es in sich. Als ihm Zion nach seiner Verabschiedung die Hand reichte, zögerte der kaltblütige Bastioner für einen Augenblick und sah dem Sith mit einem kalten Blick direkt in die Augen.
"Ich verstehe, was Sie meinen, Lord Zion. Und worauf sie vermutlich hinauswollen."
Sein Blick fiel auf den Berg von einem Chiss, einen seiner wertvollsten Soldaten im Kampf um seine Existenz. Und noch ehe er sich den Kopf darüber zerbrechen und dazu kam, das für und wider abzuwägen, nickte Agustin nur kalt.
"Das sind Neuigkeiten, die mich durchaus überraschen. Wenn es unserer Sache dient, dann nehmen Sie sich seiner an und bilden Sie ihn aus. Es wäre töricht und könnte sich eines Tages bitter auszahlen, wenn ich sein Potential ignorieren und auf Dubrillion behalten würde."
Der Chiss schien zu verstehen, worum es ging und mit seinen emotionslosen roten Augen sah er Agustin stumm an. Keine Regung, keine Widerworte. Vor allem jetzt verstand der Verwalter, wie kostbar die Loyalität dieser ausgebildeten Bestie eigentlich war. Sein gesamtes Leben über wurde er wie ein Tier gehalten und gequält. Erst an der Seite des Schlächters von Dubrillion hatte er gelernt was es bedeutete, einen Wert zu haben und eine Zugehörigkeit zu besitzen. Auf gewisse Weise geschätzt und respektiert zu werden. Und doch zeigte er in diesem Moment keinerlei Regung und keinerlei Emotion, als Agustin sich dazu entschied, ihn dem düsteren wie mächtigen Darth Zion zu übergeben.
Ein letztes Mal trat der Schlächter vor den Chiss und legte seine Hand auf dessen Schulter.
"Ch'tra bah etah. Csesin Zion csarcican't en'rcsoah vah ch'at ipah veo ttan'o tucan'sant. Tah csarcican't en'rcsoah vah to vum bah to ch'ittoco k'tin'v. Vim bitbo sea bah neo ch'iticev csarcican't csehn Agatosh, to Avadich barci. (Gehe mit ihnen. Darth Zion wird dich lehren, dein volles Potential zu entfalten. Er wird dich des Pfades der dunklen Seite lehren. Und schon bald werden all unsere Feinde Agatosh fürchten, die Bestie von Avidich.)"
Er sah dem Nichtmensch tief in dessen regungslose Augen und vernahm zufrieden, wie Agatosh nur stumm nickte. Dann reichte er seinem Schützling die Hand, die dieser zwar fest aber gleichzeitig auch vorsichtig ergriff.
"Veb vah bitbo k'et (Wir werden uns bald schon wiedersehen)."
Hiermit war die Sache für den Verwalter erledigt. Für seinen geplanten Schachzug gegen Moff Klaasen würde er fürs erste auf die Hilfe seines besten Soldaten verzichten müssen. Es war ein Dämpfer für seine Stimmung zusätzlich zum abrupten Ende des Abends. Agustin trat zur Seite, um Tokio Abschied von ihrem großen Bruder nehmen zu lassen. Sie umarmte ihn ein letztes Mal und gab ihm ein paar letzte Worte mit auf dem Weg und ebenso wendete sich der Bastioner jetzt wieder Darth Zion zu.
"Für die nicht allerwichtigsten Unterredungen werden wir am Besten einen durch ein Blockchiffre gesicherten Kommunikationskanal nutzen. Für alles, was darüber hinausgeht, werden wir Mittelsmänner einsetzen, wie von Ihnen bereits vorgeschlagen. Sie werden sicherlich verstehen, dass das plötzliche Ende dieses Abends nicht sonderlich dienlich hinsichtlich meiner Ihnen gegenüber garantierten Hilfe ist. Mir fehlen noch ein paar Informationen, die ich zeitnah benötige, weshalb ich Ihnen schon sehr bald einen Freund nach Bastion schicken werde. Bis dahin bedanke ich mich für Ihre großartigen Dienste für den Mytho Sektor, Lord Zion. Und wünsche ein gutes Gelingen bei Ihren künftigen Unternehmungen."
Die beiden Männer schlugen ein und gemeinsam mit Agatosh verschwand die Gruppe. Wenig später hörte der Verwalter das Tosen der Antriebe und sah dabei zu, wie die Sternjäger gen Horizont schossen. Ohne große Umschweife richtete er sich an Tokio.
"Ich möchte, dass auch Du Dubrillion verlässt. Mit dem heutigen Abend habe ich dem Moff endgültig und unwiderruflich den Krieg erklärt und es wird nicht lange dauern, bis ebendieser Krieg hier ausbricht. Er ist ein ebenbürtiger Rivale und ich muss darauf vorbereitet sein, im Falle einer Niederlage das Imperium zu verlassen. Du weißt, dass dies ohne die Aufbringung von gewissen Opfern nicht möglich sein würde und ich werde nicht zulassen, dass Du zu diesen Opfern gehörst."
Es waren äußerst ernste und ehrliche Worte, die Agustin hier sprach und dementsprechend besorgt schüttelte die junge Attentäterin den Kopf. Gemeinsam mit Major Letista hatte er dieses Szenario bereits einige Male vor der versammelten Einheit durchgesprochen. Falls Agustin überführt werden und ihm eine Anklage vor dem imperialen Gericht drohen sollte, so würde sich die Einheit mit einem selbstzerstörerischen Elan daran machen, ihm den Weg für eine Flucht zu ebnen. Diese Elitesoldaten waren die einzigen Männer, die seine Existenz in solch einem Szenario bewahren und ihre Sache am Leben erhalten konnten.
"Nein, nein...ich verstehe nicht. Was ist damit, bis zum letzten Atemzug für Sie zu kämpfen, Boss? Und wie könnte ich die Einheit verraten...ich kann nicht. Es tut mir Leid."
Etwas eindringlicher und bestimmter legte der Schlächter von Dubrillion seine Hand auf die Wange der attraktiven jungen Frau. Er wusste selbst nicht was es war, doch irgendetwas in ihm sträubte sich zutiefst dagegen, Tokio solch einer Gefahr auszuliefern oder sie gar zu opfern. Er war sich nämlich dessen bewusst, dass jeder in der Einheit im Notfall sein eigenes Leben für das des Verwalters riskieren würde. Tokio war eine solch leidenschaftliche und loyale Frau, dass sie die erste sein würde, die sich dann in den Hagel aus Blastersalven wirft. Sie war mehr Mann als die meisten Männer, denen Agustin in seinem Leben begegnet ist und trotz seiner Taten und der Schwere dieser war er in gewisser Weise auf das Wohl der Leute bedacht, die ihm etwas bedeuteten. Denn davon gab es beileibe nicht viele.
"Du verrätst niemanden, da der Befehl direkt von ganz oben kommt und zwar von mir. Außerdem habe ich Dich nicht gefragt, ob du das tun kannst, sondern ich habe es Dir befohlen. Nutze unsere üblichen Sicherheitsmaßnahmen und reise nach Dubrillion Heart. In einer bestimmten verlassenen Industriehalle am Stadtrand wird dich dort dann jemand abholen. Mach dir keine Sorgen, es ist für alles gesorgt. Du wirst genug Geld haben und dich auf in irgendeinem abgelegenen Paradies außerhalb des Imperiums den ganzen lieben Tag lang sonnen können. Und wenn die Zeit reif und der Krieg hier gewonnen ist, kommst du zurück an meine Seite. Sei gefälligst vorsichtig und warte auf meine Nachricht. Ich habe dich vor sechs Jahren aus diesem verrotteten Rattenloch befreit, das sich Waisenhaus schimpfte. Du bist wie eine eigene Tochter für mich. Dir gegenüber fühle ich mich verantwortlich und dein Leben liegt mir am Herzen. Hast du verstanden?"
Er sah, wie ihr eine einsame Träne die Wange hinunter glitt und wischte sie mit einer kurzen Berührung aus ihrem Gesicht. Dann fiel sie ihm um den Hals und in diesem Moment konnte Agustin nicht anders, als die Umarmung seines Ziehkindes zu erwidern. Doch innerlich fühlte er sich nur umso leerer und kälter. Denn alles, was ihn nach dieser Unterredung noch interessierte, war die Jagd auf Moff Klaasen und seine Heeresschar aus treuen Gefolgsleuten. Sich während dieser Jagd nicht mehr um das Wohl seiner beiden 'Ziehkinder' sorgen zu müssen, kam ihm eigentlich sogar ganz gelegen, auch wenn ihre Fertigkeiten ungemein wertvoll waren. Jetzt konnte er handeln, wie er wollte, ohne dabei Rücksicht auf irgendetwas oder irgendjemanden zu nehmen. Und das laute Piepsen seines Comlinks kündigte eine Schrecksnsachricht an, die ihm hierbei noch mehr als behilflich sein sollte...
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