[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Cris, Selby, Duros, Trassk
Es erwies sich als besonders schwierig, den heißen Reptilienatem, getränkt mit dem Geruch frisch vergossenen Blutes, zu ignorieren, der wieder und wieder auf Cris’ Nacken einprasselte, während der Trandoshaner Trassk ihn hinter Akemi, Selby und dem Duros her trieb. Kein Passant schien Anstoß an der Bestie oder dem bewaffneten Nichtmenschen zu nehmen, eine Beobachtung, die perfekt mit der Tatsache korrespondierte, dass Cris in diesem Teil der Orbitalstation noch keine Sicherheitskräfte gesehen hatte. Selby schien indes Cris’ misstrauische Blicke bemerkt zu haben oder schlicht der Ansicht zu sein, seine Stimme lange genug verstummt haben zu lassen.
„Wie zweifelsohne bemerken, verfügt unser Auftraggeber hier über einigen Einfluss... die meisten Duro-Beamten schert es wenig, solange die hübschen Ergänzungen zu ihrem kümmerlichen Sold ohne Verspätung eintreffen...“
Der Duros verursachte eine Reihe von Geräuschen, die bei seiner Spezies wohl als höhnisches Lachen durchgingen.
„Selbstverständlich...“, fuhr Selby seufzend fort, „Gibt es ab und an tatsächlich kleine Fische, denen ihre Ideale wichtiger sind als ein erklecklicher Batzen Geld. Aber na ja... Trassk muss schließlich in Übung bleiben.“
Hinter Cris stieß der Trandoshaner ein triumphierendes Zischen aus, begleitet von einer betäubenden Welle Todesgestank.
„Wie auch immer, bald werden Sie...“
Plötzlich geschahen mehrere Dinge auf einmal. Das wohl vorerst bemerkenswerteste war, dass der eisenharte Griff Trassks sich lockerte und der Trandoshaner alarmiert knurrend herumfuhr, nachdem er dem vollkommen perplexen Cris einen kleinen Stoß versetzt hatte. Kurz darauf durchschnitten mehrere Blasterblitze die Luft und streckten den Duros nieder, dessen Reaktionsvermögen offenbar dem des Trandoshaners unterlegen war. Der Nichtmensch keuchte ein letztes Mal, dann sackte er an der Wand zusammen. Selby hatte indes umgehend seinen linken Arm um Akemi geschlungen, sodass die junge Agentin nunmehr unfreiwillig als menschliches Schutzschild diente. In der Hand des Verbrechers blitzte die Mündung von Cris’ Blasterpistole auf, als er das Feuer erwiderte.
Endlich erkannte der ehemalige Sturmtruppler unter den panisch flüchtenden Passanten die Urheber der plötzlichen Schüsse. Mehrere Duros – ebenso unauffällig gekleidet wie ihr leblos am Boden liegender Artgenosse – rückten weiter vor, ihre Schüsse auf Trassk konzentrierend. Der Trandoshaner heulte vor Wut und sich unsicher, ob er sich auf Cris oder Duros stürzen sollte, doch dann war das konzentrierte Dauerfeuer zuviel für seine schuppige Haut. Erstickt knurrend sackte der monströse Nichtmensch zusammen.
Schwer atmend blickte Cris sich um, vom Stoß des Trandoshaners immer noch halb betäubt an der Wand lehnend. Da war der tote Duros, die schwelende Leiche Trassks, da waren seine vorrückenden Retter und... nichts. Die Erkenntnis traf den Lieutenant wie physischer Schmerz. Selby war mit Akemi verschwunden.
[Duros, Orbitalstation 234, Korridor]- Cris, Duros
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[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Selby
Barad Selby war kein Anfänger. Kein Anfänger schaffte es, zur rechten Hand eines unter der Nase staatlicher Sicherheitsbehörden operierenden Waffenhändlers zu werden. Er erkannte eine verlorene Situation, wenn er eine sah, und diese Situation war verloren gewesen, kaum dass Plouvo, sein Duros-Leibwächter, zu Boden gesunken war. Also war es mehr als richtig gewesen, das Feuer sporadisch zu erwidern, sich die Kleine zu schnappen und in einem der Gänge von Orbital 234 zu verschwinden, die er wie seine Westentasche kannte. Besser ein kleiner Verlust, als ein großer. Nun musste er sich allerdings den Kopf zerbrechen, wer diese Leute waren, die es gewagt hatten, einen Vertrauten Mad’Ines unprovoziert anzugreifen und ihm seine Beute streitig zu machen. Ein neuer Rivale? Ein übereifriger Trupp Duro-Polizisten? Oder gar Freunde dieses seltsamen Geheimdienstoffiziers, für den das kleine Mädchen bereit gewesen war, ihr Leben unter Selbys zweifelhafte Gnade zu stellen?
“Vorwärts...“, knurrte er das junge Ding an und verlieh seiner Aufforderung mit der kühlen Mündung des erworbenen Blasters den nötigen Nachdruck. Welch feine Ironie, dass es ausgerechnet die Waffe ihres Begleiters war, mit der sie nunmehr in Schach gehalten wurde... zumindest aus Selbys waffengeprägter Perspektive.
“Wenn du glaubst, dass ihr gewonnen habt, bist du auf dem falschen Frachter...“, informierte er sie. “Dieser Kerl wird dir auch in Freiheit nicht viel nützen. Nicht, wenn ich dich erst ins Hauptquartier gebracht habe...“
Ein überhebliches Lachen, welches indes kürzer anhielt, als Selby es sich erhofft hätte. Er musste das Hauptquartier erst einmal erreichen... und das war ein langer Weg, zumindest über die Umwege, die er nun zu nehmen hatte...
[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Selby
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[Duros, Orbitalstation 234, Korridor]- Cris, Duros
Cris registrierte kaum, wie einer seiner Erretter die Platzwunde über seinem Auge desinfizierte und mit einer kühlen Paste überstrich. Eigentlich merkte er gar nichts mehr. In gewisser Weise hatte die Situation sich dramatisch verschlechtert – Akemi war verschwunden und er hatte nichts dagegen getan...
„Lieutenant? Geht es Ihnen gut?“
“Wer sind Sie?“, murmelte Cris, doch im Grunde interessierte es ihn nicht.
„Officer Yleb Navo, Duro-Sicherheitskräfte, Sir. Wir wurden abgestellt, um ihrem Colonel zu helfen...“
“Offiziell?“
„Nein, offiziell überwache ich die Einhaltung der Importbestimmungen corellianischen Whiskeys hier auf 234...“
Das schien den Duros mächtig zu amüsieren, doch Cris teilte diese Heiterkeit nicht. In diesem Moment hätte er wahrscheinlich nicht einmal über den besten Witz der Galaxis gelacht. Akemi war verschwunden.
„Wenn Sie uns nun begleiten wollen, Sir? Wir müssen weitere Schritte planen...“
“Schritte planen?“ Was gab es da zu planen? Sein Auftrag so klar wie seine Aussichten auf Erfolg verschwindend gering...
“Sie werden mir einfach das Hauptquartier dieses Mad’Ines zeigen. Wir haben dort etwas zu tun...“
[Duros, Orbitalstation 234, Korridor]- Cris, Duros