Duro

[Orbital 217]Sun, Avatar, Nibs


Schließlich hörte Sun, wie mehrere Laserschüsse die Verrigeleung des Schotts zerstörten.
Als es schließlich aufzischte, schoß Sun sofort, und traf einen Attentäter an der Schulter.
Er und Nibs sausten hinaus, mitten in die Angreifer, die mit vielem, nur nicht mit einem Aufall gerechnet hatten.

Es dauerte mehrere Sekunden bis sich das durcheinander aus Blasterschüssen und Personen klärte, dann lagen zwei Mann tot am Boden während die GDler um die nächste Ecke bogen.
Noch zwei Verfolger.
Doch nach kurzer Flucht stellten sie fest, dass ihnen niemand mehr folgte...
Gab der Feind so schnell auf?
Sun hörte den Stationsfunk ab. Soeben hatten die Sicherheitskräfte eingegriffen und auch die letzten beiden Angreifer ausgeschaltet hatten. Auf Seiten der Duros gab es nur einen leicht Verletzten.

Sun Tsu rekapitulierte das Geschehnis. Es waren relative Dilettanten gewesen, so schlecht dass es selbst dann verdächtig war, wenn Nemesis sie wirklich nur immer tiefer in die Falle verstricken wollte.
Was lag noch im Verborgenen?

Zusammen mit Nibs machte er sich wieder zum Shuttlehangar auf. Sie mussten zurück in die Zentrale, um die nächste Runde einzuleiten.


[Orbital 217]Sun, Avatar, Nibs
 
- Duros - Orbital 234 - GD-Büro - Mit Cris und Winmill -

Damit war die Sache also abgeschlossen und alle Probleme beseitigt. Erleichtert stellte Akemi fest, dass sie nun wieder ihren alten Cris wieder hatte, der sich lediglich unter einer Eisschicht aus Angst und Fürsorglichkeit versteckt gehalten hatte. Cris' nächste Frage, diesmal wohl angetrieben durch seine Neugier und Fürsorglichkeit, bezug sich auf Miguel. Cris wollte wissen, wen genau Akemi kennen gelernt hatte. Eine Antwort blieb ihr erspart, weil plötzlich Lieutenant Winmill wieder auftauchte. Beinahe war Akemi für die Störung des Gespräches dankbar, nicht weil sie Cris nicht von Miguel erzählen wollte - sie hätte am liebsten die ganze Zeit über ihn geredet - sondern weil sie nicht wusste, was sie von ihm erzählen sollte. Sie hatte ihn kennen gelernt, er hatte sie gemalt, er sah unglaublich gut aus und er hatte sie geküsst. Das waren die Fakten, aber was war mit dem Rest? Akemi wusste es ja selbst nicht einmal. Hatte sie sich etwa in den attraktiven Künstler verliebt? Oder war das gar nicht möglich, nachdem sie sich erst ein einziges Mal gesehen hatten und praktisch nichts übereinander wussten? Wie fühlte sich Verliebtsein an? Akemi schwirrte der Kopf so sehr, dass sie sich gar nicht richtig auf das gegenwärtige Problem zu konzentrieren vermochte, wegen dem sie hier waren. Andererseits machte es sowieso keinen Unterschied, da sie ohnehin keine Ahnung hatte, was eigentlich vor sich ging. Diese ganze Situation mit einem lebenden Ding in einem Computer war einfach zu hoch für sie.

Cris drückte ihr einen Blaster in die Hand, lediglich zur Vorsicht, wie er ausdrücklich erwähnte. Esseles hatte keiner von ihnen vergessen. Akemi nickte und klemmte den gesicherten Blaster umständlich mit ihrem Gürtel fest. Dann brachen sie auf.


Jetzt gehts also zu diesem Waffenhändler? Wo finden wir den?

Hakte Akemi nach, während sie das Büro verließen. Sie hatte Colonel Tsu so verstanden, dass sie besagten Mann aufsuchen sollten. Aber hatte der Colonel nicht noch etwas von Beschattung gesagt? Unauffällig schielte Akemi zur Seite. Hier war alles recht merkwürdig.

- Duros - Orbital 234 - Mit Cris und Winmill -
 
[Duros, Orbitalstation 234]- Akemi, Cris, Winmill

Nachdem sie das nunmehr verwaiste Büro des Geheimdienstes verlassen hatten, versuchte Cris, sich anhand der vor ihnen liegenden Korridore zu orientieren. Den Daten Tsus hatte zwar ein Plan der Orbitalstation beigelegen, doch Cris war nicht gewillt, den zwielichtigen Waffenhändler auf direktem Wege aufzusuchen – mit Sicherheit verfügte der Kriminelle über die übliche Gruppe einfallsloser, aber wirkungsvoller Schläger. Die Tatsache, dass sie im Grunde unter permanenter Beobachtung der kybernetischen Intelligenz Nemesis stehen konnten, verschärfte diese Situation nur noch. Nemesis war wahrscheinlich in der Lage, Arbeitspläne der Stationssicherheit oder Überwachungsgeräte so zu manipulieren, dass etwaige Männer fürs Grobe das Team des Lieutenants ohne Probleme ausschalten konnten.

“Zunächst sollten wir uns unauffällig verhalten...“, instruierte er sein Team, amüsiert feststellend, dass sowohl Akemi, als auch die weitaus erfahrenere Lieutenant Winmill sich misstrauisch umsahen. Akemi konnte er dies nicht verübeln, schließlich war es Colonel Tsu in seiner wenig ermutigenden Ansprache gelungen, Paranoia unter den Teammitgliedern zu säen. Winmill jedoch war ihrer Akte nach reich an Dienstjahren und Einsätzen – wenngleich die Akten gleichsam die Natur dieser Einsätze verschwiegen hatten – und sollte deswegen wie Cris selbst als gutes Beispiel für die junge Schauspielerin wirken. Doch wahrscheinlich wusste Akemi bereits besser als Winmill, wie es war, draußen zu sein und den Schergen des Imperiums entgegenzutreten...

“Also los...“

Harmlos dahinschlendernd führte Cris die beiden ungleichen Frauen durch den ersten breiten Korridor, vorbei an unzähligen Türen, griesgrämig wirkenden Duros und anderen Bewohnern der um den Planeten kreisenden Station. Seine Aufmerksamkeit jedwedem Detail gegenüber strafte indes seine oberflächliche Teilnahmslosigkeit Lügen. Mittlerweile verstand der ehemalige Sturmtruppler sich recht gut darauf, aus harmlosen Ansammlungen exakt jene Wesen herauszufiltern, die ihm oder Personen in seiner Begleitung ein zu hohes Maß an Aufmerksamkeit schenkten, doch entweder gehörten Nemesis’ Handlanger zur absoluten Elite – oder es gab keine.
Dies änderte sich jedoch schlagartig, als die Gruppe um eine Ecke bog und eine weitere Gestalt, die an eben jener brecht unbeteiligt wirkend ausgeharrt hatte, ihnen wenige Augenblicke später folgte. Soweit der Lieutenant dies aus dem Augenwinkel heraus hatte beurteilen können, war die Gestalt ein Trandoshaner gewesen, einem Angehörigen jener reptilienähnlichen Spezies also, die besonders für ihren Jagdinstinkt, mangelnde Manieren und vergleichsweise hohe Brutalität berüchtigt war. Vielleicht fand man diese Wesen deshalb häufig auf inoffiziellen Lohnlisten des Imperiums, besonders dann, wenn es darum ging, unliebsame Gegner auszuschalten.
Hier auf Orbital 234 allerdings machte die Anwesenheit des Nichtmenschen keinen Sinn. Auf dieser eindeutig von Duros dominierten Station fiel der Trandoshaner auf wie ein Sturmtruppler auf einer Flaniermeile Coronets und war darüber hinaus ohnehin im höchsten Maße unfähig, eine professionelle Beschattung durchzuführen. Cris ging in Gedanken seine Optionen durch: entweder hatte Nemesis es bereits nicht mehr nötig, besonders subtil vorzugehen – oder das grimmige Fremdwesen sollte Cris, Akemi und Winmill von ihrer eigentlichen Bedrohung ablenken. Den Gedanken, dass ihr Ziel, der Waffenhändler, auf ihre Ankunft vorbereitet war und nun auf eigene Faust handelte, verwarf Cris wieder. Gemächlich verlangsamte er sein Tempo, um dann an einem Plan der Station anzuhalten und vorzugeben, diesen zu studieren.


“Sieht aus, als wären wir nicht mehr alleine...“, murmelte er leise und riskierte das erste Mal einen unauffälligen Blick in die vermutete Richtung des Gegners. Tatsächlich befand der Trandoshaner sich dort und hatte ebenfallsangehalten – allerdings ohne vorgeschobenen Grund. Ein Anfänger?

“Nicht umdrehen...“, ermahnte Cris Akemi und besonders Winmill, deren Augen mit einem Mal einen furchtsamen Ausdruck trugen und deren Hände sich in die ungefähre Richtung ihres Blasters verirrt hatten. Fast hätte Cris frustriert aufgestöhnt.

“Wir werden unseren Freund ein wenig verwirren...“, lautete seine letzte gedämpfte Anweisung, ehe der ehemalige Strumtruppler seinen Schlendergang durch den dicht bevölkerten wieder aufnahm. Immerhin wusste er nun, dass der Trandoshaner mit nichts bewaffnet war als seinen Klauen und Zähnen – doch dies reichte bereits...

[Duros, Orbitalstation 234]- Akemi, Cris, Winmill
 
- Duros - Orbital 234 - Mit Cris und Winmill -

Ihr Verfolger war ein Trandoshaner. Cris hatte ihn bemerkt und Winmill und Akemi auf ihn aufmerksam gemacht. Akemi musterte den Nichtmenschen so intensiv wie es durch einen flüchtigen Blick möglich war. Derweil äußerte Cris den nächsten Schritt, nämlich dass sie den Trandoshaner ein wenig verwirren würden. Fragend sah Akemi Cris an, während sie ihren Weg fortsetzten. Was genau hatte er sich überlegt? Oder hatte er lediglich einen Gedanken laut ausgesprochen, der erst noch zu Ende reifen musste? Es gehörte wohl zum Spiel so zu tun, als bemerke man sich gegenseitig überhaupt nicht. Akemi jedenfalls fiel es schwer sich vorzustellen, dass der Trandoshaner sie für so einfältig hielt, dass sie ihn noch nicht bemerkt hatten. Die Frage war, wieviel wusste er über sie drei? Wenn er im Bilde darüber war, dass sie dem Geheimdienst angehörten, lag die Vermutung nahe, dass sie keine kompletten Amateure waren. Aber gut, sollte es erst einmal so weiter gehen.

Also gut und wie machen wir das?

Fragte Akemi schließlich, da Cris bisher nicht weiter ins Detail gegangen war und sie langsam aber sicher unruhig und neugierig ob des Plans wurde.

Machen wir einen Umweg zum Waffenhändler und locken ihn somit auf eine falsche Fährte, damit er sich fragt, was wir eigentlich vorhaben?

- Duros - Orbital 234 - Mit Cris und Winmill -
 
[Duros, Orbitalstation 234]- Akemi, Cris, Winmill

Insgeheim lächelte Cris über Akemis Frage, wie er selbst weiter vorgehen wollte. Die junge Agentin schien vollkommen ruhig und konzentriert, im Grunde das exakte Gegenstück zu Lieutenant Winmill, deren Verkrampfung dem ehemaligen Sturmtruppler Sorgen bereitete. War dies ihr übliches Verhalten, oder war die junge Frau trotz ihres Ranges ein relativer Neuling im Feldeinsatz?

“Wir werden uns trennen...“, raunte Cris beiden zu. “Und dann werden wir zusehen, uns unseren Schatten mal vorzuknöpfen...“

Sachte nickte er Winmill zu. Da Cris selbst nicht gewillt war, sich von Akemi zu trennen, würde Winmill bei nächster Gelegenheit in einen kleinern, vorzugsweise in einer Sackgasse endenden Korridor verschwinden, um so die Aufmerksamkeit des Nichtmenschen auf sich zu ziehen. Sobald dieser den Köder schluckte, würde Cris handeln.

“Also los...“ Soeben hatte er eine geeignete Möglichkeit erspäht. Winmill bog ab.

Cris und Akemi spazierten weiter auf dem Hauptkorridor, ehe der Lieutenant es riskierte, sich umzudrehen. Er hatte Recht gehabt: der Trandoshaner war verschwunden, höchstwahrscheinlich in den engen Gang, den Winmill genommen hatte. Nun galt es, schnell zu sein – schließlich konnte Cris nicht ausschließen, dass es sich bei dem Fremdwesen schlicht um einen Auftragskiller handelte, der Winmill ohne Umstände die Kehle durchbeißen würde. Gerüchte halber hatten Trandoshaner Freude an solcherlei Dingen. Die Hand an seiner Waffe und äußerst vorsichtig bog Cris gemeinsam mit Akemi in den kleinen Gang ein, welcher wie erwartet an einer unbeschrifteten Tür endete. Überwachungskameras waren nicht zu erblicken, dafür ihr Ziel, das sich in diesem Moment bedrohlich und mit der Selbstsicherheit eines Jägers, der seine Beute in der Falle wusste, auf Winmill zu bewegte. Cris hob seine Waffe.


“Keine Bewegung...“

Der Trandoshaner erstarrte und Cris trat rasch näher, um ihm seine Pistole auf den schuppigen Hinterkopf zu drücken. Trandoshaner waren zäh, soviel wusste er – mit Betäubungsschüssen wollte er es gar nicht erst versuchen.

“Durchsuchen Sie ihn...“, wies er dann Winmill an, die dieser Aufforderung mit sichtlichem Widerwillen nachkam. Cris konnte es ihr nicht verübeln, denn der Nichtmensch strömte nach menschlichen Maßstäben schlichtweg ekelerregende Ausdünstungen aus.

“Ich denke, wir sollten uns ein wenig über deinen Auftraggeber unterhalten...“

„Nicht nötig...“, mischte sich eine dritte Stimme hinter ihnen ein. Mit einer furchtbaren Vorahnung befallen wandte Cris sich halb um. Dort, am Übergang des Ganges in den breiten Korridor, stand ein elegant gekleideter Mensch, flankiert von zwei in Technikeroveralls gehüllte Duros. Die beiden Nichtmenschen hielten Blasterpistolen in ihren Händen, der Mensch schien unbewaffnet.

“Nehmen Sie Ihre Waffe runter, Lieutenant, ich denke Trassk wird sich beherrschen können...“

Cris gehorchte. Ein saures Gefühl stieg in seiner Kehle auf. Dass dieser Mann seinen Rang kannte konnte nur eines bedeuten: wie erwartet war Nemesis informiert.

„Und was seinen Auftraggeber angeht...“, fuhr der Mensch fort, sich nun eleganten Schrittes mit seinen beiden Komplizen weiter auf die Gruppe zu bewegend. „Sagen wir es so, Ragan Mad’Ine hat einen kleinen Tipp zugespielt bekommen, dass republikanische Schnüffler seinem lukrativen Geschäft ein Ende setzen wollen. Natürlich wollte er das nicht akzeptieren.“

Der Mann grinste. Mad’Ine, das war der Waffenhändler, den Cris’ Gruppe hatte ausfindig machen sollen.

Trassk, wärest du so freundlich, unseren tapferen Lieutenant zu entwaffnen?“

Ein höhnisches Zischen war die Antwort des Trandoshaners, als er Cris’ Waffe aus dessen betäubter Hand riss und sie den Gang hinunter direkt vor die Füße des Mannes schleuderte. Dieser klaubte sie vom Boden auf und warf einen interessierten Blick auf die Ausarbeitung.

„Wissen Sie, als Assistent eines Waffenhändlers versteht man einiges von solcherlei Gerät, Sheldon...“ Er grinste anmaßend. „Und dies ist eine schöne Waffe. Allerdings hat sie Ihnen nicht viel genutzt, nicht wahr?“

Nun fiel der Blick des Mannes auf Akemi und die vollkommen geschockt wirkende Winmill.

„Aber was erwartet man anderes von einem Mann, der sich in Gesellschaft solch reizender Geschöpfe befindet? Zu schade, dass die Befehle vom Boss mir keinerlei Spielraum gestatten...“ Er zuckte beinahe bedauernd mit den Achseln. „Auch wenn sein Auftraggeber davon abrät... Mad’Ine möchte Sie tot sehen...“

Plötzlich grinste der Mann wieder.

„Nun ja, vielleicht reicht es schon, ihm zumindest eine Leiche zu präsentieren. Trassk?“

Hinter Cris ließ der Trandoshaner ein schauriges Knurren vernehmen und Cris wappnete sich. Ob aus Nachsichtigkeit oder anderen Gründen, der elegant gekleidete Mann hatte versäumt, Akemi und Winmill auf Waffen zu untersuchen... noch bestand also eine Chance, zumindest für Akemi und die Lieutenant, aus diesem Gang zu entkommen...

[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Cris, Winmill, Verbrecher
 
[Orbital 234]Sun, Avatar, Nibs

Schließlich, als sie wieder in dem GD-Büro waren, hatte auch der Avatar seine Mission beendet und ihm wurde gerade die Sun-Tarnung von seiner Panzerung gelöst.

Colonel, alle Module angebracht, ein Beschatter vernichtet.

Gut...

Sun grub sich durch eine der Kisten, die sie mitgebracht hatte. Er zog einen kleinen Koffer heraus, den er sich umhängte.
Darin befand sich ein Ondo-Sendai, ein hochkomplexes Computer...Kunstwerk, musste man schon fast sagen.
Sie stammten von einer weit abgelegenen Welt, wo sie von einem einzelnen Technicker in Handarbeit geschaffen wurden. In der gesamten NR gab es vielleicht sieben Stück, dies war das einzige, dass der GD zur Verfügung hatte. Wenn er es ruinierte, würde von seinem Sold nicht mehr viel bleiben, den Rest seines Lebens...
Aber wenn Nemesis sich in dem Tempo adaptiert und entwickelt hatte, das Sun vorrausetzte, war es das einzige, mit dem er auf ähnlichem Level operieren konnte.


Nemesis wird sich nun sicherlich fragen, worauf wir aus sind, und die Finten suchen... Daher, Agent Nibs, auf ein Wort...

Flüsternd gab er dem Duros eine Reihe Befehle.

Alles klar?

Ja Sir.

Der einheimische Agent trat ab und verschwand in der Menge.

Sun gab ein Signal per Komlink. Eine der Boxen, die sie versteckt hatten, aktivierte sich, und würde jetzt beginnen, nach Nemesis zu stöbern...
Und so hoffentlich genug Aufmerksamkeit erregen, damit Sun und der Avatar in Stellung gehen konnten.


[Orbital 234]Sun, Avatar
 
- Duros - Orbital 234 - Mit Cris und Winmill -

Eigentlich war es von vorn herein klar gewesen, dass irgendetwas passieren würde. Wenn sie wirklich geglaubt hatten, problemlos den Waffenhändler aufsuchen zu können, waren sie ganz schön naiv gewesen. Jetzt jedenfalls standen sie in einem einsamen und dunklen Gang, Cris war entwaffnet und zwei Duro hatten ihre Blaster auf sie gerichtet. Nur noch Winwill und Akemi selbst hatten ihre Waffen bei sich, aber würde ihnen das helfen? Konnten sie beide so schnell reagieren, dass sie sich und Cris retten konnte? Mit den Augen maß Akemi den Abstand zwischen sich, dem vornehmen Mann und den Duro. Dann sah sie zu Winmill hinüber, um einen unauffälligen Blickkontakt herzustellen, doch noch bevor sich ihre Augen mit denen der weiblichen Lieutenant treffen konnten, hatte Winmill plötzlich ihren Blaster gezogen und ihn auf einen der Duro gerichtet. Innerhalb eines Herzschlages drückte sie ab und der Nichtmensch stürzte zu Boden, nur eine Sekunde später schrie Winmill auf und ihr Blaster rutschte ihr aus der Hand. Das war das Werk des zweiten Duro gewesen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich Winmill den rechten, angeschossenen Arm. Akemi schluckte hart. Damit hatten sie ihre Chance vertan.

"Was seid ihr nur für ein Haufen Dummköpfe!"

Der fremde Mann lachte schallend und verschränkte, in einer überheblichen Geste, die Arme vor der Brust. Der noch lebende Duro, denn einen von beiden hatte Winmill erfolgreich außer Gefecht gesetzt, reichte dem Menschen Winmills Waffe und ging dann zu Akemi hinüber, riss ihre Arme unsanft herum und durchsuchte sie, sich wohl nun der Tatsache bewusst, dass sie es zuvor versäumt hatten und den Preis dafür zahlen mussten. Er zog Akemis Waffe aus ihrem Gürtel und reichte auch diese dem eleganten Mann. Dieser wog sie wie eine Trophäe in der Hand, schwieg einen Moment und nickte dann, mit einer knappen Kopfbewegung, dem Trandoshaner zu.

"Töte ihn."

Verlangte er tonlos und er Trandoshaner gab einen zufriedenen Grunzlaut von sich, während sich Cris noch ein Stückchen mehr näherte, seine spitzen Zähne entblößend. Akemi schwindelte und das Herz blieb ihr beinahe stehen.

Halt!

Rief sie aus und spürte, wie der Trandoshaner instinktiv inne hielt und der Blick des Mannes sich auf sie legte.

"Nun, was hast du zu sagen? Irgendein Argument, warum ich deinen Freund hier nicht auf der Stelle zerreißen lassen sollte?"

Die Stimme des Fremden war höhnisch, doch Akemi reagierte nicht sofort, sondern suchte Cris' Blick. Der Ort an dem sie sich befand war real, doch die Geschehnisse erschienen ihr wie erfunden. Sie waren einer Fantasie entsprungen, die es nicht geben durfte. Ein paar Sekunden verstrichen, dann fasste sie sich wieder, riss sich von Cris' Anblick los und begegnete dem Fremden mit unverwüstlicher Klarheit und Entschlossenheit.

Ich mache Ihnen einen Vorschlag.

Sagte sie fest und ihre Stimme war die einer anderen.

Sie lassen Lieutenant Sheldon am Leben und dafür gehe ich mit ihnen wohin Sie möchten. Was sie auch verlangen, ich werde mich fügen.

Sie riskierte nur einen Seitenblick in Cris' Richtung, ohne ihn wirklich anzusehen. Den Ausdruck seiner Augen konnte sie jetzt nicht ertragen, allem voran das stumme Flehen, es nicht zu tun.

Aber sie müssen mir Ihr Wort geben, dass Sie ihn am Leben lassen. Wenn Sie das tun, können Sie mich haben, ohne dass ich mich wehre.

- Duros - Orbital 234 - Mit Cris und Winmill, ein Duro, Trassk, fremder Mann -
 
[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Cris, Winmill, Verbrecher

Plötzlich ging alles sehr schnell. Ungeahnt schnell hatte Lieutenant Winmill sich vom verängstigten Opfer in die kampferprobte Geheimdienstagentin verwandelt, die sie sein sollte. Ihr Schuss war akkurat und ließ dem Duro keine Cance zu überleben – lautlos sackte er zusammen. Einen Moment später jedoch erkannte Cris, dass ihre mutige Tat vollkommen umsonst gewesen war. Der zweite Duro hatte schnell reagiert. Winmills Schrei und das Klappern ihres auf den Boden fallenden Blasters besiegelten die komplette Niederlage seines Teams, ebenso wie Akemis Waffe in den inspizierenden Händen ihres menschlichen Gegenübers. Doch das war noch nicht alles... es sollte dem ehemaligen Sturmtruppler nicht vergönnt sein, für sein komplettes Versagen mit einem raschen Tod bestraft zu werden. Er hätte sich denken können, dass Akemi es nicht hätte mit ansehen können, wie er von einem Trandoshaner im Blutrausch zerfetzt wurde, doch der Handel, welchen sie dem Menschen vorschlug, ließ seinen Herzschlag für einen Moment aussetzen und die pure Verzweiflung in seine Augen treten.

„Ein seltsamer Vorschlag, Mädchen...“, beschied der Mann ihr grinsend. „Schließlich befindest du dich bereits in meiner Gewalt und ich verfüge über, sagen wir, recht effektive Mittel der Überredung...“

Hinter Cris knurrte der Trandoshaner ungeduldig, sein fauliger Atem ließ ein übermächtiges Gefühl der Übelkeit im Lieutenant aufsteigen. Der Mann ignorierte ihn.

„Dennoch... dein Einsatz für diesen farblosen Soldaten erscheint mir tapfer. Ich denke es lohnt sich, dem auf den Grund zu gehen...“

Der Duro regte sich.

„Aber Selby, Mad’Ine möchte, dass die Schnüffler umgelegt werden... außerdem sollten sie für Nouvos Tod bezahlen...“

Der Mann – Selby – warf erst dem Duro und dann dem zähnefletschenden Trandoshaner abschätzende Blicke zu.

„Richtig...“, meinte er dann.Trassk... töte sie.“

Winmill hatte nicht einmal Zeit genug, zu schreien. Die mächtigen Klauen des Trandoshaners fanden ihre Kehle rasch, sodass sie lediglich wenige Augenblicke später gurgelnd auf dem Boden ihr Leben aushauchte. Jeglicher Ausdruck hatte ihre ansonsten so interessiert auf Cris ruhenden Augen verlassen. Der ehemalige Sturmtruppler musste sich abwenden.
Selby hatte sich indes wieder Akemi gewidmet, deren Anblick ein seltsames Glitzern in seinen kalten Augen hervorzurufen schien.


„Nun verstehen wir einander, nicht wahr? Du hast, was du so verzweifelt wolltest – das wertlose Leben dieses Mannes, wenngleich er es nicht mehr als Leben wird bezeichnen können, wenn er erst Zeuge wird, wie deine Abmachung dich teuer zu stehen kommt...“

“Das glaube ich nicht...“, knurrte Cris. “Denn vorher werden Sie tot sein...“

„Reizend...“

Eine kurze Handbewegung Selbys, und ein beschuppter Ellenbogen fand seinen Weg in Cris’ Magengrube. Halb benommen taumelte der Lieutenant zurück, als ihm der schmerzhafte Schlag sämtliche Luft aus den Lungen trieb, ehe ein weiterer Schlag sein Gesicht herumriss und es in seinen Ohren klingeln ließ. Ein kleiner Blutfaden rann ihm aus einer kleinen Platzwunde über dem rechten Auge die Wange hinunter.
Selby wandte sich desinteressiert ab.


„Um die beiden Leichen wird sich nach üblichem Prozedere gekümmert... eskortieren wir die beiden in das Hauptquartier...“

[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Cris, Selby, Duro
 
[Orbital 33]Sun, Avatar

Aber kaum, das sie Orbital 33, in dem eine "Stellung" für Sun vorbereitet war, erreicht hatten, erhielt Sun wieder ein gerafftes Codesignal.
Der Mikrocomputer hatte sich selbst zerstört, kurz bevor ein massiver Angriff auf seine Sicherheitssysteme erfolgreich war. Dauer des ganzen: 23 Millisekunden...

Nemesis war schnell.

In dem Quartier, dass bereitestellt war, und sich nach Suns Codeeingabe öffntete, befand sich eigentlich nur ein Terminal, ein Kontursessel und eine Sanitäreinheit.
Ein Block Nahrungsriegel lag neben dem Sessel.
Mehrere Agenten patroullierten in der Umgebung.
Alles da, was Sun brauchen würde.

Der Avatar stellte sich neben die Tür. Im düsteren Raum, mit aktivierter photoelektronsicher Tarnung, war er nahezu unsichtbar.
Sun setzte sich in den Sessel, der sich sofort an die Form des Exoskelettes anpasste.
Vorsichtig zog er das Ondo-Sendai aus der Tasche und stellte es auf das Terminal. Er aktivierte das Deck. Mehrere Lichter blinkten, ein Summton meldete Berietschaft.
Es war einfach ein wunderbares Gerät!
Sun sparte sich dessen Holodisplay, statt dessen verband er sich, das Deck und das Terminal mit zwei Kabeln zu einem Verbund, und tauchte mit seinem Geist in die digitale Welt ein.

Wo sein Geist unendlich freier war als in seinem Körper. Was grämte sich Nemesis, wo er doch diesen Segen permanent hatte?


[Orbital 33-"Stellung"]Sun, Avatar
 
- Duros - Orbital 234 - Mit Cris, Duro, Trassk, Selby -

Akemis Blick war starr in die entgegengesetzte Richtung der am Boden liegenden Winmill gerichtet - oder besser gesagt von dem, was von der Lieutenant übrig war. Der Trandoshaner hatte ihr die Halsschlagadern zerfetzt, ihr Kopf hing nur noch wie an einem einzigen Faden auf ihrem schlanken Hals. Eine riesige Blutlache hatte sich auf dem Boden breit gemacht und Akemi spürte, wie sie sie sich langsam, zäh und dickflüssig immer weiter in ihre Richtugn ausbreitete. Ihre Füße stemmte Akemi mit aller Gewalt in den Boden. Nicht zur Seite treten. Nicht hinsehen. Aber auch nicht wegsehen. Ihre Augen ruhten auf Selby als stünde Winmill noch genauso lebendig neben ihr wie zuvor. Es gab kein Blut zu ihren Füßen und keinen zufrieden schmatzenden Trandoshaner. Wenn sie gekonnt hätte, hätte Akemi geschrieben. Sie hätte die Augen fest zusammen gepresst und sich die Ohren zugehalten. Nichts mehr fühlen außer sich selbst... doch die Situation ließ es nicht zu, verbot es ihr und drängte sie selbst nach außen. Sie musste sich beherrschen. Disziplin. Dieses eine kleine Wort hatte seine Wirkung noch nie verfehlt. Auf Bothawui hatte Akemi schon als junges Mädchen gearbeitet und geholfen die Familie zu ernähren. Sie hatte ihrer Mutter im Haushalt geholfen, auch wenn sie manchmal lieber draußen gespielt hätte. Damals hatte sie diszpliniert sein müssen und viel mehr noch später, als sie auf Naboo gewesen war. Dort war alles noch viel strenger gewesen, streng aber schön. Man hatte ihr während dem Schauspielunterricht beigebracht was es hieß, Disziplin an den Tag legen zu müssen. Sie hatte nächtelang gelernt, hatte Stunden über Stunden in grellem, heißem Scheinwerferlicht gestanden bis ihr die Füße von den hohen Schuhen weh taten... und sie hatte selbst dann freudig gelächelt wenn sie an nichts anderes mehr denken konnte als totmüde und mutlos in ihr Bett zu fallen und den Rest ihres Lebens zu verschlafen. Stars mussten lächeln, das war einer der obersten Regeln. Ein Star hatte alles was er wollte: Reichtum, Schönheit und Erfolg. So jemand musste lächeln, er hatte immer etwas zu lächeln.

Noch während Selby seinen überheblichen Gesichtsausdruck um ein dreifaches erhöhte, wandte er das Wort wieder an sie, wobei er behauptete, Cris Leben sei kaum mehr etwas in dieser Richtung, sobald... Akemis Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.

"Sei ein Star."

Auf einer Party gab es zwei Möglichkeiten: Entweder man zeigte ausgelassen, wieviel Spaß man hatte, damit bunte und fröhliche Fotos durch die Presse gingen, oder man trug eine gelangweilte Miene zu Schau, damit jeder sehen konnte, dass man bereits auf so vielen Veranstaltungen gewesen war, dass man mittlerweile nur noch schwer zu beeindrucken war und eigentlich über allen anderen Gästen stand. Innerhalb weniger Sekunden entschied Akemi sich für eine Mischung aus beidem. Dies war keine Party, hier musste man viel behutsamer vorgehen. Dennoch war ihr Handeln eher instintiv.


Richtig, wir verstehen uns, Sir.

Erwiderte sie gelassen und stieß sich leicht von der Wand ab, um sich freiwillig in Bewegung zu setzen, so wie es ihr Versprechen gewesen war. Sie durfte nur nicht zurückblicken um noch einmal auf Winmills Leiche zu sehen. Das würde sie aus der Fassung bringen. So lange sie dies vermeiden konnte, konnte sie ihre Rolle spielen und jemand anderes sein. Akemi Akanato hätte schon längst angefangen zu weinen, doch das war streng verboten. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Sie musste sich im Griff haben und die Dinge ruhig angehen - und dann würde Cris einen Weg finden diesen Leuten, insbesondere diesem Selby, zu entkommen. Was sie brauchten waren bloß ein wenig Geduld, starke Nerven und vor allem eine ganze Frachterladung voller Disziplin.

Die unfreiwillig zusammengestellte Gruppe verließ den dunklen Gang auf Orbital 234 und näherte sich wieder dem öffentlichen Getümmel. Unauffällig warf Akemi Cris einen Blick zu. Was dachte er? Hatte er bereits eine Idee, wie sie aus dieser Nummer wieder heraus kamen? Winmill war tot - nicht hinsehen! Akemi verkniff sich das absurde Bedürfnis, den Blick auf das Massaker am Boden zu richten und fragte sich stattdessen, wie das angesprochene Hauptquartier, zu dem man sie bringen würde, wohl aussehen mochte. Immerhin lebten sie noch und das war im Augenblick das Wichtigste. Natürlich tat Akemi leid, dass Winmill... dass sie... aber sie hatte noch Cris und das war die Hauptsache. Ohne ihn wäre ihr längst egal, was nun als nächtes geschehen würde.


- Duros - Orbital 234 - Mit Cris, Duro, Trassk, Selby -
 
[Orbital 33-"Stellung"/Cyberspace]Sun, Avatar

Sun Gedanken expandierten einen Moment zügellos durch das Netz, bevor er sich wieder zusammenriss und seine Denkprozesse bündelte.
Nun würde er in den Krieg ziehen...

Zumindest, nachdem er sich daran gewöhnt hatte, dass das Netzwerk von Duro über etliche Funksender mit enormer Bandbreite die einzelnen Orbitale zu einer Einheit verschweißte. Und dies schon seit Jahrtausenden, das Netzwerk ließ sein Alter greifbar werden, als ob Sun durch die Gänge eines antiken Tempels geschlendert wäre.
Von überall war es möglich, alle Systeme anzusprechen, solange man berechtigt war oder dies vorgeben konnte.

Also war ihr Schlachtfeld nicht eingegrenzt. Und wahrscheinlich würde Nemesis ihn bald erspürt haben.
Sun zögerte nicht lange und der Ondo-Sendai pumpte etliche Programme und Smartframes ins Netzwerk, die virtuellem Legionen des NRGD, deren Scouts voranpreschten und Host um Host durchstöberten.
In seiner Wahrnehmung des Netzwerkes flammten mehrere helle Punkte auf. Die Mikrocomputer nahmen ihre Arbeit auf, und sendeten ebenfalls ihre Fühler in die weiten der Computersysteme.

Doch Sun wusste genau, dass der erste Gegenschlag von Nemesis vernichtend sein würde. Deshalb suchte er selbst nicht, wobei er am effizientesten gewesen wäre, sondern wartete auf den Angriff.
Unwillkürlich flüsterte er.


Nemesis, komm raus, wo auch immer du steckst...

[Orbital 33-"Stellung"/Cyberspace]Sun, Avatar

[Cyberspace]Nemesis

Nemesis beobachtete den lachhaften Aufmarsch. Und er war Sun Tsu so viel näher, als dieser glaubte.
Bald würde sein Leiden beginnen!


[Cyberspace]Nemesis
 
[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Cris, Selby, Duros, Trassk

Es erwies sich als besonders schwierig, den heißen Reptilienatem, getränkt mit dem Geruch frisch vergossenen Blutes, zu ignorieren, der wieder und wieder auf Cris’ Nacken einprasselte, während der Trandoshaner Trassk ihn hinter Akemi, Selby und dem Duros her trieb. Kein Passant schien Anstoß an der Bestie oder dem bewaffneten Nichtmenschen zu nehmen, eine Beobachtung, die perfekt mit der Tatsache korrespondierte, dass Cris in diesem Teil der Orbitalstation noch keine Sicherheitskräfte gesehen hatte. Selby schien indes Cris’ misstrauische Blicke bemerkt zu haben oder schlicht der Ansicht zu sein, seine Stimme lange genug verstummt haben zu lassen.

„Wie zweifelsohne bemerken, verfügt unser Auftraggeber hier über einigen Einfluss... die meisten Duro-Beamten schert es wenig, solange die hübschen Ergänzungen zu ihrem kümmerlichen Sold ohne Verspätung eintreffen...“

Der Duros verursachte eine Reihe von Geräuschen, die bei seiner Spezies wohl als höhnisches Lachen durchgingen.

„Selbstverständlich...“, fuhr Selby seufzend fort, „Gibt es ab und an tatsächlich kleine Fische, denen ihre Ideale wichtiger sind als ein erklecklicher Batzen Geld. Aber na ja... Trassk muss schließlich in Übung bleiben.“

Hinter Cris stieß der Trandoshaner ein triumphierendes Zischen aus, begleitet von einer betäubenden Welle Todesgestank.

„Wie auch immer, bald werden Sie...“

Plötzlich geschahen mehrere Dinge auf einmal. Das wohl vorerst bemerkenswerteste war, dass der eisenharte Griff Trassks sich lockerte und der Trandoshaner alarmiert knurrend herumfuhr, nachdem er dem vollkommen perplexen Cris einen kleinen Stoß versetzt hatte. Kurz darauf durchschnitten mehrere Blasterblitze die Luft und streckten den Duros nieder, dessen Reaktionsvermögen offenbar dem des Trandoshaners unterlegen war. Der Nichtmensch keuchte ein letztes Mal, dann sackte er an der Wand zusammen. Selby hatte indes umgehend seinen linken Arm um Akemi geschlungen, sodass die junge Agentin nunmehr unfreiwillig als menschliches Schutzschild diente. In der Hand des Verbrechers blitzte die Mündung von Cris’ Blasterpistole auf, als er das Feuer erwiderte.
Endlich erkannte der ehemalige Sturmtruppler unter den panisch flüchtenden Passanten die Urheber der plötzlichen Schüsse. Mehrere Duros – ebenso unauffällig gekleidet wie ihr leblos am Boden liegender Artgenosse – rückten weiter vor, ihre Schüsse auf Trassk konzentrierend. Der Trandoshaner heulte vor Wut und sich unsicher, ob er sich auf Cris oder Duros stürzen sollte, doch dann war das konzentrierte Dauerfeuer zuviel für seine schuppige Haut. Erstickt knurrend sackte der monströse Nichtmensch zusammen.
Schwer atmend blickte Cris sich um, vom Stoß des Trandoshaners immer noch halb betäubt an der Wand lehnend. Da war der tote Duros, die schwelende Leiche Trassks, da waren seine vorrückenden Retter und... nichts. Die Erkenntnis traf den Lieutenant wie physischer Schmerz. Selby war mit Akemi verschwunden.


[Duros, Orbitalstation 234, Korridor]- Cris, Duros

<hr>

[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Selby

Barad Selby war kein Anfänger. Kein Anfänger schaffte es, zur rechten Hand eines unter der Nase staatlicher Sicherheitsbehörden operierenden Waffenhändlers zu werden. Er erkannte eine verlorene Situation, wenn er eine sah, und diese Situation war verloren gewesen, kaum dass Plouvo, sein Duros-Leibwächter, zu Boden gesunken war. Also war es mehr als richtig gewesen, das Feuer sporadisch zu erwidern, sich die Kleine zu schnappen und in einem der Gänge von Orbital 234 zu verschwinden, die er wie seine Westentasche kannte. Besser ein kleiner Verlust, als ein großer. Nun musste er sich allerdings den Kopf zerbrechen, wer diese Leute waren, die es gewagt hatten, einen Vertrauten Mad’Ines unprovoziert anzugreifen und ihm seine Beute streitig zu machen. Ein neuer Rivale? Ein übereifriger Trupp Duro-Polizisten? Oder gar Freunde dieses seltsamen Geheimdienstoffiziers, für den das kleine Mädchen bereit gewesen war, ihr Leben unter Selbys zweifelhafte Gnade zu stellen?

“Vorwärts...“, knurrte er das junge Ding an und verlieh seiner Aufforderung mit der kühlen Mündung des erworbenen Blasters den nötigen Nachdruck. Welch feine Ironie, dass es ausgerechnet die Waffe ihres Begleiters war, mit der sie nunmehr in Schach gehalten wurde... zumindest aus Selbys waffengeprägter Perspektive.

“Wenn du glaubst, dass ihr gewonnen habt, bist du auf dem falschen Frachter...“, informierte er sie. “Dieser Kerl wird dir auch in Freiheit nicht viel nützen. Nicht, wenn ich dich erst ins Hauptquartier gebracht habe...“

Ein überhebliches Lachen, welches indes kürzer anhielt, als Selby es sich erhofft hätte. Er musste das Hauptquartier erst einmal erreichen... und das war ein langer Weg, zumindest über die Umwege, die er nun zu nehmen hatte...

[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Selby

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[Duros, Orbitalstation 234, Korridor]- Cris, Duros

Cris registrierte kaum, wie einer seiner Erretter die Platzwunde über seinem Auge desinfizierte und mit einer kühlen Paste überstrich. Eigentlich merkte er gar nichts mehr. In gewisser Weise hatte die Situation sich dramatisch verschlechtert – Akemi war verschwunden und er hatte nichts dagegen getan...

„Lieutenant? Geht es Ihnen gut?“

“Wer sind Sie?“, murmelte Cris, doch im Grunde interessierte es ihn nicht.

„Officer Yleb Navo, Duro-Sicherheitskräfte, Sir. Wir wurden abgestellt, um ihrem Colonel zu helfen...“

“Offiziell?“

„Nein, offiziell überwache ich die Einhaltung der Importbestimmungen corellianischen Whiskeys hier auf 234...“

Das schien den Duros mächtig zu amüsieren, doch Cris teilte diese Heiterkeit nicht. In diesem Moment hätte er wahrscheinlich nicht einmal über den besten Witz der Galaxis gelacht. Akemi war verschwunden.

„Wenn Sie uns nun begleiten wollen, Sir? Wir müssen weitere Schritte planen...“

“Schritte planen?“ Was gab es da zu planen? Sein Auftrag so klar wie seine Aussichten auf Erfolg verschwindend gering...

“Sie werden mir einfach das Hauptquartier dieses Mad’Ines zeigen. Wir haben dort etwas zu tun...“

[Duros, Orbitalstation 234, Korridor]- Cris, Duros
 
- Duros - Orbital 234 - Gang - Mit Selby -

Zügig setzte Akemi einen Fuß vor den anderen, während Selby sie vorwärts trieb. Als Gefangene konnte man nie etwas richtig machen. Mittlerweile hatte sie damit sogar Erfahrung. Entweder man lief zu schnell oder zu langsam. Ihr Ziel hatte sich nicht geändert, auch wenn die Umstände nun andere waren. Akemi war mit Selby allein, aber sie waren immernoch zum Hauptquartier unterwegs. Das war immerhin ein kleiner Trost, denn da gab es zumindest eine Chance für Cris, dort wieder auf sie zu treffen... wenn er es denn geschafft hatte. Sie hatte nicht gesehen, ob er von einem der Blasterstrahlen getroffen worden war oder nicht. Um ehrlich zu sein war alles so schnell gegangen, dass sie überhaupt kaum etwas gesehen hatte und als Selby sie vor sich gerissen hatte, hatte sie sich schützend einen Arm vors Gesicht gehalten und den Blick vom Geschehen abgewandt. Im Nachhinein konnte sie nicht einmal sagen, ob die plötzlich wie aus dem Nichts aufgetauchten Blasterschüsse zu ihrer Rettung abgefeuert waren oder nicht. Wenn ja, dann war Cris jetzt sehr wahrscheinlich frei. Wenn nein...

Ich würd nicht von einem Sieg ausgehen während ich noch bei Ihnen bin, keine Sorge...

Erwiderte Akemi mit zusammen gebissenen Zähnen auf Selbys Anspielung hin. Die Mündung seines - Cris' - Blasters zielte auf sie. Auch das war nichts Neues mehr.

Die Gegend die sie durchstreiften war grau und trist, ganz der Gegensatz zu dem Hauptteil des Orbitals und sie waren, seit sie nur noch zu zweit waren, auch noch niemand anderem begegnet. Akemi versuchte alles aufmerksam zu beobachten, doch es gab nichts außergewöhnliches zu sehen und nichts, was gelohnt hätte sich zu merken - warum auch?


Also, was haben Sie mit mir vor, wenn wir erstmal im Hauptquartier sind?

Fragte Akemi in die Stille hinein, in der man außer ihren gleichmäßigen Schritten nicht viel anderes wahr nahm. Sie musste ein Gespräch beginnen und soviel wie möglich erfahren. Über Selby, über seinen Auftrag, über diesen Waffenhändler und über das Hauptquartier. Je mehr sie wusste desto besser.

Und warum überhaupt?

Im Gehen wandte sie ihren Kopf leicht zu ihm herum. Mal abgesehen von seinem eisigen Gesichtsausdruck sah er nicht besonders furchterregend aus. Er war gut gekleidet, das sprach bloß für ihn und ließ erkennen, dass ihn auch noch andere Dinge zu interessieren schienen außer Mord und Totschlag.

Ich mein, warum sollen Sie uns überhaupt hinbringen?

- Duros - Orbital 234 - Gang - Mit Selby -
 
[Duros, Orbitalstation 234, Gang]- Akemi, Selby

Trotz seiner derzeitigen angespannten Gemütslage musste Selby über die Worte des Mädchens grinsen. Zugegeben, die Kleine verfügte über eine überraschende Auffassungsgabe und schien sich selbst von der Tatsache, vom schützenden Rest ihres Teams getrennt zu sein, mitnichten einschüchtern zu lassen. Außerdem erinnerte ihn ihre Art zu reden an Zeiten bevor er sich den unzivilisierten Schergen Mad’Ines angeschlossen hatte, selbstverständlich auf der Suche nach größtmöglichem Profit. Vielleicht schadete es nicht einmal, ehrlich zu ihr zu sein.

“Ich sollte euch nicht ins Hauptquartier bringen, schon vergessen?“ Er lächelte, doch dieses Mal lag keine Spur Überheblichkeit darin. Mad’Ine wollte, dass ich Trassk euch als abschreckendes Beispiel für alle Schnüffler töten lasse... nun, manchmal erkenne ich den Sinn in seinen Anweisungen nicht. Ich bin sicher, dass er aus dir auch auf andere Art und Weise Kapital schlagen wird.“

Gleichmütig zuckte Selby mit den Achseln.

“Dass Trassk die Sache nicht überlebt hat lässt meine Geschichte sogar noch glaubhafter erscheinen.“

Ein weiteres Grinsen umspielte Selbys Züge. Er war höchst zufrieden mit sich – schließlich war der primitive Trandoshaner ihm stets eine Last gewesen.

“Natürlich wird Mad’Ine rasen vor Wut und nicht ruhen, bis er deinen... äh... Begleiter erwischt hat. Du musst wissen, dass wir über ihn interessante Dinge herausgefunden haben. Mad’Ines letzter Geschäftspartner war äußerst freizügig, was Informationen anging.“

Sie umrundeten eine Kurve des Ganges, welche in einem stets gleich wirkenden weiteren Gang endete, ohne Anzeichen dafür, wo sie jemals landen würden. Die engen Wartungsgänge der Orbitalstation waren weit verzweigt und verworren, doch Selby hoffte, dass er den ungefähren Weg ans Ziel noch kannte – wenngleich er sich vor drei Kreuzungen nicht absolut sicher gewesen war. Ab und an mussten sie aufgrund defekter Leuchtkörper fast vollkommen ins dunkle getauchte Abschnitte passieren und jedes Mal meinte Selby, in der Haltung des Mädchens einen subtilen Wandel zu erleben.
Schließlich erreichten sie eine weitere Kreuzung, deren Gabelungen durch nichts gekennzeichnet wurden als für Selby vollkommen unverständliche Zahlenkombinationen, aus denen höchstwahrscheinlich nur Wartungstechniker schlau wurden.


“Lass mich einen Moment überlegen...“, murmelte er nachdenklich, denn Blaster jedoch um keinen Millimeter bewegend.

„Verlaufen, Selby?“

Diese plötzliche Einmischung von dritter Seite ließ den elegant gekleideten Mann alarmiert herumwirbeln. Hatte dieser Sheldon ihn bis hierher verfolgt?
Das Mädchen fest an sich gedrückt zielte er mit dem Blaster nervös in die sie umgebenden Halbschatten.


“Wer ist da?“

Einen Augenblick geschah nichts, dann entstand im Schatten direkt vor Selby und dem Mädchen eine Bewegung. Einen schrecklichen Moment glaubte der Waffenhändler, der Schatten selbst würde menschliche Gestalt annehmen und sich auf ihn stürzte. Dann erkannte er das Wesen jedoch, von dem er wusste, dass es sich um einen Menschen handelte. Dieser Mensch war in eine tiefschwarze Rüstung gekleidet, welche von der Form, wie ein Experte sofort erkennen würde, an die Späherrüstung imperialer Sturmtruppler erinnerte. Selby wusste, welch tödliche Technik sich in dieser Rüstung verbarg, wie er auch wusste, dass ihr Besitzer ihrer im Grunde nicht bedurfte. Von allem Gesindel und Abschaum in Mad’Ines Diensten war dieser Mann – Söldner, Kopfgeldjäger und Auftragskiller – derjenige, vor dem Selby etwas wie Respekt empfinden konnte. Und Furcht.

“Oh... Sie sind es, Bradock...“ Er zwang sich, dem ausdruckslosen Starren des schwarzen Helmes zu begegnen. “Was... was machen Sie hier?“

Wie immer war jedwede Emotion aus der Stimme des Söldners getilgt, als er antwortete.

Mad’Ine war sich nicht sicher, ob sein oberster Handlanger mit der ihm gestellten Problematik fertig wird. Wie ich herausgefunden habe berechtigterweise.“

Unwillig verzog Selby das Gesicht. Er hasste es, von Bradock mit despektierlichen Bezeichnungen tituliert zu werden.

“Die Schnüffler werden kein Problem mehr darstellen...“

„Nein?“ Einen Augenblick lang ruhte das Starren des Helmes auf Akemi. „Da Sie dieses Mädchen unbedingt am Leben lassen mussten schon. Sie kennen die Informationen über ihren Begleiter. Doch keine Sorge. Mad’Ine will, dass ich mich um ihn kümmere... und jetzt bringen Sie das Mädchen zu ihm – den linken Gang.“

Obwohl er es hasste, von einem bloßen Kopfgeldjäger herumkommandiert zu werden, tat Selby, wie ihm geheißen und stieß das Mädchen weiter vor sich her. Wenigstens war das Hauptquartier nun nahe...

[Duros, Orbitalstation 234, Wartungsgang]- Akemi, Selby

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[Duros, Orbitalstation 234, kleines GD-Depot]- Cris, Duros

Trotz seiner Proteste hatten Officer Navo und seine zwei Kollegen Cris in einen abgelegenen Raum geführt, welcher offenbar als kleines Depot fungierte, welches der Geheimdienst einst angelegt haben musste. Hier gab es Waffen, Munition, medizinische Ausrüstung sowie andere technische Apparaturen für mannigfaltige Missionsarten. Während Cris mit grimmiger Entschlossenheit die Blasterkarabiner inspizierte, redete Navo pausenlos auf ihn ein.

„Sie können keinen offenen Angriff auf Mad’Ines Hauptquartier riskieren, Lieutenant! Dazu fehlen uns Männer und Legitimation! Selbst wenn wir berechtigt wären, Verstärkung anzufordern – ich fürchte einige hohe Offiziere der Sicherheitskräfte wurden hier auf 234 von Mad’Ine gekauft.“

“Wir werden nicht offen reingehen...“, erwiderte Cris kurz angebunden. “Die Infiltrationsmission wird fortgesetzt. Nur wird sie nun um einen Aspekt erweitert...“

„Sir, wir wissen nicht, inwiefern diese ominöse kybernetische Intelligenz immer noch in Mad’Ines Machenschaften verwickelt ist!“

Ein kurzes Achselzucken.

“Darum wird Colonel Tsu sich kümmern müssen... Gehen wir...“

[Duros, Orbitalstation 234, kleines GD-Depot]- Cris, Duros
 
[Orbital 33-"Stellung"/Cyberspace]Sun, Avatar

Nachdem die Datacrawler schließlich große Teile des Netzes durchstöbert hatten, machte sich Sun Sorgen.
Nemesis hatte sicher einen Plan in der Hinterhand. Doch derzeit blieb ihm sozusagen nichts anderes über, als sehenden Auges in die Falle zu tappen.
Um dann irgendwie zu überleben, und irgendwie zurückzuschlagen.
Nun, blöd dass ihm nichts besseres einfiel...

So kam es wie erwartet, dass sich eine minimale Spur fand, in Orbital 67.
Sun regruppierte seine virtuellen Streitkräfte.
Doch diese Sache würde er selbst erledigen müssen. Nachdem einige Programme nach offensichtlichen Verteidigungssystemen gesucht hatten, begab sich Suns virtuelle Präsenz ebenfalls in das Orbital, auch wenn es ihm ein ungutes Gefühl bereitete, dass sein Geist nur über eine elektromagnetische Welle an seinem Körper hing...

Er fasste sich wieder und es geschah...

...nichts. Kein Angriff. Keine Vernichtung.
Langsam begann er seine Cyberumgebung zu erfassen und suchte nach Nemesis.
Nun rechnete er aber wirklich jeden Moment mit einem Angriff...
Und er sollte recht behalten!


[Orbital 33-"Stellung"/Cyberspace]Sun, Avatar
 
- Duros - Orbital 234 - Gang - Mit Selby -

Misstrauisch folgte Akemis Blick der Gestalt in der dunklen Rüstung, als diese sich wieder entfernte. Ihr gefiel nicht, was sie gerade gehört hatte. Die hatten es auf Cris abgesehen, gar keine Frage. Wo er jetzt wohl war? Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Begleiter, den eleganten Selby, der ihr bereitwillig schien, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Also hieß es, die Konzentration wieder auf das vorangegangene Gespräch zu lenken. Er hatte etwas von einem Informant gesagt, der Dinge über Cris berichtet hatte.

Was waren das für Sachen, die Ihr Informant Ihnen erzählt hat?

Ihre Stimme klang unschuldig interessiert und sie tat ganz so, als habe es den Zwischenfall mit dem Mann namens Bradock gar nicht gegeben.

Wissen Sie auch etwas über mich??

Ihre Augenbrauen fuhren in neugieriger Aufregung in die Höhe und ein Lächeln erschien wie aus dem Nichts auf ihren Lippen.

Sagen Sie mir, was Sie über mich wissen und ich sage Ihnen, ob Ihr Informant gute Arbeit geleistet hat!

Es wäre wie ein Spiel, obwohl es keines war. Aber sie musste durchhalten, sich selbst und Selby ablenken. Ihn vielleicht sogar für sich einnehmen. Irgendwie. Bis Cris auftauchte würde es nicht mehr lange dauern. Und er würde auftauchen. Ganz bestimmt.

- Duros - Orbital 234 - Gang - Mit Selby -
 
[Duros, Orbitalstation 234, Wartungsgang]- Akemi, Selby

Im Grunde hätte Selby die andauernde Fragerei des Mädchens sauer aufstoßen müssen, doch irgendwie behagte es ihm, dass er nun mit einem Lebewesen sprechen konnte, dessen Ausdrucksweise sich nicht in servilen Unterwerfungsreden oder primitiven Grunzlauten erschöpfte. Er begann sogar, eine gewisse Sympathie für die junge Geheimdienstagentin zu empfinden.

„Unser Informant war äußerst großzügig...“

Der Gang verlief nun schnurgerade und Selby erkannte, dass der verfluchte Söldner Bradock ihn tatsächlich auf den richtigen Weg geführt hatte.

„Wir verfügen über Informationen sowohl aus Imperialen, als auch Republikanischen Quellen. Vielleicht weißt du es nicht, aber dein Begleiter hat nicht immer für die „Guten“ gearbeitet...“

Dem Verbrecher entwich ein spöttisches Lachen, aus dem recht deutlich hervorging, was er von der Schwarzweißmalerei des galaktischen Krieges hielt.

„Nur unser genaues Alter haben wir nicht herausgefunden... weder das Imperium, noch die Republik scheint es zu wissen. Verständlich, wenn du mich fragst... ich habe gehört, dass einige Rekruten die imperialen Sturmtruppen über höchst eigentümliche Umwege erreichen...“

Wenn das Mädchen über diese Enthüllung überrascht oder gar schockiert war, so verbarg sie es gut. Etwas enttäuscht fuhr Selby fort.

„Na ja, jedenfalls hat irgendetwas seine Karriere bei den Sturmtruppen beendet. Lustig, nicht wahr? Hätte nicht gedacht, dass man unfreiwilligen Militärdienst bei den Schlächtern der Galaxis einfach abbrechen kann... vielleicht erklärt das das Kopfgeld, welches auf seine Ergreifung ausgesetzt ist. Lächerlich klein, versteht sich – kein Kopfgeldjäger würde sich die Mühe machen, einen entlaufenen Sturmtruppler einzufangen...“

Achselzuckend blieb Selby stehen. Sie hatten ihr Ziel – eine verschlossene Tür – erreicht. Darauf bedacht, das Sichtfeld des Mädchens mit seinem Körper zu verdecken und sie gleichzeitig an einer Flucht zu hindern, klopfte Selby methodisch gewisse Bereiche der Wand ab, ehe ein kleines Fach sich zischend öffnete und eine Miniaturtastatur offenbarte. Nachdem er einen längeren Code eingegeben hatte, öffnete sich die Tür vor ihnen quietschend und stockend.

„Wir benutzen diesen Eingang nicht oft...“, meinte er entschuldigend und bedeutete dem Mädchen, voranzugehen.

„Und was Informationen über dich angeht: nun, mir wurden keine übermittelt. Aber vielleicht hat Mad’Ine ja welche? Du wirst ihn gleich kennen lernen...“

Sie hatten einen Bereich der geheimen Basis erreicht, in dem ein schier ohrenbetäubender Lärm, herrührend vom Energiegenerator der augenscheinlich vollkommen autarken Einrichtung, vorherrschte. Etwas verdutzt starrte sie ein in einen verschmutzten Overall gehüllter Duros an, der in diesem Moment offenbar mit Wartungsarbeiten beschäftigt war. Als er Selby erkannte, ließ der die seiner Spezies geläufige Imitation eines menschlichen Grinsens erkennen und arbeitete weiter.
Selby und das Mädchen verließen diesen Bereich rasch und gelangten, nachdem sie zwei bewaffnete Wächter passiert hatten, in einen erheblich gesitteter wirkenden Sektor des Banditenverstecks. Vor einer fast schon lächerlich verzierten Tür hielt Selby inne, verstaute die Waffe des Geheimagenten in seinem eleganten Mantel und nickte dem vor der Tür postierten Rodianer kurz zu. Dieser schnüffelte erregt mit seiner seltsamen Nase.


„Gut, Selby...“ Das Basic des Rodianers war bestenfalls als holprig zu bezeichnen. „Mad’Ine wartet...“

Selby nickte frostig und schob das Mädchen durch die nunmehr geöffnete Tür.
Hinter der Tür lag ein Raum, dessen übertriebener Luxus den Handlanger ein jedes Mal ärgerte, wann immer er ihn betrat. Mad’Ine liebte es, seinen vermeintlichen Reichtum offen zur Schau zu stellen, doch er tat dies auf eine in Selbys Augen geschmacklose Art. Die bizarren Kunstwerke waren scheinbar wahllos und lediglich nach Preis zusammengesucht, der schwere Teppich erschien einfach nur überflüssig und der wuchtige Schreibtisch aus edelsten Hölzern mittlerweile äußerst seltener Baumarten auf fernen Planeten sorgte dafür, dass sein Besitzer fast hinter ihm verschwand.
Und das war nicht einfach. Der Waffenhändler Mad’Ine war ein Schrank von einem Mann, ausgestattet mit sämtlichen Kerben, die ein Verbrecher sich in langer Laufbahn zuziehen konnte. Das Gesicht, verunziert mit Narben, war von einem mühsam zu pflegenden Vollbart beherrscht, das braune Haar bereits mit grauen Strähnen durchsetzt. Finstere blaue Augen musterten das Mädchen, kaum dass Selby sie hereingebracht hatte. Vor Mad’Ine auf dem Schreibtisch lag ein Datenblock, auf den der Verbrecherboss nun blickte, als wollte er Daten abgleichen.


Akemi Akanato...“, polterte er, ohne Selby auch nur zu Wort kommen zu lassen. „Schauspielerin, Herkunftsplanet Bothawui. Machte Karriere auf Naboo, bis sie von dort verschwand – zum Geheimdienst der Neuen Republik. Wie es scheint, hat dieser Sheldon sie rekrutiert. Wie sie sehen, Selby, wandelt ein Star in unserer Mitte...“

Einen Augenblick war Selby sprachlos. Natürlich war ihm die bemerkenswerte Selbstbeherrschung des Mädchens aufgefallen, die wohlklingende und –betonte Stimme, aber eine Schauspielerin?

„Du wirst aber sehen, Mädchen, dass dein zweifelhafter Ruhm dir hier nichts nützt, ebenso wenig wie dieser vom Imperium ausgespuckte Ex-Sturmtruppler...“

Selby warf ein bedauerndes Lächeln in Richtung Akemi, bevor er sie auf einen Stuhl direkt vor Mad’Ines Schreibtisch bugsierte...

[Duros, Orbitalstation 234, Mad’Ines HQ, Mad’Ines „Büro“]- Akemi, Selby, Mad’Ine
 
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- Duros - Orbital 234 - Mad?Ines HQ - Mad?Ines ?Büro?- Mit Selby, Mad?Ine -

Sie fand sich in einem großen, prunkvollen Raum wieder, der vollgestopft war mit kunstvollen Gegenständen, allesamt aus wertvollen Materialien und die nicht recht zu einander passen wollten. Akemi ignorierte sie und konzentrierte sich stattdessen auf den Mann in der Mitte des Raumes. Dies war also der berüchtigte Waffenhändler, um den sich alles zu drehen schien: Mad'Ine. Der Mann war groß und breitschuldrig und besaß einen kräftigen Unterkiefer. In einem Film hätte er mühelos den unnachgiebigen Bösewicht darstellen können... aber das war er so oder so und dabei waren sie nicht einmal in einem Film. Pure Realität, das war alles was Akemi um sich herum wahr nahm. Alles was sie gerade erlebte war echt und es sah nicht gut für sie aus. Ruhe bewahren. Disziplin. Nicht provozieren lassen. Sie musste die Zeit überbrücken, bis Cris ihr zur Rettung kam.

Sie wusste eigentlich nicht einmal, ob sie tatsächlich erwartet hatte, dass Selby oder Mad'Ine wesentliches über sie und Cris wussten. Doch Selby hatte nicht übertrieben, er und Mad'Ine hatten wirklich gute Informationen erhalten, denn sie wussten über Cris' Vergangenheit Bescheid. Wie konnten sie davon erfahren haben? Wer wusste überhaupt vvon alledem? Ihr eigenes Leben auf Bothawui und Naboo war kein Geheimnis. Man brauchte kein Privatdetektiv zu sein, um etwas über sie heraus zu finden. Aber Cris' Dasein bei den Imperialen Sturmtruppen war kein offizieller Werdegang gewesen. Er war geflohen und niemand hätte ihn später identifizieren können... oder doch? Ruhig hörte sich Akemi an, was Mad'Ine zu ihr sagte. Er versuchte sie einzuschüchtern, ganz klar. Und natürlich gelang es ihm...aber das durfte sie ihn nicht wissen lassen. Disziplin!


Sie haben sicherlich Recht, Sir.

Es lag ihr fern diesen Mann zu provozieren, also verzichtete sie auf sämtliche ironische Bemerkungen, die kecke Holo-Kino-Helden an ihrer Stelle wohl ausgespuckt hätten und gab lediglich einen züchtigen Kommentar von sich der verriet, dass sie bei der Sache war. Ihr Blick flog kurz von Mad'Ine zu Selby hinüber. Wenn sie wählen müsste, wer von beiden ihr lieber war, obgleich beide nichts besonders herzerwärmendes an sich hatten, hätte sie sich ohne Umschweife für Selby entschieden. Er hatte eine kühle und überhebliche Art an sich, aber wenn sie raten müsste, würde sie sagen, dass dies nicht alles war. Was von Mad'Ines Seite kam, würde sie wohl einfach abwarten müssen. Sie hoffte bloß, dass er sich noch ein wenig Zeit ließ... bei was auch immer. Zeit war das, was Akemi gerade am nötigsten brauchte.

- Duros - Orbital 234 - Mad?Ines HQ - Mad?Ines ?Büro?- Mit Selby, Mad?Ine -
 
[Duros, Orbitalstation 234, Mad’Ines HQ, Mad’Ines „Büro“]- Akemi, Selby, Mad’Ine

Mühsam musste Selby sich auf die Erwiderung der kleinen Akemi hin ein leichtes Grinsen verkneifen. Es wäre höchst unklug, Mad’Ine erkennen zu lassen, dass seine Sympathien fürs Erste bei dem jungen Mädchen lagen. Er mochte sich nicht vorstellen, wie er in ihrem Alter auf solch eine Situation reagiert hätte...

„Guck an, Selby, wie artig sie sein kann...“, knarrte Mad’Ines Stimme und riss seinen Handlanger unsanft aus den Gedanken.

“Ein wahres Vorbild an Höflichkeit...“

Mad’Ine grinste höhnisch und tastete rasch nach der Brusttasche seiner Weste, in der sich, wie Selby wusste, ein stets zur Verfügung stehender Flachmann mit irgendeiner Spirituose befand, die der Waffenhändler nur „Donnergurgler“ nannte. Ein tiefer Schluck, ehe Mad’Ine lauthals aufstieß (Selby verzog leicht angewidert das Gesicht) und Akemi weiterhin aus wässrigen Augen musterte.

“Fragt sich nur, ob sie noch so höflich ist, wenn Bradock mir den Kopf ihres ehemaligen Sturmtrupplers gebracht hat, he?“

Der Verbrecherboss lachte bösartig.

“Kennt sie Bradock?“

„Wir sind ihm kurz begegnet...“, bestätigte Selby leise.

“Gut. Denn weißt du, Mädchen, dieser Bradock ist gut... und es macht ihm nichts aus, ob er jemanden fangen oder einfach umlegen soll. Und da dein Märchenprinz wahrscheinlich in diesem Moment hierher auf dem Weg ist, sein Ein und Alles zu retten, wird es ein leichtes sein, ihm einen gebührenden Empfang zu bereiten, was?“

Das breite Grinsen Mad’Ines war sogar noch abartiger als zu anderen Anlässen, die Selby kennen gelernt hatte.

“So gesehen bin ich dir und diesem Sturmtruppler sogar dankbar – endlich etwas Abwechslung auf dieser Raumstation!“

Sich scheinbar äußerst behaglich fühlend lehnte sich Mad’Ine in seinem Formsessel zurück und genehmigte sich eine weiterte Portion seines Schnapses.

“Ich schlage also vor, Miss Akanato, dass Sie sich an diesen Ort hier gewöhnen...“ Ein weiteres Mal entblößte Mad’Ine seine unreinen Zähne. “Es könnte schließlich sein, dass Sie hier eine Menge Zeit verbringen werden... doch keine Sorge, langweilig wird Ihnen bestimmt nicht...“

Selby merkte alarmiert, wie sein Mundwinkel zuckte. Er wusste, dass Mad’Ine die Moralvorstellungen eines Hutten hatte. Er konnte der kleinen Akemi tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken die schlimmsten Dinge antun – natürlich nachdem sie diesem Sheldon beim Sterben zugesehen hatte.

[Duros, Orbitalstation 234, Mad’Ines HQ, Mad’Ines „Büro“]- Akemi, Selby, Mad’Ine

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[Duro, Orbitalstation 234, GD-Depot]- Cris, Officer Navo, Duros

Obwohl sie mitnichten begeistert wirkten, hatten Officer Navo und seine Kollegen sich zähneknirschend ebenfalls an den Waffen bedient und waren dann unter Cris’ Führung aufgebrochen. Navo selbst beeilte sich, dem ehemaligen Sturmtruppler sämtliche Informationen zukommen zu lassen, über die er verfügte.

„Auf normalem Wege ist zu Mad’Ine kein Durchkommen...“ Der Duros war sichtlich um einen gedämpften Tonfall bemüht, während der hinter Cris einen breiten Korridor hinunterhastete. „Aber es gibt ein auf einer tieferen Ebene gelegenes System an Wartungsgängen, die sämtliche Bereiche der Orbitalstation unterqueren. Es gibt Eingänge zu Mad’Ines Basis, wahrscheinlich für schnelle Rückzüge oder unentdecktes Aufkreuzen. Was er nicht weiß, ist, dass es meinem Team vor Kurzem gelungen ist, einen dieser Eingänge ausfindig zu machen. Leider konnten wir diese Entdeckung nicht verwerten...“

“Warum nicht?“, fragte Cris erstaunt.

Navo sah nun sichtlich unbehaglich aus.


„Sie wissen doch, die Korruption... ich kann niemals sicher sein, welchem meiner Vorgesetzten ich vertrauen soll und welchem nicht. Bisher ist es mir nicht gelungen, Hilfe außerhalb von 234 anzufordern...“

“Nun, solange Sie den Eingang finden...“

„Bestimmt! Hier entlang, Sir.“

Die drei Duros und Cris verließen den Korridor in einen kleinern Gang, nicht dem unähnlich, in dem Winmill sang- und klanglos ihr Leben ausgehaucht hatte. Tatsächlich fanden sie dort eine augenscheinlich versiegelte Luke am Boden.

„Das Gangsystem ist weit verzweigt und wird teilweise nur noch von Reinigungsdroiden benutzt...“, erläuterte Navo. „Doch keine Sorge, man kann die meiste Zeit über aufrecht gehen und einigermaßen sehen...“

Er nickte einem seiner Kollegen zu, der daraufhin die Luke mittels eines kleinen Gerätes dazu brachte, sich zu öffnen. Eine kleine Metalleiter war der einzige Weg nach unten.

„Nach Ihnen, Sir...“

[Duro, Orbitalstation 234, Gang]- Cris, Officer Navo, Duros
 
[Orbital 33-"Stellung"/Cyberspace]Sun, Avatar


Ohne auch nur eine minimale Vorwarnung zu geben, donnerte plötzlich eine Woge durch Suns Programme, die nahezu alle gnadenlos zum Absturz brachte.
Suns Geist wehrte den Angriff zwar spielend ab, doch nuns ah er sich alleine seinem Gegner gegenüber.
Zwar würden die Minicomputer versuchen ihn zu unterstützen, doch Sun war sich nun sicher, dass nur der Ondo-Sedai dem Ansturm gewachsen war.

Ein heftiger virtueller Kampf entbrannte, sein Widersacher konnte nur Nemesis sein.
Die Kampfhandlungen überdeckten aber jede Kommunikation, wieso wollte Nemesis ihn plötzlich radikal ausschalten? Keine Quälereien?

Sun war sich sicher, dass noch mehr dahinter lauerte, als er jetzt absehen konnte.

Er rief weitere Angriffsprogramme ab, die durch die Relais zu seinem Ziel eilten, um dort ihre Wirkung zu tun. Es waren eigentlich brandneue Experiamentalversionen aus den Computerlabors, doch nichts anderes war ausreichend.
Oder eigentlich... waren auch sie es nicht, denn Nemesis virtuelle Präsenz schüttelte die Attacken lässig ab, während sie unablässig versuchte, Suns Schilde zu knacken.

Sun zögerte nicht länger und ging selbst zur Sache. Er tastete den Feind so lange ab, bis er glaubte, einen Schwachpunkt gefunden zu haben, und stieß geballt zu.

Erstaunen wurde fast zu Entsetzen, als Nemesis daraufhin vollständig zerviel und verwehte...
Nein. Es war nicht Nemesis gewesen, sondern nur ein Köd...

Da war die Falle!
Sun reagierte blitzschnell, doch trotzdem zu spät.
Die Netzwerkverbindung zwischen den Orbitalen begann zu kollabieren, und drohte Suns Geist abzuschneiden.
Verzweifelt kopierte er sich zurück und stemmte die Leitung auf so gut es ging.

Sie brach schließlich zusammen, als er fast vollständig zurückgekehrt war, doch der Verlust eines Geistessplitters war wie ein Trauma, dass ihn lähmte.
Schließlich traf ihn eine virtuelle Gewalt, wie ein Sternenzerstörer in voller Fahrt, die Suns Bewusstsein entgültig in die dunkeln Untiefen des Vergessens beförderte...



[Orbital 33-"Stellung"/Cyberspace]Sun, Avatar, Nemesis
 
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