Ein bisschen wehmütig macht es mich ja schon, wenn ich diverse (mutmaßlich Laien-)Kommentare über manche Post Production lese. Wortwahlen wir "grottiges" CGI oder dergleichen. Das zeigt mir, dass sich die durchschnittlichen Seher in keiner Weise drüber im Klaren sind, auf welch hohem technischen Niveau wir uns heutzutage mit den Hollywood-Effekten bewegen.
Weder Leia noch Tarkin in Rogue One, oder Leia oder Luke in TROS waren schlecht gemacht. Der Hauptgrund, wieso uns so "klar" vorkommt, dass Tarkin in R1 nicht echt ist, ist einfach, dass wir
wissen, dass Peter Cushing seit Jahrzehnten tot ist und daher nicht echt im Film sein kann. Jemand, der das nicht weiß, würde es beim normalen, unvoreingenommenen Ansehen vermutlich gar nicht bemerken, weil das CGI schon
fast perfekt ist. Und für die Präsenz, die er im Film hat, mit doch beträchtlicher Screentime und das nicht nur klein im Hintergrund, sondern prominent und groß in Szene gesetzt, ist es herausragend, wie gelungen die Illusion ist. Leia hatte in R1 lediglich ein Problem, nämlich, dass die Gesichtsform und vor allem das Lächeln der Stand-In-Darstellerin nicht Carrie Fisher entsprach und daher wirkte das Ganze eher wie jemand, der eine Leia-Maske trägt als wie Leias eigenes Lächeln und Aussehen. Also im Sinne von: das CGI sieht nicht wie Carrie Fisher aus. Aber es sieht dennoch wie ein echter, technisch überzeugender Mensch aus - nur halt wie ein anderer, wie ein Double. Und wenn man sich im Vergleich dazu diverse Deepfakes ansieht, die kurz darauf auf Youtube aufgeploppt sind und Prinzessin Leia "verbessern" – Schnickschnack. Ja, das Ergebnis sieht ein kleines bisschen mehr nach
Leia aus. Aber die verwaschene Qualität und das floaty Compositing dazu machen den Effekt nicht überzeugender, im Gegenteil, und reichen auf keinen Fall qualitativ für eine Kinoproduktion aus.
Bei TROS ist es nun umgekehrt: da sieht Leia zu 100% nach Leia aus, denn sie ist es ja auch. Dafür ist wiederum das Compositing nicht ganz perfekt, weil halt die Lichtsituation eine ganz andere ist – beim Originalfootage ist die Beleuchtung fiel flacher, viel gleichmäßiger und "langweiliger", vergleicht es einfach mit den vielen schönen Lichtern und Schatten in Billie Lourds Gesicht in der Originalaufnahme. Sie haben zwar versucht, diese Lichtsituation so gut es ging zu simulieren für das Compositing, aber das erzeugt halt ein bisschen einen Porzellan- oder Wachsfiguren-Effekt, weil sich das simulierte Licht zu gleichmäßig über das flach ausgeleuchtete Gesicht von Carrie verteilt. Zudem ist das Footage möglicherweise hochskaliert und daher qualitativ nicht ganz auf der Ebene von TROS, was wiederum eigene Schwierigkeiten erzeugt. Ich weiß ja nicht, ob es bis heute überhaupt noch eine erhaltene saubere 35mm-Version von Episode 6 gibt, also wer weiß, mit welchem Material sie da arbeiten mussten. Dennoch, Luke und Leia jung zu sehen in TROS hat mein Herz mit Freude erfüllt. Ja, die Effekte sind noch nicht zu 100% am Ziel, aber beinahe. Und mir ist es lieber, als wenn sie ihre Helme in der betreffenden Szene nicht gelüftet hätten oder wenn wir es mit jüngeren Umbesetzungen zu tun gehabt hätten. Bitte bei all der Kritik nicht vergessen, dass das jahrzehntelang der Modus Operandi war in der Film- und Fernsehindustrie. Wir sind einfach nur dran
gewöhnt, dass wir Neu- und Umbesetzungen erhalten für ältere/jüngere Schauspieler, die so gar nicht das Original sein könnten, und machen jetzt einen auf verwöhnt, wenn uns technisch endlich die Pforten geöffnet werden, um die Grenzen der Zeit zu durchbrechen, nur weil das Ergebnis noch nicht perfekt ist?
Ich kann es einfach nicht ganz nachvollziehen. Ganz davon abgesehen, dass die wirklich harte und fordernde Effektarbeit, die geleistet wird bei solchen Produktionen (ihr wisst ja gar nicht, was ihr alles an Effekten
nicht erkennt), einfach so gar nicht gewürdigt wird, muss ich für mich persönlich sagen, dass in meinen Augen das hier:
wesentlich weniger die Immersion bricht, als wenn beispielsweise die letzte Folge der Serie Malcolm mittendrin versucht, mir die hier:
zu verkaufen als die hier:
Ist aber ebenso nur meine Meinung. Wir haben halt lange Zeit hingenommen, dass sich besetzungsbedingt das Aussehen von Figuren verändern darf, aber bei den VFX Artists wird Perfektion vorausgesetzt? Ich bin froh, dass es überhaupt schon so gut geht wie es heute geht, denn das hat mir in Rogue One und in TROS supertolle Momente beschert, ohne die der jeweilige Film definitiv weniger reich wäre. Genauso wie das kleine Wunder, dass Florian Clyde in Solo beinahe zum Verwechseln wie ein junger Wolfgang Pampel klingt oder dass wir in TLJ einen Yoda sehen, der verdammt ähnlich aussieht wie in TESB und von einem weitaus ähnlicheren Sprecher synchronisiert wurde als in der PT. Hier wird große Arbeit geleistet, an vielen Fronten, und das alles nur, um in den Leuten nochmal ihre Nostalgie und ihre Erinnerungen neu aufleben zu lassen. Das verdient mehr als einen abfälligen Kommentar darüber, dass es "grottenschlecht" sei.