[Felucia | Dschungel | auf den Spuren der verschollenen Expedition | Tempelanlage | Keller] Wonto Sluuk, Crado, Jaina Shan, Medhi Varn (NPC); Dschungel-Felucianer. Meister Kaddhan verschwunden. In einem anderen Teil des Tempels: ChesaraSyonette, Adrian Reven, Zasuna Zahary, Arlen Merillion, Faith Navalon; Dribiteg, Benji Ross (NPCs).
Etwas Schweres war gegen Wonto geprallt und hatte ihn zu Boden gerissen. Er versuchte, sofort wieder aufzuspringen, aber das gelang ihm nicht. Mit den Händen versuchte er, den Körper von sich abzuhalten, aber dieser griff und schlug nach ihm. Es handelte sich offensichtlich nicht um Crado. Der Geruch, der Wonto in Rüssel und Fingerspitzen stieg, verband auf denkbar unangenehmste Weise die Aromen von Moder, toten Pflanzen, Schweiß und Schmutz, dazu ein paar Gerüche, die er nicht kannte. Alles in allem eine schier atemberaubende Mischung, die zweifellos nur von einem Gegner herrühren konnte, der auf ihm lag und ihm hektisch ins Gesicht atmete. Der Ortolaner spürte etwas Spitzes, das mit aller Kraft in seine Seite gepresst wurde. Es war stumpfer als ein Messer, sonst wäre er bereits schwer verletzt, aber es drohte dennoch seine dicke Haut zu durchbohren und fügte ihm Schmerzen zu. Während die linke Hand noch den Griff der Blasterkanone umklammert hielt, die er nicht loslassen wollte, obwohl sie ihm im Moment nicht von Nutzen war, griff er mit der Rechten dorthin, wo er das Gesicht des Wesens vermutete. Er erschrak, als seine Finger in einem Bündel tentakelähnlicher Auwüchse landeten, die unter der Berührung zuckten, und zog sie sofort zurück. Stattdessen schlug er mit der Linken zu, und durch großes Glück prallte das Gehäuse des Blasters so hart gegen den Kopf des Gegners, dass dieser ein Stöhnen ausstieß und halb von Wonto herunter rollte. Das Stechen in der Seite hörte auf. Sofort schlug er noch einmal zu, doch dieser Hieb wurde abgeblockt und jemand entriss ihm mit einem kräftigen Ruck die Waffe. Er griff nach der Pistole, fand sie aber nicht.
»Verdammt!« keuchte er, als er sich daran erinnerte, dass er die Zweitwaffe an Jaina Shan abgegeben hatte.
Aber dann fand er sein Kampfmesser. Es war die einzige Waffe, die ihm nun noch geblieben war - zumindest solange er nicht verzweifelt genug war, in diesem Handgemenge eine Granate zu zünden. Mittlerweile versuchte der neben ihm liegende Gegner wieder, sich auf ihn zu werfen, und von woanders griff etwas nach seinen Schultern. Seine Bewegungsfähigkeit war dadurch stark eingeschränkt, aber es gelang ihm, die kurze Klinge zu ziehen und nach oben zu drehen, so dass der Feind sich unfreiwillig hinein stürzte. Mit einem heiseren Brüllen wich er nun ganz von ihm zurück. Nun stocherte Wonto in die Gegenrichtung, bis auch dem zweiten Gegner keine Wahl blieb, als ihn loszulassen; er hatte zuvor einen zähen Widerstand an der Klinge gespürt und nun rann etwas Feuchtes, Übelriechendes über seine Finger. Der kurze Ringkampf fand so ein Ende und Wonto Sluuk kam keuchend auf die Beine.
Etwas Hartes schlug mit solcher Kraft von hinten gegen seine Schulter, dass er zwei Schritte nach vorne stolperte, gegen die nahe Wand prallte und beinahe wieder umgefallen wäre. Der linke Arm fühlte sich taub an. Als er sich umwandte, sah er im Zwielicht der orangefarbenen Klinge zwei der bizarren Kreaturen, die ihn bedrängten. Einer von ihnen hielt den CR-1-Blaster und schwang ihn wie eine Keule - offenbar wusste er nicht, was der eigentliche Zweck der Waffe war. Das war Wontos großes Glück. Hätte er einen Schuss abbekommen anstelle eines Schlages, wäre er bereits tot. Aber auch so wusste er nicht recht, wie er sich verteidigen sollte. Mit seinem Kampfmesser war er nicht besser bewaffnet als seine Gegner, sie waren in der Überzahl und konnten im Halbdunkel offenbar besser sehen als er. Mit der nach vorn gereckten Klinge konnte er sie bisher noch davon abhalten, sich auf ihn zu stürzen, aber besiegen konnte er sie damit nicht.
Er hörte ein vertrautes Geräusch, das ihm in diesem Moment regelrecht paradiesisch vorkam, und im selben Moment leuchtete ein roter Blitz auf. Der Lichtstrahl wurde von einem von Wontos Gegnern absorbiert, der daraufhin ächzend zusammenbrach. Das CR-1 klapperte zu Boden. Die zweite Kreatur wandte sich der neuen Bedrohung zu, wurde aber im selben Moment von einem weiteren Blasterstrahl getroffen. Er sackte zunächst nur auf die Knie, doch als ihm der nächste Schuss ein Loch in die Brust brannte, kippte er ohne einen Laut nach hinten um, als hätte er nie gelebt. Zur gleichen Zeit hörte er die Stimme von Jaina Shan irgend etwas rufen und nun bellte auch die DL-44 los.
»Alles in Ordnung, Wonto?« fragte Medhi. Im Eifer des Gefechts hatte sie ganz vergessen, ihn mit seinem Rang oder Nachnamen anzureden. Die rettenden Schüsse waren aus ihrem A-295 gekommen.
»Alles gut«, bestätigte er und suchte nach seinem Blaster.
Sobald er sie gefunden hatte, richtete er sich auf und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Er schaute genau im richtigen Moment hinüber zu Crado, um zu sehen, wie dieser sein Lichtschwert kreisen ließ. Der Ortolaner zuckte zusammen, als es in einen Gegner eindrang und sein Fleisch zerschnitt wie Pudding. Zwei andere Gegner wichen vor ihm zurück, doch der Katzenmann setzte nach. Er reckte die Hand nach einem von ihnen, und obwohl Wonto nicht genau erkannte ob er ihn dabei überhaupt berührte, wurde dieser nach hinten geschleudert und prallte so heftig gegen die Wand, als wäre er mit einem Speederbike dagegen gefahren. Das krachende Geräusch, das dabei entstand, war wirklich erschreckend und ließ keinen Zweifel daran, dass der Gegner tot war. Der dritte wandte sich zur Flucht. Wonto hätte wohl auf ihn geschossen, wenn er nicht selbst zu gefesselt von dem Anblick gewesen wäre. So entwischte die Kreatur ins Dunkel. Vier waren tot, einer entwischt. Doch wenn er sich nicht verzählt hatte, waren es vorher sechs gewesen.
»Einer fehlt!« rief er. »Vielleicht ist er hier noch irgendwo!«
Er und Medhi schalteten die Scheinwerfer an ihren Waffen wieder ein und ließen die Lichtkegel durch dem Raum schweifen. Wonto entdeckte den Gegner zuerst. Er befand sich unweit von ihm in einer Wandnische und war drauf und dran, etwas bereitzumachen, das wie eine altmodische Schleuder aussah. Der Ortolaner kannte diese Art von Waffen aus den unteren Ebenen von Coruscant, wo sie trotz oder wegen ihrer Einfachheit von verwilderten Barbaren und mittellosen Räubern genutzt wurde. Ihm war klar, dass ein Schleuderstein aus so kurzer Distanz tödlich wirken konnte. Ohne lange zu zögern, drückte er ab. Ein ganzes Bündel schlanker roter Blasterstrahlen zuckte auf die Mauernische zu. Ein paar gingen fehl, doch mehrere trafen ihr Ziel. Rauchschwaden stiegen auf und der Feind fiel zu Boden. Er war jedoch nicht tot. Wie von Sinnen schlug er um sich und gab dabei Laute von sich, wie Wonto sie noch nie gehört hatte.
»Halt ihn fest!« gebot der Corporal seiner Untergebenen. Gemeinsam bändigten sie den Verwundeten und legten ihm Fesseln an, auch wenn sich das wegen der Andersartigkeit seiner Gliedmaßen recht schwierig gestaltete. Sie waren am Ende aber ziemlich sicher, dass er sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte. Ob er durchkommen würde, war aber eine andere Frage. Er wirkte nach wie vor zornig und zerrte an den Fesseln, die dabei in sein Fleisch einschnitten, aber das ließ womöglich keine Rückschlüsse auf seinen Gesundheitszustand zu. Ohne einen Sanitäter im Team und ohne Kenntnisse über seine Biologie konnten die Soldaten jedoch nicht viel für ihn tun.
»Jetzt wünschte ich, Rätin Chesara wäre hier«, sagte er. »Oder haben Sie zufällig auch Heilkräfte, Meister Crado? Nach dem, was Sie da eben abgezogen haben, traue ich Ihnen fast alles zu. So etwas habe ich noch nie gesehen. Wirklich irre, einfach nur irre... ich meine, ich will Ihnen natürlich nicht zu nahe treten, Sir!«
Schnell wandte er sich wieder dem Gefangenen zu.
»Ich bezweifle, dass wir ihn verhören können«, sagte Wonto. Denn bisher hatten sie kein artikuliertes Wort von diesen Kreaturen gehört. »Aber ein Gefangener ist immer etwas wert. Vielleicht können wir ihn als Druckmittel benutzen oder gegen Meister Kaddhan eintauschen.«
Bei diesen Worten fiel ihm ein, weshalb sie eigentlich hier waren. Noch immer waren sie auf der Spur von zwei verschollenen Expeditionen. Und der Jedimeister fehlte noch immer. Was sie hier vorgefunden hatten, warf mehr Fragen auf, als es beantwortete. Was hatten diese Wesen mit dem Verschwinden so vieler Leute zu tun? Wenn sie etwas damit zu tun hatten, wieso machten sie so etwas? Was hatte es mit der merkwürdigen Zeremonie auf sich, deren Zeuge sie bei ihrem Eintreffen geworden waren? Erst jetzt fiel ihm auf, wie ungewöhnlich es war, dass sie diese Szene überhaupt beobachtet hatten.
»Die Kerle müssen doch gewusst haben, dass wir kommen«, mutmaßte er. »Immerhin ist mindestens einer vor uns geflohen und muss hier vorbei gekommen sein. Wieso haben sie sich nicht gleich kampfbereit gemacht, sondern sind weiter um ihr Feuer gehüpft? Dieses Ritual oder was es war muss für sie eine große Bedeutung gehabt haben, sonst hätten sie es nicht erst bei unserem Eintreffen beendet.«
Mit diesem Gedanken im Sinn ging er hinüber zu der Feuerstelle. Er leuchtete die Umgebung ab. Zunächst sah es so aus, als gäbe es dort nichts von Bedeutung. Das Stöbern in alten Decken, die dort ausgebreitet waren, brachte nichts zum Vorschein außer Ungeziefer und einem weiteren widerlichen Geruch, der in seinen Fingern klebte und nie wieder wegzugehen drohte. Doch dann fand er etwas.
»Das sollten Sie sich ansehen!« rief er den anderen zu. Sobald sie näher kamen, zeigte er auf seinen schaurigen Fund. In der Asche des Feuers, das mittlerweile beinahe erloschen war, lagen die verkohlten Überreste von großen Knochen. Ein paar davon waren eindeutig humanoiden Geschöpfen zuzuordnen. Auch Teile von Schädeln waren darunter.
»Was ist das, eine Art Opferfeuer? Oder eine Bestattung? ...Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich: Diese Typen sind gefährlich, was auch immer sie sind!«
»Dschungel-Felucianer«, warf Medhi ein.
»Hm?«
»Eine eingeborene Spezies. Sie leben in einer vorindustriellen Stammelskultur zusammen. Ich habe über sie gelesen. Vier Arme und hässliche Tentakelköpfe - kein Zweifel, das sind sie.«
»Weißt du irgendwas über sie, das uns helfen kann?«
»Nicht viel. Außer dass sie nicht ungefährlich sind, aber das haben wir schon gesehen. Außerdem wird ihren Schamanen nachgesagt, dass sie üblernatürliche Kräfte hätten.«
»Oh, Klasse. Genau was wir jetzt brauchen. Noch mehr Hokuspokus. Äh, damit habe ich natürlich nicht Sie gemeint, Meister Crado, Sir.«
Wieder hatte er das Bedürfnis, rasch das Thema zu wechseln.
»Egal was an diesen Gerüchten dran ist, diese Wesen sind so oder so eine Bedrohung. Ich habe keine Ahnung, was sie Meister Kaddhan antun wollen oder schon angetan haben. Aber ich denke, es ist kein Zufall, dass sie sich hier aufhalten, wo die Spuren der Expeditionen enden und der Meister verschwunden ist. Sie haben irgendwas damit zu tun. Mein Bauch und mein Rüssel sagen mir, dass wir uns beeilen müssen. Ich gebe zu, dass ich lieber hier verschwinden würde, aber ich denke, uns bleibt keine Wahl, als ihnen zu folgen. Sie sind in die Richtung verschwunden, und wenn ich nicht irre, gibt es da einen Gang. Sir, wollen wir wieder vorangehen?«
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