Fresia (Fre'ji-System)

Fre'ji-System / Fresia / INT Heart of the Order / Speisesaal/ Frey, Rosh, Gargatosh, Cewell, Blink, Fadeus

Frey war jetzt in seinem Element. Die Kommunikation war ein Werkzeug, das viele nicht nutzen konnten. Doch der Commodore hatte einen ganzen Werkzeugkasten bei sich. Ein Wort konnte Kriege gewinnen oder verlieren. Ein Wort konnte Männer und Frauen zu unglaublichen Taten bewegen. Reihte man viele Wörter hintereinander, ergab sich daraus eine Melodie. Ein Gespräch ist wie ein Tanz, der mal langsam und bedächtig, dann aber auch wieder wild und emotional sein konnte. Welchen Ton der Lieutnant anschlug, war klar zu erkennen: Auch wenn Gargatosh wie ein wildes Biest aussah konnte Frey deutlich heraus hören, dass es in dem Lieutnant vor Konflikten nur so tobte. Kein Wunder: Als Nichtmensch war man in den Reihen der Streitkräfte ein Exot. Nichts, woran der blonde Corellianer sich störte. Aber es gab andere Offiziere, die auf das Äußere mehr wert legten.

Der Lieutnant erzählte von seinem Traum, seinen Studien und seiner kranken Schwester. Frey schaute Gargatosh dabei unentwegt an. Eine tragische Geschichte, die jeder in der Galaxie mit Familie kannte oder schon einmal gehört hatte.

"Diese Verpflichtung, die Sie gegenüber Ihrer Schwester verspürt haben, Lieutnant. Können Sie sich an dieses Gefühl erinnern? Ich möchte, dass Sie jetzt daran denken. Versetzen Sie sich zurück in die Lage, in der Sie waren. Und jetzt bewahren Sie dieses Gefühl auf. Ihre Fürsorge gilt jetzt voll und ganz den Soldaten unter Ihrem Kommando. Ihr Pflichtgefühl gilt der Flotte und mir, Ihrem Vorgesetzten. Allerdings gibt es noch ein Thema, das angesprochen werden muss."

Seine blauen Augen huschten zu Commander Draykon, der still das Gespräch zwischen dem Commodore und Gargatosh verfolgt hatte.

"Commander, ich brauche Ihren teuren Ratschlag und Ihre treffsichere Einschätzung. Folgende Situation: Unser Lieutnant hier stand über Widek einem Angriff von vier feindlichen Jägerstaffeln gegenüber. Fünf eigene Piloten waren für ihn noch im Raum. Dennoch gab Lieutnant Gargatosh den Feuerbefehl, was dazu führte, dass nicht nur die feindlichen Staffeln pulverisiert wurden, sondern auch vier imperiale Piloten. Wären Sie an meiner Stelle, Commander, wie würden Sie mit dem Lieutnant verfahren?"

Der Commodore hatte sich natürlich schon längst entschieden, was er mit Gargatosh anstellen würde. Er konnte es sich aber nicht nehmen lassen, seine Untergebenen auf die Probe zu stellen. Vor allem nicht, wenn sie noch so frisch in seinen Reihen waren. Für Frey war das gleichzeitig eine wichtige Analyse: Wie tickten seine Führungsoffiziere? Konnten sie schwierige Entscheidungen treffen und wenn ja, wie würden diese ausfallen?

Frey nippte an seinem Whiskey und behielt den Schluck des alkoholhaltigen Gebräus kurz in seinem Mund. Es schmeckte nach Heimat. Die Erzählung von Gargatosh hatte etwas in ihm geweckt. Die Sehnsucht nach seiner Heimat, nach seiner Verlobten und seinen Eltern. Seit Corellia gefallen war, hatte er nur ein Mal etwas von ihnen gehört. Die Nachricht, dass es allen gut ging und das gemeinsame Haus die Kämpfe beinahe unbeschadet überstanden hatte, ließ ihm ein Stein vom Herzen fallen. Aber seitdem hatte es keinen Kontakt mehr gegeben. Ein Besuch kam auch nicht in Frage. Denn Frey konnte es sich nicht leisten, nach Corellia zu reisen und Fuß auf republikanisches Gebiet zu setzen. Sein Ruf stand auf dem Spiel. Womöglich würden seine Feinde daraus Kapital schlagen und ihn als Verräter hinstellen, der mit der Neuen Republik kollaborierte. Sein Engagement im Vertriebenenbund war alles, was er aktuell für Corellia tun konnte.

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Torranix-Sektor – Fre'ji-System – Fresia – Sternenzerstörer der Interdictor-Klasse – 'Heart of the Order' – Speisesall – Commander Draykon, Lieutenant Gargatosh, Commodore Fogerty, Captain Cewell, Captain Blink, Commander Kande, Captain Fadeus​


Der blonder Offizier ihnen gegenüber am Tisch, musterte aus klaren blauen Augen den Lieutenant während er seiner Geschichten lauschte. Oder war es eher eine Rechtfertigung? Rosh versuchte keine Gefühlsregung zu zeigen und völlig ruhig zu bleiben. Dann endlich ergriff der Commodore das Wort und ja, er vermittelte den jungen Offizier eine Weisheit. Das jeder Untergebene, jedes Besatzungsmitglied und jeder Kommandierende die gleiche Hingabe verdient hatte wie seine Schwester. Das sie eine Familie seine, zumindest interpretierte Commander Draykon das so aus den Worten seines Kommandierenden Offiziers. Commodore Fogerty erwähnte dann das noch ein Thema angesprochen werden müsse und sein Blick wandte sich dem Offizier von Fresia zu.

Dem Commodore verlangte es nach einem Ratschlag von ihm, alleine die Eröffnung und die Betonung, ließ alle Alarmglocken im Geiste des Commanders erklingen. Er musste sich beherrschen, das nicht seine linke Augenbraue gen Decken schott wanderte. Frey schilderte die Situation, Lieutenant Gargatosh, hatte über Widek die schwere Entscheidung zu treffen, das Leben von fünf Kameraden zu Gefährden und in der Retrospektive auszulöschen um mit Vier Feindlichen Staffeln fertig zu werden. Wie also würde er, Rosh Draykon, an der Stelle des Commodore mit Lieutenant Gargatosh verfahren?

Rosh Magen krampfte sich kurzzeitig zusammen, während er versuchte kühl dem Blick seines Gegenüber zu begegnen. Lange, rum eiern konnte er nicht auch nicht groß einleitend erklären. Schnell überlegte er wie er in dieser Situation gehandelt hätte, auch den Feuerbefehl gegeben? Ja, verdammt er hätte auch Feuern lassen. Fünf leben gegen das von 48 Feinden tauschen und dann noch die Besatzung des Schiffes auf dem er war, wie viele waren das bei einer Korvette der Marauder-Klasse? An die 200 Männer und Frauen? Aber absichtlicher Eigenbeschuss konnte nicht belobigt werden. Was also tun? Nach langem Ringen, was Rosh damit vertuschte, das er einen Schluck trank bevor er antwortete:


"Sir, im Gefecht würde ich nicht darauf reagieren, danach würde ich das Gespräch mit dem Offizier suchen. Hinterfragen warum er so gehandelt hat. Hat er aus Ruhmsucht gehandelt würde ich einen Verweis in seine Akte eintragen, vielleicht sogar eine Anklage vor einem Kriegsgericht anstreben. Hat er hingegen schweren Herzens Feuern lassen, um mehr Kameraden für den Preis von Vieren zu retten, dann kämen zwei mögliche Konsequenzen für mich in betracht. Entweder es auf sich beruhen lassen oder die Versetzung auf ein anderes Schiff in meiner Kampfgruppe. Und falls ich das noch anfügen dürfte, ich hätte rückblickend genauso gehandelt wie der Lieutenant."

Das war's, ab jetzt würde er wohl keinen Fuß mehr in der Flotte auf den Boden bekommen, nicht nur das er die taten eines nicht Menschen gut hieß, nein er hatte auch seine ehrliche Meinung geäußert. Er war nun einmal kein Diplomat und konnte geschliffene Ansprachen halten. Sein Magen hatte sich mittlerweile so stark verkrampft, das es nicht mehr nur unangenehm war, sondern schmerzte. Er nahm noch einen Schluck von seinem Getränk während er das Urteil des Commodore erwatete, das ihn zur ewigen Piratenjagd verdammen konnte. Dann würde er niemals den Namen seiner Familie rein waschen können.


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Erschrocken fuhr Serenety Akaji zusammen, als sie die Worte ihres ehemaligen Kommandanten vernahm, der sie darauf hinwies sich auch einmal eine Pause zu gönnen. Worte, mit denen er durchaus Recht hatte und dennoch bedurfte es keinen Aufschub. Vielleicht war sie zu Streng mit sich selbst und ihrer Arbeit. Perfektionismus durch und durch. Innerlich seufzte sie. Die Yevethaner waren ein Problem, mit dem Serenety sich immer wieder befasste und auch wenn die ‚Ascendancy‘ und die ‚Heart oft he Order‘ – so wie Toji sagte erste einmal in Schach gehalten wurden – half ihr dies wenig um den Papierkram schleifen zu lassen. Seine Hand legte sich auf die seine. Warm, lebendig, wohltuen und dennoch ungewohnt. Ihre Bernsteinfarbenen Augen blickten in sein Gesicht. Sie wusste nicht ob sie ihre Arbeit einfach ruhen lassen konnte. Also schenkte sie ihm ein mattes Lächeln, griff nach ihrem Tee und versuchte ihm zu erklären, dass man nicht alles aufschieben konnte. Ihre Worte jedoch brachten nicht den gewünschten Effekt. Dies hätte sie sich eigentlich denken können und Murata schien sich Gedanken um sie zu machen. War ihr so sehr anzusehen, dass sie erschöpft war!? Es schien so.

Eine ausgebrannte, überarbeitete Kommandantin konnte die Yevethaner wirklich nicht aufhalten. Sein Lob tat ihr gut. Es kam zu selten vor, dass man ein solches erhielt. Ob Serenety ihre Mannschaft wirklich inspiriert hatte konnte sie so nicht einfach sagen. Darüber hatte sie nicht nachgedacht. Der bisherige Krieg hatte sie viel zu sehr beschäftigt. Ihre Ideen bezüglich verschiedenen Taktikten waren aus dem nichts entstanden und die bitte in Bezug auf das Entern – eher eine unübliche Vorgehensweise – war ein Weg gewesen der ihrer Ansicht nach ein guter gewesen war. Sie würde es immer wieder tun.

Tojis Lächeln wärmte ihr Herz und ließ sie unweigerlich leicht erröten. Seine Hand strich über ihren Rücken und ließ ihre Haut prickeln. Ein seufzend unterdrückend konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gefühlswelt erwachte. Für einen kurzen Augenblick – ein Bruchteil von Sekunden – wurde ihr klar, dass seine Näher ihr fehlte und sie jene brauchte. Doch ihre Arbeit verhinderte dies. Ihre Verlobung war nicht offiziell und ob es jemals dazu kommen würde stand auf einem gänzlich anderen Blatt Papier. Wunschdenken konnte man nicht mit der Realität gleichsetzen.

Serenety folgte schweigend seiner Aufforderung sich an einen Tisch zu setzen. Er humpelte voraus und sie folgte ihm einfach. Trotz ihrer Müdigkeit, war ihr Geist hellwach und ihre Beobachtungsgabe vorhanden. Die junge Captain setzte sich zu dem Commodore an den Tisch, warf einen kurzen Blick auf die tanzenden Pärchen und musste feststellen, dass sie gern mit Toji getanzt hätte. Etwas, was ihm jedoch recht schwer fallen würde. Sein prüfender Blick wanderte über ihr Gesicht und Serenety fühlte sich zum ersten Mal ein wenig unbehaglich. Ihr Arm schmerzte und sie versuchte diesen auf der Armlehne zu positioinieren.

Wieder schenkte sie ihm ein mattes Lächeln, als er sie in Bezug auf die Yevethaner lobte. Seine ruhige Stimme ließ sie entspannen. Seine Hand tätschelte erneut die ihre und sie ließ es geschehen. Er wollte ihre ‚Darksword‘ wirklich gerne weiterhin an seiner Seite wissen!? Was folgte nun? Ehe die Frage gestellt werden konnte, erhielt sie eine Teilantwort. Tarkin hatte also einen weiteren Einsatz für ihn im Sinn. Ehe Serenety sich darüber jedoch Gedanken machen konnte, war die erste Frage, die sie auf der Zunge hatte wie es mit etwas Urlaub für ihn aussah. Jedoch verkniff sie sich diese. Sie nippte an ihrem Tee und überlegte um was für einen Einsatz es sich handeln würde und weshalb er sie dabei haben wollte.

„Dein Lob ehrt mich. Wir haben unseren Job gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Ich muss gestehen, dass es wohltuend ist, hin und wieder ein solches Lob zu erhalten.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Du sprichst zum einen davon, meine ‚Darksword‘ weiterhin an deiner Seite haben zu wollen und auf der andern davon, dass Tarkin scheinbar einen neuen Einsatz für dich hat. Was genau stellst du dir vor, in Bezug auf deinen Wunsch und um welchen Einsatz handelt es sich?“, wollte sie wissen, nippte erneut an ihrer Tasse und stellte diese dann ab.

„Ich nehme an, dass du gute Gründe hast mit mir darüber zu sprechen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht neugierig bin. Auf der anderen Seite möchte ich natürlich wissen, wann das ganze Unterfangen beginnen soll, wohin es geht und ob es zuvor ein paar Tage Urlaub gibt. Der würde uns beide gut tun.“

Sie sah ihn mit einem prüfenden Blick an, versuchte etwas in seine Mimik zu lesen oder zu fühlen.

[: Fre'ji-System | Fresia :||: Imperialer Komplex | Officiers Club | Serenety & Toji an einem Tisch, viele andere Gäste :]
 
[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata, Captain Akaji und jede Menge anderer Militärangehörige:]

Serenety, die manchmal ziemlich distanziert wirken konnte, nippte erst einmal an ihrer Tasse Tee, bevor sie dann das Wort ergriff. Gewohnt bedächtig und darüber hinaus auch abgekämpft klang ihre Stimme als sie sagte: „Dein Lob ehrt mich. Wir haben unseren Job gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Ich muss gestehen, dass es wohltuend ist, hin und wieder ein solches Lob zu erhalten.“

Ihr Versuch, die eigenen Taten – wie gewohnt – klein zu reden, ließ ihn kurz schmunzeln. Obgleich sie ihn damals als Erster Offizier sowohl der Musashi als auch Pandora mit ihrer besonderen Mischung aus Besserwisserei, Pedanterie und Starrköpfigkeit so manches Mal beinah zur Weißglut hatte bringen können, prophezeiten die in ihr schlummernden Fertigkeiten eine steile Karriere beim Imperialen Militär – sofern der allgegenwärtige Chauvinismus ihr nicht ohne jeglichen Grund einen Strich durch die Rechnung machte. Seiner Meinung nach konnte sie demnach eigentlich mit Stolz geschwellter Brust zu ihren geleisteten Taten stehen ohne als „Aufschneiderin“ zu gelten. Doch ihr Vater, Han Akaji, schien ihr diesbezüglich offenbar leider nicht allzu viel Selbstvertrauen anerzogen zu haben. Toji musste hier also noch eine Menge tun.

Nachdem die Kommandantin des Enforcer-Jagdkreuzers kurz pausiert hatte, fuhr sie fort:
Du sprichst zum einen davon, meine 'Darksword' weiterhin an deiner Seite haben zu wollen und auf der andern davon, dass Tarkin scheinbar einen neuen Einsatz für dich hat. Was genau stellst du dir vor, in Bezug auf deinen Wunsch und um welchen Einsatz handelt es sich?“ Sie nippte abermals an ihrem Tee. „Ich nehme an, dass du gute Gründe hast mit mir darüber zu sprechen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht neugierig bin. Auf der anderen Seite möchte ich natürlich wissen, wann das ganze Unterfangen beginnen soll, wohin es geht und ob es zuvor ein paar Tage Urlaub gibt. Der würde uns beide gut tun.“

„Deine Neugier scheint schon mal geweckt zu sein“, kommentierte der invalide Commodore ihre Nachfragen. „Sehr gut.“ Seine gesunde Gesichtshälfte zeigte abermals ein Lächeln. Tarkin möchte nicht länger tatenlos zu sehen wie die Yevethaner in dieser Region marodieren. Sowohl er als auch sein Stab scheinen nach der um Haaresbreite gewonnenen Schlacht wohl endlich der Auffassung zu sein, dass das Imperium seine defensive Haltung – wenigstens in Teilen – aufgeben muss.“

Der zarte Hauch von Sorglosigkeit, der zuvor zwischen beiden noch bestanden hatte, war mit einem Mal vom kalten Ernst hinfort gefegt worden. Seit er die Unterredung mit dem Admiral gehabt hatte, sehnte er sich danach seine Gedanken mit einer anderen, ihm vertrauten Person zu teilen. Und unter normalen Umständen war Serenety die geeignetste Wahl dafür. Denn ihr analytischer Verstand war dann immer so überaus messerscharf. Sie hatte meist kluge – und zudem kreative! – Ideen, die ihm bei seinen eigenen Gedankenspielereien oftmals zugute kamen. Doch in diesem Moment machte sie leider einen anderen Eindruck auf ihn. Ein weiteres Mal tätschelte er liebevoll ihre Hand, während freudiges Lachen aus Richtung des Tanzparketts zu hören war.

„Niemand – weder hier, noch auf Anaxes oder Bastion – kann momentan sagen, ob nach Kal Fraans Tod die Dushkan Liga erneut geeint auftreten wird“, sprach er dann im grübelnden Tonfall weiter. „Sofern der Koornacht-Sternenhaufen nicht ein dunkler Fleck auf imperialen Hoheitsgebiet bleiben soll, der von Zeit zu Zeit wächst, bleibt nicht besonders viel Zeit zum Vorbereiten und anschließend zur Tat schreiten. Nach Tarkins Plänen soll ich einen kleineren Kampfverband hinter die feindlichen Linien führen und dort zwischen N'zoth und Galantos für Chaos sorgen.“ Er ließ seinen Blick durch den sich füllenden Saal schweifen. „Sechs, sieben Tage – dann soll der Einsatz beginnen.“

Toji betrachtete sein Glas. Ein paar einzelne Goldflocken klebten am Rand und am Boden war noch ein kleiner Rest von dem teuren Whisky. Sein Magen knurrte leise. Bei ihm schien sich so langsam der Hunger zu regen. Jedoch schien ihm der Moment, etwas zu bestellen, noch nicht gekommen zu sein. Er nippte an dem aromatischen Drink und sein Blick kehrte zu Serenety zurück. Die Neugier – zwar zurückhaltend, aber trotzdem da – stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. 'Womöglich hat sie trotz der spärlichen Informationen, die ich ihr bislang geliefert habe, schon Ideen', dachte er kurzzeitig und legte sich sorgsam die nächsten Worte zurecht. Beiläufig schwenkte er das bauchige Glas.

„Im Kampf gegen die Iridonianer hast du Führungsstärke bewiesen, Serenety, gestand Toji ihr auf einmal offen zu. „Entschlossen hast du erst die beiden Vigil-Korvetten und dann die beiden Strike-Kreuzer ins Feld geführt – und so dem Feind den einen oder anderen starken Harken zugefügt. Für meinen kommenden Einsatz möchte ich dich deshalb gerne als Kommandantin einer Eingreifgruppe in meinem neuen Kampfverband wissen. Traust du dir das zu?“ Nun sah er sie direkt, fordernd an. In diesem Augenblick ließ er keinerlei Ausflüchte in die Bescheidenheit zu. „Meiner Meinung nach ist dieser Schritt inzwischen angebracht. Du bist bereit dafür.“

Sein Magen knurrte erneut. Dieses Mal schien sich der Hunger allem Anschein nach nicht so leicht ignorieren zu lassen wie sonst. Instinktiv wanderte seine steife, rechte Hand zu einer Konsole. Per Knopfdruck ließ er auf seiner Tischseite eine holografische Speisekarte zum Leben erwachen und überflog rasch mehrere Zeilen. Ihm kam die Empfehlung des Barkeepers in den Sinn. Rib-Eye vom Nerf auf Kosten des Hauses – So hatte sich der Kerl hinter der Theke ausgedrückt. Obwohl Toji seit seinem Unfall nur ungern in der Öffentlichkeit Speisen und Getränke zu sich nahm, war in diesem Fall die Verlockung zu groß. Statt sich aber mit einem einfachen Steak zufrieden zu geben, bestellte er bei dem ankommenden Kellnerdroiden freimütig die „Surf & Turf“-Variante. Danach wandte er sich wieder der abgekämpften Captain zu.

„In vier Tagen soll die 'Overlord' nach Fresia kommen“, teilte der Commenorer ihr mit. „Bis dahin hat mir Tarkin etwas Landurlaub in Aussicht gestellt. Solltest du ebenfalls den Drang verspüren, für ein paar Standardtage dem Kommandodeck fernbleiben zu können, ist der dafür nötige Antrag so gut wie unterschrieben...“ Er schmunzelte. „Husup Center soll sehr schön sein...“

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Ihre Neugier war durchaus geweckt und dies schien ihm zu gefallen. Es war nicht so, dass sie nicht ein wenig stolz auf sich war. Immerhin hatte sie einiges geleistet. Doch im Gegensatz zu vielen anderen – die mit Stolzgeschwellter Brust Angaben – zog Serenety es vor auf dem Teppich zu bleiben. Sie wusste wohin es führte, wenn man von sich selbst glaubte perfekt zu sein und sich im Lob zu sehr zu sonnen. Wo man zuvor vielleicht noch unendlich stolz sein konnte folgte des Öfteren und sehr schnell die Ernüchterung. Der Fall war tief, wenn man beim nächsten Mal versagte. Auf das Abstellgleis zu kommen ging schnell und Serenety kannte die Mechanismen nur zu gut. Es lag nicht in ihrem Interesse nach oben in den Himmel gehoben zu werden, was bei anderen Eifersucht weckte – besonders da sie eine Frau war – um dann womöglich fallen gelassen zu werden. Da Militär und so auch die Marina waren in diesem Punkt kein unbeschriebenes Blatt. Ihr Studium hatte ihr vor Augen geführt wie schnell es ging andere einfach zu ersetzen. Eifersucht und die Angst seine Stellung verlieren zu können – besonders in einem Chauvinistisch geprägten Militär – waren Alltag. Viele mochten dies abstreiten, die Wahrheit war jedoch, dass jener Chauvinismus dafür sorgen konnte, dass eine zuvor gute Karriere im Sande verlief. Auch wenn ihr Vater einen höheren Posten bezog und innerhalb den höchsten Kreisen angesehen war, respektiert wurde und einen guten Stand besaß, so bedeutete dies bei weitem nicht, dass er ihr helfen konnte. Sie wollte nicht gepuscht werden durch ihren Vater, was zu noch mehr Eifersucht führen konnte. Serenety Akaji war sich sehr wohl ihrer Fähigkeiten bewusst, doch sie hausierte nicht mit ihnen und sie wollte nicht durch ihren Vater in eine Lage versetzt werden, die ihr nicht zusagte.

Vielleicht war ihr Ansicht diesbezüglich falsch. Womöglich sollte sie so egoistisch und Arrogant wie andere in ihrem Bereich sein, darauf bedacht die Karriereleiter zu erklimmen. Rücksichtslos und sich in ihren Erfolgen sonnend. Doch dies entsprach nicht ihrem Wesen. Vielleicht war ihre Denkweise merkwürdig oder gar unüblich und dennoch wusste sie, dass sie ihren Prinzipien treu blieb. Toji Murata hatte ihr selbst gesagt, dass er der Ansicht wäre sie hätte im Gegensatz zu ihm eine steile Karriere vor sich, während ihm diese wohl nicht mehr zustand. Eine Denkweise die ihr nicht gefiel und die deutlich machte wie Rückständig manches noch immer war. Gut möglich, dass sie sich auch deshalb eher zurückhielt. Auf der anderen Seite jedoch kannte sie die psychologischen Aspekt, die Denkweise über Frauen im Militär, über gezeichnete und Nichtmenschen. Umso vorsichtiger war sie also.

Tojis unversehrte Gesichtshälfte zeigte ein Lächeln und so fuhr er kurz fort zu berichten. Serenety hatte sich schon gedacht, dass Tarkin nicht weiter zusehen würde wenn die Yevethaner diese Region marodierten. Ein wenig verwunderte es sie dennoch, dass er und der Stab wohl scheinbar erst jetzt auf den Gedanken kamen die defensive Haltung aufgeben zu wollen. Was auch immer der Ausdruck in Teilen bedeuten mochte. Entweder versuchte das Imperium nun einen Mittelweg zu finden, der weder zu defensiv noch zu aggressiv war oder aber sich wollten in einigen Teilen einen aggressiveren Weg einschlagen. Innerlich musste sie den Kopf schütteln. Da sie nicht genau wusste welchen Weg man einschlagen wollte, vermutete sie dennoch, dass die Worte ihres ehemaligen Kommandanten darauf hindeuten konnten, dass der Stab einen Weg einschlagen wollte, der ein gewisses Mittelmaß einschlug. Falls dem so sein sollte, würden sie scheitern. Wenn Serenety innerhalb dieser kurzen Zeit etwas über die Yevethaner gelernt hatte dann, dass sie stets den aggressiven Weg einschlugen. Für sie gab es kein Mittelmaß. Sie wussten was sie wollten und dies zu genau! Der Weg dorthin war das Ziel und auf diesem blieben sie sich treu. Gewalt war ein Mittel, welches man nicht unterschätzen sollte und paarte man dieses mit List und Taktik entstand etwas, was man nicht unterschätzen sollte. Ihr Gedankenspiel ging ein ganzes Stück weiter und so nahm sie sich vor Toji erst gänzlich sprechen zu lassen und erst dann etwas zu sagen.

Dieser tätschelte ihre Hand und sie wurde das Gefühl nicht los als ob er gerade versuchte den stärkenden Vater zu spielen. Nicht das sie dies störte, aber es erinnerte dennoch an ihren Vater, der stets der Ansicht war, dass man seinen Stolz auch deutlich zeigen konnte. Die jungen Akaji Tochter besaß stolz und oft genug mehr als ihr lieb war. Sie hatte ihren Grund warum sie diesen gerade nicht zu „Show“ stellte.

Interessant waren auch Tojis nächste Worte. Niemand hier, noch auf Anaxes oder Bastion konnten im Moment also sagen ob nach Kal Fraans Tod die Dushkan Liga erneut geeint auftreten würde. Ein Aspekt, der dafür sorgte, dass sie die Lippen verzog. Es wäre naive zu glauben, dass durch Fraans Tod eine Zerschlagung der Dushkan Liga stattfand. Die Zabrak waren bekannt für ihre Ausdauer und ihre enorme Zielstrebigkeit. Ihr übermäßiger Stolz und ihr Selbstvertrauen war es, was sie mächtig machte. Für die Yevethaner waren sie somit die perfekten Verbündeten und genau aus diesem Grund würden sie sich weiter in dieser Form suchen.

Tarkin wollte also einen kleineren Kampfverband hinter die feindlichen Lininen führen um dort zwischen N’zoth und Galantos für Chaos sorgen. Nett formuliert wie sie fand, wenn für ihren Geschmack auch nicht so aussagkräftig. Toji wollte sie also als Kommandantin einer Eingreifgruppe in seinem Kampfverband haben. Überraschte sie dies!? Möglicherweise. Damit gerechnet hatte sie nicht. Es ehrte sie sehr. Besonders, da er scheinbar sehr viel von ihren Fähigkeiten hielt. Ob sie sich dies zutraute!? Eine Frage über die sie nicht nachzudenken brauchte und deren Antwort klar ausfallen würde. Sie traute er sich zu. Mehr noch, sie war sich sicher dies zu meistern. Toji war der Ansicht, dass sie bereit dazu war und innerlich gab sie ihm Recht. Sie war nicht mehr die Serenety, die als sein XO begonnen hatte, sondern hatte sich in all den Monaten weiterentwickelt. Noch einmal nippte sie an ihrem Tee, ehe sie dazu beschloss auf all das gesagte etwas zu erwidern.

„Es überrascht mich nicht wirklich, dass Tarkin nicht weiter zusehen will wie die Yevethaner ihr Unwesen treiben. Eine Erkenntnis die meiner Ansicht nach schon viel früher hätte fallen müssen. Ich wundere mich allerdings darüber, dass sowohl er als auch der Stab jetzt erst auf die Idee kommen, dass es angebracht sei seine defensive Haltung aufzugeben. Was auch immer mit den Worten wenigstens in Teilen gemeint sein soll.“

Sie verzog kurz die Lippen.

„Ist in Teilen gemeint einen Mittelweg einzuschlagen der sowohl defensiv als auch offensiv von statten gehen soll oder soll wir gänzlich in die Offensive gehen?“, wollte sie wissen, wobei ihr Tonfall diesmal einiges an Kraft aufwies und deutlich machte, dass die Antwort hierauf mehr als wichtig war.

„Wir sprechen hier von den Yevethanern. Einer Rasse, die alles daran setzt ihren Willen zu bekommen und die Herrschaft zu übernehmen. Es ist ihnen daran gelegen das Imperium zu zertreten und sich als neue Macht aufzuschwingen, welche über den Rest der Galaxie herrscht. Ich weiß nicht ob ich verwundert oder verärgert darüber sein soll, dass der Stab scheinbar erst jetzt wach zu werden scheint. Sind wir in all der Zeit derart blind geworden, dass wir die Wahrheit nicht sehen wollen? Ich habe die letzten Stunden damit verbracht alles über die Yevethaner, ihr Vorgehen, ihre Denkweise, ihr Agieren und was sonst noch zu ihnen gehört zu studieren. Alles was ich irgendwie in die Finger bekommen konnte. Wenn du meine Ansicht hören möchtest, so lautet sie wie folgt: Die Yevethaner werden nicht aufhören bis sie ihr Ziel erreicht haben. Sie werden über Leichen gehen und sich jedes Volk kaufen was auch nur Ansatzweise ähnlich denkt wie sie selbst!“, erklärte sie und blickte Toji an.

„Sie wollen die Vernichtung des Imperiums, dies haben sie deutlich gemacht und die Dushkan Liga unterstützt dies. Ihr Kommandant hat mir dies ins Gesicht gespuckt. Auch wenn weder hier, noch auf Anaxes oder Bastion momentan einer sagen kann, ob nach Kal Fraans Tod die Liga zerschlagen wurde, sage ich dir eines, sie ist es nicht. Ihre Wut, ihr Hass und ihr Zorn ist übermächtig. Was auch immer die Yevethaner ihnen geboten haben, es muss etwas sein was ihren Stolz weiter fördert. Ihre enorme Zielstrebigkeit sollte uns bekannt sein. Ihr übergroßer Stolz und ihr extremes Selbstvertrauen ebenso.“

Sie machte eine kurze Pause und zuckte leicht zusammen, als der Schmerz in ihrem Arm aufglomm nachdem sie ihn dummerweise ruckartig aufgesetzt hatte.

„Die Yevethaner haben großen Gefallen daran ihre Feinde leiden zu sehen. Wir erachten ihre Denkweise in vielen Dingen vielleicht als primitiv, doch diese Primitivität ist der Kern, der Schlüsse zu dem was wir brauchen. Während wir darüber nachdenken welche Taktiken und Strategien wir anwenden, sind sie es, die bereits „Meilen“ voraus sind. Ich gebe dir den Garantieschein dafür, dass sie uns sehr gut kennen. Sie kennen unsere Denkweise, unser Vorgehen. Wir sind für sie ein Buch welches geöffnet und völlig nackt vor ihnen liegt. Entschlüsselt. Wenn wir diesen Weg weitergehen, stehen die Chancen sehr gut, dass sie die Herrschaft erlangen.“

Sie seufzte kurz, schüttelte den Kopf und sah Toji an.

„Wenn wir eine Chance haben wollen, dann sollten wir ihnen zeigen, dass wir nicht das sind wofür sie uns halten. Ob Verhandlungen einen Nutzen hätten ist fraglich. Sie sind ein kriegerisches Volk, darauf trainiert zu kämpfen. Wir sind dazu erzogen worden zu verhandeln, Kompromisse zu finden. All dies sehen sie als schwach an Sie gehen offensiv vor, sogar aggressiv. Einschüchterung ist mit eine Taktik und ihre Perfektion darin ist durchaus beängstigend.

Toji, ich bin mir sehr sicher, dass das aufgeben unserer defensiven Haltung richtig ist. Aber wenn wir nicht anfangen wie sie zu denken, wie sie vorzugehen – und dass würde sie nicht nur überraschen – werden wir es nicht schaffen sie zu besiegen. Tarkin muss klar gemacht werden, dass wir zwischen N’zoth und Galantos nur etwas bewirken können, wenn wir unsere Vorgehensweise ändern. Lassen wir den Feind im Glauben er würde uns kennen, bieten wir ihm das womit er rechnet und verstören wir ihn letztlich. Psychologische Kriegsführung ist nicht nur effektiv sondern sorgt auch dafür das der Feind aus dem Ruder gebracht wird.“


Sie schwieg. Ließ ihm die nötige Zeit um ihre Worte zu verdauen. Immerhin war es einiges.

„Ich bin durchaus überrascht was deinen Vorschlag angeht, dies muss ich gestehen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du mir den Vorschlag unterbreiteten würdest eine Eingreifgruppe zu führen. Dies ehrt mich sehr. Ob ich mir dies zutraue!?“

Sie ließ eine Pause folgen. Eine die Beabsichtigt war und darauf abzielte, dass er vermuten würde, dass sie sich nicht als bereit dazu sah. Psychologische Kriegsführung konnte man auf jedem Gebiet führen und so wurde die Pause ein wenig länger, in der sie ihm den Eindruck von Gespaltenheit vermittelte. Ihr war klar, dass dies nicht fair war. Dennoch hoffte sie, dadurch etwas deutlich machen zu können.

Sein Magen meldete sich und Serenety veränderte ihre Sitzposition.

„Ob ich mir das zutraue… Eine Formulierung die mehr als unpassend ist, findest du nicht? Sie beweist jedoch nur wie wir denken und dieser Punkt ist es, denn die Yevethaner kennen und nutzen.

Ich werde die Eingreifgruppe führen!“


Diesmal war sie es die ihm die Hand tätschelte und auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln welches eine Mischung Überlegenheit, Stolz und absoluter Gewissheit war.

„Ein ‚ISD II‘ also.“ Etwas was sie mehr zu sich selbst sagte und eine Feststellung war.

„Urlaub kling gut. Diesen hat meine Mannschaft nötig und ich wohl auch. Husup Center soll also sehr schön sein? Klingt danach als ob du bereits Pläne hättest. Etwas, was mich neugierig macht und vielleicht möchtest du davon erzählen?“

Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln und sah ihm zu, wie er sich etwas zu Essen bestellte.

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Dass die Bastionerin neugierig war und schon längst eigenen Gedankengängen folgte, konnte er am Funkeln ihrer braunen Augen erkennen. Bei ihrer ratterte es schon sichtlich im Kopf, obwohl er mit seinen eher vagen Ausführungen zu Tarkins Vorhaben erst begonnen hat. Ihre professionelle Art im richtigen Moment aufmerksam zu nicken und ihn darüber hinaus auch konzentriert zu mustern, die sie höchstwahrscheinlich vor allem bei ihrer Tätigkeit als psychologische Beraterin perfektioniert hatte, ließ ihn trotz des ernsten Hintergrunds kurz schmunzeln. Momentan schienen beide – jeweils aus ganz verschiedenen Gründen – nicht zu jenen Menschen zu gehören, die selbst nur für ein paar Stunden ihre Arbeit einfach links liegen lassen konnten. Doch bevor diese Gedanken am Ende noch zu viel Raum einnehmen konnten, wischte er sie lieber kurzerhand beiseite.

Letztendlich war es aber Serenetys Entgegnung, die ihn gänzlich aus seinen Überlegungen riss. Mit ruhiger, nachdenklicher Stimme sagte sie:
„Es überrascht mich nicht wirklich, dass Tarkin nicht weiter zusehen will wie die Yevethaner ihr Unwesen treiben. Eine Erkenntnis die meiner Ansicht nach schon viel früher hätte fallen müssen. Ich wundere mich allerdings darüber, dass sowohl er als auch der Stab jetzt erst auf die Idee kommen, dass es angebracht sei seine defensive Haltung aufzugeben. Was auch immer mit den Worten wenigstens in Teilen gemeint sein soll.“

„Die Neunte ist bloß wenige Standardtage vor uns – lediglich mit der Anweisung, den Agricultural Circuit zu sichern und Expansionsversuche zu vereiteln – nach Fresia gekommen“, rief Toji ihr kurz ins Gedächtnis. „Und Widek, das immerhin am anderen Ende des Sternhaufens liegt, wurde zuletzt eher stiefmütterlich behandelt, weil die Thronwelt ihre Prioritäten überwiegend bei Csilla oder Ord Mantell gesehen hat. Viel Handlungsspielraum hatte Tarkin somit bislang nicht. Umso besser, dass man nun den ersten Schritt wagt.“

Kurz kräuselte sie die Lippen. Offensichtlich war sie in Gedanken schon weiter als sie plötzlich den nächsten Punkt ansprach. „Ist in Teilen gemeint einen Mittelweg einzuschlagen der sowohl defensiv als auch offensiv von statten gehen soll oder sollen wir gänzlich in die Offensive gehen?“, fragte sie ohne Umschweife nach. Sogleich fügte sie noch erklärend hinzu: „Wir sprechen hier von den Yevethanern. Einer Rasse, die alles daran setzt ihren Willen zu bekommen und die Herrschaft zu übernehmen. Es ist ihnen daran gelegen das Imperium zu zertreten und sich als neue Macht aufzuschwingen, welche über den Rest der Galaxie herrscht. Ich weiß nicht, ob ich verwundert oder verärgert darüber sein soll, dass der Stab scheinbar erst jetzt wach zu werden scheint. Sind wir in all der Zeit derart blind geworden, dass wir die Wahrheit nicht sehen wollen? Ich habe die letzten Stunden damit verbracht alles über die Yevethaner, ihr Vorgehen, ihre Denkweise, ihr Agieren und was sonst noch zu ihnen gehört zu studieren. Alles was ich irgendwie in die Finger bekommen konnte. Wenn du meine Ansicht hören möchtest, so lautet sie wie folgt: Die Yevethaner werden nicht aufhören bis sie ihr Ziel erreicht haben. Sie werden über Leichen gehen und sich jedes Volk kaufen was auch nur Ansatzweise ähnlich denkt wie sie selbst!“

„Ein prall gefülltes Dossier mit jeder Menge expliziten Ausführungen hat mir der Admiral vorhin noch nicht ausgehändigt“, antwortete der Commodore genauso direkt. „Ich schätze, meine Befehle erhalte ich erst in den nächsten Tagen. Für Tarkin scheint die Mission 'top secret' zu sein.“ Er lehnte sich zurück. „Sollte ich aber über das genaue Einsatzprofils mutmaßen, würde ich wohl sagen, dass Handelsstören mittels 'Hit And Run' hauptsächlich unser Tagewerk sein wird. Unter Umständen hat auch der Militärnachrichtendienst die eine oder andere Aufgabe für uns haben könnte. Was fiele dir denn bei einem Einsatz hinter feindlichen Linien ein?“

Eine Gruppe feiernder Unteroffiziere der Guerriero, die sich nur wenige Minuten zuvor an einen Nachbartisch niedergelassen, ließ auf einmal lautstark einen Kameraden hochleben. Offensichtlich hatte der Kerl – gemeinsam mit seinem Trupp – mehrere yevethanische Enterer abgewehrt und war schlussendlich bei einer tollkühnen Aktion schwer verwundet worden. Toji, dem man von ähnlichen Ereignissen an Bord der Abyss berichtet hatte, prostete den Männern beiläufig zu. Insbesondere Lieutenant Baniss Foster, Dritter Wachoffizier des Imperial-Sternzerstörers, hatte sich diesbezüglich hervorgetan und seine Tatkraft mit dem rechten Augenlicht und einigen Narben bezahlt. Doch dieser Mut hatte den Flottenoffizier, der von der kleinen, unbedeutenden Koloniewelt Boudolayz stammte, hatte ihn andererseits zu einer richtigen Respektsperson bei den unteren Mannschaftsdienstgraden werden lassen. Jener Streit, den er mit Torne Calway im Chiss-Raum gehabt hatte, schien mit einem Mal vergessen zu sein.

Da Serenety anscheinend noch nicht ihr gesamtes Wissen über das blutrünstige Kriegervolk mit ihm geteilt hatte und dementsprechend noch die eine oder andere Sache anbringen wollte, griff sie den Punkt auf der Stelle wieder auf:
„Sie wollen die Vernichtung des Imperiums, dies haben sie deutlich gemacht und die Dushkan Liga unterstützt dies. Ihr Verbündeter hat mir dies ins Gesicht gespuckt. Auch wenn weder hier, noch auf Anaxes oder Bastion momentan einer sagen kann, ob nach Kal Fraans Tod die Liga zerschlagen wurde, sage ich dir eines, sie ist es nicht. Ihre Wut, ihr Hass und ihr Zorn ist übermächtig. Was auch immer die Yevethaner ihnen geboten haben, es muss etwas sein was ihren Stolz weiter fördert. Ihre enorme Zielstrebigkeit sollte uns bekannt sein. Ihr übergroßer Stolz und ihr extremes Selbstvertrauen ebenso.“ Sie pausierte kurz. „Die Yevethaner haben großen Gefallen daran ihre Feinde leiden zu sehen. Wir erachten ihre Denkweise in vielen Dingen vielleicht als primitiv, doch diese Primitivität ist der Kern, der Schlüsse zu dem was wir brauchen. Während wir darüber nachdenken welche Taktiken und Strategien wir anwenden, sind sie es, die bereits 'Meilen' voraus sind. Ich gebe dir den Garantieschein dafür, dass sie uns sehr gut kennen. Sie kennen unsere Denkweise, unser Vorgehen. Wir sind für sie ein Buch welches geöffnet und völlig nackt vor ihnen liegt. Entschlüsselt. Wenn wir diesen Weg weitergehen, stehen die Chancen sehr gut, dass sie die Herrschaft erlangen.“ Kopfschüttelnd seufzte sie. „Wenn wir eine Chance haben wollen, dann sollten wir ihnen zeigen, dass wir nicht das sind wofür sie uns halten. Ob Verhandlungen einen Nutzen hätten ist fraglich. Sie sind ein kriegerisches Volk, darauf trainiert zu kämpfen. Wir sind dazu erzogen worden zu verhandeln, Kompromisse zu finden. All dies sehen sie als schwach an Sie gehen offensiv vor, sogar aggressiv. Einschüchterung ist mit eine Taktik und ihre Perfektion darin ist durchaus beängstigend.“ Abermals pausierte sie. Toji, ich bin mir sehr sicher, dass das aufgeben unserer defensiven Haltung richtig ist. Aber wenn wir nicht anfangen wie sie zu denken, wie sie vorzugehen – und dass würde sie nicht nur überraschen – werden wir es nicht schaffen sie zu besiegen. Tarkin muss klar gemacht werden, dass wir zwischen N’zoth und Galantos nur etwas bewirken können, wenn wir unsere Vorgehensweise ändern. Lassen wir den Feind im Glauben er würde uns kennen, bieten wir ihm das womit er rechnet und verstören wir ihn letztlich. Psychologische Kriegsführung ist nicht nur effektiv sondern sorgt auch dafür das der Feind aus dem Ruder gebracht wird.“

Serenety, der Admiral ist sich der Lage vollkommen bewusst“, entgegnete er. „Genau aus diesem Grund möchte er ja auch innerhalb der nächsten Tage einen allein operierenden Kampfverband, der mehrere Monate aktiv ist, hinter den feindlichen Linien haben. Kompromisse oder Verhandlungen stehen demzufolge nicht zur Debatte – und passen auch nicht zu Tarkins Stil. In diesem Punkt musst du dir somit keine Sorgen machen.“ Dass sie vorschnelle Schlüsse gezogen hatte – und den Admiral grundlos als zurückhaltenden Zauderer vorverurteilte –, gefiel ihm nicht. Schließlich hatte er sie so bislang nicht erlebt. Er reckte muffelig das zum Teil zerstörte Kinn. „Ich halte es aber für sinnvoll, dass Personen, die schon tiefer im Sternhaufen waren und vielleicht schon länger Kontakt mit den Yevethanern hatten, mitkommen und womöglich sogar führende Positionen einnehmen sollten. Weil ich mir aber eh noch Gedanken über meinen eigenen Stab machen muss, der mich dann unterstützen soll, bin ich hier für Vorschläge offen...“

Er nippte an seinem Drink. Für seinen Stab hatte er bislang bloß den einen oder anderen Offizier im Blick gehabt, der schon länger unter seinem Kommando hat. Entweder an Bord der Musashi oder auf der Pandora oder Abyss. Deren Können und Talente mochte er zwar einschätzen können, aber ihr (praktisches) Wissen über Gegner sowie Umgebung war mehr als begrenzt. Schlussendlich konnten sie – genau wie Serenety – sich nur Sachen von dritter Hand anlesen. Seine Stirn legte sich für einen kurzen Augenblick in Falten als er versuchte Personalien durchzugehen, die er irgendwo in den bisherigen Hintergrundinformationen irgendwie aufgeschnappt hatte. Leider schien kaum ein Name bei ihm hängengeblieben zu sein. Demzufolge würde er sich mit Tarkins Stab in Verbindung setzen müssen, um eine ausgewogene Mischung zu haben.

Ein wenig überrascht reagierte Serenety auf seinen Vorschlag.
„Ich bin durchaus überrascht was deinen Vorschlag angeht, dies muss ich gestehen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du mir den Vorschlag unterbreiteten würdest eine Eingreifgruppe zu führen. Dies ehrt mich sehr. … Ob ich mir dies zutraue!?“ Ein weiteres Mal folgte eine flüchtige Pause. „Ob ich mir das zutraue… Eine Formulierung die mehr als unpassend ist, findest du nicht? Sie beweist jedoch nur wie wir denken und dieser Punkt ist es, denn die Yevethaner kennen und nutzen. … Ich werde die Eingreifgruppe führen!“

„Eine gute Entscheidung“, beurteilte der Commodore ihre voller Selbstvertrauen getroffene Wahl. „Bei dem flinken, konsequenten Vorgehen, dass du mit deiner 'Darksword' in der Schlacht an den Tag gelegt hast, dürfte wohl eine Leichte Jagdeinheit am Besten zu dir passen...“ Wiederholt verfiel er ins Grübeln und derweil sich eine grobe Idee in seinem Kopf formte, sagte er: „Möglicherweise sogar mit ein paar schnellen Aufklärerelementen, um die Bandbreite an gegebenen Möglichkeiten zu erweitern. Die 'Animus' oder die 'Spectre' könnten diesen Platz einnehmen.“ Da er kein Datapad zur Hand hatte, machte er sich auf einer Serviette rasch ein paar Notizen. „Du solltest dir wirklich gut überlegen, was du befehligen möchtest.“

Toji, der sich bis dato nur kurz über die Historie der Overlord belesen hatte, nickte nur als sie die Schiffsklasse murmelte. Soweit er über das keilförmige Schlachtschiff informiert war, war es an der Fünften Schlacht von Corellia – an der Seite der Leviathan – beteiligt gewesen. Jedoch hatte man den hellgrauen Imperial-II nach dem Triumph nicht im Corellia-Sektor oder in Lord Phollows Flotte belassen, sondern bis zum Friedensvertrag von Umbara in die Erste Supersektorflotte versetzt. Trotz des großen Triumphs über die Neue Republik, konnte man demzufolge nicht von einem besonders glorreichen Werdegang sprechen. Dem ungeachtet sah der Commodore sein neues Flaggschiff aber nicht als böses Omen. Schließlich hatte die Abyss eine ganz ähnliche Vorgeschichte gehabt als er die Befehlsgewalt über den Imperial-I übernommen hatte. Große Erfolge hatte Toji mit dem Schiff im Chiss-Reich zwar nicht erzielen können, aber bei den vielen Ränke und Intrigen hatte er sich am Ende dennoch ganz gut geschlagen – so seine persönliche Einschätzung.

Der Bastionerin schien der anschließende Themenwechsel zu gefallen. Mit einem leichten Lächeln im blassen Gesicht sagte sie:
„Urlaub kling gut. Diesen hat meine Mannschaft nötig und ich wohl auch.“ Er nickte zustimmend. Nach einer überstandenen Schlacht brauchte einfach jeder an Bord eines Kriegsschiffes etwas Abstand vom Alltag. „Husup Center soll also sehr schön sein? Klingt danach als ob du bereits Pläne hättest. Etwas, was mich neugierig macht und vielleicht möchtest du davon erzählen?“

„Von welchem Element hat Fresia denn mehr als genug?“, fragte Toji schmunzelnd und nahm dann freudig seine Bestellung entgegen. Er schnitt schweigend ein Stück von dem köstlichen Nerfsteak ab, begutachtete es lächelnd und aß es dann. „Mein Tipp ist bloß: Packe nicht zu warme Sachen ein. Den ganzen lokalen Tag soll auf mehrere tausend Quadratkilometer schönes Wetter sein.“

[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata, Captain Akaji und jede Menge anderer Militärangehörige:]
 
[Fre'ji-System / Fresia / Coromon-Inseln / Imperialer Komplex - Zentrum / Wohnbereich / Officer's Club] Raye Ellis, in der Nähe: Toji Murata, Serenety Akaji

Sie waren vor 3 Stunden im System angekommen und Raye hatte es nicht lange an Bord der Moonrunner gehalten. Seit Monaten hatte sie nichts anderes als die kahlen Wände der Geheimdiensteinrichtung auf Widek gesehen und die sehnte sich nach Urlaub wie schon lange nicht mehr. Wie ihr der Captain bereits mitgeteilt hatte, stand aber gleich der nächste Auftrag an, ein Auftrag bei dem sie den SC-Major und sein Team anscheinend begleiten würde. Anders konnte sie sich die kryptische Aussage nicht wirklich erklären. Für den Moment jedoch konnte sie zumindest die Annehmlichkeiten der Coromon-Inseln genießen und die schrecklichen Bilder vom Rückzug der 13. Gefechtsflotte verdrängen. Als sie sich das Feuergefecht wieder ins Gedächtnis rief, wurde der Griff um das kleine Aufnahmegerät in Rayes Hand härter. Pflichtbewusst hatte sie die riesigen venatorartigen Schiffe aufgenommen, das Bild war weit von vollständig, schließlich hatte sie nicht die Möglichkeit gehabt die Giganten einmal zu umrunden. Riesige Hornissennester mit einer sichtbaren Bewaffnung die es mit der einer standatisierten Imperialen Systemkampfgruppe aufnehmen konnte. Größer als die meisten Imperialen Kampfschiffe... die Schreie auf den Komkanälen als der erste Dreadnaught-Kreuzer in Stücke geschossen wurde...

Mittlerweile hatte sich Raye, gekleidet in ihre Gala-Uniform mit dem Rangabzeichen einer Senior Midshipman auf der Brust, den gekreuzten Schwarzen Schwertern eingerahmt von Flügeln auf den Schultern die ihre Zugehörigkeit zur Task Force Black Sword kennzeichneten und den zwei Military Advisory-Ribbons an Linker und Rechter Kragenseite, bis zu einem freien Tisch vorgekämpft und ließ sich mit einem Seufzer der Erschöpfung in einen der angenehmen Sessel sinken. Mit einer Hand öffnete sie ihren lose gebundenen Zopf und schüttelte ihre Blonden Haare einmal durch, bevor sie in pflichtbewusster Manier den Zopf mit flüssigen Bewegungen zu einer fest sitzenden militärischen Variante zusammen band und sich dann der Alkoholischen Karte des Clubs widmete. Das meiste klang ihr viel zu exquisit, sie brauchte nur irgendwas was für ein paar Schlucke dafür sorgte das sie vergaß und morgen einen Reset hinlegen konnte. Um das zu schaffen, war es jedoch erstmal nötig, dass der Kellner der hier durch die Reihen flitzte überhaupt Notiz von ihr nahm... nachdem alles bemerkbar machen nichts half langte sie nach dem Arm des Unteroffiziers der einen solchen Eingriff in seinen Bewegungsapparat nicht kommen sah und ungelenk herum wirbelte. Das er dabei dem Herrn am Nebentisch beinahe einen wischte interessierte Raye in diesem Moment kein bisschen. Jetzt gerade wollte sie was trinken und nicht weitere 30 Minuten von dem Chauvinissten ignoriert werden. Sie setzte also ein zuckersüßes lächeln auf und entwaffnete den Seargent bereits bevor dieser sich weiter aufregen konnte,
"Verzeihung, können sie mir wohl einen Taanab Storm Seven Years bringen? Das wäre wirklich überaus freundlich von ihnen.", sie konnte dem Mann ansehen das er ihr am liebsten einen reingewürgt hätte, er sich aber mit knirschenden Zähnen und beim Blick auf ihre Rangabzeichen und ihr Aufgabengebiet anders entschied. Was für ein Vorteil es doch war als Mitglied der Internen Ermittlung der Flotte, wenn man ihre derzeitige Einheit mal außen vor ließ war das schließlich ihr eigentliches Einsatzgebiet bis sie vollständig zum Geheimdienst wechseln würde, dass man zu jedem gegebenen Zeitpunkt eine Waffe in Imperialen Einrichtungen tragen durfte. Die andauernden Auffrischungskurse und Backoundchecks waren nervig aber nunmal unvermeidbar. Schließlich antwortete der Seargent mit einem gepressten "Sehr wohl ... Ma'am.", und zog angespannt von dannen ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Eine Reaktion die Raye ein kleines lächeln ins Gesicht zauberte während sie sich wieder zurück lehnte und ein weiteres Mal tief durchatmete.

Es dauerte keine 2 Minuten bis ihr der Kellner das Glas Taanaber Whiskys auf den Tisch knallte und ein
"Der erste Drink heute geht auf die Neunte.", zischte. Noch besser! Dann musste sie schonmal nur einen weniger zahlen... wobei das in Rayes Position eigentlich kaum einen Unterschied machte. Geldsorgen hatte sie nicht wirklich, die Urlaubswochen die sie in ihrer bisherigen Dienstzeit genommen hatte konnte sie an einer Hand abzählen, einen eigenen Wohnsitz hatte sie nicht, also auch keine dauerhaften Unkosten, sie war nicht verheiratet oder musste für ein Kind sorgen, lebte und aß auf den Stützpunkten, ihr Bankkonto leerzutrinken würde also in einer Alkoholvergiftung und einem noch immer gefühlten Konto enden. Dennoch hatte sie sich irgendwie immer gescheut Credits für irgendwas auszugeben, ihre Besitztümer im Waisenhaus waren damals begrenzt gewesen, da man immer darauf achten musste das man alles verstecken konnte, damit es keinem der anderen Kinder in die Hände fiel. So in Gedanken versunken hatte sie den kleinen Handprojektor aus der Tasche ihrer Uniform gezogen und betrachtete fast ein wenig ungewollt die ungewöhnlich krude 2D/3D Mixdarstellung des Yevethanischen Kriegsschiffes...

[Fre'ji-System / Fresia / Coromon-Inseln / Imperialer Komplex - Zentrum / Wohnbereich / Officer's Club] Raye Ellis, am Nebentisch: Toji Murata, Serenety Akaji
 
[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata, Captain Akaji und jede Menge anderer Militärangehörige:]

Sie musste zugeben, dass Toji wahrscheinlich Recht hatte und Tarkin nicht wirklich viel Handlungsspielraum besessen hatte und dennoch war sie sich dessen nicht wirklich sicher. Auch wenn das Imperium sich auf Csilla konzentriert hatte oder Ord Mantell, so war die Koornachtkriese nicht bereits seit einigen Tagen am Laufen. Prioritäten zu setzten war nicht einfach, dies musste Serenety zugeben. Dennoch war sie der Ansicht, dass gewisse Dinge absehbar waren. Falscheinschätzungen kam vor, auch innerhalb des Militärs und manchmal hatte die Counselor das Gefühl, als ob es dem Stab schwer viel seine Gedanken zu fokussieren. Dies wäre kein Vorwurf, doch der Stab bestand aus Personen die sich rein mit dem Militär beschäftigten – was natürlich völlig normal und richtig war – dennoch wünschte sie, es gäbe Kopfe darunter die in Sachen Psychologie Ahnung hatten. Beobachter, die jünger waren, frischen Wind hinein brachten. Personen deren Gedankengänge weiter gingen, die weit mehr Optionen in Betracht zogen, weil sie sich in den Feind hineinversetzten. Gut möglich das es auch so war, nur dass sie dies nicht so empfand und deshalb war es wohl irgendwo auch enttäuschend. Die Stiefmütterliche Behandlung von Widek war nur ein Beispiel welches sie anführen würde. Doch half es letztlich nichts darüber zu diskutieren. Sie gehörte nicht zum Stab, sondern war nur eine kleine Untergebene die man ins Gefecht schickte.

Toji versuchte das ganze also in ein ganz anderes Licht zu rücken. Im Gegensatz zu ihm jedoch – der Politisch gesehen nicht wirklich eingebunden war – dachte sie in einigen Punkten anders. Nicht zuletzt vielleicht durch ihren Vater. Sie war in vielen Dingen ein Freigeist. Sie besaß eine eigene Meinung, brachte diese vor und hielt an ihren Standpunkten fest, wenn diese richtig waren. Etwas was nicht jeder mochte. Die Politik innerhalb des Imperiums konnte man am besten mit einer Schlangengrube bezeichnen. Der Imperator hatte manipulativ gehandelt und Personen nach seinen Wünschen ersetzt. So jedenfalls sah es Serenety. Spielfiguren auf einem Schachbrett, die beliebig geführt werden konnten und die man auswechselte, wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis brachten.

„Vielleicht sehe ich das Ganze ein wenig zu kritisch. Allerdings mache ich mir Gedanken. Die Stiefmütterliche Behandlung Wideks ist geschehen. Meiner Ansicht nach hätte dies nicht unbedingt sein müssen. Auch wenn die Thronwelt ihre Priorität überwiegend bei Csilla oder Ord Mantell hatte, ist ein wachsames Auge wichtig. Ich schätze man wird daraus lernen. Ich mache Tarkin keinen Vorwurf, auch wenn es so klingen mag. Ich habe lediglich versucht meinen Standpunkt verständlich zu machen.“

Serenety lehnte sich leicht zurück, nippte an ihrem Tee und hörte sich Toji’s Worte an. Wenn das Ganze für Tarkin noch top secret war konnte man natürlich einige Mutmaßungen anbringen, dies jedoch half keinem von ihnen weiter. Toji mutmaßte, dass es sich um Handelsstörungen mittels Hit and Run handelte. Möglich wäre ebenso auch, dass er Militärnachrichtendienst Aufgaben für sie hatte. Toji wollte wissen was ihr bei einem Einsatz hinter feindlichen Linien einfiel. Eine sehr gute Frage. Sie wünschte sie könnte so viel weiter gehen.

„Nicht einfach zu beantworten. Ich wünschte wir wären in der Lage jemanden einzuschleusen. Jemand, der sich mit den Yevethanern beschäftigt, der ihre Denkweise, ihre Handlungen in sich aufnimmt. Wir müssten dazu in der Lage sein, jemanden Äußerlich so zu verändern, dass er unter ihnen nicht auffiele. Dies klingt völlig verrückt – vielleicht jedenfalls. Doch eine Basis wäre damit geschaffen und wenn man diesen ins Zentrum ihres Seins bringen und dort, sagen wir hochgehen lassen würde, hätte man sie mehr als empfindlich getroffen.“

Serenety machte eine kurze Pause und schüttelte leicht den Kopf. Ihre Ausführungen waren verrückt und halfen in ihrer Sache gerade nicht.

„Ein Gedankengang der gerade wenig passt. Tut mir Leid. Um deine Frage zu beantworten, wäre es von Vorteil wenn ihr Ort und Zeit bestimmen würden an die wir sie und ihre Schiffe locken könnten. Mit Tarnvorrichtung dafür zu sorgen, dass sie eine Falle nicht erkennen, bis sie in ihr Zentrum eintreten, wobei es dann zu spät ist. Entweder die Vernichtung oder aber Knechtschaft. Keines von beiden ist moralisch richtig oder gefällt mir irgendwie. Die Auslöschung eines ganzen Volkes ist Brutal, unmenschlich und ein extremer Schritt. Die Frage ist, ob Gnade der richtige Weg wäre. Die Versklavung ist ebenso unmoralisch und würde bedeuten sie zu knechten. Wohl in der Form indem man ihnen eine Welt gibt die ihnen nichts liefern kann was Technik hervorbringt und man sie ihrer jetzigen völlig beraubt. Verdammt dazu auf dem Feld zu arbeiten mit sonst nichts als den Händen. Humaner als die Vernichtung. Aber dies würde bedeuten den Orbit ständig zu überwachen um eingreifen zu können sollte es erforderlich sein. Gleichzeitig müsste man dafür sorgen, dass ihre Fortpflanzung gestoppt wird um eine Überbevölkerung zu vermeiden oder hoffen, dass sie sich gegenseitig vernichten. Mir würden unzählige Ideen einfallen und keine von ihnen wäre auch nur ansatzweiße zu vertreten.

Schlachten zu schlagen, die man nicht gänzlich gewinnt erscheinen einem irgendwann als nicht mehr Hoffnungsvoll. Welchen Weg also sollte man bei einem Volk wie ihnen gehen um die Galaxis vor ihnen zu schützen!? Braucht die Galaxie diesen Schutz? Ich kann es nicht sagen. Ich weiß nur, dass wir sie zumindest in ihre Schranken weißen müssen und dennoch zweifle ich irgendwie daran, dass dies genügen wird. Der Phönix der aus der Asche steigt, wiedergeboren, mächtiger als zuvor, von Rache getrieben, alles auf seinem Weg verschlingend. Eine Mythologische Anschauung die sehr gut auf die Yevethaner passt. Wir wissen nicht was uns noch erwartete, auf was wir noch treffen. Aber wir müssen vorbereitet sein.“


Serenety ließ ihren zur Seite schweifen. Einige Unteroffiziere der ‚Guerriero‘ ließen sich am Nachbartisch nieder und sie nickte ihnen kurz zu. Sie feierten und Serenety konnte es ihnen nicht verdenken. Jeder von ihnen hatte so vieles geleistet und doch waren es letztlich die Kommandanten der Schiffe, die sich die Köpfe zerbrachen um einen Ausweg zu finden. Es gab Sekunden in denen sie gerne zu ihnen gehört hätte um frei von all den Gedanken zu sein, die ihr derzeit durch den Kopf schossen und keine Ruhe gaben. Jene Unteroffiziere feierten ihre Erfolge und sie taten es zurecht. Langsam schüttelte sie innerlich den Kopf und kehrte zu ihrem Gesprächspartner zurück.

Toji, ich weiß das der Admiral sich der Lage vollkommen bewusst ist. Dies habe ich nicht bezweifelt. Dennoch gehöre ich zu den wenigen Offiziere – vielleicht auch zu den einzigen – die sich wohl mehr Gedanken machen als sie sollten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich nicht leugnen kann irgendwo doch eine Frau zu sein.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Ich versuche hinter alledem zu sehen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten und ich versuche alle nur erdenklichen Eventualitäten mit einzubeziehen. Ein Unterfangen was völlig verrückt ist, jedenfalls würden es viele so sehen. Wenn du mich brauchst, bin ich da. Was deinen eigenen Stab angeht, welche Gedanken hast du dir darüber gemacht?“

Sie sah ihn an und wünschte, sie könnte seine Gedanken lesen. Eine leichte Jagdeinheit würde sehr gut zu ihr passen. Ihr bisheriges Vorgehen war, wie er sagte flink und konsequent gewesen. Zudem gab es ihr die Möglichkeit überraschend vorzugehen und ein weniges Schiff wie die ‚Darksword‘ erleichterte ihr dies.

„Eine leichte Jagdeinheit passt sehr gut. Schnelle wenige Schiffe wären von Vorteil Ich könnte mir auch gut vorstellen die ‚Darkmoon‘ mit am Start zu haben“, meinte sie und leerte ihren Tee.

Toji’s Essen kam und er schien sich darüber zu freuen. Also beobachtete sie ihn dabei. Sie wusste, dass er nicht gern in der Öffentlichkeit aß nach diesem Unfall.

„Schönes Wetter wäre etwas um schwimmen zu gehen. Landschaftlich sollen ja die Inseln und die Ozeane beliebt sein und ich würde es genießen mal wieder den Sand unter den Füßen zu spüren.“

Irgendwie klang es wie Musik in ihren Ohren und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Derweil waren weitere Gäste eingetroffen. An den Nachbartisch hatte sie eine junge Frau gesetzt. Eine Blondine, vom Alter her ein wenig älter als Serenety selbst. Aus dem Augenwinkel konnte die Exotin erkennen, dass sie die Rangabzeichen eines Senior Midshipmans trug. Dabei fiel ihr auf, dass sie die einzige war die Tee trank. Toji schien sein Nerfsteak zu schmecken und Serenety ging die Karte durch, auf der Suche nach etwas leichtem, wobei sei fündig wurde. Ein Salat mit Fisch passte perfekt und dazu ein Drink. Nur was? In Sachen Alkohol war sie nicht so bewandert. Hinzu kam, dass sie nicht viel vertrug.

„Kannst du mir etwas zu Fisch empfehlen?“, bat sie Toji und setzte einen leicht hilflosen Blick auf.

„Ich gestehe, ich habe nicht so viel Ahnung davon, jedenfalls wenn es sich nicht gerade um Wein handelt.“

Aus irgendeinem Grund errötete sie ein wenig.

[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata, Captain Akaji und jede Menge anderer Militärangehörige:]
 
[ Kern / Torranix-Sektor / Fre'ji-System / INT Herat of the Order / Speisesaal ] Baran, Frey und Rosh, sowie Cewell, Blink und Faedus

Die Antwort Fogertys war wenig überraschend, wenn man darüber nachdachte. Mit warmen Worten wollte er Baran dazu bringen das Gefühl, dass er gegenüber seiner Schwester empfunden hatte auf die Soldaten unter seinem Kommando zu übertragen. Warum er das tat war offensichtlich, doch war die Sache natürlich nicht so einfach. Das Verhältnis war kompliziert gewesen. Sicher, das Verhältnis zu den Soldaten auf der Bull war spätestens jetzt ebenfalls kompliziert, doch war das ganze schon eine völlig andere Sache.

Natürlich konnte Fogerty nicht wissen, wie fundamental anders sich die Sache darstellte, was er jedoch wissen konnte, war dass man soetwas nicht einfach eins zu eins übertragen konnte. Vor allem nicht mit solch einer Floskel. Natürlich fühlte Baran eine Verpflichtung gegenüber seinen Soldaten, aber das waren ganz verschiedene Dinge. Alles in allem stieß ihm der Kommentar des Kommodores etwas sauer auf, doch er vertraute darauf, dass seine nichtmenschlichen Züge das verbergen würden. Bemüht einen aufgeschlossenen Gesichtsausdruck zu wahren, nickte er nur.

Doch was danach kam, verdrängte ohnehin jeden Gedanken an seine Schwester. Fogerty sprach die Sache mit den Piloten an. Unwillkürlich verkrampften sich Barans Eingeweide, doch er bemühte sich sein Pokerface aufrecht zu erhalten. Der Kommodore hatte sich an Draykon gewandt und bat ihn um eine Einschätzung, nachdem er kurz die Situation dargelegt hatte. Baran konnte Fogertys Tonfall und Magnetfeld nicht recht einschätzen. Welche Hintergedanken hatte der Mann? Was war der Zweck dieser Frage?

Das Herz des Gotal pochte wild, während er auf Draykons Antwort wartete. Dieser nahm einen Schluck von seinem Getränk, bevor er antwortete. Er würde zunächst das Gespräch mit dem jeweiligen Offizier suchen und dessen Motive prüfen. Ruhmsucht verdammte er und würde einen entsprechenden Offizier aufgrund solchen Handelns bis vor ein Kriegsgericht bringen. War das Feuer jedoch schweren Herzens eröffnet worden, so würde er es entweder auf sich beruhen lassen, oder ihn versetzen. Schließlich schloss, er dass er wohl so gehandelt hätte wie Baran in dieser Situation. Überrascht riss dieser die Augen auf. Hatte Draykon ihn grade etwa unterstützt?

„Sir…dürfte ich mich dazu äußern?“

, fragte Baran nach kurzem Zögern an Fogerty gewandt. Natürlich hatte er seine Beweggründe in seinem Bericht eingehend geschildert, doch vielleicht brachte es ihm etwas den Bericht mit einer etwas persönlicheren Note zu wiederholen. Zum ersten Mal seit zwei Tagen keimte in ihm die Hoffnung auf, seine Karriere nicht mit einem offiziellen Erschießungskommando zu beenden.


[ Kern / Torranix-Sektor / Fre'ji-System / INT Herat of the Order / Speisesaal ] Baran, Frey und Rosh, sowie Cewell, Blink und Faedus
 
[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata und Captain Akaji; Senior Midshipman Ellis am Nachbartisch sowie jede Menge anderer Militärangehörige :]

Je länger die beiden gemeinsam an dem Tisch saßen und sich unterhielten, desto mehr verschob sich ihr Gespräch von ihrem anfänglichen Thema, die Admiralität im Allgemeinen und dem Handeln der Flottenführung im Besonderen, immer weiter weg, hin zum groben Diskutieren der Einzelheiten des nächsten Einsatzes. Mit einem kleineren Verband hinter der gegenwärtigen Frontlinie zu operieren und auf diese Weise nicht dem gängigen Vorgehen der Imperialen zu entsprechen, schien Serenetys taktische Kreativität sichtlich anzuregen. In diesem Moment machte Toji zwar noch kein Funkeln in ihren braunen Augen aus, aber ihre ganze Körperhaltung sprach schon Bände. Selbst die Müdigkeit, die sie anfangs noch an den Tag gelegt hatte, schien allmählich verschwunden zu sein.

Nachdem die Bastionerin ihm bereitwillig ihre Hilfe angeboten hatte, fragte sie direkt:
„Was deinen eigenen Stab angeht: Welche Gedanken hast du dir darüber gemacht?“

„Meiner Meinung nach muss ich beim Zusammenstellen des Stabs ein paar Dinge beachten“, leitete der Commenorer seine Antwort grübelnd ein. In den letzten Stunden hatte er sein Gehirn mit dieser Frage förmlich zermartert. Vielleicht konnte ihm Serenety in dieser Sache tatsächlich helfen. „Zum einen brauche ich auf den jeweiligen Stabsstellen natürlich Leute, die auf ihrem Fachgebiet sehr gut sind. Zum anderen sollten diese Kandidaten aber im besten Fall auch schon Erfahrungen mit diesem Feind – oder wesensähnlichen Völkern – haben.“ Er lehnte sich zurück. Sein entstelltes Gesicht sah nachdenklich aus. Mit etwas Zögern fuhr er fort: „Außerdem fühle ich mich gegenüber den jungen Offizieren, die unter meinem Kommando sozusagen an den ihnen gestellten Aufgaben gewachsen sind. Manche Namen dürften dir noch von deiner Zeit an Bord der 'Pandora' geläufig sein.“

Dann ließ er ein paar Namen fallen – darunter Nial Grumby für die Navigation, Cassier Mortimer für die operative Taktik und Rune Monchar für die Kommunikation. Baniss Foster, der bis zu seiner Beförderung zum Dritten Offizier der Abyss lange Zeit der leitende Sensorikoffizier war, gehörte ebenfalls zu seinem derzeitigen Kandidatenpool. Sofern ihm der Admiral etwas mehr Spielraum bei der grundlegenden Personalplanung ließ, konnte er vielleicht sogar noch Thrass, den Chiss-Captain im Flottenregiment, für Sicherheitsfragen ins Boot holen. Problematischer war seiner Meinung nach die Besetzung der Stelle des Nachrichtenoffiziers. Zudem bestand die Möglichkeit, dass man ihnen auch einen ranghohen Politoffizier an die Seite stellen würde. Da beide Positionen erfahrungsgemäß nicht von herkömmlichen Flottenoffizieren besetzt werden, sondern vom Militärnachrichtendienst und dem Imperialen Sicherheitsbüro auf Anweisung der Flottenführung, blieb für die Auswahl eines geeigneten Kandidaten, der die Yevethaner besser kannte, bloß ein kleiner Rahmen übrig.

„Ein sehr kritischer Punkt in der Planung ist darüber hinaus auch die Besetzung des Flaggkapitäns“, gestand Toji zum Schluss. Schmunzelnd fuhr er fort: „Hättest du dich vorhin nicht sogleich für das Führen einer Eingreifgruppe entschieden, hätte ich dir wohl stattdessen mit Freuden das Kommando über die 'Overlord' angeboten. Nun gut. So muss ich nun also zweifelsohne mit dem gegenwärtigen Kommandanten vorlieb nehmen.“ Er seufzte. „Kurz habe ich zwar noch an Calvyn gedacht. Sie hat den Imperial-Sternzerstörer in der Schlacht wirklich meisterlich geführt. Doch für das Abrücken des Providence-Trägers ('Nezavisimost') sowie meines Kommandoschiffs bedarf es einer fähigen Kommandantin. Tarkin gewährt mir diesen Wunsch also nicht – im Gegensatz zu deinem Vater.“

Obwohl er nach seinem Einsatz im Shinbone-System, der diplomatischen Mission Chiss-Raum und der kürzlich geschlagenen Schlacht um Fresia einen mehrtägigen Landurlaub tatsächlich vertragen konnte und er eigentlich kein klassisches „Arbeitstier“ war, hoffte er zur Zeit insgeheim darauf, dass die Flottenführung ihm schon in den nächsten paar Stunden ein etwas umfangreiches Dossier über die Overlord und die anstehende Operation übermitteln würde. Es hing einfach zu viel von einem Erfolg ab. Koornacht musste schnellstmöglich wieder sicher werden – In diesem Punkt stimmte er mit der ihm gegenübersitzenden Bastionerin überein. Einen kurzen Augenblick lang musterte er sie schweigend. Mehr und mehr hatte er bei ihr das Gefühl, dass sie durch das Führen der „Darkmoon“ und der Darksword sowie durch die leitenden Rolle auf Csilla greift war. Darum traute er ihr das Kommandieren einer Eingreifgruppe zu.

Serenety stimmte ihm seinem Vorschlag ohne Vorbehalt zu.
Eine leichte Jagdeinheit passt sehr gut. Schnelle, wendige Schiffe wären von Vorteil. Ich könnte mir auch gut vorstellen die 'Darkmoon' mit am Start zu haben.

„Ein guter Gedanke“, sagte der Commodore und nickte bekräftigend mit dem Kopf. „Du kennst die kleine Marauder sicherlich in- und auswendig. Belastungsgrenze und Einsatzmöglichkeiten sind dir bekannt. Zudem ist sie selbst für eine schwere Korvette schnell. Für deine Einheit wäre sie also ein optimaler Kandidat.“ Er lächelte sie abermals an. „Ein Jagdkreuzer, eine schwere Korvette und ein, zwei Aufklärer – klingt für mich nach einer guten Mischung für den Koornacht-Cluster.“

Langsam, bedächtig kaute er auf dem teuren, saftigen Nerffleisch herum. Nach dem mehrmonatigen Aufenthalt im Chiss-Raum war er trotz seiner Toleranz und Neugier irgendwie froh wieder Gerichte einer ihm bekannten Küche zu essen. Die Chiss waren ihm schon allein bei dieser Sache einfach ein kleines Bisschen zu fremd gewesen. Nachdem er den Happen heruntergeschluckt hatte, probierte er ohne zu zögern ein Stück von dem großen, in den hiesigen Meeren gefangenen Hummer. Serenety, die ihm gegenüber saß, beobachtete ihn aufmerksam. Er konnte ihren Blick spüren. Möglicherweise machte sie sich insgeheim noch immer irgendwelche Vorwürfe darüber, dass sie beim Einsatz im Shinbone-System nicht an seiner Seite gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon längst mit den führenden Chiss über die Zukunft des Reichs und des separatistischen Imperiums verhandelt. Er blickte auf als die ersten Eindrücke vom Hummer gedanklich verarbeitet waren.

Bei dem Gedanken, tatsächlich ein wenig Urlaub zu machen, schmunzelte sie.
„Schönes Wetter wäre etwas, um schwimmen zu gehen. Landschaftlich sollen ja die Inseln und die Ozeane beliebt sein und ich würde es genießen mal wieder den Sand unter den Füßen zu spüren.“

„Mir sagte man, dass Husup Center eine große Marina hat und die eine oder andere Yacht für kurze Trips gerne zur Verfügung gestellt werden“, entgegnete Toji bedeutungsschwanger. „Es findet sich also mit Sicherheit eine Gelegenheit, um Sand unter den Füßen zu spüren und Schwimmen gehen zu können.“

Der Vorschlag schien ihr zu gefallen. Doch bevor sie sich dazu äußerte, studierte sie kurz die Karte und fragte dann: „Kannst du mir etwas zu Fisch empfehlen? Ich gestehe, ich habe nicht so viel Ahnung davon, jedenfalls wenn es sich nicht gerade um Wein handelt.“

„Dann hast du Glück“, antwortete der Commodore. „Fresia ist bekannt für seinen Wein. Soweit ich gehört habe, werden die Trauben in flachen Lagunen, die einem besonderen Mikroklima ausgesetzt sind, angebaut. Eine bessere Ergänzung zum Fisch wirst du hier wohl nicht finden...“

[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata und Captain Akaji; Senior Midshipman Ellis am Nachbartisch sowie jede Menge anderer Militärangehörige :]
 
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Sicherlich würde er ein paar Dinge in Bezug auf die Zusammenstellung des Stabes achten müssen, allerdings vermutete Serenety, dass Toji dies bereits getan hatte. Oder zumindest einen groben Plan besaß. Dennoch konnte sie fühlen, dass er sich nach wie vor Gedanken darüber zu machen schien, was darauf schließen ließ, dass er noch nicht am Ende war. Möglicherweise konnte sie ihm helfen. Einfach war es nicht einen Stab zusammen zu stellen – davon abgesehen das man nicht nur fähige Leute haben wollte – sondern auch Personen die Erfahren waren und denen man vertrauen konnte. Wie er erwähnte, war es wichtig Leute zu haben, die auf ihrem Fachgebiet sehr gut waren. Dies erschwerte die Auswahl durchaus, besonders, da sie Erfahrung mit den Yevethanern aufweisen sollten. Oder zumindest mit wesensähnlichen Völkern und genau dies erschwerte das Ganze. Toji lehnte sich zurück und Serenety wurde gewahr, dass sein Gesicht in diesem Augenblick – bedingt durch das Grübeln – eine ganz Spur ernster und durch die Entstellung furchterregender aussah als sonst. Viele wären wahrscheinlich der Ansicht, dass er nicht nur sein gutes Aussehen verloren sondern auch noch zum Albtraum der Kinder geworden war. Sie konnte sich an die Zeit erinnern, in der sein Äußeres fast schon so etwas wie sein Markenzeichen gewesen war. Die Damenwelt hatte ihn äußerst anziehend gefunden, wobei Serenety ihn als Frauenhelden abgetan hatte nur um später feststellen zu müssen – teilweise zu ihrem Leidwesen – das dem durchaus so war. So war ihre anfängliche Einschätzung gewesen. Erst im Laufe der Zeit hatte sie gemerkt, dass die Wahrheit ein wenig anders aussah. Nun und besonders nach dem Unfall schien die Damenwelt das Interesse an ihm mehr oder weniger verloren zu haben – jedenfalls dann, wenn sie seine entstellte Seite zu Gesicht bekamen. Er rief bei vielen Abscheu hervor, auch bei der Herrenwelt. Dies lag daran, dass man eine Person auf sein Äußeres reduzierte.

Doch wer urteilte über Attraktivität? Es war die Gesellschaft die etwas für schön empfand und dies wie ein Gift jedem einpflanzte. Eine Traurige Beobachtung, die sie schon als Kind gemacht hatte und mit der sie nie einverstanden gewesen war. Ein Grund warum sie niemals hatte Model oder Schauspielerin werden wollen. Etwas, was zu Diskussionen mit ihrer Mutter geführt hatte, die selbst in jungen Jahren gemodelt hatte und heute immer wieder Aufträge übernahm, wenn ihre Schauspielkarriere dies zuließ. Die Medien, die Presse und alle anderen pflanzten ein Schönheitsideal in die Köpfe der Bevölkerung und waren der Ansicht das jeder dem entsprechen musste, darüber hinwegtäuschend wie viel letztlich manipuliert wurde. Ein Trend der in ihrer Gesellschaft gang und gebe war. Sie wusste nicht ob sie sich schämen sollte immer wieder für ihren Onkel gemodelt zu haben, doch dies hatte ihr erspart mit ihrer Mutter zu diskutieren und dieser wenigstens ein wenig von dem gegeben, was sie sich gewünscht hatte. Innerlich seufzend ordnete sie ihre Gedanken und holte sie ins jetzt zurück.

Sie konnte Toji sehr gut verstehen. Ihr selbst ging es nicht anders. In der Tat, einige der Namen sagten ihr etwas. Gesichter tauchten auf und jene verband sie mit Erlebnissen. Doch dies alles waren nicht die einigen Gedanken, die er sich machte. Auch über die Besetzung des Flaggkapitäns dachte er nach und Serenety fragte sich, warum er dafür nicht Calvyn einsetzte. Leicht wölbte sie eine Braue, als Toji erklärte, dass er ihr – hätte sie sich gegen die Führung der Eingreifgruppe entschieden – das Kommando über die ‚Overlord‘ angeboten. Eine kleine Überraschung durchaus, doch war sie der Ansicht, dass ihre Entscheidung in Bezug auf die Eingreifgruppe die Bessere war. Auch wenn die ‚Overlord‘ durchaus verlockend klang, so wollte sie eine Gewisse Freiheit oder besser Gesagt Wendigkeit nicht verlieren. Toji gestand kurz über Calvyn nachgedacht zu haben. Immerhin hatte sie sich bewährt, nun schien es jedoch so, als ob sie das Abrücken des Providence-Trägers sowie seines Kommandoschiffes übernehmen musste. Somit viel sie also aus.

„Den Stab zusammen zu setzten wird nicht einfach, dem pflichte ich bei. Erschwert wird das Ganze noch durch deinen Wunsch nach Personen, die es mit den Yevethanern schon mal zu tun hatten oder mit ähnlichen Wesen. Auf Anhieb Leute zu finden auf die dies zutrifft, ist nicht einfach. Nun, in Sachen Flaggkapitän wird es auch nicht so einfach. Tut mir Leid. Meine Entscheidung macht dies natürlich nicht einfacher. Wer ist der derzeitige Kommandant der ‚Overlord‘?“, wollte sie wissen, da sie es nicht sagen konnte.

„Was meinen Vater angeht, würde er dir wohl einige Wege eröffnen, wenn er derzeit hier wäre. So wie ich ihn kenne würde er sich letztlich selbst dazu bereit erklären. Dies hilft jedoch nicht weiter. Der einzige Vorschlag denn ich habe wäre, dir meinen ersten Offizier zur Verfügung zu stellen. Er hat sich durchaus bewährt und ist meiner Ansicht nach in der Lage ein eigenes Kommando zu erhalten“, meinte sie, wobei sie nachdenklich wirkte. Als Chiss hatte er durchaus Erfahrung mit Wesen die den Yevethanern ähnlich waren. Der unbekannte Raum verbarg viele Geheimnisse. Auf der anderen Seite fragte sie sich, ob sie Ashoc’on’nerod wirklich schon mit einer solchen Aufgabe betrauen würde oder ob es nicht besser wäre noch eine Weile unter ihrem Kommando zu dienen. Davon abgesehen passte sein Rang für ein Schiff wie die ‚Overlord‘ nicht. Demzufolge gab es wohl keine Alternative als den bisherigen Kommandanten einzusetzen. Außer ihnen viel doch noch jemand ein.

Toji schien ihr Gedanken in Bezug auf die „Darkmoon“ zu gefallen. Sie kannte die Marauder nicht nur, sie wusste zum anderen auch wer ihr führender Kommandant war. Sie gab ihm sein Lächeln zurück. In der Tat, klang es gut. Sie würden einiges leisten können und darauf kam es an.

Sie beobachtete, wie er auf seinem Fleisch kaute und fühlte erneut so etwas wie Vorwürfe in sich aufsteigen. Und die Frage warum sie nicht an seiner Seite gewesen war. Unabhängig davon, dass sie bereits im den Chiss verhandelt hatte. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, da Toji auf die Marina von Husup Center zu sprechen kam und darüber, dass es die ein oder andere Yacht für kurze Trips gab. Schlecht klang dies nicht, allerdings widerstrebte es ihr allein Urlaub machen zu müssen und so wusste sie schon jetzt, dass sie die meiste Zeit über mit ihrer Arbeit beschäftigt sein würde. Innerlich trat sie sich dafür. Die paar Tage sollte sie genießen um ihrer selbst willen! Sie brauchte Zeit, brauchte Erholung und Abstand von allem was mit dem Imperium zu tun hatte. Um sich zu sammeln, um die Erschöpfung abzustreifen, ihre Gedanken zu ordnen und um vielleicht einmal wieder eine andere Form der Lebensfreude genießen zu können. Eine die sie sonst eher vernachlässigte.

„Klingt überaus schön“, war demzufolge alles was sie sagte. Dabei verschwieg sie den Rest einfach.

Interessant, Fresia war also bekannt für seinen Wein. Wundervoll und so studierte sie kurz die Weinkarte, entschied sich dann für einen Weißwein, der eine liebliche Note besaß und schickte ihre Bestellung raus.

„Dann lasse ich mich überraschen. Dir scheint dein Essen ja zu munden.“

Sie lächelte kurz und lehnte sich zurück.

„Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie es hiernach weiter geht? Ich meine, welchen Weg du dann gehen willst. Ich nehme an, dass du nicht mehr ewig Commodore sein wirst und auf Kriegsschiffen dienen willst.“

Sie wusste nicht wie sie auf dieses Thema kam, aber es interessierte sie. Mehr noch interessierte sie wie er sich sein Leben vorstellte. Wie es aussehen sollte und wo er sich sah. Die Zukunft war etwas, worüber sie alle nachdachten – mehr oder weniger jedenfalls. Auch sie tat dies und sie wusste, dass ihr Weg wahrscheinlich nicht so einfach werden würde. Dies hieß je nachdem welche Entwicklung stattfinden würde. Möglichkeiten gab es sicherlich genug und ihrer Karriere stand womöglich nichts im Weg, doch dies wusste man nicht. Wollte sie auf Dauer ein Schiff führen? Oder sah sie sich eher als volles Mitglied im Diplomatischen Corps, darauf bedacht ihre Tätigkeiten dort auszuweiten!? Und was war mit dem Teil von ihr, bei dem sie nicht leugnen konnte eine Frau zu sein und vielleicht irgendwann Kinder haben zu wollen!? Ihre Zukunft erschien ihr so ungewiss. Wusste Toji wohin er wollte? Wie seine Zukunft aussehen sollte? Falls ja, würde es ihr dann leichter fallen zu wissen wohin es für sie gehen sollte? Wohin sie wollte und wo sie sich sah? Zu viele Fragen, stellte sie fest und war froh, als der Wein kam und kurz darauf ihr Salat mit Fisch, der wirklich sehr gut duftete.

Vorsichtig probierte sie, kaute andächtig und stellte fest, dass er hervorragend war. Der Wein war perfekt getroffen, was sie feststellig machte nachdem sie probiert hatte. Für einen kurzen Augenblick also waren sie beide mit ihrem Essen beschäftigt.

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Fre'ji-System / Fresia / INT Heart of the Order / Speisesaal/ Frey, Rosh, Gargatosh, Cewell, Blink, Fadeus

Frey war mit sich zufrieden, während er die Reaktion des Commanders beobachtete. Eine harte Nuss, die er dem Offizier vorgesetzt hatte. Wie würde er reagieren? Würde er Gargatosh anklagen, des Hochverrats bezichtigen und vor ein Erschießungskommando stellen? Sicher eine Möglichkeit, die einige Offiziere nutzen würden, um ein Alien in ihren Reihen loswerden zu können. Tatsächlich handelte es sich hier um die ideale Gelegenheit für solch ein Vorgehen. Hätte Frey in seiner Kampfgruppe einen möglichen Gegenspieler ausgemacht, hätte er genau diese Gelegenheit beim Schopf gepackt, um seine Truppe wieder auf seinen Kurs zu bringen. Der Commodore fand es grundsätzlich gut, wenn die Untergebenen ihre Meinung kund taten. Er förderte dies sogar aktiv. Eine andere Sichtweise konnte erfrischend wirken und den Geist bei Laune halten. Querulanten und Verräter, die ihn an das ISB verrieten, konnte er dagegen nicht gebrauchen.

Vorsichtig formulierte Commander Draykon seine Antwort, wägte zwischen verschiedenen Szenarien ab und zog dazu passend verschiedene Konsequenzen. Ein erwartbares vorgehen, mit dem Frey gerechnet hatte. Der letze Satz überraschte den blonden Corellianer dann doch: Draykon betonte, dass er genauso gehandelt hätte. Ein mutiges Bekenntnis. Dieser Commander hatte eindeutig Mumm in den Knochen. Ein Blick zu Gargatosh verriet Frey, dass dieser nicht minder überrascht war. Das verriet dem Commodore natürlich, dass der Lieutnant selbst nicht sicher war, ob er das richtige getan hatte. Das Auftreten des Aliens hatte das eine Weile vor den blauen Augen des Corellianers verborgen gehalten, aber jetzt war er sich absolut sicher. Gargatosh setzte sofort zu einer eigenen Erklärung an. Geriet er in Panik? Frey hob eine Hand, um ihn zu bremsen.

"Mein Bericht liegt seit heute Mittag Admiral von Salacctal vor. Darin habe ich dem Admiral empfohlen, Lieutnant Gargatosh mehr Verantwortung zu übertragen. Außerdem möchte ich den Lieutnant ausdrücklich in meiner Kampfgruppe behalten."

Frey nahm sein Glas und lehnte sich entspannt zurück. Manche mochten es Spielchen nennen, die er so gerne trieb. Doch für ihn war es mehr als schlichte Unterhaltung. Er bekam ein Gespür dafür, wie seine Leute tickten, was sie antrieb und er konnte dafür zeigen, dass er ein guter Anführer war. Denn davon war er überzeugt: Er war gut. Seine vergangenen Einsätze standen zwar allesamt unter keinem guten Stern, aber ein anderer Anführer hätte an seiner Stelle schon längst alle Schiffe und Männer und Frauen verloren. Frey dagegen hatte seit Galantos die Verluste auf einem Minimum gehalten. Wenn man das mit dem Rest der imperialen Flotte verglich, war das eine glänzende Leistung.

"Außer, Sie haben ein Problem damit, Lieutnant?"

Doch nun hatte Frey genug von dem Smalltalk und den Tests. Er fühlte sich dank des gelungenen Gesprächs nun in Stimmung, um andere, weitaus größere Dinge zu besprechen.

"Genug von der Vergangenheit, reden wir über die Zukunft. Ich habe den Admiral darum gebeten, die Subjugator zu verfolgen. Keiner wäre dafür geeigneter als ich, denn sowohl das Schiff als auch die Yevethaner habe ich bereits bekämpft. Uns stellen sich nur zwei Probleme: Wo ist sie hin und wie kommen wir an der Flotte vorbei, die sie schützt?"

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[Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex | Officer's Club | Hauptsaal] Gordon Aaronson, Toji Murata, Serenety Akaji

Gordon Aaronson hielt inne und ließ den Blick langsam über die Leute im Saal des Officer's Club streifen. Ähnlich hatte er es gemacht, als er vor kurzem den Festsaal der Werft auf Fondor betreten hatte, um dem Stapellauf der Allegiance beizuwohnen, doch etwas hatte sich geändert. Beim letzten Mal hatte er die Anwesenden voller Scheu und Misstrauen gemustert, in dem starken Gefühl, am falschen Platz und in der falschen Gesellschaft zu sein. Das war mittlerweile anders. Er war gelassener, selbstbewusster, seit der dramatische Knick in seiner Karriere und seine damit einhergehenden Selbstzweifel weitgehend überwunden waren. Hier war er nicht auf Befehl, sondern freiwillig: Es war ewig her, dass er ein solches Etablissement ohne Zwang betreten hatte, denn er hatte nie die gesellschaftlichen Anlässe gesucht. Er war nach wie vor unbeholfen auf dem politischen und diplomatischen Parkett, und der Boden eines gehobenen Offiziersclubs wie diesem war ähnlich schlüpfrig. Wer hier besonders positiv oder negativ auffiel, konnte seiner Karriere leicht auf die Sprünge helfen oder aber ihr dauerhaften Schaden zufügen. Aber heute hatte Aaronson die Sorgen, die er sonst in Gesellschaft hochrangiger Militärs und anderer bedeutender Persönlichkeiten empfand, weit von sich geschoben. Er war auch nicht hier um Politik zu betreiben, und erst recht nicht zu Spaß und Erholung. Er verfolgte einen ganz bestimmten Zweck.

Von seinem Besuch im imperialen Komplex auf Fresia erhoffte sich der Commander Informationen darüber, was sich im System zusammenbraute. Dass irgendetwas Bedeutendes bevorstand, war zu spüren, aber bisher gab es keine verlässlichen Informationen darüber. Sofort nach der Ankunft hatte er das örtliche Flottenkommando gerufen, seine Veracity samt Crew und seiner Person zum Dienst gemeldet und um Instruktionen gebeten - doch bisher war nichts anderes gekommen als die Aufforderung, Position im Orbit zu beziehen und auf weitere Befehle zu warten. Er hatte sich eine Weile in Geduld geübt, dann aber festgestellt, dass er einfach zu neugierig und ungeduldig war, um zu warten, dass die Informationen zu ihm kamen. Sein Erster Offizier hatte den Abstecher nach Fresia vorgeschlagen, um sich dort unter den Offizieren umzuhören und vielleicht die eine oder andere nützliche Info aufzuschnappen. Vielleicht hatte Lieutenant Commander Reice gehofft, dass er ihr den Auftrag erteilen würde, sich hier unten umzuhören - doch anstatt ihr diese sicherlich willkommene Gelegenheit einzuräumen, hatte der Commander ihr lieber den Kreuzer überlassen, selbst ein Shuttle genommen und den Planeten angesteuert. Nun verschaffte er sich einen Überblick, was für Personen sich in dem Saal befanden, in der Hoffnung, dass er irgendwo in ein möglichst aufschlussreiches Gespräch einsteigen konnte. Und zu seiner Überraschung entdeckte er sogar bekannte Gesichter!

Er wusste sofort dass er den Mann und die Frau kannte, aber er brauchte einen Augenblick, um sich an die Umstände ihrer letzten Begegnung zu erinnern, und noch einen weiteren, bis ihm ihre Namen einfielen. Der Mann war Toji Murata; Aaronson war ihm kurz vor der Schlacht von Corellia begegnet, auf Commodore Mards Kommandoschiff Kali. Sich vorgestellt und miteinander gesprochen hatten sie nach der Schlacht, bei der Gedenkfeier auf Rendili. Es war ein kurzes, wenig intensives Gespräch gewesen. Ganz anders als das, welches er am selben Abend mit der Frau geführt hatte: Serenety Akaji, damals nicht Captain sondern noch Commander, aber ebenfalls eine Rangstufe höher als Gordon. Sie hatte ihn völlig grundlos gerügt, weil es ihm nicht gelungen war, den zungenbrecherischen Namen der Chiss-Offizierin Halijc'arl'ajkartia richtig auszusprechen. Von dieser Standpauke inmitten der Festgesellschaft, seitens einer jungen Frau die nicht halb so alt war wie er, hatte er sich stark herabgewürdigt gefühlt. Auch seinen damaligen Vorgesetzten, Commander Arkturus Mengsk, hatte sie in ähnlich herablassender Weise angegangen. Objektiv war Gordon in dieser Situation sicher nicht gewesen, aber er hatte den Eindruck gewonnen, dass es sich um eine selbstgefällige und unreife Person handelte, der es an Respekt vor Dienstalter und Verdiensten, vor den Traditionen der Flotte und sogar vor dem Imperator mangelte und die sich für moralisch überlegen hielt, indem sie die imperiale Ordnung infrage stellte und Partei für niedere Völker ergriff. Er hatte sie wirklich nicht in guter Erinnerung behalten. Aber das lag nun schon eine geraume Weile zurück, viel war seither geschehen. Er war nun Commander, Akaji war Captain, Toji Murata sogar Commodore; selbst die Ordnung in der Galaxis war eine völlig andere als noch zu jener Zeit. Sie alle hatten sich weiterentwickelt, auf die eine oder andere Weise, und Gordon stellte zu seiner Überraschung fest, dass sein Groll auf die junge, vorlaute und leider auch noch erfolgreiche Offizierin mittlerweile verflogen war. Ob Murata und Akaji sich noch an ihn erinnerten? Er würde es wohl bald herausfinden, denn er beschloss, zu ihnen zu gehen. Als ›alter Bekannter‹ hatte er einen plausiblen Grund sie anzusprechen, und möglicherweise bot sich dabei die Gelegenheit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und mehr über die Lage auf und um Fresia zu erfahren.

Er ging hinüber zu ihrem Tisch und wartete auf den passenden Moment, um sie anzusprechen, ohne jemandem ins Wort zu fallen. Als die Gelegenheit günstig schien, ergriff er sie und sagte:

»Verzeihen Sie, Commodore Murata, Captain Akaji; ich hoffe, ich störe nicht. - Commander Gordon Aaronson. Wir sind uns auf Rendili begegnet, während des Heldengedenkens nach der Schlacht von Corellia. Damals aben wir alle noch niedrigere Ränge bekleidet: Meine Glückwünsche zu Ihren Berförderungen, Sir, Ma'am.
Sie erinnern sich möglicherweise nicht, Commodore: Ich war zugegen, als Sie sich mit meinem damaligen Vorgesetzen Commander Arcturus Mengsk unterhielten.
Ihnen könnte ich mögicherweise in Erinnerung geblieben sein, Captain Akaji, denn wir haben eine etwas hitzige Debatte über die Rolle der Chiss im Imperium geführt.
Ich hatte nicht damit gerechnet, hier bekannte Gesichter anzutreffen, und wollte Sie beide begrüßen, bevor ich mir einen Platz suche.«


[Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex | Officer's Club | Hauptsaal] Gordon Aaronson, Toji Murata, Serenety Akaji
 
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Serenety nickte zustimmend den Kopf, beugte sich dann leicht nach vorn und fragte direkt: Wer ist der derzeitige Kommandant der 'Overlord'?

„Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit das Dossier über die 'Overlord' etwas genauer zu lesen“, gestand der Commenorer und aß dabei weiter genüsslich sein bestelltes „Surf & Turf“. „Die ersten Dokumente sprachen aber in der Regel von einem gewissen Stoner, Line Captain.“ Beiläufig zuckte er mit den Schultern. Er sah ihr direkt in die Augen als er kurz darauf hinzufügte: „Sowohl der Rang als auch die Tatsache, dass er nun schon seit mehreren Jahren den Imperial-II kommandiert, machen eine Versetzung darüber hinaus noch etwas schwerer.“

Die Kommandantin der Darksword schien das Problem zu verstehen. „Was meinen Vater angeht, würde er dir wohl einige Wege eröffnen, wenn er derzeit hier wäre. So wie ich ihn kenne würde er sich letztlich selbst dazu bereit erklären. Dies hilft jedoch nicht weiter. Der einzige Vorschlag denn ich habe wäre, dir meinen ersten Offizier zur Verfügung zu stellen. Er hat sich durchaus bewährt und ist meiner Ansicht nach in der Lage ein eigenes Kommando zu erhalten.“

„Ein Commander?“, hakte Toji überrascht nach, ließ ein wenig verlaufene Butter auf den servierten Hummerschwanz und aß dann ein weiteres Stück. „Ich stelle deine Fachmeinung wirklich nur sehr selten und zudem äußerst ungern in Frage, aber ein frisch zum Captain beförderter Fastmensch soll allen Ernstes als erstes Kommando einen Imperial-II-Sternzerstörer erhalten?Der Versehrte kaute den verspeisten Happen und schüttelte dabei grübelnd den Kopf. „Schon allein hier im System gibt es höchstwahrscheinlich gut hundert Kandidaten, die aus Sicht der Hardliner eher 'passend' sind.“

Nein, hier musste er tatsächlich jede Menge Fingerspitzengefühl an den Tag legen. Selbst wenn der Einsatz am Ende – ähnlich wie bei Shinbone – eine Top Secret-Mission werden sollte, konnte eine falsche Personalentscheidung früher oder später für allerlei Schwierigkeiten sorgen. Obgleich beim Imperium mit Darth Allegious inzwischen einen völlig entfremdeten Nichtmenschen auf dem Thron saß, war Rassismus in der Gesellschaft äußerst weit verbreitet. Die Hardliner und die Konservativen hatten seit jeher die Deutungshoheit inne. Überwiegend wurde deren Macht durch die stets präsente Politik der KOMENOR gestützt. Wollte Toji folglich seine eigene Karriere nicht torpedieren, galt es nach deren Regeln zu spielen. Behutsam legte der Commodore das Besteck zur Seite, leerte dann in einem Zug sein Glas und rieb sich anschließend die Schläfen.

„Unter diesen Gesichtspunkten bleibt das Behalten von Stoner wohl die beste Wahl“, entschied Toji schlussendlich und sah ihr abermals tief in die Augen. „Oder hast du noch eine andere Idee?“

Derweil ihre Unterhaltung allmählich von einem Thema zum nächsten überging und die Bastionerin sich ein zartes Filet vom berühmten Cormon-Königsmarlin sowie ein Glas lieblichen Weißwein von Fresia bestellte, verließen die ausgelassen lachenden Pärchen die Tanzfläche. Auch die weiterhin im Hintergrund zu hörende Musik wurde ein wenig leiser. Dafür nahm gleichzeitig das Gemurmel und Gelächter an den Tischen sowie der Bar zu. Zunehmend schien sich die Stimmung in dem großen Saal zu lösen – vor allem bei den unteren Dienstgraden. Toji, der noch ein Glas Whiskey bestellte, ließ seinen Blick einen Moment lang durch den Raum wandern. Bei der Empore für Flaggoffiziere blieb seine Aufmerksamkeit jedoch kurz hängen. Allem Anschein nach hatten sich dort nämlich drei der ranghöchsten Flottenoffiziere im gesamten System – Raymus Tarkin, Melville Harte und Vilmer Leander – versammelt. Sie standen an der Brüstung und beobachteten das Treiben zu ihren Füßen.

Serenety, die in aller Ruhe ihren Fisch aß, schnitt auf einmal das nächste Thema an:
„Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie es hiernach weiter geht?“ Sie nippte an ihrem Wein. „Ich meine, welchen Weg du dann gehen willst. Ich nehme an, dass du nicht mehr ewig Commodore sein wirst und auf Kriegsschiffen dienen willst.“

„Interessante Frage“, sagte der Commenorer, nachdem er beim Essen ins Stocken geraten war. „Zur Zeit habe ich eigentlich noch nicht viel darüber nachgedacht, was mich nach der nächsten Mission erwarten könnte. Je nachdem wie gut wir abschneiden, könnte Tarkin uns für die erste Angriffswelle auf Galantos oder sogar N'zoth vorsehen.“ Ein Kellnerdroide rollte plötzlich an und überreichte ihm ein neues bauchiges Glas. „Sehr viel weiter möchte ich eigentlich auch noch nicht denken. Denn je länger man nur in der Zukunft lebt, desto mehr verpasst man im Hier und Jetzt. Und vor allem in unserem Metier kann so eine Einstellung gefährlich werden.“ Ein weiteres Mal ruhte sein Blick auf ihr. „Schmiedest du etwa schon irgendwelche Zukunftspläne?“ Schmunzelnd schwenkte er das Glas bernsteinfarbenen Whiskey und nippte dann daran. „Bestimmt hält Inyak Wessel auf Anaxes einen Platz für dich bereit...“

Mit ihren Gedanken und Sichtweisen verwunderte sie ihn manchmal. In dem einen Moment brannte sie noch voll und ganz für das anstehende Problem und im nächsten war sie schon weiter; sehr viel weiter. Manchmal würde er nur zu gern wissen, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging. Der Commodore beendete ein paar Minuten später sein sättigendes Mahl lehnte sich zurück und ließ die letzten gewechselten Worte im Hinterkopf kurz Revue passieren. Sollte er vielleicht doch ein wenig weiter denken? Sollte er sich in den nächsten Tagen nach möglichen Stellen umschauen? Instinktiv sprang sein Blick zur Empore. Momentan schenkte Tarkin im eine gehörige Portion Vertrauen. Man überließ schließlich nicht jedem x-beliebigen Commodore einen Kampfverband, der größer als eine Kampfgruppe war. Nachdenklich rieb sich Toji die Schläfe mit der gesunden Hand.

Plötzlich trat eine uniformierte Person an den Tisch heran und sagte:
„Verzeihen Sie, Commodore Murata, Captain Akaji; ich hoffe, ich störe nicht. – Commander Gordon Aaronson. Wir sind uns auf Rendili begegnet, während des Heldengedenkens nach der Schlacht von Corellia. Damals aben wir alle noch niedrigere Ränge bekleidet: Meine Glückwünsche zu Ihren Berförderungen, Sir, Ma'am.“ Erinnerungsfetzen blitzten mit einem Mal in Tojis Bewusstsein auf. Dunkel, ganz dunkel konnte er sich an den hellhäutigen, schon leicht ergrauten Menschen erinnern. Gerade als er sich die eine oder andere Szene in seinem Kopf zusammensetzen wollte, wandte sich der Commander ohne Umwende direkt an ihn: „Sie erinnern sich möglicherweise nicht, Commodore: Ich war zugegen, als Sie sich mit meinem damaligen Vorgesetzten Commander Arcturus Mengsk unterhielten. … Ihnen könnte ich möglicherweise in Erinnerung geblieben sein, Captain Akaji, denn wir haben eine etwas hitzige Debatte über die Rolle der Chiss im Imperium geführt.“ Ein weiteres Mal pausierte Aaronson kurz, bevor er dann sagte: „Ich hatte nicht damit gerechnet, hier bekannte Gesichter anzutreffen, und wollte Sie beide begrüßen, bevor ich mir einen Platz suche.“

„Commander, es ist mir eine Freude Ihnen abermals über den Weg zu laufen“, entgegnete Toji und deutete mit einer Handbewegung einladend auf einen der freien Stuhl hin. „Sie können sich ruhig zu uns an den Tisch setzen.“ Er erinnerte sich dunkel daran, dass der ergraute Uniformierte bei Corellia irgendeinen corellianischen Kriegsschiffstyp befehligt hatte. Deshalb fragte er sofort, nachdem sich der Commander gesetzt: „Wie geht es Ihrer CR-Neunzig? 'Golden Bullet', oder?“

[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata, Captain Akaji und Commander Aaronson; Senior Midshipman Ellis am Nachbartisch sowie jede Menge anderer Militärangehörige :]
 
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Ein gewisser Line Captain Stoner befehligte die ‚Overlord‘ und Serenety versuchte Gedanklich etwas über diesen Mann zu finden. Das Ergebnis viel ernüchternd aus, da der Name ihr nicht so viel sagte. Sie konnte sich nicht erinnern ihn irgendeinem Zusammenhang gehört zu haben der wichtig gewesen wäre. Viele Namen sagten ihr zumindest etwas, nicht zuletzt durch ihren Vater – doch bei einem Line Captain Stoner rührte sich nichts. Entweder er hatte bisher nicht vollbracht was irgendwie erwähnenswert war, oder er gehörte nicht zu den Namen, mit dem ihr Vater zu tun hatte. Letztlich war es nicht wichtig, dennoch wünschte sie, dass ihr irgendetwas dazu einfiel. Da dies jedoch nicht so war, schob sie den Gedanken bei Seite. Toji meinte, dass aufgrund seines Rangs und der Tatsache, dass er den Imperial-II schon mehrere Jahre kommandierte, sich eine Versetzung als schwierig gestalten würde. Dem stimmte sie ihm durchaus aus.

Seine ungläubige Frage erinnerte sie daran, dass ihre Idee nicht die beste war. Oder besser gesagt in dieser Situation nicht. Sie konnte die Gedankengänge ihres Gegenübers sehr gut verstehen, mehr noch sie konnte sie nicht einmal entkräften und dennoch war es ihr innerstes, dass sich währte. Ein Chiss und dann noch als erste eigenes Kommando ein ISD II. Dies würde zu Gerede und Missgunst führen. Toji führte ihr wieder einmal vor Augen, dass das Imperium und die Ansichten über Nichtmenschen noch lange nicht so weit waren um einen Schritt weiter zu gehen. Noch saß die Verachtung jenen gegenüber die anders waren zu tief. Sie wünschte sie könnte etwas verändern. Sie wünschte sie könnte solch denken mit den richtigen Argumenten davon überzeugen, dass es keinerlei Rolle spielte woher man kam, welchem Geschlecht oder welcher Rasse man angehörte. Doch dies würde einen Kampf mit Windmühlen bedeuten – einer, den sie letztlich wohl verlieren würde. Es stimmte traurig, mehr als dies und war dennoch nicht zu ändern. Die Hardliner unter ihnen würden ein solches Vorgehen nicht dulden. Innerlich seufzte sie.

Ihr war klar, das Imperium mit seiner Ansicht nicht zu verändern, dennoch hoffte sie, dass es solche Veränderungen gab. Sie konnte nicht erwarten von heute auf morgen alles umkrempeln zu können, auch wenn es von Vorteil wäre. Vorurteile baute man nicht ohne weiteres ab und dennoch sollte ihnen klar sein, dass ihr Weg – der bisher nicht perfekt verlaufen war – sich nur verändern würde, wenn man neues zuließ. Sie war ein Freigeist, dies wusste sie und als solches hatte sie es nicht einfach. Doch die „Knechtschaft“ in der sich Nichtmenschen und auch Frauen irgendwo befanden musste irgendwann enden. Der Imperator hatte in diesem Punkt keine Veränderungen hervorbringen können. Keine wirklichen. War er doch selbst ein Noghri und somit Nichtmenschlich. Im Grunde verwunderlich, dass die Hardliner dies geduldet und nicht versucht hatten ihn zu beseitigen.

„Ich verstehe deine Argumentation sehr gut, auch wenn ich mir wünschte ihnen etwas entgegen setzten zu können. Es war ein Gedanke der Aufkam und bei dem mir fast sofort klar war, dass er nicht umsetzbar ist.“

Blieb Stoner damit die beste Wahl!? Wahrscheinlich schon, denn ihr viel nichts anderes ein. Zwar versuchte sie einige Ideen durchzugehen, doch nichts davon war passend und letztlich wurde ihr bewusst, dass sie aufgeben musste.

„Nicht wirklich, tut mir Leid.“

Kurz sah ihn entschuldigend an, dann widmete sie sich ihrem Gericht, welches wirklich gut schmeckte. Die Pärchen hatten die Tanzfläche mittlerweile verlassen, um sich an die Tische zu begeben oder die Bar. Dort widmeten sie ihre Aufmerksamkeit der Karte. Toji bestellte ein weiteres Glas Whiskey. Der Farbe, dem Geruch und dem Glas nach musste es jedenfalls so sein. Da sie sich weiter umsah, erkannte sie, dass sich bei der Empore Raymus Tarkin, Melville Harte und Vilmer Leander befanden. Die Herren schienen daran interessiert das treiben zu beobachten und für einen kurzen Augenblick ließ Serenety sie nicht aus den Augen. Dann wandte sie sich wieder voll ihrem Essen zu, ehe Toji erneut zu sprechen begann. Diesmal blickte sie ihn an und musste leise schmunzeln. Sie hatte es sich fast gedacht. Ein Toji Murata hatte über die Zukunft noch nicht groß nachgedacht. Merkwürdig, eigentlich war sie der Ansicht gewesen, dass man sich über sein Leben Gedanken machte und dennoch schien es nicht der Fall zu sein. Vielleicht hatte dies etwas mit ihrer Tätigkeit zu tun, da man nie wissen konnte ob man Leben zurückkehrte oder nicht und dennoch machte Serenety sich ihre Gedanken. Zum einen weil sie stets weiter dacht und zum anderen weil der Augenblick ihr nicht genügte. Jedenfalls nicht in diesen Punkten. Aber sie war eine Frau – was sie nicht leugnen konnte – und als solches machte man sich andere Gedanken als Männer. Dennoch war es schade, dass Toji nicht sehr viel weiter dachte als bis zur möglichen nächsten Mission. Selbst wenn sie für die erste Angriffswelle auf Galantos oder gar N’zoth vorgesehen sein sollten, was kam danach? Fragen die Serenety durchaus beschäftigten. Sie machte sich über ihre Zukunft, über ihr Leben Gedanken und dies nicht nur in Beruflicher Hinsicht. War es bei Toji anders? Oder hätte sie ihre Frage präziser Formulieren sollen? Wahrscheinlich schon.

Ein Kellnerdroide brachte ihm sein Getränk und nahm ihren leeren Teller mit. Sie lehnte sich zurück, Toji betrachtend. Er wollte also nicht so viel weiter denken. ‚Denn je länger man nur in der Zukunft lebt, desto mehr verpasst man im Hier und Jetzt…‘ Ein Satz der weitere Fragen in ihr aufwarf. Es war nichts Falsches daran sich über seine Zukunft Gedanken zu machen, auch in ihrem Metier nicht und sie lebte wohl kaum nur in der Zukunft. Natürlich konnte es gefährlich sein sich einer solchen Einstellung hinzugeben, doch hier ging es nicht darum in irgendwelchen Illusionen zu leben und der Realität zu entfliehen. Eigentlich war es ihr darum gegangen zu wissen wo er sich vielleicht in ein paar Jahren sah. Was er sich wünschen würde. Dies bedeutete nicht, dass es so kam. Sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren war gut und richtig – dies tat sie auch und trotz allem waren Zukunftspläne etwas, von dem sie ausging, dass jeder sie schmiedete. Versuchte Toji sie gerade eines Besseren zu belehren!? Es schien so!

Sie konnte seinen Blick fühlen, bei dem sie das Gefühl hatte, dass er sie auszog. Für einen kurzen Augenblick fühlt sie sich nackt und verletzlich. Ob sie irgendwelche Zukunftspläne schmiedete… Sicherlich dachte sie darüber nach. Es gab verschiedene Wege die sie würde gehen können und natürlich war da auch irgendwo der Wunsch nach einer eigenen Familie – nach Kindern. Serenety musste jedoch bedenken, dass sie eine Frau war und anders empfand. Sie fragte sich wie ihr Leben verlaufen wäre, wäre sie dem Wunsch ihrer Mutter gefolgt und hätte deren Karriere angestrebt. Wäre sie heute bereits verheiratet und selbst Mutter? Gut möglich, vielleicht aber auch nicht. Sie konnte es nicht sagen und darüber zu spekulieren brachte ihr nichts. Ob Inyak Wessel auf Anaxes einen Platz für sie bereit hielt oder nicht wusste sie nicht. Ehe sie jedoch etwas erwidern konnte vernahm sie eine Stimme, die ihr sehr vertraut war. Eine Stimme, die sie nicht vergessen hatte und die ihr augenblicklich verriet um was für eine Person es sich handelte, die soeben zu ihnen getreten und sie angesprochen hatte. Gordon Aaronson! Sie waren sich auf Rendili begegnet. Genau genommen während des Heldengedenkens nach der Schlacht von Corellia.

Serenety blickte in das vertraute Gesicht des älteren Commanders. Sie hatte ihn noch sehr gut in Erinnerung, nicht zuletzt da sowohl er als auch sein damaliger Vorgestzter Arcturus Mengsk, sich äußerst Chauvinistisch gegeben hatten. Sie hatte damals eine Unterhaltung mit ihm geführt, die ihm nicht gefallen hatte. Zu dieser Zeit war sie noch ein gutes Stück jünger gewesen und auch wenn er im Alter über ihr Stand, hatte sie es damals nicht geduldet das seine Ansichten über die Chiss derart negativ waren. Sie hatte ihm klar vor Augen geführt, dass sie mit dieser Art nicht einverstanden war. Etwas was ihm nicht gefallen hatte und sein Groll auf sie, war nicht zu übersehen gewesen. Jedenfalls für sie nicht. Jahre konnten einen Mann verändern, auch wenn sie nicht glaubte, dass er seinen Chauvinismus verloren hatte. Toji begrüßte ihn als erstes und lud ihn an ihren Tisch ein. Serenetys Gesicht blieb völlig ruhig und gelassen. Weder hegte sie irgendeinen Groll dem Mann gegenüber noch empfand sie sonst etwas.

„Commander Gordon Aaronson. Ich erinnere mich noch sehr gut an sie und ebenso an ihren damaligen Vorgesetzten. Es ist schön sie wieder zu sehen. An unsere Debatte erinnere ich mich ebenfalls.“

Sie griff nach ihrem Wein und nippte daran. Toji fragte nach seinem CR-Neunzig, der ‚Golden Bullet‘ und sie versuchte im Kopf zu sortieren ob er dieses Schiff noch befehligte. Sicher war sie sich nicht. Für diesen Augenblick schwieg sie jedoch. Sollte der Commander erst einmal erzählen. Es gab sicherlich Gelegenheit ihm Fragen zu stellen – sollte er sich an ihren Tisch setzten wollen. Innerlich schmunzelnd fragte sie sich ob er mit einer Frau am Tisch sitzen wollte. Jedenfalls mit einer Offizieren. Schon damals hatte sie festgestellt, dass einem Gordon Aaronson Frauen in der Laufbahn des Imperiums nicht recht waren. Trüge sie keine Uniform würde es wahrscheinlich anders aussehen. Chauvinisten änderten ihre Einstellung meist nicht, dennoch wäre es interessant in Erfahrung zu bringen ob er es nicht vielleicht doch getan hatte. Immerhin wäre es durchaus möglich, dass er an Reife gewonnen hatte.

Ihre Bernsteinfarbenen Augen musterten ihn genau. Unwillkürlich tastete ihr innersten ihn ab. Nichts schien jedoch darauf hinzudeuten, dass irgendeine Gefahr von ihm ausging. Trotz allem war sie wachsam, wie stets.

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[Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex | Officer's Club | Hauptsaal] Gordon Aaronson, Toji Murata, Serenety Akaji

Während er die Umstände nannte, unter denen sie sich kennengelernt hatten und zuletzt begegnet waren, leuchtete Erkennen in den Augen des Commodore und des Captains auf. Gordon suchte in ihren Mienen nach Anzeichen dafür, was sie über dieses Wiedersehen dachten, aber weder erkannte er freudige Überraschung in ihnen, noch Missbilligung. Sie schienen beide keine intensiven Gefühle mit ihm zu verbinden, was er bei Murata auch nicht erwartet hatte, aber zumindest bei Serenety Akaji hatte durchaus die Möglichkeit bestanden, dass sie ihm etwas nachtrug. Falls das der Fall war, verbarg sie es gut; Aaronson hoffte aber, dass sie dem Vorfall von damals - ebenso wie er - heutzutage keine allzu große Bedeutung mehr beimaß. Zeit war vergangen, die Planeten und Sonnen hatten sich weitergedreht und die Menschen mit ihnen. Und auch wenn es Meinungsunterschiede gab, ganz beträchtliche sogar was ihn und Akaji anging, so standen sie als Offiziere der imperialen Flotte doch grundsätzlich auf derselben Seite.

Toji Murata ergriff zuerst das Wort für eine Erwiderung. Er äußerte seine Freude über das Wiedersehen, doch sicherlich entsprang diese der Höflichkeit, nicht einer tiefempfundenen emotionalen Regung. Das war dem Commander nur recht. Der Commodore bot ihm an, sich zu ihnen zu setzen, und erfüllte damit Aaronsons Hoffnung, dass er sich irgendwie in ihr Gespräch mit einschalten und ihnen vielleicht die eine oder andere nützliche Information entlocken konnte. Murata bekleidete einen ausreichend hohen Rang, um hoffentlich darüber Bescheid zu wissen, was die Admiralität für Fresia und damit auch für die Veracity plante.

»Vielen Dank, Sir! Ma'am!« sagte der Mygeetaner und rückte sich sofort den freien Stuhl zurecht. Während er sich setzte, grüßte auch Captain Akaji ihn. Sie betonte, dass sie sich an ihn, Mengsk und das Gespräch mit den beiden erinnerte, doch schien es nicht so, als wäre dessen Verlauf heute noch von großer Bedeutung für sie. Falls seine Anwesenheit ihr unangenehm war, behielt sie das für sich, und ändern konnte sie sowieso nicht viel an der Einladung, die Commodore Murata ihm ausgesprochen hatte. Dieser fragte ihn nun nach seinem Schiff und stellte dabei unter Beweis, dass er sich tatsächlich an das Treffen erinnerte, wenn auch nur bruchstückhaft. Seine Erinnerung an Aaronsons damaliges Kommando verdiente eindeutig das Prädikat ›Halbwissen‹. Vielleicht wäre es klug und diplomatisch gewesen, den höherrangigen Offizier nicht auf seinen Fehler hinzuweisen, aber Gordon hatte sein erstes Schiff geliebt und aus unerfindlichen Gründen war es ihm wichtig, die Sache richtigzustellen.

»Beinahe richtig, Sir: CRK Silver Bullet«, sagte er. »Ich habe leider schon seit einer ganzen Weile nichts von ihr gehört. Sie steht nicht mehr unter meinem Kommando: Ich befehlige jetzt den Pursuit-Kreuzer Veracity. Wir sind vor kurzem im Fre'ji-System eingetroffen. Es freut mich, wieder von Fondor zurück und an der yevethanischen Front zu sein.«

Im Gegensatz zu den beiden höherrangigen Kommandanten, die er mit seinem plötzlichen Auftauchen überrascht hatte, hatte er die Gelegenheit gehabt, vor dem Gespräch seine Gedanken zu ordnen. Er hatte sich (hoffentlich korrekt) daran erinnert, in welchen Positionen sie damals gewesen waren. Dementsprechend war er nun in der günstigen Lage, eine ähnliche Gegenfrage zu stellen:

»Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie damals die Pandora kommandiert, Sir. Ist sie noch immer Ihr Flaggschiff?«

Und an Akaji gewandt meinte er:

»Sie waren doch damals Captain Muratas Erster Offizier. Ich nehme an, als Captain führen Sie mittlerweile ein eigenes Kommando.«

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Der älter Commander schien sie mit seinen Blicken zu prüfen, vielleicht in der Hoffnung irgendetwas lesen zu können um letztlich irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen zu können. So empfand Serenety es jedenfalls und hätte sich wohl sehr getäuscht, wär es anders gewesen. Sein prüfender Blick macht ihr jedoch nichts aus, ganz im Gegenteil. Sie war es gewohnt mit solchen Blicken bedacht zu werden, nicht zuletzt durch ihre Erziehung die für viele eindeutig zu männlich ausgefallen war. Serenety gehörte zu den Personen, die offene ihre Meinung äußerten – auch dann, wenn ihr klar war, dass andere damit nicht umgehen konnten. Eine Charaktereigenschaft, die immer wieder zu Problemen führen konnte, mit der sie dennoch am besten fuhr. Ehrlichkeit war etwas, mit dem viele nicht so gut konnten. Doch ließ sie sich nicht beirren. Sie hatte gegen Aaronson nichts, auch wenn sie nicht seine Ansichten teilte. Dies war nicht weiter schlimm, jedenfalls für sie nicht. Wie er darüber dachte konnte sie nicht sagen. Was sie konnte waren Vermutungen anzustellen und diese konnten in alle erdenklichen Richtungen gehen. Da er jedoch äußerlich sich nichts anmerken ließ und sie auch so nichts Negatives fühlen konnte – war nicht davon auszugehen, dass er ihr feindlich gesinnt oder nachtragend war. Etwas, was er durchaus sein könnte, da ihr damaliges Gespräch deutlich gemacht hatte, dass sie bei ihm Respekt als Mangel gesehen hatte. In seinem Fall hatte er ihr dies damals wohl ebenfalls vorgeworfen.

Wer hörte sich schon gerne seine Fehler an und dann noch von jemandem der bedeutend jünger war. Doch diesen Punkt hatte sie schon lange begraben. Ihre Sicht auf die Dinge unterschieden sich nun einmal von dem ein oder anderen – was auch in Ordnung war. Nicht jeder musste gleich denken oder auch nur ansatzweise in die gleiche Richtung. Sie alle waren Frei in ihrem Denken und dies war auch gut so. Aaronson schien jedenfalls glücklich darüber bei ihnen Platz nehmen zu können. Sie hätte fast darauf getippt, dass dies sein Ansinnen war. Zum einen kannten sie sich, zum anderen und dies war wahrscheinlich wichtiger, wollte er Informationen. An seiner Stelle hätte sie wohl nicht anders gehandelt und vielleicht ergaben sich ja interessante Gespräche.

Aaronson bedankte sich, dann setzte er sich zu ihnen an den Tisch und ging auf Tojis Worte ein. Innerlich musste sie schmunzeln, als er Murata korrigierte. In der Tat, bei seinem Schiff handelte es sich um die ‚Silver Bullet‘. Kein Wunder das sie nichts damit hatte anfangen können. Aaronson befehligte dieses Schiff allerdings nicht mehr. Derzeit besaß er also das Kommando über den Pursuit-Kreuzer ‚Veracity‘. Interessant, er war zuvor also bei Fondor gewesen.

„Sie waren also auf Fondor?“, hakte Serenety nach und sah ihn interessiert an. „Vielleicht können sie das ein oder andere von dort berichten“, bat sie ihn.

Diesmal stahl sich ein Lächeln über ihre Lippen und sie nickte. Aaronson hatte Recht. Sie war damals der erste Offizier von Toji gewesen. Eine Zeit, an die sie sich sehr gut erinnern konnte. Es gab Momente in denen sie darüber nachdachte, besonders seit sie ein eigenes Kommando führte und… und seit Tojis tragischem Unfall.

„Ihre Informationen sind korrekt, Commander. Damals war ich noch der erste Offizier von Captain Murata. Ich führe in der Tat seit geraumer Zeit ein eigenes Kommando. Derzeit befehlige ich den ‚ESD Darksword‘.

Sie griff nach ihrem Weinglas, nippte daran und hoffte, dass Gordon ein wenig erzählen würde. Ihr Blick glitt kurz durch den Saal, wobei ihre Augen kurz jene ihres ersten Offiziers kreuzten. Dieser stand an der Bar, ein Getränk in der Hand und schien ihre kleine Gruppe zu beobachten. Im Gesicht des Chiss war nichts zu lesen, so wie es seiner Rasse entsprach und dennoch glomm etwas in seinen Augen, was sie nicht ganz zu deuten wusste. Handelte es sich dabei um Interesse? Wachsamkeit konnte sie jedenfalls spüren und auch so etwas wie Vorsicht. Ashoc’on’nerod nippte an seinem Getränk, stellte sein Glas dann ab und warf ihr einen weiteren kurzen, sehr unauffälligen Blick zu. Sie wurde das Gefühl nicht los, als ob er ihr etwas sagen wollte. Was genau war jedoch nicht klar. Vermutungen in diese Richtung waren alles was sie anstellen konnte. Dennoch versuchte sie Gedanklich heraus zu finden was es sein könnte.

Die Herren an ihrem Tisch schienen kurz über ihre eigenen Worte nachdenken zu wollen, ehe sie diese aussprachen und Serenety wandte eine Atemtechnik an um sich zu entspannen. Seit dem Anschlag auf ihr Leben verhielt sich ihr XO ihr gegenüber anders. Wachsame Blicke, so wie nun auch. Sah er im Commander vielleicht eine Gefahr!? Merkwürdig das ihr dieser Gedanke jetzt kam. Sie glaubte nicht, dass der Commander eine Gefahr darstellte, dies hätte sie wahrscheinlich gespürt. Con jedoch schien ein Auge auf sie haben zu wollen. Ihr waren die Veränderungen auf ihrem Schiff durchaus aufgefallen. In ihren Anfängen auf der ‚Darkmoon‘ hatte es zwischen ihr und ihrem ersten Offizier Probleme gegeben. Diese schienen jedoch verschwunden zu sein. Seit ihrer Tätigkeit im Chiss Raum, dem Anschlag auf ihr Leben und der letzten Mission hier, hatte sich vieles verändert. Natürlich zum positiven, denn die Arbeit mit ihrer Mannschaft war weit entspannter und besaß beinahe etwas Familiäres.

Serenety nippte erneut an ihrem Wein, die Blicke in ihrem Rücken spürend. Sie wusste, dass er sie die ganze Zeit über beobachtete hatte, doch seit der Commander sich zu ihnen gesetzt hatte schien sich dies verstärkt zu haben. Sie hörte wie er sich unterhielt und fühlte gleichzeitig wie er alles im Auge behielt. Fast schon unbewusst bestellte sie sich etwas zu trinken, da ihr Wein sich geleert hatte. Ihr Prüfender Blick glitt zum Commander, der seelenruhig bei ihnen am Tisch saß und von dem ihrer Ansicht nach keine Gefahr ausging. War es dies oder war es der Commander selbst, der ihren XO störte!? Sie konnte nicht sagen ob die beiden sich kannten. Vielleicht auch nur flüchtig, vielleicht gar nicht. Aber Con schien scheinbar ein Problem mit ihm zu haben. Von welcher Natur her dies war wusste sie nicht zu sagen. Vielleicht ließ sich dies jedoch herausfinden. Zuerst einmal würde sie abwarten. Alles andere würde sich vielleicht auch so lösen lassen.

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[Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex | Officer's Club | Hauptsaal] Gordon Aaronson, Toji Murata, Serenety Akaji

Captain Akaji bestätigte Gordons Vermutung, dass sie mittlerweile ein eigenes Schiff kommandierte. Auch wenn es ihm eigentlich egal sein konnte, nahm er mit einer gewissen inneren Freude zur Kenntnis, dass es sich dabei nicht um einen kapitalen Sternzerstörer handelte: Er hatte schon zu oft sehen müssen, wie jüngere, in manchen Fällen sogar noch weibliche oder nichtmenschliche Offiziere seinen Lebenstraum wahr machten, während er dem Ziel, irgendwann auf der Brücke eines ISD zu stehen, heutzutage noch genauso fern war wie vor zwanzig Jahren. Doch obwohl sie den Rang eines Captains bekleidete, hatte man ihr noch kein Schlachtschiff anvertraut. Das war nicht ungewöhnlich: Viele Kapitäne dienten auf Kreuzern; auch er hatte in seiner kurzen Zeit als Captain weiterhin einen Dreadnaught kommandiert. In ihrem Fall war es ein Enforcer: Ein sehr modernes, schnelles Schiff. An den Namen Darksword erinnerte er sich nicht, aber andere Schiffe dieser Klasse waren ihm bekannt. Er nahm an, dass sie sich gegen die ebenfalls sehr schnellen und wendigen Schubschiffe der Yevethaner gut schlugen, weil sie von diesen nicht so leicht ausmanövriert wurden wie schwerfällige Schlachtschiffe oder ältere und langsamere Kreuzer. Als er damals mit der Volcanic in Kämpfe gegen die Aufständischen geraten war, hatte sich der Geschwindigkeitsnachteil als echtes Problem erwiesen. Allerdings nur als eines von vielen, denn das Schiff war eigentlich mitten in einer umfangreichen Umbaumaßnahme, es war nur teilweise zusammengesetzt und völlig unzureichend bemannt gewesen. Erstaunlich, wie lange das schon wieder her war und wieviel er seitdem erlebt hatte. Und noch immer suchten die Yevethaner diesen Teil des Weltraums heim, breiteten sich sogar weiter aus, wie eine Krankheit oder wie Ungeziefer - Bezeichnungen, die sie ironischerweise für andere Wesen benutzten, sogar für Menschen. Aaronson konnte nur hoffen, dass es dem Imperium bald gelingen würde, sich dieses Problems endgültig zu entledigen. Und er hoffte auch, dass er daran beteiligt sein würde.

»Vice Admiral Sent war beim Stapellauf der Allegiance zu Gast, und die Veracity war Teil seiner Eskorte«, berichtete Gordon, als Serenety Akaji ihn nach Fondor fragte. »Ich hatte auch die Gelegenheit, bei den Feierlichkeiten dabei zu sein und mir das Schiff von außen und innen anzusehen. Wirklich beeindruckend: Sehr modern, offenbar hervorragend durchdacht. Definitiv ein neues Schmuckstück der Flotte, und es schließt die Lücke zwischen der Imperial-II- und der Executor-Klasse. Der Festakt war natürlich nicht mit dem zu vergleichen, bei dem wir uns seinerzeit begegnet sind, schon deshalb weil der Anlass so viel glücklicher war. Ah, und sogar republikanisches Militär und eine Senatorin waren eingeladen, um sich das Prachtstück anzusehen. Nach mehreren Kampfeinsätzen war der Abstecher nach Fondor jedenfalls eher so etwas wie ein kurzer Urlaub. Und ich durfte bei der Gelegenheit auch eine Auszeichnung entgegennehmen.«

Vielleicht war es unbescheiden, das zu betonen, aber erstens war er gefragt worden, zweitens war der Orden, den er bekommen hatte, zweifellos etwas, auf das er stolz sein durfte - und um das auch zu zeigen, gab es die Dinger ja.

»Ich bin aber froh darüber, dass die Reise nach Fondor nur eine kurze Episode war und ich wieder hierher zurück geschickt wurde. Ich hoffe darauf, dass man mir die Gelegenheit gibt, den Yevethanern noch einmal gegenüberzutreten. Ich war dabei, als der Aufstand auf N'Zoth losging - einer der ersten, die sich mit ihnen auseinandersetzen mussten. Die jüngeren Schlachten haben aber andere geschlagen. Können Sie mir etwas darüber sagen, wie die Dinge auf Fresia gerade stehen? Ich habe noch nicht viel über die Vorgänge hier erfahren - nur dass es ein hart erkämpfter Sieg war. Und dass die Subjugator sich wieder gezeigt hat.« Diesen Namen sprach er nur mit leiser Stimme aus und blickte dabei verstohlen nach links und rechts. Er hatte die legendäre Superwaffe selbst gesehen - erst im Dock über N'Zoth, später im Einsatz bei Galantos, wo sie die imperiale Verteidigungslinie durchbrochen und das Schicksal des Planeten besiegelt hatte. Dennoch konnte er sich noch immer nicht ganz daran gewöhnen, dass dieses vermeintliche Hirngespinst aus alten Raumfahrerlegenden Wirklichkeit geworden war. »Waren Sie dabei? Haben Sie sie gesehen?« fragte er. »Und, sofern ich das fragen kann, ohne Sie zu einem Verstoß gegen Geheimhaltungsvorschriften anzustiften: Wie konnte sie besiegt werden?«

[Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex | Officer's Club | Hauptsaal] Gordon Aaronson, Toji Murata, Serenety Akaji
 
[Fre'ji-System / Fresia / Coromon-Inseln / Imperialer Komplex - Zentrum / Wohnbereich / Officer's Club] Raye Ellis, am Nebentisch: Toji Murata, Serenety Akaji

Wenn sie nur mehr Zeit gehabt hätte, mehrere Positionen hätte einnehmen können und somit ein komplettes Holographisches Abbild des Schiffes vorliegen würde, dann wäre nicht so viel Spekulation nötig. Zumal sich mit den genaueren Maßen auch ermessen ließ, wie viel Platz die Werft benötigte die einen solchen Giganten gebar. N'zoth kam nicht in Frage, dass wäre der Aufklärung nicht durch die Lappen gegangen, zumal die Werften über dem Heimatplaneten der Yevethaner auch ein gewisses Alter hatten und für eine Produktion in dieser Geschwindigkeit beiweitem nicht ausgelegt waren. Wenn die zeitliche Vorgabe einer solchen Menge an Schlachtschiffen in einer Werft erfüllt werden sollte, dann mussten die Schiffe fast zeitgleich übers Band gelaufen seien, wahrscheinlich ein kleines Vermächtnis das ihnen der tote Kal Fraan hinterlassen hatte. Jetzt wo der Mythos Subjugator endlich gebrochen war, schickten die Nichtmenschen gleich einen weiteren Giganten ins rennen und verblüfften die SM erneut mit ihrer tödlichen Effizienz und Fixierung auf einen Sieg. Die yevethanische Gesellschaft bildete eine wahre Kriegsmaschinerie es schien scheinbar jeder dritte dieses Volkes im Krieg also Soldat zu dienen, wahrscheinlich keine zutreffende Schätzung dennoch wirkte es so. Auf jeden Fall lag die Quote weit über der des Imperiums zu seiner besten Zeiten.

Die beiden Offiziere am Nebentisch unterhielten sich derweil über essen... ein schönes Steak... bevor sie das Thema auf die Karriere des Mannes verlagerten der mit dem Rücken zu Raye saß und dessen Rang eines Commodore sich nur aus der Ansprache der vor ihm sitzenden Brünetten Captain ergab. Eigentlich war es unhöflich und für die Blonde absolut unüblich zu lauschen, der selbst im Officer's Club undgewöhnliche persönliche Ton zwischen zwei nicht gleichrangigen Offizieren unterschiedlichen Geschlechts hatte jedoch in diesen Zeiten und nach all den Strapazen etwas surreales und gleichzeitig beruhigend normales das sich die Gedanken der Analystin von ihrem ewigen Themenkomplex Koornacht entfernten und sie mit Blick auf ihr Getränk einfach dem Nachbartisch lauschte. Die Lautstärke erschwerrte das ganze zwar etwas, im Endefekt war es aber auch egal was genau das Thema der beiden war, es war das Gespräch und die Art und Weise dessen die Raye daran festhalten ließen. Anstatt eine bedeutungsschwere Antwort über seine Träume zu geben, warf der Commodore lediglich nur einen kleinen Blick vorraus, der nächste Kampfeinsatz, nichtmal eine eventuelle Abberufung in den Stabsdienst nahm er auf und ließ die Frage seiner Begleiterin damit ja fast schon irgendwie im Sande verlaufen... naja eigentlich nicht wirklich, vielleicht hatte Raye auch einfach mehr erwartet, so wie in einem Film, war diese ganze Situation doch fast schon damit zu vergleichen... was wollte sie eigentlich? Zählte man ihre Studienzeit dazu dann war sie mittlerweile zehn Jahre im Innendienst des Militärs tätig, hatte Verhöre mit Deserteuren geführt, oft genug wegen kleinerer Vergehen innerhalb der Streitkräfte ermittelt und einen Haufen Kurse auf Yaga Minor gegeben. Sie hatte Spaß an ihrem Job, der sie über die Jahre immer wieder mit neuen, manchmal bizarren Ausgangssituationen konfrontiert hatte... im Endeffekt war das jedoch kein Leben das sie auf ewig führen wollte. Das Angebot vom Geheimdienst auf eine Vollzeitstelle als Agentin und damit die ehrenhafte Entlassung aus dem Militär würden da keine große Veränderung im Arbeitsalltag bringen, vielleicht war es nach zehn Jahren jedoch mal an der Zeit den Blickwinkel zu einem zivilen zu verändern, irgendwann vielleicht auch mal ein normales Leben mit einer eigenen kleinen Familie zu führen, etwas was ihr den imperialen Standards ja verwehrt worden war. Gut soweit man einen Job beim Geheimdienst als normal beschreiben konnte.

Abgedriftet von ihrer eigentlichen Tätigkeit registrierte sie erst als der Commodore wieder den Faden aufgenommen hatte, das ein weiterer Mann an den Tisch getreten hatte. Raye blickte von ihrem Glas auf um wenigstens einen kurzen Blick auf den Neuankömmling zu erhaschen der diese private Atmosphäre scheinbar wieder zu einer beruflichen hatte erkalten lassen. Der Commander war alt, zumindest für den Rang den er bekleidete. Meistens waren solche Offiziere nicht mehr in kommandierenden Instanzen tätig sondern schon lange in den Innendienst versetzt um den vielversprechenderen Individuen Platz zu machen. Im Falle des 'In Fidem' tragenden Mannes in den Fünfzigern schien das jedoch nicht zuzutreffen und der Reaktion der beiden Sitzenden waren die drei zumindest keine Unbekannten, wobei es nicht unbedingt wie ein freundschaftliches Interesse sondern eher wie rein berufliches Interesse wirkte was nun an Gesprächsstoff folgen sollte. Zwar hatte Raye es versäumt die Namen ihrer "Zielpersonen" aufzuschnappen, der Alte Commander wurde von der Captain jedoch als Gordon Aaronson begrüßt. Am Ball bleiben, wäre vielleicht sinnvoller gewesen, zwar standen jetzt nur noch zwei Fragezeichen auf ihrer Liste und nicht drei aber wäre sie aufmerksamer gewesen, wäre wahrscheinlich keines übrig geblieben. Während Aaronson sich also setzte und die Konversation mit dem Commodore aufrecht erhielt lieferte er gleich zwei weitere Informationen für das Kartenhaus der Analystin. Sein vormaliges Kommando bildete eine CR-90 mit der Kennung Silver Bullt wohingegen er nun auf einer fast schon ausgedienten Schiffsklasse, einem Pursuit-Kreuzer, der Veracity, sein Amt ausführte. Da war also die Erklärung wieso man den Alten nicht nach Innen versetzt hatte, diese Schiffe spielten kaum noch eine Große Rolle in der Imperialen Flotte, waren aber noch soweit zu gebrauchen das die Besetzung dieser Posten noch keine vollkommene Verschwendung darstellte. Bei der Erwähnung der Pandora und dem Status von Commodore und Captain als vormaliges Dienstpaar, Captain und XO, musste Raye ihre Berufskrankheit unterdrücken. Was sie jedoch noch einmal mehr aufhorchen ließ war die Erwähnung von Fondor. Der Mann hatte also das Schiff welches sie bisher nur aus Datensammlungen kannte bereits bestaunen dürfen. Als neuste Entwicklung von KDY stellt die Allegiance-Klasse das erste Schiff der Flotte dar das sich mit Fug und Recht als Schlachtschiff bezeichnen ließ, immerhin besaß es keine Jäger, von den Bodentruppen hatten sich die Designer allerdings nicht trennen können. Gedacht als Kommandostation inmitten eines Verbandes war ein eigener Jägerschirm auch nicht unbedingt notwendig. Zwar wusste Raye das die Allegiance sich ebenfalls hier auf Fresia befand, nicht aber in welcher Position, hatte sie sie während des Landeanflugs nicht ausmachen können. Sobald weitere Schiffe dieser Klasse die Reihen füllten, würde man die ISDs wieder etwas mehr in kleineren Rollen einsetzen und die großen Kommandos an die neuen Giganten verteilen können. Ach und Aaronson hatte den Namen des Commodores genannt... Murata... irgendwas klingelte bei dem Namen, doch anstatt erneut in ihre Gedakenwelt abzugleiten lauschte Raye den nun folgenden Ausführungen des Commanders über die Feierlichkeiten anlässlich des Stapellaufs.

Wirklich etwas Interessantes war für die Senior Midshipman zunächst nicht dabei, erst als der Tisch die Lautstärke erneut ein wenig runterschraubte und versuchte die Konversation innen zu halten war Raye wirklich ganz Ohr. Es ging um die Subjugator und den Mythos der sie auf eine faszinierende Art und Weise umrankte. Ja sie war hier gewesen und ja sie hatte sich zurückgezogen... es erforderte eine unglaubliche Konzentration um sich aus den Fetzen zusammen zu reimen was genau der Commander von sich gab und noch ehe sich Raye versah hatte sie selber zu einer Antwort angesetzt, schlussendlich mitgerissen von der Konversation am Nebentisch.

"Garnicht, sie wurde vertrieben nicht besiegt...", geschockt über sich selbst und im Versuch die ruhige Fassade aufrecht zu erhalten, musste sie sich hart zusammen nehmen damit sie sich nicht unvermittelt die Hand vor den Mund packte. Ein solcher Fauxpas sollte wenn es mal ernst wurde eher nicht passieren und auch wenn man es vielleicht nicht unbedingt sah war ihr das ganze unglaublich peinlich. Offiziere waren sowieso eine Sache für sich, Kommandierende insbesondere und normalerweise geziemten sich bestimmte Dinge nicht... einfach in Gespräch zu platzen beispielsweise. Einzig und allein während eines laufenden Verfahrens galten bestimmten Gepflogenheiten nicht, eine solche Situation herrschte hier jedoch nicht vor.

"Verzeihung, es war weder meine Absicht sie zu belauschen noch in ihre Konversation hinein zu grätschen. Sirs, Ma'am ich bitte vielmals um Entschuldigung..."

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Während der ergraute Commander das Angebot dankend annahm, sich zu ihnen zu setzen, und sich sogleich auf einen der freien Stühle niederließ, nahm Toji ihn in diesem Augenblick etwas genauer in Augenschein. Obwohl das Heldengedenken, das auf Rendili zu Ehren der bei Corellia gefallenen Soldaten, mittlerweile mehr als ein gesamtes Standardjahr her war und sich in seinem Fall wohl viel mehr wie das Erlebnis aus einem anderen Leben anfühlte, kamen langsam die Erinnerungen an das letzte Treffen mit dem rangniederen Offizieren in sein Bewusstsein zurück. Sogar Mengsk bärtiges Gesicht sah er vor seinem geistigen Auge kurz aufblitzen. 'So viel ist seitdem passiert...', dachte der kriegsversehrte Commenorer, griff nach seinem neuen Glas Whiskey und nippte daran.

Gordon Aaronson, der – ähnlich wie Serenety – einen eher nördlichen Dialekt besaß, korrigierte den Commodore im höflichen Tonfall:
Beinahe richtig, Sir: CRK 'Silver Bullet'. Ich habe leider schon seit einer ganzen Weile nichts von ihr gehört. Sie steht nicht mehr unter meinem Kommando: Ich befehlige jetzt den Pursuit-Kreuzer 'Veracity'. Wir sind vor kurzem im Fre'ji-System eingetroffen. Es freut mich, wieder von Fondor zurück und an der yevethanischen Front zu sein.

Damals hatte er also nicht das Kommando über eine corellianische CR-Neunzig-Korvette, sondern über ein DP-Zwanzig Kanonenboot inne gehabt. 'Knapp daneben', kommentierte Toji in Gedanken seinen Schuss ins Blaue und nahm diese kleine Verfehlung sportlich. Irgendwelchen Gram verspürte er nicht. Schon allein der Umstand, dass sie damals bei Corellia nur in der selben Flottille gekämpft hatten, relativierte seiner Meinung nach viel. Über den eigenen Fehler hätte er sich wahrscheinlich bloß dann geärgert, wenn Aaronson in jener Schlacht als Teil der Elften Kampfgruppe unter seinem Kommando gestanden hätte. Kurz wanderte der Blick des kriegsinvaliden Commodore zu Serenety und kehrte dann rasch zu dem deutlich älteren Commander zurück. Im Gegensatz zu vielen anderen Offizieren, die allein in den letzten zwei Tagen nach Fresia gekommen waren, machte dieser auf ihn nicht den Eindruck, dass er die Begegnung mit den Yevethanern fürchten würde.

Der Commander, der sich in Gegenwart der beiden ranghöheren Offiziere ganz souverän, ergriff ein weiteres Mal das Wort, indem er Toji direkt ansprach:
Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie damals die 'Pandora' kommandiert, Sir. Ist sie noch immer Ihr Flaggschiff?

„Sie erinnern sich in der Tat richtig, Commander“, antwortete der Commodore. Dabei war ein ganz leichtes Krächzen in der Stimme zu hören. Schnell nippte er an dem Whiskey, um die Stimmbänder ein wenig zu „ölen“. „Jedoch untersteht mir die 'Pandora' mittlerweile nicht mehr. Die Admiralität übertrug mir zuletzt das Kommando über den Imperial-Sternzerstörer 'Abyss' und schickte mich für mehrere Monate zu den Chiss.“ Mit seiner gesunden Gesichtshälfte deutete er kurz ein Schmunzeln an. „Doch da draußen – in den Unbekannten Regionen – braucht man diese Feuerkraft anscheinend nicht so sehr wie hier nahe dem Koornacht-Sternenhaufen.“

Nun schaltete sich Serenety ein. Bedacht – und ohne dabei allzu viel Stolz in die Stimme zu legen – sprach sie über ihr neues Kommando. Obgleich die Jagdkreuzer der Enforcer-Klasse erst kurz nach der Niederlage im Corellia-System in Massenproduktion gingen und folglich beim Heldengedenken noch als große Neuheit galten, traf man sie inzwischen beinah überall an. Sowohl bei den Gefechts- als auch die Verteidigungsflotten war diese Schiffsklasse zunehmend vertreten. Demnach brauchte jemand, der sich in diesem Metier auskannte, nicht mehr allerhand viele Zusatzinformationen, wenn das Gespräch auf Kriegsschiffe wie die Darksword fiel. Beiläufig schwenkte der Commodore das bauchige Glas in seiner gesunden Hand. Leise klirrten die darin befindlichen Eiswürfel, derweil die bernsteinfarbene, alkoholische Flüssigkeit zeitgleich kleine Wellen schlug.

Auf Serenetys Nachfrage antwortete Aaronson mit feierlichem Unterton:
„Vice Admiral Sent war beim Stapellauf der 'Allegiance' zu Gast, und die 'Veracity' war Teil seiner Eskorte. Ich hatte auch die Gelegenheit, bei den Feierlichkeiten dabei zu sein und mir das Schiff von außen und innen anzusehen. Wirklich beeindruckend: Sehr modern, offenbar hervorragend durchdacht. Definitiv ein neues Schmuckstück der Flotte, und es schließt die Lücke zwischen der Imperial-II- und der Executor-Klasse. Der Festakt war natürlich nicht mit dem zu vergleichen, bei dem wir uns seinerzeit begegnet sind, schon deshalb weil der Anlass so viel glücklicher war. Ah, und sogar republikanisches Militär und eine Senatorin waren eingeladen, um sich das Prachtstück anzusehen. Nach mehreren Kampfeinsätzen war der Abstecher nach Fondor jedenfalls eher so etwas wie ein kurzer Urlaub. Und ich durfte bei der Gelegenheit auch eine Auszeichnung entgegennehmen.

„Dann möchte ich Ihnen zu diesem Orden natürlich in angemessener Weise gratulieren“, sagte Toji und reichte ihm die linke, gesunde Hand für einen Handschlag. „Weil sich Fresia momentan noch in der glücklichen Situation befindet, dass die Yevethaner nur schwer irgendwelche Versorgungslinien abschneiden kann, haben wir zur Zeit noch den Luxus, dass wir aus einer breit aufgestellten Karte uns unsere Getränke aussuchen können. Der erste Drink geht heute zwar auf die Neunte, aber den zweiten übernehme ich mit Freuden für Sie, Aaronson. Bedienen Sie sich...“

Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher war, dass das Imperiale Prisengericht tatsächlich die geenterte Nezavisimost ankaufen würde – und er somit ein ganzes Achtel der Prise bekäme –, war Toji in diesem Augenblick ein wenig generös. Indem er dem Commander ein Lächeln schenkte und auffordernd mit dem Kopf nickte, versuchte er den rangniederen Offizier zu ermutigen. Schließlich gab es aus imperialer Sicht momentan nicht besonders viele Anlässe zum Feiern. Demnach musste man als Militärangehöriger in diesem Punkt sehr flexibel sein – und hier in Fresias „Officer's Club“ schien man dieses Kredo offensichtlich ohne jegliche Widerworte verinnerlicht zu haben. Denn aus dem Augenwinkel konnte Toji beobachten wie die nächsten Pärchen sich auf die Tanzfläche trauten, um sich ein kleines Bisschen zur fetzigen Musik zu bewegen. Gleichzeitig ließ eine andere Gruppe, bloß ein paar Tische weiter, einen Kameraden lautstark – und mit viel Gegröle – hochleben.

„Vom Stapellauf dieser neuen Schiffsklasse habe ich schon gehört“, griff Toji das Gespräch wieder auf und erinnerte sich an den kurzen Aufenthalt vor wenigen Tagen im Bilbringi-System. „Wären Sie, Commander, so freundlich ein paar technische Details zu benennen. Denn die 'Allegiance' oder ein mögliches Schwesterschiff hat sich – soweit ich jedenfalls informiert bin – bis dato noch nicht hierher verirrt. Im Kampf gegen die vermaledeiten Yevethaner könnte ein Schiff, das etwas kleiner als die berüchtigte Exectuor-Klasse ist, mit Sicherheit hilfreich sein.“

Plötzlich blitzten zusammenhangslose Bilder der Subjugator vor seinem geistigen Auge auf. Es handelte sich dabei jedoch nicht nur um Erinnerungsfetzen von der gerade erst erlebten Schlacht um Fresia, sondern auch ein paar Impressionen vom streng geheimen Shinbone-Einsatz hatten sich hier und da mit untergemischt. Eine leichte Blässe war in diesem Moment – bloß für wenige Sekunden – in seinem Gesicht zu sehen. Gleichzeitig stellten sich unter seiner pechschwarzen Galauniform die feinen Härchen zur Gänsehaut auf. Irgendwie schien sich das übergroße Kommandoschiff mehr und mehr zu seiner persönlichen Nemesis zu entwickeln. Um seine derzeitigen Gefühle zu kaschieren, nippte er an seinem bernsteinfarbenen Whiskey. Der Alkohol betäubte ihn ein bisschen und ließ ihn wieder ein kleines Bisschen ruhiger werden. Sein Blick fiel wieder auf Gordon Aaronson.

Der Commander sinnierte zu Beginn ein wenig:
„Ich bin aber froh darüber, dass die Reise nach Fondor nur eine kurze Episode war und ich wieder hierher zurück geschickt wurde. Ich hoffe darauf, dass man mir die Gelegenheit gibt, den Yevethanern noch einmal gegenüberzutreten. Ich war dabei, als der Aufstand auf N'Zoth losging - einer der ersten, die sich mit ihnen auseinandersetzen mussten. Die jüngeren Schlachten haben aber andere geschlagen. Können Sie mir etwas darüber sagen, wie die Dinge auf Fresia gerade stehen? Ich habe noch nicht viel über die Vorgänge hier erfahren – nur dass es ein hart erkämpfter Sieg war. Und dass die 'Subjugator' sich wieder gezeigt hat.“ Er hielt kurz inne und fragte dann interessiert: „Waren Sie dabei? Haben Sie sie gesehen? … Und, sofern ich das fragen kann, ohne Sie zu einem Verstoß gegen Geheimhaltungsvorschriften anzustiften: Wie konnte sie besiegt werden?“

Er hatte den Ausbruch der yevethanischen Revolte also miterlebt? Mochte Toji dem Commander bis dahin relativ neutral gegenübergestanden haben, so wuchs nun sein Respekt für ihn. Im Gegensatz zu denen, die hier bei Fresia mit Ach und Krach – sowie in letzter Sekunde – den Expansionsdrang der Dushkan Liga abgewürgt hatten, hatten die, die aus dem N'Zoth-System hatten flüchten müssen, keinerlei militärische Fachinformationen über den Feind zur Hand gehabt. Insbesondere die überaus ungewöhnlichen Schubschiffe der hinterlistigen Yevethaner waren anfangs sicherlich genauso eine richtige Herausforderung für sie gewesen wie deren rücksichtsloses Verhalten. Toji, der gerade im Begriff war zu antworten, wurde auf einmal von einer jungen Blondine (Raye Ellis), die bis soeben noch allein am Nachbartisch gesessen hatte, unterbrochen.

Selbstbewusst sagte die Senior Midshipman:
„Garnicht, sie wurde vertrieben nicht besiegt...“ Kurz darauf wurde sie sich offensichtlich ihrer Anmaßung, sich in die Unterhaltung mehrerer, ranghoher Offiziere ungefragt einzumischen bewusst. „Verzeihung, es war weder meine Absicht sie zu belauschen noch in ihre Konversation hinein zu grätschen. Sirs, Ma'am ich bitte vielmals um Entschuldigung...“

„Kein Problem, Senior Midshipman“, sagte Toji sogleich in einem versöhnlich Tonfall, bevor sich Serenety oder Aaronson dazu äußern konnten. Er drehte sich zu der Uniformierten um und fuhr fort: „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie die turbulente Schlacht miterlebt haben? Auf welchem Schiff haben Sie gedient?“ Dann wandte er sich wieder dem Commander zu. „Captain Akaji und ich haben – als Teil der Elften Kampfgruppe – in der zweiten Verteidigungslinie den Yevethanern sowie deren Verbündeten, desertierten Iridorianern, getrotzt. Neben einem Schlachtkreuzer der Bulwark-Klasse ('Mech'), den meine 'Abyss' zerstören konnte, konnten wir im rechten Moment noch einen Träger der Providence-Klasse ('Nezavisimost') unschädlich machen.“ Sein stolzer Blick sprang kurz zu der Bastionerin, die insgeheim seine Verlobte war. „Trotzdem kam uns am Ende zugute, dass ein Sith-Todeskommando Kal Fraan meuchelte und Commodore Fogerty sowie Commodore Crescent überraschend ins System sprangen. Ohne den Interdictor ('Heart of the Order') und den weiteren Imperial ('Ascendancy') hätten die Yevethaner uns aufgerieben … oder wir hätten flüchten müssen.“

[: Fre'ji-System | Fresia | Coromon-Inseln | Imperialer Komplex :||: Zentrum | Wohnbereich | „Officer's Club“ | Hauptsaal :||: Toji Murata, Captain Akaji, Commander Aaronson und Senior Midshipman Ellis; jede Menge anderer Militärangehörige :]
 
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